r
— 20 —
2) Stehen wir am Meeresufer und nähert sich uns ein Schiffe so sehen wir
zuerst den Wimpel auf der Mastspitze, dann die Takelage, dann den Bord des
Schiffes; es sieht gerade aus, als führe das Schiff zu uns herauf. Fährt ein
Schiff von uns fort, so ist die Erscheinung gerade die umgekehrte, und es sieht aus,
als ob das Schiff hinabführe. Ebenso sehen wir zuerst die Kirchturmspitze, wenn
wir uns einem Orte nähern, und sie
Fig. Xv. entschwindet zuletzt uusereu Blicken,
wenn wir uns von dem Orte
fernen. Wäre die Erdoberfläche
eine Scheibe, so müßte der Gegen-
er den Horizont
tritt, ganz erscheinen da aber
nicht geschieht, so
überall eine gekrümmte Oberfläche
Punkt, hh = Horizont.
Nun man durch die
Figur leicht auf die Vermutung
kommen, daß der Punkt a auf der
Erdoberfläche höher, der Punkt b
tiefer liegt, daß ein Schiff in a wohl
auf der Erde bleiben, in der Lage b
aber von ihr wegfallen müßte. Eine
solche Vermutung ist verkehrt. Die Erdkugel schwebt frei im Welträume. Auf der
Oberfläche eines solchen Körpers ist von oben und unten nicht die Rede. Das
Schiff (Fig. Xv) steht überall mit seinem Kiel, der Mensch mit den Füßen nach
unten; alle Dinge haben überall den Himmel über sich; jeder Punkt der Erd-
oberfläche ist unten, jeder, der dem Himmel näher ist, oben. Da könnte man nun
freilich fragen: Wie kommt es denn, daß die Körper überhaupt auf
der Erde bleiben? Wir bemerken, daß ein Stein oder ein anderer Körper,
dem man seine Unterstützung nimmt oder den man in die Höhe wirst, stets wieder
auf die Erde fällt. Ein Stein oder ein anderer Körper, der an einem Faden hängt,
zieht den Faden straff und nähert sich ans diese Weise der Erde soweit als möglich.
Es giebt also eine Kraft, welche bewirkt, daß alle Körper der Erde zustreben. Diese
Kraft heißt Schwerkraft. Sie wirkt nach bestimmten Gesetzen und stets so, als
hätte sie ihren Sitz im Mittelpunkte der Erde. Jeder Körper wird also scheinbar
von diesem Punkte her angezogen; daher heißt die Schwer-
-Fig. Xvi. kraft auch Attraktious-oder Anziehungskraft der
■ Erde. Ter aufgehängte Körper spannt deshalb den Faden
so, daß seine Richtung, nach oben verläugert, das Zeuith
des Punktes trifft, nach der anderen Seite verlängert, nach
dem Mittelpunkte der Erde geht. Dasselbe gilt von der
Richtung des fallenden Steins, des in natürlicher Stellung
stehenden Menschen. Diese Richtung ist bekanntlich die senk-
rechte. (Vgl. Fig. Xvi.) Kreis e = Erde, rn = Mittel-
punkt der Erde, a — fallender Stein. Natürlich kehren
Menschen, die auf entgegengesetzten Punkten der Erde
stehen, einander die Füße zu; sie heißen deshalb
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TM Hauptwörter (100): [T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian]]
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Allgemeine Charakteristik des 19. Jahrhunderts 261
Wissenschaften und demzufolge der Technik, der Maschinenverwertung und der Industrie. Seit dem Beginn des Aufschwungs in England um 1700 hat sich die Naturwissenschaft dort und in Frankreich stetig weiterentwickelt (Lavoisier, der Vater der neueren Chemie; Priestley, Cavendish). Das Interesse fr Experimente und physikalische Vortrge war allgemein (vgl. Goethe); Metternich und Napoleon fanden Gefallen daran, und mancher Abend an frstlichen Hfen wurde damit ausgefllt. Seit 1820 etwa beginnt der Aufschwung der deutschen exakten Wissenschaft (Gan, Frauen-hofer, Rob. Mayer, Liebig). Von der grten Bedeutung war die Nutz-barmachung dieser wissenschaftlichen Forschungen fr die Praxis. Das deutsche Volk trat in das Zeitalter der Technik ein, das die Maschine wie das chemische knstliche Verfahren bewut an die Stelle des Persn-lichen, des Menschen, des Tieres, des Organischen berhaupt setzte". Da-mit war eine ungeheure Umwlzung in den Warenerzeugungsbedingungen, im ganzen Verkehr gegeben. War Deutschland bisher fast ganz ein agra-rifches Land, in dem wohl eine Industrie vorhanden war (Leinewand, Baumwollen- und Wollweberei, Holz- und Kurzwaren), die aber in den wichtigsten Zweigen (Eisen- und Garnfabrikation) ganz vom Auslande ab-hngig war, hinderten die schwerflligen Perfonenposten, die schlechten Wege, die fortwhrenden Zollbelstigungen, der langsame Gtertransport, der langweilige und recht teure Briefverkehr, die bunte Verschiedenheit der Mnzen jedes raschere Abwickeln der Geschfte und damit das Ausblhen der Industrie, so trat jetzt ein vlliger Wandel ein. Schon 1769 hatte James Watt die erste brauchbare Dampfmaschine hergestellt; zu Anfang des 19. Jahrhunderts wurde der mechanische Webstuhl erfunden. Seit-dem sind in immer steigendem Mae fr fast alle Gewerbezweige Ma-schren ersonnen und zur Einfhrung gekommen. Die Kohle und das Eisen geben der neuen Zeit die Signatur. Eine auerordentliche Steige-rung der Gtererzeugung, die von jetzt ab schneller, massenhafter und billiger vor sich ging, war die Folge. Gleich groß war die Wirkung der Dampfmaschine auf den Verkehr: 1835 wurde die erste deutsche Eisen-bahn zwischen Nrnberg und Frth erbaut, und schon nach 10 Jahren wurden 2000 km mit der Lokomotive befahren; das erste Dampfschiff fuhr 1818 auf der Weser. Im Jahre 1902 aber besa Deutschland ein Eisen-bahnnetz von 53000 km; die deutsche Handelsflotte ist jetzt zur zweit-grten der Welt geworden (Hamburg-Amerika-Linie, Norddeutscher Lloyd)/) die in Deutschland gebauten Dampfer (anfangs Rad-, dann Schrauben-, neuerdings auch Turbinendampfer; Vulkan in Stettin) sind die schnellsten
*) Der Tonnengehalt des einen Dampfers Kaiser Wilhelm der Groe" betrgt mehr als einst (1825) der Tonnengehalt der ganzen Bremer Flotte.
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Extrahierte Personennamen: Lavoisier Priestley Cavendish Goethe Napoleon Mayer Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: England Frankreich Deutschland Nrnberg Deutschland Deutschland Stettin
123
die Hanse erst durch die Clner Konfderation" von 1364. Als Ziele des Bundes wurden hier bezeichnet: Erhaltung und Erweiterung der im Ausland erworbenen Handelsvorrechte, Wahrung gesicherter Fahrt zu Wasser und zu Laude, schiedsrichterliche Vermittlung bei Streitigkeiten, um jede Einmischung der Landesherren, selbst des Kaisers zu verhten, und Aufrechterhaltung der Ruhe im Innern der Städte, besonders der aristokratischen Ratsverfassung. Alle drei Jahre sollte in Lbeck ein Hansetag stattfinden. Fgte sich eine Stadt den Be-schlsselt nicht, so wurde sie aus dem Bunde gestoen oder verhanset", was die Vernichtung ihres Handels bedeutete.
Die Schiffe der Hanseaten, Koggen genannt, waren gedeckte, hochbordige Fahrzeuge mit mehreren Segeln. Ihre Kriegsausrstung bestand in Schleudermaschinen. Doch sandten die Stralsunder schon 1386 die erste mit Donnerbchsen bewaffnete Kogge gegen die Dnen.
Die Hanse wute viele Hemmnisse, die dem Handel damals bereitet wurden, zu beseitigen. Die Seeruber wurden verfolgt, und durch Erwerbung von Privilegien suchte man sich gegen das barbarische Strandrecht und Grundruhrrecht zu schtzen, nach welchem alle Habe eines gestrandeten Schiffes und eines verunglckten Frachtwagens dem Herrn verfiel, auf dessen Grund und Boden der Unfall geschah.
Neben den orientalischen Erzeugnissen, die durch Vermittlung italienischer und sddeutscher Kaufleute den Hanseaten zugefhrt wurden, gehrten Augsburger und Nrnberger Kunstprodukte, Wollengewebe, Leinwand, Waffen, ferner Pelzwerk, Leder, Talg und besonders die an der Sdkste vou Schweden gefangenen Heringe zu den Handelsartikeln der Hanse.
3. Bltezeit der Hanse und die Ursachen ihres Versalls. Die
Bltezeit der Hanse fllt in das 14. und 15. Jahrhundert. In einer Zeit, in der das kaiserliche Ansehen ganz gesunken war, brachte die Hause den deutschen Namen im Auslande zu Ehren und ver-breitete das Deutschtum in den Ostseelndern. Es gab gegen 90 Hansestdte; sie wurden anfangs in drei Drittel, spter in vier Quartiere eingeteilt, nmlich in das westflische (Vorort Cln), das schsische (Braunschweig), das wendische (Lbeck) und das preuische (Danzig) Quartier.
Der Handel brachte den Hansestdten groen Reichtum, von dem noch heut die prchtigen Kirchen und Rathuser der deutschen Kstenstdte zeugen. Da die Hanse aber keine feste politische Einheit bildete und ihr die Untersttzung durch eine starke Reichsgewalt fehlte, konnte sie sich bei den Vernderungen, die in den europischen Verhltnissen
Lohmeyers Wandbilder: Klaus Strtebecker und die Seeruberkmpfe der Hamburger.
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38
Deutschland.
Badens ist Mannheim an der Mündung des Neckars mit über
160000 Einw., es hat sich zu dem größten Rheinhasen entwickelt. Die
Wasserfläche desselben beträgt über 170 ha, 3/5 derjenigen des Hamburger
Hafens. Über 5 Mill. t Güter werden jährlich auf mehr als 10000
Schiffen stromaufwärts gebracht, 9/10 Mill. t von hier aus stromabwärts
versendet. Unter jenen stehen an erster Stelle Steinkohlen und Petroleum,
unter diesen Holz und Salz, dann die Jndustrieerzeugnisse. Auch ist
Mannheim der erste Weizenmarkt Deutschlands. Von seinen Industrien sind
die Maschinen-, Holzwaren- und Zuckerfabrikation zu nennen. Auch ist
es Knotenpunkt mehrerer Eisenbahnen. Den Neckar aufwärts thront, wo
er aus dem Gebirge tritt, Heidelberg, die schönste Universitätsstadt
Deutschlands, eine Mst. mit der Ruine des Kurfürstenschlosses. — Baden
gegenüber liegt auf dem linken Rheinufer das Elsaß. Die südlichste
wichtigste Stadt ist Mülhausen am Rhein-Rhone-Kanal mit gegen
100000 Einw., der bedeutendste Sitz der Baumwollenindustrie Mittel-
europas, die sich von hier über den größten Teil des Wasgenwaldes aus-
dehnt und jährlich für über 200 Mill. Mark Waren liefert; nur im
nördlichen Teile dieses Gebirges wird Leinenindustrie getrieben. Die
Hauptstadt des Elsasses aber ist Straßburg an der Jll, dem Rhein-
Rhone- und dem Rhein-Marne-Kanal, das, seitdem es zu Deutschland
gehört und nicht mehr Grenzstadt ist, sich in der Einwohnerzahl verdoppelt
hat (über 160000 Einw.). Zunächst ist es bedeutend als Hafenort, der
besonders viel Steinkohlen und Jndustrierohstoffe für den Süden empfängt,
sodann ist es Mittelpunkt der Tabakindustrie, treibt ferner Metall- und
Textilfabrikation sowie Bierbrauerei. Auch ist es durch seine Universität
der geistige Mittelpunkt des Landes und endlich eine starke Festung. —
An das Elsaß schließt sich im Norden die bayrische Rheinpfalz an.
Hier ist zunächst Ludwigshafen, eine gr. Mst. gegenüber von Mann-
heim und mit diesem verwachsen, wegen seiner chemischen und der Maschinen-
industrie bemerkenswert. Außerdem hat es großen Anteil an dem Schiffs-
verkehr. Die Mittelstadt Kaiserslautern in der gleichnamigen Senke
ist nicht bloß als Verkehrsknotenpunkt wichtig, sondern treibt auch Web-,
Maschinen- und Tabakindustrie. — Nördlich von der Pfalz breitet sich
die Südhälfte des Großherzogtums Hessen zu beiden Seiten des
Rheins aus. Die Hauptstadt Darmstadt, eine gr. Mst. an der schönen
Bergstraße und in der Nähe des Odenwaldes, besitzt eine technische Hoch-
schule, treibt Eisen- und Lederindustrie und ist Eisenbahnknotenpunkt.
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
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128
Deutschland.
Nahrungsmittel ein. Dem Handel und Verkehr dient zunächst das
„Maschenuetz" der Eisenbahnen mit vielen Knotenpunkten. Die Länge
der Eisenbahnen beträgt ungefähr 55 000 km, die jährliche Einnahme
daraus über 1700 Mill. Mark. Während auf den Eisenbahngüterverkehr
etwa vier Fünftel aller Frachtgüter entfallen, befördern die Binnenwasfer-
straßen zusammen etwas über ein Fünftel; davon kommen zwei Drittel
des Schiffsverkehrs auf Rhein und Elbe. Auf dem Rhein verkehren
Schiffe, die 1500—2000 t Tragkraft besitzen, auf der Elbe solche von
1100 t, auf den übrigen Gewäffern folche von 450—600 t Tragkraft.
Als wichtigstes Mittel für den Welthandel dient die Seeschiffahrt.
Deutschlands Seehandelsflotte bestand 1904 aus 4156 Schiffen mit
2 322 045 Registertonnen netto. Darunter befanden sich 1622 Dampf-
schiffe mit 1 739 690 Registertonnen. Die einzelnen Ozeandampfer befördern
6000 Registertonnen zu je 2,83 cbm Hohlraum oder 1*/2 Tonne Gewicht,
das sind 9000 t oder 900 Eiseubahugüterwageu, einige sogar 18 000 t.
Hinsichtlich der Reederei steht Deutschland unter allen Nationen an
zweiter Stelle, nur von England übertroffen. Die wichtigsten Schiffahrts-
gefellfchaften oder Reedereien sind:
1. Die Hambnrg-Amerika-Linie mit 125 Dampfern von einem Ge-
halt von über 660 000 Registertonnen,
2. der Norddeutsche Lloyd (leud) in Bremen mit 114 Dampfern
und fast 590 000 Registertonnen,
3. die Hamburg-Südamerikanische Dampffchiffahrtsgesellschaft,
4. der Hamburger Kosmos.
Dem Handel dienen ferner die über 38 600 Postanstalten, mit denen
über 28 000 Telegraphenanstalten verbunden sind, ferner Fernfprech-
einrichtnngen in über 20 800 Orten.
Der Spezialhandel (ohne den Durchgangshandel) wies 1903 für
die Ausfuhr einen Wert von 5130 Mill., für die Einfuhr von 6321 Mill.
Mark auf, zusammen 11 451 Mill. Mark; das sind von dem 99 900 Mill.
Mark betragenden Gesamtwerte des ganzen Welthandels über 11 %,
womit Deutschland wieder an zweiter Stelle steht. Wenn Deutschland
bedeutend mehr ein- als ausführt, so hat es scheinbar eine ungünstige
oder passive Handelsbilanz; es müßte durch die größere Geldabfuhr also
allmählich verarmen. Daß dies aber nicht der Fall ist, ergibt sich schon
daraus, daß der Wohlstand in Deutschland, die Lebensbedürfnisse im
Wachsen begriffen, Verdienst und Lebenshaltung gestiegen sind. Die
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Rhein Rhein Deutschlands Deutschland England Norddeutsche_Lloyd Bremen Deutschland Deutschland Deutschland
114
Deutschland.
schiffahrt, die auf der Elbe und den Nebenflüssen nicht bloß bis Berlin
und Magdeburg, sondern bis nach Österreich hineinreicht, zusammentrifft,
ist Hamburg die bedeutendste Hafen- und Seehandelsstadt nicht nur
Deutschlands, sondern auch des ganzen europäischen Festlandes, ja die dritte
der Welt (nach London und New-Iork) geworden. Die Wasserfläche des
Hasens umsaßt 3 qkm; von hieraus dringen Kanäle (Fleete) zwischen
die Häuserreihen und Speicher der Stadt ein. Ungefähr 13000 Seeschiffe
mit gegen 9 Mill. Registertonnen fahren jährlich aus und ein, führen
vornehmlich Kaffee, Getreide, Wolle und Baumwolle, Häute und Felle,
Salpeter, Eisen und Erze, Petroleum, Tabak, Reis u. a. im Werte von
über 3800 Mill. Mark (1902) ein, Zucker, Spiritus, Maschinen, Ge-
webe usw. für über 3300 Mill. Mark aus. Die Hamburg - Amerikanische
Paketfahrt-Aktiengefellschaft mit 125 Seeschiffen von 660000 Register-
tons ist die größte Schiffahrtsgesellschaft der Erde. Der Binnenhandel
beschäftigt über 20000 Schiffe mit einem Jahresumsatz von 5 Mill. t;
stromabwärts werden Zucker, Salz und Düngesalze, Holz, Steine und
Kohlen, stromaufwärts Getreide, Mehl, Kolonialwaren und besonders
Petroleum befördert. Dem Binnenhandel dienen daneben auch die Eisen-
bahnen. Hamburg ist ferner Auswandererhafen. Die Schiffahrt hat so-
dann eine aufblühende Industrie hervorgerufen, Kaffeeröstereien, Schokoladen-
fabriken, Reisschälanstalten, Schmalzraffinerien, Dampfmühlen, die über-
seeisches Getreide verarbeiten. Dazu kommen bedeutende Schiffsbau- und
Maschinenbauanstalten. Endlich ist Hamburg Sitz der Seewarte des
Deutschen Reiches. Cuxhaven, eine Klst. vor der Elbmündung, ist
Hamburgs Vorhafen, der namentlich beim Eisgange von den Schiffen
aufgesucht wird. — Die Freie Reichsstadt Bremen besitzt ein Gebiet
von 250 qkm; der Hauptteil liegt an der unteren Weser, ein kleiner
Teil rechts von der Wesermündung. Die Grst. Bremen mit über
200000 Einw. ist der zweitwichtigste Seehafen Deutschlands; die Unter-
weser hat bis zur Stadt eine Fahrtiefe von über 5m; die größten
Schiffe bleiben im Vorhafen Bremerhaven, einer kl. Mst. Die be-
dentendste Schiffahrtsgesellschaft Bremens ist der Norddeutsche Lloyd (leud),
die zweitgrößte Schiffahrtsgesellschaft der Welt, bekannt durch ihre großen
Schnelldampfer. Zur Einfuhr gelangen besonders Tabak, Reis und Baum-
wolle, worin die Stadt die erste Stelle einnimmt, auch Petroleum, im
Werte von über 1000 Mill. Mark, der ungefähr die Ausfuhr gleichkommt.
Auch ist Bremen der erste Auswandererhafen. Im Zusammenhange mit
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Berlin Magdeburg Hamburg Deutschlands London Petroleum Hamburg Hamburg Hamburg Cuxhaven Hamburgs Bremen Deutschlands Bremerhaven Bremens Norddeutsche_Lloyd
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Schulformen (OPAC): Lehrerbildungsanstalt, Höhere Schule
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): Jungen
— 56 —
Westküste Großbritanniens), c) Schollenküsten (sie begleiten in Staffelbrüchen zum
Meere abfallende Hochländer und sind daher schwer zugänglich; Afrika). Da Längs-
küsten am Großen, Querküsten am Atlantischen Ozean häufig sind, hat man erstere
den pazifischen, letztere den atlantischen Gestadetypus genannt.
Je häufiger und stärker die Küstenlinie eines Landes von der Graden ab-
weicht, um so größer ist seine Küsteuentwickelnng. Man versteht darunter
das Verhältnis der Länge der Küstenlinie zum Flächeninhalte des Gebietes. Von
ihr ist die Zugänglichkeit eines Landes und damit seine Teilnahme am Welthandel
und Weltverkehr in erster Linie abhängig. Sie findet ihren sichtbaren Ausdruck
in den Vorsprüngen des Landes und den Einschnitten des Meeres, den Buchten.
Diese kommen als Rund-, Trichter- und T a l b u ch t e n vor. Die letzteren
wurden auf dem festen Lande einst als Täler gebildet, später aber von dem nach-
dringenden Meere unter Wasser gesetzt. Sie schneiden meist unter einem rechten Winkel
in das Land ein, setzen sich in einem Tale fort und treten in der Regel gesellig auf
(Westküste von Großbritannien). — Die eigenartigsten unter ihnen sind die
Fjorde, d. s. lange, schmale und oft gewundene Einschnitte, vorzugsweise in
Felsküsten. Die begrenzenden Felswände fallen meist, selbst noch im Wasser, steil
ab, so daß nur bei wenigen sich ein Strandsaum findet. Sie sind fast alle am
Eingange seichter als am Ende. Ihre Länge steigt bis 150 km; ihre Breite ver-
ringert sich bis auf 600 m. Da sie nur gesellig in Gegenden vorkommen, die
ehemals eine bedeutende Vergletscherung erlebt haben (Norwegen, Grönland, Britisch-
Nordamerika, Patagonien, Neu-Seeland), nimmt man an, daß sie durch säkulare
Senkung unter den Meeresspiegel getauchte Täler sind, die durch Gletscherströme
ausgeuagt wurden, später aber durch Gletscherzungen vor Ausfüllung durch Schutt-
massen bewahrt blieben. Die Bodenerhebungen an ihren Eingängen waren die End-
moränen derselben. Ähnliche Bildungen sind die Firths an der Küste Groß-
britanniens und die Föhrden Schleswig-Holsteins.
Innerhalb der Talbuchten finden sich am häufigsten alle Bedingungen ver-
einigt, um Küstenpunkte zu natürlichen Seehäfen zu gestalten. Dahin gehören
Schutz vor den Seewinden und den Meereswellen, leichte Zugänglichkeit vom Meere
aus und guter Aukergruud. Hafenlos und schwer nahbar sind dagegen die meisten
Flachküsten (die „Eiserne Küste" im Westen Jütlands), wenn sie nicht von den
Mündungen großer Flüsse durchbrochen werden. Bei ihnen müssen offene Reeden
die Häfen ersetzen, d. s. weit vom Strande entfernte Ankerplätze, mit denen der
Verkehr nur durch Boote und sog. Leichterschiffe vermittelt werden kann (Ostafrika).
Durch Erbauung von Molen und Wellenbrechern können die Reeden zu künstlichen
Häfen umgestaltet werden. Selbst die Flußmündungen der Flachküsten sind oftmals
nur zur Flutzeit befahrbar oder werden durch den Ebbestrom von den weichen
Schlickmassen befreit und damit fahrbar erhalten (Elbemündung).
8 14.
Die Inseln.
Sie werden nach ihrer Lage zu den Festländern in zwei Arten
unterschieden, 1. 5n Kontinentalinseln, die noch auf dem Kontinentalblock ruhen (Groß-
britannien und Irland), zuweilen aber auch weit von ihm entfernt sind (Spitzbergen,
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
TM Hauptwörter (100): [T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee]]
TM Hauptwörter (200): [T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe]]
Schulformen (OPAC): Lehrerbildungsanstalt, Höhere Schule
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): Jungen
- 111 —
spönnen. Das größere Alter weisen darunter die Seewege auf. Wie zu Lande,
so macht auch hier der Dampf immermehr seine Überlegenheit geltend; die Zahl
der Segelschiffe ist daher in stetem Sinken begriffen. Besonders bedient sich der
Personenverkehr ausschließlich der Dampfer, die eine 3—5 mal größere Geschwin-
digkeit als jene besitzen. Nach der Größe der Handelsflotten zeigen die Staaten
folgende Gruppierung (1899):
Großbritannien 13,6 Mill. Tonnen *
Vereinigte Staaten 2,4 „ „
Deutsches Reich 2,1 „ „ J aber^mehr Dampfer
Norwegen 1,6 „ „
Frankreich 1,1 „ „
Die wichtigsten Schiffahrtswege nebst der Reisedauer sind mit Leichtigkeit aus den
betreffenden Karten der besseren Atlanten zu ersehen. Sie durchziehen, durch Winde,
Strömungen, Meerengen und Untiefen gezwungen, in festbestimmten Bahnen die
Wasserwüsten der drei großen Ozeane mit Hilfe des Kompasses, der astronomischen
Beobachtung, der Seezeichen und Leuchtfeuer. Die am meisten befahrene Seestraße
ist der Kanal, auf dem sich jederzeit gegen 300 größere Fahrzeuge befinden.
Hohe Bedeutung als Schiffahrtswege haben die interozeanischen Kanäle, der 1869
eröffnete Snes-Kanal (160 km lang) und der projektierte Panama-Kanal. Die auf
allen diesen Straßen verkehrenden Fahrzeuge werden zum größten Teile von wenigen,
aber bedeutenden Schiffahrtsgesellschaften ausgesandt, deren Sitze die großen Hafen-
städte Europas und der Vereinigten Staaten sind (die Hamburg-Amerika-Linie ist
die größte der Welt). — Von weit geringerem Alter sind unter den Weltverkehrs-
linien die Eisenbahnen, die die Länder, aber auch die Ozeane miteinander ver-
binden. Sie betragen (1894) in
Amerika 364975 km
Europa 245300 „
Asien 41970 „
Australien 22202 „
Afrika 13103 „
Die selbständige Ausbildung des Nachrichtenaustausches im Bereiche des
Weltverkehrs gehört ebenfalls der Neuzeit an. Schriftliche Botschaften werden durch
die Post übermittelt, für die durch die von Deutschland angeregte Begründung des
Weltpostvereins (1874) die politischen Grenzen der Einzelstaaten keine Verkehrs-
schranken mehr bilden. Es gehören demselben alle zivilisierten Staaten und ihre
Kolonien mit 100 Mill. qkm Landfläche und 1000 Mill. Bewohnern an (China
nicht). — Raumbezwingend hat sich auf dem Gebiete des Nachrichtenverkehrs
seit 1833 der elektrische Telegraph entwickelt. Vermöge der leichten Anlage seiner
Linien auf dem Laude hat er alle übrigen Verkehrsmittel an Ausdehnung rasch
überflügelt. Wie er als Überlandtelegraph seit 1871 Australien quer durch-
zieht und^ in kurzer Zeit Kairo mit dem Kaplande verbinden wird, so verknüpft er
seit 1866 in der Form des unterseeischen Kabels die Alte und die Neue Welt.
Man schätzt die Länge aller Telegraphenlinien der Erde auf mehr als 2 Mill. km;
* Die Schiffstonne (Registertonne) bezeichnet einen Rauminhalt von 2,83 cbm.
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gemeinde Megara bemht, ihren Brgern einen Anteil an den dort erwachsenden Handelsvorteilen zu sichern durch Anlage von Pflanz-statten an dem Zugange zu jenem Meere. Megara grndete an dem sdlichen Ufer der Meerenge, welche das schwarze Meer mit dem Marmarameer verbindet, eine Niederlassung (675 v. Chr.); sie hie: Chalcedon"; aber ihre Bewohner wurden nicht ohne Spott, die Blinden" genannt, weil eben nur eine Art von Blindheit die ersten Ansiedler zur Wahl gerade dieses Punktes htte bestimmen knnen, während doch am gegenberliegenden Gestade eine durch ihre Lage geradezu selten begnstigte Stelle zur Niederlassung htte einladen mssen. Es war dies eine Halbinsel, welche durch einen der eine Meile langen schmalen Meereseinschnitt gegen Osten hin vom Fest-lande geschieden, am westlichen Eingang des pontischen Sundes in das Meer hineinragt, einem mchtigen Dreieck vergleichbar, das mit seiner abgestumpften Spitze noch der den Anfang jenes Meeres-einschnitte^ welcher sich wie ein Horn in das Land hiueinwindet, sdwrts hinausreicht. Als wenige Jahre nach der Grndung Chalcedons auch diese Halbinsel von Megara aus besiedelt wurde (658 v. Chr.), da bekundete das schnelle Aufblhen von Byzanz so nannte sich die Stadt, welche in der Spitze jener Halbinsel ent-stand die ungemeine groe Gunst, wie sie die rtlichen Verhltnisse daselbst in sich schlssen. Jener tief in das Land eindringende Meeresarm bot einen in Wahrheit unerschpflichen Reichtum an Fischen, denen durch die Meeresstrmung vom schwarzen Meere bis dorthin die Bahn vorgeschrieben wird; durch die eindringende Str-muug vor Versandung geschtzt, wegen der Hgel an den Ufern rechts und links vollkommen sturmfrei und sturmessicher, war er einer der denkbar besten Hfen, welcher Kriegsschiffen und Handelsfahrzeugen auch in erheblicher Anzahl Sicherheit, Freiheit der Bewegung, be-queme Landung gewhrte. Dieser Hafen mute zur Lebensader werden fr eine Stadt, welche, an dem Berhrungspunkte von Europa und Asien, an dem Kreuzungspunkte der groen Straen des Welthandels gelegen, eine Handelsstadt in grtem Stile werden mute. In Zeiten kriegerischer Not gewhrte dieser Hafen eine gesicherte Zufluchtssttte; dort, wo sein Zugang sich verengte, ver-wehrten Ketten, von Ufer zu Ufer gezogen, feindlichen Schiffen die Einfahrt. Selbst bei vollkommenster Einschlieung wre die Stadt niemals ausgehungert worden; war doch den Feinden keine Macht gegeben der die Meeresstrmung, die bis in den innersten Winkel des groen natrlichen Hafens eindringend die Stadt unaufhrlich mit neuer Nahrung versah. Der Besitzer der Stadt vermochte mit leichter Mhe die Strae zum schwarzen Meere zu sperren; der
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Extrahierte Ortsnamen: Megara Megara Megara Byzanz Europa Asien