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1. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 161

1839 - Wesel : Bagel
161 leiteten die Tribunale, welche die peinlichen Rechtfälle entschieden. Die Wahl zu den Stellen geschah durch Abstimmung, nicht durch das Loos, und mit keinem Amte war ein Gehalt verbunden, sondern Liebe zur Ehre und zum Vaterland waren die Hebel der Bewerbung. Müßiggang, Verschwendung, Bestechung und Verführung wurden streng geahndet. Für den Jugendunterricht wurde sehr gesorgt. Konnte Jemand seine Kinder nicht in ein Gymnasium schicken, so mußte er sie ein Handwerk oder den Ackerbau erlernen lasten. Nachdem die Gesetze nun vollendet waren und man sich eidlich auf ihre Dauer von 100 Jahren verpflichtet hatte, beschloß Solon, sich auf zehn Jahre zu entfernen, ließ sich aber die eidliche Versicherung leisten, daß während seiner Abwesenheit Nichts an seinem Gesetzwerk geändert werden solle. Nun besuchte er,Aegypten, Creta, Cypern, Milet, wo er sich mit dem berühmten Weltweisen und Sternkundigen Thales unterredete, Lydien, wo er dem Krösus nicht verlorne Belehrungen gab, und mehrere Städte des eigentlichen Griechenlands. Nach Athen zurückgekehrt, wurde er auf die auszeichnendste Weise empfangen. Allein der alte Parteihaß war ausgebrochen und die innere Spaltung wurde durch den ehrgeizigen Pisi.ftratus, Anführer der Volkspartei, genährt, der sich auf dem wankenden Gerüste ein festes Gebäude zu errichten strebte. Vornehme Geburt, ansehnliches Ver- mögen, glänzende Tapferkeit, schöner, männlicher Wuchs, tiefe Redner- gabe , erhöht dnrch den reizenden Ton seiner Stimme, reiche Kenntnisse, Alles vereinigte sich, um ihn zum Liebling des Volks zu machen, welches er auf geschickte Weise zu behandeln wußte. Solon, als genauer Beobachter seine Absichten durchschauend, schickte sich an, den Übeln Folgen vorzubeugen und den drohenden Streich abzuwenden; allein Pisistratus erschien plötzlich, mit Wunden bedeckt, auf dem ersten öffentlichen Platze, zeigte die blutenden Verletzungen, die er sich selbst zugefügt hatte, und flehte das Volk tun Schutz gegen seine Gegner an, die dieses nur deßwegen seyen, weil er den Unterdrückten helfe. Man vernimmt drohende Rufe, die vornehmsten Bürger schweigen, oder ergreifen die Flucht, Solons Stimme wird nicht gehört und als man jenem eine Schaar Bewaffneter bewilligt, besetzt er die Burg, läßt das getäuschte Volk entwaffnen und bemächtigt sich der höchsten Gewalt. Solon überlebte die Unterjochung seiner Vaterstadt nicht lange. Man hatte ihn, die Waffen in der Hand, nach dem Platze eilen sehen, um das Volk zum Aufstande aufzufordern; doch sein Beispiel und seine Veden machten keinen Eindruck. Als ihm seine Freunde, erschrocken über seine Kühnheit, vorstellten, auf was er denn baue, da der Tyrann 11

2. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 206

1839 - Wesel : Bagel
206 noch einmal besucht hatte, um dort anzubeten, fühlte er eine sichtbare Abnahmeseiner Kräfte, und nachdem er die ernstesten Todtsbetrachtungen angestellt und sein Werk seinen Schülern angelegentlich empfohlen hatte, versank er in einen tiefen Schlummer, aus dem er nicht mehr erwachte. (9 I. v. Sokrates.) Noch ist der Baum, obgleich nur noch ein dürrer Stamm, vor- handen, den einer seiner Schüler vor mehr als 22 Jahrhunderten auf sein auf einem Hügel bei der Stadt Kiü-fu-kien befindliches Grab pflanzte. Sein Buch der großen Vorsehung enthält die Pflichtenlehre, einen Schatz von praktischer Philosophie, und Alles übertreffend, was uns (außer Christus) die weisesten Männer aller Zeiten geliefert haben. 24. Corialan. (490». %.> In Nom, nun ein Freistaat, regierten zwei Consuln mit dem Senat, der nur aus Patriciern bestand. Zwischen diesem und dem Volk im engeren Sinne, den Plebejern, standen die Ritter. Die Consuln aber mußten jedes Jahr neu gewählt werden. Bald kamen noch die Prätoren oder Oberrichter, die Censoren oder Sittenrichter, die Aedilen oder Bauaufseher und die Quästoren oder Steuereinnehmer hinzu. Vor den Consuln giengen zwölf Liktoren oder Gerichtsdiener her mit den Fasces oder Nuthenbündeln, in denen ein Beil steckte, die Gewalt der körperlichen Züchtigung und Todesstrafe andeutend. Bei außerordentlicher Gefahr wurde ein Dictator ernannt, der ganz freie Hand hatte. Brutus, einer der beiden ersten Consuln, bewirkte, daß Collatin nur wegen seines Namens, er war ein Tarquinier, des Amts entsetzt wurde und die Stadt verlassen mußte, und an dessen Stelle trat Valerius mit dem Beinamen Poplicola oder Volksfreund. Von diesem rührte das Senken der Fasces vor dem Volke her, wie er denn über- haupt äußerst darauf bedacht war, das Ansehen desselben zu wahren. Brutus ließ, um die neue Ordnung der Dinge zu besiegeln, seine

3. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 187

1839 - Wesel : Bagel
187 An seine Stelle trat Servius Tullius, eines Fürsten Sohn, aus dem Sabinerlande. Sein Vater war im Kampf mit den Römern gefallen, seine Mutter aber und er wurden als Gefangene nach Nom gebracht, wo indessen jene anständig behandelt und der talentvolle Sohn vortrefflich erzogen wurde. Flammen umgaben einst das Haupt des schlummernden Knaben, was der zeichendeutenden Tanaquil auf etwas Hohes hinzuweisen schien, weswegen sie es auch dahin brachte, daß ihm Tarquinius seine ältere Tochter zur Gemahlin gab. Ihre List wußte es sodann schon so einzurichten, daß ihm auch die Regierung übertragen wurde, indem sie eine Zeitlang den Tod ihres Gemahls verheimlichte, welchen Schritt indessen das Volk nicht zu bereuen hatte. Das Wohl des Staats auf alle Weise zu fördern, war sein eifrigstes Bestreben. Er theilte das Volk in fünf Klassen und diese in 195 Cen- turien; die Aermeren bildeten die sechste Klasse. So hatten diese einen Schein der Freiheit, obgleich das Uebergewicht bei der reichsten Klasse war, welche allein 100 Centurien bildete. Die Stadt vergrößerte er durch die drei Hügel, Viminalis, Esquilinus und Quirinalis, die er durch Erweiterung des Zwingers zu derselben zog. Er führte auch den Census oder die Schatzung ein, wornach alles Eigenthum 'und andere häusliche Verhältnisse angegeben werden mußten, und der alle fünf Jahre wiederholt wurde. Nach diesem Census bezahlten die Plebejer ihre Staatöabgabe. Sodann ließ dieser König das erste Kupfergeld prägen, während man bisher bloß Erzmassen gehabt hatte. Es befand sich auf der Münze das Bild eines Thiers, woher der lateinische Name. Dieser vortreffliche Fürst wurde auf Anstiften seiner eigenen Tochter, einer weiblichen Furie, durch ihren Gemahl Tarqui- niuö ermordet, nachdem er 44 Jahre lang den Scepter mit Ruhm in den Händen gehabt hatte. Früher mit dem sanften Bruder des ränke- vollen Tarquin vermählt, während dieser ihre Schwester zur Frau' hatte, tödtete sie heimlich diese und ihren Gemahl und vermählte sich mit jenem. Schon lange her hatte sie ihrem ersten Gatten Vorwürfe gemacht, daß er kein Mann sey: mit seinem Bruder würde sie glück- licher seyn und die Ehre des Throns theilen. Jetzt war sie nahe daran, % Ziel zu erreichen. Sie ließ nun ihrer Leidenschaft freien Lauf; nicht Bitten, nicht Drohungen wurden gespart, bis ihr neuer Gatte der schrecklichen Frevelthat die Hand bot. Als einst gerade die Mehrzahl der Römer mit der Aerndte beschäftigt war, erschien er auf ^em Nachhause, geschmückt mit den königlichen Ehrenzeichen und nahm den fürstlichen Stuhl ein. Servius eilte, auf die Nachricht davon, der Curie oder dem Nachhause zu, um den Frechen in die Schranken zu

4. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 207

1839 - Wesel : Bagel
207 eigenen Söhne hinrichten, weil sie sich mit andern Jünglingen, denen die jetzige einfachere Lebensweise weniger gefiel, als der Glanz und das Wohlleben des Hofes, in eine Verschwörung zur Wiedereinsetzung der vertriebenen Königöfamilie eingelassen hatten. Er fiel in einer Schlacht gegen Tarquin und die ihm helfenden Etrusker, und zwar kämpfend mit einem der Königssöhne, der ebenfalls todt dahinsank. Der Cónsul wurde. von den Römern, nachdem Valerius als Sieger feierlich in Rom eingezogen war, mit allen ihm gebührenden Ehren beerdigt. Die Frauen betrauerten ihn ein halbes Jahr lang. So glücklich nun auch die Römer nach außen waren, so gahrte es doch im Innern des Staates und der Streit zwischen den Patriciern, als den Unterdrückern, und den Plebejern, als den Unterdrückten, führte endlich einen völligen Aufstand herbei, der zur Folge hatte, daß das Volk bewaffnet die Stadt verließ und sich auf den heiligen Berg begab, anderthalb Stunden von Rom gelegen, wo gerade die vom Kampfe gegen die Volsker siegreich zurückkehrenden Truppen sich gelagert batten. Sie drohten, sich anderswo niederzulassen. Doch die vernünftige Vorstellung eines geachteten Mannes bewirkte, daß sie sich zu einem vergleich bereit erklärten. Den Armen wurden ihre Schulden erlassen, die Leibeigenschaft aufgehoben und dem Volke zwei Tribunen oder Volksvertreter zugestanden, um seine Rechte zu wahren. Ihr Veto Och bin dagegen) konnte jeden Beschluß des Senats entkräften. In der Reihe der geführten Kriege wurden Tibur, das heutige Tivoli, bekannt durch seine liebliche Gegend, Präneste, ein Lieblings- aufenthalt der vornehmen Römerwelt in der angenehmeren Jahreszeit, Antinm und Corioli genommen, diese beide: Städte der Volsker. Von lener rühren die Schiffsschnäbel her, die auf der Rednerbühne als Sieges- zeichen aufgesteckt waren, und die letztere gab einem Helden den Namen. Casus Marcius hatte von seiner Mutter, Valeria, eine vortreffliche Erziehung genossen. Schon frühe zeigte er ungewöhnliche Anlagen, auf deren Ausbildung jene besonders wirkte. Während sein hochstre- bender Geist durch die Beispiele berühmter Männer und ihre Thaten genährt wurde, ließ man ihn frühe körperliche Uebungen treiben, daß sein Körper erstarkte. Dabei trieb ihn sein Ehrgeiz zu jener Heftigkeit und Unbiegsamkeit, die ihm später ein finsteres Benehmen zu eigen wachte. Schon in der Schlacht am See Regillus hatte er unter Aulns Posthunüus Lorbeeren verdient, indem er einen Mitbürger mit seinem Schild deckte, worauf ihm. der Feldherr selbst einen Kranz von Eichen- Oub aufsetzte. So frühe schon ausgezeichnet, betrat er zum zweitenmal stl° Feld der Ehre im Kampfe gegen die Volsker. Als die Römer

5. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 211

1839 - Wesel : Bagel
Feinde. Diesen kamen zwei Athener entgegen, welche an einem Feste die Brüder überfielen und den Hipparch niederstießen. Hippias, ent- ronnen, nahm Rache an den Mördern. Weil er aber, mißtrauisch gemacht, gegen jeden ihm Verdächtigen hart verfuhr, so wandten sich Viele der freiheitsliebenden Athener auf die Seite seiner Gegner, der Alkmäoniden, die mit Hilfe der herbeigerufenen Spartaner den Hippias swangen, die Stadt zu verlassen. Das Haupt dieser Familie Klisthenes wurde nun erster Archont. (Herrscher.) Dieser führte den Ostracismus oder das Scherbengericht ein, in Folge dessen jeder gemeine Mann jährlich auf einem Täfelchen seine Stimme zur Verbannung dcper geben konnte, die ihm mißfielen. So waren die Vornehmen und Angesehenen, sobald der Neid rege war, dem Fall ausgesetzt, durch, öfters erkaufte, Stimmen ihr Vaterland verlassen zu müssen. Jsagoras, ein Gegner des Klisthenes, über die Kühnheit desselben entrüstet, rief die Spar- taner zu Hilfe, deren König, Kleomenes, mit Freuden die Gelegenheit ergriff, als Schiedsrichter in. Sachen ihrer Nebenbuhlerin aufzutreten. Klisthenes floh und Kleomenes verbannte 700 Familien, hob den Senat auf, der aus 500 Männern bestand und setzte einen Andern ^vn 300 Männern ein, lauter Anhänger des Jsagoras. Doch die Fünf- hundert regten das Volk auf; die Spartaner, in die Burg eingeschlossen und ohne Lebensmittel, baten um freien Abzug, der ihnen auch ^willigt wurde. Jsagoras räumte weislich die Stadt und Klisthenes kehrte wieder zurück. Da nun aber zu fürchten war, die Spartaner möchten den erlittenen Schimpf rächen, wandten sich die Athener an die Perser; doch das stolze Benehmen des persischen Satrapen in Sardes, der Unterwürfigkeit verlangte, erbitterte die Gemüther. Kleomenes indessen hatte bereits kine zahlreiche Armee gesammelt und die Korinther und Böotier zum Beitritt bewogen. Allein jene fielen bald wieder ab, weil sie nicht dazu helfen wollten, Sparta auf ihre Kosten noch mächtiger zu machen, und dir beiden spartanischen Könige entzweiten sich. Darauf zog ein Theil des Heeres wieder nach Hause und der andere, zu schwach, etwas auszurichten, konnte sich nicht halten und mußte bald nachfolgen. So waren noch die Böotier übrig, welche leicht heimgeschickt wurden. Doch eine Unvorsichtigkeit zog einen mächtigeren Feind herbei. Die Monier, von dem gewesenen Statthalter von Milet, Hiftiäus, und dessen Schwiegersohn Aristagoras angereizt, hatten das Banner des Aufruhrs Phöben und schnell hatten sich auch andere griechisch-asiatische Völker- schaften an sie angeschlossen. Nun fehlten noch die europäischen Griechen. ^ ste zu gewinnen, gieng Aristagoras von Stadt zu Stadt. Athen 14 *

6. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 263

1839 - Wesel : Bagel
263 34. Die Fi,l>ier (479), Cminctius Ciircinnatus (462), Sirrins Dentatus (457) und Furius Camillus. (396 ». Chr.) Während nach Coriolan in Nom immer wieder der Kampf zwischen den Vornehmen oder Patriciern und dem größeren Haufen, den Plebejern, fortwährte, wurde die Stadt von den benachbarten Vejentern, Aequern und Volskern bedrängt. Vergebens bemühte sich der Cónsul Eäso Fabius, die Patricier zu einer Ackervertheilung zu bewegen, damit das Volk desto bereitwilliger zu einem Zug gegen die Feinde sey. Da sie aber durchaus nicht nachgaben, und die Feinde doch immer heftiger andrangen, so faßte eine Familie, das Geschlecht der Fabier, 306 an der Zahl, den großherzigen Entschluß, für sich den Kampf 6egen die Vejentcr zu bestehen. Sie zogen durch das von ihrem Schicksale so benannte unglückliche Thor mit 3000 Schützlingen aus ^ Stadt, und nachdem sie lange ein Fort (kleine Beste) glücklich behauptet und mehrere Siege erfochten hatten, wurden sie durch List h^i dem Flüßchen Cremera in einen Hinterhalt gelockt und Alle bis ftuf den letzten Mann niedergehauen. Einer von der Familie war in ^orn zurückgeblieben, der den Stamm erhielt, um der Stadt später ^uen Netter zu geben. Da die Forderung der gleichen Gütervertheilung immer wieder Neue hervorgesucht wurde, konnte es an unruhigen Bewegungen fehlen, weßwegen man sich nach einem Manne sehnte, der geschickt ^äre, in solch stürmischer Zeit die Leitung der öffentlichen Angelegen- eren zu übernehmen. Quinctius Cincinnatus war es, der sich ^zu hergab. Zwar konnte er sich beleidigt fühlen: sein Sohn, ein Holzer, eigensinniger Patricier, war angeklagt und zu einer hohen Geldstrafe verurtheilt worden. Der Vater mußte die Summe erlegen, genöthigt, deßwegen einen großen Theil seiner Besitzthümer zu ^eräußern, zog er sich auf einen Meierhos zurück, wo er sich mit Endlicher Arbeit beschäftigte. Doch er vergaß die Beleidigung, die zum Vatcrlande überwog, und vom Pfluge weg nach Rom geholt, - ^ckete er die Angelegenheiten mit ungemeiner Umsicht. Nach einem Jahre

7. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 264

1839 - Wesel : Bagel
264 kehrte er zu seiner Gattin, die unterdessen das Gut allein besorgt hatte, zurück, trotz alles Anstrebens, daß er das Consulat noch länger bei- behalten solle, indem er sich auf das Gesetz berief. Doch bald darauf gegen die Aequer zum Diktator berufen, besiegte er diese völlig, und ließ sie zur Schmach unter dem Joche durchgehen. Es waren zwei Spieße, in die Erde gesteckt, und einer darüber gebunden. Sein Sohn wurde von der Verbannung zurückberufen; er selbst aber, den Purpur ablegend und die vorige Lebensweise ergreifend, erreichte ein Alter von 80 Jahren. Trotz ihres Eigensinnes mußten die Vornehmen bald darauf doch den Forderungen der Volkstribunen nachgeben. Es wurden unter die Plebejer weitere Wohnplätze vertheilt und der Beschluß gefaßt, daß Abgeordnete in die griechischen Städte Unteritaliens abgeschickt werden sollten, um die besten Gesetze zu sammeln. Diese wurden auf zwölf Tafeln niedergeschrieben und öffentlich aufgestellt, damit jeder Bürger seine Pflichten , aber auch seine Rechte genau kennen lerne, und die Gesetze nicht durch die Gewalt der Vornehmen eine beliebige Auslegung erhalten. Die Besorgung dieses -Geschäfts wurde zehn Männern, Decemvirn, übertragen. Diese, anfangs ihr Amt ruhmwürdig ver- waltend, wurden bald eigenmächtig und gewaltthätig, und da sie ihre Herrschaft auch noch das dritte Jahr beibehielten, nachdem bereits ihr Auftrag erfüllt war, gab sich lauter Unwille kund. Siecius Dentatus, ein unruhiger Kopf, aber wackerer Krieger, der 120 Schlachten und Gefechte mitgemacht hatte und 45 Narben ausweisen konnte, forderte das Volk zum Aufstande auf. Zwar wurde er auf Befehl der Zehnmänner in einer Felsenschlucht meuchelmörderisch ermordet, ob er gleich sein Leben theuer verkaufte und sich riesenmäßig wehrte; allein der schlaue, aber ruchlose Appiuö Claudius gab bald darauf Anlaß - zur Vermehrung des Hasses gegen die Decemvirn. Dieser Elende stellte einer ehrsamen Jungfrau, Virginia, nach und wollte sie gewaltsam entführen lassen. Doch ihr Vater, Virginius, um ■ sie dieser offenbaren Gewaltthat zu entziehen, durchstach sie mit einem Messer vor den Augen des Lüstlings. Darauf eilte er in'ö Lager und feuerte die Soldaten zur Empörung an. Man zog nach Rom, es wurden wieder Tribunen eingesetzt und zwei Consuln gewählt: die Decemvirn mußten ihr Amt niederlegen. Die Leiche der Jungfrau wurde mit dem größten Gepränge durch die Stadt getragen, und von den Jungfrauen mit Blumenkränzen und selbst mit den Locken von ihren Haaren geschmückt; Appius mußte in's Gefängniß wandern, wo er sich selbst den Tod gab. Ä

8. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 368

1839 - Wesel : Bagel
vornehmen Dame einen Besuch erhielt und diese, eitel auf ihren Putz, ihr alle ihre Kostbarkeiten vorzeigte, so führte sie, um sie zu beschämen, ihre Kinder herbei und sagte: Das sind meine Juwelen! Tiberius hatte sich schon vor Karthago und bei Numantia unter seinem Schwager Scipio ausgezeichnet. Bei der Belagerung dieser Stadt hatte er durch einen Vergleich die Armee gerettet. Doch der Senat verwarf den Vertrag und forderte a'hn zur Verantwortung. Die Gediegenheit seines Charakters und seine Beredsamkeit schützten ihn und erwarben ihm immer mehr das Wohlwollen des Volks. Die Reicheren suchten immer mehr Land von den eroberten Provinzen an sich zu ziehen, der Friede mit Numantia war widerrechtlich gebrochen worden, was ihn tief schmerzte, und das Volk seufzte unter dem Joche seiner Unterdrücker. Da beschloß Tiberius, sein Retter zu werden und der weiteren Verarmung desselben einen Damm entgegenzusetzen. Zum Volkstribun erwählt, brachte er das Ackergcsctz des Licinius wieder in Vorschlag, obgleich mit mildernden Abänderungen. Kein Römer sollte mehr als 500 Morgen von den Staatsländereien besitzen; das Uebrige aber vermessen und unter die Bürger vertheil) werden. Die, welche von ihren bisher benutzten Aeckern einen Theil abgeben mußten, sollten aus der Staatskasse entschädigt werden, in welche erst kürzlich die Schätze des Attalus, Königs von Pergamus, geflossen waren, der in einer Art von Wahnsinn alle seine Reichthümer den Römern vermacht hatte. Die Vornehmen hatten, um das Durchgehen des Gesetzvorschlags zu verhindern, den Tribun Octavius für sich gewonnen, welchen Gracchus vergeblich für seine Zwecke zu bearbeiten suchte. Als nun einst das Volk, um diese wohlthätige Reform durchzusetzen, bei dem Capitol versammelt war, eilte Tiberius auf das Rathhaus und machte dort angemessene Vorstellungen. Doch übermüthig daselbst behandelt, kehrte er zur Versammlung zurück und erklärte, morgen solle über das ^ Gesetz, aber zunächst auch darüber abgestimmt werden, ob ein Tribun, der zum Nachtheil derer handle, die er vertreten solle, sein -lint behalten könne. Als nun sein Amtsgcnosse während der Abstimmung über letzteren Punkt laut und dringend von ihm aufgefordert wurde, doch ja die Sache des Volks nicht zu verlassen und seinen Eifer nicht niederzuschlagen, aber sich durchaus nicht bewegen ließ, von seiner Verweigerung abzustehen, so ließ Tiberius bis zur letzten Tribu> (Abtheilung) abstimmen, Octavianus wurde entsetzt und eilte, unr Mißhandlungen zu entgehen, aus der Versammlung weg. Es kam ein Anderer an seine Stelle und das Ackergesetz erhielt seine Gültigkeit. Tiberius selbst nebst seinem Bruder Casus und seinem Schwiegervater

9. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 370

1839 - Wesel : Bagel
370 eines Sitzes zu Boden geschlagen. Er wurde mit 300 andern Gefallenen bei Nacht in die Tiber geworfen. Nun war zwar der Urheber des Gesetzes todt; aber der von ihw ausgegangene, oder wenigstens wieder hervorgerufene Plan war nicht weggeworfen. Nasika, der Anstifter dieser blutigen Händel, hatte die Erbitterung des Volks auf sich geladen. Er winde vom Senat als Gesandter nach Asten geschickt und starb dort gleichsam als Verbannter. Auffallender Weise war Scipio ein erklärter Gegner der Acker- verthcilung, machte stch aber auch dadurch verhaßt und nach seinem schnellen Tode, der immer räthselhaft bleibt, wurde ihm auch kein Leichenbegängniß gehalten. Vielleicht war wirklich seine Gemahlin, die nicht glücklich mit ihm lebte und sich offenbar durch das harte Urtheil, das er bei der Nachricht von dem Tode ihres Bruders fällte, tief beleidigt fühlen mußte, außerdem daß sie ähnliche Wünsche und Bestrebungen haben mochte, wie ihre Brüder, in das Geheimniß eingeweiht. Nach seinem Tode nahm das Ansehen der Volkspartei zu. && war im Jahr 124, als Casus Gracchus, der in Sardinien das Aull eines Quästors oder Obersteuereiunehmers ehrenvoll verwaltet-hatte, nach Rom zurückkehrte und, der Stimmung des Volks gewiß, sich w" das Tribunal bewarb. Er war ein edler Mann, kühner Verfechte der Volksrechte, aber ein Feind des Senats, weil er von Vielen aus dessen Mitte verächtlich behandelt wurde und in ihnen die Mörder seines Bruders erblickte. Er war talentvoller, aber leidenschaftlicher, als Tiberius. Den Antritt des neuen Amtes eröffnete er mit Erneuerung des Ackergesetzes, und durch das Fruchtvertheilungsgesetz, vermögt dessen die Armen monatlich Lebensmittel auf Kosten des Staats bekamen/ erwarb er sich die allgemeine Liebe des Volks. Noch gab er mehrere Gesetze, welche dazu dienen mußten, sich in dieser Gunst zu befestigen/ und den Stand der Ritter gewann er sich dadurch, daß er dem Senat die Gerichtsbarkeit aus den Händen wand und sie jenen übertrug' Casus hatte aber in einem andern Tribun, Livius Drusus, einen starken Gegner; der Kampf war heftig und er wurde es noch wehr/ als jener den Vorschlag machte, man solle allen italischen Bundesgenossen das Bürgerrecht ertheilen. Casus wurde durch Drusus vom Tribuua verdrängt und zur Gründung einer Colonie nach Afrika geschickt, ll,n den unruhigen Kopf dort zu beschäftigen. Als er nachher zurückkehrte/ fand er sich bei seiner abermaligen Bewerbung getäuscht, und da sitn Leute einen Liktor, der mit frecher Stirne ausrief:-Hinweg, Verräth^ macht guten Bürgern Platz! den Unverschämten getödtet hatten, 0rt

10. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 154

1839 - Wesel : Bagel
154 speiste, erhielt er die Nachricht von des Neffen Geburt und setzte seine Gäste von dem freudigen Ereigniß in Kenntniß. Doch die Ränke eines rachsüchtigen, verschmähten Weibes entleideten ihm den Aufenthalt auf alle Weise und bewogen ihn, Kreta, wo er des Minos Gesetze kennen lernte, die Landschaft Ionien in Asien, und Aegypten, das in der Bildung so weit vorangeschritten war, zu durchreisen. Für die Wissenschaft hatte diese Reise ebenfalls einen besonderen Werth, weil er auf derselben, und zwar in Ionien, Homers zerstreute Gesänge sammelte. Rhapsoden oder Sänger, ähnlich den Barden der Deutschen, durchzogen das Land Ionien , die Stirne mit Lorbeer umflochten und Palmenzweige in der Hand haltend, und sangen einzelne Theile seiner Gedichte, welche nun von ihm geordnet wurden. Während seiner Abwesenheit aber hatte die größte Unordnung im Lande eingerissen, das Ansehen der Könige war gesunken; es herrschte ein rechtsloser Zustand, die Großen spielten, wo sie konnten, die Unterdrücker, und das Volk hinwiederum zeigte einen Uebermuth, der keine Gränzen kannte. Von den Königen daher, Archelaos und Charilaos, eben so, wie von den Besseren des Volkes, wurde seine Rückkehr ersehnt, welche nach zehn Jahren erfolgte. Doch weder die Hinweisung auf seine merkwürdige Abstammung, noch die begeisternde Kraft jener Gesänge, noch des Thales von Milet feuriger Vortrag, waren im Stande, der schlimmen Verfassung des gesellschaftlichen Zustandes Einhalt zu thun. Mit einer bedeutenden Zahl von den Aeltesten des Volks begiebt er sich nach Delphi und tritt, den Zweig der Flehenden in der Hand, zum Tempel Apollos hinan. Pythia antwortet in achtungsvollen Ausdrücken, erkennt in ihm mehr als einen gewöhnlichen Menschen, genehmigt den Geist seiner Verfassung und weissagt dem Staat bei der Befolgung seiner Gesetze Glück und Heil. Nach Erlangung eines so außerordent- lichen Ansehens konnte er mit größter Hoffnung zu seinem großen Werke schreiten. Um sich nun ein Volk von ganz eigenthümlicher Weise zu erziehen, machte er nicht gerade eine Aenderung in dem Aeußeren der Staats- verfassung; sondern seine Gesetze hatten mehr Bezug auf den moralischen und physischen Zustand der Bürger, (s. Abb. 15.) Doch bestand sein erster Schritt darin, daß er den Königen die Gerusia, einen Senat von 28, durch Alter, Einsicht und Erfahrung ehrwürdigen Personen an die Seite setzte, ohne deren Einwilligung die Fürsten Nichts thun durften. Das Volk durfte über Staatsangelegenheiten seine Stimme geben; allein, ohne die Freiheit eigener Berathschlagungen, konnte es nur die Vorschläge der Könige oder des Senats genehmigen, oder verwerfen.
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