Die Königin von Neapel in Gaöta.
323
jedem Krankenbette, notirte sich die Bitten der Verwundeten,
half den Chirurgen, legte Charpie auf u. s. w. ohne Furcht für
sich selbst, voll Mitgefühl für Andere.
Bei dem Höllenfeuer am 7., wo die Piemontesell aus 70
Geschützen, während zehn Stunden jede Minute wenigstens drei
Bomben in die Stadt warfen, sprang eine derselben vor der
Casematte vor dem Fenster, hinter welchem die Königin mit einem
Obristen, Namens Schuhmacher, stand. Die Holzvermachung sprang
in Stücken und das Glas der Königin ins Gesicht, welche lachend
mit den Worten zurückweicht: „Das ist grob von Cialdini, mich
so von einem Platze zum andern zu treiben." Einige Tage vor-
her waren nämlich zwei Bomben, die eine durch das Dach in
das Zimmer über dem voll ihrer Majestät bewohnten eingeflogen,
und die andere war vor dem Palais geplatzt. Die Steine, welche
die letztere aufgewühlt, hatten ebenfalls die Fenster zertrümmert
und den gerade allwesenden, so treu ergebenen spanischen Bot-
schafter Barmudez de Castro leicht verwundet. In Betracht de
Castro's beruhigt, war die Königin fast eifersüchtig auf ihn ge-
worden und hatte ihm beglückwünschend gesagt: „Nun haben Sie
eine Wunde, und ich nicht einmal eine kleine Schramme!"
Kein Wunder, daß solcher Heldenmuth, wie er die Bewunde-
rung der Welt erweckte, so auch die Dichter begeisterte*), aber
*) Oskar von Redwitz widmete der Königin folgendes Gedicht:
Die Heldin
Du schöne junge Königin
Auf hartem Fetsenthrone!
Es schaun die Völker nach Dir hin,
Du, mit der schwersten Krone!
Durch des Verrathes düstre Nacht,
Wie strahlst Du durch die Lande!
Wie hältst Du stark der Treue Wacht!
Du Stolz in all der Schande —
Du Heldin von Gaeta!
Ihr eidvergessnen Männer all,
O schamroth blickt zum Meere!
Seht ans Gaöta's Felsenwall
Die Herrin stehn, die hehre!
Ihr Haupt umblitzt es feurigroth,
Rings treffen erzne Splitter.
Sie steht und lächelt in den Tod —
Ein minnestarker Ritter,
Die Heldin von Gaöta.
von Gaöta.
So oft ihr Herr sie drängt zu fliehn,
Verwirft sie feig Enteilen.
Sie will nicht Rettung sonder ihn,
Will alles mit ihm theilen.
Sie will ihm seines Reichs Verrath
Mit Treue überwiegen,
Sein Trost und Rath zur Königsthat,
Zum Fallen oder Siegen —
Die Heldin von Gaüta.
O Königin der Ritterschaft
Von neunzehn jungen Jahren!
In unsrer Zeit, so arm an Kraft,
In Stärke so erfahren!
Die deutschen Männer danken Dir,
Bewundernd sie Dich feiern,
Du, deutscher Fürstentöchter Zier,
Du lichter Stolz von Baiern,
Du Heldin von Gaüta!
21*
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Friedrich Wilhelms Iv. Tod. 335
Empfindungen zu kennen, vereinigt sich die Trauer des gesauun-
teu Volkes.
In Seinem dahingeschiedenen König liebte und verehrte das
preußische Volk den gläubigen und demüthigen Christen, welcher
sein Gelöbniß erfüllt hat, dem Herrn zu dienen; den treuen und
sorgfältigen Verwalter des K. Amtes, von dessen erhabenen Pflich-
ten Sein Denken und Wollen, Sein Dichten und Trachten durch-
drungen war, den Herrscher von mildem Sinn, der es nicht ver-
schmähte, dem Geringsten freundlich zu begegnen.
Der Regierung S. M. des Königs Wilhelm, welchen der
Herr zum Nachfolger des in Gott ruhenden Königs berufen hat,
sieht das Land mit Hoffnung und Vertrauen entgegen. Sie ist
ihm keine unbekannte Zukunft. In schwerer und entscheidungs-
voller Zeit hat unser erhabener Monarch bereits im Namen des
Hochseligen Königs die Regentschaft geführt. Das Land weiß,
daß sein Geschick in einer starken und gerechten Hand ruhe und
die Verehrung und Zuversicht, mit welcher alle Gebiete des Va-
terlandes auf die Wahrhaftigkeit, auf die Gewissenhaftigkeit, auf
die Weisheit des Regenten geblickt haben, werden auch den
Thron S. M. des Königs Wilhelm umgeben!"*)
*) Ein rührendes Bild des leidenden und sterbenden Königs hat der Hof-
und Domprediger Snethlage in seiner am 27. Januar gehaltenen Predigt
entworfen. Es heißt daselbst: „Als der König nach dem ersten schweren Anfall
seiner Krankheit aus langem bewußtlosen Zustande erwachte, wurde sein erstes
Erwachen an dem Aufschlagen seiner Augen und sein wiederkehrendes Bewußt--
sein an dem Ausrufe bemerkbar: Gott erbarme dich meiner! An dies Gebet
knüpfte sich die erste Hoffnung seines weiteren Erwachens. Noch lag er ineist in
tiefem Schlummer und nur in einzelnen Momenten trat ein Erwachen ein. In
einem dieser Momente hatte die Königin, die unausgesetzt an seinem Lager weilte,
den Muth, ihm den Anfang des 116. Psalms laut vorzulesen. Der König
richtete sich auf und hörte aufmerksam zu. Als sie dann fortfuhr: „„Sei nun
wieder zufrieden, meine Seele, denn der Herr thut dir Gutes;
denn du hast meine Seele aus dem Tode gerissen, meinen Fuß
vom Gleiten, mein Auge von den Thränen!"" — da sagte er: Es ist
genug, ich habe verstanden, ich danke dir. Von nun an las ihm die Königin
täglich kurze Gebete aus den Psalmen vor. — Seine körperlichen und geistigen
Kräfte nahmen täglich zu; nach seiner äußern Erscheinung war er wieder gesund;
was ihm fehlte, das war der richtige Ausdruck seiner Gedanken und über dem
L-uchen dieses Ausdrucks vergaß er bei der Fülle seiner Gedanken, was er hatte
sagen wollen. Die Königin verstand ihn am besten und wenn er sie als Dol-
metscherin seiner Gedanke zur Seite hatte, war er beruhigt und zufrieden. Bald
verlangte er auch geistlichen Zuspruch. Man konnte es ihm absühlen, wie der
V
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelms Friedrich Wilhelms Wilhelm Wilhelm Snethlage Muth
1789-1861.
Erste Periode.
Von dem Anfange der französischen Revolution bis zur
Erhebung Bonaparte's zum Cónsul, (1789—99).
113. Ausbruch der französischen Revolution.
26ie große Begebenheiten die Geschichte auch enthält, so zeigt
sie doch kein größeres und gewaltigeres Ereigniß auf, als die
französische Revolution, durch welche die älteste Monarchie Eu-
ropas umgestürzt und fast alle benachbarte Staaten in Mit-
leidenschaft gezogen wurden! Wenn es auch Anfangs schien, als
betreffe sie nur Frankreich, so haben sich doch ihre Folgen über
einen großen Theil der Erde ausgebreitet und der jetzige Zustand
auch unsers Deutschlands würde ohne sie ein ganz anderer sein.
Die Ursachen dieser großen Staatsumwälzung Frankreichs
liegen meist in der früheren Zeit. Ludwig Xiv., welcher mehr
als 70 Jahre regierte (1643—1715), hatte durch seine vielen Er-
oberungskriege und seine Verschwendung das Land in große
Schulden gestürzt. Diese wurden unter seinem Urenkel und Nach-
folger Ludwig Xv. (1715—74), einem höchst leichtsinnigen und
unthätigen Könige, noch bedeutend vermehrt; denn er überließ
die Regierung seinen Ministern und ließ sich von nichtswürdigen
Weibern leiten. Eine derselben, die Marquise von Pompadour,
plünderte das Reich 20 Jahre lang, und eine andere, die schänd-
liche Dubarry, kostete Frankreich in fünf Jahren 45 Millionen
Thaler. Ja, der König trieb sogar einen schändlichen Wucher
mit Korn, setzte einen hohen Preis fest, unter welchem es nicht
verkauft werden durfte, und bezahlte die Beamten in Papiergeld
statt mit baarem Gelde. Die Verzweiflung der ärmeren Classen
Weltgeschichte für Töchter. Iv. 13. Aust. 1
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Frankreich eine Republik.
23
Soldaten. Sie weigerten sich, ihm zu gehorchen. Nun blieb ihm
nichts Anderes übrig, als entweder auf dem Blutgerüste zu ster-
den, oder die Flucht zu ergreifen. Er wählte das Letztere und
wollte über Holland nach Amerika gehen, wurde aber von den
östreichischen Soldaten aufgefangen und mußte mehrere Jahre in
verschiedenen deutschen Festungen gefangen sitzen. Zwar gelang
es ihm, aus Olmütz zu entkommen; aber er wurde wieder auf-
gefangen, und erst 1797 gab ihn die östreichische Regierung frei.
Er kehrte in sein Vaterland zurück und lebte daselbst bis zu
seinem spätern Wiederauftreten in der Zurückgezogenheit.
Uz. Schreckenszeit in Frankreich.
In den folgenden Tagen nach der Gefangennehmung des
guten Königs wurde von den Jaeobinern eine solche Menge von
Edelleuten, Geistlichen, Magistratspersonen und Gelehrten ge-
fangen gesetzt, daß die gewöhnlichen Gefängnisse nicht mehr zu-
reichten. Damit aber noch nicht zufrieden, beschloß die Ver-
sammlung auf Dantons Vorschlag*), alle Häuser in Paris
genau durchsuchen zu lassen, ob sich verdächtige Menschen darin
befänden. Das war ein Geschäft für den unmenschlichen Robes-
*) Dieser Danton gehörte zu den größten Bösewichtern, welche die Re-
volution ausgebrütet hat. Er war ein Mann von starkgebautem Körper, vielem
Verstände und einer teuflischen Seele — und doch noch nicht der ärgste. Marat
und Robespierre machten ihm diesen Rang streitig; denn so empfindungslos
sonst sein Herz war, so besaß er doch eine zärtliche Liebe für seine Mutter und
seine Frau, und war seinen Freunden unverbrüchlich treu. Mit kaltem Blute
konnte er über Tausende das Todesnrtheil sprechen; aber als seine Frau aus
Gram über feine Mordsncht starb, war er nahe daran, sich vor Kummer das
Leben zu nehmen.
Marat war ein häßliches Geschöpf, ein wahrer Orang-Utang von Gestalt,
von verworfenen Sitten. Früherhin war er Arzt beim Grafen von Artois ge-
wesen, jetzt aber einer der wildesten Cordeliers. Durch pöbelhafte Aufführung
und schmutzigen Anzug suchte er dem gemeinen Volke zu gefallen. Im Con-
vente erschien er gewöhnlich mit einem schmutzigen Schnupftuche, statt des Hutes
um den Kops gebunden. In seinen Flugschriften predigte er unaufhörlich Auf-
ruhr, Raub und Mord.
Robespierre war ein magerer, dürrbeiniger Mensch, mit blassen Lippen,
einem großen, eingeklemmten Munde und Augen ohne alles Feuer. Nur wenn
er Todesurtheile aussprach, glänzten sie von boshafter Freude. Seine Sprache
war schwerfällig und ging in der Hitze des Zornes in eine Art Geheul, wie das
der Hyänen, über; seine Talente waren gering, sein Geist ohne Muth und Kraft;
und doch hat dies Ungeheuer ein Jahr lang Frankreich mit eisernem Scepter
beherrscht.
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Extrahierte Personennamen: Muth
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Holland Amerika Frankreich Paris Frankreich
26 Neueste Geschichte. 1. Periode. Frankreich.
Alles, was an den königlichen Namen erinnern konnte, Bildsäulen,
Namenszüge, selbst Benennungen mancher Brücken, Straßen und
Plätze vertilgte. Sogar die ehrwürdigen königlichen Gräber von
St. Denys wurden erbrochen, die Gebeine der Könige heraus-
gerissen und in zwei große gemeinschaftliche Gruben geworfen.
Selbst eine neue Zeitrechnung wurde eingeführt. Man zählte
nach Jahren der Republik, und zwar vom 21. September 1792
an. Statt in Wochen theilte man das Jahr in Decaden, jede
von 10 Tagen. Uebrigens fehlten auch im Convente Partei-
ungen nicht. Die Mehrzahl gehörte zu der Partei der gemäßigten
Republikaner. Diese wurden Girondisten genannt, weil die
Deputirten des Departements der Gironde die Hauptsprecher
waren. Die andere Partei waren die Cordeliers, von denen
wieder die Jacobiner beherrscht wurden; und waren auch die
Girondisten die zahlreichste Partei, so wußten doch bald die Cor-
deliers dadurch die Herrschaft zu gewinnen, daß sie weit unver-
schämter und kühner waren und die Galerien der Zuschauer mit
ihren Anhängern anfüllten. Alles, was sie vorschlugen, wurde
voll diesen beklatscht; hingegen die Meinungen der Girondisten
wurden ausgezischt und kaum ließ man sie vor Lärmen, Zischen,
Pfeifen und Pochen zu Worte kommen. So war Frankreich im
Innern in Zwiespalt, während von außen der Krieg tobte.
Der Krieg mit Oestreich hatte bereits zu Anfange des Jahres
1792 begonnen. Auch die Könige von Preußen und Sardinien
nahmen Theil, und die französischen Ausgewanderten, vom Prinzen
von Conds angeführt, schloffen sich an. Anfangs machten die
Preußen reißende Fortschritte. Sie drangen in die Champagne
ein. Hier aber überfiel sie feuchtes Wetter, die Soldaten litten
an der Ruhr, starben haufenweise, und ein geschickter französischer
General, Dumouriez, hielt ihre Fortschritte auf. Von nun
an folgte Verlust auf Verlust. Man hatte geglaubt, die fran-
zösischen Soldaten, meist junge Bursche und ohne alle Kriegs-
kenntniß, würden mit leichter Mühe besiegt werden können.
Jetzt sah man voll Erstaunen, wie diese Leute überall siegten.
Singend gingen sie in den fürchterlichsten Kugelregen; mit der
kältesten Todesverachtung griffen sie die Stellungen ihrer Feinde
an, welche diese für unüberwindlich gehalten hatten, und war
ein Regiment dieser jungen Freiheitsschwärmer aufgerieben, so
stand gleich wieder ein neues da. An Leuten fehlte es ihnen
nicht; denn alle Landstraßen waren mit jungen Leuten bedeckt,
TM Hauptwörter (50): [T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
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Napoleon Bonaparte.
51
seinem Heere einen regelmäßigen Rückzug durch den Schwarzwald
bis über den Rhein. Aber jetzt wurde Karl nach Italien ab-
gerufen, wo es ganz anders stand.
Hier hatte ein 27jähriger General, Napoleon Bonaparte
(geb. in Ajaccio auf Corsica 1769), ein Mann von Geist, Kraft
und Kühnheit, den Oberbefehl bekommen. Ihm gegenüber stand
an der Spitze der Oestreicher und italienischen Truppen der alte
Beaulieu. Mit jugendlichem Ungestüm griff Bonaparte sie an,
warf sie zurück, zwang den König von Sardinien, um Frieden
zu bitten, war binnen vier Wochen Herr der Lombardei und er-
füllte mit seinem Ruhme ganz Europa. Jetzt baten die italieni-
schen Fürsten um die Wette um Frieden und erhielten ihn auch,
aber nur unter schweren Bedingungen. Manche mußten Lände-
reien abtreten, alle Geld zahlen und die meisten, was bisher
unerhört war, ihre schönsten Gemälde und Bildsäulen aus ihren
Sammlungen hergeben. Nun ging es auf die Festung Mantua
Franzosen gefangen. Der Erzherzog Karl, der ihn besonders liebte, da er sein
Erzieher gewesen war, bewarb sich bei Moreau um seine Freilassung und schrieb:
er wisse wohl, daß eine solche Bitte ungewöhnlich sei; allein vielleicht mache sie
diesmal eine Ausnahme von der Regel, indem er sich für den Freund seiner
Jugend, für seinen Erzieher verwende. — Die Antwort war: „Spanochy ist
auf sein Ehrenwort entlassen und in zweimal 24 Stunden haben Sie ihn in
Wien." Als der Erzherzog seinem Freunde entgegeneilte, begegneten ihm hinter
Linz mehrere Verwundete, die aus Mangel an Fuhrwerken mühsam von ihren
Kameraden fortgetragen wurden, da die Pferde zum Transport der Kanonen
unentbehrlich waren. „Spannt die Kanonen aus!" befahl der edle Prinz; „es
ist besser, daß sie in die Hände des Feindes fallen, als diese braven Krieger."
— Die Kanonen wurden auch wirklich von den Franzosen genommen; als aber
Moreau den Zusammenhang der Sache erfuhr, sandte er das Geschütz den Oest-
reichern mit den Worten zurück: „Was aus Menschenliebe geopfert wurde, kann
bei civilisirten Kriegern nicht als Beute gelten."
Während des Feldzugs 1796 nahm Moreau in einem Pfarrhause in Baiern
sein Quartier. Der Pfarrer hatte sein sämmtliches Silbergeschirr für die Tafel
des Obergenerals hergegeben. Wie erschrak er, als Moreau alles Silber ab-
räumte und in sein Schlafzimmer trug! Er hielt das mühsame Ersparuiß vieler
Jahre für verloren, als ein Adjutant Moreau's alles Geschirr dem Pfarrer mit
dem Auftrage des Generals zurückbrachte, blecherne oder hölzerne Lössel, oder
geringeres Geschirr statt des silbernen herzugeben, weil er wohl für sich, nicht
aber für die vielen Leute, die aus- und eingingen, einstehen könnte. Der er-
staunte Pfarrer gab Alles mit der Bitte zurück, daß der General es aufbewahren
möge, da er keinen sicheren Platz im Hause wisse, worauf Moreau dem Pfarrer
das Silber in einen in seinem Schlafzimmer befindlichen Kasten legen und den
Schlüssel zu sich nehmen ließ.
4*
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land]]
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Karl Karl Napoleon Karl Karl Moreau
Extrahierte Ortsnamen: Schwarzwald Rhein Italien Ajaccio Corsica Sardinien Europa Wien Baiern
82
Neueste Geschichte. 2. Periode. Frankreich.
wollte, bisher zurückgehalten, durch ihr sanftes Wesen seine Wild-
heit gezügelt und genoß daher die allgemeinste Liebe und Achtung.
Aber theils wünschte er Kinder zu haben, die er von ihr nicht
hatte; theils hoffte er durch eine Heirath mit der Prinzessin eines
alten Hauses mehr Ansehen zu erhalten; kurz, er erklärte, „er
müsse die süßesten Gefühle seines Herzens aufopfern, nur aus
das Heil Frankreichs hören und darum seine Ehe trennen". Mit
gebrochenem Herzeil gehorchte Josephine und zog sich nun nach
Malmaison zurück, wo sie 3ya Jahr darauf starb. Napoleon
trug seine Hand Marien Luisen, einer Tochter des Kaisers
Franz, an. Dieser mußte wohl darein willigen, hoffte auch viel-
leicht durch diese Verbindung bei Abzahlung der Kriegscontri-
bntion Erleichterung, zll erhalten. Aber vergebens. Napoleon
erließ keinen Thaler. Am 2. April 1810 wurde die Ehe voll-
zogen und ein Jahr darauf ihm ein Söhnchen geboren, welches
schon in der Wiege den Titel eines Königs von Rom erhielt
und von allen Seiten mit vielen Schmeicheleien bewillkommnet
wurde.
In Schweden ereignete sich im Jahre 1809 eine gewalt-
same Thronveränderung. Der von Ankarström ermordete Gu-
stav 111. hatte einen Sohn hinterlassen, Gustav Iv. Adolph,
einen sonderbaren Mann. Was er einmal beschlossen hatte, das
wollte er auch durchsetzen, berechnete aber nie, ob die Umstände
und seine Kräfte es auch zuließen. So fing er (1808) mit seinem
Schwager, dem Kaiser Alexander, einen Krieg an, und opferte
dabei viele Menschen auf. Damit noch nicht zufrieden, bekriegte
er auch den König von Dänemark. Alle Vorstellungen, die man
ihm darüber machte, dienten nur dazu, ihn noch hartnäckiger zu
machen. Vergebens stellte man ihm vor, daß das Geld zur
Fortsetzung des Krieges nicht aufzubringen sei. — Die Unzu-
friedenheit wurde immer größer, besonders nachdem er drei
Garderegimenter kassirt hatte, weil er glaubte, sie hätten nicht
genug ihre Schuldigkeit gethan. Jetzt entstand eine Verschwörung.
Das gegen die Dänen stehende Heer brach gegen Stockholm auf.
Als der König die Empörung erfuhr, wollte er mit einigen Re-
gimentern den Rebellen entgegengehen. Da begaben sich am
13. März 1809 Feldmarschall Klingspor und General Adler-
kreuz zu ihm und nahmen ihn gefangen. Sein Oheim, der
Herzog Karl von Südermanland, übernahm die Regierung und
wurde bald darauf als Karl Xiii. zum König ernannt; der un-
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod]]
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Extrahierte Personennamen: Josephine Napoleon Franz Franz Napoleon Gustav_Iv Gustav Adolph Alexander Alexander Klingspor Karl_von_Südermanland Karl Karl_Xiii Karl
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Frankreichs Rom Schweden Stockholm
84 Neueste Geschichte. 2. Periode. Frankreich.
von Deutschland, weil die Mündungen der Elbe und Weser zu
Frankreich gehören müßten. Dadurch wurden die Städte Ham-
burg, Bremen und Lübeck französisch, der Herzog von Olden-
burg ganz unschuldigerweise seines Landes beraubt und die
französische Grenze reichte nun bis an die Ostsee.
123. Krieg Rußlands gegen Frankreich, 1812.
Wahrend Napoleon so fortfuhr, die Grenzen Frankreichs
immer weiter zu stecken, mußte er immer noch gegen die Spanier
kämpfen, die von den Engländern kräftig unterstützt wurden.
Spanien war ein wahres Grab für die französischen Soldaten.
Ganze Heere wurden aufgerieben und mußten durch neue ersetzt
werden. Wäre Napoleon nicht durch sein übriges Glück so ver-
blendet gewesen, so hätte er jetzt gewiß jeden andern Krieg ver-
mieden und alle Kräfte ausschließlich gegen Spanien gewendet.
Aber zugleich fing er in seiner Vermessenheit auch an, sich gegen
Rußland zu rüsten, weil Alexander seinen Unterthanen erlaubt
hatte, englische Waaren ins Land zu bringen, und er nun ein-
mal die Engländer durchaus nicht auf dem festen Lande dulden
wollte. Die frühere große Freundschaft des Kaisers Alexander
mit Napoleon war in eine merkliche Spannung übergegangen;
der wahre Grund des Krieges war aber wohl der, daß Frank-
reich und Rußland nun als Landmächte Europas allein neben-
einander standen und Napoleons Herrschsucht keinen Gleichen
neben sich dulden mochte. Das ganze Jahr 1811 verging über
den gegenseitigen Rüstungen. Aber im Frühjahre 1812 zog ein
so großes und zugleich ausgesuchtes Heer gegen Rußland, wie
man noch nie gesehen hatte. Mehr als 600,009 Mann Fran-
zosen, Oestreicher (denn selbst Kaiser Franz hatte ein Hülfsheer
geben müssen, Preußen, Sachsen, Baiern, Würiemberger, Badener,
Westphälinger und andere Deutsche, Polen, Holländer, Italiener,
Spanier und Portugiesen, mit Allem reichlich versehen*), zogen
durch Deutschland nach Rußland. Alexander eilte, sich mit den
Türken und Persern, mit denen er damals Krieg führte, zu ver-
tragen, und rüstete sich, so gut er konnte. Aber freilich waren
*) Außer Dem übrigen Troß sah mau besondere Krankenwagen, Briicken-
geräthschaften, ganze Viehheerden, Fuhrwerke, hinten und vorn zu bespannen.
Handwerker aller Art, Wäscherinnen und Krankenwärterinnen, Gärtner, Feuer-
spritzen, Schläuche zu Wasserleitungen, ja selbst Kisten mit Glastafeln zu Treib-
häusern und mit Sämereien, um in den russischen Steppen den Boden zu besäen.
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleon Alexander Alexander Alexander Alexander Napoleon Napoleons Franz Franz Alexander Alexander
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Deutschland Frankreich Bremen Ostsee Frankreich Spanien Spanien Frank- Europas Napoleons Sachsen Baiern Westphälinger Polen Deutschland Rußland
184 Neueste Geschichte. 4. Periode. Preußen.
Parteien ihre Macht zu erweitern. — Nicht minder glücklich hat
ein Kampf geendet, welchen England gegen das bisher allen
Europäern unzugängliche „Reich der Mitte", China, geführt hat.
Die ostindische Compagnie hatte nämlich alten Handelsverkehr
mit einigen chinesischen Häfen. Im Jahre 1836 aber erließ die
chinesische Regierung ein Verbot gegen den Opiumhandel und
nahm in Folge davon englischen Kaufleuten 20,000 Kisten Opium,
int Werth von vier Millionen Pfund Sterling (30 Millionen
Thaler) weg. Dies führte einen Krieg zwischen England und
China herbei. Die Engländer eroberten eine bedeutende Handels-
stadt und schickten sich schon an, die Hauptstadt Nanking zu
nehmen, da schlossen die Chinesen, deren Kriegskunst bei allem
Muth und aller Ausdauer der europäischen nicht gewachsen war,
einen Frieden, in welchem sie die Insel Hong-Kong abtreten,
eine Entschädigung von 21 Millionen Dollars zahlen und fünf
chinesische Häfen dem Verkehr der englischen Schiffe eröffnen sollten.
Dieser Erfolg kam indeß den Engländern nicht allein zu Gute.
China mußte auch mit andern Nationen Handelsverträge errichten;
1844 mit Nordamerika; 1845 mit Frankreich, welches besonders
das Interesse seiner Missionäre ins Auge faßte, später mit Spa-
nien, Portugal, Belgien u. s. w. Indeß versuchte England,
welches das dringendste Interesse (wegen seines ungeheuren Thee-
bedarfs) hat, seinen Handelswaaren, besonders seinem Opium
Eingang zu verschaffen, sich auch nach dem Innern des Reiches
Wege zu eröffnen, wogegen China den Bestimmungen des Frie-
dens von Nanking zuwider, Canton den Engländern nicht öffnete.
Darum setzte sich England im Mai 1847 mit Gewalt in den
Besitz einer Räumlichkeit in der Nähe von Canton zur Gründung
von Waaren- und Wohnhäusern und nährte gelegentlich Zwistig-
keiten mit den allerdings übelwollenden chinesischen Behörden, bis
es endlich 1856 zu einem offenen Bruche kam.
135. Preußen und Deutschland; Rußland, Italien und die
Schweiz.
In Preußen wurden die letzten Regierungsjahre Friedrich
Wilhelms Iii., welcher bei seinem Volk bis zu seinem Tode in
seltener Liebe und großer Achtung stand, durch ernste Streitig-
keiten mit der katholischen Kirche gestört. Wiewohl der König
den Katholiken eine Rücksichtnahme zu Theil werden ließ, wie
sie dieselben in keinem andern Staate genießen, so war doch ein
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Extrahierte Personennamen: Muth Friedrich
Wilhelms Friedrich Wilhelms
Extrahierte Ortsnamen: China England China Nanking China Nordamerika Frankreich Portugal Belgien England China Nanking England Deutschland Italien
220 Neueste Geschichte. 5. Periode. Oestreich.
Sitzungen der Nationalversammlung, um sie dem Einfluß des
Straßenpöbels zu entziehen, von Berlin nach Brandenburg, und
hielten diesen Beschluß gegen alle Proteste der Abgeordneten
aufrecht. Da diese ihre Sitzungen dessenungeachtet in Berlin
fortzusetzen versuchten, erhielt der General Wrangel den Befehl,
mit großer Truppenmacht in Berlin einzurücken; es wurde der
Belagerungszustand erklärt und die unbefugten Sitzungen der
Abgeordneten mit Waffengewalt aufgehoben. Dieselben faßten
zuletzt den Beschluß, das Volk von der Zahlung der Steuern
gegen die Regierung zu entbinden, und ließen durch Emissäre in
den Provinzen dafür wirken; aber das Volk, welches richtig
fühlte, daß durch eine solche Steuervvrweigerung das ganze
Staatsleben ins Stocken gerathen müßte, schaarte sich gerade um
desto fester um die Regierung. Bald zeigte sich, daß die Meisten
nur darauf gewartet hatten, daß der König selbst mit dem Bei-
spiel der Entschlossenheit voranginge, um der herrschenden Ge-
setzlosigkeit ein Ende zu machen. Ueberall erfolgte eine freudige
Erhebung für die Krone und für das muthvolle Ministerium.
Dieses löste endlich die Nationalversammlung, welche sich in
Brandenburg nicht zahlreich genug einfand, auf und veröffentlichte
dagegen eine vom König octroyirte Verfassung (vom 5. De-
cenlber 1848), welche die meisten Freiheiten in eben solcher Aus-
dehnung gewährte, wie sie die Nationalversammlung beantragt
hatte, aber mit der ausgesprochenen Hoffnung, daß die künfti-
gen Kammern Alles darin mildern würden, was mit der Kraft
des Königthums nicht verträglich wäre. Die öffentliche Mei-
nung nahm diese Verfassung eben so wie das kräftige Einschrei-
ten der Regierung sehr günstig auf, und man gab sich überall
den besten Hoffnungen für eine weitere erfreuliche Entwickelung
der Dinge hin.
In Oestreich war der Verlauf der innern Bewegung nicht
weniger stürmisch gewesen als in Preußen, und das Bild, welches
die im Juli zusammengetretene Reichsversammlung darbot, war
insofern ein noch verworreneres als das der preußischen National-
versammlung, weil in jener die verschiedensten Volksstämme un-
tereinander gemischt waren, und eine Menge Abgeordnete die
deutsche Sprache gar nicht verstanden, in welcher sie über die
künftige Reichsverfassuug mitberathen sollten. Es versteht sich,
daß dabei an geordnete Verhandlungen nicht zu denken war;
noch dazu fand der Reichstag unter noch ungünstigeren Verhält-
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TM Hauptwörter (100): [T8: [König Paris Regierung Minister Parlament Volk Frankreich Kammer Mitglied Verfassung], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
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Extrahierte Personennamen: Oestreich
Extrahierte Ortsnamen: Berlin Brandenburg Berlin Berlin Brandenburg Oestreich