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leiteten die Tribunale, welche die peinlichen Rechtfälle entschieden.
Die Wahl zu den Stellen geschah durch Abstimmung, nicht durch das
Loos, und mit keinem Amte war ein Gehalt verbunden, sondern Liebe
zur Ehre und zum Vaterland waren die Hebel der Bewerbung.
Müßiggang, Verschwendung, Bestechung und Verführung wurden streng
geahndet. Für den Jugendunterricht wurde sehr gesorgt. Konnte
Jemand seine Kinder nicht in ein Gymnasium schicken, so mußte er sie
ein Handwerk oder den Ackerbau erlernen lasten.
Nachdem die Gesetze nun vollendet waren und man sich eidlich auf
ihre Dauer von 100 Jahren verpflichtet hatte, beschloß Solon, sich auf
zehn Jahre zu entfernen, ließ sich aber die eidliche Versicherung leisten,
daß während seiner Abwesenheit Nichts an seinem Gesetzwerk geändert
werden solle. Nun besuchte er,Aegypten, Creta, Cypern, Milet, wo
er sich mit dem berühmten Weltweisen und Sternkundigen Thales
unterredete, Lydien, wo er dem Krösus nicht verlorne Belehrungen
gab, und mehrere Städte des eigentlichen Griechenlands.
Nach Athen zurückgekehrt, wurde er auf die auszeichnendste Weise
empfangen. Allein der alte Parteihaß war ausgebrochen und die innere
Spaltung wurde durch den ehrgeizigen Pisi.ftratus, Anführer der
Volkspartei, genährt, der sich auf dem wankenden Gerüste ein festes
Gebäude zu errichten strebte. Vornehme Geburt, ansehnliches Ver-
mögen, glänzende Tapferkeit, schöner, männlicher Wuchs, tiefe Redner-
gabe , erhöht dnrch den reizenden Ton seiner Stimme, reiche Kenntnisse,
Alles vereinigte sich, um ihn zum Liebling des Volks zu machen, welches
er auf geschickte Weise zu behandeln wußte. Solon, als genauer
Beobachter seine Absichten durchschauend, schickte sich an, den Übeln
Folgen vorzubeugen und den drohenden Streich abzuwenden; allein
Pisistratus erschien plötzlich, mit Wunden bedeckt, auf dem ersten
öffentlichen Platze, zeigte die blutenden Verletzungen, die er sich selbst
zugefügt hatte, und flehte das Volk tun Schutz gegen seine Gegner an,
die dieses nur deßwegen seyen, weil er den Unterdrückten helfe. Man
vernimmt drohende Rufe, die vornehmsten Bürger schweigen, oder
ergreifen die Flucht, Solons Stimme wird nicht gehört und als man
jenem eine Schaar Bewaffneter bewilligt, besetzt er die Burg, läßt
das getäuschte Volk entwaffnen und bemächtigt sich der höchsten Gewalt.
Solon überlebte die Unterjochung seiner Vaterstadt nicht lange. Man
hatte ihn, die Waffen in der Hand, nach dem Platze eilen sehen, um
das Volk zum Aufstande aufzufordern; doch sein Beispiel und seine
Veden machten keinen Eindruck. Als ihm seine Freunde, erschrocken
über seine Kühnheit, vorstellten, auf was er denn baue, da der Tyrann
11
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
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206
noch einmal besucht hatte, um dort anzubeten, fühlte er eine sichtbare
Abnahmeseiner Kräfte, und nachdem er die ernstesten Todtsbetrachtungen
angestellt und sein Werk seinen Schülern angelegentlich empfohlen hatte,
versank er in einen tiefen Schlummer, aus dem er nicht mehr erwachte.
(9 I. v. Sokrates.)
Noch ist der Baum, obgleich nur noch ein dürrer Stamm, vor-
handen, den einer seiner Schüler vor mehr als 22 Jahrhunderten
auf sein auf einem Hügel bei der Stadt Kiü-fu-kien befindliches
Grab pflanzte.
Sein Buch der großen Vorsehung enthält die Pflichtenlehre, einen
Schatz von praktischer Philosophie, und Alles übertreffend, was uns
(außer Christus) die weisesten Männer aller Zeiten geliefert haben.
24.
Corialan. (490». %.>
In Nom, nun ein Freistaat, regierten zwei Consuln mit dem
Senat, der nur aus Patriciern bestand. Zwischen diesem und dem
Volk im engeren Sinne, den Plebejern, standen die Ritter. Die
Consuln aber mußten jedes Jahr neu gewählt werden. Bald kamen
noch die Prätoren oder Oberrichter, die Censoren oder Sittenrichter,
die Aedilen oder Bauaufseher und die Quästoren oder Steuereinnehmer
hinzu. Vor den Consuln giengen zwölf Liktoren oder Gerichtsdiener
her mit den Fasces oder Nuthenbündeln, in denen ein Beil steckte,
die Gewalt der körperlichen Züchtigung und Todesstrafe andeutend.
Bei außerordentlicher Gefahr wurde ein Dictator ernannt, der ganz
freie Hand hatte.
Brutus, einer der beiden ersten Consuln, bewirkte, daß Collatin
nur wegen seines Namens, er war ein Tarquinier, des Amts entsetzt
wurde und die Stadt verlassen mußte, und an dessen Stelle trat
Valerius mit dem Beinamen Poplicola oder Volksfreund. Von diesem
rührte das Senken der Fasces vor dem Volke her, wie er denn über-
haupt äußerst darauf bedacht war, das Ansehen desselben zu wahren.
Brutus ließ, um die neue Ordnung der Dinge zu besiegeln, seine
TM Hauptwörter (50): [T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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187
An seine Stelle trat Servius Tullius, eines Fürsten Sohn, aus
dem Sabinerlande. Sein Vater war im Kampf mit den Römern
gefallen, seine Mutter aber und er wurden als Gefangene nach Nom
gebracht, wo indessen jene anständig behandelt und der talentvolle Sohn
vortrefflich erzogen wurde. Flammen umgaben einst das Haupt des
schlummernden Knaben, was der zeichendeutenden Tanaquil auf etwas
Hohes hinzuweisen schien, weswegen sie es auch dahin brachte, daß
ihm Tarquinius seine ältere Tochter zur Gemahlin gab. Ihre List
wußte es sodann schon so einzurichten, daß ihm auch die Regierung
übertragen wurde, indem sie eine Zeitlang den Tod ihres Gemahls
verheimlichte, welchen Schritt indessen das Volk nicht zu bereuen hatte.
Das Wohl des Staats auf alle Weise zu fördern, war sein eifrigstes
Bestreben. Er theilte das Volk in fünf Klassen und diese in 195 Cen-
turien; die Aermeren bildeten die sechste Klasse. So hatten diese einen
Schein der Freiheit, obgleich das Uebergewicht bei der reichsten Klasse
war, welche allein 100 Centurien bildete. Die Stadt vergrößerte er
durch die drei Hügel, Viminalis, Esquilinus und Quirinalis, die er
durch Erweiterung des Zwingers zu derselben zog. Er führte auch
den Census oder die Schatzung ein, wornach alles Eigenthum 'und
andere häusliche Verhältnisse angegeben werden mußten, und der alle
fünf Jahre wiederholt wurde. Nach diesem Census bezahlten die
Plebejer ihre Staatöabgabe. Sodann ließ dieser König das erste
Kupfergeld prägen, während man bisher bloß Erzmassen gehabt hatte.
Es befand sich auf der Münze das Bild eines Thiers, woher der
lateinische Name. Dieser vortreffliche Fürst wurde auf Anstiften seiner
eigenen Tochter, einer weiblichen Furie, durch ihren Gemahl Tarqui-
niuö ermordet, nachdem er 44 Jahre lang den Scepter mit Ruhm in
den Händen gehabt hatte. Früher mit dem sanften Bruder des ränke-
vollen Tarquin vermählt, während dieser ihre Schwester zur Frau'
hatte, tödtete sie heimlich diese und ihren Gemahl und vermählte sich
mit jenem. Schon lange her hatte sie ihrem ersten Gatten Vorwürfe
gemacht, daß er kein Mann sey: mit seinem Bruder würde sie glück-
licher seyn und die Ehre des Throns theilen. Jetzt war sie nahe daran,
% Ziel zu erreichen. Sie ließ nun ihrer Leidenschaft freien Lauf;
nicht Bitten, nicht Drohungen wurden gespart, bis ihr neuer Gatte
der schrecklichen Frevelthat die Hand bot. Als einst gerade die
Mehrzahl der Römer mit der Aerndte beschäftigt war, erschien er auf
^em Nachhause, geschmückt mit den königlichen Ehrenzeichen und nahm
den fürstlichen Stuhl ein. Servius eilte, auf die Nachricht davon, der
Curie oder dem Nachhause zu, um den Frechen in die Schranken zu
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn]]
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207
eigenen Söhne hinrichten, weil sie sich mit andern Jünglingen, denen
die jetzige einfachere Lebensweise weniger gefiel, als der Glanz und
das Wohlleben des Hofes, in eine Verschwörung zur Wiedereinsetzung
der vertriebenen Königöfamilie eingelassen hatten. Er fiel in einer
Schlacht gegen Tarquin und die ihm helfenden Etrusker, und zwar
kämpfend mit einem der Königssöhne, der ebenfalls todt dahinsank.
Der Cónsul wurde. von den Römern, nachdem Valerius als Sieger
feierlich in Rom eingezogen war, mit allen ihm gebührenden Ehren
beerdigt. Die Frauen betrauerten ihn ein halbes Jahr lang.
So glücklich nun auch die Römer nach außen waren, so gahrte
es doch im Innern des Staates und der Streit zwischen den Patriciern,
als den Unterdrückern, und den Plebejern, als den Unterdrückten,
führte endlich einen völligen Aufstand herbei, der zur Folge hatte, daß
das Volk bewaffnet die Stadt verließ und sich auf den heiligen Berg
begab, anderthalb Stunden von Rom gelegen, wo gerade die vom
Kampfe gegen die Volsker siegreich zurückkehrenden Truppen sich gelagert
batten. Sie drohten, sich anderswo niederzulassen. Doch die vernünftige
Vorstellung eines geachteten Mannes bewirkte, daß sie sich zu einem
vergleich bereit erklärten. Den Armen wurden ihre Schulden erlassen,
die Leibeigenschaft aufgehoben und dem Volke zwei Tribunen oder
Volksvertreter zugestanden, um seine Rechte zu wahren. Ihr Veto
Och bin dagegen) konnte jeden Beschluß des Senats entkräften.
In der Reihe der geführten Kriege wurden Tibur, das heutige
Tivoli, bekannt durch seine liebliche Gegend, Präneste, ein Lieblings-
aufenthalt der vornehmen Römerwelt in der angenehmeren Jahreszeit,
Antinm und Corioli genommen, diese beide: Städte der Volsker. Von
lener rühren die Schiffsschnäbel her, die auf der Rednerbühne als Sieges-
zeichen aufgesteckt waren, und die letztere gab einem Helden den Namen.
Casus Marcius hatte von seiner Mutter, Valeria, eine vortreffliche
Erziehung genossen. Schon frühe zeigte er ungewöhnliche Anlagen,
auf deren Ausbildung jene besonders wirkte. Während sein hochstre-
bender Geist durch die Beispiele berühmter Männer und ihre Thaten
genährt wurde, ließ man ihn frühe körperliche Uebungen treiben, daß
sein Körper erstarkte. Dabei trieb ihn sein Ehrgeiz zu jener Heftigkeit
und Unbiegsamkeit, die ihm später ein finsteres Benehmen zu eigen
wachte. Schon in der Schlacht am See Regillus hatte er unter Aulns
Posthunüus Lorbeeren verdient, indem er einen Mitbürger mit seinem
Schild deckte, worauf ihm. der Feldherr selbst einen Kranz von Eichen-
Oub aufsetzte. So frühe schon ausgezeichnet, betrat er zum zweitenmal
stl° Feld der Ehre im Kampfe gegen die Volsker. Als die Römer
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Feinde. Diesen kamen zwei Athener entgegen, welche an einem Feste
die Brüder überfielen und den Hipparch niederstießen. Hippias, ent-
ronnen, nahm Rache an den Mördern. Weil er aber, mißtrauisch
gemacht, gegen jeden ihm Verdächtigen hart verfuhr, so wandten sich
Viele der freiheitsliebenden Athener auf die Seite seiner Gegner, der
Alkmäoniden, die mit Hilfe der herbeigerufenen Spartaner den Hippias
swangen, die Stadt zu verlassen. Das Haupt dieser Familie Klisthenes
wurde nun erster Archont. (Herrscher.) Dieser führte den Ostracismus
oder das Scherbengericht ein, in Folge dessen jeder gemeine Mann
jährlich auf einem Täfelchen seine Stimme zur Verbannung dcper geben
konnte, die ihm mißfielen. So waren die Vornehmen und Angesehenen,
sobald der Neid rege war, dem Fall ausgesetzt, durch, öfters erkaufte,
Stimmen ihr Vaterland verlassen zu müssen. Jsagoras, ein Gegner
des Klisthenes, über die Kühnheit desselben entrüstet, rief die Spar-
taner zu Hilfe, deren König, Kleomenes, mit Freuden die Gelegenheit
ergriff, als Schiedsrichter in. Sachen ihrer Nebenbuhlerin aufzutreten.
Klisthenes floh und Kleomenes verbannte 700 Familien, hob den
Senat auf, der aus 500 Männern bestand und setzte einen Andern
^vn 300 Männern ein, lauter Anhänger des Jsagoras. Doch die Fünf-
hundert regten das Volk auf; die Spartaner, in die Burg eingeschlossen
und ohne Lebensmittel, baten um freien Abzug, der ihnen auch
^willigt wurde. Jsagoras räumte weislich die Stadt und Klisthenes
kehrte wieder zurück.
Da nun aber zu fürchten war, die Spartaner möchten den erlittenen
Schimpf rächen, wandten sich die Athener an die Perser; doch das
stolze Benehmen des persischen Satrapen in Sardes, der Unterwürfigkeit
verlangte, erbitterte die Gemüther. Kleomenes indessen hatte bereits
kine zahlreiche Armee gesammelt und die Korinther und Böotier zum
Beitritt bewogen. Allein jene fielen bald wieder ab, weil sie nicht dazu
helfen wollten, Sparta auf ihre Kosten noch mächtiger zu machen, und
dir beiden spartanischen Könige entzweiten sich. Darauf zog ein Theil
des Heeres wieder nach Hause und der andere, zu schwach, etwas
auszurichten, konnte sich nicht halten und mußte bald nachfolgen. So
waren noch die Böotier übrig, welche leicht heimgeschickt wurden.
Doch eine Unvorsichtigkeit zog einen mächtigeren Feind herbei. Die
Monier, von dem gewesenen Statthalter von Milet, Hiftiäus, und dessen
Schwiegersohn Aristagoras angereizt, hatten das Banner des Aufruhrs
Phöben und schnell hatten sich auch andere griechisch-asiatische Völker-
schaften an sie angeschlossen. Nun fehlten noch die europäischen Griechen.
^ ste zu gewinnen, gieng Aristagoras von Stadt zu Stadt. Athen
14 *
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263
34.
Die Fi,l>ier (479), Cminctius Ciircinnatus
(462), Sirrins Dentatus (457) und Furius
Camillus. (396 ». Chr.)
Während nach Coriolan in Nom immer wieder der Kampf zwischen
den Vornehmen oder Patriciern und dem größeren Haufen, den
Plebejern, fortwährte, wurde die Stadt von den benachbarten Vejentern,
Aequern und Volskern bedrängt. Vergebens bemühte sich der Cónsul
Eäso Fabius, die Patricier zu einer Ackervertheilung zu bewegen,
damit das Volk desto bereitwilliger zu einem Zug gegen die Feinde sey.
Da sie aber durchaus nicht nachgaben, und die Feinde doch immer
heftiger andrangen, so faßte eine Familie, das Geschlecht der Fabier,
306 an der Zahl, den großherzigen Entschluß, für sich den Kampf
6egen die Vejentcr zu bestehen. Sie zogen durch das von ihrem
Schicksale so benannte unglückliche Thor mit 3000 Schützlingen aus
^ Stadt, und nachdem sie lange ein Fort (kleine Beste) glücklich
behauptet und mehrere Siege erfochten hatten, wurden sie durch List
h^i dem Flüßchen Cremera in einen Hinterhalt gelockt und Alle bis
ftuf den letzten Mann niedergehauen. Einer von der Familie war in
^orn zurückgeblieben, der den Stamm erhielt, um der Stadt später
^uen Netter zu geben.
Da die Forderung der gleichen Gütervertheilung immer wieder
Neue hervorgesucht wurde, konnte es an unruhigen Bewegungen
fehlen, weßwegen man sich nach einem Manne sehnte, der geschickt
^äre, in solch stürmischer Zeit die Leitung der öffentlichen Angelegen-
eren zu übernehmen. Quinctius Cincinnatus war es, der sich
^zu hergab. Zwar konnte er sich beleidigt fühlen: sein Sohn, ein
Holzer, eigensinniger Patricier, war angeklagt und zu einer hohen
Geldstrafe verurtheilt worden. Der Vater mußte die Summe erlegen,
genöthigt, deßwegen einen großen Theil seiner Besitzthümer zu
^eräußern, zog er sich auf einen Meierhos zurück, wo er sich mit
Endlicher Arbeit beschäftigte. Doch er vergaß die Beleidigung, die
zum Vatcrlande überwog, und vom Pfluge weg nach Rom geholt, -
^ckete er die Angelegenheiten mit ungemeiner Umsicht. Nach einem Jahre
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Extrahierte Personennamen: Cminctius_Ciircinnatus Sirrins_Dentatus Furius
Camillus Quinctius_Cincinnatus
264
kehrte er zu seiner Gattin, die unterdessen das Gut allein besorgt hatte,
zurück, trotz alles Anstrebens, daß er das Consulat noch länger bei-
behalten solle, indem er sich auf das Gesetz berief. Doch bald darauf
gegen die Aequer zum Diktator berufen, besiegte er diese völlig, und
ließ sie zur Schmach unter dem Joche durchgehen. Es waren zwei
Spieße, in die Erde gesteckt, und einer darüber gebunden. Sein Sohn
wurde von der Verbannung zurückberufen; er selbst aber, den Purpur
ablegend und die vorige Lebensweise ergreifend, erreichte ein Alter
von 80 Jahren.
Trotz ihres Eigensinnes mußten die Vornehmen bald darauf doch
den Forderungen der Volkstribunen nachgeben. Es wurden unter die
Plebejer weitere Wohnplätze vertheilt und der Beschluß gefaßt, daß
Abgeordnete in die griechischen Städte Unteritaliens abgeschickt werden
sollten, um die besten Gesetze zu sammeln. Diese wurden auf zwölf
Tafeln niedergeschrieben und öffentlich aufgestellt, damit jeder Bürger
seine Pflichten , aber auch seine Rechte genau kennen lerne, und die
Gesetze nicht durch die Gewalt der Vornehmen eine beliebige Auslegung
erhalten. Die Besorgung dieses -Geschäfts wurde zehn Männern,
Decemvirn, übertragen. Diese, anfangs ihr Amt ruhmwürdig ver-
waltend, wurden bald eigenmächtig und gewaltthätig, und da sie ihre
Herrschaft auch noch das dritte Jahr beibehielten, nachdem bereits ihr
Auftrag erfüllt war, gab sich lauter Unwille kund.
Siecius Dentatus, ein unruhiger Kopf, aber wackerer Krieger,
der 120 Schlachten und Gefechte mitgemacht hatte und 45 Narben
ausweisen konnte, forderte das Volk zum Aufstande auf. Zwar wurde
er auf Befehl der Zehnmänner in einer Felsenschlucht meuchelmörderisch
ermordet, ob er gleich sein Leben theuer verkaufte und sich riesenmäßig
wehrte; allein der schlaue, aber ruchlose Appiuö Claudius gab bald
darauf Anlaß - zur Vermehrung des Hasses gegen die Decemvirn.
Dieser Elende stellte einer ehrsamen Jungfrau, Virginia, nach und
wollte sie gewaltsam entführen lassen. Doch ihr Vater, Virginius, um ■
sie dieser offenbaren Gewaltthat zu entziehen, durchstach sie mit einem
Messer vor den Augen des Lüstlings. Darauf eilte er in'ö Lager und
feuerte die Soldaten zur Empörung an. Man zog nach Rom, es
wurden wieder Tribunen eingesetzt und zwei Consuln gewählt: die
Decemvirn mußten ihr Amt niederlegen.
Die Leiche der Jungfrau wurde mit dem größten Gepränge durch
die Stadt getragen, und von den Jungfrauen mit Blumenkränzen und
selbst mit den Locken von ihren Haaren geschmückt; Appius mußte in's
Gefängniß wandern, wo er sich selbst den Tod gab.
Ä
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Extrahierte Personennamen: Siecius_Dentatus Claudius
vornehmen Dame einen Besuch erhielt und diese, eitel auf ihren Putz,
ihr alle ihre Kostbarkeiten vorzeigte, so führte sie, um sie zu beschämen,
ihre Kinder herbei und sagte: Das sind meine Juwelen!
Tiberius hatte sich schon vor Karthago und bei Numantia unter
seinem Schwager Scipio ausgezeichnet. Bei der Belagerung dieser
Stadt hatte er durch einen Vergleich die Armee gerettet. Doch der
Senat verwarf den Vertrag und forderte a'hn zur Verantwortung. Die
Gediegenheit seines Charakters und seine Beredsamkeit schützten ihn und
erwarben ihm immer mehr das Wohlwollen des Volks. Die Reicheren
suchten immer mehr Land von den eroberten Provinzen an sich zu
ziehen, der Friede mit Numantia war widerrechtlich gebrochen worden,
was ihn tief schmerzte, und das Volk seufzte unter dem Joche seiner
Unterdrücker. Da beschloß Tiberius, sein Retter zu werden und der
weiteren Verarmung desselben einen Damm entgegenzusetzen. Zum
Volkstribun erwählt, brachte er das Ackergcsctz des Licinius wieder in
Vorschlag, obgleich mit mildernden Abänderungen. Kein Römer sollte
mehr als 500 Morgen von den Staatsländereien besitzen; das Uebrige
aber vermessen und unter die Bürger vertheil) werden. Die, welche
von ihren bisher benutzten Aeckern einen Theil abgeben mußten, sollten
aus der Staatskasse entschädigt werden, in welche erst kürzlich die
Schätze des Attalus, Königs von Pergamus, geflossen waren, der in
einer Art von Wahnsinn alle seine Reichthümer den Römern vermacht
hatte. Die Vornehmen hatten, um das Durchgehen des Gesetzvorschlags
zu verhindern, den Tribun Octavius für sich gewonnen, welchen
Gracchus vergeblich für seine Zwecke zu bearbeiten suchte. Als nun
einst das Volk, um diese wohlthätige Reform durchzusetzen, bei dem
Capitol versammelt war, eilte Tiberius auf das Rathhaus und machte
dort angemessene Vorstellungen. Doch übermüthig daselbst behandelt,
kehrte er zur Versammlung zurück und erklärte, morgen solle über das ^
Gesetz, aber zunächst auch darüber abgestimmt werden, ob ein Tribun,
der zum Nachtheil derer handle, die er vertreten solle, sein -lint
behalten könne. Als nun sein Amtsgcnosse während der Abstimmung
über letzteren Punkt laut und dringend von ihm aufgefordert wurde,
doch ja die Sache des Volks nicht zu verlassen und seinen Eifer nicht
niederzuschlagen, aber sich durchaus nicht bewegen ließ, von seiner
Verweigerung abzustehen, so ließ Tiberius bis zur letzten Tribu>
(Abtheilung) abstimmen, Octavianus wurde entsetzt und eilte, unr
Mißhandlungen zu entgehen, aus der Versammlung weg. Es kam ein
Anderer an seine Stelle und das Ackergesetz erhielt seine Gültigkeit.
Tiberius selbst nebst seinem Bruder Casus und seinem Schwiegervater
TM Hauptwörter (50): [T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T63: [Jahr Senat Plebejer Gesetz Volk Recht Staat Bürger Gewalt Rom], T55: [Rom Krieg Römer Jahr Heer Cäsar Hannibal Pompejus Marius Schlacht], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
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Extrahierte Personennamen: Tiberius Scipio Scipio Tiberius Tiberius Tiberius Tiberius
370
eines Sitzes zu Boden geschlagen. Er wurde mit 300 andern Gefallenen
bei Nacht in die Tiber geworfen.
Nun war zwar der Urheber des Gesetzes todt; aber der von ihw
ausgegangene, oder wenigstens wieder hervorgerufene Plan war nicht
weggeworfen. Nasika, der Anstifter dieser blutigen Händel, hatte die
Erbitterung des Volks auf sich geladen. Er winde vom Senat als
Gesandter nach Asten geschickt und starb dort gleichsam als Verbannter.
Auffallender Weise war Scipio ein erklärter Gegner der Acker-
verthcilung, machte stch aber auch dadurch verhaßt und nach seinem
schnellen Tode, der immer räthselhaft bleibt, wurde ihm auch kein
Leichenbegängniß gehalten. Vielleicht war wirklich seine Gemahlin, die
nicht glücklich mit ihm lebte und sich offenbar durch das harte Urtheil,
das er bei der Nachricht von dem Tode ihres Bruders fällte, tief
beleidigt fühlen mußte, außerdem daß sie ähnliche Wünsche und
Bestrebungen haben mochte, wie ihre Brüder, in das Geheimniß
eingeweiht.
Nach seinem Tode nahm das Ansehen der Volkspartei zu. &&
war im Jahr 124, als Casus Gracchus, der in Sardinien das Aull
eines Quästors oder Obersteuereiunehmers ehrenvoll verwaltet-hatte,
nach Rom zurückkehrte und, der Stimmung des Volks gewiß, sich w"
das Tribunal bewarb. Er war ein edler Mann, kühner Verfechte
der Volksrechte, aber ein Feind des Senats, weil er von Vielen aus
dessen Mitte verächtlich behandelt wurde und in ihnen die Mörder seines
Bruders erblickte. Er war talentvoller, aber leidenschaftlicher, als
Tiberius. Den Antritt des neuen Amtes eröffnete er mit Erneuerung
des Ackergesetzes, und durch das Fruchtvertheilungsgesetz, vermögt
dessen die Armen monatlich Lebensmittel auf Kosten des Staats bekamen/
erwarb er sich die allgemeine Liebe des Volks. Noch gab er mehrere
Gesetze, welche dazu dienen mußten, sich in dieser Gunst zu befestigen/
und den Stand der Ritter gewann er sich dadurch, daß er dem Senat
die Gerichtsbarkeit aus den Händen wand und sie jenen übertrug'
Casus hatte aber in einem andern Tribun, Livius Drusus, einen
starken Gegner; der Kampf war heftig und er wurde es noch wehr/
als jener den Vorschlag machte, man solle allen italischen Bundesgenossen
das Bürgerrecht ertheilen. Casus wurde durch Drusus vom Tribuua
verdrängt und zur Gründung einer Colonie nach Afrika geschickt, ll,n
den unruhigen Kopf dort zu beschäftigen. Als er nachher zurückkehrte/
fand er sich bei seiner abermaligen Bewerbung getäuscht, und da sitn
Leute einen Liktor, der mit frecher Stirne ausrief:-Hinweg, Verräth^
macht guten Bürgern Platz! den Unverschämten getödtet hatten, 0rt
TM Hauptwörter (50): [T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T63: [Jahr Senat Plebejer Gesetz Volk Recht Staat Bürger Gewalt Rom], T55: [Rom Krieg Römer Jahr Heer Cäsar Hannibal Pompejus Marius Schlacht], T88: [Sohn Vater König Tod Kaiser Tochter Bruder Jahr Mutter Gemahlin], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T162: [Jahr Rom Senat Plebejer Volk Gracchus Cicero Gesetz Konsul Marius], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat]]
Extrahierte Personennamen: Nasika Scipio Scipio Casus_Gracchus Tiberius Livius_Drusus Drusus
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speiste, erhielt er die Nachricht von des Neffen Geburt und setzte seine
Gäste von dem freudigen Ereigniß in Kenntniß. Doch die Ränke
eines rachsüchtigen, verschmähten Weibes entleideten ihm den Aufenthalt
auf alle Weise und bewogen ihn, Kreta, wo er des Minos Gesetze
kennen lernte, die Landschaft Ionien in Asien, und Aegypten, das in
der Bildung so weit vorangeschritten war, zu durchreisen. Für die
Wissenschaft hatte diese Reise ebenfalls einen besonderen Werth, weil
er auf derselben, und zwar in Ionien, Homers zerstreute Gesänge
sammelte. Rhapsoden oder Sänger, ähnlich den Barden der Deutschen,
durchzogen das Land Ionien , die Stirne mit Lorbeer umflochten und
Palmenzweige in der Hand haltend, und sangen einzelne Theile seiner
Gedichte, welche nun von ihm geordnet wurden. Während seiner
Abwesenheit aber hatte die größte Unordnung im Lande eingerissen,
das Ansehen der Könige war gesunken; es herrschte ein rechtsloser
Zustand, die Großen spielten, wo sie konnten, die Unterdrücker, und
das Volk hinwiederum zeigte einen Uebermuth, der keine Gränzen
kannte. Von den Königen daher, Archelaos und Charilaos, eben so,
wie von den Besseren des Volkes, wurde seine Rückkehr ersehnt, welche
nach zehn Jahren erfolgte. Doch weder die Hinweisung auf seine
merkwürdige Abstammung, noch die begeisternde Kraft jener Gesänge,
noch des Thales von Milet feuriger Vortrag, waren im Stande, der
schlimmen Verfassung des gesellschaftlichen Zustandes Einhalt zu thun.
Mit einer bedeutenden Zahl von den Aeltesten des Volks begiebt er
sich nach Delphi und tritt, den Zweig der Flehenden in der Hand, zum
Tempel Apollos hinan. Pythia antwortet in achtungsvollen Ausdrücken,
erkennt in ihm mehr als einen gewöhnlichen Menschen, genehmigt den
Geist seiner Verfassung und weissagt dem Staat bei der Befolgung
seiner Gesetze Glück und Heil. Nach Erlangung eines so außerordent-
lichen Ansehens konnte er mit größter Hoffnung zu seinem großen
Werke schreiten.
Um sich nun ein Volk von ganz eigenthümlicher Weise zu erziehen,
machte er nicht gerade eine Aenderung in dem Aeußeren der Staats-
verfassung; sondern seine Gesetze hatten mehr Bezug auf den moralischen
und physischen Zustand der Bürger, (s. Abb. 15.) Doch bestand sein
erster Schritt darin, daß er den Königen die Gerusia, einen Senat
von 28, durch Alter, Einsicht und Erfahrung ehrwürdigen Personen an
die Seite setzte, ohne deren Einwilligung die Fürsten Nichts thun
durften. Das Volk durfte über Staatsangelegenheiten seine Stimme
geben; allein, ohne die Freiheit eigener Berathschlagungen, konnte es nur
die Vorschläge der Könige oder des Senats genehmigen, oder verwerfen.
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T2: [Athen Stadt Sparta Griechenland Insel Krieg Korinth Peloponnes Theben Staat], T63: [Jahr Senat Plebejer Gesetz Volk Recht Staat Bürger Gewalt Rom], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod]]
TM Hauptwörter (200): [T22: [Athen Athener Sparta Solon Spartaner Staat Jahr Stadt Krieg Mann], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T62: [Gericht Recht Gesetz Richter Jahr Volksversammlung Senat Plebejer Beamter König], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat]]
Extrahierte Personennamen: Pythia
Extrahierte Ortsnamen: Kenntniß Kreta Asien Ionien Ionien