Schulformen (OPAC): Konfessionell gemischte Schule
Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
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hätten, wo sie sich ungestört unter ihresgleichen vergnügen könnten, erwiderte Joseph: „Wenn ich nur unter meinesgleichen sein wollte, so müßte ich in die Kaisergrust der Kapuzinerkirche hinuntersteigen und dort unter meinen toten Ahnen leben."
2. Joseph und der Amtmann. Einst herrschte in Böhmen arge Teurung, so daß viele Einwohner bittre Not litten. Da ließ Joseph Getreide nach Böhmen schaffen und reiste selbst hin, um zu sehen, ob auch alles richtig und ordentlich verteilt würde. Unerkannt kam er in eine kleine Stadt. Vor dem Amthause hielten mehrere mit Korn beladene Wagen; die Bauern aber, denen die Wagen gehörten, standen dicht beisammen und sprachen heftig miteinander. Um die Ursache befragt, antworteten sie dem Kaiser: „Hier warten wir schon sehr lange und haben noch einen Rückweg von acht Stunden zu machen." „Das ist wahr," setzte der anwesende Amtschreiber hinzu, „und außer ihnen warten noch die Einwohner des Ortes seit mehreren Stunden vergeblich auf die Austeilung des Getreides." Der Kaiser, der nur einen einfachen Überrock trug, trat mit dem Schreiber in das Haus und sagte zu dem Amtmanne, der eben große Gesellschaft hatte: „Ich bin kaiserlicher Offizier und möchte Sie ersuchen, die armen Leute drunten abzufertigen, die schon so lange gewartet haben." „Die Bauern können noch länger warten," versetzte der Amtmann, „ich werde mich durch sie nicht in meinem Vergnügen stören lassen." „Aber man muß doch menschlich sein und die Leute nicht ohne Not plagen." „Sie haben mir keine Lehren zu geben, mein Herr; ich weiß, was ich zu tun habe." „Nun denn," rief der Kaiser entrüstet, „so muß ich Ihnen sagen, Herr Amtmann, daß Sie mit dem Korn und seiner Austeilung gar nichts mehr zu schaffen haben. Sie sind von dem Kaiser, den Sie hier vor sich sehen, als ein Unwürdiger Ihres Amtes entsetzt. Die Verteilung aber besorgen Sie, Herr Amtschreiber; Sie sind von heute an Amtmann."
3. Joseph als Arzt. Einer kranken armen Frau half der Kaiser als rettender Arzt aus ihrer Not. Als er einst in einer Vorstadt Wiens spazieren fuhr, streckte ein kleiner Knabe seine Hände zu dem vornehmen Wagen empor und rief: „Ach, gnädiger Herr, gebt mir einen Gulden!" Der Kaiser ließ halten und fragte den Jungen: „Wozu brauchst du denn so viel Geld?" Dieser antwortete: „Ich brauch's für den Doktor. Meine Mutter ist krank und hat mich fortgeschickt, einen Doktor zu holen. Aber keiner will für weniger als einen Gulden kommen, und doch ist meine Mutter so sehr krank. Ach, lieber Herr, schenkt mir einen Gulden; ich will gewiß in meinem Leben nicht wieder betteln."
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Extrahierte Personennamen: Joseph Joseph Joseph Joseph
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Der Kaiser gab dem Knaben den verlangten Gulden und ließ sich genau sagen, wo seine Mutter wohnte. Darauf fuhr er vor das Häuschen der armen Frau, hüllte sich, um nicht erkannt zu werden, in seinen Mantel und trat in die Krankenstube. „Ich bin der Arzt, den Euer Kind gerufen hat," sprach er zu der Kranken, die schwach und bleich in dem ärmlichen Bette lag, und erkundigte sich mitleidvoll nach ihrem Zustand. Dann schrieb er am Tische einige Worte auf ein Stück Papier und sagte weggehend: „Da hab' ich Euch ein Rezept verschrieben, schickt es in die Apotheke; die Arznei wird Euch gut tun." Als er kaum fort war, kam der Knabe mit dem wirklichen Arzte. Die Frau wunderte sich nicht wenig, als sie einen zweiten Doktor sah, und der Knabe erzählte nun, was sich zugetragen hatte, und die Mutter auch. Der Arzt nah nt das Rezept und las es. „Der kann gut verschreiben," sagte er; „Euer Arzt ist der Kaiser gewesen, und sein Rezept ist eine Anweisung auf fünfzig Dukaten." Die Freude der armen Frau und ihres Sohnes war groß. Das Geld wurde richtig ausbezahlt, und bald erholte sich die Kranke, da ihr jetzt die besten Arzneien und Speisen gereicht werden konnten. Mit inbrünstigem Danke lobte sie Gott, der einen rettenden Engel in ihr Hans gesandt hatte.
4. Josephs Absichten und Erfolge. Kaiser Josephs höchstes Bestreben war, alle seine Völker wahrhaft zu beglücken. Alte Mißbrauche hob er auf; manche Last, die das Volk bedrückte, schaffte er ab. In allen seinen Landen wollte er gleiche Einrichtungen und Gesetze einführen und gleichsam einen ganz neuen Staat schaffen, worin Freiheit und Gerechtigkeit herrschen sollten. Aber in seinem Eifer verfuhr er zu hastig. Seine Unteitanen verstanden seine guten Absichten nicht; sie wollten sich von den alten Gewohnheiten nicht trennen, des Kaisers Plänen nicht fügen. So erntete Joseph Haß und Undank statt der Liebe, die er so sehr verdiente. In manchen Teilen seines Reiches kam es sogar zu offner Empörung. Gebeugt durch so traurige Erfahrungen ließ der Kaiser fein Werk unausgeführt. „Ich möchte," sagte er vor feinem Ende, „daß man auf meinen Grabstein fetzte: Hier ruht ein Fürst, dessen Absichten rein waren, der aber das Unglück hatte, alle feine Pläne scheitern zu sehen."
56. Washington und Franklin.
1. Ansiedlungen in Nordamerika. Als der Norden von Amerika zuerst von Europäern betreten wurde, war er eine rauhe Wildnis voll undurchdringlicher Wälder und wüster Sümpfe. Daher
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Extrahierte Personennamen: Hans Josephs Josephs Joseph_Haß Franklin
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— 196 —
3. Heer und Flotte. Das französische Volk bemühte sich nach dem Kriege mit dem größten Eifer, seine Kriegsmacht auf eine solche Höhe zu bringen, daß es bei der ersten Gelegenheit an Deutschland Rache für die erlittenen Niederlagen nehmen könnte. Da mußte Deutschland auf feiner Hut sein. „Was wir in einem halben Jahre mit den Waffen errungen haben, das haben mir ein halbes Jahrhundert mit den Waffen zu schützen," sagte einst der greise Feldmarschall Moltke dem Reichstage. Das deutsche Heer ist daher wiederholt verstärkt worden. Jeder gesunde deutschemann ist wehrpflichtig. Das stehende Heer, die Linie, zählt im Frieden über 500000 Mann. Die Soldaten kommen nach zweijähriger Dienstzeit (bei berittenen Truppen nach dreijähriger) auf 6 (5) Jahre zur Reserve, dann auf weitere 5 Jahre zur Landwehr ersten Aufgebotes. Gibt es Krieg, so verstärken die Reservisten zum Teil die bestehenden Regimenter, teils werden aus ihnen und der Landwehr neue gebildet. In der Landwehr zweiten Aufgebotes bleibt man bis zum 39., im Landsturm bis zum 45. Lebensjahre. Diese älteren Leute sind aber hauptsächlich nicht mehr zum Felddienst bestimmt, sondern zur Besatzung von Festungen und zu ähnlichen Leistungen in der Heimat. Wenn eines Tages der Kaiser die Mobilmachung befiehlt, so trägt der Telegraph diesen Befehl ins ganze Land, und sofort hört der Friedensfahrplan der Eisenbahnen auf. Wer nicht Soldat ist, der mag sehen, wie er weiter kommt. Von allen Orten eilen die Reservisten und Landwehrleute zu ihren Truppenteilen. Dort erhalten sie Uniform und Waffen, und in wenigen Tagen sind die Regimenter marschbereit. Dann werden sie mit ihren Wagen und Pferden in Eisenbahnzügen befördert, wohin es nötig ist. Alle Anordnungen für die Mobilmachung, alle Kriegsfahrpläne für die Eisenbahnen sind im voraus ausgedacht und ausgeschrieben; jedem Offizier oder Soldaten ist im voraus genau bestimmt, wo sein Platz im Kriege sein wird. So kann das Deutsche Reich in wenigen Tagen mehrere Millionen waffengeübter Mannschaft ins Feld stellen. — Die Kriegsflotte besteht aus einer großen Zahl von Schiffen, von denen viele gepanzert und alle mit Kanonen versehen sind. Für Matrosen und Seesoldaten gilt eine ähnliche Dienstpflicht, wie für das Landheer. — Gegen eine solche Macht hat bisher noch kein Feind sich zu erheben gewagt, zumal nachdem Deutschland sich mit Österreich und Italien zu Schutz und Trutz gegen jede Störung des Friedens verbündet hat. Stolz konnte der Reichskanzler Fürst Bismarck einmal, als ein Krieg drohte, aller Welt zurufen: „Wir Deutsche fürchten Gott und sonst nichts in der Welt."
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15. Freiwillige in Breslau. „Der König rief, und alle, alle kamen." Das Bild versetzt uns vor das schöne gotische Rathaus auf dem Ringe von Breslau und in das ernst-freudige Treiben der preußischen Heldenzeit des Frühjahrs 1813. Die Wand des Eckhauses der Ohlauer Straße, genannt zur goldnen Krone (s. rechte Seite des Bildes), trägt den Aufruf des Königs „An Mein Volk"; im Hause selbst, einer Empfangstelle für freiwillige Gaben, gehen Bürger aus und ein. Der Linieninfanterist vor der Türe harrt eines Befehls. Auf der Straße ist überall ein Wiedersehen, ein Abschiednehmen: rechts der Offizier der Landwehrreiterei, vor dem Portal der freiwillige Jäger, in der Mitte der Landwehroffizier in Wachstuchmütze mit weißem Blechkreuze, sonst wohl ein Gutsbesitzer oder ein Beamter aus dem Kreise, links der Student; sie alle samt ihren Angehörigen und Freunden sind im Banne der großen Stunde. An dem Planwagen leitet ein Dragoner-Unteroffizier die Ausgabe von Gewehren; er prüft eben die Anweisung, die ihm ein Landwehrmann vorweist. Der General im Hintergründe schaut freudig bewegt mit Kennerblick auf die neuen Soldaten; er fühlt, solcher Begeisterung gehöre der endliche Sieg. — Die Zivilpersonen sind in der Tracht der Zeit: die Männer in langen, engen Beinkleidern und im Frack, die Frauen in schlicht anliegenden Kleidern mit hoher Taille. -
16. Die erste Eisenbahn. Den Anbruch einer neuen Zeit bedeutet der uns unscheinbar dünkende Wagenzug, der auf dem Steindamme daherfährt, auf der ersten größeren deutschen Eisenbahn von Leipzig nach Dresden. Von Friedrich List angeregt, von weitblickenden Leipziger Kaufleuten unter unzähligen Schwierigkeiten (1837—39) vollendet, ward sie zu einem der ersten Fäden des großen und dichten Eisenbahnnetzes, das heutzutage Deutschland und alle Kulturländer überzieht. Als die Leipziger Bahn nach und nach dem Verkehr übergeben wurde, schwanden schnell die Vorurteile gegen sie. Wer zuerst staunend, aber mißtrauisch am Wege gestanden hatte, wagte bald selbst die Fahrt und fand, daß weder in den ganz offenen Wagen dritter noch in den fensterlosen zweiter Klasse der Luftdruck tötete, wie ängstliche Gemüter prophezeit hatten. — Auf unserm Bilde kreuzt sich mit der Eisenbahn noch die schwerfällige Postkutsche und der vierspännige Frachtwagen. „Eure Zeit ist vorbei!" glaubt mau aber in den Mienen der Zuschauer zu lesen, deren Tracht uns noch recht altmodisch vorkommt, sowohl an dem Mautbeamten und dem Landgendarm links als auch an den Bürgern rechts. Breite Halsbinden und spitze Vatermörder zwingen zu steifer Haltung. Freier schon ist die Tracht der vier Studenten, aber auch sie erscheint uns veraltet („altfränkisch"). Der Zylinderhut der Männer dünkt uns nicht minder seltsam als der Hnt der Frauen, der das Gesicht in weitem Bogen halbmondförmig umrahmt.
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— 58 —
Tempel zu, um sein Leben zu retten. Aber ein junger Mensch eilte ihm nach und schlug ihm mit dem Stocke ein Auge aus. Lykurgus kehrte sich ruhig um und zeigte dem Volke sein blutiges Gesicht. Da ergriff Scham und Reue die Ausrührer, und sie lieferten ihm den Täter aus, um ihn zu bestrafen. Lykurgus nahm ihn mit sich in sein Haus, sagte ihm kein hartes Wort und behandelte ihn so liebevoll, daß der Jüngling, von der Güte des Lykurgus gerührt, aus einem Gegner sein Freund und Lobredner wurde.
6. Die Erziehung der Spartaner. Eine vorzügliche Sorgfalt wendete Lykurgus der Erziehung der Jugend zu. Gleich nach der Geburt wurde jedes Kind besichtigt, ob es auch gesund und stark sei. War es schwach und gebrechlich, so wurde es im Gebirge zum Verhungern ausgesetzt. Denn Lykurgus betrachtete die Kinder als Eigentum des Staates und wollte nur kräftige Bürger erziehen. Die gesunden Knaben erhielten bis zum siebenten Jahre die Pflege der Mutter; dann kamen sie aus deni Hause der Eltern in öffentliche Erziehungsanstalten, wo sie unter strenge, männliche Aufsicht gestellt wurden. Jede Abteilung hatte ihren Anführer, der aus den tüchtigsten Knaben gewählt wurde; über allen Abteilungen stand einer der angesehensten Männer des Staates, der die Oberaufsicht über das Ganze führte. Die Erziehung bezweckte Abhärtung und Übung des Körpers, Gewöhnung an Entbehrung und Gehorsam gegen die Gesetze. Barfuß und halbnackt gingen die Knaben umher; halbnackt schliefen sie auf harten Lagern von Schilf, das sie sich selbst vom Ufer des Flusses holen mußten. Nur im Winter durften sie einige wärmende Kräuter hinzufügen. Ihre Kost war knapp zugemessen und kaum zur Sättigung hinreichend; auch wurden sie in der Ertragung empfindlicher Körperschmerzen geübt und zu diesem Zwecke jährlich einmal an einem bestimmten Tage mit Geißeln blutig gepeitscht, wobei sie keine Miene des Schmerzes zeigen dursten. Manche sollen unter den Streichen tot niedergesunken sein, ohne einen Laut von sich zu geben. Besonders ehrerbietig mußten die Knaben gegen die Alten sein. Sie mußten sich vor ihnen von den Sitzen erheben und ihnen jederzeit Rede und Antwort stehen. Albernes Schwatzen wurde nicht geduldet: auf Fragen mußten sie kurz und treffend antworten. Noch heute nennt man eine kurze bündige Antwort eine lakonische (d. i. spartanische).
7. Die Spartaner ein Lriegervolk. Die Leibesübungen, die in der Kindheit begannen, wurden durch das ganze Leben fortgesetzt. Den größten Teil des Tages übten sich die Spartaner im Laufen, Ringen, Lanzenwurf und Fechten, um den Körper recht behende und
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Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
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Binsen geflochtene Wulst um den Kopf gelegt habe, damit mir Die entsetzliche Last nicht das Gehirn eindrückt." Atlas ließ sich betören und nahm das Himmelsgewölbe wieder auf seine Schultern. Da las Herkules die goldenen Äpfel vom Boden auf und eilte von dannen.
12. Cerberus. Die zwölfte Arbeit des Herkules war die allerschwerste. Eurystheus verlangte, er solle Cerberus, den dreiköpfigen Höllenhund, aus der Unterwelt herausschaffen. Dieser Hund war ein grauenerregendes Ungeheuer. Statt der Haare bedeckten ihn zischende Schlangen, aus dem Rachen träufelte giftiger Geifer, und der Schwanz war der eines Drachen. Um in das Schattenreich zu gelangen, wanderte Herkules zuerst nach dem Vorgebirge, das im Süden Griechenlands in das Meer hinausragt. Dort befand sich der Eingang zur Unterwelt. Herkules stieg die tiefe, finstere Höhle hinab und kam vor Pluto, den Gott der Unterwelt. Der erlaubte ihm, den Hund mitzunehmen, wenn er sich feiner bemächtigen könne, ohne Waffen zu gebrauchen. So ging Herkules, nur mit dem Panzer und der Löwenhaut bedeckt, dem Untier zu Leibe. Ein Dumpfes, unheimliches Bellen empfing ihn; aber Herkules achtete nicht daraus, nahm die Köpfe des Hundes zwischen die Beine, umschlang den Hals mit den Annen, hielt den Nacken unbeweglich fest und schnürte ihn, bis das Tier allen Widerstand ausgab. Glücklich kam er mit seiner Beute auf die Oberwelt. Da entsetzte sich der Höllenhund über das ungewohnte Tageslicht, so daß er Geiser spie; davon wuchs der giftige Eisenhut aus dem Bodeu hervor. Herkules aber trug Cerberus sofort vor Eurpstheus. Der geriet wieder in gewaltigen Schrecken und fand nicht eher Ruhe, bis der Held das Wundertier in seine unterirdische Behausung zurückgebracht hatte.
13. Tod des Herkules. Die lange harte Dienstzeit des Herkules war vollendet. Er verließ seinen Peiniger Eurystheus und führte hinfort ein freies Wanderleben, noch reich an Kämpfen und kühnen Taten. Einst kam er, von seiner Gattin begleitet, an einen reißenden Strom, wo der Centaur N e s s us wohnte. Dieser erbot sich, die Frau auf den Rücken zu nehmen und mit ihr über den Fluß zu schwimmen. Das ward ihm leicht, da er unten ein Pferd mit vier Füßen, oben ein Mensch mit zwei Armen war. Aber als der Centaur mit dem Weibe das andere User erreicht hatte, wollte er sie entführen. Herkules hörte ihr Geschrei, spannte rasch seinen Bogen und schoß einen Pfeil über den Strom, der dem Centauren mitten durch die Brust drang. Dieser fühlte den Tod nahen. Um sich zu rächen, fing er das Der Wunde
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Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
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- 117 -
harte Herrschaft der Römer empört, und ein mörderischer Kampf war ausgebrochen. Als nun Vespasianus Kaiser wurde, überließ er die Fortführung des Krieges seinem Sohne Titus. Dieser erschien mit einem starken Heere in Palästina und belagerte Jerusalem. Eine zahllose Menge Volkes aus allen Teilen des Landes, anderthalb Millionen Menschen, hatten sich in dieser Stadt zusammengedrängt. Um so furchtbarer wurde das Elend, das jetzt über sie kam. Wütende Partei-kämpse brachen unter den Juden selbst aus, und das Blut von Tausenden wurde durch ihre eignen Brüder vergossen. Bald sehlte es an Lebensmitteln, denn die Römer hatten alle Zufuhr abgeschnitten. Da entstand eine entsetzliche Hungersnot. Für ein Müs? Weizen oder Gerste gab mancher sein ganzes Vermögen hin. Gierig verschluckte der Hungrige die rohen Körner sogleich, damit nicht ein andrer sie ihm entreiße. Keine Bande des Blutes und der Freundschaft wurden mehr geachtet. Väter sahen ihre Kinder, Kinder ihre Eltern verschmachten; ein Bruder erschlug den andern, um ihm einen Bissen Brotes zu nehmen. In die Häuser brachen bewaffnete Rotten ein und raubten die letzten Vorräte. Wie bleiche Schatten schwankten die Hungernden umher, das Leder der Schuhe, der Schilde, der Gürtel verschlingend. Mit dem Hunger muteten die schlimmsten Seuchen; alle Häuser und Straßen lagen voller Toten, und Hunderttausende von Leichen wurden über die Stadtmauer geworfen. Endlich, nach langen heißen Kämpfen drangen die Römer in die Stadt ein. Titus wollte den prächtigen Tempel schonen, aber sein Befehl wurde nicht beachtet; die erbitterten römischen Krieger warfen Feuer hinein, und in wenigen Stunden war das Gotteshaus in einen Aschenhaufen verwandelt. Unzählige Menschen fielen durch das Schwert, andere wurden von den Mauern hinabgestürzt oder fanden ihren Tod in den Flammen. Endlich ging die ganze Stadt in Feuer auf, und was noch an Mauern stehen geblieben war, wurde eingerissen und der Erde gleich gemacht (70 n. Chr.). Kein Stein blieb auf dem andern. Mehr als eine Million Juden war in dem entsetzlichen Kampfe umgekommen, an hunderttausend wurden gefangen weggeführt. Der jüdische Staat hatte nun für immer aufgehört, und die Reste des Volkes zerstreuten sich seitdem in alle Länder.
2. Kaiser Titus. Nach Vespasianus wurde Titus Kaiser. Er .regierte so gut und milde, daß das Volk ihn wegen seiner großen 'Herzensgüte den „Liebling der Menschheit" nannte. Wohltun war seine Freude. Gab es einen Tag, an dem er keine Wohltat ausgeübt hatte, so sagte er traurig: „Diesen Tag habe ich verloren." Doch mtct'
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— Ge-
werben?" fragten sie kleinmütig; „er führt uns in den gewissen Untergang." Nur Kolumbus verlor keinen Augenblick den Mut. „Seib getrost/' rief er den Verzagten zu, „Mb ist das Ziel erreicht." Uner-mübet stanb er Tag und Nacht auf dem Verbeck, beobachtete nnb leitete alles. Aber enblich versagte ihm die verzweiselnbe Mannschaft den Gehorsam. Die Matrosen drohten, ihn über Borb zu werfen, wenn er nicht sogleich umkehre. „Nur brei Tage noch forbere ich," erwiberte Kolumbus; „sehen wir dann kein Land, so fahren wir heimwärts." Und siehe, schon am folgenben Tage erreichte das Senkblei den Meeres-grunb; Nohr und ein Baumast mit roten Beeren schwammen auf sie Zu, und Lanbvögel flogen auf die Masten. Gegen Mitternacht erblickte man ein Licht in der Ferne. „Land, Land!" erscholl es jetzt aus jeber Brust; man stürzte einanber in die Arme; alle weinten vor Freube und baten knieenb Kolumbus um Verzeihung. Als der Morgen anbrach — es war am siebzigsten Tage nach der Abfahrt — sahen sie eine schöne grüne Insel vor sich liegen.
3. Die neue Welt. Mit Sonnenaufgang ruberten die Spanier unter kriegerischer Musik ans Land; Kolumbus, eine Fahne in der einen Hand, den Degen in der andern, war der erste, der die neue Welt betrat. Nachbetn er mit der ganzen Mannschaft Gott auf den Knieen gedankt hatte, nahm er die Insel feierlich für den König von Spanien in Besitz. Die Inselbewohner, die von allen Seiten am Ufer zusammengeströmt waren, betrachteten mit Erstaunen die weißen Männer, ihre Kleibung, Schiffe und Waffen. Niemals hatten sie begleichen Dinge gesehen. Sie selbst waren nackt, von kupferroter Hautfarbe; viele trugen als Zierat Golbbleche in Nasen und Ohren. Ihre Insel nannten sie Guanahani; Kolumbus aber gab ihr den Namen San Sal-vabor, b. i. Erlöserinsel. Nach kurzem Verweilen setzte er seine Ent-beckungsfahrt weiter fort und faitb die großen Inseln Cuba und Hayti (San Domingo). Sie waren mit dem üppigsten Pflanzen-wuchse bebeckt, aber von Anbau zeigte sich keine Spur; Herben nackter Menschen rannten umher und flohen beim Anblick der fremben Männer wie schüchterne Rehe. Allmählich jeboch würden sie zutraulicher und brachten Wurzeln, Früchte, Papageien und Fische. Was sie an Golb-blechen hatten, gaben sie gern den gierigen Spaniern für gefärbte Scherben und blinkenbes Glas. Kolumbus ließ auf Hayti eine kleine Festung erbauen, in der 38 Spanier zu^ückblieben; mit den übrigen trat er die Heimreise an, um die wichtige Entbeckung in Europa zu verfünben.
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49* Homs Entartung.
1. Roms Weltherrschaft und Sittenverderbnis. Den großen
Kämpfen gegen Karthago, welche die Römer zuerst über die Grenzen Italiens hinausgelockt hatten, folgte eine Reihe von Kriegen gegen andere Völker. Die römische Macht wurde immer weiter ausgebreitet. Bald waren auch Macedonien und Griechenland unterworfen, und Kleinasien so gut wie Spanien gehorchte dem gewaltigen Herrschervolke. Doch waren die vielen Siege keineswegs Roms Glück. Die alte Sitteneinfalt ging verloren. Mit den Schätzen, die aus den vielen eroberten Ländern nach Rom flössen, kehrten auch alle Sünden und Laster dort ein. Hatten die alten Feldherren, wenn die Kriegsarbeit ruhte, sich nicht gescheut, hinter dem Pfluge herzugehen und selbst ihre Felder zu bestellen, so schwelgten jetzt ihre Nachkommen in grenzenloser Üppigkeit. Der Ackerbau verlor seine Achtung und wurde Sklaven überlassen; niemand wollte mehr arbeiten, jeder nur genießen. Neben dem größten Reichtum herrschte die drückendste Armut; denn je mehr die Inhaber der hohen Ämter im Staate sich bereicherten, Paläste bauten und herrliche Landgüter erwarben, desto mehr geriet das niedere Volk in Dürftigkeit und mußte allmählich Häuser und Äcker verkaufen. Verarmt und verkommen war der große Haufen für Geld zu allem bereit, was herrschsüchtige Menschen von ihm verlangten.
2. Die Sklavenkriege. Das römische Reich litt aber noch an einem andern schweren Schaden, das war das Sklavenwesen. Im ganzen Altertum hat man es nicht für Unrecht gehalten, daß der Stärkere den Schwächeren zu seinem Sklaven machte: der Sieger den Besiegten, der Gläubiger den Schuldner. Besonders die Römer liebten es, sich von Sklaven bedienen zu lassen. Selbst die große Zahl der Kriegsgefangnen, die ihnen in ihren unaufhörlichen Kämpfen in die Hände fielen, genügte ihnen nicht; sie ließen sogar von Sklavenhändlern, besonders in Kleinasien, ganze Städte und Landschaften ausrauben. Da wurden glückliche Familien auseinandergerissen, der Vater hierhin, die Mutter dorthin verkauft; mancher in seiner Heimat angesehene Mann, mancher Gelehrte hat als Sklave im fernen Lande sein Leben beschließen müssen. Im römischen Reiche aber wuchsen die Sklavenscharen ungeheuer, so daß sie an Zahl die freien Bürger und Bauern bei weitem übertrafen. Dieser ungesunde Zustand trat besonders ein, seitdem die Römer den Landbau vorwiegend von Sklaven besorgen ließen. Durch strenge Strafen wurden diese in Zucht gehalten, und
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Extrahierte Ortsnamen: Karthago Italiens Macedonien Griechenland Kleinasien Spanien Rom Kleinasien
Schulformen (OPAC): Konfessionell gemischte Schule
Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
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er in jenen gefahrvollen Zeiten eine Reise nach Rom machte, geleitete ihn der Graf sicher über die Alpen. Da sprach der Erzbischof beim Abschied: „Wollte Gott, Herr Graf, ich lebte noch so lange, daß ich Euch den mir geleisteten Dienst vergelten könnte!" Jetzt gedachte der Erzbischof dieses Versprechens. Auf seinen Vorschlag wurde Rudolf zum Kaiser erwählt (1273).
3. Rudolf und Ottokar. Die Krönung geschah zu Aachen. Als die Fürsten dem neuen Kaiser Treue schwören wollten, fehlte zufällig das Reichsscepter, auf das der Eid geleistet zu werden pflegte. Da ergriff Rudolf rasch ein Kruzifix und sagte: „Dies Zeichen, in dem die Welt erlöset ist, wird die Stelle des Scepters vertreten können." Und die Fürsten leisteten darauf die Huldigung. Nur einer war nicht in Aachen erschienen und weigerte sich, Rudolf als Kaiser anzuerkennen. Das war der mächtige Böhmensürst Ottokar, der den Königstitel führte und seine Herrschaft weithin über die österreichischen Länder ausgebreitet hatte. Dem stolzen Manne schien es schimpflich, einem armen Grafen, wie er Rudolf spottend nannte, Gehorsam zu leisten. Aber Rudolf, besonders unterstützt von dem tapfern Friedrich von Hohen» zollern, bezwang den Widerspenstigen in der blutigen Schlacht auf dem Marchfelde (1278) und entriß ihm Österreich. Er gab dieses Land seinen eignen Söhnen und wurde dadurch der Gründer des habsburgösterreichischen Herrscherhauses.
4. Rudolf und die Raubritter. Nach der Besiegung Ottokars richtete sich des Kaisers Sorge vor allem darauf, Ruhe und Ordnung in das Reich zurückzuführen. Er durchzog Deutschland von einem Ende bis zum andern, saß oft selbst zu Gericht und verhängte strenge Strafen gegen die Frevler und Friedenstörer. Die übermütigen Raubritter bekamen feinen starken Arm zu fühlen. Ihre Schlösser wurden zerstört und viele der gefangnen Räuber gehängt. So folgte auf Zwietracht und Zerrüttung Ruhe und Sicherheit. Der Sandmann baute wieder friedlich seine Felder, die nicht mehr von den Husen der Streitroffe zertreten wurden, und der Kaufmann zog sicher seines Weges.
5. Der Kaiser und die Vackerfrau. Trotz aller Streuge bei der Bestrafung von Übeltätern war Rudolf doch ein gütiger leutseliger Fürst. Jeder hatte freien Zutritt zu ihm. Als einmal seine Diener einen gemeinen Mann nicht vor ihn lassen wollten, rief er unwillig aus: „Warumweifet ihr ihn ab? Bin ich denn dazu Kaiser geworden, daß man mich vor den Menschen einschließe?" Einfach in feinen Sitten, trug er statt des königlichen Schmuckes gewöhnlich ein schlichtes
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Extrahierte Personennamen: Graf Rudolf Rudolf Rudolf Rudolf Ottokar Ottokar Rudolf Rudolf Rudolf Rudolf Ottokar Ottokar Rudolf Rudolf Rudolf Rudolf Friedrich_von_Hohen» Friedrich Rudolf Rudolf Ottokars Rudolf Rudolf
Extrahierte Ortsnamen: Rom Aachen Aachen Ottokars Deutschland