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§. 22.
Zwischen der Biber, Ach und Aitrach erheben sich die
merkwürdigen Hegauer Berge (Phonolit- und Basalt-
kegel), die 500 — 600' über der wenig gewellten Ebene
emporsteigen. Solche sind: der Hohentwiel 2129', mit
den Resten einer im Jahre 1800 von den Franzosen ge-
schleiften Festung; Hohenkrähen 1984', als Raubburg
auf Befehl des Kaisers Marimilian zerstört, später wieder
erbaut und im 30jährigen Krieg 1634 völlig in Ruinen
gelegt, und der Mägdeberg, einst Eigenthum des Klosters
Reichenau, welches auf dein Berge die Kapelle der heil.
Ursula mit den 11,000 Jungfrauen (Mägden, woher der
Name stammt) stiftete. (Im Städtekrieg 1378 zerstört,
später wieder erbaut, finden sich hier die umfangreichsten
Ruinen unter den hegau'schen Schlössern.) Der Hohen-
st offe ln, 2603' hoch, im 30jährigen Krieg 1633 zerstört;
wozu noch die Höwener Kegelberge kommen: der Hohen-
höwen, 1639 von den Bayern geschleift, weil der Besitzer
Raubzüge in das Gebiet katholischer Stände machte; Höwe-
neck, Neuhöwen, der Wanneberg und der Warten-
berg bei Neidingen.
Die Emportreibung dieser Bergkegel (Gugelberge) durch vul-
kanische Gewalt fällt wahrscheinlich in die Zeit der Bildung des
Kaiserstuhls. — Der Hegau war im 14. Jahrhundert lange Zeit
der Schauplatz des Faustrechtes und der Freibeuterei gegen benach-
barte Städte; der Ritterverein (des St. Georgenbundes) daselbst,
von den Angriffen empörter Schweizer und des Bodensee'schen
Städtebundes hart mitgenommen, überwältigte nur mit höchster
Anstrengung 1524 die Bewegungen des schwäbischen Bauernauf-
standes (des Bundschuhs u. dgl.). Während des 30jährigen Kriegs
war die ganze Gegend ein Schauplatz soldatischer Zügellosigkeiten.
Von der Veste Hohentwiel herab mißhandelte der berüchtigte Wie-
derhold 18 Jahre lang die ganze Seegegend. Im Jahr 1584
zählte der Hegau noch 35 adelige Familien aus 46 Bergschlössern,
die jetzt alle in Ruinen liegen.
Die Aach, die den Hegau durchfließt, hat ihre Haupt-
quelle beim Städtchen Aach, wo sie unter einem überhängen-
den Felsen hervorbricht und gleich so stark ist, daß sie eine
große Papiermühle und andere Werke treibt.
Diese Aachquelle enthält nachweislich *) ihr Wasser aus der
*) Im Jahre 1859 mußte von den Fabrikbesitzern zu Arlen selbst
eine Mühle bei Möhringen angekauft werden, weil ein dort neuer-
bauter Damm den unterirdischen Donauabfluß zur Aach gefährdete.
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TM Hauptwörter (100): [T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser]]
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Eine Jnvaliden-Anstalt ist zu Schwetzingen.
Eine Irren-Anstalt zu Zllenau; eine Heil- und Pflege-
Anstalt für Blödsinnige zu Pforzheim.
Straf- und Besserungs-Anstalten: 1) Zucht- und Ar-
beitshäuser zu Freiburg, Bruchsal, Mannheim; für weibliche Sträf-
linge zu Kislau. 2) Das allgemeine Arbeitshaus in Pforzheim.
3) Das Staatsgesängniß in der Festung zu Rastatt.
Kirchliche Verhältnisse.
Das Oberhaupt der Katholiken Badens in kirchlicher Hin-
sicht ist der Erzbischof von Freiburg, dem die Bisthümer Fulda,
Limburg, Mainz und Rottenburg untergeordnet sind. Im badi-
schen Lande find 725 Pfarreien, 9 Pfarrcuratien (Nebenorte mit
ständigem Gottesdienst) und 107 Kaplaneien mit 1111 Kirchen und
Kapellen. Sämmtliche Kirchen und religiöse Stiftungen haben
zusammen ein Vermögen von 30,426,000 fl. und gewähren eine
reine Einnahme von 1,260,000 fl.
Die evangelische Landeskirche, deren Bischof der Landesfürst
ist, enthält 357 Pfarreien mit 456 Kirchen und Kapellen, hat ein
Stiftungsvermögen von 10,691,000 fl. mit einem reinen Ertrag
von 435,800 fl.
Die jüdische Kirche zählt 14 Rabbiner. Stiftungsvermögen
298,000 fl.
Unter diesen Summen sind aber nicht alle Stiftungen begriffen,
welche im Lande vorhanden find.
Die Verfassung
des Großherzogthums ist die monarchisch-constitutionelle. Titel des
Landesfürsten: Friedrich von Gottes Gnaden, Großherzog von
Baden, Herzog von Zähringen:c.
Die erste Kammer besteht aus den Prinzen des großherzoglichen
Hauses, aus den Häuptern der standesherrlichen Familien, dem
katholischen Landesbischof und dem evangelischen Prälaten, aus 8
Abgeordneten des grundherrlichen Adels, aus 2 Abgeordneten der
Landesuniversitäten und aus weiteren 8 Mitgliedern, die der Groß-
herzog ernennt. Die zweite Kammer wird vom Volk gewählt und
besteht aus 63 Mitgliedern. Davon wählen die Städte: Carls-
ruhe 3, Mannheim 3, Freiburg 2, Lahr 2, Pforzheim 2, Heidel-
berg 2, und Ueberlingen, Constanz, Offenburg, Rastatt, Baden,
Durlach, Bruchsal, Wertheim je einen Abgeordneten, zusammen 22;
die übrigen werden von 41 Wahlbezirken des Landes ernannt.
Alle zwei Jahre muß eine Ständeversammlung stattfinden.
Die Staatseinnahmen
(für 1860—1861) betragen im Voranschlag für die 2 Jahre, nach
Abzug der Verwaltungskosten und andern Lasten . 22,362,794 fl.
Die Staatsausgaben im ordentlichen Etat betragen 21,194,988 fl.
Ueberschuß der Einnahmen . . . ~ 1,167,806 fl.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_von_Gottes_Gnaden Friedrich