Wladislaw Ii den polnischen Thron. Besser glückte es Sigismnnb in Ungarn; aber auch hier hatte er fortwährend Kämpfe zu bestehen, erst um die Krone zu erlangen, und dann, um sie gegen Rebellen und die mächtig andrängenden Osmanen zu behaupten. So geschah es, daß Sigismund um die Mark sich gar nicht kümmern konnte; er schabte sie nur alu eine Gelbgnelle, und um rasch größere Summen aus ihr zu ziehen, verpfändete er sie an seinen Vetter, Mark-graf ^5 ob st öon Mähren und verkaufte später die Neumark an den beut sch en Orden. 2)a nun auch Jobst bei seiner Übernahme der Mark nichts weiter im Auge hatte, als möglichst viel Gelb herauszuschlagen, so verpfänbete und verkaufte er um jeden Preis die lanbesherrlichen Schlösser und Gerechtsame, so daß von der landesherrlichen Autorität im Lanbe fast nichts mehr übrig blieb. Die Folge davon war, daß die Nachbarn die Mark aufs neue mit feinblichen Einfällen heimsuchten, und daß der durch bte Verpfädungen mächtiger geworbene Abel ohne alle Scheu seine Räubereien betrieb. Rauben, Morben und Brennen in großem Maßstabe würden alltägliche Vorkommnisse in der Mark, und niemanb hatte die Macht ober auch nur den Willen, dem schrecklichen Unwesen entgegenzutreten.
So war die Lage der Mark, als Sigismnnb im Jahre 1410 mit Jobst gegen Wenzel zum römischen König erwählt und schon im folgenben Jahre durch Jobst's Tod und Wenzel's Abdankung alleiniger König geworben war und nun vor der großen Aufgabe stand, das Reich von der schrecklichen Zerrüttung und die Christenheit von der heillosen Kirchenspaltung zu erlösen. Das Elend in seinem Erbland Brandenburg war für ihn beschämenb, und selbst helfen kennte er jetzt noch weniger, als früher. Da entschloß sich Sigismunb, dem Burggrafen Friedrich von Nürnberg aus dem Hause Hohenzollern, einem klugen und thatkräftigen Manne, der ihm die größten Dienste geleistet hatte, die Regierung der Mark zu übertragen. Dem Burggrafen als oberstem Hauptmann und Verweser der Mark sollten in berselben alle Gerechtsame eines wirklichen Landesherren zustehen, und diese Befugnis sollte ihm und seinen Erben nicht entzogen werden dürsen, bis von Sigismnnd oder seinen Erben die 100 000 Goldgulden gezahlt wären, welche dem Burggrafen als Ersatz der Kosten, die ihm der Auftrag verursachen würde,
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Extrahierte Personennamen: Wladislaw Sigismund Jobst Jobst Friedrich_von_Nürnberg Friedrich
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auf die Mark verschrieben wurden. Mit dieser Bestimmung gab Sigismund zu erkennen, daß er es nicht auf einen vorübergehenden Auftrag abgesehen habe, und wenige Jahre später, als Friedrich sich auch in der Mark bewahrt hatte, führte er seinen Plan durch. Im Jahre 1415 auf dem Konzil zu Konstanz übertrug er dem Hohen-zollern Friedrich die Mark Brandenburg mit der Kurwürde und 1417 vollzog er ebendort feierlich Friedrichs Belehnung. Auch dabei blieb freilich noch das Recht der Wiedereinlösung der Mark dem luxemburgischen Hause vorbehalten; indessen durch die Erhöhung der Pfandsumme aus 400000 Goldgulden wurde die Wiedereinlösung sehr erschwert, und als Wenzel und Sigismund ohne männliche Erben starben, erlosch auch dieser Vorbehalt.
Zweiter Abschnitt.
Aufblühen der Mark unter den Hohenzoltern im 15* und 16. Jahrhundert.
§♦ 1. Wiederherstellung der Ordnung in der Mark.
Als im Jahre 1412 der Burggraf Friedrich mit einer Schar fränkischer Ritter in die Mark kam, um im Aufträge Sigismnnds als oberster Hauptmann das Land zu regieren, fand er die Städte willig, ihm zu seinem Gelde zu huldigen; aber der Adel, welcher die Einlösung seiner Psandbesitzungen und die Unterdrückung seines gesetzlosen Treibens fürchtete, verweigerte unter nichtigen Vorwanden die Huldigung. Diese Edelleute waren zum Widerstand entschlossen; sie spotteten des „Nürnberger Tandes" und prahlten: „und regnete es Fürsten noch ein Jahr, sie würden sich deß nicht kümmern". An ihrer Spitze stand Kaspar Gans, Edler von Putlitz; die einflußreichsten aber unter ihnen waren die zu großer Macht gelangten streitlustigen Brüder Dietrich und Hans von Ouitzow. Sie
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Extrahierte Personennamen: Sigismund Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrichs Sigismund Friedrich Friedrich Kaspar_Gans Hans_von_Ouitzow
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Unter Friedrichs I Regierung hatten bte starken Ausgaben für bte fortwährenben Kriege, für den übermäßig prachtvollen Hofstaat und auch für bte freigebig unterstützten Künste und Wissenschaften bte Kräfte des bech nur armen Landes weit überstiegen, und das Übel war gesteigert worben durch eine sorglose Verwaltung der Finanzen. Dieses verberbliche Mißverhältnis beseitigte Frtebrich Wilhelm grünblich. Er errichtete für bte Finanzen eine oberste Behörbe, das Generaldirektorium, und organisierte bte ganze Finanzverwaltung so geschickt, daß von der Centralstelle aus die Amtsführung sämtlicher Unterbehörben genau übersehen und überwacht werden konnte; er selbst aber führte bte oberste Kontrolle mit nie ermübenber Ausbauet, mit einer bis ins kleinste hinabsteigenden Genauigkeit und mit unnachsichtiger Strenge. Dazu war er sehr sparsam und in manchen Beziehungen übermäßig; aber er war nicht sparsam um des Gelbes willen, sonbern lebiglich, um möglichst viel Gelb auf bte Dinge verwerthen zu können, bte er für notwenbig und nützlich hielt. In feinen Augen waren der Solbat, der Ackerbauer und bet Hanb-werker bte Säulen des Staates; auf dem Heere beruhe sein Bestehen und feine Macht und der Unterhalt des Heeres fei nur dann gesichert, wenn Ackerbau und Gewerbfleiß gebtehen. Für btefe Zwecke war dem sparsamen König keine Ausgabe zu hoch, die feine Kräfte nicht überstieg, und er hat hierin wahrhaft Großes geleistet. Bei feinet Sorge für das Heer hatte er einen treuen Helfer an feinem Gesinnungsgenossen, dem Fürsten Leopolb von Dessau; von 38 Ooo Mann wurde das Heer allmählich auf mehr als 80 000 Mann gebracht, und dieses für einen Staat von kaum 21/a Millionen Einwohner so große Heer war durchweg gut gekleidet und bewaffnet, vorzüglich dtscipliniert und einexerciert und reichlich versehen mit einem tüchtigen Offiziercorps aus dem Adel des Landes. Den Ackerbau aber beförderte der König abgesehen von vielen anderen heilsamen Maßregeln dadurch, daß er zum Anbau der immer noch zahlreichen wüsten Strecken durch Gewährung erheblicher Vorteile fremde Ansiedler in das Land zog, daß er mit einem großen Aufwande das havellänbifche Luch austrocknen und urbar machen ließ und daß er mehr als 17 000 ihrer Religion wegen vertriebene Salzburger in Preußen ansiebelte und sehr freigebig unterstützte. Der Fabrikthätig-
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Extrahierte Personennamen: Friedrichs Frtebrich_Wilhelm Wilhelm
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keit endlich suchte er nach den damals herrschenden Ansichten mit der ihm eigentümlichen Energie aufzuhelfen; er verbot die Ausfuhr von Rohprodukten, legte einen schweren Zoll auf die Einfuhr fremder Fabrikate und hielt streng darauf, daß statt der baumwollenen Zeuge inländische wollene und leinene getragen wurden.
Friedrich Wilhelm hat für seine rastlose und angestrengte Arbeit bei Lebzeiten keine Anerkennung erhalten; seine Schroffheit machte ihn unbeliebt, seine Sonderbarkeiten wurden verspottet und seine Friedensliebe verringerte das Gewicht seiner Stimme im Rate der europäischen Mächte. Aber er hinterließ ein musterhaft geordnetes und kräftig aufblühendes Land, einen Schatz von 9 Millionen Thaler und ein Heer, welches damals an Tüchtigkeit seinesgleichen nicht hatte. Was ein solches Erbe wert war, das hat sein großer Sohn der Welt durch seine Thaten gezeigt, und er hat es auch dankbar bekannt, wie viel von seinem Ruhme seinem Vater gebühre.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm
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einem Jahrmarkte, wahrscheinlich im Jahre 1325; viel Volk vom Lande hatte sich mit beni berliner auf dem Platze angesammelt. Da strömte eine Menge flüchtiger Menschen bnrch das Span^ bauet Thor herbei; es waren jene Unglücklichen, welche vor den Barbareien der Polen und üitthauer fliehenb, nichts weiter als das nackte Leben gerettet hatten. Mitleib mit den Atmen ergriff das leicht erregbare Volk; aber schnell wanbelte basselbe sich in Zorn um gegen diejenigen, welche jene Menschen in das Land gerufen hatten. Et wanbte sich besonbers gegen den Bischof von Lebns, der es mit dem Papste hielt, dann gegen die Geistlichen überhaupt. Durch austegenbe Reben einzelner steigerte sich der Unwille des Volkes zur Wut. In derartiger Erregung pflegt es zu geschehen, daß ein Opfer gefotbett wirb. Besinnungslos wirft sich bet Hanfe dann wohl auf beu ersten Verdächtigen, der ihm in den Weg tritt. So geschah es auch hier. Es verbreitete sich plötzlich die Nachricht, der Probst Nikolaus von Bernau, ein Freuub des Bischofs von Lebus, sei in bet Stadt und zwar ganz in bet Nähe, nämlich in bet Wohnung des Propstes zu Berlin, neben bet Marienkirche gelegen. Sogleich wanbte sich ein Volkshaufe dorthin, sprengte bte Thür und brang in die Zimmer ein. Vergeblich waren beruhigenbe Worte und Ermahnungen. Nikolaus warb ergriffen, herausgezerrt und an die Kirche geschleppt. Nun war kein Halten mehr, das Volk schlug in blinber Wut aus ihn ein und tötete ihn mit Knütteln und Stein würfen. Daran hatte man noch nicht genug. Auch die vom Markte Anströmenden wollten ihren Zorn stillen. Sie schleiften den Leichnam mit sich fort auf den Markt, schleppten Holz zusammen, türmten einen Scheiterhaufen auf und verbrannten ihn unter lauten Verwünschungen.
Als das geschehen war, verlies sich die Menge. Bald auch kehrte, wie es zu geschehen pflegt, die Besinnung zurück; die Reue und die Furcht vor den Folgen hielten das Volk in banget Erwartung. Besonders aber waren die Bürgermeister und Ratleute in Sorge, denn sie wußten wohl, daß die Städte Berlin und Eöln schwere Strafe treffen würde. Bald sollte
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überhaupt alles dasjenige 311, was er zur Erleichterung seiner traurigen Lage bedurfte, und was ihm Qnitzow versagte.
Nicht allein die notwendigsten Bedürfnisse stellten sie ihm zu, sie waren auch daraus bedacht, wie sie ihn befreien könnten. Die Gemahlin des Herzogs hielt sich in Brandenburg längere Zeit aus, und bei dieser Gelegenheit wurden die Pläne zu seiner Befreiung geschmiedet. Zwischen Plaue und Brandenburg liegt nur eine Meile Entfernung; der Weg führt durch Wald; die breite Havel umspült den Fnß des Schlosses. Der Winter vom Jahre 1407 aus 1408 war so kalt, daß achtzigjährige Menschen sich härterer Kälte nicht erinnerten; die Havel war mit Eis bedeckt. Gelang es dem Herzog, aus dem Burgverließ zu entkommen, so ließ sich leicht ein Versteck finden, in dem ihn seine Freunde erwarten konnten. Tag und Stunde der Flucht wurden verabredet, der Ort des Versteckes bestimmt. Die Brandenburger hatten versprochen, ihn von dort ans schnellem Pferde in ihre Stadt zu bringen, wo er geborgen war. Ein Bäckerknecht, welcher in Plane gedient hatte, bot seine Hülfe an. Es gelang diesem auch in der That, den Herzog aus dem Verließe und über die Mauer zu bringen. Derselbe eilte dem Busche zu, tu dem er verabredetermaßen seine Freunde treffen sollte. Allein das Unglück wollte, daß die Verabredung nicht genau genug gewesen, oder daß der Herzog in der Hast den rechten Ort verfehlt hatte. Die Brandenburger erwarteten ihn nicht hier, sondern an einer andern Stelle. In der eisigen Kalte, barsuß, nur mit dürftiger Kleidung angethan, verlor der unglückliche Fürst den Mut und die Besinnung. Erschöpft und an der Rettung verzweiselnd, warf er sich nieder. Unterdes war seine Flucht im Schlosse bekannt geworden. Quitzow, welcher selbst anwesend war, brachte alle seine Mannschaften in Bewegung. Während feine Reiter auf der Brandenburger Straße fortjagten, suchte er mit Dienern und Hunden die Umgebung des Schlosses ab. Leicht fand er den Herzog und führte ihn in das Gefängnis zurück. Seine Reiter aber trafen unterdes mit den Brandenburgern auf der Plauer Straße zusammen, wo es einen harten Strauß gab. Allein, ohne ihren Zweck
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Hostien fand, so trug sie der Priester nach dem Dorfe Luben. Dort geschah ein weiteres Wunder.
Die Wächter sahen um Mitternacht vor dem Sakrament fünf weiße Kerzen leuchten, die auch weiter brannten, als der Priester die Messe las; als diese zur Halste vollendet war, so verloschen zwei derselben von selbst. Die übrigen drei aber
brannten fort, während man die Hostien von Luben nach
Wilsnack und von dort wieder zurück trug, ohne kürzer zu werden.
Da die Kunde von diesem Wunder sich verbreitete, kam der Bischof Dietrich von Havelberg nach Wilsnack, um an dem Altare des heiligen Blutes eine Meffe zu lesen. Als er nun selbst eine Hostie geweiht hatte, legte er diese zu den übrigen, noch in seinem Herzen zweifelnd, ob biefe wohl wirklich geweiht worden feien. Da fing die mittelste so heftig an zu bluten, daß die Umhüllung naß geworden wäre, hätte Gott
das nicht noch verhütet. Das sahen mit dem Bischöfe viele
andere hohe Geistliche; jener aber machte sich heftige Vorwürfe wegen des Unglaubens, den er dem Wunder gegenüber gezeigt hatte. Schlimmer erging es einem Edelmanne namens Dietrich Wenkesterne, welcher aus seinem Ritte durch die Leuzuer Wische über die Wundererscheinung in Wilsnack seinen Spott trieb. Derselbe erblindete auf der Stelle und empfand solchen Schmerz in den Augen, als wenn sie voll von Salz wären. Erst als er gelobte, mit dreißig seiner Mannen barfuß nach Wilsnack zu pilgern, erhielt er sein Augenlicht wieder. Wunderbare Heilungen aber verbreiteten den Ruf des Wilsnacker Wunderblutes nach nah und fern. So fiel eine Frau ins W aff er, geriet unter das Mühlrad, wurde am ganzen Leibe zerquetscht, blieb auch zwei Tage tot im Wasser liegen. Als man aber Gottes Gnade anrief, dann die Wallfahrt nach Wilsnack gelobte, kam sie unversehrt ans dem Wasser hervor und war an ihren Gliedmaßen gesund. In der Stadt Passau an der Donau starb ein Geistlicher. Als man an seiner Leiche in der Kirche den Psalter fang, wurde er wieder lebendig und rührte sich auf der Bahre, so daß die, welche bei ihm waren, aus Furcht
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davon fliehen wollten. Er aber rief ihnen nach, er sei wieder auferweckt worden, damit er das heilige Blut in Wilsnack be-fuche, welches ihm durch Gottes Offenbarung in drei Hostien gezeigt sei. Er begab sich hieraus zu seinem Bischose, welcher mit ihm zu dem Erzbischose fuhr. Unterwegs erlitten sie Schiffbruch, fielen in das Wasser, in welchem der Bischof länger als eine Stunde lag. Da that sein Gesinde auch für ihn das Gelübde der Wallfahrt und sogleich erwachte er wieder zum Leben.
Wir fügen aus diesem Berichte nur noch einen Fall bet, und zwar in der Sprache des plattdeutschen Originals:
»De aller Durchluchtigeste Keyserin Sigismundi Elizabeth genant, ys etlike tyd so kranck gewest, dat se nich spreken noch gan konde, was ok aller erer synne unde Vernunft sogar berovet, dat se alle Arsten unde er hofgesynde ganz trostlos overgeben unde ys bet yn de achte stunde doet gewest, dat man in er neyn (kein) levent erkennen konde. Overs ere Junckfruwen unde Hoffgesynde hebben se tor Wilsnack ge-lovet, unde ys gesunt geworden. Overs na der tyt, do se-dat gelotste so drade (schnell) nicht fullenbrochte, heft se de plage Gades gerört, dat se lange tyt to beth in den doet gelegen liesst. Tom letesten ys se wedder to sick sulves gekamen unde liesst myt uthgerekkeden armen unde banden gelovet, yn eygener personen de stede des billigen blödes to besökende, unde ys van stunt an wedder gesunt geworden, liesst ok er gelotste mit ganzer ynnigkeit fullenbracht unde gehalden, unde dyt mirakel ok tor Wilsnack sulves anteken unde beschriven laten.«
So die unter dem Volke gehende Tradition. Als nun gar ansehnliche Kirchenfürsten, unter ihnen der Erzbischof von Magdeburg, diesen Wunderglauben durch Ablaßbriefe unterstützten, sand in Wilsnack ein Zusammenströmen von Gläubigen aus allen Weltgegenden statt. Ein anderer Berichterstatter erzählt, oft sei es den Leuten mitten in der Arbeit auf dem Felde oder in den Häusern angekommen, nach Wilsnack zu pilgern und dann seien sie mit Forken, Gabeln, Schaufeln
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Es mochte sein, daß das Verfahren des Kurfürsten gegen Frankfurt, welches doch nur dem verletzten Rechte gegolten hatte, von dem Raubgesindel dahin mißgedeutet wurde, daß der Kursürst gegen dergleichen Plackereien der Bürger nachsichtig sein werde. Die Wegelagerei mehrte sich in bedenklicher Weise; selbst in dem Hofstaate des Kurfürsten gab es Personen, welche sich daran beteiligten. So überfiel einer, welcher am Hofe Joachims gelebt hatte, im Walde bei Sarmnnd einen Kaufmann, plünderte ihn aus und warf ihn, an Händen und Füßen gebunden, in ein Sumpfloch, in der Meinung, er werde nie wieder daraus hervorkommen, sondern darin sterben und verderben. Indessen dem Manne gelang es, der Bande ledig zu werden und sich aus seiner Lage zu befreien. Er begab sich sogleich nach Berlin, um den Kurfürsten anzurufen. Dieser beschied ihn aus das Schloß und gab ihm Gelegenheit, in Gegenwart des Hofstaates seine Leidensgeschichte zu erzählen, genau die Mienen der Anwesenden beobachtend, um den Eindruck, den die Geschichte aus sie machen würde, zu erforschen. Aber bald unterbricht sich der Erzähler selbst, denn er wird des Ubelthäters an des Kurfürsten Tisch gewahr, wie er dasteht in seidenen Kleidern und mit goldener Kette behängen. Sosort weist er mit Fingern aus ihn, bezichtigt ihn mit dürren Worten der Frevelthat und ruft die Hülfe des Landesherrn an. Ter Thäter ist so verblüfft, daß er die That selbst nicht leugnet; nur einen andern Grund, als die Raublust, legt er ihr unter und schließt mit der Bitte, der Knrsürst wolle sein gnädiger Herr sein. Allein dieser kannte keine Gnade in solchen Dingen, er ließ ihn in den Kerker werfen und fchon am andern Tage enthaupten. Mit aller Energie ging er auch ferner gegen die Wegelagerei vor; einstmals ließ er 70 Straßenrüuber, worunter über die Hülste Adlige waren, hinrichten. Dadurch setzte er sich selbst dem Grimme des Gesindels aus; einer der Räuber schrieb an die Thür seines Schlasgemachs: „Jochimke, Jochimke hode dp, wo tot) dy krygen, hangen wy dp!" und zeigte auch, daß er es mit dieser Drohung ernst meine, denn er lauerte dem Landesherrn im Walde bei Köpenick aus. Aber
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fürsten von Sachsen anderseits ein Misverhältnis obwaltete, sahen jene den Krieg Kohlhases gegen den Sachsen nicht ungern und gaben diesem in ihrem Lande frei Geleit. Nun begann die Fehde aufs neue. Kohlhase überfiel die sächsischen Grenzdörser, plünderte sie aus, steckte Zahua in Brand und fügte dem sächsischen Kurfürsten viel Schaden zu. Da beschwerte sich dieser endlich bei Joachim und dem Erzbischose und setzte es durch, daß diese Kohlhase im Stiche ließen und seine Verfolgung in ihrem Lande gestatteten. Vierundzwanzig Reiter in voller Rüstung wurden nun abgeschickt, um ihn zu ergreifen. Aber Kohlhase war ein schlauer Kopf, dazu ein unverzagter Manu und verstand seine Verfolger irrezuleiten und zum besten zu haben. Er trieb sich in allerlei Verkleidungen umher, saß oft unter seinen Verfolgern in Herbergen und Krügen und vernahm ihre Pläne und Anschläge. Er fing ihnen auch wohl das Geld ab, was ihnen zu ihrer Zehrung nachgeschickt war. Dadurch geschah es, daß die Verfolger oft Personen, die sie fälschlich für Kohlhasens Diener hielten, griffen und hinrichteten, wodurch der Zorn desselben immer von neuem erregt und er zur Rache angespornt wurde. Er hielt sich zuletzt in seiner Verwegenheit für ein Werkzeug Gottes, dazu bestimmt, die Ungerechtigkeit der Großen dieser Welt zu bestrafen. Er stand oft dabei und fah zu, wie Menschen, seiner Meinung nach ungerechter Weise, hingerichtet wurden, schrieb dann an den Kurfürsten von Sachsen und hielt ihm seine Ungerechtigkeit vor. Als einst zwei Schneidergesellen in Zinna hingerichtet wurden, ließ Kohlhase in der Nacht die Räder umhauen und einen Zettel an den Galgen hängen, worauf die Worte standen: „£>, Söhne der Menschen, richtet gerecht, damit ihr nicht gerichtet werdet!" Fortwährend richtete er großen Schaden in Sachsen an, und ob ihm gleich die Verfolger oft hart auf den Fersen waren, so entwischte er ihnen doch im letzten Augenblicke, denn er kannte jeden Steg und Weg und jede Furt in den Gewässern.
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Extrahierte Personennamen: Kohlhase Zahua Joachim Kohlhase Kohlhase