28 Zweite Periode. Die Zeit der unumschrnkten Frstengewalt.
Schnelle Hilfe tat not. Da berwies der König den Bauern die Vorrte, die er fr den Feldzug des nchsten Jahres aufgespart hatte, Getreide, Pferde und bares Geld. Die am rgsten mitgenommenen Provinzen erhielten Steuererla auf mehrere Jahre. Am meisten ge-schal) fr Schlesien, dessen Bewohner recht den Unterschied zwischen der lssigen sterreichischen Verwaltung und dem straffen preuischen Regiment empfanden. Drfer wurden neu angelegt, zerstrte Städte wieder aufgebaut, die Abgaben gerecht verteilt. In kurzer Zeit hoben sich Wohlstand und Zahl der Bevlkerung. Um auch die Bildung des Volkes zu heben, erlie der König bald nach dem Frieden das Generallandschulreglement.
Nach einigen Jahren sah Friedrich sich gentigt, um der erschpften Staatskasse aufzuhelfen, die vom Groen Kurfrsten stammende Einrichtung der Verbrauchssteuer bedeutend zu erweitern. (Kaffee-und Tabakmonopol.) Die drckenden Abgaben wren von der Be-vlkernng freudiger ertragen worden, htte er nicht zu Beamten der Regie" (Steuerverwaltung) Franzofen berufen, welche durch Hrte und Willkr sich verhat machten.
2. Die erste Teilung Polens, 1772 Im Wahlreiche Polen, in dein der König machtlos und ein zgelloser Adel im Besitz aller Rechte war, hatte alle staatliche Ordnung aufgehrt. Nach dem Tode Augusts Iii. wurde uuter dem Einflsse russischer Bajonette Stanislaus Ponia-towski, ein Gnstling der Kaiserin Katharina, die schon lange ihre begehrlichen Augen auf Polen richtete, zum König gewhlt. Gegen ihn bildete sich eine Adelsverschwrung (Konfderation"), die einen grauenvollen Brgerkrieg erregte. Da kam zwischen Rußland, Preußen
.und sterreich ein Teilungsvertrag zu stnde; jeder der drei Staaten nahm die au sein Gebiet angrenzenden polnischen Landesteile. Preußen bekam das alte deutsche Westpreuen ( 57, 1) und den Netzedistrikt. Das Deutschtum in diesen Gegenden wurde dadurch vor dem Unter-gange gerettet. Die Zustnde im Lande waren trostlos. Städte und Drfer lagen in Trmmern, Gewerbe und Handel waren fast ver-fchivundeu; die von Wlfen geplagte, von verwilderten Gutsherren gepeinigte Landbevlkerung erlag der Pest und dein Branntwein. Mit liebevoller Sorgfalt nahm sich der Groe König des Landes an, und den Beamten, Schullehrern, Handwerkern und Landwirten, die er hinschickte, gelang es in einigen Jahrzehnten, die Spuren der Verwahr-lofnng zu tilgen.
3. Friedrich der Groe und die Stnde. Die Sorge des Knigs erstreckte sich auf alle Provinzen und auf alle Klasseu der Bevlkeruug. Zwar hielt er die Ausrechterhaltung der bestehenden Trennung der
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Augusts Stanislaus_Ponia-towski Katharina Friedrich Friedrich
Schulformen (OPAC): Konfessionell gemischte Schule
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
— 110 —
Au Hilfe riefen, mußten die Ordensherren nach einem blutigen Kriege im Frieden zu Thorn 1466 das westliche Preußen, das sie 200 Jahre besessen, an Polen abtreten (die Polen behielten es 300 Jahre). Fortan residierte der Hochmeister in Königsberg. Aber Ostpreußen verblieb dem Orden nur als polnisches Lehen.
39. Die Hansa. Blüte der deutschen Städte.
1. Die Hansa. — Seit der letzten Zeit der Hohenstaufen verbündeten sich die deutschen Städte einzelner Landschaften zu Schutz und Trutz, da die Kaiser sie gegen die Übergriffe der Fürsten und des Adels nicht schützen konnten. Ein Jahrhundert später vereinigten sich die norddeutschen Verbindungen zu einem großen Städtebunde, die Hansa genannt. Vom finnischen Meerbusen bis nach den Rheinlanden hin wurde nun aus lange Zeit der deutsche Handel kräftig geschützt. Die blühende und stark befestigte Stadt Lübeck wurde der Vorort des Bundes.
Die Hansestädte nahmen Krieger in Sold, daß sie ihre Warenzüge sicher geleiteten, und rüsteten große Kriegsschiffe zum Schutz ihrer Handelsflotten gegen Seeräuber in den nordischen Meeren. Sie bekämpften gemeinsam mit großer Macht jeden, der einer von ihnen Schaden zufügte. Ihre Abgeordneten kamen alljährlich in Lübeck zu den Hansatagen zusammen. Mit Eifer sorgten sie dafür, daß die Mitglieder im Jnlande und im Auslande durch ihr Betragen dem Bunde Ehre brächten, nur gute Ware verkauften, rechtes Maß gäben und rechtlich bezahlten. Die deutschen Hanseaten waren damals in Rußland, in Norwegen, Schweden, Dänemark und England die bedeutendsten Kaufleute. Sie hatten mit Geld und durch Gewalt die fremden Fürsten gezwungen, ihnen allerlei Vorrechte im Handel zu gewähren. Später duldeten jene Völker das nicht mehr, und die Einkünfte aus dem überseeischen Handel wurden gering. Auch veränderte sich der Welthandel seit der Entdeckung Amerikas (1492) und kam allmählich in die Hände der Niederländer und Engländer. So sank die Macht der Hansa und der Reichtum ihrer Städte. Doch haben die drei deutschen See-und Handelsstädte Hamburg, Bremen, Lübeck d e n N a m e n „H a n s e st ä d t e" bis heute bewahrt und den Ruf deutscher Tüchtigkeit und Ehrenhaftigkeit in den Meeren der Welt erhalten und verbreitet.
Auch in Schwaben und am Rhein traten damals die Städte zu Bündnissen zusammen, nm sich gemeinsam zu beschützen. Etwa 60 deutsche Städte hatten nur den Kaiser über sich; man nannte sie freie Reichs st ädte (heute nur noch Bremen, Hamburg, Lübeck); die andern hatten zunächst Reichs-
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Extrahierte Ortsnamen: Thorn Königsberg Rheinlanden Norwegen Schweden Dänemark England Amerikas Hamburg Bremen Schwaben Rhein Hamburg
Hrsg.: Nowack, Hugo, Steinweller, F., Sieber, Hermann, Rohn, R. A., Paust, J. G.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Simultanschule
Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
66
§ 30. Friedrich Ii., der Große.
das Gesetz (Müller von Sanssouci) und wollte vor allem auch dem ge-
meinen Manne sein Recht werden lassen (Müller Arnold). In einem
königlichen Erlasse heißt es: „Die Richter müssen wissen, daß der Bauer,
ja, der Bettler ebenso ein Mensch ist, wie Se. Majestät. Vor dem Gesetze
sind alle Leute gleich." „Ungerechte Richter", sagte der König, „sind schlimmer
als Diebe!" —Friedrich war auch duldsam in Glaubenssachen; sein Grund-
satz war: „In meinem Staate kann jeder nach seiner Form selig werden."
Er forderte von Richtern und Beamten, „daß die Untertanen ohne Rück-
sicht auf ihre Religion unparteiisch sollten behandelt werden." Er ließ das
erst 1794 fertiggestellte „Allgemeine Landrecht" verfassen. — Durch seine
Gerechtigkeit hat sich Friedrich der Große ebenso großen Ruhm erworben
als durch seine Kriegstaten. Und selbst in sernen Ländern beneidete
man die Preußen um ihren siegreichen, gerechten und tatkräftigen
König. (Holtet: Der Preuße in Lissabon.)
7. Dasheerwesen lag ihm natürlich besonders amherzen. Stets erhielt
er sein Heer, das er bis auf 200000 Mann vermehrte, durch fleißiges Exer-
zieren, eiserne Zucht und öftere Besichtigungen in voller Kriegsbereitschaft.
Die Staatseinnahmen vermehrte er dadurch, daß der Staat den
Alleinverkauf von Tabak und Kaffee übernahm (Monopol), und durch hohe
Steuern auf Luxusgegenstände. Mit der Einziehung dieser Steuern be-
auftragte er Franzosen, die das Volk oft sehr belästigten. Aber die Abgaben
waren gerecht verteilt.
8. In auswärtige Angelegenheiten griff Friedrich noch zweimal
ein. Polen war durch die maßlose „Freiheit seines Adels ganz herabgekommen.
1772 kam es zwischen Rußland, Österreich und Preußen zur 1. Teilung
Polens, bei der Friedrich Westpreußen (außer Danzig und Thorn) und
das Land an der Netze erhielt. (Siehe § 15. A 2.) Er nannte sich jetzt
König von Preußen. Damit kam ein mit deutschem Blute und deutschem
Fleiße früher errungenes Land wieder an Deutschland. Hierher sandte der
König eine Schar seiner besten Beamten, und nun begann hier eine echte
Hohenzollernarbeit: menschenwürdige Wohnstätten wurden erbaut, Sümpfe
ausgetrocknet, Kolonisten ins Land geflihrt, Land-und Wasserstraßen angelegt,
das Volk zu fleißiger, verständiger Arbeit erzogen, Ärzte und Apotheker
ins Land gerufen, Schulen gegründet, das Recht gepflegt u. s. w. So
blühte das gänzlich heruntergekommene Land bald empor.
In Österreich war auf Maria Theresia ihr Sohn Joseph Ii. gefolgt,
der sein Volk, wie Friedrich der Große das seine, glücklich machen wollte.
Doch ging er in seinen Neuerungen: Aufhebung der Leibeigenschaft und der
Klöster, Anerkennung aller Religionsbekenntnisse u. s. w., zu schnell vor,
darum waren dieselben nicht von langer Dauer, und er selbst erntete Un-
dank. Dieser Fürst wollte, als in Bayern das Herrscherhaus ausstarb,
einen großen Teil dieses Landes für Österreich erwerben. Aber Friedrich
der Große stet 1778 mit seinem Heere in Böhmen ein, und so kam es bald
zum Frieden von Teschen (österreichisch Schlesien) 1779, in dem Joseph Ii.
nur das Jnnviertel erhielt.
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der_Große Friedrich Joseph_Ii
Extrahierte Ortsnamen: Sanssouci Lissabon Polens Danzig Thorn Deutschland Teschen
Hrsg.: Steinweller, F., Sieber, Hermann, Paust, J. G., Rohn, R. A.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Simultanschule
Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
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§ 30. Friedrich Ii., der Große.
das Gesetz (Müller von Sanssouci) und wollte vor allem auch dem ge-
meinen Manne sein Recht werden lassen (Müller Arnold). In einem
königlichen Erlasse heißt es: „Die Richter müssen wissen, daß der Bauer,
ja, der Bettler ebenso ein Mensch ist, wie Se. Majestät. Vor dem Gesetze
sind alle Leute gleich." „Ungerechte Richter", sagte der König, „sind schlimmer
als Diebe!" —Friedrich war auch duldsam inglaubenssachen;sein Grund-
satz war: „In meinem Staate kann jeder nach seiner Form selig werden."
Er forderte von Richtern und Beamten, „daß die Untertanen ohne Rück-
sicht auf ihre Religion unparteiisch sollten behandelt werden." Er ließ das
erst 1794 fertiggestellte „Allgemeine Landrecht" verfassen. — Durch seine
Gerechtigkeit hat sich Friedrich der Große ebenso großen Ruhm erworben
als durch seine Kriegstaten. Und selbst in fernen Ländern beneidete
man die Preußen um ihren siegreichen, gerechten und tatkräftigen
König. (Holtet: Der Preuße in Lissabon.)
7. Dasheerwesen lag ihm natürlich besonders am Herzen. Stets erhielt
er sein Heer, das er bis auf 200000 Mann vermehrte, durch fleißiges Exer-
zieren, eiserne Zucht und öftere Besichtigungen in voller Kriegsbereitschaft.
Die Staatseinnahmen vermehrte er dadurch, daß der Staat den
Alleinverkauf von Tabak und Kaffee übernahm (Monopol), und durch hohe
Steuern auf Luxusgegenstünde. Mit der Einziehung dieser Steuern be-
auftragte er Franzosen, die das Volk oft sehr belästigten. Aber die Abgaben
waren gerecht verteilt.
8. In auswärtige Angelegenheiten griff Friedrich noch zweimal
ein. Polen war durch die maßlose,Freiheit seines Adels ganz herabgekommen.
1772 kam es zwischen Rußland, Österreich und Preußen zur 1. Teilung
Polens, bei der Friedrich Westpreußen (außer Danzig und Thorn) und
das Land an der Netze erhielt. (Siehe § 15. A 2.) Er nannte sich jetzt
König vo:i Preußen. Damit kam ein mit deutschem Blute und deutschem
Fleiße früher errungenes Land wieder an Deutschland. Hierher sandte der
König eine Schar seiner besten Beamten, und nun begann hier eine echte
Hohenzollernarbeit: menschenwürdige Wohnstätten wurden erbaut, Sümpfe
ausgetrocknet, Kolonisten ins Land geführt, Land-und Wasserstraßen angelegt,
das Volk zu fleißiger, verständiger Arbeit erzogen, Ärzte und Apotheker
ins Land gerufen, Schulen gegründet, das Recht gepflegt u. s. w. So
blühte das gänzlich heruntergekommene Land bald empor.
In Österreich war auf Maria Theresia ihr Sohn Joseph Ii. gefolgt,
der sein Volk, wie Friedrich der Große das seine, glücklich machen wollte.
Doch ging er in seinen Neuerungen: Aufhebung der Leibeigenschaft und der
Klöster, Anerkennung aller Religionsbekenntnisse u. s. w., zu schnell vor,
darum waren dieselben nicht von langer Dauer, und er selbst erntete Un-
dallk. Dieser Fürst wollte, als in Bayern das Herrscherhaus ausstarb,
einen großen Teil dieses Landes für Österreich erwerben. Aber Friedrich
der Große siel 1778 mit seinem Heere in Böhmen ein, und so kam es bald
zum Frieden von Teschen (österreichisch Schlesien) 1779, in dem Joseph Ii.
nur das Jnnviertel erhielt.
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der_Große Friedrich Joseph_Ii
Extrahierte Ortsnamen: Sanssouci Lissabon Polens Danzig Thorn Deutschland Teschen
I
Geschichte.
93
der Große durfte es nicht dulden, daß Rußland ganz Polen an sich riß und zu
mächtig wurde. Deshalb schlug er im Bunde mit Österreich eine Teilung Polens
vor. Nach langen Verhandlungen kam 1772 die erste Teilung zustande. Preußen
erhielt dabei Westpreußen außer Danzig und Thorn, das Ermland
und das Gebiet um dienetze. Von nun an nannte sich Friedrich nicht mehr
König in Preußen, sondern König von Preußen. — Die Erwerbung der neuen
Länder war für Preußen von großer Bedeutung. Das Weichseltal, das deutscher
Fleiß einst zum großen Teil dem Wasser abgermigen hatte, wurde wieder
mit deutschem Gebiete vereinigt. Pommern und Ostpreußen waren nunmehr
miteinander durch preußisches Gebiete verbunden, und in Ostpreußen gab es
keinen fremden Landstrich mehr. Die Schiffahrt auf der Weichsel warf dem
Staate reichen Zoll ab, weil der ganze polnische Handel auf diesen Fluß ange-
wiesen war.
9. Fürsorge für Westpreußen. Unter der polnischen Herrschaft [1466 bis
1772] war Westpreußen durch ansteckende Krankheiten, Kriege und Mißwuchs
wiederholt heinigesucht worden und deshalb sehr verödet. Nicht wenig hatte
hierzu auch die schlechte Wirtschaft beigetragen. Städte und Dörfer lagen in
Trümmern; nur die deutschen Städte hatten einen gewissen Wohlstand bewahrt.
Überall fehlte es an Bewohnern. Das Landvolk hauste in verfallenen Hütten
und lebte besonders von Brei aus Roggenmehl, von Heringen und Branntwein,
dessen Genuß Männer und Frauen ergeben waren. Auf dem Lande gab es
weder Handwerker noch Ärzte noch Apotheken. Schlechtes Vieh, unvollkommene
Ackergeräte, wüste Äcker, sumpfige Wiesen und ausgeholzte Wälder waren
besondere Merkmale des neu erworbenen Landes. Aber gerade deshalb
wurde Westpreußen „das Schoßkind" des Königs. Er rief zahlreiche Einwanderer
in das Land und unterstützte sie beim Bau ihrer Häuser und bei der Bestellung
ihrer Äcker. Es entstanden blühende Dörfer, volkreiche Städte und fruchl-
bare Felder, so daß der König seine Freude daran hatte. Dem Netzegebiet
brachte der neu erbaute Bromberger Kanal großen Nutzen. Brourberg ent-
wickelte sich in kurzer Zeit aus einem verwüsteten Flecken zu einer blühenden
Stadt.
10. Die letzten Lebensjahre Friedrichs des Großen. In seinem Alter kan:
Friedrich nur selten nach Berlin, wo er sich durch den Bau des Opernhauses
und der Domkirche ein bleibendes Denkmal gesetzt hatte. Er hielt sich vielmehr
dauernd in seinen neu erbauten Schlössern bei Potsdam, besonders in Sans-
souci, auf. Hier verkehrte er viel mit gelehrten Männern und fand in der Pflege
der Musik seine schönste Erholung. Als die Gicht seine rechte Hand gelähmt
hatte, lernte er noch mit der linken Hand schreiben. Trotzdem besorgte er bis
kurz vor seinem Tode alle Geschäfte der Regierung, denn er sagte: „Mein
Leben ist auf der Neige; die Zeit, die ich noch habe, muß ich benutzen. Sie
gehört nicht mir, sondern dem Staate." 1786 starb er, tief betrauert von seinem
Volke und bewundert von Freund und Feind. Während seiner Regierung
war der Staat um 77 000 qkm vergrößert worden, und die Zahl der Bewohner
fast um 3 Millionen gewachsen.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Brourberg Friedrichs Friedrich Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Polens Danzig Thorn Ostpreußen Berlin Domkirche Potsdam Sans-
Friedrich der Groe nach dem Siebenjhrigen Kriege.
213
er auch fr die Bauern; er schtzte sie gegen Gewalttaten ihrer Guts-Herren40), verbot das Bauernlegen" (Einziehung von Bauernstellen durch die adlige Gutsherrschaft), und wo die hrtere Form der Unfreiheit, die Leibeigenschaft, bestand, verwandelte er sie in die mildere, die Erbuntertnigkeit. Die Unfreiheit ganz aufzuheben, wagte der Vertreter der Auf-klrung auf dem Thron mit Rcksicht auf den Adel, und weil er davon Schaden fr die Landwirtschaft befrchtete, noch nicht.
Um der Staatskasse auszuhelfen, die fr die Ausgestaltung des Heer-Wesens noch mehr als fr die friedlichen Aufgaben in Anspruch genommen wurde, sah sich Friedrich einige Jahre nach dem Hubertusburger Frieden gentigt, die Einrichtung der Verbrauchssteuern bedeutend zu erweitern und das Kaffee- und Tabakmonopol einzufhren, wodurch hohe Einnahmen erzielt wurden. Die drckenden Abgaben wren von der Bevlkerung freudiger ertragen worden, htte er nicht zu Beamten der Regie" (Steuerverwaltung) Franzofen berufen, die darin viel Erfahrung besaen,
sich aber durch Hrte und Willkr verhat machten (Kaffeeriecher").
In welchen Punkten setzte Friedrich der Groe die Arbeit seines Vaters fortv
3. Die erste Teilung Polens, 1772. Bald nach dem Kriege erneuerte Friedrich der Groe das Bndnis mit Rußland, wodurch er am besten die Gefahren des russischen Zuges nach dem Westen von Preußen und Deutschland abzuwenden hoffte. Am Petersburger Hofe richtete man mehr als jemals die Augen auf Polen. Schon August Iii. hatte unter dem Einflu der Zarinnen gestanden. Nach seinem Tode whlte der polnische Reichstag unter russischem Druck Stanislaus Poniatowski, einen Gnstling der Kaiserin Katharina, zum König. Anla zu weiterer Ein-mischuug bot ihr die rechtlose Stellung der Dissidenten (Nichtkatholiken).
Ihre Forderung, sie den Katholiken gleichzustellen, lehnte der Reichstag ab; aber eine Konfderation*), der sich auch der König anschlo, trat fr sie ein. Da sich unter sterreichischem Einflu eine Gegenkonfderation bildete, entbrannte der Brgerkrieg, und auch Katharina Ii. lie Truppen in Polen einrcken. Das Vorgehen Rulands und dessen gleichzeitige Erfolge gegen die Trken erregten in sterreich Besorgnis. Joseph Ii.,
seit 1765 Deutscher Kaiser und Mitregent in sterreich, verhandelte der die schwebenden Fragen aus zwei Zusammenknften (in Neie und Mhrisch-Neustadt) mit Friedrich dem Groen. Um es nicht zu einem Kriege zwischen sterreich und Rußland kommen zu lassen, einigten sich die Monarchen mit Katharina Ii. zur ersten Teilung Polens": Rußland erhielt den stlichen 1772. Teil von Litauen, sterreich Galizien, Preußen das alte deutsche West-Preuen, jedoch ohne Danzig und Thorn, und den Netzedistrikt. Der
*) Adelsverbindung zu dem Zweck, eine Sache ntigenfalls mit Gewalt durch-zusetzen, eine im damaligen Polen ganz gewhnliche Erscheinung. Der Adel be-trachtete also die Revolution als ein ihm zustehendes Recht.
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Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
I
Geschichte.
93
der Große durfte es nicht dulden, daß Rußland ganz Polen an sich riß und zu mächtig wurde. Deshalb schlug er im Bunde mit Österreich eine Teilung Polens vor. Nach langen Verhandlungen kam 1772 die erste Teilung zustande. Preußen erhielt dabei Westpreußen außer Danzig und Thorn, das Ermland und das Gebiet um die Netze. Von nun au nannte sich Friedrich nicht mehr König in Preußen, sondern König von Preußen. — Die Erwerbung der neuen Länder war für Preußen von großer Bedeutung. Das Weichseltal, das deutscher Fleiß einst zum großen Teil dem Wasser abgerungen hatte, wurde wieder mit deutschem Gebiete vereinigt. Pommern und Ostpreußen waren nunmehr miteinander durch preußisches Gebiete verbunden, und in Ostpreußen gab es keinen fremden Landstrich mehr. Die Schiffahrt auf der Weichsel warf dem Staate reichen Zoll ab, weil der ganze polnische Handel auf diesen Fluß angewiesen war.
9. Fürsorge für Westpreußen. Unter der polnischen Herrschaft [1466 bis 1772] war Westpreußen durch ansteckende Krankheiten, Kriege und Mißwuchs wiederholt heimgesucht worden und deshalb sehr verödet. Nicht wenig hatte hierzu auch die schlechte Wirtschaft beigetragen. Städte und Dörfer lagen in Trümmern; nur die deutschen Städte hatten einen gewissen Wohlstand bewahrt. Überall fehlte es an Bewohnern. Das Landvolk hauste in verfallenen Hütten und lebte besonders von Brei aus Roggenmehl, von Heringen und Branntwein, dessen Genuß Männer und Frauen ergeben waren. Auf dem Lande gab es weder Handwerker noch Ärzte noch Apotheken. Schlechtes Vieh, unvollkommene Ackergeräte, wüste Acker, sumpfige Wiesen und ausgeholzte Wälder waren besondere Merkmale des neu erworbenen Landes. Aber gerade deshalb wurde Westpreußen „das Schoßkind" des Königs. Er rief zahlreiche Einwanderer in das Land und unterstützte sie beim Bau ihrer Häuser und bei der Bestellung ihrer Äcker. Es entstanden blühende Dörfer, volkreiche Städte und fruchtbare Felder, so daß der König seine Freude daran hatte. Dem Netzegebiet brachte der neu erbaute Bromberger Kanal großen Nutzen. Bromberg entwickelte sich in kurzer Zeit aus einem verwüsteten Flecken zu einer blühenden Stadt.
10. Die letzten Lebensjahre Friedrichs des Großen. In seinem Alter kam Friedrich nur selten nach Berlin, wo er sich durch den Bau des Opernhauses und der Domkirche ein bleibendes Denkmal gesetzt hatte. Er hielt sich vielmehr dauernd in seinen neu erbauten Schlössern bei Potsdam, besonders in Sanssouci, auf. Hier verkehrte er viel mit gelehrten Männern und fand in der Pflege der Musik feine schönste Erholung. Als die Gicht seine rechte Hand gelähmt hatte, lernte er noch mit der linken Hand schreiben. Trotzdem besorgte er bis kurz vor seinem Tode alle Geschäfte der Regierung, denn er sagte: „Mein Leben ist auf der Neige; die Zeit, die ich noch habe, muß ich benutzen. Sie gehört nicht mir, sondern dem Staate." 1786 starb er, tief betrauert von seinem Volke und bewundert von Freund und Feind. Während seiner Regierung war der Staat um 77 000 qkm vergrößert worden, und die Zahl der Bewohner fast um 3 Millionen gewachsen.
TM Hauptwörter (50): [T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T44: [Preußen Polen Brandenburg Provinz Land Schlesien Sachsen Pommer Friedrich Schweden], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Friedrichs Friedrich Friedrich
30
§ 19. Ausgang des Mrttelalters und Anbruch einer neuen Zeit.
Banne belegt. Trotzdem fuhr er fort zu predigen und zu lehren. Seine meisten Anhänger unter den Studenten waren Böhmen, denn die Deutschen haßten ihn wegen seiner Feindschaft gegen ihre Nation. Ihrer viele wanderten damals von Prag aus und gaben Veranlassung zur Gründung -einer zweiten deutschen Universität, der zu Leipzig.
4. Huß vor dem Konzil. Er wurde zur Verantwortung nach Konstanz vor das Konzil geladen. Hyß erschien auch, da ihm der Kaiser sichere Hin- und Rückreise verbürgte. Aber bald nach seiner Ankunft wurde er in das Gefängnis geworfen. Das Konzil verdammte seine Lehre und forderte von ihm unbedingten Widerruf. Da er diesen verweigerte, so verurteilte man ihn zum Feuertode, und am 6. Juli 1415 wurde er als Ketzer verbrannt.
In Konstanz übertrug Sigismund dem Burggrafen Friedrich von Nürnberg die Mark Brandenburg 1415 (s. § 25, 2).
5. Hussitenkrieg. Als die Böhmen die Nachricht von dem furchtbaren Ende ihres geliebten Lehrers erhielten, ergriffen sie die Waffen. Bauern und Handwerker, Ritter und Gelehrte scharten sich um den heldenkühnen, aber wilden, einäugigen Ziska. Sie forderten das heilige Abendmahl in beiderlei Gestalt, und Priester trugen zum Zeichen dafür den Kelch voraus. König Wenzel starb gleich nach den ersten Volksaufläufen in Prag, und Sigismund wollten die Hussiten nicht anerkennen. Dieser führte gewaltige Heere zur Unterdrückung des Aufstandes nach Böhmen; der Papst ließ das Kreuz gegen die hussitischeu Ketzer predigen: aber vor den furchtbaren Schlachtgesängen und dem wilden Mute der Hussiten hielt keines der vielen Heere stand. An Ziskas Stelle trat später Prokop. Er führte,seine Horden auch in die Nachbarländer: Sachsen, Brandenburg, Schlesien, Österreich, Ungarn und Bayern. Schließlich kam ein friedlicher Vergleich zustande. Man gewährte den Hussiten den Kelch und die freie Predigt. Nun ward Sigismund als König von Böhmen anerkannt, 1436. Aber schon im nächsten Jahre starb er, seine Länder und die Kaiserwürde seinem Schwiegersöhne, einem Habsburger, überlassend.
§ 19. Ausgang des Mittelalters und Anbruch einer neuen Zeit.
1. Des Reiches Gebrechen waren in den Hussitenkriegen deutlich zu Tage getreten; Heer- und Gerichtswesen waren in dem übelsten Zustande. Bei den Fürsten, hohen Geistlichen und freien Städten galt der Kaiser nichts mehr, und die Kaiser sorgten fast nur für ihre Erblande. Wieder wurde ganz Deutschland von wilden Kriegen durchtobt wie im Interregnum. Auch gegen äußere Feinde zeigte es sich uneinig und darum kraftlos. Die Türken eroberten 1453 Konstantinopel und drangen nach Westen vor. Der Deutsche Ritterorden in Preußen mußte Polens Oberhoheit anerkennen. Die Schweiz, die Niederlande und ein großer Teil von Lothringen gingen dem Reiche verloren. Da kam
2. Maximilian I. auf den Kaiserthron. Er war von hohem Wüchse und großer Kraft und Geschicklichkeit. Er besaß einen hellen Verstand und ein vorzügliches Gedächtnis. Dabei hatte er die Gabe, sich bei Fürsten
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I
Geschichte.
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5. Johann Cicero I486—1499 war der erste hohenzoller, der in der Mark auf-
gewachsen war und sich dort heimisch fühlte. Er hatte eine gelehrte Erziehung genossen und
sah es gern, wenn sich auch die märkischen Edelleute Kenntnisse und feine Sitte aneigneten.
6. Joachim I. Nestor 1499 — 1535. Rls Joachim I., erst 15 Jahre alt. zur
Herrschaft kam, glaubten übermütige Edelleute, ungestraft ein Kaubritterleben führen
zu können. Sie sollen dem jungen Kurfürsten sogar den höhnenden Vers: „Joacksimchen,
hüte dich; fangen wir dich, so hangen wir dich!" an die Eür seines Schlafzimmers ge-
schrieben haben. Kber Joachim hielt scharfe Ordnung und ließ eine Rnzahl der wilden
Gesellen trotz Fürbitten ihrer Freunde hinrichten. Damit jedermann sein Recht finden
könnte, setzte er das Kammergericht in Berlin ein. Um tüchtige Richter und
Beamte zu bekommen, eröffnete er zu Frankfurt a. O. eine Universität. Der Refor-
mation stand Joachim I. feindlich gegenüber, konnte jedoch die Ausbreitung der neuen
Lehre in der Mark nicht hindern. Ulte Unrechte auf Pommern sicherte er durch
einen Vertrag, in dem den Kurfürsten von Brandenburg Pommern zugesagt wurde,
wenn die dortigen herzöge ausstürben. — Entgegen dem hohenzollernschen haus-
gesetze teilte Joachim I. bei seinem Tode die Mark. Sein älterer Sohn Joachim Ii.
erhielt die Kurwürde und den größten Teil des Landes, sein jüngerer Sohn Hans von
Küstrin die Ueumark. Diese fiel aber, als Hans kinderlos starb, wieder an die Mark zurück.
7. Joachim Ii. hektor 1535 — 1571 führte die Reformation in der Mark
ein, ließ Schulen errichten und suchte die Bildung der Geistlichen zu heben. Durch
seinen klugen Kanzler Lamprecht Distelmeyer schloß er mit dem Herzoge von Liegnitz,
Brieg und wohlau einen Erbvertrag (1537). In diesem wurde festgesetzt, daß die
drei schlesischen Lande nach dem Uussterben des herzoglichen Hauses an Brandenburg fallen
sollten. — In seiner Hofhaltung war Joachim Ii. verschwenderisch und prachtliebend.
8. Johann Georg 1571 —1598 wirtschaftete sparsam und tilgte die vor-
gefundenen Schulden. Die Günstlinge seines Vaters, denen er die Schuld für dessen
Verschwendung beimaß, strafte er hart. Niederländische Handwerker, die wegen ihres
Glaubens vertrieben worden waren, nahm er in sein Land auf. In Berlin stiftete er
das Gymnasium zum grauen Kloster.
9. Joachim Friedrich 1598 — 1608 setzte als oberste Behörde des Landes das
,,Geheimratskollegium" ein. Es bestand aus acht sachkundigen, lebenslänglich angestellten
Männern, die das Kriegswesen, die Einnahmen usw. zu überwachen hatten.
10. Johann 5igirmund 1608 —1619. Seine vorfahren hatten durch Klug-
heit und Tüchtigkeit den alten Umfang der Mark nach und nach wiederhergestellt und
vergrößert. Johann Sigismund vermehrte den Besitz seines Hauses durch zwei wichtige
Erwerbungen auf das Doppelte. Die Herzogtümer Preußen und Kleve fielen unter
seiner Herrschaft an Brandenburg. Die hohenzollernschen Kurfürsten faßten
damit Fuß an Weichsel und Rhein.
Das Herzogtum Preußen. Zwischen Weichsel und Memel wohnten seit alten
Zeiten die heidnischen Preußen. 5lls alle versuche, sie friedlich zu bekehren, mißlangen, rief
der Bischof von Gliva den deutschen Ritterorden gegen sie zu Hilfe (S. 40). va sandte der
Hochmeister im Jahre 1230 eine Unzahl Ordensritter, um Preußen zu erobern. Sie drangen
von Rulm an der Weichsel aus in das Land ein und unterwarfen es mit Unterstützung deutscher
Kreuzfahrer in harten Kämpfen, die mehr als 50 Jahre dauerten. Vas eroberte Gebiet
sicherten sie, indem sie feste Burgen anlegten, sowie deutsche Bauern und Edelleute ansiedelten.
Der Hochmeister schlug seinen Wohnsitz in der prächtigen Marienburg a. d. Uogat auf und be-
herrschte von dort aus ein Reich, das sich in seiner Glanzzeit (1350) von der Oder bis zur Düna er-
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Extrahierte Personennamen: Johann_Cicero_I486—1499 Johann Joachim_I. Joachim Joachim_Ii Hans_von
Küstrin Hans Joachim_Ii Lamprecht_Distelmeyer Joachim_Ii Johann_Georg Johann Joachim_Friedrich Friedrich Johann Johann Johann_Sigismund Johann Gliva
Extrahierte Ortsnamen: Berlin Frankfurt Brandenburg Liegnitz Brieg Brandenburg Berlin Brandenburg Rhein Marienburg
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handeln. Das half wenigstens so viel, da der Erzbischof den Protestanten erlaubte auszuwandern. Der König bot ihnen nun gastfreundliche Aufnahme in seinem Lande an, und so verlieen etwa 20000 Salzburger ihre Heimat, um sich nach Preußen zu begeben. Der erste Zug wurde in Potsdam vom König feierlich begrt und im Schlogarten bewirtet. Dann wies er ihnen in Ostpreuen Wohnsitze an, wo vorher groe Lnderstrecken von der Pest ent-vlkert worden waren. Hier siedelten sie sich in der Gegend von Memel, Tilsit Gnmbinnen und Jnsterburg an. Der König sorgte aufs beste fr seine neuen Untertanen und tat alles mgliche, ihnen die neue Heimat lieb zu machen.
Die Salzburger wurden treue Untertanen des Knigs. In kurzer Zeit entstanden in Ostpreuen 6 Städte und 332 Drfer. 1835 ist dem König in Gumbinnen ein Denkmal gesetzt worden.
Auch noch viele andere Ansiedler hatte der König nach Ostpreuen gezogen, auer den Salzburgern noch 15000 Familien, und mit Freuden gab er, der sonst so sparsam war, da er um eine Messerspitze voll verschtteten Salzes in Zorn geriet, Millionen fr sie hin. Aber er wachte auch mit scharfem Blick darber, da das Geld richtig verwandt wurde. Als einige seiner Rte von dem Geld, das fr die Salzburger bestimmt war, etwas fr sich behalten hatten, schickte er sie ans die Festung, und einen derselben, einen Adligen, der sich noch trotzig zeigte, lie er auf ffentlicher Strae in Knigs-berg an dem Galgen aufknpfen.
e) Tod des Knigs.
Der König war bis zu seinem Tode rastlos ttig. Niemals schoute er sich; niemals gnnte er sich eine Bequemlichkeit. Das rieb seine Krfte vor der Zeit auf. Frhzeitig stellte sich die Gicht bei ihm ein; sie plagte ihn heftig. Im Winter 173940 wurde er schwerkrank. Als sich die Krankheit etwas besserte, begab er sich nach Potsdam. Dort starb er, noch nicht 52 Jahre alt. Sein letztes Gebet war: Herr Jesu, du bist mein Gewinn im Leben und im Sterben!"
75* Soldaten den zu Hnfang des 18. Jahrhunderts,
1. Werbungen. An Stelle der umherziehenden Sldnerscharen waren nach und nach die stehenden Heere" getreten. Auch diese hatte man geworben. Vorzugsweise waren es arbeitsscheue Leute, ungeratene Shne, bankerotte Kaufleute, stellenlose Beamte usw., die dem Kalbsfelle" folgten. Je nach ihrer Gre empfingen sie ein Handgeld von 2900 Mark. Es kam aber auch vor, da die Polizei Vagabunden in das Heer steckte; ja selbst Verbrecher suchten und fanden hier Schutz vor der sie erwartenden Strafe. Daher kam es auch, da der Soldat jener Zeit sehr verachtet war. Vater und Mutter, Bruder und Schwester schmten sich seiner, und selbst ein Handwerksbursche lie sich nicht gern in seiner Gesellschaft sehen. Fehlte es an Bewerbern, so wandte der Werbeoffizier, der fr jeden Kopf einen bestimmten Preis erhielt, gar oft List und Gewalt an, um Soldaten zu bekommen. Wer dem Werber
n*
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