18
A. Europa.
also hierüber sehr verschiedene Systeme. Was die Münzen be-
trifft, so kann man drei vorzügliche Ausmünzungssysteme anneh-
men. 1) Der hannoversche Münzfuß, wo die feine Mark Silber
(16 Loth) zu 101/2 Thaler, oder zu 15 Fl. (Gulden) 45 Kreuzer
ausgeprägt wird. 2) Der sogenannte Conventionsfuß, in Oest-
reich, Sachsen und dem größten Theile von Deutschland herr-
schend, wonach aus der feinen Mark 13'/2 Thaler, oder 20fs.
(daher auch der 20 Guldenfuß genannt) geprägt werden. Der
24 Guldenfuß, wonach man in den Rheingegenden rechnet, ist kein
besonderer Münzfuß, sondern besteht nur darin, daß man dort die
20 Kreuzerstücke für 24 Kreuzer rechnet. 3) Der preußische Fuß,
wonach die feine Mark zu 14 Thaler ausgeprägt wird. Außerdem
herrscht aber noch in Deutschland eine so große Mannigfaltigkeit
in dem innern Gehalte, im äußern Werthe und in der Abtheilung
und Benennung dermünzen, daß es ganz unmöglich ist, und auch
höchst zwecklos wäre, sie hier aufzuführen. — Noch viel größer
ist die Mannigfaltigkeit des Gemäßes und Gewichts in Deutsch-
land, wo beinahe jede irgend bedeutende Stadt ihr eignes Sy-
stem hat.
Das einzige allgemein anerkannte Längenmaaß, die deut-
sche oder geographische Meile, wovon 15 auf einen Grad des Ae-
quators gehen, dient nur zur gelehrten Berechnung und gilt für
das gemeine Leben in keinem einzigen deutschen Lande.
Verfassung.
Nach dem zu Wien, am 8. Juny 1815, geschlossenen Ver-
trage bilden die 34 souverainen Fürsten und 4 freien Städte
Deutschlands einen Staatenbund, verdeutsche Bund genannt,
dessen Mitglieder zu gegenseitiger Vertheidigung und Erhaltung
der Unabhängigkeit und des Besitzstandes eines jeden Mitgliedes
sich verpflichtet haben. Jedem Staate bleibt das Recht, seine in-
neren Angelegenheiten nach eignem Ermessen zu ordnen, auch
Bündnisse mit auswärtigen Mächten zu schließen, doch nur inso-
fern dadurch die Sicherheit des ganzen Bundes oder eines einzel-
nen Bundesstaates nicht gefährdet wird. Jeder Bundesstaat soll
eine landständische Verfassung erhalten, wie dies auch in Vaiern,
Würtemberg, Hannover, Sachsen, Baden, Weimar, Nassau
u. a. schon wirklich der Fall ist. Zu diesem Bunde gehören alle
souveraine Fürsten und freie Städte Deutschlands, von Oestreich
und Preußen diejenigen Provinzen, welche von diesen Mächten für
deutsche sind anerkannt worden, endlich der König der Niederlande
als Besitzer von Luxemburg, und der König von Dänemark als
Besitzer von Holstein. Zur Besorgung allgemeiner Angelegenhei-
ten bilden die Abgeordneten aller dieser Staaten eine Bundesver-
sammlung, der Bundestag genannt, welche ihren Sitz zu
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land]]
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TM Hauptwörter (200): [T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T176: [Frankreich England Rußland Deutschland Preußen Krieg Italien Spanien Schweden Holland], T7: [Staat Gesetz Verfassung Recht Reichstag Reich König Regierung Volk Verwaltung], T174: [Preußen Sachsen Hannover Holstein Provinz Königreich Staat Oldenburg Braunschweig Dänemark], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe]]
Extrahierte Personennamen: Oestreich Dänemark
Extrahierte Ortsnamen: Europa Oest- Sachsen Deutschland Rheingegenden Deutschland Deutsch- Wien Deutschlands Würtemberg Hannover Sachsen Baden Weimar Nassau Deutschlands Niederlande Luxemburg Holstein
Vii. Deutschland.
31
der Hand seiner Gemahlin. Sein Sohn Friedrich Ii., 1197 —
1°50 mußte Zeitlebens für die Anmaßungen seines Vaters büßen.
Die deutschen Fürsten, vom Papste aufgereizt, wollen einen andern
König wählen, zerfallen aber bei der Wahl, und so wird Philipp
von Schwaben von einigen, Otto I V. von Baiern von andern er-
nannt, welche nun bis zum Tode Philipps, welcher 1208 von Otto
von Wittelsbach ermordet wird, Deutschland mit Kampf und Blut
erfüllen. Unzufrieden mit Otto, führt der Papst nun selbst den
iungen Friedrich Ii. auf den Thron, welcher dafür einen Kreuzzug
versprechen muß. Aber selbst die endliche, obgleich lange verzö-
gerte Erfüllung dieses Versprechens kann den wieder erwachten al-
ten Haß der Papste gegen die Hohenstaufen nicht versöhnen. Fried-
rich wird in den Bann gethan, weil er zögert, und bleibt in dem
Bann, weil er ohne Blutvergießen das schon verlorne Jerusalem
durch Tractate wieder in die Gewalt der Christen bringt. Da die
deutschen Fürsten dem Kaiser treu bleiben, wird der eigne Sohn
Friedrichs, Heinrich Vii., zur Empörung verleitet; und als Fried-
rich diesen überwunden und gefangen gesetzt und auf einem Reichs-
tage zu Mainz 1235 den Welfenstreit endlich dadurch beendigt, daß
er dem Sohne Heinrichs des Löwen, Otto das Kind, seine Erblän-
der Braunschweig und Lüneburg zurückgiebt, läßt der Papst durch
einige geistliche Fürsten einen Gegenkönig, Heinrich Raspe von
Thüringen, ernennen, welcher aber nach einigen Monaten stirbt.
Nun bietet der Papst die deutsche Krone eine Zeitlang vergebens
aus,"bis endlich ein unbedeutender Jüngling, Wilhelm von Hol-
land, sie annimmt, ohne jedoch den mindesten Einfluß in Deutsch-
land gewinnen zu können. Friedrich Ii. aber, nachdem er ver-
geblich alles gethan, um vom Banne befreit zu werden, ja selbst
sich vor einem Concilio über seinen Glauben gerechtfertigt hat, stirbt
1259, wahrscheinlich an Gift, zu Fiorentino in Italien. Sein
wackerer Sohn Conrad Iv., schon König von Italien, kann we-
gen Feindschaft des Papstes nicht zur deutschen Krone gelangen und
stirbt 1259 an Gift, als er eben in Begriff war nach Deutschland
abzugehen. Der ohnmächtige Wilhelm stirbt im nemlichen Jahre.
Noch aber lebte ein Hohenstaufe, der junge Conradin von Schwa-
den, Sohn Conrads I V., auch dieser mußte auf Anstiften der
Päpste, als er sein Erbe Neapel von dem Usurpator Carl von An-
jou wieder erobern wollte, auf dem Blutgerüste 1268 sterben. Kein
deutscher Fürst mochte unter solchen Umständen die Kaiserkrone er-
werben, und so ward sie zu gleicher Zeit von einer Partei dem Her-
zoge Richard von Cornwallis, von einer andern dem Könige Al-
phons von Caftilien übertragen, wovon ersterer selten, letzterer
nie nach Deutschland kam. Werfen wir nun, nach dieser blos po-
litischen Uebersicht, einen Blick auf die inneren Angelegenheiten
Deutschlands, so verdient besonders Folgendes unsre Aufmerksam-
keit. Es war nunmehr gänzlich entschieden, daß Deutschland ein
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Ii Friedrich Philipp
von_Schwaben Philipp Otto_I_V._von_Baiern Otto Philipps Philipps Otto
von_Wittelsbach Otto Otto Friedrich_Ii Friedrich Friedrichs Heinrich_Vii Heinrich Heinrichs Heinrichs Otto Heinrich_Raspe_von
Thüringen Heinrich Wilhelm Friedrich_Ii Friedrich Conrad_Iv. Wilhelm Conrads_I_V. Carl_von_An- Richard_von_Cornwallis
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Deutschland Friedrichs Mainz Lüneburg Italien Italien Deutschland Deutschland Deutschlands Deutschland
Vii. Deutschland. 29
sche Krone ging für immer an das Haus Oestreich über. Die
zu fernerm Widerstand allzusehr geschwächten Laboriten bilde-
ten sich in der Folge zu der durch Reinheit der Lehre und der
Sitten ehrwürdigen mährischen Brüdergemeinde aus. — Sigis-
munds Nachfolger Albrecht Ii., 1437 — 39, regierte leider zu
kurze Zeit, als daß es ihm möglich gewesen wäre, mit Hülfe des
Baseler Conciliums die Macht der Päpste in Deutschland zu be-
schränken, wie er die löbliche Absicht hatte, und Ruhe im Innern
herzustellen; und unter der langen Regierung seines Nachfolgers
Friedrichs Iii., 1439 — 93, ging auch das wenige Gute noch
verloren, welches Albrecht begonnen. Unthätig und schwach,
räumte Friedrich dem Papst alles ein, was dieser wünschte, kün-
digte der Baseler Kirchenversammlung, die viel Heilsames im
Sinne hatte, seinen Schutz auf, und zwang sie, erst sich nach Lau-
sanne zu begeben und bald darauf sich gänzlich aufzulösen. Eben
so wenig vermochte er sein Ansehen bei den Nachbarn und im In-
nern zu behaupten. Die Wuth der Befehdungen stieg unter ihm
zu einem zuvor nie gekannten wahrhaft lächerlichen Üebermaaße,
so daß Dienstboten und Köche einander, auch wohl gar Herren
und Rittern, Fehde ansagten, und Ritter und Städte zu ihrem
Schutze und zur Handhabung der Ordnung eigne Bündnisse schlie-
ßen mußten. Böhmen und Ungarn, jenes unter dem wackern Po-
diebrad, dieses unter Matthias Corvinus trotzten ihm ungestraft;
seine Händel mit der Schweiz und mit Frankreich (s. Th. I.
S. 425. u. f.) offenbarten nur seine Ohnmacht, selbst die 1453
erfolgte Einnahme Constantinopels durch die Türken vermochte
nicht, ihn zu kräftigen Maaßregeln gegen dies aufsteigende furcht-
bare Ungewitter aufzuregen. Ihm ganz unähnlich war sein ritter-
licher und gebildeter Sohn Maximilian 1., welcher daher auch
schon von den Kurfürsten 1486 zum römischen König d. h. zum
Nachfolger seines Vaters erwählt ward. Es regierte von 1493
bis 1519, und mit ihm beginnt eine durch viele zusammentreffende
Ereignisse herbeigeführte ganz neue Zeit für Deutschland. Er war
es, welcher durch seine Heirath mit Maria, Erbin von Burgund,
und durch die seinem Hause erworbene Aussicht auf die nahe Erb-
schaft Ungarns und Böhmens das Haus Oestreich dem Gipfel sei-
ner Macht nahe brachte; auch verdankt ihm Deutschland mehrere
der wohlthätigsten Einrichtungen. Unter ihm ward der Grund
zu einem regelmäßigen Postwesen in Deutschland gelegt; er
hemmte kräftig die wilde Fehdelust des Adels und handhabte den
allgemeinen Landfrieden; er war es, welcher die schon von Al-
brecht 11. in Vorschlag gebrachte Eintheilung Deutschlands in 6,
später in 10 Kreise ausführte und das seiner Absicht und seinem We-
sen nach so heilsame Reichskammergericht, vor welchem die Fehden
der Fürsten geschlichtet und dem Unterthanen ein Schutz gegen die
Willkühr der Fürsten bereitet werden sollte, gründete. — Auch
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Extrahierte Personennamen: Albrecht_Ii Albrecht Friedrichs Albrecht Friedrich Friedrich Matthias_Corvinus Maximilian_1. Maximilian Maria Maria
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Haus_Oestreich Deutschland Friedrichs Ungarn Frankreich Deutschland Burgund Haus_Oestreich Deutschland Deutschland Deutschlands
174
A. Europa.
viele andre. Weiter östlich, im Lande unter der Ens, wird das
Gebirge milder, die Thäler weiter, und der Boden, wenn auch
nicht ausgezeichnet, gehört zu dem angebautesten in Deutschland.
Der letzte Zweig der norischen Alpen streckt sich als unbedeutendes
Kalkgebirge unter dem Namen Kahlenberg (Cefius) und
Wiener-Wald der Donau zu, wovon der äußerste Punkt der
Leopoldsberg bei Wien ist. Vom Böhmerwalde aus nähert sich
der M a n h a r d s b e r g der Donau am meisten. Außer den schon
genannten Flüssen, der Donau, Ens, Salzach und Inn, nimmt
die Donau hier noch den Traun auf, welcher durch 2 Seen, den
Hallstädter - und den Traunsee, strömt und einen berühmten 60 F.
hohen Wasserfall bei Lambach bildet. Die westlichen Gegenden
sind reich an schönen und großen Seen, wovon die vorzüglichsten
der Atter- oder Kammersee und der Traun- oder Gmündersee.
Das Klima ist mild aber veränderlich im östlichen, viel rauher
im westlichen Theile, wo, besonders im Salzburgischen, dercre-
tinismus häufig herrscht. Diese furchtbare Krankheit, deren leiseste
Spuren sich durch Anschwellen der Halsdrüsen und Kropfbildung
sehr häufig äußern und übrigens unschädlich sind, bei deren voll-
kommener Ausbildung aber der Mensch zum Thiere entartet, rohe
und plumpe Gesichtszüge, allgemeine Erschlaffung aller Muskeln,
einen oft bis auf die Brust herabhängenden Kropf, und gänzliche
Verftandeslosigkeit zeigt, so daß er ohne äußere Hülfe nicht ein-
mal Nahrung zu sich nimmt, kommt vorzüglich in den engen Thä-
lern der Schweiz, Savoyens und Salzburgs vor; es giebt ganze
Familien von Cretins oder Fexen; zuweilen aber erzeugen auch
übrigens ganz gesunde Eltern, neben mehreren ebenfalls gesunden
Kindern, einige solcher unglücklicher Wesen, welche zum Glück
der hier einmal wohlthätig wirkende Aberglaube als eine Art hei-
liger Wesen betrachtet und pflegt.
a) Im Lande unter der Ens, dem angebautesten und
betriebsamsten Theile der deutschen Provinzen, bemerken wir:
Wien (Vindobona, franz. Vienne), unter 48° 12' N.
Br., die alte Hauptstadt des Kaiserstaats, an der Donau, welche
hier den kleinen Fluß Wien aufnimmt. Ursprung und Alter der
Stadt sind ungewiß; denn keinesweges ist es ausgemacht, ob das
"Vindobona der Römer an der Stelle des heurigen Wien gele-
gen. Erst mit dem 12ten Jahrh, als die babenbergischen Herzöge
ihre Residenz von dem Kahlenberge nach Wien verlegten, erhielt
sie einige Bedeutsamkeit. Im 13een erhielt sie auf kurze Zeit vom
Kaiser Friedrich Ii. die Reichsfreiheit, verlor sie aber 1245 wie-
der und war seitdem oft die Residenz der östreichischen Herrscher,
seit Maximilian 1. aber der beständige Wohnsitz der deutschen Kai-
ser. Zweimal ward sie von den Türken vergebens belagert: 1529
wo Carl V. mit einem Reichsheere, und 1683 wo der König von
Polen Joh. Sobiesky sie befreite. Beide Male wurden die schon
TM Hauptwörter (50): [T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Extrahierte Personennamen: Cretins Friedrich_Ii Friedrich Maximilian Maximilian Carl_V.
Extrahierte Ortsnamen: Europa Deutschland Donau Wien Donau Donau Donau Lambach Schweiz Savoyens Salzburgs Wien Donau Wien Wien Wien Polen_Joh
Viii. Italien.
259
tíué abermals den Papst ängstigte, zog Carl d. Gr. über die Alpen,
belagerte Defiderius in Pavia, nahm ihn 773 gefangen und endete
so das Reich der Langobarden. Er fugte noch bedeutende Länds-
reien der Schenkung Pipins hinzu, doch behielt er und seine Nach-
folger noch lange die unbestrittene Oberherrschaft in Rom, und noch
mehr als ein Jahrhundert hindurch wählten, bestätigten und ent-
setzten die Kaiser die Papste. Der Zustand des obern Italiens blieb
einige Jahrhunderte lang höchst traurig. Selbst Carl d. Gr. ließ
die vorgefundenen Herzöge im Besitz ihrer Länder; unter seinen
schwachen Nachfolgern gelangten sie zu voller Unabhängigkeit, und
als vollends die Kaiserkrone an die Deutschen kam, wurde die
Oberherrschaft der Kaiser kaum dem Namen nach beachtet. Oft-
mals wurden Könige von Italien aus den mächtigen Häusern der
Provence und von Burgund erwählt; jeder Herzog, jeder Graf,
jeder Mächtige strebte nach Unabhängigkeit und behauptete sie mit
den Waffen; daneben erhob sich die Macht der Bischöfe, Aebte
und Klöster, welche alle zugleich weltliche Besitzer und Fürsten
waren, zu einer in andern Ländern unbekannten Höhe, so daß
unendliche Fehden das unglückliche Land zerrütteten und aller
Anbau zu verschwinden drohte. Zwar wußten die kräftigen Ot-
tonen eine Zeitlang ihre Macht zu behaupten und einige Ord-
nung zu erhalten, aber unter ihren Nachfolgern, besonders als
die große Fehde zwischen den Kaisern und Päpsten ausbrach, unter
Heinrich Iv und V., und jede Stadt, ji^der Ort Partei nahm,
erreichte das Elend seinen Gipfel. Dies war derzustand von Ober-
Italien im9ten, 10ten und Ilten Jahrhundert. Doch fingen im
Ilten schon einige Städte, vorzüglich und zuerst Mailand an, sich
zu verstärken, von den Bischöfen und Baronen loszureißen und
wenigstens einige Freistätte und Sicherheit zu gewähren. Glück-
licher und früher, als sie, hatte Venedig, vom Meere geschützt,
sich erhoben. Bis gegen das Ende des 8ten Jahrh, hatten die Be-
wohner der verschiedenen Inseln unabhängig, jede unter ihrem
Tribun, Handel und Schifffahrt getrieben. Die Furcht vor dm
Seeräubereien der Araber nöthigte sie, sich zu vereinigen, sie er-
wählten einen Herzog, D o g e (von dux), der auf Rialto wohnte;
diese Insel ward durch Brücken mit den benachbarten vereinigt, und
so entstand Venedig. Die Venezianer führten einen einträglichen
Handel mit Syrien, Aegypten, vorzüglich aber mit Conftantinopel,
wo sie große Vorrechte besaßen. Ihre Seemacht überwog bald
die der Araber, so daß schon im loten Jahrh, mehrere Städte Dal-
matiens, Zara zuerst, sich freiwillig ihnen unterwarfen, um gegen
die Araber geschützt zu werden. Diese hatten sich schon seit 827
Siziliens bemeiftert und fingen selbst an, auf dem festen Lande Ita-
liens sich zu verbreiten, im Kampfe mit den Griechen, welche jene
Gegenden noch schwach behaupteten. Beide wurden durch die Nor-
männer verdrängt. Ums Jahr 1000 landete ein Haufen normän-
17 *
TM Hauptwörter (50): [T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
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Extrahierte Personennamen: Carl_d Carl_d Heinrich_Iv Heinrich
264
A. Eurvp a.
diese Macht verschwand beinahe gänzlich, als von 1398 an eine
ganze Reihe Papste bis 1377 zu Avignon residirten. Noch schlim-
mer wurde dieser Zustand, als von 1378—1411, während des
großen Schisma (Spaltung), 3 Papste zugleich auftraten und ein-
ander gegenseitig in den Bann thaten. Erft die Kirchenversamm-
lung zu Kostnitz, welche diesem Aergerniß ein Ende machte und die
Päpste wieder zu Nom zu wohnen veranlaßte, befestigte damit
auch ihre Macht über diese Stadt. Die letzten Länder - Erwerbun-
gen theils durch Kauf und Erbschaft, theils durch Gewalt, fanden
erst im 16ten und 17ten Jahrhundert Statt und gaben dem Kir-
chenstaat seine jetzige Ausdehnung. — In Neapel starb der nor-
männische Regentenstamm mit Wilhelm 11. 1189 aus; seine Toch-
ter Constantia heirathete Heinrich Vi., Sohn Friedrichs I., und
so kamen diese schönen Länder an das Haus Hohenstaufen, unter
welchem, und namentlich unter Friedrich 11., der Italien beinahe
garnicht verließ, sie glückliche Zeiten verlebten. Aber nach dem
Tode Conrads, Sohn Friedrichs Is., riefen die Päpste, ewige
Feinde der Hohenssaufen, Carl von Anjou, einen Bruder Ludwigs
des Heiligen, welcher auch den Vormund des jungen Conradin,
Manfred, der sich selbst zum Könige aufgeworfen, besiegte und
das Reich in Besitz nahm. Conradin, der letzte Sprößling jenes
edlen Hauses, als Kind in Deutschland erzogen, kam mit einem
Heere nach Italien, um sein unbestreitbares Recht zu behaupten,
aber in der Schlacht bei Aguila oder Tagliacozzo 1268 gefangen,
ließ der unedle Sieger ihn 1269 zu Neapel enthaupten. Vor sei-
nem Tode hatte er seinen Verwandten Peter, König von Aragon,
zum Erben ernannt, und dieser entriß auch Carln glücklich Sizi-
lien, nachdem alle Franzosen auf dieser Insel am 30. März 1282
(die sizilianische Vesper) waren ermordet worden. Bis 1442 blie-
den beide Lander getrennt, wo Alphons V. von Aragon nun auch
Neapel erwarb. Nach seinem Tode wurden sie wieder getrennt;
sein Bruder Johann Ii. erbte Sizilien, und von diesem erbte es
Ferdinand der Katholische von Spanien. Neapel aber fiel Ferdi-
nand, einem natürlichen Sohne Alphons V. zu, doch wurden seine
Nachfolger von Ferdinand dem Katholischen vertrieben, und so blieb
das Reich beider Sizilien von 1504 an zwei Jahrhunderte bei Spa-
nien und wurde von Vizekönigen regiert.
Wichtiger, als diese zum Theil unbedeutenden politischen An-
gelegenheiten, ist die Betrachtung des Wiederauflebens der Künste
und Wissenschaften in Italien, wo sie nach langen Jahrhunderten
der Barbarei zuerst wieder eine günstige Aufnahme fanden, und
besonders im 15ten und 16ten Jahrhundert im herlichsten Verein,
wie in keinem andern Lande Europa's, blühten. Wir geben also
hier eine kurze Uebersicht der italiänischen Kunst und
Litterlatur, welche wir, um Unterbrechungen zu vermeiden,
gleich bis auf die neueste Zeit hinabführen.
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Extrahierte Personennamen: A._Eurvp Wilhelm Constantia Heinrich_Vi Heinrich Friedrichs_I. Friedrichs_I. Friedrich_11. Friedrich Conrads Friedrichs Carl_von_Anjou Ludwigs Manfred Aguila Peter Alphons_V._von_Aragon Johann_Ii Johann Ferdinand Alphons_V. Ferdinand_dem_Katholischen Ferdinand
Viii. Italien. Lombardisch-venez. Königreich. 301
Fußsteig, die Gassen ohne Kanäle sind vollends ganz außerordent-
lich enge, manche kaum 2 bis 3 F. breit. Ueber 400 Brücken ver-
binden die vielen kleinen Inseln, so daß man allenfalls auch zu
Fuß, aber mit vielen Umwegen überall hin gelangen kann. Ueber
den großen Kanal ist nur eine Brücke, der 1588 erbaute Hiisllo,
von weißem Marmor, welche einen einzigen Bogen von 90 Fuß
Weite bildet und von solcher Höhe, daß von jeder Seite 50 Stu-
fen hinaufführen; sie ist bedeckt und so breit, daß 2 Reihen Buden
darauf stehen, welche 3 Straßen bilden. Da es hier weder Pferde
noch Wagen giebt, noch geben kann, so sind die Gondeln, deren
Zahl sich an 9600 belaufen soll, das einzige Fuhrwerk. Sie sehen
sich alle gleich, sind etwa 30 F. lang, 4 bis 5 breit, haben in der
Mitte ein bedecktes Kabinet mir bequemen Sitzen und Fenstern oder
Vorhängen und sind alle schwarz angestrichen. Die Oondolieri
oder Barcaroli, welche sie mit unglaublicher Geschicklichkeit und
pfeilschnell leiten, waren ehemals als gute Sänger berühmt, und
pflegten meistens in der Stille der Nacht wechselsweise Stanzen aus
dem Tasso abzusingen, doch soll diese Sitte sich beinahe ganz ver-
loren haben. Das Wasser, womit Venedig und beinahe jedes ein-
zelne Haus umgeben ist, macht die Luft zwar feucht, doch nicht eben
ungesund, weil die Kanäle und selbst die Lagunen beständig vom
Meere aus in Bewegung gesetzt werden. Es ist nicht ungewöhnlich,
daß die Lagunen sich mit Eis bedecken, 1788 sollen sie sogar so fest
gefroren seyn, daß man zu Fuß nach dem festen Lande kommen
konnte. Der Mittelpunkt alles Lebens und aller Schönheit Vene-
digs ist der St. Markusplatz, Piazza di 8. Marco, im östlichen
Theile der Stadt. Er ist etwa 300 Schritt lang und verhältniß-
mäßig breit, mit schönen Quadern gepflastert, überall von herr-
lichen mit Bogengängen versehenen Gebäuden umgeben, und ist
wegen seiner Reinlichkeit und Pracht schon oft mit einem ungeheu-
ren Saale verglichen worden. Hier versammelt sich in den öffent-
lichen Kaffeehäusern und auf dem Platze selbst, besonders gegen
Abend, ein großer Theil der Einwohner, um spatzieren zu gehen
und sich zu erfrischen. Die wichtigsten daran stoßenden Gebäude
sind: die alte, ehrwürdige, nach byzantinischer Art mit 5 Kuppeln
versehene Kirche von 8. Marco. Sie wurde 976 angefangen und
1071 so wie sie jetzt ist, mit Mosaik an Fußboden und Wänden,
so wie mit vielen herrlichen Säulen und Kunstwerken aus Griechen-
land geschmückt. Sie hat 5 Eingänge neben einander, über dem
mittelsten stehen die so oft gewanderten und nun wieder zurückge-
kehrten ehernen Pferde, welche der Doge liándolo bei der Be-
stürmung Conftantinopels 1204 nach Venedig brachte (s. Th. I.
S. 220.). Vor dieser Kirche stehen auf ehernen Fußgestellen drei
Mastbäume, woran ehemals die 3 Flaggen von den drei von Ve-
nedig beherrschten Königreichen, Cypern, Morea und Candia,
hingen. Seitwärts vor der Kirche steht der überaus schlanke, 330 §.
TM Hauptwörter (50): [T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
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Viii. Italien. Lombardisch-venez. Königreich, äos
Sumpf, welcher jetzt durch einen eine schöne Insel bildenden Kanal
trocken gelegt worden ist. An den Ufern des Kanals stehen viele
Statuen, besonders von solchen berühmten Männern, welche hier
studirt haben. Auf diesem Platze werden jährlich Pferderennen
undjwettläufe mit kleinen zweiräderigen Wagen gehalten. Das
Rathhaus ist schön, und in einem ungeheuer großen Saale dessel-
den steht ein Denkmahl des in Padua gebornen Titus Livius. Der
Handel ist durch die Kanäle etwas belebt, aber die Fabriken liegen
gänzlich. Einige Meilen südlich von Padua, in dem euganeischcn
Gebirge, liegt das Dorfaryua, wo Pctrarka 1374 gestorben und
wo man noch sein Haus und sein Grabmahl zeigt. Die Euganeen
enthalten mehrere warme Quellen. Noch etwas südlicher, am Ka-
nal der nach Padua führt, liegt die kleine Stadt Este, ehemals
Ateste, der Stammort der berühmten fürstlichen Familie von Fer-
rara und Modena, welche erst 1793 ausgestorben und zu welcher
die Herzöge von Braunschweig und die jetzigen Könige von Eng-
land gehören. Vicenza (Vicentia), ambacchiglione, mit 33000
Einw. Sie ist wegen der vielen Meisterwerke ihres großen Mit-
bürgers Palladio berühmt. Die schönsten hier von ihm ausgeführ-
ten Werke sind: eine Brücke über den Fluß; 1a ragione oder das
Gerichtshaus; das herrliche Theater, teatro olímpico genannt;
viele, zwar nicht sehr große aber schöne Palläste und ein herrliches
Thor, durch welches man zu einem schönen Spatziergange außer-
halb der Stadt gelangt. Dicht vor dem Thor del monte führt ein
prächtiger Bogengang und eine Marmortreppe von 195 Stufen
zu dem berühmten Kloster Madonna di monte. Nur die Sei-
denfabriken sind hier von einiger Bedeutung. — In den nördlich
über Vicenza gelegenen Alpenthälern leben in 7 Gemeinden sette
comuni, aber in 10 Ortschaften, an 40000 Menschen deutscher
Abkunft, die ein verdorbenes Deutsch reden und sich mit Viehzucht,
vorzüglich aber mit Anfertigung von Strohhüten beschäftigen; ihr
Hauptort ist Asiago.
Verona, an beiden Ufern der Etsch, ist etwas befestigt und
zählt an 60000 Einwohner. Sie gehört durch Alter und Schön-
heit zu den bedeutendsten Städten Italiens. Unter den vielen schö-
nen Kirchen sind die merkwürdigsten der Dom, mit der berühmten
Himmelfahrt Mariä, von Tizian; 8. Maria antica, mit den Grab-
mählern des einst hier herrschenden und als Beschützer der Wissen-
schaften berühmten Geschlechts della Scala, und 8. Zeno aus
dem 9ten Jahrhundert, die älteste von allen. Alle enthalten eine
große Menge ausgezeichneter Gemälde, wie denn auch Verona einst
der Hauptort der lombardischen Malerschule gewesen und der Ge-
burtsort des Paul Veronese ist. Die meisten Straßen sind krumm
und enge, nur der Corso mit vielen Pallästen macht eine Aus-
nahme. An dem Hauptplatze, piazza de’ Signori, liegt auf der
inen Seite das große und prächtige Rathhaus, mit einer herr-
Llanc Handb. 11. 2. Aust. 20
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Extrahierte Personennamen: Titus_Livius Palladio Mariä Tizian Maria_antica Maria Zeno de’_Signori Llanc_Handb Aust
Viii. Italien.
285
oder vielmehr vulkanische Asche, die Puzzola ne, welche einen
trefflichen Mörtel vorzüglich, zu Wasserbauten abgiebt. Eben diese
vulkanische Beschaffenheit des Bodens scheint auch den verschiede-
nen heißen Quellen Italiens ihren Ursprung gegeben zu haben.
Einwohner.
Italien zählt auf 5800 □ M. 21 Millionen Eintv. ; man
rechnet auf das feste Land etwa 4610 und auf die Inseln etwa
1190 n M. Ueber den Ursprung der heutigen Jtaliäner hat uns
die Geschickte belehrt. Schwerer und beinahe unmöglich ist es,
über den Charakter eines in so viele kleine Staaten zersplitterten,
unter so verschiedenen Regierungsformen lebenden Volkes etwas
allgemeines und richtiges zu sagen. Geist, Lebendigkeit und man-
cherlei Talente^ besonders für Dichtkunst und Musik, und leben-
diges Gefühl für alles Schöne kann niemand den Italianern ab-
sprechen. Dagegen wirft man ihnen Mangel an Charakter, an
Muth und an Redlichkeit und eine entschiedene Neigung zur In-
trigue vor; und allerdings war der Zustand, in welchen Italien
bis auf die neueste Zeit versunken, eben nicht geeignet, Selbstge-
fühl und kriegerischen Muth zu wecken. Eben daraus mag es sich
auch erklären, daß ein großer Theil des Volks nur auf sinnlichen
Genuß bedacht mit großer Schlauheit nur seine niedrige Habsucht
zu befriedigen sucht. Der Jtaliäner ist durchaus einkochst sinn-
licher Mensch, daher unzuverlässig in seinen Neigungen, leicht
aufbrausend und aus Mangel an persönlichem Muth hinterlistige
Rache suchend. Selbst seine Frömmigkeit ist sinnlicher Art, sie
ist mehr Sache der Gewohnheit und des Herkommens, als des
Herzens, und bedarf der äußern Anregung, um gewaltige aber
nicht tief gehende und daher nicht bleibende Gefühle in ihm zu
wecken, und bei der großen Unwissenheit, in welcher ein bedeuten-
der Theil des Volkes schwächet, und dem Mangel an allen geläu-
terten Religionsbegriffen, ist es gar nichts seltenes, eine sogenannte
Frömmigkeit mit einem verbrecherischen Leben im Bunde zu finden
Der Bandit, der für eine Kleinigkeit im Auftrage eines Andern
mordet, oder der Räuber, der oft zu seiner Sicherheit zum Mör-
der wird, meint darum nicht weniger ein Christ zu seyn, weil er
vielleicht die Fasten oder die täglichen Gebete pünktlich beobachtet
Em großer Theil der Schuld von dem allen fällt unleugbar auf
die Regierungen und auf die mangelhaften Einrichtungen der rö-
mischen Kirche zurück; denn Toscana, welches lange unter der
weiseren Regierung eines östreichischen Prinzen gestanden zeichnet
sich in jeder Hinsicht vor den übrigen Provinzen Vortheilhaft aus
und gewiß wurden die Jtaliäner unter günstigeren Umständen ch'
renvoll in die Reihe der gebildetsten und geistreichsten Völker ein-
treten. — Die Religion aller Jtaliäner, mit Ausnahme der Be-
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286
A. Europa.
wohner einiger ptemontesischen Thäler, ist die katholische; doch
würde man sehr irren, wenn man, weil Italien der Sitz des Pap-
stes ist, die Italianer für die eifrigsten Katholiken hielte; sie sind
nichts weniger als verfolgungssüchtig, und von jeher hat die päpst-
liche Hierarchie ungleich mehr Gewalt in andern Ländern gehabt,
als eben in Italien: es scheint, als ob die zu große Nahe eher die
Ehrfurcht vor der päpstlichen Heiligkeit geschwächt hätte. In der
neuern Zeit haben die wenigen fremden Protestanten zu Rom, Ve-
nedig und Neapel die freie Uebung ihres Gottesdienstes erhalten. —
Von der italiänischen Sprache ist schon oben (S. ¡¿67.) gehandelt:
an den Gränzen von Frankreich und in ganz Savoyen wird franzö-
sisch gesprochen; in einigen Alpenthälern soll sich ein verdorbenes
Deutsch erhalten haben.
Reisen.
Fahrende Posten, welche zugleich Briefe, Gepäck und Perso-
nen fahren, giebt es in Italien nicht; man reist daher entweder
mit Postpferden, oder mit der Briefpoft (proeaccio), welche jedoch
nur immer eine Person mitnehmen kann, am gewöhnlichsten aber
mit Lohnkutschern (vetiurino), bei welchen man in der Regel die
Beköstigung gleich mit einbedingt. In den Wirthshäusern, wel-
che nicht immer die reinlichsten sind, muß jede Kleinigkeit, Woh-
nung, Bett, Essen und Trinken vorher bedungen werden, sonst
lüuft man Gefahr gewaltig überthcuert zu werden, weil es gesetz-
lich dem Wirthe freisteht, zu fordern was er will. Die italiäni-
schen Landstraßen sind zwar meist gut, aber der Unsicherheit wegen
übel berüchtigt, namentlich gilt dies vom Kirchenstaat und von der
ganzen Straße von Rom nach Neapel. So schwach sind manche
dortige Regierungen, daß sie schon oft gefährliche Räuber begna-
digt und in ihre Dienste genommen, um sich ihrer gegen andre
Räuber zu bedienen.
Meilen. Zeitrechnung.
Von den italiänischen Meilen (Miglio) gehen £0 auf einen
Grad des Aequators, also 1 M. — 7* deutschen. — Früher
wurde der Tag in ganz Italien auf eine eigenthümliche Weise abge-
theilt, nemlich nicht wie bei uns in zwei mal 12 Stunden, sondern
in 24 Stunden, welche hinter einander und zwar von Sonnenun-
tergang an gezählt wurden; der Sonnenuntergang hieß aber nicht
die 24fte Stunde, sondern blos 1a notto, die Nacht, so wie man
im Französischen midi und nicht 12 Uhr sagt. Diese Sitte ist aber
in der neuern Zeit, besonders seit dem Aufenthalt der Franzosen in
Italien, von den meisten öffentlichen Uhren, jedoch nicht aus der
Gewohnheit des Volks verschwunden.
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Extrahierte Ortsnamen: Europa Italien Rom Neapel Frankreich Italien Rom Neapel Italien Italien