42 Zweiter Teil. Die natürlichen Wirtschaftsgebiete Deutschlands.
einer weichen Erde, die die Felsen verhüllt und den Bergen sanft gerundete
Formen gibt. Wie Mäntelchen schmiegen sie sich an die stolzen, blanken
Gipfelgestalten aus sprödem Dolomit (Mädelegabel und Hochvogel recken
sich bis an 2700 m hoch empor), die schroffen Wände und steilen Grate
(„Ecken") des Unterjuras. Überall, wo sie sich finden, grünen die herrlichsten
Matten, blühen die köstlichsten Alpenkräuter. Sie sind mit die Ursache,
daß fast die Hälfte der Algäuer Alpen Wies- und Weideland ist. Und
weil die Bodenausnutzung in Südbayern nirgends eindringlicher betrieben
wird als durch den erwerbs- und handelsfrohen, zugleich aber auch äußerst
reinlichen Algäuer, so herrscht hier die Milchproduktion weit über die
Forst- und Feldwirtschaft vor. Man zählt im Algäu fast 1500 teilweise
mit Dampf betriebene Molkereien. An keinem anderen Orte in den
südbayerischen Landen erfolgt ein so stattlicher Umsatz von Alpenpro-
dukten (Holz, Butter und Käse) wie in Kempten, dem Hauptorte der
Landschaft. Das gesamte gebirgige und flachländische Algäu erzeugt trotz
seiner geringen Ausdehnung im Jahre etwa 3 Millionen Hektoliter Milch
und gewinnt daraus über 160 000 Zentner Schweizer und Emmentaler
Käse, 280 000 Zentner Limburger und Romandurkäse, sowie 10 500
Zentner Butter im Totalwerte von 30 Millionen Mark. Wie der Rhein-
länder auf seine Wein-, kann der Algäuer auf seine Käsekeller stolz sein.
Im Herbste, wenn die Herden von den Almen wieder ins Tal zurück-
gekehrt sind, finden die großen Viehmärkte statt. In Sonthofen
stehen dann oft an einem Tage bis zu 4000 Stück Rinder zum Verkaufe. —
Der Gewerbefleiß des Schwaben betätigt sich auch innerhalb des
Algäuer Berglandes, und zwar vornehmlich auf dem Felde der Spinnerei
und Weberei. Man findet dort eine großartige Bindfaden- und eine
Seilerwarenfabrik (jene in Immen st adt, diese mit etwa 1000 Ar-
beitern in F ü s s e n), 8 mechanische Baumwollspinnereien und 4 mecha-
nische Webereien (besonders auch in Kempten). Dazu kommen Holzwoll-
spinnereien, Holzstoff-, Möbel- und Düngemittelfabriken sowie die Her-
stellung von Strohhüten in Lindenberg und Umgebung (30 Fabriken
mit 800 Hutmaschinen). — Neben Kempten kommt als Hauptverkehrsplatz
in diesem Gebiete noch Lindau in Betracht, welches regen Handel
zwischen dem Reich, der Schweiz, Vorarlberg und Tirol vor allem in
Getreide, Obst und Wein, Käse, Schmalz und Bauholz vermittelt.
Die Mitte des deutschen Anteils an den Alpen bezeichnet man von
jeher und mit Recht als Bayerische Alpen. Diese sind durch das Lechtal
im Westen vom Hochland des Algäus geschieden, zu dem von ihnen aus
die waldreichen und seengeschmückten Schwangauer Berge
hinüberführen. Die Ostgrenze bilden die jenseits des Inn gelegenen
Chiemgauer Höhen. — Die tiefeingerissene Talung der Isar, des
Hauptflusses Altbayerns sowohl in geschichtlichem wie in geographischem
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T93: [Alpen See Schweiz Rhein Berg Bodensee Fuß Italien Schweizer Paß], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T90: [Alpen See Schweiz Inn Rhein Bodensee Gotthard Paß Rhone Italien], T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau]]
Thäler und Abhänge der Gebirge sind von den fleißigen Bewohnern wohl angebaut
und voller Dörfer und Städte. Auf den Anhöhen wird Thee, in den Thälern Reis
und Baumwolle gebaut. Auf der Insel Nippon liegt die Hauptstadt des Landes,
Tokio (1 M.); in ihr wohnt der Kaiser. Von hier führt eine Eisenbahn nach dem
Hafenorte Iokohama.
2. Die Japaner sind das rührigste Volk Asiens. In vielen Dingen besitzen sie
außerordentliches Geschick. So bereiten sie aus dem Baste des Papiermaulbeerbaums
ein Papier, aus dem sich wasserdichte Überzieher, Regenschirme, Taschentücher:c. her-
stellen lassen. Ihre Seidenzenge sind von solcher Feinheit, daß eine vornehme Frau
wohl an 20 Gewänder davon übereinander zieht, ohne sich zu entstellen. Die zier-
lichen Holzwaaren werden mit einem Lack überzogen, der so dauerhaft ist, daß ihn die
heißeste Flüssigkeit nicht angreift. Das Fleisch der Haustiere wird nicht gegessen, da
die Religion das Schlachten derselben verbietet. Auch Milch trinken die Japaner nicht,
weil ihnen dieselbe als „weißes Blut" Ekel erregt. — In neuester Zeit nehmen die
Japaner in vielen Dingen europäische Kultur an, bauen Eisenbahnen, legen Tele-
graphen an, kleiden und bewaffnen ihre Soldaten nach Art der Europäer, errichten
Volksschulen :c. In ihren Tempeln verehren sie noch immer fratzenhafte Götzen;
seitdem aber der Kaiser das Verbot gegen die christliche Lehre aufgehoben hat, breitet
sich diese allmählich immer weiter aus.
Afrika.
1. Bodengestalt und Bewässerung. Afrika ist dreimal so groß wie Europa, von
dem es durch das mittelländische Meer geschieden ist, hat aber nur 200 M. E. Mit
Asien hängt Afrika durch die Landenge von Suez zusammen. Dieselbe wird jetzt
von einem Kanal durchschnitten, welcher die Verbindung des mittelländischen Meeres
mit dem roten Meere herstellt und dadurch den Seeweg von Europa nach Asien er-
heblich gegen früher verkürzt. Afrika ist wenig gegliedert; daher hält es sehr schwer,
in das Innere einzudringen. Der ganze Erdteil ist nämlich vorherrschend Hochebene,
die von höheren Randgebirgen umgeben ist. (Atlas, Konggebirge, Kamerun-
gebirge, süd- und ostafrikanisches Hochland, Alpenland von Habesch:c.)
Da, wo die Flüsse die Randgebirge durchbrechen und zum Küstensaum abfallen,
entstehen Stromschnellen oder Wasserfälle, welche die Schiffahrt in das Innere geradezu
unmöglich machen. Das gilt vom Senegal. Gambia, Kongo, Oranje und
Sambesi, und nur Niger und Nil sind in ihrem langen Unterlause schiffbar. In
den muldenförmigen Einsenkungen der Hochebenen, wo dem Wasser der Abfluß fehlt,
haben sich vielfach Seen gebildet, wie z. B. der Tsad-, Victoria- und Albertsee!
2. Klima. Afrika liegt mit mehr als 2/3 seiner Ländermasse zwischen den beiden
Wendekreisen, also in der heißen Zone. Und doch ist es in den hier gelegenen Länder-
strichen noch nicht einmal am heißesten. Die größte Hitze herrscht vielmehr in den
Ländern, die etwas nördlich vom nördlichen Wendekreise gelegen sind: in der Sahara,
in Oberägypten und Nubien. Diese Länder entbehren nämlich jahraus, jahrein des
erfrischenden Regens und werden obendrein noch von heißen Glutwinden ausgedörrt.
In der heißen Zone selbst dagegen wird die Hitze durch häufige Gewitterregen etwas
gemildert, die sich hauptsächlich dann einstellen, wenn die Sonne ihren höchsten Stand
über dem betreffenden Lande einnimmt. Südlich vom Wendekreis des Steinbocks findet
sich noch ein regenloser Landstrich, die Wüste Kalahari. Die Südspitze dagegen sowie
auch die Nordspitze Afrikas liegen in der Zone des Winterregens.'
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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TM Hauptwörter (200): [T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima], T113: [Wein Seide Baumwolle Handel Zucker Kaffee Wolle Tabak Reis Getreide]]
Extrahierte Ortsnamen: Tokio Asiens Afrika Afrika Europa Afrika Suez Europa Asien Afrika Senegal Gambia Niger Afrika Sahara Oberägypten Nubien Afrikas
fachen zurückzuführen: auf ihre Regenarmut und ihre große Hitze. In der Sahara
vergehen Jahre, ehe einmal ein Gewitter die heiße Luft und den brennenden Boden
kühlt. Der Sand ist oft so heiß, daß man Eier darin kochen kann, und die Luft-
wärme steigt an manchen Tagen bis aus 40° R. Am Tage strahlt der heiße Fels-
oder Sandboden eine erstickende Hitze aus; in der Nacht dagegen, wo kein Nebel, kein
Gewölk die Ausstrahlung der Wärme verhindert (Naturl. S. 24), kühlt der Boden
sich oft so bedeutend ab, daß sich Eis bildet und die Reisenden gezwungen sind, ein
Lagerfeuer anzuzünden.
Mehr fast noch als die Hitze belästigt den Wüstenreisenden der fast beständig
wehende Nordost, der so heiß und trocken ist, daß er bei Mensch und Tier einen un-
auslöschlichen Durst hervorruft und alles Grün versengt. Zuweilen wird er zum Glut-
stürm (Samum), der gewöhnlich nur einige Stunden, selten 1—2 Tage anhält. Dann
ist die Luft zum Feuer, der Mittag zur finstern Nacht geworden. Das Blut tritt
Menschen und Tieren aus Mund und Nase, Augen und Ohren, und nicht selten
werden ganze Karawanen unter den Sandwolken dieses Orkanes begraben. — In den
tiefsten muldenförmigen Einrenkungen detwüste tritt das unterirdische Wasser stellen-
weise bis auf 2—3 m nahe an die Oberfläche heran. Hier in den sogenannten Oasen
(= Wohnungen) ist daher der Boden recht fruchtbar und gedeihen Mais, Südfrüchte
und hauptsächlich Datteln. Die Oasen sind auch daher die einzigen bewohnbaren
Stätten der Sahara und die Ruhepunkte der Karawanen, mit denen die Oasenbewohner
vielfach Handel treiben.
33. Der Sudan.
1. Südlich von der Sahara — bis zum Äquator hin — breitet sich der Sudan,
das Land der Schwarzen, aus. Fast das ganze Gebiet ist Hochland. In einer Ein-
senkuug desselben liegt der Tsadsee.
2. Klima, Pflanzen- u. Tierwelt. Mit Entzücken betritt der Wanderer, der monate-
lang die dürre Sahara durchreiste, die schattigen Wälder des fruchtbaren Sudanlandes.
Zwar ist es auch hier des Mittags oft unerträglich heiß, aber die halbjährlich nieder-
strömenden Regen erzeugen eine Fruchtbarkeit des Bodens und einen üppigen Pflanzen-
wuchs, der uns wahrhaft in Erstaunen setzt. Hier ist die Heimat des riesenhaften
Brotbaumes, dessen Stamm nicht selten einen Umfang von 18—20 m hat. Hier
auch finden wir die riesige Ölpalme, deren Blattstiele zum Häuserbau verwendet werden
und aus deren pflaumenähnlichen Früchten man das Palmöl, den wichtigsten Han-
delsartikel Afrikas, gewinnt. (In Europa wird dieses Öl zur Seifenbereitung be-
nutzt.) In den dichten Wäldern sind Ebenholz-, Weihrauch-, Gummi-, Kautschuk-,
Butterbäume u. v. a. durch Schlingpflanzen zu einem undurchdringlichen Dickicht ver-
bunden. Hier hausen Elefanten, Nashörner, Löwen, Gorillas, Giraffen :c., und in
den Seen und Flüssen tummeln sich Flußpferde und Krokodile.
3. Die Bewohner des Sudans sind die Neger. Sie sind kräftig gebaut, haben
eine schwarzbraune Farbe, krauses, wolliges Haar und dicke, wulstige Lippen. Ihre
Kleidung besteht aus einem Streifen Baumwollenzeug, den sie sich um den Leib
schlingen. Am liebsten schmücken sie sich mit Glasperlen, Federn, Muscheln :c. Sie
treiben Viehzucht und Ackerbau; ihre Nahrung besteht aus Hirse, Mais :c. Einige
Negerstämme verzehren sogar noch Menschen. Der Religion nach sind sie fast alle
Heiden. Sie fürchten eine Menge Geister, die auf der Erde hausen und ihnen Schaden
zufügen wollen. Zum Schutze gegen dieselben sowie gegen Krankheiten, Dürreic. holt
man sich vom Zauberer einen Fetisch. Das ist eine Figur aus Holz, Thon, Stein :c.
Erweist sich der Fetisch nicht mächtig genug gegen das Übel, so wirft man ihn fort
und holt sich einen andern. — Die Herrscher in den zahlreichen Negerstaaten sind
meistens unumschränkte Herren über Leben und Eigentum ihrer Unterthanen.
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
TM Hauptwörter (200): [T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß], T113: [Wein Seide Baumwolle Handel Zucker Kaffee Wolle Tabak Reis Getreide]]
Extrahierte Ortsnamen: Nordost Sahara Afrikas Europa Sudans
Ii — 92 —
4. Ober- oder Nordguinea ist ein flacher Küstensaum, der nach dem Innern
zu durch hohe Randgebirge abgeschlossen ist. Die vom Meere her nach dem heißen
Innern zu ziehenden Wolken kühlen sich daher an diesen Gebirgen ab, und so erhält
die Küste eine gewaltige Regenmenge. (Höhe der jährlichen Regenmenge 4—5 m,
vergl. S. 81 u. S. 4.) Infolgedessen bilden sich hier an der Küste große Sümpfe,
die sich unter dem Einflüsse der tropischen Hitze mit dem dichtesten Urwalde bedecken.
Die Dünste aber, welche dem feuchten Boden entsteigen, erzeugen das gelbe Fieber,
das dem Europäer leicht tödlich wird.
Nach den Produkten, welche man von den einzelnen Küsten holte, unterschied
man eine Pfeffer-, eine Zahn-, eine Gold- und eine Sklavenküste. Letztere war der
Schauplatz des grausamsten Sklavenhandels. Hierher trieb der Sklavenhändler mit
der Peitsche seine „schwarze Ware". Hier lud er sie zu Schiffe und segelte dann mit
ihr nach Amerika, wo er sein „Ebenholz" auf dem Markte zu hohem Preise an die
Pflanzer verkaufte. Jetzt besitzt Deutschland an dieser Küste eine kleine Kolonie, das
Togoland (an Größe dem Königreich Württemberg gleich). An der Pfefferküste
ist 1822 eine Kolonie (Liberia) für freigelassene Neger gegründet worden. Hinter
der Goldküste liegt das Negerreich Aschanti, hinter der Sklavenküste das Negerreich
Dahome.
5. Dahome. Unter allen Negerstaaten ist das Reich Dahome eins der bekann-
testen. Alle Unterthanen des Königs, selbst die höchsten Beamten, sind seine Sklaven.
Bei allen Festlichkeiten, besonders aber beim Tode des Königs, werden Menschen in
großer Zahl geopfert. Als 1859 ein König in Dahome starb, ließ sein Sohn 4500
Sklaven auf seinem Grabe schlachten, so daß dasselbe ganz in Blut schwamm. Vor
jedem Eingange zur Wohnung des Königs liegt ein Hausen Knochen und Elefanten-
schädel, und auf dem obern Rande der Mauer prangen eine Anzahl Totenköpfe.
Außer einer Armee von 30 000 Mann besitzt der König von Dahome auch eine Garde,
welche aus 5000 Frauen besteht. Seine Einkünfte bezieht der König aus dem Sklaven-
Handel. Von Zeit zu Zeit macht er nämlich mit seinen Kriegern förmlich Jagd auf
seine Unterthanen, überfällt zur Nachtzeit die Dörfer und verkauft alle eingefangenen
Leute au die Sklavenhändler.
6. Kamerun. Südlich vom Kamerungebirge fließt der Kamerun, ein kurzer, aber
sehr breiter Fluß. Auf demselben unterhielt mehrere Jahre hindurch ein Hamburger
Haus einen „Hnlk", d. i. ein abgetakeltes und festgeankertes Schiff, das den Euro-
päern als Warenlagerung und Wohnung diente. Gegen Perlen, Messer, Bänder,
Pfeifen !c. wurden dann die Hauptprodukte des Landes, Elfenbein und Palmöl, ein-
getauscht, um später nach Europa verladen und hier — das Palmöl zu Seife und
Stearinkerzen — verarbeitet zu werden. In neuester Zeit hat das oben erwähnte
Hamburger Haus vom König Bell und anderen kleinen Negerfllrsten hier am Kamerik,
einen Landstrich käuflich erworben, der unter dem Namen „Kamerun" eine deutsche
Kolonie bildet. Diese Kolonie umfaßt zwölf Negerdörfer, deren jedes den Namen seines
Königs führt. (In ihrer ganzen Ausdehnung aber ist sie größer als das König-
reich Preußen.) Gegenwärtig wird der Tauschhandel in einem am Ufer errichteten
Handelshause (Faktorei) vorgenommen. Die Kamerunneger oder Dualla bewohnen
zierliche Hütten, die mit Palmblättern gedeckt sind. Als Haustiere werden Hühner,
Enten, Ziegen und Schweine gehalten. Auch Hunde werden gemästet und verzehrt.
Die Dualla leben nur vom Handel. Die wenigen Haus- und Feldarbeiten lassen sie
von ihren Sklaven und Frauen verrichten. Die Sklaven, welche in besondern Dörfern
zusammenwohnen, werden — wie auch die Kriegsgefangenen — zu besondern Festen
oft gräßlich hingeschlachtet. Am Ufer des Kongo stehen bereits ein Missionshaus und
zwei Schulhäuser.
TM Hauptwörter (50): [T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel]]
TM Hauptwörter (200): [T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß], T86: [Insel England Irland Schottland Kolonie Hafen Stadt Küste Hauptstadt Kamerun], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk]]
Extrahierte Ortsnamen: Nordguinea Amerika Deutschland Königreich_Württemberg Liberia Negerreich_Aschanti Negerreich
Dahome Kamerun Kamerun Europa Kamerik
34. Mttelafrika.
1. Das Stück südlich vom Äquator bis zum Wendekreise nennt man Mittel-
afrika. Dasselbe ist ein Hochland, das im Westen und Osten von hohen Rand-
gebirgen umgeben ist. Da, wo die Flüsse von der Hochebene herabstürzen, bilden sie
großartige Wasserfälle, so der Kongo im Westen und der Sambesi im Osten. Die
Westküste Mittelafrikas führt den Namen Nieder- oder Südguinea.
2. Der Kongostaat. Der bedeutendste Fluß der Westküste ist der Kongo. Die
Ufer desselben sind weit und breit mit dichten Urwäldern bedeckt, in denen die men-
schenähnlichsten Affen, Gorillas und Schimpansen, sowie Elefanten, Nashörner und
Flußpferde Hausen. In neuester Zeit ist am Kongo der von allen europäischen Mächten
anerkannte Kongostaat gegründet worden, als dessen Herrscher der König von Bel-
gien angesehen wird. In diesem Kongostaate, der etwa fünfmal so groß als Deutsch-
land ist, haben alle Staaten Europas freies Handels- und Schiffahrtsrecht. Es wohnen
in demselben etwa 30 Mill. Menschen, die dem Stamme der Bantu-Neger angehören.
Dieselben haben teilweise eine tiefschwarze Hautfarbe und zeigen in der Schmiedekunst
und Schnitzerei große Geschicklichkeit. Nicht selten auch findet man bei ihnen — gegen
alle Erwartung — wohlbestellte Felder und verhältnismäßig gut gebaute, sehr lauge
Dörfer. Die meisten Stämme stehen unter dem Fluche des Zaubereiwesens und des
Fetischdienstes; bei manchen werden sogar noch Menschen geopfert und verzehrt.
3. Die Besitzungen der deutsch-ostafrikanischen Handelsgesellschaft (westlich von
Sansibar) sind unter deutschen Schutz gestellt. Sie erstrecken sich bis zu den großen
Seen (Viktoria, Tanganjika, Njassa) und nehmen einen Flächenraum ein, der etwa
dem von Deutschland gleichkommt (mit dem Hinterlande aber mehr als das Doppelte
beträgt). Hier an der Nordgrenze liegt auch der höchste Berg Afrikas, der Kilima-
Ndscharo. Derselbe ist über 6000 m hoch und, obwohl unter dem Äquator gelegen,
auf seinem Gipfel beständig mit Schnee und Eis bedeckt. Um den Berg herum dehnt
sich eine Hochebene aus, deren Fruchtbarkeit und angenehmes Klima wahrhaft Para-
diesifch ist. Die pechschwarzen Bewohner (Dschaggas) dieses Landstriches zeichnen sich
durch Fleiß und Geschicklichkeit vor vielen Negerstämmen aus. Den ganzen Tag sieht
man sie auf dem Felde graben, düngen, pflanzen, hacken oder an den Kanälen bessern,
mittels deren sie ihre Felder künstlich bewässern. Von halbwilden Bienen gewinnen
sie in ungeheuren Massen Honig, indem sie Kasten an den Waldbäumen aushängen,
damit die Bienen darin bauen. Aus Gräsern und Bananenfasern flechten sie Körbe,
denen sie eine solche Dichtigkeit zu geben vermögen, daß man Milch und andere
Flüssigkeiten darin aufbewahren kann.
Die Bewohner im Innern Ostafrikas führen im allgemeinen ein ganz behag-
liches Leben, besonders da, wo nicht Sklavenjagden auf sie gemacht werden. Die
kreisrunde Hütte ist in der Regel aus Stangen, Zweigen und Matten hergerichtet.
Zum Nachtlager dient eine Kuhhaut. Etwa um 7 Uhr, wenn der Tau vom Grase
verschwunden ist, treiben die Knaben das Vieh auf die Weide und kehren vor Sonnen-
Untergang nicht wieder zurück. Nach dem Frühimbiß nimmt der Mann die Pfeife
und geht zur großen Halle, wo er mit seinen Freunden schwatzt, lacht, schläft oder
Tabak schmaucht. Gern vertreiben sich auch die Männer die Zeit mit einem Spiel,
das „Kopf oder Rücken" heißt, und bei welchem sie zuweilen selbst ihre alte Mutter
auss Spiel setzen. Zur Mittagszeit schlendert der Mann nach Hause und ißt, was
ihm seine Frau bereitet hat. Seine Lieblingsgerichte sind Fisch und Fleisch, Milch,
Butter und Honig, sein Getränk Hirsebier (Pombe) und Palmwein. Nach dem Essen
schläft er wieder, raucht und spielt wie am Vormittag. Am Abend sitzen alle vor
der Hütte, um die Kühle zu genießen. Die Frauen und Mädchen holen dann Wasser,
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden]]
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TM Hauptwörter (200): [T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide]]
Extrahierte Ortsnamen: Mittel-
afrika Hausen Europas Sansibar Viktoria Njassa Deutschland Afrikas Ostafrikas
36
Die deutschen Kolonieen.
der wie ein Ahornblatt ausgezackte Kamerun - Bns en*), nach dem anch das Ge-
birge und die ganze Kolonie benannt ist. Es ist eine hafs-artige Weitung, die
durch die ungestüme Welle des Ozeans aufgerissen ist und welche die zahlreichen
Küstenslüsse mit ihren Münduugsdeltas wieder zuzuschütten streben. Die bedeutend-
sten sind der Wuri und der Mungo, zum Teil schiffbar.
c) Auf kreisrundem Sockel erhebt sich das großartige Kamerun-Gebirge,
ein erloschener Vulkan von 4000 m Höhe, der letzte in der Vulkanreihe, die, aus
den benachbarten Guinea-Inseln anhebend, den Gols diagonal durchquert. Sein
Fuß, der an der Küste in mehrere gute Häfen zerklüftet ist, wird von tropischem
Urwalde umgürtet, während der Gipfel manchmal Schnee trägt und die Höhe durch
Stürme und Gewitter recht unwirtlich wird. Bei den Eingeborenen heißt er
Mongo-ma-Loba, d. i. Götterberg.
d) Die kleine Knstcnebcne n.w. vom Götterberge ist wiederum ein Gewirr
von Flußdeltas.
Das Klima des Küstenlandes ist bei einer wenig schwankenden Durchschnitts-
wärme von + 29° C für Europäer verderblich; namentlich die vom Seewasser
umspülten Mangrove-Dickichte**) hauchen giftige Dünste aus. und die Gefahren des
Gallenfiebers und der Dysenterie (Ruhr) gestatten dem Weißen höchstens einen
dreijährigen Aufenthalt. Das Hochland ist etwas gesünder, und die Hitze «Durch-
schnittswärme etwa'21") wird oft durch Kälteschauer unterbrochen. An der Küste
fallen beträchtliche Regenmengen, wohl die sechsfachen wie im norddeutschen Flach-
lande (55ein) und überwiegend während des Höhenstandes der Sonne. Sie speisen
den dichten, dunklen Urwald, der unweit der Küste anhebt und an den Hochlands-
rändern viele Kilometer breit hinaussteigt. Die Nährfrucht der Küstenstämme
sind die Brot liefernden, schotenförmigen Früchte des Bananenbaumes oder Pifangs,
der mit seinen schön geschnittenen Blättern der unzertrennliche Begleiter der tropi-
schen Palme ist; auf dem Hochlande werden sie ersetzt durch die üblichen Getreide-
arten Inner-Asrikas, wie Durra und Reis. Reich ist die Tierwelt: im Urwalde
tritt der Gorilla aus, Schlangen mannigfaltigster Art, Leopard, Hyäne und große
Wildschweine, ans den Grassluren des Hochlandes Antilopen. Büffel und hier wie
dort Elefanten in großen Herden, so daß Elfenbein jährlich noch im Werte von
etwa y2 Mill. Mark ausgeführt wird (in Deutsch-Ost-Afrika der ttfache Betrag).
Den Wert des Landes aber bedingt seine unerschöpfliche Fruchtbarkeit, die es zur
Perle der Guinea-Länder macht und seine Zukunft als Pflanzungskolonie sichert,
falls es gelingt, den Neger zu stetigerer Arbeit zu bewegeu. — Gegenstände der
Ausfuhr sind namentlich der aus dem Safte der Landolphia-Lianen gewonnene
Kautfchuk, Palmöl und P^lmkerne. Eingeführt werden dieselben Waren wie in
Togo, dazu vor allem Baumwollenzeug. Stark verlangt wird im salzarmen Ada-
maua und audern Hinterländern das Salz, das fast als Geld gilt und von den
Briten auf dem Benue oder von den Tuareg aus der Sahara mit Karawaueu zu-
geführt wird. Das Geld vertreten hier außer deu uoch in Wien geprägten Maria
Theresia-Thalern die im Indischen Ozean gewonnenen, 2,« ein langen Kauri-
muscheln, von denen 2000 Stück hier etwa 3 Mk. werten. Die Zölle und
Hafengelder der Kolonie decken schon seit mehreren Jahren ihre Verwaltungskosten.
Die Volkszahl war bisher nur für ein küstennahes Gebiet, das nicht
größer ist als die Provinz Westpreußen, mit einiger Sicherheit zu be-
rechnen und zwar aus etwa '/2 Mill. Der Süden ist besetzt von bctt
Bäntu-Negern S.-Afrikas.
An der Küste wohnen die „Zwischenhändler-Stämme", die sich des ge-
*i Kamerün-Fluß, vom port. caiuaröes ^kamaröngschj, bedeutet Krabbenfluß.
**) S. Bilderanhang S. 58.
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
TM Hauptwörter (100): [T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund]]
TM Hauptwörter (200): [T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß], T101: [Baumwolle Kaffee Tabak Getreide Reis Zucker Holz Ausfuhr Wein Zuckerrohr], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T195: [Pferd Tier Hund Schaf Löwe Wolf Rind Mensch Schwein Thiere]]
Extrahierte Personennamen: Götterberg Durra Maria
Extrahierte Ortsnamen: Kamerun Gols Hochlands- Deutsch-Ost-Afrika Togo Sahara Wien Indischen_Ozean
34 Die deutschen Kolonieen,
der besten Männer nnter den Afrika-Forschern das Leben gekostet haben (L. Wolf,
v. Francois),^ jedoch scheint das trocknere Hochland erheblich gesünder zu sein.
Herrlich ist das Pfianzentnld, gebildet aus schön gefiederten Öl- und Kokos-
palmen, Affenbrotbäumen, von denen fast jeder einzelne einen kleinen Wald für
sich bildet, und von Lianen umkränzten Urwaldbäumen. Auf der roten Ebene baut
die dichtgedrängte Bevölkerung die Früchte des Sudans an: Mais, Durra «Mohren-
hirse, Sorghum), mehlhaltige Wurzelgewächse «Kasfave, '?)ams) und Baum-
wolle; die Grasfluren des Hochlandes ernähren zahlreiche Rinder, Pferde und
Efel. Die wichtigsten Ausfuhrgegenstände sind das aus dem Fruchtfleisch der
Olpalme gewonnene Ol, ihre ebenfalls Öl liefernden Fruchtkerne, die „Palm-
kerne", und Gummi. Eingeführt werden namentlich Gewehre, Schießpulver und
leider die dem Neger so verderblichen Spirituosen. Der Eigenhandel des Schütz-
gebietes leidet darunter, daß die Handelspfade aus dem Innern nicht nach unserer
Küste, sondern zumeist nach Salaga und dem ziemlich schiffbaren Bolta führen,
dessen Mündung den Briten gehört. Die Zolle decken aber bereits die Ausgaben
der Niederlassung, und diese hat alle Aussicht, eine einträgliche Pflanzuugskolonie*)
zu werden.
Die große Masse der Bevölkerung bilden die Evhe, die zu den Sudan-
Negern gehören, kräftig gebaute, dabei friedfertige und sogar ziemlich
arbeitsame Menschen. Ihre Religion ist der Fetischdienst.
Ortschaften. Erworben wurde das Schutzgebiet J884 unter Nachtigals
Mitwirkung. Faktoreien^) von Deutschen und anderen Europäern sinden sich nur
an der Küste. Sitz des kaiserlichen Kommissars ist Sebe, hart au der französischen
Grenze. —Küstenorte sind von W. nach £). Klein-Popö^) (10000 (5.), Togo
(8000 E.), Bagida und Lome. — Am Gebirgsrande nahe dem 7. Parallel liegt
die Station Mrsahöhe; die nördlichste ist Bismarckbnrg, auf dem Hochlaude
uahe der Gradkreuzung 8+1.
2. Kamerün.
[Zur Zeit etwa 400000 qkm, alfo größer als das Königreich Preußen. ]
Lage und Grenzen. Deutsch ist die Küste zwischen den beiden Guinea-
Teilen im innersten Winkel der Busen von Benin und Biäsra, vom
Akloa-Aasef) bis zum Campo-Flnsse^ sie ist mit 320 km etwa so lang
wie die Ems. Von der Campo-Mündung läuft die Grenze nach O., an der
anderen Seite n.o.-wärts über Ao la, die Hst. des Sud an-Reich es
Adamaua, dieses recht unglücklich in zwei Teile zerschneidend, ans den
Tsäd-See zu. Aus diesen Mittelpnnkt des gesegneten Sudans weist
wie ein Pfeil aus gespanntem Bogen die Spitze des Busens von Benin,
und die Bedeutung unseres Gebietes für den Welthandel hängt davon ab,
ob die Deutschen in dem Streben nach jenem Ziele sich wirklich von den
Franzosen überholen lassen werden, nachdem schon die Briten die beste
*) Unter Pflanzung (Plantage) versteht man in diesem Sinne den im großen be-
triebenen Anbau von tropischen oder subtropischen Früchten durch Eingeborene unter
Leitung von Weißen.
** Faktoreien sind von Handelshäusern im Auslande angelegte Warenhäuser zum
Aufkauf ausländischer und Verkauf eigener Waren, S. Bilderanhang S, 57.
***) D. i, portugiesisch ^ Volk, Stamm; Groß-Popö liegt im französischen Gebiete.
+ Dieser Mündungsbusen wird von deutscher Seite als Grenze angenommen statt
des zu diesem Zwecke früher mit den Engländern vereinbarten Rio d el Ney, der wegen
seiner Lage dazu nicht verwendbar scheint.
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mehreren geschlossenen Höhenzügen, von denen Querriegel (Gitter), wie
Olymp (Götterberg), Othrys, Ötagebirge, der Parnaß (Dichterberg-
Orakel zu Delphi) sich nach 0 abzweigen. Bodengestalt zwischen
den Querriegeln? — tiefe Gebirgskessel von Larissa (wie in Böh-
men, Kornkammer Griechenlands), schmale Küsteuebenen (Thermo-
pylen). Entfernung vom Hauptkamme nach beiden Küsten im 0
und W? — mehr der Westküste genähert.
Folgen dieser Bodengestalt? — Klima verschieden (Nachweis: in
den ringsumschlossenen Thalkesseln im Sommer drückende durch keine
Seewinde gemilderte Hitze, im Winter große Kälte — auf den
Höhen rauh, in den Tiefebenen der Buchten mildes ozeanisches
Klima) — größere, schiffbare Flüsse fehlen — im Winter viel, im
trockenen Sommer wenig oder gar kein Wasfer — infolge der Ver-
gitterung werden die fruchtbaren Landschaften der tiefen Mulden
zur Regenzeit (im Winter) überflutet; im Sommer verengt sich der
Spiegel der so entstandenen Seen, die Sumpfgegenden sind unge-
gesund und nur zum Teil mit Reis und Baumwolle bepflanzt —
der Hauptkamm trennt Thessalien von Epirus, und die Querriegel
hatten im Altertum die Kleinstaaterei von Griechenland zur Folge
— geschützte Lage der Küsten- und Thalebenen, der Buseu und
Buchten im 0. Folge? Platanen-, Lorbeer- und Olivenhaine,
Weingärten, Weizenfelder, Tabakfelder. Ansfuhr? Korinthen, Wein,
Olivenöl, Tabak, Feigen. Einfuhr? — Getreide, Vieh, Fleisch, Holz,
Köhlen.
Epirns nach einem Küstenbilde: Steile Abhänge mit einem sumpfigen
Küstenstreifen — zerrissene Kalkmassen mit tief eingeschnittenen Thä-
lern und wilden Felsschluchten — die bis 1500 m hohen Gipfel
sind vielfach kahl und nur hier und da mit Kiefern bedeckt.
Bewässerung dieses Kalkgebirges? (Siehe Karst, dinar. und alban.
Geb.!) Flüsse, aus den Seen und Höhlen im Innern des Gebirges;
aus Karstlöchern sehr stark hervorbrechend, fließen sie durch Seen
und fruchtbare Thalmulden. Folge? — in den Thälern Wein-
gärten, Weizenfelder und entzückende Wiesengründe — auf den
Hochebenen weite Strecken unangebaut und der Viehweide preisge-
geben (11 % Feld, 22 % Weideland, 2/3 brach) — wenig
Ansiedelungen — in den Dörfern und Städten armselige Hütten
(30 Einw. auf 1 qkm) — Einfuhr von Getreide, Vieh, Fleisch
Holz- und Kohlenausfuhr von Korinthen, Olivenöl, Feigen, Wein
Tabak.
Athen: Lage? (Siehe Karte!) — in einiger Entfernung vom Meere,
— etwas landeinwärts. Warum? — weil die alten griechischen,
Ansiedler hier Schutz vor den Seeräubern suchten. Piräus, der
Hafen Athens, ist eine Stunde von der Hauptstadt Griechenlands
entfernt. Größe? 108 T. — Hauptstadt und Residenz.
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Gipfel schweift der Blick von der Adria über die Halbinsel bis zum
Tyrrhen. Meere. Nach O fällt der Apennin steil ab, nach W allmählich,
da hier mehrere Parallelketten und die Sabiner Berge vorgelagert sind.
Dazwischen liegen breite, reichbewässerte, fruchtbare Längsthäler, die wieder
durch Querthäler verbuudeu und von Straßen und Eisenbahnlinien durch-
schnitten sind. Zusammenhängende Waldbestände (Buchen und Kastanien)
sindet man nur an den Westabhängen der Abrnzzen, sonst meistens kahle,
vielfach zerklüftete Felsen, auf dem Gipfel des Gran Sasso Heide, Wiesen
mit Alpenpflanzen und mehrere Monate Schnee. Wein, Obst und Ge-
treide gedeihen noch in einer Höhe von 1999 m. Inmitten nackter
Steinflächen stehen gar oft Ölbäume.
Den Abruzzeu parallel laufen die Albaner- und Sabiner-Berge.
Ihnen ist am untern Tiberbecken die breite Ebene von Latinm vorgelagert.
Sie war früher fehr bebaut, ist jetzt wegen der Fieberluft in den
Sümpfen bis an Rom heran vereinsamt.
Die Pontinischen Sümpfe ziehen sich an der Westküste von
Livorno bis Salerno hin. (Bild.) Sie sind mit üppigem Grase bewachsen,
dazwischen erblickt man einzelne Baumgruppen. Es sind keine Ebenen,
sondern Hügelwellen, die im Frühlinge ergrünen und blühen und
im Herbste sich bräuneu. Hierher treiben im Winter die berittenen,
lanzentragenden Hirten ihre Büffel- und Schafherden; doch bald kehren
sie in ihre Berge zurück. Die Dörfer und Städte stehen meistens auf
den Gebirgen. Längs der Küste ziehen sich flache, halbkreisförmige
Buchten hin; Sümpfe, Lachen, undurchdringliches Gestrüpp, Waldesdickichte
wechseln ab. An dem schwankenden Gange und der bleichen Gesichts-
färbe der spärlichen Bewohner erkennt man den verderblichen Einfluß der
giftigeu Miasmen. Reiche Ernten werden mit Gefahr des eigenen Le-
bens hier gewonnen. Rndel wilder Schweine wühlen im Morast, Füchse
und Wölfe überfallen die Herden.
Rom (nach Karte n. Bild v. Lehmann): Lage? (nach Karte) —
an der Tiber auf 7 Hügeln erbaut (Siebeuhügelstadt) — fruchtbares
Hinterland — Nähe des Meeres — Tiberthal und Querthäler der Ab-
ruzzen als natürliche Straßen nach Venedig, Mailand — Dampfschiffahrt
und Eisenbahnverbindungen nach Livorno, Florenz, Genua und nach
Neapel u. s. w. Bild v. Lehmann: In der Mitte des Bildes sehen
wir das alte Forum Roms. Es ist ein großer weiter Platz, welcher
von gebrochenen Säulen, Statuen, Triumpsbogen und zerstörten Hallen
umgeben ist. Hier hielten die alten Römer die Volksversammlungen ab,
und von hier aus beherrschten sie die Welt. Die Trümmer der Kaiser-
Paläste liegen auf dem Palatin, die Ruinen des Kolosseums, eines Thea-
ters, das 199999 Zuschauer faßte, stehen noch. Innerhalb der Schranken
wurden eiust Tausende von Märtyrern den wilden Tieren preisgegeben,
auch Gladiatoren kämpften hier gegeneinander. Im Hintergrunde des
Bildes erblickt man das neue Rom mit seinen Palästen. Im Quirinal
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom]]
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Extrahierte Personennamen: Lehmann Lehmann
Extrahierte Ortsnamen: Adria Gran_Sasso_Heide Albaner- Rom Livorno Salerno Rom Venedig Mailand Livorno Florenz Genua Neapel Roms Rom
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Woher kommen die Moränen? Das Eis sprengt die Felsen,
und die Gletscher tragen die Felsblöcke und Gesteinssplitter abwärts und
überschütteu fruchtbare Gefilde, so daß sie iu unfruchtbare Steinhalden
verwandelt werden.
Warum Abholzuugeu au deu Abhängen gefährlich? Ge-
witterregen, der schmelzende Schnee schwemmen von den kahlen Abhängen
den fruchtbaren Erdboden weg, so daß die nackten Felsen hervorstehen und
die Anpflanzung von Bäumen unmöglich wird.
Welchen Nutzen haben die Gletscher im Haushalte der
Natur? Unter diesen Gletschern ist das ganze Jahr hindurch Wasser
aufgespeichert, so daß die Flüsse und Ströme auch in der trockensten
Sommerzeit von hier aus gespeist werden.
Entstehung, Nutzen und Schaden des Föhn? Der Föhn
kommt von S und ist daher heiß und trocken (Fortsetzung des Sirocco).
Er schmilzt die Schnee- und Eismassen sehr rasch, so daß die Matten
bald vom Eise und Schnee befreit und die Pflanzen hervorgelockt werden.
Der Lenz beginnt dann in den Alpen zeitiger, und die Sennhirten können
flüher mit ihren Herden auf die Alm ziehen. Der Schnee würde ohne
diesen Wind in den schattigen Hochthälern noch sehr lange, vielleicht für
immer liegen bleiben.
Warum ist in den Hochalpen große Kälte und weder Abend-
und Morgenrot noch Morgen- und Abenddämmerung? Es ist
nur solange heller, klarer Tag, als die Sonne am tiesblanen, eher schwarz-
blauen Himmel steht; sinkt sie aber hinter dem Horizont, so tritt in
kurzer Zeit tiefe Nacht ein, weil die dünne Luft iu diesen Höheu die
Strahlen nicht einsaugt (absorbiert) und reflektiert, als im Tieflande. Aus
diesem Gruude ist es dort obeu auch viel kälter, als im Thale. Durch
die dünne Luft scheine« auch die Sterue und der Mond viel klarer. In-
folge der Wärmeabnahme nach oben nehmen auch die Pflanzen immer
mehr ab- denn sie brauchen zu ihrer Eutwickelung immer eine gewisse
Wärme. Tropische Gewächse werden in Treibhäusern gezogen. Im
Winter und am Nordpool wachsen wegen der Kälte keine Pflanzen.
Wert der Pässe und Verkehrswege in den Alpen? Hier-
durch wird der Güter- und Personenverkehr zwischen der Schweiz und
Italien viel billiger. Die Südfrüchte, Rohseide, der Marmor und Mac-
caroni Italiens gelangen schnell und verhältnismäßig billig nach der
Schweiz und Deutschland, und die Ergebnisse des deutschen Reiches,
Metall-, Baumwollwareu, werden ebenso nach Italien ausgeführt.
Warum werden die Gemsen mit Lebensgefahr gejagt? Sie
liefern gutes Fleisch, vorzügliches Leder zu Handschuhen, das Gemshorn
wird zu Stockgrisfeu, der Gemsbart als Hutschmuck verwendet.
Einfluß des Gebirges auf seine Bewohner? Durch die reine
Luft, einfache Kost und harte Arbeit wird der Körper gestählt, durch die
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TM Hauptwörter (100): [T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel]]
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Extrahierte Ortsnamen: Nordpool Schweiz Italien Italiens Deutschland Baumwollwareu Italien