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des Kaisers Vespasian durch ihre Orakelsprche die Germanen zum Frei-heitskampfe aufrief und wie eine Gttin verehrt wurde. Zauberei und Wahrsagerei waren weitverbreitet, und auch der Glaube an Hexen, der erst in spterer christlicher Zeit auftaucht, mu als ein Rest aus heidnischer Vorzeit augesehen werden.')
d) Die Bestattung der Toten war durch Religion und Sitte geboten. Die Leichen wurden entweder begraben oder verbrannt, die Asche und die Knochenreste gewhnlich in einer Urne gesammelt, die meist zu mehreren zusammengestellt und mit einem Erdhgel bedeckt wurden. In einigen Gegenden findet man Dolmen, freistehende Grabkammern aus groen Steinblcken, oder Ganggrber. Die einzelnen Leichen wurden in liegender oder sitzender Stellung bestattet. Da das Leben im Jenseits als eine Fortsetzung des diesseitigen gedacht wurde, pflegte man den Toten alles mitzugeben, was ihnen im Leben lieb oder unentbehrlich gewesen war, Waffen und Schmuckgegenstnde, Gerte aus Stein und Kupfer und anderem Metall. Die gefallenen Helden wurden von den Walkren in die Himmelsburg Walhalla gebracht, wo sie sich an lustigen Jagden und Heldenkmpfen aller Art erfreuten. Frhliche Gelage wurden abgehalten, bei denen sie den kstlichen Met aus den Hrnern der Auerochsen oder den Schdeln erschlagener Feinde tranken. Die Strohtoten, d. h. alle, welche nicht den Tod auf der Walstatt gefunden hatten, waren von den Freuden des Himmels ausgeschlossen; sie kameu in das schaurige, unterirdische Reich der grimmigen Hel oder Hela. Ein wtender Hund bewacht den Eingang. Der Saal heit Elend, die Schssel Hunger, das Wasser Gier, der Knecht Trg, die Magd Langsam, die Schwelle Einsturz, das Bett Krankheit, der Vorhang Unheil.
e) Entstehung der Welt, Weltuntergang und Welt-erneneruug. Im Anfange der Zeit war und) der Edda nichts vor-handen als ein ungeheurer Abgrund; nach Norden hin bildete sich die kalte Nebelwelt Nislheim, nach Sden hin die Feuerwelt Muspel-heim; der ghnende Abgrund zwischen beiden war mit Eis gefllt. Da kam von Muspelheim ein Funke herbergeflogen, siel in den Abgrund, belebte das Eis und bildete das erste lebendige Wesen, den Riesen Imir, den Stammvater der Frost' und Eisriesen. Odin erschlug den Riesen, und aus seinen: ungeheuren Leibe flssen soldje Strme Blutes, da alle Frostrieseu ertranken. Aus dem Riesenleibe bildete Odin die Welt, ans dem Schdel den Himmel, aus dem Gehirn die Wolken, ans den
3) Wacker, Lesebuch Nr. 178: Weise Frauen bei den alten Germanen."
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Extrahierte Personennamen: Odin
Extrahierte Ortsnamen: Himmelsburg_Walhalla Hela Nislheim Muspelheim
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ihr tugendhafter Sohn Bruno erhielt den erzbifchflicheu Stnhl zu Elu, wo er sich besonders um das Schulwesen groe Verdienste erworben hat.
Doch nochmals sollte die edle Fran den Becher der Leiden trinken. Ihre Shne Heinrich, ihr Lieblingssohn, und Bruno wurden in den besten Mannesjahren vom Tode dahingerafft, ihr Enkel, der Erzbischos Wilhelm von Mainz, sank in der Blte der Jahre dahin; er starb ans einer Reise, als er von dem Krankenbette der Gromntter znrckkehrte.
4. Ihr Tod. Mathilde erreichte ein Alter von achtzig Jahren. Sie starb an einem Samstag, an demselben Wochentage und zu derselben stunde, in der auch ihr Gemahl aus dem Leben geschieden war. Im Munster zu Quedlinburg saud sie au seiner Seite ihre letzte Ruhesttte. Von der Kirche ist sie unter die Zahl der Heiligen aufgenommeil worden.
Otto I, der Groe. (936 973.)
1. Seine Persnlichkeit. Otto war eine stattliche, wahrhast knig-liche Erscheinung. Den echten Sachsen kennzeichnete das blonde Haar; ein mchtiger Bart von rtlicher Farbe fiel ans die breite Brust herab. Er war ein gewandter Reiter, ein eifriger Jger und wohlgebt tu dem Gebrauche der Waffen. Fremdlndische Kleidung verschmhte er, auch bediente er sich gewhnlich der heimischen Mundart, obgleich er das Romanische und Slavische zu sprechen verstand. In der Jugeud hatte er feine Schulbildung genossen; erst in spteren Jahren lernte 'er das Lesen. Wie ein Lwe kmpfte er in der Schlacht, gegen die Unterwor-fenen war er gromtig und bte gegen seine ehemaligen Feinde Ver-geben und Vergessen. Sein klarer Verstand lie ihn in allen Lagen das Richtige finden, und sein starker Wille kannte keine Hindernisse. Er war heiter und sangesfroh und ein Mann von der grten Sittenstrenge. Bei allen seinen Unternehmungen setzte er sein Vertrauen auf Gott, und seine hohe Stellung betrachtete er als ein Geschenk seiner Gnade. Karl den Groen hatte er sich zum Vorbilde genommen, gleich ihm liebte er glnzende Feste und Versammlungen, gleich ihm ist er in Sagen und Liedern verherrlicht worden. Er hat Deutschland zur Weltstel-luug erhoben und das deutsche Nationalgeshl geweckt.
2. Seine Wahl und Krnung. Otto wurde, wie sein Vater es gewnscht hatte, von den Sachsen und Franken zum Könige gewhlt, und in Aachen brachten ihm die Abgesandten smtlicher deutschen Volks-stamme ihre Huldigung dar. Hierauf ging es in den D>otn, wo er von dem Erzbischos von Mainz gekrnt wurde. Er umgrtete Otto mit dem Schwerte, berreichte ihm Mantel und Szepter, salbte ihn mit dein hei-
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Extrahierte Personennamen: Bruno Heinrich Heinrich Bruno Erzbischos_Wilhelm_von_Mainz Wilhelm Mathilde Otto Otto Karl Otto Otto
Extrahierte Ortsnamen: Quedlinburg Sachsen Deutschland Sachsen Aachen Mainz Schwerte
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der Graf Bohemunb von Tarent. Da wegen des Streites Hein-richs Iv. mit Gregor Vir. eine Ausshnung zwischen Kaiser nnb Papst noch nicht stattgesunben hatte, beteiligten sich an dem ersten Kreuzzuge von beu Deutschen nur die Lothringer. Aus getrennten Wegeu durch Ungarn, Italien nnb Dalmatien zog das gewaltige Heer der Kreuzfahrer, das, Weiber und Ktuber mit eingerechnet, 300000 Personen gezhlt haben soll, nach Constantinopel. Von hier setzte es der den Hellespont und eroberte die Stadt Nica. Das Hauptheer nahm baun unter Mhseligkeiten aller Art seinen Weg durch die wasserarme Hochebene von Kleinasien, eroberte das feste Antiochia und schlug, nachbem die heilige Lanze gesunben war, ein trkisches Heer, das zum Entstze der Stadt heranrckte, in die Flucht. Der Graf Bohemunb von Tarent wrbe mit einem Besatzungsheere zurckgelassen, während Balbuiu mit einer Heeresabteilung nach dem oberen Euphrat gezogen war, Ebessa erobert und die Hulbiguug der Armenier entgegen genommen hatte.
3. Die Eroberung von Jerusalem. 15. Juli 1099. Nach fast brei Jahren gelangte das Heer der Kreuzfahrer, nur noch 20000 Mann stark, vor Jerusalem an. Im Anblicke der heiligen Stadt waren alle Leiben und Mhseligkeiten der langen und gefahrvollen Reise vergessen. Freubentrnen netzten die Wangen, heie Gebete stiegen aus baut-erfllten Herzen empor, alle waren von hoher Begeisterung ergriffen. Dann begann die Belagerung der Stadt. die durch mchtige Mauern geschtzt und von einem trkischen Heere verteibigt wrbe. Den Kreuz-sahrern fehlte alles, selbst das Wasser, um unter der heien Sonne beu brennenben Durst lschen zu knnen. Lebensrnittel und Belageruugs-gerte muten zu Schiffe herbeigeschafft werben; bazn hielt der Tod unter den Christen eine reiche Ernte. Nachbem die Sturmgerte herbeigeschafft. die notwenbigen Vorbereitungen getroffen und der Beistanb des Himmels angerufen war, wrbe die Erstrmung der Stadt gewagt. Der Sturm gelang, und der tapfere Herzog von Bouillon war der erste, der die feinblichen Mauern erstieg. Ein furchtbares Blntbab richteten die Kreuzfahrer unter Trken und Jubeu an. Hierauf legten sie ihre Rstung ab, taten Bue nnb besuchten die heiligen Sttten.
4. Das Knigreich Jerusalem. Ilm Jerusalem und das heilige Laub gegen die Rckeroberung durch die Trken zu schtzen, wrbe Gottsrieb zum Könige von Jerusalem gewhlt, der sich jeboch nur den Titel Beschtzer des heiligen Grabes" beilegte. Nur ein Jahr hat er diese ehrenvolle Stelle innegehabt, aber bennoch Groes iit dieser kurzen Zeit geleistet. Er schlug mit 20 000 Mann ein siebenmal
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der Frsteil, die eine Schwchung ihres Einflusses auf die Neichsauge-legenheiten frchteten. Dagegen gelang es ihm, die Macht seines Hauses ganz bedeutend zu heben. Er fhrte zuerst den Titel Erwhlter r-mischer Kaiser".
2. Seine Regierung, a) Der ewige Landfriede. Um dem Fehdewesen im Reiche ein Ende zu machen und die Unsicherheit im Laude zu beseitigen, wurde auf dem Reichstage zu Worms der ewige Laud-friede verkndet (1495). Jede Befehduug sollte aufhren, und wer den Frieden brach, mit der Reichsacht bestraft werde; das Fehdewesen verlor hierdurch jede Berechtigung.
b) Das Reichskammergericht und der Reichshofrat. Zur Verbesserung der Rechtspflege errichtete der Kaiser das Reichskammer-gericht, das anfangs seinen Sitz zu Frankfurt a. M. (1495), spter zu Speier (1527) und zuletzt zu Wetzlar (16931806) hatte.') Es war der oberste Gerichtshof fr das ganze Reich; bei ihm konnten die Reichsstnde ihre Streitigkeiten vorbringen, auerdem war es die letzte Justauz sr die mittelbaren Stnde.. Das Reichskammergericht entschied nach rmischem Rechund die Perh^d|ujten wurden schrist? I i ch niedergelegt." Bei Reidsslehustreitigkelten und Klagen gegen ,dte Re ichsuumittelbareu war der Reichshosrat zustndig, bei dem der Kaiser den Vorsitz fhrte. :
c) Eiutei luug Deutschlands in Kreise. Zur bessereu Durch-Fhrung des Laudsriedeus und zur Vollstreckung der Urteile des Reichs-
kammergerichts teilte Maximilian Deutschland in zehn Kreise. Durch diese Einteilung wurde die Macht des Kaisers beschrnkt und Deutschland noch mehr zersplittert, da jeder Kreis zunchst fr sich sorgte, ohne auf das Reich Rcksicht zu nehmen.
d) Eiurichtuug der Post. Der Kaiser fhrte aitd) die Post tut Reiche et. Posteinrichtungen wie heutzutage gab es damals noch nicht; die erste Post fhrte von Wien u ad) Brssel (1516); der erste Postmeister war der Graf vou Thuru und Taxis.
e) Einfhrung einer Reichssteuer. Zur Untersttzung des Reichskarnrnergerichts und eines Reichsheeres wurde eilte Reichssteuer, der gemeine Pfennig eingefhrt; von 1000 Gulden Vermgen sollte ein Gulden, von 500 Gulden ein halber gezahlt werden.
Vergrerung der Hausmacht. Von seinem Vater erbte Maximilian sterreich. (Steiermark, Krnten, Krain und Tirol, durch seine Heirat mit Maria, der Tochter Karls des Khnen,
') Der erste Vorsitzende war der Gra/^ i'tet Fritz von Hohenzell e rn.
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Extrahierte Personennamen: Maximilian_Deutschland Maximilian Maximilian Maximilian Maria Maria Karls Fritz_von_Hohenzell
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Gegensatze zur Lehre der Kirche. Am 31. Oktober 1517 schlug er an der Schlokirche zu Wittenberg 95 Stze oder Thesen an und forderte gem der Sitte der Gelehrten damaliger Zeit zu einer ffentlichen Disputation auf. Wenn sich Luther in seinen Thesen auch gegen Mibrnche und Miverstndnisse im kirchlichen Leben richtete, so widersprachen doch mehrere Stze der Lehre vom Ablasse. Den Thesen Luthers stellte Tetzel cm der Universitt zu Frankfurt a. d. O. 106 Antithesen gegenber, in denen er die Lehre der Kirche der den Abla zum Ausdruck brachte und insbesondere auf die Bedingungen hinwies, die bei Gewinnung eines Ab-lasses erfllt werden muffen.
b. Die Folgen des Ablastreites. Das Auftreten Luthers er-regte berall ein gewaltiges Aufsehen; ganz Deutschland teilte sich schon bald in zwei Lager, in dem einen waren Luthers Freunde, in dem an-dern seine Gegner. Auf feiten Luthers standen die Augustiner, mit Tetzel hielten es die Dominikaner: ein heftiger Mnchsstreit eut-brannte. Auch die beiden Hauptrichtungen auf dem Gebiete der Wiffen-fchaft, die Scholastiker und Humanisten, mischten sich in den Streit; an letzteren erhielt Luther feurige Verteidiger seiner Ansichten. Streitschriften flogen von hben und drben, eine noch schrfer und gehssiger als die andere; jeder Teil glaubte Recht zu haben.
Da das gewhnliche Volk, besonders die Bauern, Luthers Brief von der christlichen Freiheit falsch verstanden hatten, so glaubten sie, in ihm den Retter gesunden zu haben, der sie von ihren unerschwinglichen Abgaben und harten Frondiensten befreien und ihnen big Recht der Auflehnung gegen die Obrigkeit zuerkennen wrde.
e. Vergebliche Vershnungsversuche des Papstes. In Rom
legte man dem Streite in Deutschland anfangs wenig Gewicht bei, kam aber bald zu der berzeugung, da es sich um mehr als eine Mnchs-znkerei handele. Der Papst rief Luther zur Verantwortung nach Rom, aber ans Wunsch des Kurfrsten Friedrich des Weisen von Sachsen, an dem Luther seine hauptschlichste Sttze hatte, wurde der Kardinal 6a-jetan mit der Untersuchung dieser Angelegenheit beauftragt. Im Jahre 1518 fand zu Augsburg zwischen ihm und Luther eine Zusammen-knnst statt; eine Verstndigung wurde aber nicht erzielt. Luther floh heimlich aus Augsburg und hinterlie ein Entschuldigungsschreiben an den Kardinal und ein zweites Schreiben an den besser zu unterrich-tencn Papst". Noch einmal versuchte der Papst, die Wirren durch Milde beizulegen. Der ppstliche Gesandte Karl von Miltitz, ein geborener Sachse, hatte mit Luther zu Altenburg eine Unterredung.
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Extrahierte Personennamen: Luther Friedrich Friedrich Karl_von_Miltitz Karl
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bei der letzterer das Versprechen abgab, von der Sache zu schweigen, wenn auch seinen Gegnern Schweigen aufgelegt wrde.
(1. Der Streit zu Leipzig und seine Folgen. Das beiderseitige Schweigen war nicht von langer Dauer. Auf Wunsch des Bischofs von Eichsttt versuchte Dr. Eck. Professor der Hochschule zu Ingolstadt, die irrigen Ansichten Luthers zu widerlem.^ Zwischen ihm und dem Amts-genossen Luthers Andreas Karlstadt kam "es im Jahre 1519 zu Leipzig zu einer Disputation, die 19 Tage in Anspruch nahm. Als Karlstadt von dem gelehrten und redegewandten Dr. Eck in die Enge getrieben wurde, eilte auch Luther hin, um seine Sache zu verteidigen. Statt eine Vershnung herbeizufhren, erzeugte dieser Streit eine noch viel grere Erbitterung und erweiterte den vorhandenen Ri zur uuber-brckbareu Kluft. Luther leugnete die Unfehlbarkeit der Kou-zilien, verwarf die Siebenzahl der Sakramentes) griff die Lehre vom Fegfener und die geistliche Oberherrschaft des Papstes an.
In Rom wurden jetzt Luthers Schriften einer sorgfltigen Prfung unterzogen und 41 Stze als irrig bezeichnet. Eine ppstliche Bulle sor-derte Luther auf, binnen 60 Tagen zu widerrufen, widrigenfalls er aus der Kirche ausgeschlossen wrde. Luther kam dieser Aufforderung des Papstes nicht nach, sondern verbrannte am 10. Dezember 1520 in Gegenwart einer groen Volksmenge vor dem Elstertore zu Witten-berg das ppstliche Schreiben zugleich mit dem Kirchen-rechte und sagte sich somit von der Kirche los.
3. Der Reichstag zu Worms.
Im Jahre 1521 schrieb der Kaiser einen Reichstag nach Worms aus, aus dem auch der die religisen Neuerungen und das Austreten Luthers entschieden werden sollte; Lnther wurde unter Zusicherung eines kaiserlichen Geleitsbrieses vorgeladen und erschien. Als er zum Wider-ruf der vou ihm aufgestellten Lehren ansgesordert wurde, erklrte er mich kurzer Bedenkzeit, da er nur dann widerrufen werde, wenn er durch Zeugnisse aus der hl. Schrift widerlegt werde. Nach einigen Wochen wurde Luther von dem Reichstage in die Reichsacht erklrt und die Verkndigung der neuen Lehre verboten (Wormser Edikt vom Jahre 1521).
Doch fr seine Sicherheit war schon gesorgt. Auf der Rckreise wurde er scheinbar mit Gewalt ergriffen und von verkappten Rittern auf
') Vergleiche Luthers Flugschrift: Von der babylonischen Gefangenschast der Kche."
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248
in mehreren Treffen und stellte die Ruhe wieder her. Wohl 100 000 Bauern haben bei diesem unheilvollen Aufstande ihr Leben eingebt, und das Los der brigen wurde noch hrter als zuvor.')
Die Wiedertufer. In Thringen hatte sich Thomas Mnzer, frher Weltpriester, au die Spitze der Bauern gestellt. Er wollte ein Reich stiften, in dem es weder Arme noch Reiche, weder eine geist-liche, noch eine weltliche Obrigkeit geben sollte. Er verwarf die Kinder-taufe und verordnete, da die Erwachsenen nochmals getauft werden mten. Auch er zog mit seinen Anhngern, alles plndernd und ver-wstend, durch das Land. Bei Frankenhausen (1525) wurden die Bailern vou dem Herzog Georg von Sachsen lind dem Landgrafen Philipp von Hessen geschlagen und auseinander gesprengt. Thomas Mnzer war geflchtet und hatte sich versteckt; er wurde aber ergriffen und starb reuig unter dem Henkersbeil.
Die Wiedertufer in Mnster. 15831535. Von Holland her wohin sich die Wiedertufer geflchtet hatten, kamen sie nach Mnster i. W., um hier das Reich Sion" zu grnden. Auch hier plnderten sie Kirchen und Klster, zerschlugen kunstvolle Bilder und Statuen und derbrannten wertvolle Bchereien. Die Trme der Kirchen wurden abgetragen, die Vielweiberei wurde erlaubt und eine allgemeine Gtergemeinschaft eingefhrt. Johann Bockel-shn, ein Schneider aus Lehden, machte sich zum Könige und nannte sich König von Sion"; mit ihm verband sich der Bcker Mathiesen aus Har-lem, der Tuchhudler Kuipperdlliug aus Mnster und Krechting. In die Umgegend von Mnster sandten sie 28 Apostel, damit sich das Reich Gottes berallhin verbreite.
Der Bischof von Mnster hatte whrenddessen die Stadt belagert; als die Not tu ihr aufs hchste gestiegen war, ffneten zwei Brger die Stadttore. Die Belagerer drangen ein und warfen die Wiedertufer uach blutiger Gegen-wehruieder. Ihre Hauptanfhrer Johann von Ley den, Kn ipp er d l lin g und Krechting wurden hingerichtet und ihre Leichname zum abschreckenden , Beispiele in eisernen Krben an dem Turme der Lambertikirche aufgehngt.
b. Fortsetzung der Reformation in Deutschland. Inzwischen hatte sich die religise Nengestaltnug in Deutschland weiter entwickelt. Die Messe wurde abgeschafft, der Gottesdienst, desseu Mittelpunkt die Predigt bildete, in deutscher Sprache gehalten und von sieben Sakramenten wurden nur zwei beibehalten, die Taufe und das Abendmahl. Mnche und Nonnen verlieeil ihre Klosterzellen, das Klostergnt wurde eiugezogeu und den Geistlichen gestattet, sich zu verheiraten.
I &>/// </.-<. . W
*) Der Bauernkrieg bezeichnet die erste groe soziale Erhebllttg des unter-sten Standes in der Neuzeit mit kommunistischen Zwecken.
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Extrahierte Personennamen: Thomas_Mnzer Georg_von_Sachsen Philipp_von_Hessen Philipp Thomas_Mnzer Johann_Bockel-shn Johann Schneider Apostel Hauptanfhrer_Johann_von_Ley Johann
Extrahierte Ortsnamen: Mnster Holland Deutschland Deutschland
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kreises sollte Gelegenheit geboten werden, Bausteine in.gestalt von Al-mosen beizutragen. Zu diesem Zwecke lie er einen vollkommenen Abla ausschreiben, wie denn schon frher bei Trkenkriegen, bei Schul- und Brckenbauten zur Beschaffung der notwendigen Gelder - ein Abla ver-kndet war.
Papst Leo X. nahm den Plan seines Vorgngers wieder auf, und der Kardinal Albrecht von Brandenburg, Erzbischof vou Maiuz und Magdeburg, bertrug die Verkndigung des Ablasses in Deutschland dem Dominikanerorden, dem auch Tetzel angehrte. Er galt als ein Volksredner von hoher Begabung, der schon frher als Ablaverknder aufgetreten war.
Tetzel predigte auch in der Nhe von Wittenberg und warnte in feinen Vortrgen vor gewissen Lehren, die den Lehren der Kirche wider-sprachen, und die damals von dem Professor der Wittenberger Universitt Dr. Martin Luther von Kanzel und Lehrstuhl herab vorgetragen wurden. Bei der Verkndigung des Ablasses kamen aber auch schwere Mibruche vor, und das Austreten der Prediger, die Art der Darbietung und Anpreisung des Ablasses erregten mancherlei rgernisse, be-sonders Tetzel ist von Schuld keineswegs freizusprechen." 3)
2. Der Ablatzstreit und seine Folgen.
a. Auftreten Luthers. Martin Luther war als Sohn eines Bfiltern und Bergmanns im Jahre 1483 zu Eisleben geboren. Nach Vollendung der notwendigen Studien bezog er die Universitt zu Er-surt, um Rechtswiffeuschaft zu studieren. Mit der Zeit bemchtigte sich feiner eine ernste Stimmung, die bisweilen in Trbsinn und Schwermut berging. Er fhlte sich von Gewiffensngsten beschwert und trug sich mit dem Gedanken, Mnch zu werden; im Jahre 1505 trat er in den Augustinerorden ein.
Aber dcil Klosterleben pate nicht fr ihn; denn obgleich er die klsterlichen Vorfchrifteu gewiffenhaft erfllte, fhlte er sich nicht zufrieden. Er studierte auch fleiig die hl. Schrift und kam namentlich beim Lesen der Briese des hl. Paulus an die Rmer und die Galater zu Ansichten,, die mit der Lehre der Kirche nicht bereinstimmten, und als er im Jahre 1508 Profeffor in Wittenberg wurde, trug er sie auch feinen Zuhrern im Hrsaal und in der Kirche vor. Da Luther behauptete, da der Mensch durch den Glauben allein gerechtfertigt werde,S) stand er in scharfem
1) Siehe Jansen, Ii. 84.
2) Vergleiche Luthers Flugschrift: Von der Freiheit eines Christenmenschen."
16*
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Extrahierte Personennamen: Leo_X Leo Albrecht_von_Brandenburg Albrecht Martin_Luther Martin_Luther
Extrahierte Ortsnamen: Maiuz Magdeburg Deutschland Wittenberg Luthers Eisleben Wittenberg Luthers
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Mnzverschlechterungen') und die fleiig betriebene Falschmnzerei hatte der Binnenhandel stark gelitten. Deutschland wurde wieder ein Ackerbauland wie im 13. Jahrhundert. Aus Modesucht, und weil das einheimische Handwerk nicht mehr ans der Hhe stand, wurden die inlndischen Waren nicht mehr geschtzt; man bevorzugte fremde, besonders franzsische und englische Stoffe, wofr groe Summen gezahlt wurden, die dem Vaterlande verloren gingen. Die reichen Handelsstdte Nrnberg, Augsburg und Regensburg siechten langsam dahin; in Augs-brg standen mehr als 2000 Wohnungen leer, und von 6000 Webern hatten nur noch 500 Beschftigung. Wenige Städte nur wie Leipzig und Frankfurt a. M. blieben auf der Hhe und beteiligten sich durch ihre Messen an dem Welthandel, der im brigen vollstndig in den Hnden der Auslnder lag.
Am traurigsten sah es auf dem Lande ans. Wo frher blhende Drfer mit fruchtbaren Feldern und saftigen Wiesen waren, sand man jetzt Gestrpp und wst liegende Flchen. Die Wolfe hatten sich so sehr vermehrt, da sie heulend in die Drser eindrangen, und auch die Dors-Hunde rotteten sich wie wilde Raubtiere zusammen. Nach einem Berichte des schwedischen Feldherrn Bansr war alles Land zwischen Oder und Elbe derart verwstet, da daselbst weder Hunde noch Katzen, geschweige denn Menschen und Pserde sich aufhalten konnten. Die verwilderten Soldaten plnderten, qulten und schndeten die armen Bauern mit ausgesuchter Bosheit. Das allgemeine Elend war unsglich, und um den Hunger zu stillen, griffen die Leute zu Blttern, Gras, Wurzeln und dem Fleische halb verwester Tiere. Tausende sanken in ein frhes Grab, andere machten durch Selbstmord ihrem elenden Leben ein Ende. Viele verlieen bettelarm die Heimat, um anderswo mit Weib und Kind vielleicht einem noch schlimmeren Schicksale entgegen zu gehen.
Weil es an Arbeitskrften mangelte, Vieh, Saatkorn und Geld fehlten und die Bauern wegen ihrer geringen Bildung den Acker nicht erfolgreich genug zu bestellen verstanden, konnte der Landwirtschast nicht aufgeholfen werden. Viele Bauersleute verloren infolge ihrer starken Verschuldung ihr Besitztum oder gerieten in vllige Leibeigenschaft, andere schlssen sich den nach dem Kriege entlassenen Soldaten an und wurden Diebe und Ruber.2)
1) Im Jahre 1623 galt ein guter Taler soviel als 20 solcher, die sich im Umlauf befanden.
2) Wacker; Lesebuch Nr. 189: Deutschland nach dem Dreiigjhrigen Kriege".
Brockmann, Lehrbuch der Geschichte. Tl 18
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Extrahierte Personennamen: Brockmann
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Nrnberg Regensburg Leipzig Frankfurt_a._M. Deutschland
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Zu Ehren der Gttin Ostara, der Schwester Donars, wurde im Frhjahr das Fest der wiedererwachten Natur, das Osterfest, gefeiert. Auf Bergen und Hgeln wurden groe Holzhaufen aufgeschichtet und an-gezndet und mit Blumen geschmckte Ziegenbcke als Opfer dargebracht.') Zur Verehrung der Gttin Freyja wurde das Maifest gefeiert. Alle Wohnungen wurden mit frischen Maien geschmckt, auf einem in gleicher Weise gezierten Festplatze erschollen muntere Lieder, und die frh-liche Jugend erfreute sich auf fonniger Au an lustigen Reigentnzen.
Wenn die Sonne den hchsten Stand erreicht hatte, fand das Fest der So mm er-Sonnenwende statt, das zugleich der Sterbetag des Gottes Baldnr war. Wie es noch heute in einigen Gegenden Deutschlands Sitte ist, wurden Heilkruter gesammelt, in Bndel gebunden und gesegnet.2) Beim Gewitter wurden sie auf dem Herde angezndet, um Haus und Hof vor Gefahr zu bewahren. Kranke, die in dieser Zeit Wasser tranken oder badeten, genasen. Gesunde wurden vor Krankheit geschtzt, denn das Wasser, selbst der Tau, hatte in diesen Tagen eine ganz besonders heilbringende Kraft.
Durch das Ernte- oder Herbstsest sollte dem Gotte Wodan, der Feld und Flur gesegnet hatte, in besonders feierlicher Weise der schuldige Dank gespendet werden. Auf den ckern wurden groe Holz-stoe augezudet und auserlesene hren und Tiere geopfert, um den Segen fr die cker und das Gedeihen der Herden herabznflehen.
Als die Germanen zum Christentume bekehrt waren, legte man den heidnischen Festen und Gebruchen eine christliche Bedeutung bei; aus dem Julseste wurde das Weihuachtssest, aus dem Feste der Gttin Ostara mit seinen Osterseuern und Ostereiern, den Sinnbildern des wiedererwachen-den Lebens, das christliche Osterfest.
e) Sdett- Willen der Götter und die Zukunft suchten die Germanen ans mancherlei Weise zu erforschen. In heiligen Hainen hielten sie weie Rosse, deren Wiehern als gttliche Zeichen gedeutet wurde. Sie beobachteten den Flug der Vgel, beschauten die Eingeweide der Opfer-tiere und warfen Stbchen, auf denen die heiligen Runeuzeicheu eiuge-kerbt waren. Gttliche und prophetische Kraft wurde den weisen Frauen, den Alrnnen,3) zugeschrieben. Die rmischen Schriftsteller-weisen ans Albrnua, besonders aber ans Belle da hin, die zur Zeit
*) Vergleiche die Osterfeuer.
Es ist das Weihkrantsbnnd, das am Tage der Krautweihe (Maria Himmelfahrt in der Kirche geweiht wird.
3) Nuna Geheimnis; Alrune (Alrenne) = Allwissende; bergt.: zuraunen.
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Extrahierte Personennamen: Donars Maria_Himmelfahrt Maria