Die Kreuzzüge nach ihren Ursachen, Mißerfolgen und Wirkungen 187
teuerlustigen Herren und Knechten nichts sein als ein Kreuzzug in die weite, ungewisse Ferne. Lud nun doch die Kirche selbst dazu ein, und Gott selbst wollte es so.
d) Der Egoismus der menschlichen Natur, der selbstsüchtige Interessen verfolgt und selbst da persönliche Vorteile zu erringen hofft, wo Göttliches und Heiliges jeglichen Eigennutz ausschließen sollte, hat auch der Kreuzzugsbeweguug dienen müssen. Fast jedem Stande erwuchsen Vorteile aus den gewaltigen Zügen der Völker in das Morgen-land. In der Beschaffenheit des Lehnswesens damaliger Zeit liegt es begründet, daß Lehnsherr und Vasall ihren Vorteil fanden, wenn der eine oder der andere das Kreuz nahm. Noch waren die Vasallen nicht unabhängig von ihren Lehnsherrn; noch hatten sie nicht das Vererbungsrecht ihrer Lehnsgüter. War aber der Herr fern von der Heimat, dem ungewissen Schicksal überlassen, dann bot sich ihnen die Gelegenheit, sich zu freien Herrn ihres Lehens zu machen. Andrerseits mußten die Lehnsherrn die Kreuzzüge begünstigen; denn auf diese Weise konnten sie von lästigen Vasallen befreit werden. Daß die Geistlichkeit die Bewegung, soviel sie konnte, förderte, ist natürlich, da sie so ein Mittel hatte, ihre Herrschaft zu größerer Macht zu erweitern. Ihre Autorität mußte wachsen, wenn es ihr gelang, immer neue Scharen in das heilige Land zu senden, und ihr Besitz mußte sich mehren, wenn die kampfeslustigen Pilger Geld und Gut der Kirche in Gewahrsam gaben, die ihrerseits die freie Verfügung über dasselbe behielt und es als Eigentum ansah, wenn der Besitzer nicht zurückkehrte.
Die Aussicht auf Ruhm bewog Könige und Fürsten, sich an die Spitze der Heere zu stellen; die Hoffnung, Reichtümer zu erwerben lockte manchen Kaufmann in das Morgenland; Abenteurer und Räuber trieb die Beutelust, sich dem Zuge anzuschließen. Gesindel, Männer und Weiber, die einen unehrlichen Beruf ausübten, fanden im großen Pilgerhaufen am besten Gelegenheit, ihr unsauberes Handwerk zu treiben. Wer angeklagt oder wegen eines Verbrechens verfolgt wurde, entging als Kreuzfahrer aller Gefahr und der Strafe, und wer von seinen Gläubigern bedrängt wurde, konnte sich nicht besser von ihnen befreien, als wenn er das Kreuz nahm. Den Unfreien und Hörigen, die unter dem Drucke ihrer Herrn in der Knechtschaft litten, winkte im Kreuzheere die Freiheit. Das sind die Ursachen, die an der unvergleichlichen Völkerbewegung mitwirkten. Die Predigt von der Bedrohung der Christen im heiligen Lande, von der Eroberung der heiligen Stadt Jerusalem durch die Türken hätte niemals die zweihundert Jahre währende Begeisterung für den schweren Kampf hervorrufen können, wenn nicht die vorher dargestellten Umstände mitgewirkt hätten.
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60
Ostasien, ein Gebiet alter Kultur.
Hafen Weihaiwei gepachtet, desgleichen Teutschland 1897 auf der Süd-
seite Kiautschou auf 99 Jahre.
China ist ein Kaiserreich, zu dem außer dem eigentlichen 4 Mill.
qkm großen Lande noch die Mandschurei und Jnnerasien gehört. Das
ganze Land umfaßt ein Gebiet von über 11 Mill. qkm. Das eigentliche
China wird in 18 Provinzen eingeteilt, die von Vizekönigen verwaltet
werden. Die Staatsverfassung ist theokratisch; der Kaiser regiert als
Sohn des Himmels. Die Bevölkerung gehört dem gelblichen Mongolen--
stamme mit den geschlitzten Augen an. Sie sind vor Jahrtausenden aus
Jnnerasien eingewandert und haben sich auf dem fruchtbaren Boden, der
ihnen alles bot und sie von andern Völkern unabhängig machte, zu hoher
Kultur emporgearbeitet, die aber bei der Abgeschlossenheit sich im Laufe
der letzten Jahrtausende nicht weiter gebildet hat, sondern auf der einmal
errungenen Stufe stehen geblieben ist. Die Chinesen sind in Nahrung,
Wohnung, Kleidung sehr anspruchslos, dabei sehr arbeitsam. „Höchste
Achtung vor Eltern wie Vorgesetzten und kindlicher Gehorsam sind die
wahren Fundamente der Familie und des Staates der Chinesen." In
der Familie ist infolgedessen der Vater der unbedingte Herrscher, im
Staatsleben der Kaiser. Die Religion der Chinesen ist teils Ahnen-
kultus, der sich in der Verehrung der Abgeschiedenen (Familienopfer)
äußert, teils Naturdienst, Anbetung des Himmels (Es ist kein Gott,
sondern nur eine ewig schaffende Kraft und ein ewiger Urstoff) verbunden
mit der Sittenlehre des Confucius (Kongfutse), die sich in die Sätze
zusammenfassen läßt: „Was du nicht willst, daß andre dir zufügen, das
tue ihnen auch nicht! Vergilt Unrecht mit Gerechtigkeit, Wohlwollen mit
Wohlwollen." Außerdem ist die buddhistische Religion sehr verbreitet.
Dieselbe erblickt in dem Leben mit feinen Übeln (Krankheit, Alter, Tod)
die höchste Last. Aus dem Sein entsteht alles Elend durch die fortge-
setzte Anhänglichkeit des Menschen an die Sinnenwelt. Diese abstreifen,
sich dem Elend entziehen und dem Leben entsagen durch gänzliche Ver-
nichtnng, gilt als höchste Stufe der Erlösung. Diese Religion ist mit
einer Sittenlehre verbunden, die Nächstenliebe und Schonung der Tiere
fordert. — So ist China, ein altes Kulturland, das erste Ackerbauland
und größte Steinkohlengebiet der Erde.
Kiautschou, das deutsche Pachtgebiet, liegt ungefähr um den 121.°
östlicher Länge und 36.° nördlicher Breite und breitet sich um die
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199
macht; und wo das Unglck jedes Ma bersteigt, reicht auch keine einzelne Erklrung aus."
König Konrad wartete in Nica die Ankunft der Franzosen ab. Dieselben zogen auf einem andern Wege dem Ziele zu. Eine Strecke weit begleitete sie Konrad. Krankheit ntigte ihn zur Um-kehr nach Konstantinopel, woselbst er bis ins folgende Jahr der-weilte. Dann begab er sich zu Schiffe nach Akkon, einer christlichen Stadt an der Kste Palstinas. Von hier aus pilgerte er nach Jerusalem und lste daselbst am Grabe des Herrn sein Wallsahrts-gelbde.
Der grte Teil des franzsischen Heeres war auf dem Marsche zum heiligen Lande dem Schwerte der Feinde erlegen. Die Könige Konrad und Ludwig fachten mit dem Reste ihrer Scharen das wichtige Damaskus den Mohamedanern zu entreien. Ihr Unter-nehmen scheiterte jedoch, weniger an dem Widerstande der Gegner als an der geheimen Gegenwirkung der eignen Glaubensgenossen. König Konrad kehrte darauf mimutig im Herbste 1148 nach Enropa zurck. König Ludwig blieb noch einige Zeit im heiligen Lande, ohne freilich etwas ausrichten zu knnen.
Der zweite Kreuzzug brachte den Christen in Palstina die erwartete Hilfe nicht. Edefsa war und blieb verloren. Das ganze Unternehmen, welches mit seltener Einmtigkeit und unter so khnen Hoffnungen begonnen worden, scheiterte klglich. Die Bewegung, welche in ihren Anfngen so groartig verlief, endigte mit einer beispiellosen Niederlage.
Ein Geschichtschreiber jener Zeit, Otto von Freisingen, fat das Ergebnis des Kreuzzuges dahin zusammen: Der Kreuzzug diente weder zur Erweiterung der Grenzen, noch zur Ergtzung fr den Leib, aber doch vielleicht zum Heile vieler Seelen."
Aus dem Urteil, welches Bernhard von Elairvanx der den Kreuzzug und seinen Ausgang fllte, erhellt einerseits sein Scharf--blick in der Abwgung der gegebenen Thatsachen und Verhltnisse und anderseits der christliche Starkmut, mit welchem er sich der auf ihm lastenden Verantwortlichkeit unterzog. Er sagte: Die bereilungen der Fürsten und die schlechten Sitten der Kreuzfahrer haben das Unglck herbeigefhrt, und ich mate mir, blo den Wei-fnngen des apostolischen Stuhles folgend, nie an, Gottes Ratschlge zu bestimmen oder die Vernderlichkeit des Glckes zu leugnen. Aber auch die Widerwrtigkeiten kommen von oben, und lieber will ich die Vorwrfe tragen, als da Tadel und Hohn gegen Gott ausgesprochen werden."
Krank und niedergebeugt, ein gebrochener Mann, war Konrad
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Extrahierte Personennamen: Konrad Konrad Konrad Konrad Palstinas Konrad Konrad Ludwig Ludwig Konrad Konrad Ludwig Ludwig Edefsa Otto Bernhard_von_Elairvanx
Extrahierte Ortsnamen: Nica Konstantinopel Akkon Jerusalem Damaskus Enropa Palstina Gottes
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fein Bemhen erfolglos geblieben; dort hatte Dandolo den Bitten und Antrgen des Markgrafen, die ihm selbst so hoch willkommen waren, unter sdem Scheine der Hochherzigkeit sein Ohr geliehen Bomfaz und mit ihm Prinz Alexius wurden seitdem unbewut ge-fugige Werkzeuge in der Hand des halbblinden Greises, der in der vielfachen berlegenheit seines Geistes jede Kraft seinen Zwecken dienstbar machte. Dann erschienen im Lager bei Zara Prinz Alexius und mit ihm Gesandte des Staufen Philipp. Das Kreuzheer sollte sich entschlieen, gegen Konstantinopel zu ziehen, den Thronruber zu strafen, den Thron seinem rechtmigen Herrn zurckzugeben. Die Zusagen des Prinzen Alexius, welche den Kreuzfahrern felbft reichen Gewinn und ihrem hehren Unternehmen stattliche Hilfe zu-sicherten, berwanden die anfngliche Abneigung. Bald trumten die Kreuzfahrer nur noch von ungeahnten Genssen und uuerschpf-lichen Schtzen, welche in der Wunderstadt am goldenen Horn ihrer warteten; sie empfanden es nicht, zu welcher Unehre ihnen der wrdelose Lohndienst, zu dem sie sich verpflichteten, werden mute; sie fhlten es nicht, da sie sich durch unerfllbare Ver-heiungen eines hilflosen Menschen tuschen lieen; sie erkannten es nicht, da ihre kriegerische Kraft mibraucht werden fllte zu Zwecken der Selbstsucht, zu Plnen, die ihnen selbst und ihrem frommen Gelbde fremd waren. Die Vorstellungen des Papstes fruchteten wenig. Aus den Worten zudem, in die er seine Abmahnung einkleidete: Wohl haben die Griechen sich schwerer Ver-brechen gegen Gott und die Kirche schuldig gemacht, wohl hat Kaiser Alexius insbesondere die entsetzlichsten Gewalttaten gegen seinen Bruder und rechtmigen Herrn verbt: aber es ist nicht die Sache der Pilger, diese Snden zu strafen," wollte man auch wohl eine ver-deckte Zustimmung herauslesen. Es entschied sich das Kreuzheer indes nicht ohne Spaltungen in seinen eignen Reihen fr den Zug gegen die als Ketzer verschrieenen und als treulos verachteten Griechen. Dandolo kam seinem Ziele nher.
Eine stattliche Flotte war es, welche das vereinigte Heer der Kreuzfahrer und der Venetianer hinberfuhr und zugleich Kriegs-gert und Kriegsbedarf in ausreichender Flle. Als nun die stolzen Schiffe, deren Masten die Flagge des geflgelten Lwen, des heiligen Markus und die vielfarbigen Banner der Herren aus Burgund und Flandern, aus der Champagne und der Lombardei schmckten, die Fluten des Marmarameeres durchfurchten, als vor dem sphenden Blick in tiefblauer Ferne das vieltrmige Konstantinopel dem Meere entstieg, da fllte sich der Krieger Herz mit hoher Freude. Bald lachten ihnen entgegen im lichten Glnze des Tages die reizenden
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Extrahierte Personennamen: Dandolo Alexius Alexius Philipp Philipp Alexius Alexius Dandolo Markus
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Auf des Sirocco Ruf sich schart Und in Gewittergu und Flammen Hernieder ftrzt auf Land und Meer:
Auf meine Ladung fo ringsher Zog dies Geschwader sich zusammen,
Und an des Bosporus Gestaden Soll sich sein Kriegsorkan entladen Um deine Frevel voll und ganz Zu strafen, schndliches Byzanz."
Obschon Pisaner und Genueser in ihrem eiferschtigen Hasse gegen die Venetianer frhzeitig von den Absichten Venedigs sichere Kunde nach Konstantinopel hatten gelangen lassen, so hatten es doch Unfhigkeit und Pflichtvergessenheit, Habsucht und Nichtsnutzigkeit bei den Griechen dahin gebracht, da so gut wie nichts geschehen war, dem kommenden Unheil zu begegnen, selbst als man es als ein unabwendbares anerkennen mute. Gerade die Ersten im Reiche hatten die grbsten Fehler, die schlimmsten Pflichtverletzungen gehuft. Die Kriegsschiffe lagen halb verfault da; die Schiffsvorrte waren verschleudert oder verschachert; die Flotte war so spottete das Volk in Silber verwandelt worden. 70000 Krieger standen zur Hand; unter ihnen konnten neben einer stattlichen Anzahl Pisaner, welche der Ha gegen Venedig und die Sorge fr ihren Besitz in die Reihen der Griechen fhrte, nur noch die nordischen Gardetruppen als kriegstchtig und zuverlssig gelten. Kaiser Alexius trug bald hohnvolle stolze Verachtung zur Schau gegenber der winzigen Zahl der Angreifer; bald versank er in stumpfe Gleichgltigkeit, wie nur das Gefhl der eignen Ohnmacht sie erzeugt. Vielleicht mochte auch das Schuldbewutsein ihn mit Ahnungen des nahen Zusammenbruchs erfllen und ihm den Willen lhmen. Seine Augenblicke waren geteilt zwischen prahlerischem Mute, der ihn den Thatsachen selbst Gewalt anthun lie, und feiger Niedergeschlagen-heit, die jede geistige und krperliche Kraft hemmt. Er vermochte sich nicht einmal zu dem Entschlsse aufzuraffen, feinem Schwieger-shne, dem ungemein befhigten Theodor Laskaris, freien Spielraum zu gewhren fr die geplante Verteidigung, welche bei der kriege-rischen Begabung desselben und bei dem Vertrauen des Heeres allen Erfolg versprach.
Das Volk der Hauptstadt hatte sich anfnglich in lrmenden Kundgebungen gefallen. Bei der Wildheit der Massen brach ihre Wut gar bald in Thaten rohester Gewalt hervor. In der Stadt wurden die Huser der Fremden gestrmt, geplndert, zerstrt. Die Auslnder selbst wurden in ihrer Freiheit verkmmert, an ihrem Leben geschdigt. Am meisten litten die Venetianer von dem Ha
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226
sichtlich der berfahrtskosten gedeckt sind, zur Verteilung noch 500000 Mark Silber klnischen Gewichtes (nach dem Geldwerte unserer Zeit etwa 70 Millionen Mark). Diese Beute, welche dem siebenfachen Jahreseinkommen des Knigs von England zur dama-ligen Zeit gleichkam, schien den Siegern auch mit der Hlfte ihres Heeres nicht zu teuer erkauft.
Ehedem hatte man den Kreuzfahrern Konstantinopel geschildert, wie es wetteifere mit Rom an Wrde, mit Jerusalem an Heilig-tmern, mit Babylon an Pracht und Glanz; jetzt lag es da aus-geraubt und zur Hlfte zerstrt durch Feuer und Schwert, kaum noch ein Schatten ehemaliger Herrlichkeit.
Als dann die Kaiserwahl vorgenommen wurde, vereinigten sich die Stimmen der Whler, da Dandolo ablehnte, auf Balduin von Flandern. Ein Reich sollte er regieren, von welchem er zunchst nur die Hauptstadt sein nannte, ein Reich zerfahren im Innern, bedroht von auen. Die geringfgigen Machtmittel, welche sich dem neuen Herrscher zu Gebote stellten, muten sich bei der wachsenden Eifersucht der einzelnen Fhrer zersplittern und in sich selbst ver-zehren. Die Unterthanenschaft und der neue Herrenstand waren und blieben einander fremd in Sprache und Sitte, in Glauben und Volks-tum, im ganzen Denken und Fhlen. Es fehlte der neuen Herr-schast an Einsicht, Wille und Kraft, auf den Trmmern des Reiches einen Dauer versprechenden Staat aufzubauen.
Dandolo erfreute sich nicht lange seines Triumphes. Er war in Konstantinopel zurckgeblieben, um die Ordnung der heillos ver-wirrten Zustnde anzubahnen, um die weitreichenden Ansprche seiner Vaterstadt zu wahren. In dem Palaste, woselbst er Wohnung ge-nommen, starb er am 1. Juni 1205.
Viii.
us der Jett der Reformation.
a. Ein Deutsches Bauernparlament.
Das Wort Bauernkrieg" ruft bei dem Hrer zumeist die Vorstellung von Rechtsverletzung und Emprung hervor; es lt vor seinem Blicke auftauchen Bilder der Plnderung und Zerstrung;
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Extrahierte Personennamen: Dandolo Dandolo
Extrahierte Ortsnamen: England Konstantinopel Jerusalem Flandern Konstantinopel
181
O Herr! Nun ratet uns, und sehet unsre Not.
Wir mssen Hungers sterben, erbarmet euch um Gott!"
Entgegnete Herr Peter: Ihr Trpfe fort, ihr Trgen!
Seht ihr die toten Trken nicht liegen allerwegen?
Sie sind ein trefflich Essen, wenn man sie salzt und brt." Da sprach Tafur, der König: Ihr habt gar klug geredt."
Herrn Peters Zelt verlt er und schickt die Seinen fort.
Mehr sind es, denn zehntausend, sind sie an einem Ort. Sie huten ab die Trken und weiden gut sie aus,
Gesotten und gebraten wird dann das Fleisch zum Schmaus. Gar weidlich mundet's ihnen: sie essen's ungesalzen Noch auch des Brots dazu. Ein mancher spricht mit Schnalzen Zu seinem Nebenmann: Die Fasten sind vergangen,
Mich will mein Lebtag nicht nach bessrer Kost verlangen; Dem Schweinfleisch zieh ich's vor und lgesottnem Schinken,
Lat uns dran gtlich thun, bis wir zu Boden sinken.""
Der Winter verging. Der Frhling kam. Da erffnete sich eine vielversprechende Aussicht. Einer der trkischen Anfhrer in der Stadt, der Befehlshaber eines Turmes, trat mit einem der christlichen Fürsten, mit 23osmund von Tarent, in verrterische Verbindung. Er machte sich anheischig, diesen in die Stadt einzulassen. Boemund veranlate darauf den Zusammentritt des Frstenrates. Denn diesem stand die Gesamtleitung des Zuges, die Entscheidung der alle Dinge von Wichtigkeit zu. Einen stndigen Oberfeldherrn kannte das Kreuzheer nicht. Bomund erklrte nun dem Frstenrate, da er die Stadt bezwingen knne; er verlangte indes, da ihm die Stadt nach der Eroberung als Eigentum berantwortet werde. Die Fürsten aber verweigerten ihm diese Zusage. Neid und Migunst waren hier die Beweggrnde. Die meisten der Fürsten nmlich hatten nicht aus selbstlosen Absichten das Kreuz genommen. Das Verlangen nach Ruhm, nach Beute, nach Lndererwerb hatte sie bestimmt. Diese Selbstsucht erzeugte Uneinigkeit, sie gefhrdete mit-unter den Fortgang des ganzen Unternehmens. So geschah es auch hier. Bosmund enthielt sich seitdem in unmutigem Groll des Kampfes. Erfolglos schwanden darauf viele Wochen. Da drohte neue Not.
Ein gewaltiges Entsatzheer rckte heran, die Stadt vor den Christen zu retten. Schon war es mit den Vortruppen desselben zu Scharmtzeln gekommen. Nun erst gingen die Fürsten, um der doppelten Gefahr auszuweichen, auf Boemunds Plan und Verlangen ein. Dieser schlich sich dann mit einem Teile des Heeres in der Nacht an den Turm hinan, wo der Verrter befehligte. Er selbst ist der erste, welcher die Sturmleiter anlegt; die Seinen drngen nach und gelangen in die Stadt. Die berraschung lhmt den
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Extrahierte Personennamen: Peter Peters Boemund Bosmund
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sich dem Zuge angeschlossen, weil sie hofften, da ihnen bei einem so heiligen Werke wie einst dem Volke Israel entweder Mannah vom Himmel herabfallen oder irgend anderswoher durch gttliche Fgung Nahrung werden mte. Mit Lanzen bewaffnete Weiber ritten gleich Mnnern im Heereszuge; sie erhhten freilich nicht die Zahl der Krieger, sondern nur die Zahl der Verzehrer". An Gesetzen der gute Zucht und Ordnung lie man es nicht fehlen; allein der Gehorsam gegen irdische Herren erschien den Kmpfern Gottes nicht immer als erste Pflicht."
All diesen Massen hatte sich die Begeisterung des h. Bernhard mitgeteilt. Gleich ihm hatten sie sich mit vollster Zuversicht erfllt; gleich ihm war ihnen der glckliche Ausgang zweifellos. Wie bei diesem so gingen auch bei ihnen die jetzigen Erwartungen weit der die anfngliche Absicht hinaus. Von der Wiedereroberung Edessas, von der Strkung der bestehenden christlichen Herrschaften im Morgenlande war nicht mehr die Rede. Die Zeit sei gekommen, meinte Bernhard, wo die Flle der Völker in das Reich Gottes eingehen msse; man msse nach Jerusalem aufbrechen, um die Heid-irischen Völker des Ostens zu bndigen und der christlichen Ordnung zu unterwerfen. Also nicht der Schutz Jerusalems, vielmehr die Bekehrung und Unterwerfung der heidnischen Reiche Asiens war der groartige Plan, mit dem man sich erfllte. Und die Vorstellung, da die Kirche der Stein sei, welcher zu einem Berge anwachsend die ganze Erde erfllen werde, verlieh die unbedingte Zuversicht des Erfolges.
Im Juni 1147 brach König Konrad nach Konstantinopel auf. Dort sollte die Ankunft der Franzosen abgewartet werden. Der Kaiser von Konstantinopel, Manuel I. Komnenos (11431180), sah dem Herannahen der Kreuzfahrer mit Unruhe entgegen. Seine Be--sorgnisse wurden gesteigert durch Plnderungen und Gewaltthaten der beutelustigen, trotzigen deutschen Krieger. Durch seine Gesandten tadelte er den König Konrad wegen der Unthaten des deutschen Heeres; durch seine wohlgeschulten Truppen trieb er die rauflustigen Scharen der Kreuzfahrer in die Enge. Es gelang ihm, Konrad zu bewegen, ohne die Franzosen nach Asien hinberzusetzen und den Vormarsch durch das Gebiet der Feinde anzutreten. Konrad whlte denselben Weg, den auch das Kreuzheer auf dem ersten Zuge innegehalten hatte, den Weg quer durch Kleinasien. Am 15. Oktober brach Konrad mit der Hauptmasse seines Heeres nach dem Innern Klein-asiens auf. Ode, wste, menschenleere Gegenden waren es, die er durchzog. Von: ersten Tage ab machte sich Mangel an Lebens-Mitteln, namentlich an Trinkwasser fhlbar; er steigerte sich von
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Extrahierte Personennamen: Bernhard Edessas Bernhard Konrad Konrad Konrad Konrad Konrad Konrad Konrad Konrad Konrad
Extrahierte Ortsnamen: Israel Gottes Gottes Jerusalem Jerusalems Asiens Konstantinopel Konstantinopel Asien Kleinasien
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nehmlich um den Wirkungen des groben Geschtzes mit Erfolg zu begegnen. Diese Werke sind spter von Urban Viii. (16231644) entsprechend den Fortschritten der Geschtzkunde und der Belagerungs-kunst weiter ausgedehnt worden.
Etwa hundert Jahre vor Urban Viii. war dann die Engels-mals gewissermaen in den Mittelpunkt gerckt worden in dem Streite zwischen Papst und Kaiser. Ein Heer Kaiser Karls V. (15191556) war unter dem Herzog Karl von Bourbon gegen Rom herangerckt, um Vergeltung an dem Papst Clemens Vii. (15231534) zu den, welcher, bisher dem Kaiser befreundet, nach der Schlacht bei Pavia 24. Februar 1525 sich den Feinden des Kaisers angeschlossen hatte. In der Morgendmmerung des 6. Mai 1527 liefen die kaiserlichen Scharen zum Sturm an auf Rom; ehe es Abend ge-worden, war die ganze Stadt mit Ausnahme der Engelsburg in ihren Hnden. Clemens Vii. war durch das Eindringen der Feinde berrascht worden, als er sich anschickte, in der Peterskirche Messe zu lesen. Vor seinen Augen wurden seine Leibwchter niederge-hauen; mit genauer Not rettete er sich durch den-bedeckten Gang in die Engelsburg; hier kam er an wie ein Augenzeuge berichtet mit Schwei bedeckt, wie wenn er mit Wasser bergossen worden". Von der Engelsburg aus konnte er Zeuge sein, welch wste Greuel die zuchtlosen Kriegsscharen der die unglckliche Stadt brachten. Fnfzehn Tage war in der Stadt keine Ordnung, kein Gesetz, keine Gerechtigkeit, keine Religion", so verlautet es bei einem Zeitgenossen. Die Engelsburg wurde belagert. Am 5. Juni ent-schlo sich Papst Clemens zu einem Vertrage, nach welchem er gegen Sicherung seines Leben sich zur Zahlung von 400 000 Dukaten verpflichtete: 100 000 sollten sogleich gezahlt werden; 50000 nach 20 Tagen; 250000 in 2 Monaten. Bis zur Aufbringung der ersten und zweiten Rate sollte der Papst in Haft bleiben. Kaiser-liches Kriegsvolk besetzte die Engelsburg. Die einrckenden deutschen Landsknechte fanden den Papst wie einer ihrer Feldhauptleute, Sebastian Schrtlin berichtet hat mit zwlf Cardinlen in einem engen Saal (die Grabkammer Hadrians?), es war groer Jammer unter ihnen und sie weinten sehr". Wir aber, setzt Sebastian Schrtlin mit bezeichnender Krze hinzu, wurden alle reich". Die Bedeutung dieses lakonischen Zusatzes wird klar, wenn wir erfahren, da die Beute, welche die kaiserlichen Kriegsknechte aus Rom fortschleppten, nach der niedrigsten Schtzung einen Wert von 30 Millionen Dukaten gehabt hat.
Aus den Landsknechten wurden 200 der schnsten ausgewhlt, beim Papste Dienste zu thuu, d. h. denselben in der Engelsburg als
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Extrahierte Personennamen: Urban Urban Karls_V. Karls_V. Karl_von_Bourbon Karl Clemens_Vii Clemens_Vii Clemens Sebastian_Schrtlin Sebastian_Schrtlin
Extrahierte Ortsnamen: Rom Pavia Rom Engelsburg Engelsburg Engelsburg Hadrians Rom Engelsburg
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erneute Kreuzfahrt zu erwrmen. Im Kreise der franzsischen Kreuz-fahrer, welche den Grafen Bonifaz von Montferrat, einen persnlich hoch hervorragenden Fürsten Italiens zum Leiter und Fhrer des Kreuzzuges erkoren, hatte man sich, gesttzt auf die Erfahrungen frherer Zge, mit dem Plane befreundet, zur See nach dem heiligen Lande zu fahren. Franzsische Edelleute waren in Venedig er-schienen, um Unterhandlungen anzuknpfen hinsichtlich der berfhrung des Kreuzheeres nach Asien. Zwischen dem Dogen von Venedig, Heinrich Dandolo (11921205), und den franzsischen Abgesandten war ein Vertragsentwurf vereinbart worden, nach welchem sich die Republik bereit erklrte, gegen vorherige Entrichtung von 85 000 Mark Silber klnischen Gewichts (d. i. nach dem heutigen Mnzfue etwa 3 400000 Mark, nach dem heutigen Geldwerte ungefhr 10 Million Mark) dem Kreuzheere in der Strke von 4500 Rittern, 9000 Knappen, 20000 Fugngern Schiffe zur berfahrt zu stellen und den Unterhalt des gesamten Heeres auf neun Monate zu bernehmen. Sollte der Vertrag rechtskrftig werden, so bedurfte es der Zu-stimmung des groen Rates wie auch der Billigung der Volks-Versammlung. Wiewohl nmlich das venetianische Gemeinwesen namentlich seit der groen Umgestaltung des Jahres 1172 in immer bestimmteren Zgen der ausgesprochensten Geschlechterherrschast hnlich wurde, so blieb doch neben dem Rate der 480, welcher sich aus den vornehmen Familien bildete, auch der Volksversammlung ein gewisser Anteil bei bedeutsamen Entscheidungen gewahrt, weniger nach dem Wortlaut der Verfassung als infolge scheuvoller Beobachtung des Herkommens. Bei dem groen Rate erzielte Dandolo leicht die Beipflichtung. Schwieriger lie sich das Volk gewinnen fr ein Unternehmen, welches dem eignen Lebensinteresse fremd erschien. Wollte Dandolo die besonderen Ziele, in welchen seine Bestrebungen gipfelten, sich erreichbar erhalten, so muten dieselben zunchst noch sein Geheimnis bleiben. Durch Veranstaltungen rein uerlicher Art gedachte er das Volk zu bestimmen. Er entbot dasselbe in die Markuskirche zur Versammlung. Die Wrde des Ortes sollte auf die Stimmung einwirken und den Sinn empfnglicher machen fr die schwebende Vereinbarung. Die franzsischen Gesandten erschienen selbst als Bittflehende vor dem Volke. Ehe die entscheidende Frage gestellt wurde, trat Gottfried von Villehardouin als Sprecher der Franzosen vor und hob in einfachen markigen Worten Zweck und Notwendigkeit des Vertrages hervor, seine Bedeutung fr die hchsten Pflichten eines christlichen Volkes, seinen Wert fr Venedigs wachsen-den Ruhm. Die hchsten und mchtigsten Edelleute Frankreichs so schlo er haben uns zu euch gesandt; sie rufen durch uns
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Extrahierte Personennamen: Bonifaz_von_Montferrat Bonifaz Heinrich_Dandolo Heinrich Dandolo Dandolo Gottfried_von_Villehardouin
Extrahierte Ortsnamen: Italiens Venedig Asien Venedig Venedigs Frankreichs