Schulformen (OPAC): Konfessionell gemischte Schule
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
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verlangt Arbeit und Thätigkeit." Alles ordnete er sorgfältig und pünktlich selber an. Schon um vier Uhr des Morgens stand er aus und ging an den Arbeitstisch. Auf alle eingelaufenen Schreiben und Bittschriften erfolgte rasch der Bescheid; oft schrieb ihn der König mit eigener Hand in kurzen, treffenden Äorten an den Rand. Keinem seiner Unterthanen verweigerte er das Gehör. „Die armen Leute," sagte er, „wissen, daß ich Landesvater bin; ich muß sie hören, denn dazu bin ich da." Die sreien Stunden, welche ihm die Staatsgeschäfte übrig ließen, widmete er der Musik. Bei manchen Konzerten blies er selbst die Flöte. Auch als S christsteller erwarb er sich Ruhm. Er hat z. B. eine „Geschichte seiner Zeit" geschrieben. Während der Mahlzeit unterhielt er sich mit den gebildetsten seiner Offiziere und mit berühmten Gelehrten, ans denen er seine Tischgesellschaft wählte. Dawar er in witzigen, sinnreichen Reden unerschöpflich. Schmeicheleien duldete er nicht. Wo andere Fürsten seiner Zeit viele Millionen im Jahre für ihren Hofhalt verschwendeten, verbrauchte König Friedrich für sich in keinem Jahre mehr als den fünften Teil einer Million. Er sparte, wo es ohne Verletzung der königlichen Würde möglich war. Was er hier sparte, gab er willig für sein Volk hin; er wußte wohl, wie sauer es dem Volke ward, die Steuern auszubringen. Viele fremde Fürsten, die er durch solches Königswalten beschämte, haßten ihn. Aber sein Volk sah in ihm den wahren Vater des Vaterlandes, und es nannte seinen König Friedrich den Einzigen.
2. Der wachsame Kriegsherr und thatkräftige Staatsmann. —
Mit vorzüglicher Sorgfalt übte der König feine Truppen im Frieden für den Krieg. Zu diesem Zwecke führte er die Feldmanöver ein. Um dem Volke nicht zu viel Arbeitskräfte zu entziehen, ließ er immer noch jährlich etwa 8000 Mann im Auslande werben. Die Mannszucht mußte streng beachtet werden. Spiel und Trunk durften nirgends einreißen.
„Hier habe ich eine Provinz im Frieden erobert," sagte er, als es ihm nach siebenjähriger schwerer Arbeit gelungen war, den Oderbruch (etwa 550 qkm) zwischen Frankfurt a. O. und Oderberg zu entwässern. Wo der Strom früher durch sumpfiges Gefilde sich wälzte, waren nun über 200000 Morgen trocken gelegt, durch Dämme geschützt. Als der König starb, waren hier schon 95 neue Dörfer begründet.
Jedes Jahr bereiste der König die Provinzen, um die Truppen zu mustern und nach allem in der bürgerlichen Verwaltung zu sehen. Hohe und niedere Beamte mußten da Rechenschaft über ihre Thätigkeit geben. Jeder sollte durchaus unbestechlich sein und seine Arbeit nach des Königs Vorbilde pünktlich, kurz und genau verrichten. Wehe, wenn einer un-
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund]]
TM Hauptwörter (200): [T151: [König Volk Kaiser Reich Fürst Land Gott Wilhelm Deutschland Frieden], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich
Schulformen (OPAC): Konfessionell gemischte Schule
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
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Schule. Er besuchte gern den Unterricht. Einst rief eine Depesche den Lehrer in seiner Anwesenheit an das Bett der todkranken Mutter. Sofort übernahm der bohe Herr selbst die Geschichtsstunde, damit der Lehrer bald abreisen könne. Mit seiner Gemahlin wetteiferte er darin, die Erziehung der Kinder zu fördern. Auch sorgten sie beide dafür, daß arme, in der Stadtlust verkümmerte Kinder sich in den Ferien auf dem Lande in freier Luft kräftigten.
Der Prinz war von Natur friedliebend. Doch als das Vaterland ihn zum Kampfe rief, gewann er auf dem Schlachtfelde hohe Ehren. Bei König-grätz entschied er den Sieg der Preußen. In dem französischen Kriege be- : fehligte er bei Weißenburg, Wörth, Sedan und vor Paris die dritte Armee. Diese war zum großen Teil aus Süddeutschen, Bayern und Württembergern gebildet; „unser Fritz" gewann durch feine ritterliche Erscheinung rasch die Herzen. So hat Kronprinz Friedrich Wilhelm von Preußen hervorragenden Anteil an der Gründung und Befestigung der deutschen Einheit.
2. Der Kaiser. — Als er ant 9. März 1888, bereits 57 Jahre alt, Kaiser wurde, war er ein todkranker Mann. Ein bösartiges Halsleiden hatte ihn befallen, und zu San Remo (in Italien) hatte er vergeblich Heilung. gesucht. Zuletzt mußte ihm die von der Geschwulst verengte Luftröhre geöffnet -werden, damit er nicht ersticke. Aber auf die Nachricht von dem Tode seines Vaters reiste er fofort nach Berlin ab. „Und wenn ich unterwegs sterben sollte," entgegnete er im Gefühl feiner Pflicht dm Vorstellungen seiner Umgebung. Als Kaiser bewährte er seinen Wahlspruch „Furchtlos und beharrlich" in den Schmerzen der Krankheit, wie einst in der Feldschlacht. „Lerne leiden, ohne zu klagen," mahnte er den Kronprinzen. Schon am t
15. Juni schied er still und schmerzlos von den Seinen.
$
57. Kaiser Wilhelm Ii. seil 1888.
1. Bis zur Thronbesteigung. — Prinz Friedrich Wilhelm, später Prinz Wilhelm genannt, wurde am 27. Januar 1859 als Sohn des damaligen Kronprinzen Friedrich Wilhelm (f. Kap. 56) geboren. Vater und Mutter leiteten selbst die Erziehung des künftigen Thronerben. Er wurde bei- : zeiten an gewissenhafte Arbeit gewöhnt und körperlich abgehärtet. Bis zum
16. Jahre blieb er im Hause der Eltern. Bei feiner Konfirmation gelobte er,: im kindlichen Glauben fein Leben lang Gott ergeben zu fein. Dann besuchte, er das Gymnaf ium zu Kassel, und nach der Abgangsprüfung hörte er auf: der Universität zu Bonn Vorlesungen über Geschichte, Recht und Wirt-'' fchaftsleben. Unter Leitung vorzüglicher Staatsbeamten machte er sich damit
TM Hauptwörter (50): [T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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TM Hauptwörter (200): [T61: [Wilhelm Friedrich Prinz König Luise Jahr Königin Gemahlin Prinzessin Kaiser], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T141: [Armee Metz General Paris Schlacht August Mac Franzose Mahon Festung], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm_von_Preußen Friedrich Wilhelm Wilhelm Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Wilhelm Wilhelm Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Weißenburg Sedan Paris Bayern Italien Berlin Kassel Bonn
Der dreiigjhrige Krieg.
115
Aus seinen Gtern kmmerte er sich um Kleines und (Arodes; er ftmfjte, wie viel Gnse und Hhner sich auf jedem seiner Hfe befanden. Wie in der Armee seine Generale, so schulte er hier seine Beamten. Er verstand wie ein geborener Herrscher ungefgige Naturen zu willenlosen Werkzeugen zu machen, und auf dieser Kunst beruhen seine Erfolge. Von der Herrschaft Fried-land in Bhmen fhrte er den Herzogstitel.
Nrdlingen. Nach Wallensteins Ermordung wurde des Kaisers ltester Sohn Ferdinand zum Oberanfhrer des Heeres ernannt. Die Seele der Heeresleitung war Graf Gallas. Dieser wute die Uneinigkeit, die zwischen dem schwedischen Kanzler und den Generalen bestand, so gut auszuntzen, da er im Jahre 1634 den glorreichen Sieg bei Nrdlingen im bayrischen Schwaben errang.
Der schwedisch - deutsch - franzsische Krieg. Infolge dieses Waffenerfolges traten auch die Franzosen 1635 ffentlich in den Kampf ein, und es beginnt nun der vierte Abschnitt des Krieges, der schwedisch-deutsch-franzsische Krieg, der bis 1648 dauerte. Leiter der fran-zsischen Staatsangelegenheiten war damals Kardinal Richelieu. Im eigenen Lande hielt er die Hugenotten nieder, in Deutschland untersttzte er die Anhnger der Reformation gegen den Kaiser. Seit den Tagen Marias von Burgund zieht sich durch die franzsische auswrtige Staats-leitung das stete Bestreben, das Haus Habsburg zu schwchen.
Die letzte Zeit des Krieges geht hin in wsten und wilden Zgen. Die Schweden verlangten Pommern, die Franzosen das Elsa, die ver-lierenden Fürsten Entschdigungen.
Johann von N)erth. Zu den ruhmreichsten Feldherren des dreiig-jhrigen Krieges auf kaiserlicher Seite gehrt Johann von Werth. Er war der König unter den Reitergeneralen dieses Krieges, der Liebling der Soldaten, der Schrecken seiner Feinde. Nach der Sage soll er in seiner Jugend auf einem Hofe zu Kln als Schweinehirt gedient haben und in den Krieg gezogen fein, weil eine Dienstmagd des Hofes von seinen Bewerbungen nichts wissen wollte. In seinem Testamente aber sagt er selbst, er sei zu Bttgen bei Neu erzogen und habe den grten Teil seiner Jugend dort verlebt. Seine Familie war von altem Adel, aber, verarmt. Zwar spricht ihm die Sage ab, da er Schulunterricht genossen habe, aber er schrieb eine feste, schne Handschrift, und seine Berichte waren in gebildeter und kerniger Sprache gehalten. In vielen Schlachten hat er zum Siege wesentlich bei-getragen. Er besa besonderes Talent fr den sogenannten kleinen Krieg; er wute den Feind zu berraschen und ihn aus seinem Standorte zu jagen; mit kleinen Haufen machte er Streifzge, wagte sich in die Mitte der Feinde und benutzte jede Gelegenheit, ihnen Verluste beizubringen; mitten in der Nacht berfiel er sie im Lager. Bald war er an der Isar, bald an der Donau, bald am Lech, bald am Main, bald am Neckar, bald am Rhein, bald an der Maas. Als er mit seiner Reiterschar in Frankreich einzog,
8*
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch]]
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Extrahierte Personennamen: Ferdinand Ferdinand Graf_Gallas Richelieu Marias Johann Johann_von_Werth Johann
Extrahierte Ortsnamen: Schwaben Deutschland Marias Burgund Haus_Habsburg Elsa Donau Main Rhein Maas Frankreich
Schulformen (OPAC): Konfessionell gemischte Schule
Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
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eigenen Gesetze, die „Rrtiftel". Meuterer, Ausreißer und sonst disziplinlose Gesellen verfielen dem „Recht der langen Spieße". Die Kameraden bildeten eine Gasse, in die der verurteilte hineingestoßen rourde; von den ihm entgegenstarrenden Spießen wurde er durchbohrt. Die Landsknechtheere waren in Regimenter eingeteilt, diese in Fähnlein und Hotten. Ein berühmter Landsknecht-führer ist Georg von Zrundsberg gewesen.
31. Die Buchdruckerkunst.
1. Geschriebene Bücher. Wichtiger noch als die Erfindung des Schießpulvers ist die der Buchdruckerkunst, die ebenfalls von einem Deutschen gemacht wurde (1440). Lange Seit gab es keine andern als geschriebene Bücher. Diese wurden meist in den Klöstern verfertigt, in denen sich die Mönche mit dem Bücherabfchreiben beschäftigten; sie waren natürlich sehr teuer. Denn wieviel Zeit und Rrbeit kostete es, ein einziges Buch abzuschreiben! Daher konnten nur reiche Leute Bücher besitzen. Selbst das Buch der Bücher, die heilige Schrift, war höchst selten: denn eine vollständige Bibel kostete an tausend Mark. Man war daher schon längst darauf gekommen, die Buchstaben einer Seite im Buche in eine holztafel einzuschneiden, mit Schwärze zu bestreichen und dann auf Papier abzudrucken. Nun konnte man diese Seite leicht hundertmal vervielfältigen. Rber hierdurch war die (Erfindung der Buchdruckerkunst erst vorbereitet.
2. Johann Gillenberg. (Endlich kam ein Bürger aus Mainz, Johannes Gensfleisch, genannt (Butenberg, der sich in Straßburg niedergelassen hatte, auf den Gedanken, die Buchstaben einzeln aus holz zu schnitzen, aneinander zu reihen und abzudrucken. Waren so einige Seiten vollendet, so konnte man die Buchstaben wieder auseinander nehmen, zu anderen Seiten benutzen und so ein ganzes Buch zustande bringen. Die ersten Versuche befriedigten noch nicht, weil die Holzbuchstaben sich schnell abnutzten und leicht zerbrachen. Rber (Butenberg ward nicht müde, seine Kunst weiter auszubilden. (Er kehrte nach Mainz zurück und verband sich dort mit Johann Zu st, einem Goldschmied, und mit dem sehr geschickten Peter Schösser aus (Bernsheim zu neuen versuchen. (Butenberg und Schösser erfanden die Kunst, die Schriftzeichen aus Metall in Formen zu gießen, während bisher jeder einzelne Buchstabe geschnitzt wurde. So machte die wichtige
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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Extrahierte Personennamen: Georg_von_Zrundsberg Johann_Gillenberg Johann Johannes_Gensfleisch Johann Johann Peter_Schösser
89
Wie viel Staaten kennt ihr jetzt? — In welchem von diesen Staaten
wohnen wir? — Wer kann sie alle in der Reihenfolge aufzählen, wie wir sie
kennen gelernt haben? — Wie viel Kaiserreiche sind darunter? — Wie
•viel Königreiche? — Wie viel Grossherzogthümer? — Wie viel
Herzogthümer? — Wie viel Fürstenthümer? — Wie viel freie
Städte? — Wie heisst das deutsche Reichsland? — In der nächsten Stunde
sollt ihr diese Staaten nach der Reihenfolge dieser Fragen auszählen! —
Diese 27 Staaten bilden mit dem deutschen Reichsland zusammen em..großes
Land und zwar Deutschland. Zwei dieser Staaten: das Kaiserthum O st e r -
reich und das Fürstenthum Liechtenstein gehören nicht zu dem im Jahre 1871
wieder hergestellten „Deutschen Kaiserreich". Welche von den 27 Staaten
Deutschlands bilden also das „Deutsche Kaiserreich"? — Welche von diesen
Staaten liegen an der nördlichen Grenze Deutschlands? — An der west-
lichen? — Südlichen? — Östlichen?
Zeichnet jetzt Deutschland auf die Schiefertafel und sehet dalei besonders
auf die Gebirge, Hauptflüsse, Eisenbahnen, Staateneintheilung
und Hauptstädte!
Ii. Me Natur Deutschlands.')
1. Die drei Naturreiche.
Unübersehbar ist der Reichthum der Natur, den Gott über die
ganze Erde verbreitet hat, und auch Deutschland hat an Natur-
Produtten eine unzählbare Menge aufzuweisen. Die Natur-Produkte
sind — wie wir schon im vorhergehenden Lesebuche gelernt haben —
entweder Thiere, Pflanzen oder Mineralien.
Was sind Thiere? — Was Pflanzen? -— Was Minera-
lien? — Wie nennt man alle Thiere zusammen? — Wie alle
Pflanzen? — Wie alle Mineralien? —
A. Das Thierreich.
I. Säugethier e.
2. Das Pferd.
Vor allen Thieren zeichnet sich das Pferd aus. Edel und kräftig
steht es da; stolz trägt es das Haupt mit schön gewölbter Stirn und
Nase; klug und mild blickt es uns an aus dem runden, großen Auge,
das im Dunkel mit grünem Schein leuchtet. Mit den spitzen Ohren
spielt und lauscht es aufmerksam.
Die vorstehende freie Brust zeugt von dem Muthe, der in ihr
wobnt; schlank und glatt ist der Nacken, und um den gebogenen Hals
*) Auch die nun folgenden Lesestücke werden in ähnlicher Weise, wie dre vorhergehenden, «18
Material zu den Übungen im schriftlichen Ged ankenausdruck benutzt — mit Auswahl
— nach Zeit und Umständen.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land]]
TM Hauptwörter (200): [T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T174: [Preußen Sachsen Hannover Holstein Provinz Königreich Staat Oldenburg Braunschweig Dänemark]]
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Liechtenstein Deutschlands Deutschlands Deutschland Deutschlands Deutschland
490
Durch daß äußere Ohr wird der Schall aufgefangen, dann in
das innere Ohr geleitet, vom Gehörnerven empfunden und als-
dann vom Geiste wahrgenommen. Wenn etwas störend auf das Ohr
einwirkt, so kann dieses leicht krank werden. Krankheiten des Ohres sind:
Lie empfindliche Feinhörizkeit, die Schwerhörigkeit uno Taubheit.
Bei der Schwerhörigkeit vernimmt man starke Laute als schwache,
bei der Feinhörigkeit aber schwache als starke. Bei der Taubheit
hört man gar keine Laute. Bei dem Ohrtönen werden Töne wahr-
genommen oder gehört, die dem Ohre von außen gar nicht zugeführt
worden find. Das Schreien in die Ohren eines andern ist unanständig,
unverständig und schädlich. Höchst gefährlich ist es , mit spitzigen Din-
gen bis tief in den Gehörgang hineinzubringen, wie manche Leute es
thun, um das Ohr zu reinigen.
Wer von seiner Geburt an nicht hören kann, lernt auch nicht sprechen
und ist taubstumm. Es giebt besondere Anstalten, worin das Loos
solcher Unglücklichen sehr erleichtert und ihre Bildung möglichst befördert
wird. Zu Ende des sechszehnten Jahrhunderts trat Peter Pontius,
ein spanischer Benedictiner-Mönch, als erster Taubstummen-Lehrer auf.
Samuel Heinicke, ein Deutscher, und der Abbe de l'epee, ein
Franzose, verdienen den Ruhm, den Taubstummen - Unterricht wissen-
schaftlicher begründet zu haben. Jetzt ist derselbe so vervollkommnet,
oaß diejenigen, welche gehörig unterrichtet worden sind, nicht bloß jedem
sich verständlich machen, sondern selbst Lehrer von Taubstummen wer-
den können.
3. Der Geschmack.
Das Werkzeug des Geschmacks ist die Zunge, welche auf ihrer
Oberfläche ganz mit feinen Nervenwärzchen besetzt ist. Diese Wärz-
chen sind die Enden oder Umbiegungen der Geschmacksnerven, welche
die Zunge aus dein Hirne erhält. Durch den Speichel, den die Speichel-
drüsen im Munde absondern, wird die Oberfläche der Zunge feucht
erhalten. Wir schmecken nur flüssige, oder in Flüssigkeit aufgelöste
Körper. Alle unauflöslichen Dinge schmecken wir nicht.
Außer dem Schmecken der Speisen und Getränke dient die Zunge
auch zum Sprechen; daher ohne Zunge keine Sprache. Und so ist
die Zunge das Organ, das zu zwei ganz verschiedenen Verrichtungen
dient, nämlich ein Mal zum Aufnehmen und Empfinden der leib-
lichen Speise und das andere Mal zur Bildung des Wortes oder
der Sprache, welche gleichsam eine Nahrung für die Seele ist. Gute
Worte sind für die Seele eire gute Speise, böse Worte aber sind
für sie ein Gift.
4. Der Geruch.
Das Organ des Geruchs ist die Nase. Die Nase hat im
Innern eine Höhle, welche im vorderen Theile durch eine knöcherne
Scheidewand, das Pflugscharbein, in zwei Hälften getheilt wird.
32*
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
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Extrahierte Personennamen: Peter_Pontius Samuel_Heinicke Samuel
43
Branntweinbrenner, Bierbrauer, Zuckersieder, Eisengie-
ßer, Glasblaser, Papiermacher und Gerber — die Weber
und anderen Arbeiter in Leinen-, Tuch-, Seiden- und Baum-
wollenzeug- oder in Kattunfabriken; endlich die Künstler,
nämlich: Gold- und Silberarbeiter, Metallgießer, Maler,
Zeichner, Kupferstecher, Lithographen, Bildhauer, Bau-
meister, Maschinenbauer u. s. w. Sie alle heißen Gewerb-
treibende, und diejenigen Produkte, die sie durch ihre Arbeiten her-
vorbringen, sind Kunsterzeugnisse oder Kunstprodukte. — Mit
dem Verkaufe der Natur- und Kunstprodukte aber beschäftigen sich die
Kauf- und Handelsleute, welche auch zu den Gewerbtreiben-
den gehören. — Während also die Einen in Feld, Flur und Wald,
im Wasser oder gar im Schooße der Erde thätig sind, die Naturpro-
dukte zu gewinnen — und während die Andern in ihren Werk-
oder Fabrikstätten beschäftigt sind, diese Produkte durch den Fleiß und
die Kunst ihrer Hand zu verarbeiten, sind die Kauft und Handels-
leute rastlos bemüht, mit den gefertigten Waaren Handel zu treiben
und sie zu diesem Zwecke von einem Orte zum andern zu schaffen.
Dieses geschieht zu Wasser durch die Schifffahrt und zu Lande
auf Landstraßen und Eisenbahnen. Die Wasser- und Land-
straßen, so wie die Eisenbahnen verbinden die entferntesten Theile des
Staates mit einander, und die an den Ufern und Mündungen der
Flüsse oder an den Landstraßen und Eisenbahnen gelegenen großen
Städte treiben gewöhnlich bedeutenden Handel. Die Haupthandelsplätze
des Staates sind: Köln, Elberfeld, Aachen, Frankfurt a. M.,
Hannover, Emden, Altona, Magdeburg, Berlin, Frankfurt
a. d. O., Breslau, Stettin, Danzig und Königsberg. Im
Handel wird überall im Staate nach Thalern, Silbergröschen
und Pfenningen gerechnet, und außer dem Gelde in Kupfer und
Silber ist auch Gold (Friedrichsd'or) und viel Papiergeld in
Umlauf. Das letztere nutzt sich zwar leicht ab, kann aber von Reisenden
leicht fortgebracht werden und ist für Kaufleute ein bequemes Zahlungs-
mittel, da ein kleines Papier von 1, 5, 50, ja 100 Thalern leicht
in einem Briefe weiter geschickt werden kann. Denn ein wichtiges Be-
förderungsmittel für Handel und Verkehr sind noch die Postwagen,
welche nach allen Richtungen hin mit Geldsendungen, Briefen, Palleten
und Reisenden das Land durcheilen. — Ja, überall ist reges Leben,
überall ist man bemüht, durch Arbeit, durch Gewerbe und Han-
del das nöthige Geld zu verdienen zur Beschaffung von Nahrung,
Kleidung und Wohnung. Der Nähr stand ist es also, der ganz
besonders für die leiblichen Bedürfnisse des Menschen sorgt.
Aber der Mensch hat nicht allein leibliche, er hat auch geistige
Bedürfnisse; die Kräfte seines Geistes sollen in seiner Jugend geweckt,
geübt und ausgebildet werden, und diejenigen Personen, welche für
die Ausbildung der Geisteskräfte der Jugend im Staate sorgen,
bilden den
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz]]
TM Hauptwörter (200): [T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T154: [Meister Handwerker Geselle Arbeit Lehrling Handwerk Arbeiter Jahr Kaufleute Stadt], T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer]]
Autor: Hüttmann, J. F., Jastram, Heinrich, Marten, Adolf
Auflagennummer (WdK): 6
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
Naturgeschichte.
í. Der Jkenfty.
§. 1. Verbreitung, Zahl, Eintheilung und Abstam-
mung der Menschen. Der Mensch ist über die ganze Erde
(mit Ausnahme der eisigen Polargegenden) verbreitet, denn er ist
auf keine bestimmte Nahrung beschränkt und an kein bestimmtes
Klima gebunden. — Zahl und Rassen der Menschen siehe Geogr.
§. 12. — Alle Menschen stammen von einem Paare ab (Ein-
heit des Menschengeschlechts), alle besitzen Sprache und sind
höherer geistiger Entwickelung fähig; kein Stamm ist ohne alle
religiösen Vorstellungen, bei keinem fehlen die Anfänge der Kunst,
alle haben einen Begriff von Eigenthum. Die körperlichen Ver-
schiedenheiten der einzelnen Nassen sind bewirkt: 1. durch die
klimatischen Verhältnisse; 2. durch verschiedene Nahrungs- und
Lebensweise; 3. durch höhere oder niedere Gesittung und Bil-
dung (Cultur); 4. durch zufällige Abweichungen von der Grund-
gestalt, welche zuerst bei einer oder wenigen Personen auftraten
und dann forterbten.
1. Welches sind die fünf Menschenrassen? — 2. Gieb von jeder die
Hauptmerkmale und die Wohnsitze an! — 3. Zu welcher Rasse gehören:
Germanen, Franzosen, Russen, Chinesen, Hottentotten. Indianer, die Ur-
bewohner Australiens? — 4. Wodurch wird die Einheit des Menschen-
geschlechts bewiesen? — 5. Wodurch läßt sich die körperliche Verschiedenheit
erklären?
§. 2. Bildung des Körpers im allgemeinen. 1. Der
Körper des Menschen zerfällt in drei Haupttheile: Kopf, Rumpf
und Glieder (Extremitäten). Der Kopf besteht aus Schädel
und Gesicht. Am Rumpfe unterscheide: Hals, Brust und
Bauch. Vorn int Halse liegt der Kehlkopf und der obere
Theil der Luftröhre, dahinter befindet sich der Schlund, der
sich nach unten als Speiseröhre fortsetzt. Das Zwerchfell
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau]]
TM Hauptwörter (200): [T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima], T46: [Körper Blut Wasser Luft Haut Magen Herz Speise Muskel Mund]]
171
dahinziehen. Über sich hat er das Hangende, unter sich das Liegende
der Gesteinmaffen.
Der Bergmann fährt zu Berg, wenn er in den Schacht an stei-
len Leitern hinabklettert oder an einem Seile hinuntergelassen wird; er
fährt zu Tage, wenn er den umgekehrten Weg macht. Die Berg-
werke sind oft von erstaunlicher Ausdehnung; denn es giebt Schächte,
die an 938™ tief, sind, und sich 400 bis 500™ unter die Meeres-
oberfläche erstrecken. Noch bedeutender ist die Länge der Stollen: der
Georgs-Stollen auf dem Harze ist drei Stunden lang, der Christophs-
Stollen im Salzburgischen 3281™ lang. Die Stollen sind meistens
so hoch, daß darin ein Mann gehen kann, oft jedoch auch recht niedrig
und nur in gebückter oder kriechender Stellung zugänglich.
In seinem Beruf hat der Bergmann nächst dem Seefahrer neben
vielen Beschwerden wohl die meisten Gefahren zu bestehen. Es giebt
Bergwerke, wo von 10,000 Arbeitern im Durchschnitt jährlich sieben
durch Unglücksfälle das Leben einbüßen, und gegen 200 mehr oder
weniger am Körper beschädigt werden. In andern sollen sogar von
250 Arbeitern jährlich 12 bis 16 umkommen. Bald ist es das Was-
ser, welches von der Seite oder aus der Tiefe andringt, bald sind es
die Schwaden oder schlagenden Wetter, die sich entzünden, heftige
Erschütterungen hervorbringen und die Bergleute todten, oder es sind
erstickende Gase (Luftarten), die plötzlich aus geöffneten Spalten hervor-
dringen und die Arbeiter ersticken.
Dieses alles hat dann, namentlich in frühern Zeiten, bei den Berg-
leuten eine reiche Quelle zu Aberglauben, zu vielerlei Sage und Dich-
tung gegeben. Da erzählen sie denn von manchen neidischen Berg-
geistern, Zwergen und Kobolden, die in den Berghöhlen das Erz
und die Schätze bewachen, dieselben den Menschen mißgönnen, daher
den Bergmann vielfach an der Arbeit hindern und ihm viel Übles zu-
fügen. Auch glaubten andere wieder, daß wohlthätige Feen und
Geister ihnen helfen. Allein der fromme und erfahrene Bergmann
weiß wohl das Mährchen und die Sage von der Wahrheit zu
unterscheiden, und indem er, geleitet durch die Wissenschaft und durch
die Erfahrung, die Gefahren zu vermeiden sucht, vertraut er auf Gott,
den Schutz und Hort aller Menschen, und betet zum Herrn jedesmal,
wenn er zu Berge fährt.
Iii. Deutschland und seine Dcwohner — die Deutschen.
1 Deutschland.*)
1. Deutschland, dieses große, weite Land, grenzt gegen Süden
an das adriatifche Meer, die Lombardei-Venedig in Italien,
») Die Wandkarte Deutschlands wird benutzt: das in dieser Beschreibung Enthaltene,
was bereits früher im Einzelnen vorgenommen, nun im Ganzen aufzufassen und so den
Schülern zu einem klaren Gesammtbilde Deutschlands zu verhelfen.
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
TM Hauptwörter (200): [T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind]]
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waren darüber unwillig. „Nicht doch," sagte Sokrates, „ihr würdet ja
nicht zürnen, wenn mir einer begegnete, der häßlicher wäre als ich. Warum
ereifert ihr euch also, daß dieser Mensch minder höflich ist als ich!"
Es war vorauszusehen, daß sich Sokrates durch seine ausgezeichnete
Weisheit und Tugend bei dem großen Haufen seiner verdorbenen Mit-
bürger, deren Sittenlosigkeit er mit Worten strafte, Haß und Neid zu-
ziehen mußte. Sie verläumdeten ihn also, verklagten ihn öffentlich,
er glaube nicht an die Götter der Vaterstadt, und die ungerechten Rich-
ter verurtheilten ihn zum Tode. Sokrates hörte sein Todesurtheil mit
der größten Ruhe. Er verzieh allen, die ihn verurtheilt hatten, und
freute sich, bald zu den Geistern der edlen Männer aus der Vorzeit
hinüber zu wandeln. Dann wurde er ins Gefängniß geführt. Seine
Schüler hatten den Gefängnißwärter bestochen, daß er die Thüre des
Kerkers offen ließe, damit ihr geliebter Lehrer sich durch die Flucht
retten könnte; er aber wies ihren Vorschlag zurück und trank den ihm
dargereichten Giftbecher — 400 v. Chr.
7. Demosthenes.
(Um 360 v. Chr.)
Durch oftmals wiederholte Streiche
Fällt auch zuletzt die stärkste Eiche.
Demosthenes war der größte Redner unter ^den Griechen. Er hatte seinen
Water verloren, als er kaum sieben Jahre alt war. Als Knabe hörte er einst
einen Redner und war ganz entzückt von der schönen Rede. Er faßte sogleich den
Entschluß, auch einmal ein solcher Redner zu werdm. Won der Zeit an nahm
er an keinem Spiele mehr Theil, sondern alle Zeit verwandte er auf Lesen, Schrei-
den und Sprechen. Als er nun erwachsen war und eine schöne Rede ausgear-
beitet hatte, hiüt er diese vor dem versammelten Wolke. Aber er wurde aus-
gep fiffen, und alle Mühe schien vergeblich gewesen zu sein. Betrübt schlich er nach
Hause. Ein Freund aber ermunterte ihn zu einem zweiten Versuche. Diesmal
arbeitete er viel sorgfältiger und übte die Rede geläufiger ein. Aber ach! er wurde
wieder ausgelacht; das Gesicht in seinen Mantel hüllend, ging er wie vernichtet
nach Hause. Darauf besuchte ihn ein anderer Freund und machte ihn aufmerksam
auf feine Fehler beim Reden. Demosthenes hatte aber als Redner drei Haupt-
fehler: erstlich sprach er zu leise, weil er eine schwache Brust hatte; dann sprach
er undeutlich, denn einige Laute konnte er gar nicht hervorbringen, z. B. das R;
endlich hatte er die üble Gewohnheit, daß er mit der Achsel zuckte, so oft er einen
Satz ausgesprochen hatte. Wie sollte er aber solchen Gebrechen abhelfen? De-
mosthenes verzweifelte nicht. Was der Mensch will, das kann er. Um seine
Brust zu stärken, ging er täglich die steilsten Berge hinan; oder er trat an das
User des Meeres, wo die Wogen ein großes Gebraust machten, und suchte mit
seiner Stimme das Getöse zu übertönen. Um das R und einige andere Laute
herauszubringen und der Zunge die rechte Lage zu geben, legte er kleine Steine
unter die Zunge, und so sprach er. Das häßliche Achselzucken sich abzugewöhnen,
hängte er ein Schwert über der zuckenden Achsel auf, welches ihn jedesmal ver-
wundete, wenn er in die Höhe fuhr. Dann ließ er sich die Haare kurz abscheeren,
damck er eine Zeitlang gar nicht ausgehen durfte, sondern alle Zeit auf seine
Kunst verwenden mußte. Nach solchen Vorbereitungen trat er endlich wieder auf
und hielt eine so schöne Rede, daß das griechische Volk ganz entzückt war und
seinen Ohren nicht trauen wollte. Demosthenes wurde nun mit Lob und Bei-
fallsbezeigungen überschüttet, und dadurch aufgemuntert, fuhr er nur noch emsiger
fort. Oft hat er mehr gewirkt, als der beste Feldherr! — Steter Tropfen
höhlt den Stein.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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TM Hauptwörter (200): [T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute]]