Hrsg.: Warnecke, Johannes, Debus, Gustav, Kruse, Otto, Finckh, Karl
Auflagennummer (WdK): 2
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Schultypen Allgemein (WdK): Taubstummenschule
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32
Staubbeutel gelb inib stehen phramide.nartig bei einander. Die eigentliche
Frucht ist eine grüne, kugelige, giftige Beere, in welcher die Samen stecken.
An den Wurzeln bilden sich die für uns so wichtigen Knollen. Diese sind
je nach der Art bald größer, bald kleiner; bald laug, bald rund; bald glatt,
bald rauh; bald weiß, bald rötlich. Ebenso verschieden ist die Zeit der
Reife. Einige Arten sind schon im Juli und August reif und heißen des-
halb Frühkartoffeln. Andere reifen erst int September oder Oktober und
heißen Wiuterkartoffelu. Die Knollen geben eine nahrhafte Speise. Aus
ihnen wird auch Branntwein und Stärkemehl bereitet.
Zuweilen werden Blätter und Stengel der Kartoffeln schwarz und
sterben ab. Bekommen dann die Knollen schmutzig-braune Flecken, so werden
sie jauchig und stinkend oder schrumpfen zusammen. Das ist die sogenannte
Kartoffelkraukheit. Oft leiden die Knollen auch au der Kartoffelkrätze.
Daun haben sie Pocken, Warzen und Grind. Ein Feind der Kartoffeln 'ist
der Kartoffelkäfer, welcher die Kartoffelfelder kahl frißt.
Die Kartoffeln, welche ans Südamerika stammen, wurden im 16. Jahr-
hundert nach Europa gebracht. Nach Deutschland kamen sie von Italien
aus. Friedrich der Große führte sie 1745 zwangsweise in Preußen ein.
3. Der schwarze Nachtschatten. Diese Giftpflanze wächst häufig auf
Schutthaufen, auf Feldern und in Gärten. Sie ist mit der Kartoffel ver-
wandt. Der Stengel des schwarzen Nachtschattens ist krautartig und ver-
zweigt. Die Blätter sind eiförmig, zugespitzt und am Rande gezähnt. Die
schmutzig-weißen Blüten ftnb den Kartoffelblüten sehr ähnlich, nur bedeutend
kleiner. Ans ihnen entwickeln sich schwarze, erbsengroße Beere», welche giftig
sind. Ein kleines Mädchen, welches eine größere Anzahl solcher Beeren
genossen hatte, starb nach einigen Stunden. Fressen Hühner lind Enten
diese schwarzen Giftbeeren, so sterben sie auch. Schweine, welche das Kraut
des schwarzen Nachtschattens fressen, werden wild und toll darnach.
Der bittersüße Nachtschatten ist ebenfalls giftig. Er blüht violett uild
hat schöne rote Beeren, die für Kinder recht verlockend aussehen.
4. Das Rebhuhn. Das Rebhuhn hält sich in angebauten, ebenen
Gegenden auf, am liebsten in der Nähe von Buschholz. Sein Gefieder ist
oben bräunlich und hat viele helle imb dunkle Streifen und Flecke. An dem
Bauche sieht es grau aus. Die Stirn, die Seiten und die Kehle sind rostrot.
Das Männcheil oder der Hahn hat an der Brust einen großen, kastanien-
braunen Fleck. Das Rebhuhn nistet in einer Vertiefung auf dem flachen
Bode», im Getreide oder Wiesengrase. Die Henne legt bis 20 graugrüne
Eier. Sobald die Jungen aus bcni Ei geschlüpft sind, verlassen sie das
Nest. Sic sind also Nestfliichter. Bis zum folgenden Frühjahre bleiben sie
bei den Alten und werden von diesen ängstlich gehütet. Die Nahrung des
Rebhuhns besteht ans allerhand Insekten, Körnern und grünen Blättchen.
Im Sommer leben die Rebhühner paarweise beieinander; aber im
Winter schließen sie sich zu Völkern zusammen. Bei hohem und hart ge-
frorenem Schnee leiden sie oft große Not. Wegen seines wohlschmeckenden
Fleisches wird das Rebhuhn häufig gejagt. Es gehört zum Wildbret.
Feinde des Rebhuhns sind Füchse, Iltisse, Katzen, Wiesel, Habichte
und Falken.
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24
4. Das Schwein. Das Schwein ist mit einer dicken Hant oder Schwarte
bedeckt. Diese ist mit Borsten bewachsen. Sein Kopf ist lang und endigt in
einem kurzen Rüssel. Dieser hat vorn eine Scheibe mit Nasenlöchern. ' Die
Angen sind klein und liegen schräg im Kopfe. Die Ohren hängen entweder
herab oder stehen aufrecht. Der Schwanz ist geringelt, und die Beine sind
kurz. An jedem Beine befinden sich 4 Hufe; deshalb rechnet man das Schwein
unter die Vielhufer.
Das Schwein wird als Haustier im Stalle gehalten. Kartoffeln, Rüben,
Kleie, Schrot, saure Milch und Küchenabfälle dienen ihm zur Nahrung, Aber
es frißt auch Obst und Eicheln. Mit seinem Rüssel wühlt es gerne in der
Erde, um Würmer zu suchen und zu fressen. Das Schwein nützt uns durch
sein Fleisch lind Blut, durch das Fett, die Därme und die Borsten. Das
männliche Schwein heißt Eber, das weibliche Sau und das junge Ferkel.
Andere Vielhufer sind der Elefant, das Nashorn und das Flußpferd.
5. Die Trichine. Schon oft hat mau durch das Mikroskop im Schweine-
fleische sehr kleine Würmer gefunden, welche spiralförmig zusammengerollt sind.
Diese Würmer heißen Trichinen. Genießt man trichinöses Fleisch, so kommen
die Trichinen zunächst in den Magen lind in die Gedärme. Von hier wan-
dern sie in den ganzen Körper und erzeugen die Trichinenkrankheit. Diese
führt mitunter zum Tode. Will man Schweinefleisch genießen, so muß man
es vorher gut kochen oder stark braten. Um Menschen vor Trichinen zu
schützen, ist die Trichinenschau eingeführt.
6. Die Finne und der Bandwurm. Ein anderer im Schweinefleische
vorkommender Wnrm ist die Fiilne. Kommt eine lebende Finne durch Essen
von rohem Schweinefleisch in den Magen des Menschen, so wandert sie in
den Darm. Hier wächst sie zum Baudwurme aus. Ein Bandwurm kaun
2—3 m lang werden und besteht aus einem ganz kleinen Kopfe und vielen
Gliedern. Der Bandwurm kaun durch Medikamente abgetrieben werden.
7. Der Hund. Es giebt eine große Anzahl von Hunderassen. Die
bekanntesten sind die Jagdhunde, Dachshunde, Pudel, Spitze, Möpse, Schäfer-
hunde, Neufundländer und Windhunde. Ihre Größe ist sehr verschieden,
ebenso ihre Bekleidung. Die einen haben kurzes, glattes Haar, die andern
langes, krauses. Bei manchen hängen die Ohren herab, bei anderen stehen
sie aufrecht. Die Nase jedes Hundes ist feucht und das Gebiß sehr scharf.
Mit den spitzen Eckzähnen zerreißt der Hund das Fleisch, und mit den starken
Backenzähnen zermalmt er die Knochen.
Kommt ein Fremder ins Haus, so bellt der Hund. Hat er Angst oder
Schmerz, so winselt oder heult er. Ist er zornig, so knurrt er. — Die
Jungen werden blind geboren und von der Mutter gesäugt. — Der Hund
bewacht das Haus. Schäferhunde hüten die Herden; Jagdhunde spüren das
Wild auf, und Schlachterhunde treiben das Vieh. Der Hund hat viele gute
Eigenschaften: er ist tren, anhänglich, genügsam, klug, wachsam und gelehrig.
Er ist dem Menschen also nützlich. Gefährlich kann er aber Menschen und
Tieren durch die Tollwut oder Wasserscheu werden.
Verwandte sind der Fuchs und der Wolf.
8. Die Katze. Die Katze vertilgt Mäuse und Ratten und ist deshalb
ein nützliches Haustier. Ihr Körper ist verschieden gefärbt. Der Kopf ist
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Haaren bedeckt. Das Männchen trägt um Kopf und Hals eine Mähne.
Der Löwe hat ein feines Gehör und scharfes Gesicht. Die Pupillen der
feurigen Augen erweitern sich in der Nacht. Sein Leib ist geschmeidig, und
die Sohlen der Füße sind weich. Die einziehbaren, scharfen Krallen dienen
zum Festhalten und das starke Gebiß zum Zerreißen seiner Beute. Der
Nacken ist stark und kurz; daher kann der Löwe auch schwere Tiere im Maule
forttragen. Der lange Schwanz endigt in einer Haarqnaste.
Der Löwe bewohnt Afrika und das siidliche Asien. Am Tage hält
er sich im Dickicht der Wälder ans. Des Nachts aber beginnt der Räuber
seine Wanderung und schleicht bis an die Dörfer, um ein Rind, ein Schaf
oder eine Ziege fortzuschleppen. Auch lauert er gern im Schilf an Wasser-
plätzen, um Antilopeu, Giraffen oder Zebras beim Trinken zu überfallen.
Das Brüllen des Löwen ist so furchtbar, daß der Erdboden bebt und Menschen
und Tiere erzittern. Jung eingefangen läßt sich der Löwe zähmen.
3. Der Königstiger. Der Tiger ist noch gefährlicher als der Löwe.
Sein Körper ist langgestreckt und stark. Die weichen Haare sind rotgelb
und haben dunkle Qnerstreifen. Der Schwanz ist schwarz geringelt. An
den Wangen ist die Behaarung bartartig verlängert.
Der Tiger lebt in Asien. Er ist sehr mordgierig und zerreißt mehr
Tiere als er fressen kann. Besonders richtet er unter den Viehherden großen
Schaden an. Auch Menschen greift er an. Aus einer Ortschaft sollen Tiger
in 2 Jahren 80 Menschen fortgeschleppt haben.
In Indien werden große, aber oft gefährliche Tigerjagden abgehalten.
Die Jäger sitzen ans Elefanten und schießen von oben aus die Raubtiere.
Andere gefährliche Katzen sind der amerikanische Jaguar, der Panther
in Afrika und Asien und der Kuguar oder Silberlöwe in Südamerika.
4. Der Wolf. Der Wolf hat die Größe eines hochbeinigen Schlachter-
hundes. Sein Pelz ist graubraun oder gelbbraun. Der Kopf hat eine
zugespitzte Schnauze. Die Ohren sind anfrechtstehend; die Augen liegen schief.
Der seitlich zusammengedrückte Rumpf wird von 4 hohen Beinen getragen.
Der Schwanz ist buschig und herabhängend.
Die meisten Wölfe leben in Polen, Rußland und im nördlichen
Asien. Aber auch in den Gebirgen Spaniens, Italiens und Frankreichs
trifft man sie noch häufig an. In Mittel- und Norddentschland sind sie
ausgerottet.
Im Herbste und im Winter streifen die Wölfe in Rudeln umher. Sie
fallen Schafe, Rinder, Pferde, allerlei Wild und auch den Menschen an.
Man jagt die Wölfe, um sie zu vertilgen, aber auch wegen ihres Pelzes.
Die Haut wird gegerbt und zu Handschuhen, Pauken- und Trommelfellen
benutzt. Es giebt viele Arten Wölfe. Einer der gefräßigsten Wölfe ist der
Schakal in Asien und Nordafrika.
5. Die gefleckte Hyäne. Die Hyäne hat einen langhaarigen, hellgrauen
Pelz mit schwarzen Flecken. Ihre Augen liegen schief im Kopfe. Der
Rücken ist abschüssig und mähnenartig behaart. Die Vorderbeine sind länger
als die hinteren, daher hat die Hyäne einen etwas hinkenden Gang.
Die Hyänen sind Aasfresser und bewohnen heiße Länder. ^ Nachts
ziehen sie in Scharen durch einsame Gegenden, um Tier- und Menschen-
TM Hauptwörter (50): [T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
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gehen, Geschmacks nerven. Die Gefühlsnerven endigen in der Haut; deshalb
fühlen wir mit derselben. Diese Nerven bilden zusammen die Sinnesnerven.
Sie führen die Eindrücke von außen zum Gehirn, welches der Sitz der Seele
ist. Es giebt aber auch Nerven, welche die Beine, die Arme und andere Körper-
teile in Bewegung setzen und deshalb Bewegungsnerven heißen. Ohne Nerven
wären wir blind, taub, gernch-, geschmack- und gefühllos; ohne Nerven könnten
wir uns nicht bewegen.
Wer sich seine Nerven gesund erhalten will, muß stets ans die Arbeit
die nötige Ruhe folgen lassen. Die vollkommenste Ruhe für die Nerven
gewährt der Schlaf. Wer gut schlafen will. beachte folgendes: Er esse abends
nicht viel und nur leicht verdauliche Speisen. Er arbeite nicht zu lange
vor dem Schlafengehen und vermeide vorher jede Aufregung. Er gehe nicht
zu spät zu Bett; denn eine Stunde Schlaf vor Mitternacht ist besser als
zwei Stunden Schlaf nach Mitternacht. Er schlafe morgens nicht zu lange und
sorge für frische Luft im Schlafzimmer. Je jünger ein Kind ist, desto mehr
Schlaf gebraucht es; ein erwachsener Mensch hat 6 bis 8 Stunden Schlaf
nötig. Übermäßiger Genuß von Branntwein, Bier, Wein und starkem Kaffee
schwächt die Nerven. Auch Zorn, Gram und Sorgen machen die Nerven krank.
Wir unterscheiden fünf Sinne, nämlich: Gesicht, Gehör, Geruch, Ge-
schmack und Gefühl. Jeder Sinn hat sein besonderes Werkzeug. Das Werk-
zeug des Gesichts ist das Auge, das des Gehörs das Ohr, das des Geruchs
die Nase, das des Geschmacks die Zunge und das des Gefühls die Haut.
4. Das Auge. Das Auge bildet eine Kugel, welche Augapfel (a) genannt
wird. Der Augapfel liegt in der Augenhöhle und wird durch die Augen-
lider (o und u), die Augenwimpern und die Augenbrauen vor Staub,
Schweiß u. s. w. geschützt. Im Innern des Augapfels befiubet sich die Linse;
vor derselben ist das Augenwasser,
hinter derselben der Glaskörper. Außen
ist der Augapfel von drei Häuten um-
schlossen. Die äußere Haut ist die
weiße Augenhaut, diese geht vor der
Linse in die Hornhaut über, welche
durchsichtig ist. Hinter der Hornhaut
liegt die Regenbogenhaut, welche blau,
grau, braun oder schwarz gefärbt ist.
Nach ihrer Farbe spricht man von
blauen, grauen, braunen oder schwarzen
Augen. Die Regenbogenhaut hat in der Mitte eine runde Öffnung, das
Sehloch oder die Pupille; diese erscheint schwarz. Die innere Haut ist die
Netzhaut, in welcher sich der Sehnerv (n), der von hinten in das Auge tritt,
netzförmig ausbreitet. Beim Sehen fallen Lichtstrahlen von den Gegenständen
durch die Hornhaut, durch das Augenwasser und die Pupille auf die Linse.
Durch diese werden die Lichtstrahlen gebrochen und durch den Glaskörper ans
die Netzhaut geleitet. Hier entsteht ein verkleinertes Bild der Gegenstände,
welches durch den Sehnerv wahrgenommen wird.
Ein gesundes Auge sieht eine Schrift am deutlichsten, wenn diese etwa
35 cm vom Auge entfernt ist. Muß man die Schrift, um sie zu erkennen,
Naturgeschichte. 5
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T46: [Körper Blut Wasser Luft Haut Magen Herz Speise Muskel Mund]]
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Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
66
dem Auge näher bringen, so ist man kurzsichtig; mtiß man sie weiter weghalten,
so ist man weitsichtig. Der Kurzsichtige erkennt die entfernten, der Weitsichtige
die nahen Gegenstände nicht deutlich. Ist die Linse trübe, so entsteht der graue
Star, welcher heilbar ist. Ist aber bei einem Menschen der Sehnerv gelähmt
und die Netzhaut gegen Lieht unempfindlich, so entsteht der unheilbare schwarze
Star. Blinde Kinder lernen in der Blindenanstalt mit Hülfe des Gefühls lesen.
Will der Mensch seine Augen gesund erhalten, so muß er für passendes
Licht sorgen; denn sowohl zu starkes als auch zu schwaches Licht schadet den
Augen. Zu grelles Licht blendet und entzündet die Augen; zu schwaches
Licht schwächt sie. Darum darf man nicht in grelles Licht sehen, auch nicht
in der Dämmerung schreiben, lesen, nähen oder sticken. Ebenso beachte man,
daß das Licht stets von der linken Seite auf die Arbeit falle. Beim Lesen
darf man das Buch, beim Schreiben das Heft nicht zu nahe an die Angen
halten. Kommen Sandkörnchen, Glas- und Steinsplitter oder kleine Insekten
in die Augen, so entferne man sie nicht durch Reiben, sondern hebe das
Augenlid in die Höhe und wische den Körper mit einem Tuche vorsichtig heraus.
Um die Augen rein zu halten und zu stärken, muß man sie jeden Morgen
mit frischem, klarem Wasser waschen.
5. Das Ohr. Das Ohr besteht aus dem äußeren, mittleren und
inneren Ohre. Zu dem äußeren Ohre gehören die Ohrmuschel (a a), der Gehör-
gang (c d) und das Trommelfell, und zu dem mittleren die Trommelhöhle
mit den drei Knöchelchen: Hammer, Amboß und Steigbügel. Der Hammer
ist mit dem Trommelfell, der Steigbügel mit dem Labyrinth verwachsen.
Ans der Trommelhöhle führt die Ohrtrompete (b) in die Rachenhöhle.
Das innere Ohr oder das Labyrinth (f)
ist mit Gehörwasser angefüllt. In diesem
Wasser schwimmen die Enden der Gehör-
nerven (g).
Entsteht ein Schall, so sängt das Ohr
diesen mit der Ohrmuschel auf und leitet ihn
durch den Gehörgang gegen das Trommelfell.
Dieses wird dadurch erschüttert und setzt die
Gehörknöchelchen in Bewegung. Durch die
Knöchelchen wird das Gehörwasser und durch
dieses werden wiederum die Enden der Gehör-
nerven erschüttert. Die Gehörnerven leiten zuletzt den Schall dem Gehirn zu.
Ist bei einem Menschen der Hörnerv gelähmt oder sonst ein Fehler
im Ohr, so kann er entweder gar nicht oder nur wenig hören. Er ist dann
entweder taub oder schwerhörig. Taubgeborene Menschen bleiben stumm.
Wird das taubstumme Kind in eine Taubstummen-Anstalt gebracht, so lernt
es sprechen und absehen.
Wenn man einen Menschen an den Kopf schlügt oder ihm ins Ohr
schreit, oder wenn man mit einer Stricknadel im Ohre bohrt, so kann das
Trommelfell leicht verletzt werdett. Steckt man Erbsen oder Steinchen in
das Ohr, so wird der Gehörgang verstopft. Dasselbe geschieht, wenn das
Ohrenschmalz, welches im Gehörgange ist, sich verhärtet. Das Ohr muß
deshalb von Zeit zu Zeit von dem Ohrenschmalz gereinigt werden.
!
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T84: [Körper Kopf Tier Fuß Bein Insekt Eier Zahn Nahrung Haut], T46: [Körper Blut Wasser Luft Haut Magen Herz Speise Muskel Mund], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
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7
rechte Rinne. Unten ist in der Mitte ein halbkreisförmiger Ausschnitt. An
der Spitze des Brettchens ist das Lot befestigt; die Kugel desselben kann sich
in dem Ausschnitte frei bewegen. Will man prüfen, ob eine Fläche wagerecht
ist, so setzt man die Setzwage auf die zu prüfende Flüche. Fällt der Faden
nun genau in die Rinne, so ist die Fläche wagerecht. Weicht der Faden von
der Rinne ab, so ist die Fläche nicht wagerecht. Tischler, Zimmerleute und
Maurer bedienen sich bei ihren Arbeiten einer Setzwage. Das Lot und die
Setzwage sind für die Banhandwerker unentbehrlich.
4. Das Gewicht. Legt man auf die flache Hand einen Stein, so fühlt
man einen Druck. Dieser ist eine Folge der Schwerkraft. Den Druck, den
ein Körper auf seine Unterlage ausübt, nennt man seine Schwere
oder sein Gewicht. Nimmt man in die eine Hand ein dickeres Buch, in
die andere Hand ein dünneres, so fühlt man, daß das erstere einen stärkeren
Druck ausübt als das letztere. Das dickere Buch enthält mehr Blätter als
das dünnere. Wegen seiner größeren Masse hat ersteres ein größeres Gewicht
als letzteres. Das Gewicht nimmt zu, wenn die Masse zunimmt.
So drückt sich auch ein großer Stein tief in den lockeren Boden ein.
Menschen und Tiere lassen in weichem Erdboden oder im Schnee, Lastwagen
auch auf den Landstraßen Spuren zurück. Man spricht von Fußspuren,
Tierspnren und Wagenspuren. Schwere Walzen ebnen umgepflügte Äcker
und ausgebesserte Chausseen. Der Briefbeschwerer drückt die Briefe zusammen.
Zerbrechliche Sachen legen wir beim Einpacken nie unter schwerere, weil sie
von ihnen leicht zerdrückt werden.
Wenn wir das Gewicht eines Körpers genau bestimmen wollen, gebrauchen
wir eine Wage und Metnllstücke von bekanntem Gewichte. Solche Metallstücke
heißen Gewichte. Bei Festsetzung derselben hat man sich nach dem Gewichte
bestimmter Wassermengen gerichtet und als Gewichtseinheit das Gramm an-
genommen. Ein Gramm (g) ist das Gewicht eines Knbikcentimeters Wasser.
Tausend Gramm führen den Namen Kilogramm (kg). Ein Kilogramm ist
das Gewicht eines Liters Wasser.
5. Der freie Fall. Ein Schüler, welcher in die Schule geht, legt einen
Weg zurück. Ein geworfener Stein, ein fallender Apfel, eine abgeschossene
Kugel legen ebenfalls einen Weg zurück. Ein von einem hohen Baume fallender
Apfel legt einen längeren Weg zurück als eine Kugel, die vom Tische rollt.
Hält man einen Bogen Papier wagerecht und läßt aus ziemlicher Höhe
eine Bleikugel darauf fallen, so durchbohrt dieselbe das Papier. Dies geschieht
nicht, wenn wir die Bleikugel ans geringer Höhe auf das Papier fallen lassen.
Im ersteren Falle legt die Bleikugel einen längeren Weg zurück als im letzteren.
Je länger der Weg der Kugel ist, desto schneller fällt sie. Weil ihre Ge-
schwindigkeit zuletzt weit größer ist, durchbohrt sie das Papier. Die Wirkung
ist also größer. Läßt man einen Stein ans geringer Höhe auf die Hand
fallen, so fühlt man keinen Schmerz. Aber man wagt es nicht, einen hoch
emporgeworfenen Stein aufzufangen; er würde die Hand mit großer Kraft
treffen und uns große Schmerzen bereiten. Im letzteren Falle wäre der
zurückgelegte Weg länger und infolgedessen die Wirkung größer. Je länger
der Weg ist, den ein fallender Körper zurücklegt, desto größer
wird seine Geschwindigkeit und die Wirkung seines Falles.
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (200): [T3: [Hebel Last Brief Ende Gewicht Rolle Gleichgewicht Punkt Seite Fig], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil]]
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Itt. Keogvclphie.
(Erster 2lbschnitt.
Das Deutsche Reich. (540 %.* qkm, 54 Mll. E.**)
1. Das Deutsche Reich grenzt im Norden an die Nordsee, Dänemark
und die Ostsee, im Osten an Rußland und Österreich, im Süden an Österreich
und die Schweiz und im Westen an Frankreich, Luxemburg, Belgien und
Holland. — Fast 2/3 der Bevölkerung gehören zur protestantischen Kirche, etwas
über y3 zur römisch-katholischen Kirche; reichlich 3/s Mll. sind Juden. Im
Norden wohnen vorwiegend Protestanten, im Süden vorherrschend Katholiken.
— Das Oberhaupt des Deutschen Reiches ist der Kaiser. Unser jetziger Kaiser
heißt Wilhelm Ii. Die Bewohner des Deutschen Reiches wählen ungefähr
400 Abgeordnete. Diese bilden den Reichstag. Der Kaiser und der Reichstag
geben die Gesetze für das Reich.
2. Das Deutsche Reich besteht ans 4 Königreichen (Preußen, Bayern,
Sachsen und Württemberg), 6 Großherzogtümern (Baden, Hessen, Mecklenburg-
Schwerin, Mecklenburg-Strelitz, Sachsen-Weimar und Oldenburg), 5 Herzog-
tümern (Brannschweig, Sachsen-Meiningen, Sachsen-Altenbnrg, Sachseu-
Kobnrg-Gotha und Anhalt), 7 Fürstentümern (Schwarzburg-Rudolstadt,
Schwarzburg-Sondershausen, Waldeck, Rens; ältere Linie, Reuß jüngere Linie,
Schanmburg-Lippe und Lippe), 3 freien Reichsstädten (Lübeck, Bremen und
Hamburg) und dem Reichslande Elsaß-Lothringen.
Die Bodengestaltung des Deutschen Reiches.
1. Der nördliche und östliche Teil Deutschlands liegen in der großen
norddeutschen Tiefebene. Der baltische Landrücken durchzieht die
Tiefebene an der Ostseeküste entlang, besteht ans zahlreichen niedrigen Hügeln
und ist mit vielen Seen bedeckt. Den Süden der Tiefebene durchzieht der
karpatische Landrücken. Derselbe endigt in der Lüneburger Heide. Der
Bvdeu der Tiefebene besteht aus Thon, Sand, Steinen und Moor. In den
Flnßthülern und an den Meeresküsten ist sehr fruchtbarer Boden.
2. Südlich von der norddeutschen Tiefebene liegen das mittel-
deutsche und das süddeutsche Gebirgsland. Die Gebirge bestehen meist
aus sehr harten Gesteinen (Granit, Schiefer, Sandstein, Kalk). In ihrem
Innern bergen sie Metalle und Steinkohlen. In der Mitte Deutschlands
liegt das Fichtelgebirge. Von demselben gehen 4 Gebirgszüge aus. Nach
* T. = Tausend.
** Mll. E. — Millionen Einwohner.
Geographie. i
TM Hauptwörter (50): [T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner]]
TM Hauptwörter (200): [T174: [Preußen Sachsen Hannover Holstein Provinz Königreich Staat Oldenburg Braunschweig Dänemark], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß]]
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Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
15
fruchtbar findet man dagegen das Mainthal, wo viel Getreide, Obst und Wein
wächst. Bewässert wird die Provinz von der Werra, der Fulda, dem
Maine und der Lahn.
2. An der Fulda liegen Kassel und Fulda. Kassel (82 T. E.) ist die
Hauptstadt der Provinz. Kaiser Wilhelm H. hat als Prinz das Gymnasium
in Kassel besucht. Bei Kassel liegt das Schloß Wilhelms höhe. Hier war
Napoleon Iii. in den Jahren 1870 und 1871 als Gefangener. In Fulda
erbaute Bouifacius ein Kloster; im Dome daselbst liegt er begraben und auf
dem Marktplätze steht sein Denkmal. Am Alaine liegen Frankfurt lind
Das Nheinthcil mit Schloß Nheinstein.
Hanau. Frankfurt a./M. (250 T. E.) ist die bedeutendste Handelsstadt
Süddeutschlands. Im Dome zu Frankfurt wurden früher die deutschen Kaiser
gekrönt. Im Nathanssaale, Römer genannt, hängen die Bilder aller deutschen
Kaiser. In Hanau werden viele Schmucksachen aus Gold und Silber verfertigt
und dann über ganz Deutschland versandt. An der Lahn liegt Marburg
mit einer Universität.
3. Der Taunus hat sehr viele Mineralquellen. Unzählige Kranke suchen
und finden hier Heilung. Die wichtigsten Städte am Taunus sind Wies-
baden, Homburg, Selters und Ems. Wiesbaden wird jährlich von
50 Tausend Fremden besucht. In Ems weilte alljährlich Kaiser Wilhelm I.
4. Der südwestliche Teil des Taunus wird Niederwald genannt. Zum
Andenken an den siegreichen Krieg gegen Frankreich in den Jahren 1870
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
TM Hauptwörter (100): [T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel]]
TM Hauptwörter (200): [T36: [Rhein Mosel Lahn Mainz Stadt Bingen Taunus Bonn Main Ufer], T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T157: [Friedrich Wilhelm Iii Kaiser König Karl groß Preußen Kurfürst Jahr], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T72: [Kloster Kirche Jahr Bischof Kaiser Karl Otto Dom Grab Leiche]]
Extrahierte Personennamen: Wilhelm_H. Wilhelm Wilhelms Napoleon Schloß_Nheinstein Wilhelm_I.
Extrahierte Ortsnamen: Mainthal Fulda Maine Fulda Kassel Fulda Kassel Kassel Fulda Frankfurt Hanau Frankfurt Frankfurt Hanau Deutschland Marburg Taunus Homburg Selters Wiesbaden Taunus Niederwald Frankreich
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14
das Deutsche Reich von neuem aufrichten. — Diese Sage hat sich am
18. Januar 1871 erfüllt. An diesem Tage hat Kaiser Wilhelm I. die Staaten
Deutschlands zu einem mächtigen Deutschen Reiche vereinigt. Kaiser Wilhelm I.
ist auf dem Kyffhäuser ein herrliches Denkmal errichtet worden.
15. Das Ritterleben.
1. Auf vielen Bergspitzen unseres Vaterlandes sieht mau zerfallene
Burgen. Hier wohnten einst die Ritter, die zu Roß kämpften und ganz
in Eisen, in eine Rüstung, gekleidet waren. Ein Panzer schützte Brust und
Rücken, ein Helm das Haupt, ein Visier das Gesicht, Schienen Arme lind
Beine. Als Waffen dienten Schwert, Lanze und Schild. Wollte ein Edel-
knabe Ritter werden, so mußte er schon in seinem 7. Lebensjahre in das
Schloß eines anderen Ritters gebracht werden und hier fleißig mit den
Waffen üben. Mit 14 Jahren wurde er Knappe und durfte von nun an
seinen Herrn ans die Jagd und in den Krieg begleiten. Erst im 21. Lebens-
jahre wurde er Ritter. Als solcher mußte er am Altare feierlich versprechen,
die Wahrheit zu reden, die Religion und die Witwen und Waisen zu be-
schirmen und dem Fürsten treu zu dienen.
2. Ilm Mut und Geschicklichkeit zu prüfen, fanden oft Ritterspiele
statt. Dann erschienen die Ritter in prächtiger Rüstung hoch zu Roß und
ritten mit eingelegter Lanze gegeneinander. Wer den Gegner aus dem Sattel
hob, war Sieger. Dieser erhielt von den Damen als Preis einen Kranz,
einen Helm, ein Schwert oder gar eine goldene Kette. — Kam der Feind
ins Land, so zogen die Ritter ihm mutig entgegen. Hatten sie ihn besiegt,
so war großer Jubel in den Burgen, und abends wurden beim Weine Er-
lebnisse ans dem Kampfe erzählt.
3. Später verarmten viele Ritter durch Verschwendung. Um sich Unter-
halt zu verschaffen, führten sie dem Landmanne sein Vieh von der Weide,
mähten ihm in der Nacht das Getreide ab und brachten es durch ihre Knechte
heimlich in ihre Burgen. Oft zündeten sie auch seine Hütte an. Der Land-
mann stand meist wehrlos da; niemand verhalf ihm zu seinem Rechte. Nicht
besser erging es den Kaufleuten, die mit ihren Wagen, auf welchen sich kost-
bare Waren befanden, an den Burgen vorüberfuhren. Im Walde oder an
der Landstraße lauerten die Ritter denselben auf und raubten ihnen Hab und
Gnt. Deshalb nannte man diese Ritter Raubritter. Zur Zeit der Raub-
ritter war große Not im Lande.
16. Rudolf von Habsburg. (1273)
1. Graf Rudolf von Habsbnrg wurde im Jahre 1273 deutscher Kaiser.
Bevor er die Regierung antrat, hatte das deutsche Reich 16 Jahre lang
keinen Kaiser. Während dieser kaiserlosen Zeit hausten die Raubritter schlimmer
als früher. Niemand war da, die Schwachen gegen die Starken zu schützen.
Kaiser Rudolf aber duldete ein solches Unrecht nicht. Er verbot das'rauben,
und als die Raubritter sein Verbot nicht achteten, zog er mit einem starken
Heere gegen sie und ließ ihre Bnrgen erstürmen und zerstören. In Thüringen
allein zerstörte er 60 solcher Raubnester. Die Räuber selbst aber ließ er alle
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm_I. Wilhelm_I. Wilhelm_I. Wilhelm_I. Rudolf_von_Habsburg Rudolf Graf_Rudolf_von_Habsbnrg Rudolf Rudolf Rudolf
Hrsg.: Warnecke, Johannes, Debus, Gustav, Kruse, Otto, Finckh, Karl
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Taubstummenschule
Schultypen Allgemein (WdK): Taubstummenschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
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miteinander hangen. Rudolf von Habsbnrg war nicht nur ein strenger und
gerechter, sondern auch ein frommer und leutseliger Fürst.
2. Als Rudolf noch Graf war, ritt er einmal auf die Jagd und kam
dabei an einen Bach, dessen Brücklein von den Wellen weggerissen worden
war. Daselbst bemerkte er einen Priester, der seine Schuhe auszog und den
Bach durchwaten wollte. Der Graf fragte den Diener Gottes, warum er dies
thue. Dieser erwiderte, er wolle einend Sterbenden das heilige Abendmahl
reichen. Als Rudolf dies hörte, sprang er schnell voin Pferde und überließ
Rudolf von Habsburg bestraft die Raubritter.
dieses dem Priester. Letzterer ritt darauf eiligst zu dem Kranken. Am anderen
Morgen wollte der Priester das Roß dankend zurückgeben; Rudolf aber
sagte: „Ich besteige dieses Roß nie wieder zu Jagd und Streit, da es
meinen Schöpfer getragen hat. Behaltet es und gebrauchet es auch künftig
im Dienste des Herrn!"
3. Einst spazierte Kaiser Rudolf in ganz einfachen Kleidern durch Mainz.
Es war ein kalter Morgen, und ihm froren die Hände. Um sich zu er-
wärmen, trat ec in das Haus eines Bäckers und stellte sich an den Ofen.
Die Bäckersfrau, die ihn für einen gewöhnlichen Kriegsknecht hielt, schimpfte
auf ihn und ans den Kaiser und sagte: „Troll dich fort, du schäbiger Hund,
zu deinem Bettelkaiser, der mit seinen Pferden und Knechten das ganze Land
aufzehrt." Als Rudolf hierüber lachte, wurde die Frau so zornig, daß sie
einen Eimer voll eiskalten Wassers ergriff und ihm dieses über den Kopf goß.
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr]]
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Extrahierte Personennamen: Rudolf_von_Habsbnrg Rudolf Rudolf_noch_Graf Rudolf Rudolf Rudolf Rudolf_von_Habsburg Rudolf Rudolf Rudolf Rudolf Rudolf Rudolf Rudolf