Schlacht bei Hohenfriedberg.
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seit einiger Zeit trugen sie blaue Pelze und andere Mützen als vorher, ungefähr wie auch ein östreichisches Regiment. Darauf baute er seinen Plan. Er wollte sich durchzuschleichen suchen. Als er dem östreichischen Lager nahe kam, zogen gerade mehrere Regimenter von Neustadt, welches sie vergebens angegriffen hatten, wieder ins Lager zurück. Ziethen schloß sich an, indem er seinen Leuten streng befahl, ganz ruhig wie im Frieden zu reiten, und weder zu schießen, noch den Säbel zu ziehen. Er selbst zog die Tabackspfeife heraus, wie im tiefen Frieden. Voraus schickte er einige geborene Ungern, die in ihrer Landessprache die Feldwachen, auf welche sie stießen, freundlich begrüßen, sollten. Auch durch ein feindliches Dragonerregiment ritten sie ungestört hindurch, und so befand sich Ziethen bald mitten unter den Feinden. Es war ein schöner, heller Tag. Er konnte das ganze Feld übersehen, welches mit Oestreich ent bedeckt war. Die einen thaten dies, die andern jenes. Je näher man dem Lager kam, desto größer wurde die Gefahr, und Ziethen ließ seine Husaren näher zusammenrücken, um sich im Nothfall durchschlagen zu können. Dennoch merkten die Oestreich er nichts, ja ein feindlicher Oberst kam ganz treuherzig zu Ziethen geritten, bot ihm freundlich einen guten Tag und erzählte ihm, daß sein Regiment auch bald nachkommen würde. Aber wie vom Donner wurde er gerührt, als Ziethen seinen Husaren zurief: „Nehmt ihn gefangen! es ist ein Oestreichs!" Eine Strecke mar-schirten die Husaren noch ganz ruhig, mitten durch die Oestreich er durch. Nun aber wandte sich der Weg, und Ziethen schwenkte sich jetzt plötzlich, um bei dem Lager vorbeizuziehen. Da erkannte mau ihn: „Ziethen! Ziethen! Preußen! Preußen!" rief man nun aus allen Seiten. Alles gerieth in Bewegung, und obgleich die Husaren sich in starken Trab setzten, so holte man sie doch ein. Aber Ziethen ließ einhauen und schlug sich mit geringem Verluste glücklich durch. Aehnliche Thaten verrichteten auch die andern Generale, und selbst die Feinde hatten vor den Preußen Achtung.
Eine Hauptschlacht gewann der König in diesem Kriege bei Hohenfriedberg in Schlesien, unweit Striegau (4. Juni 1745). Binnen fünf Stunden war der an Zahl überlegene Feind geschlagen. Die unerschrockenen Preußen aus dem rechten Flügel waren wider Vermuthen des Feindes durch Wasser und Morast gewatet und hatten den Feind mit dem Bajonnete angegriffen; dadurch war der Sieg entschieden worden. Besonders schlimm ging es den Sachsen, die in diesem Kriege auf der Seite der
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Tilly. Wallenstein.
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ihrem Unglücke, ihr das Versprechen gegeben, für Gott und für sie alles zu wagen. Er hatte sich von ihr ein Zeichen ihrer Gunst ausgebeten, und sie ihm einen ihrer Handschuhe gegeben. Diesen trug er als Wahrzeichen vorn an seinem Hute, und auf seinen Fahnen stand die Divise: Alles für Gott und für sie! Aber sein früher Tod verhinderte die Ausführung seines Gelübdes, dem vertriebenen Kurfürsten sein Land wieder zu verschaffen. Wenige Monate vor Mansfelds Tode hatte ihn ein zehrendes Fieber in Wolfenbüttel hingerafft. Er stand erst im 27. Lebensjahre.
4. Tilly und Wallenstein. Gegen Christian von Braunschweig und Ernst von Mansfeld hatte bisher der Graf Tilly als General der Liga den Krieg geführt. Tilly war ein Mann von vieler Roheit, unerbittlicher Strenge und großer Pünktlichkeit, dabei uneigennützig, aber stolz im hohen Grade. Auf äußere Dinge legte er keinen Werth, und als ihn der Kaiser zum Reichsfürsten erheben wollte, verbat er sich die Ehre und schenkte dem Schreiber der Kanzlei 500 Thaler, damit er das Patent nicht ausfertigte. Seine Statur war klein und hager, aber von starkem Knochenbau. Zwischen seinen eingefallenen Wangen, seiner Nase und seiner runzeligen Stirn sahen seine großen finsteren Augen heraus. Sein graues, borstiges Haar hing um den Kopf herum, den er mit einem spitzen, hochausgestntzten Hute zu bedecken pflegte, von welchem eine rothe Straußfeder hinten herabhing. Dazu nehme man ein grünatlaßnes Kleid nach fpanischem Schnitt, mit aufgeschlitzten Aermelu, weite Beinkleider von demselben Zeuge, und weite, aufgeschlitzte Stiefeln. In der Schlacht pflegte er einen kleinen Grauschimmel zu reiten. Dieser Mann hatte bis dahin nie eine Schlacht verloren und räumte überall, wohin er kam, tüchtig auf. Braunschweigs, Mansfelds und andere Haufen wurden 'überall von ihm vertrieben. Aber er war doch nur ein General der Liga. Der Kaiser dagegen hatte kein Heer, wenigstens kein bedeutendes, und hing also ganz von Tilly und der Liga ab; denn es fehlte ihm an Geld, ein eigenes Heer aufzustellen. Während Ferdinand noch darüber grübelte, machte ihm einer seiner Offiziere den Antrag, ein großes Heer aufzubringen, ohne daß es dem Kaiser das Geringste kosten solle.
Dieser Mann war Albrecht von Wallenstein oder eigentlich Waldstein, 100 Jahre später als Luther, in Böhmen auf dem Gute feines Vaters an der Elbe unweit Königgrätz geboren, aus einer alten evangelischen Familie. Er verlor feine Eltern schon
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Mittlere Geschichte. 1. Periode. Franken.
heben, geschweige schwingen kann. Aller kostbaren, besonders ausländischen Tracht war er ein großer Feind, und es ärgerte ihn immer, wenn seine Hofleute mit der deutschen Kleidung nicht zufrieden, waren; diese Narrheit hatten also die Deutschen schon damals an sich, das Fremde dem Einheimischen vorzuziehen. Einmal führte er sie gut an. Sie hatten nämlich aus Italien kostbare Mantels mit rothen und braunen Streifen und mit Vogelfedern besetzt, mitgebracht; andere trugen Pelze aus Rattenfellen und anderm weichen Pelzwerk, Karl dagegen keinen andern als seinen Schafpelz. Nun stellte $arl einmal eine Jagd an, und als jeder aufs Schönste geschmückt erschienen war, befahl er, daß keiner eher weggehen dürfe, bis er etwas erlegt hätte. Es war ein rauher Tag und regnete heftig; die -schönen Kleider wurden von der Nässe durchweicht, von Dornen und Aesten zerrissen und vom Blute der wilden Thiere besudelt. Als sie nun nach Hause kamen, befahl Karl scherzhaft, daß keiner vor dem Schlafengehen seinen Pelz ausziehen dürfe, damit er besser auf dem Leibe trockne. Die armen durchweichten Höflinge machten ein saures Gesicht; aber was half es? dem Kaiser mußte gehorcht werden. Sie gingen ans Feuer und wärmten und trockneten sich so gut wie es gehen wollte. Da sie sich aber am Abend auszogen, waren die schönen Kleider ganz verdorben, und alle seufzten, daß ihnen der eine Tag so viel Geld gekostet habe. Am andern Tage befahl Karl, daß sie in denselben Kleidern wieder bei ihm erscheinen sollten. Sie kamen; aber wie sahen sie aus! Es war wirklich ein jämmerlicher Aufzug. Da ließ Karl seinen Pelz herbringen, wie er ihn ausgezogen hatte, rieb ihn vor. ihren Augen aus, und siehe da! er sah so gut wieder aus, wie vor der Jagdpartie. „Ihr Narren!" sprach Karl, „wo gibt es wohl ein besseres Pelzwerk? und das kostet mir nur einen Gulden, eure dagegen viele Pfunde Silbers!" Alle standen beschämt da und schlugen die Augen nieder. Ob sie sich aber nun auch Schafpelze haben machen lassen, wird nicht erzählt.
In seiner Familie lebte er so glücklich und heiter, wie ein guter Bürgersmann. Selbst auf seinen Kriegszügen mußten ihn oft seine Frau und seine Kinder zu Pferde begleiten, und hatte er Frieden, so letzte er sich recht im Kreise seiner Familie. Aber er hatte» vielen häuslichen Kummer. Fünf Frauen starben ihm nacheinander, die letzte, Luitberga, schon 800, kurz vor seinem Zuge nach Italien, in Tours, und von seinen Söhnen überlebte ihn nur einer. Von seiner Tochter Emma erzählt.man folgendes Ge-
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Karl Karl Karl Karl Karl Karl Karl Karl Emma
Ludwig der Fromme und seine Söhne.
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entschloß. Er gab ihm das Königreich Alemannien. Wer darüber fuhren die drei ältesten Söhne wild auf und empörten sich gegen den Vater. Er wurde von ihnen in Compiegne gefangen genommen, und Lothar gab ihm Mönche zur Gesellschaft, die ihn bereden sollten, auch ein Mönch zu werden. Judith wurde ohne Umstände ins Kloster gesteckt.
Aber bald sah man, daß man unter Lothar nicht glücklicher sei. Die beiden andern Söhne erbarmten sich des armen Vaters und brachten es dahin, daß er wieder eingesetzt wurde ‘ nachdem er versprochen hatte, das Land nach seinen besten Kräften gut zu regieren, und nun wurde auch Judith wieder aus dem Kloster^ge-holt. Aber kaum war er wieder in Freiheit, als er auch schon wieder mit dem unseligen Theiluugsprojecte zum Vorschein kam. Sogleich standen die Söhne wieder bewaffnet da und kündigten dem Kaiser den Gehorsam auf. Bei Colmar (im Elsaß) sollte schon eine Schlacht zwischen dem Vater und den Söhnen entscheiden. Da fand sich der Papst Gregor Iv. beim Kaiser ein und erbot sich zum Friedensstifter; was konnte lobenswerther sein! Aber Gregor benutzte seinen Aufenthalt im Lager nur dazu, um die Mannen des Kaisers zum Verrath gegen ihren Herrn zu bereden. Als es eben zur Schlacht kommen sollte, gingen die meisten Mannen des Alten zu den Söhnen über, und Ludwig blieb fast ganz einsam stehen. Daher wird das Feld noch heute das Lügenfeld genannt. Die wenigen Getreuen fragten nun den Kaiser, was sie machen sollten? „Ach!" sagte der gebeugte Mann, „geht nur lieber auch zu meinen Söhnen über, damit um meinetwillen kein Blut vergossen werde!" So wurde er denn zum zweiten Male gefangen genommen. Die drei Söhne theilten nun das Reich unter sich; Lothar führte den Vater mit sich fort und ließ ihn in einem Kloster in Soissons genau bewachen; Judith wurde nach Italien geschickt und der kleine Karl einstweilen in ein Kloster (Prüm bei Trier) gebracht. Aber'lothar merkte, daß doch viele den armen Mann mit mitleidigen Augen ansahen. Darum wollte er ihn zum Regieren unfähig machen. Das konnte dadurch geschehen, wenn man den Kaiser dahin brachte, Kirchenbuße zu thun; denn so Einer durfte nie wieder die Waffen tragen, und konnte also auch nicht füglich König und Kaiser sein. Nun wurde Ludwig von den Geistlichen so lange bestürmt, bis er endlich, um nur Ruhe zu haben, versprach, sich der Buße zu unterwerfen. Dazu wurde er in eine Kirche geführt; hier mußte er sich auf einen Bußsack
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Heinrich Iv. und die Sachsen.
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Heinrich war damals in einer sehr mißlichen Lage, in die er sich aber selbst gestürzt hatte. Die Sachsen sahen jetzt deutlich, daß er sie ganz zu Boden drücken wollte. Alle Tage stürzten die königlichen Kriegsknechte wie Räuber über das Eigenthum der Sachsen her, forderten willkürlich Zölle und Abgaben, führten ganze Heerden hinweg, zwangen die Einwohner als Knechte zu dienen, und wenn Einer nur murrte, wurde er gleich ins Gefängniß geworfen, aus dem Niemand anders loskam, als mit Hingebung feines ganzen Vermögens. Klagte man beim Kaiser, so erhielt man kein Gehör oder wurde mit schnöden Worten zurückgeschickt. Einmal berief Heinrich alle sächsischen Fürsten nach Goslar, mit ihnen Wichtiges zu berathen. Alle kamen und warteten auf das Erscheinen des Kaisers. Sie warteten eine Stunde und wieder eine, bis endlich ganz spät am Abend ihnen ein Höfling den Bescheid brachte, sie könnten nur wieder auseinander gehen, der Kaiser habe keine Zeit. Zugleich erfuhren sie, er habe indessen am Würfelspiele gesessen! So unklug rannte Heinrich in sein Unglück hinein!
Die Sachsen traten zusammen und rathschlagten, was zu thun sei. Viele wollten gleich dareinschlagen; aber die Vernünftigeren wollten noch einmal erst den Weg der Güte versuchen. Sie schickten drei Abgeordnete an Heinrich, der eben wieder in Goslar war. Sie sprachen: „ Adeligster König! Das Volk der Sachsen, welches keiner Nation an Muth wie an Treue nachsteht, bittet dich, die Rechte der Altväter, die alte Freiheit des Landes, ihm wiederzugeben. Ausländer und Dürftige maßen sich mit Gewalt unsere Güter an und entziehen Eingeborenen die Waldungen, Weiden und Heerden. Lässest du uns nach vaterländischer Sitte leben, so wird kein Volk in Deutschland und Frankreich treuer und ergebener gefunden werden." — Das war gut und vernünftig gesprochen. Heinrich aber fuhr sie stolz an und entließ sie mit allgemeinen Vertröstungen. Nun war ihre Geduld erschöpft. An 60,000 standen schnell in Waffen und zogen gegen Goslar, wo Heinrich noch war. Das hatte dieser nicht erwartet; bestürzt floh er nach seiner geliebten Harz bürg, einem festen, fast unzugänglichen Bergschlosse auf einem der nördlichen Vorberge des Harzes zwischen Goslar und Jlsenburg. Aber die Sachsen folgten ihm schnell und schlossen diese und viele andere Burgen ein. Jetzt bereute er seinen unzeitigen Stolz und hätte sich gern mit ihnen vertragen. Er schickte auch Gesandte ins sächsische Lager und ließ ihnen Versprechungen machen; sie aber antworteten: „Wir können der Auf-
Wrltgkschichte für Töchter. Ii. 16. Aufl. 6
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Wilhelm der Eroberer.
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Wilhelm persönlich und hatte eine große Vorliebe für ihn und alle Normannen.
Als Eduard 1066 starb, bemächtigte sich Harald, Herzog von Mercia und Kent, der reichste und mächtigste der englischen Großen, des Thrones und wurde allgemein anerkannt. Wihelm fuhr zornig auf und verlangte Abtretung des Thrones, und da Harald die Forderung abschlug, so rüstete er sich. Pie.normänner waren die tapfersten Krieger jener Zeit; außerdem boten die kriegslustigen Ritter anderer Länder dem Herzoge ihre Dienste an. Aus einer zahlreichen Flotte setzte dieser nach der Südküste Englands über und landete glücklich. Als er ans Ufer sprang, fiel er. „Ein übles Vorzeichen!" murrten die Umstehenden. Aber er faßte sich schnell und ries, als wenn er absichtlich sich hingeworfen hätte: „So nehme ich von diesem Lande Besitz!"
Harald eilte herbei. Es kam zu einer blutigen Schlacht bei Hastings (Hehstings) an der Südküste (1066). Die Normänner gewannen einen großen Sieg; Harald fiel mit zweien seiner Brüder und einem großen Theil der sächsischen Ritterschaft. Wilhelm der Eroberer — so wurde er nun genannt — wurde nun ohne Widerspruch König von England; ein kräftiger Mann mit einer starken Seele, aber rauh, stolz und hart. Anfangs regierte er strenggerecht; er duldete keine Unordnung, suchte Normänner und Engländer durch Heirathen einander näher zu bringen und hörte jeden Unterthan an. Aber das änderte sich bald, als er nach der Normandie zurückreiste. Die nach England übergesiedelten Normänner ließen die unterworfenen Engländer ihren Uebermuth fühlen; der Haß gegen die Fremden, wuchs, und schon war der Tag bestimmt, an welchem man die Fremden, wie einst die Dänen, niedermachen wollte. Da kehrte Wilhelm schleunig nach England zurück und hielt ein strenges Gericht über die Uebelthäter. Jeder neue Aufftand führte neue Härten herbei. Er nahm den Engländern ihre Güter, machte diese zu Kronbesitznngen und übertrug sie seinem normannischen Adel. Mit eiserner Hand drückte er die Engländer in Sklaverei nieder und wandte Ehre, Reichthümer und Vertrauen nur den Normännern zu. Nur die Furcht hielt die unglücklichen Engländer von neuen Empörungen zurück. Als er nach 21 jähriger Regierung starb (1087), war die Freude der Engländer groß, und die bittere Reue, die er im Sterben über seine Härte empfand, konnte die Gemüther nicht mit seinem Andenken versöhnen.
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Chlodwig.
Dazu waren die meisten so unthätig, daß sie lieber nur für ihr Vergnügen sorgten und die Regierung Andern überließen. (Darum nennt man sie auch: Les rois faineans, d. i. königliche Schlafmützen.) Diese andern waren die Majores domus oder Haus-meyer. So nannten sich diejenigen unter den Hofbeamten, die am meisten in Ansehen standen und bald die ganze Gewalt an sich rissen. Glücklicherweise für das Land waren die Majoresdomus fast lauter kräftige Männer, welche weit besser regierten, als die schwachen Könige, die sich um nichts bekümmerten, gethan haben würden. Ein solcher Majordomus war auch jener Karl Martell, der die Araber so tüchtig zurückschlug. Er hatte einen Sohn, .Pipin den Kleinen (741—786). Aber sein Verstand war nicht klein, so wenig wie seine Körperkraft. Von dieser erzählt man, wie er einst bei einem Thiergefecht einem Löwen, der aus den Nacken eines Büffels gesprungen war, mit starkem Arme aus einen Hieb nicht nur den Kops abhieb, sondern noch tief in den Hals des Büffels traf. Dieser Mann, der für den König Childerich Iii. regierte, glaubte, es sei die Zeit gekommen, wo er zum Besitze der königlichen Macht auch den Titel derselben fügen dürfe. Um aber ferner neuen Würde mehr Ansehen und Recht zu geben, suchte er den Beistand des Papstes, ohne zu berücksichtigen, wie.sehr er die Anmaßungen der römischen Bischöfe dadurch unterstütze. Er schickte also nach Rom mit der Anfrage: „Ob derjenige, welcher den Namen des Königs führe, oder derjenige, welcher die Last der Regierung trage, König zu sein verdiene?" Der Papst entschied günstig für Pipin, und in Uebereinstimmung mit den vornehmsten Franken setzte dieser also den unfähigen Merowinger ab, steckte ihn in ein Kloster (St. Omer bei Calais) und wurde unter freudigem Zurufe des versammelten Volkes als König der Franken auf den Schild erhoben. Die Begebenheit fällt in das Jahr 752. Er und seine Nachkommen werden von seinem Vater Karl Martell Karolinger genannt.
Die Franken waren zwar längst Christen, aber manche andere Völker in Deutschland waren noch dem finstern Heidenthume er-
mutt) und zum Frieden bestimmten Weibe werden sann, wenn es seinen Leidenschaften den Zügel schießen läßt. Fredegunde, die als die schändlichste erscheint, starb (597) eines natürlichen Todes: Brunehild dagegen wurde auf Befehl eines Sohnes der Fredegunde im achtzigsten Jahre ihres Lebens, nach mehrtägigem Foltern, mit einem Arme, einem Beine und den Haaren an den Schweif eines wilden Pferdes gebunden und so zu Tode geschleift.
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Extrahierte Personennamen: Chlodwig Karl_Martell Karl Childerich Karl_Martell_Karolinger Karl
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Mittlere Geschichte. 1. Periode. Franken.
Tage lebte er noch; aber als er nun merkte, daß der Sand seiner Lebensuhr verronnen sei, hob er seine rechte Hand mit Macht auf, drückte auf Stirn und Brust das Zeichen des heiligen Kreuzes, streckte die Hände noch einmal aus, faltete sie über die Brust, schloß die Augen und sang mit halb erloschener, leiser Stimme: „In deine Hände befehle ich meinen Geist!" — So entschlief der große Karl, sanft und selig, am 28. Januar 814, im 72. Jahre seines unruhvollen, thatenreichen Lebens.
Als die Nachricht seines Todes sich verbreitete, wurden Aller Gemüther von aufrichtiger Trauer ergriffen. Es schien, als habe jeder seinen Vater verloren. Und mit Recht trauerten sie; denn sie wußten nicht, ob sein Sohn Ludwig ihn auch nur halb ersetzen würde.
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Ludwig Ludwig
Karl der Große. »
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Pfalz, gebracht wurden. In den Grenzländern schützten die Markgrafen gegen die feindlichen Einfälle.
Zog Karl in den Krieg, so wurde der Heerbann aufgeboten ; denn stehende Heere, wie jetzt, hatte man damals noch nicht, und auch Karl hatte nur eine kleine Schaar stehender Truppen. Alle, die von Karl ein Lehen erhalten hatten, auch alle freien Besitzer von Ländereien, mußten dann aufbrechen mit ihren Knechten. Lanze, Schild, Bogen, Pfeile, Helme und Panzer brachte jeder selbst mit. Geistliche blieben zu Hause; aber sie mußten ihre dienstpflichtige Mannschaft schicken. Den Geistlichen war Karl besonders zugethan; aber er hielt streng darauf, daß sie einen echt christlichen Wandel führten, verbot ihnen Waffen zu tragen, weil sie, wie er sagte, mehr auf Gottes Schutz als auf menschliche Gewalt vertrauen sollten, duldete nicht, daß sie jagten, mit Hunden durch den Wald schweiften, Stoßvögel und Possenreißer hielten und überhaupt weltliche Dinge trieben. Dabei war er überaus wohlthätig gegen Arme und Kranke, erbaute für sie Hospitäler und schickte selbst Geld über das Meer nach Jerusalem, Alexandrien und Karthago, um die dortigen armen Christen zu unterstützen; denn in jener Zeit waren Wallfahrten sehr gewöhnlich. Wer es irgend vermochte, wallte nach Rom, um am vermeintlichen Grabe des Apostels Petrus andächtig zu beten; Andere zogen nach Jerusalem und achteten die Beschwerden und Gefahren der weiten Reise nicht, um da zu wandeln, wo der Heiland den Boden betreten hatte. Aus allen Landstraßen sah man in jenen Jahrhunderten Pilger ziehen, meist barfuß, eine Pilgertasche auf dem Rücken, einen Pilgerhut auf dem Kopfe und einen Stab in der Hand. Diese frommen Leute standen, wie Wittwen und Waisen, unter dem Schutze des Kaisers, und sie verletzen oder hindern, hieß Gott beleidigen. Arme und Reiche nahmen sie mit Freuden auf und beherbergten sie gern; Obdach, Herd und Wasser war jeder ihnen zu geben verbunden.
Recht erfreulich ist es, zu lesen, was für ein frommer Fürst Karl war. Keinen Tag versäumte er, wenn es irgend sein konnte, den Gottesdienst; andächtig sah man ihn knieen und mit Demuth seine irdische Hoheit ablegen vor dem, vor welchem kein Stand etwas gilt. Den Gottesdienst hatte er noch sehr unvollkommen gefunden, aber er verbesserte ihn. Besonders war er ein großer Freund eines schönen, sanften Kirchengesanges. Aber seine Franken verstanden nicht zu singen; sie sprachen, wie noch jetzt die Schweizer,
Weltgeschichte für Töchter. Ii*. 16. Aufl. 3
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Karl Karl Karl Karl Karl Karl Karl Apostels Petrus Karl Karl Demuth
Extrahierte Ortsnamen: Gottes Jerusalem Karthago Rom Jerusalem
Otto der Große.
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andern Großen gewählt, die sich dazu auf einem großen Felde zwischen Mainz und Worms am Rhein versammelten. So wurde es damals immer bei den deutschen Königswahlen gehalten. Erst später änderte sich das nach und nach. Die Mächtigeren schlossen immer mehrere von den Mindermächtigen aus, bis endlich die Zahl der Kur- oder Wahlsürsten sich auf sieben beschränkte. Doch war dies, wie gesagt, erst später der Fall.
Von dem wackern Otto — denn er hatte alle Tugenden seines erlauchten Vaters — wäre nun viel zu erzählen: wie er einen langen Krieg mit dem Herzog von Böhmen, Boleslaus dem Bösen, führte, der seinen sanften Bruder, (den heiligen) Wenzel, mit eigener Hand ermordet hatte *); wie er fünf Mal nach Italien zog und die Lombardei wieder mit seiner Herrschaft vereinigte; wie er bis in die Halbinsel Jütland vordrang und die Dänen zittern machte; wie er an die Grenze der Mark, wo damals noch slavische Stämme wohnten, in Havelberg und Brandenburg, Bis-thümer stiftete u. s. w. Doch das würde uns zu weit führen. Hier mag nur gesagt werden, wie er die Lombardei gewann und wie er die wilden Ungern endlich ganz aus Deutschland herausschlug, so daß sie nie wieder kamen.
Italien war nach dem Aussterben der Karolinger bald von diesem, bald von jenem einheimischen oder burgundischen Großen regiert worden. Zu Qtto’s Zeit besaß es Lothar; ein guter und sanfter Mann. Dieser starb so plötzlich, daß man allgemein behauptete, Berengar, ein Markgraf von Jvrea in Ober-Italien, habe ihn vergiften lassen, um das Land an sich zu reißen. Wenigstens machte er sich zum Könige von Italien und verlangte von Lothars Wittwe, der jungen und schönen Adelheid, daß sie seinen verworfenen Sohn Adalbert heirathen solle. Als Adelheid das fest abschlug, ergrimmten Berengar und dessen Frau Willa so, daß sie die Adelheid gröblich mißhandelten und Willa sie mit den Fäusten ins Gesicht schlug und bei den Haaren aus der Erde herumzog. Zuletzt wurde die Arme in das Schloß Gar da am Gardasee als Gefangene gebracht. Hier saß sie in einem dunklen Keller einsam und verlassen, von aller menschlichen Hülse weit entfernt. Aber Gott war ihr mit seiner Hülse nahe und sandte ihr in dem braven Kaplan Martin einen Retter. Dieser Mann, ein
*) Derselbe Wenzel, dessen Sarg, Helm und Panzerhemd in der Wenzeslaus-kapelle in Prag gezeigt und dessen Andenken dort hoch verehrt wird.
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Extrahierte Personennamen: Otto Otto Lothar Berengar Jvrea Adelheid Adelheid Willa Willa Martin