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Die Langobarden bis zum Verlust ie)rer Selbständigkeit.
sieben Jahre später wieder einmal ihre Einfälle in Gallien erneuerten und bis in die Provence vordrangen, schickte Karl, der gerade in Sachsen beschäftigt war, Gesandte mit Geschenken an Liutprand und ersuchte um Beistand gegen die Ungläubigen, der auch sofort gewährt wurde. Mit dem ganzen Heer der Langobarden rückte der König über die Seealpen, die räuberischen Araber zu vertreiben. Aber die bloße Nachricht vom Herannahen der Langobarden genügte, um die Ungläubigen zum eiligen Rückzug zu bewegen, so daß Liutprand ohne Schwertstreich heimkehren konnte. Wie sehr sich Karl für so treue Hilfe dankbar erwies, werden wir bei der Besprechung von Liutprands Streitigkeiten mit den Päpsten sehen. Diese ziemlich verwickelten und zum Teil unklaren Verhältnisse sind es, die wir jetzt betrachten müssen.
Liutprand, ein frommer Katholik, hatte jene Schenkung von Kirchen-gütern in der Provinz „Cottische Alpen", die einst König Aripert der Zweite dem päpstlichen Stuhle gemacht hatte, bestätigt und zeigte überhaupt die unverkennbare Absicht, mit dem römischen Bischof, dessen geistliche Autorität er unbedingt anerkannte, auch in weltlichen Dingen in gutem Einvernehmen zu bleiben. Die Päpste aber, obwohl sie seit dem Ausbruch des Bilderstreites den Byzantinern, also den Feinden der Langobarden, selbst feindlich gegenüberstanden, waren doch niemals von aufrichtiger Freundschaft für die Langobarden erfüllt; denn da sie nach weltlicher Unabhängigkeit strebten, so mußte ihnen der langobardische König, der noch dazu so in der Nähe war, ebenso unbequem sein als der oströmische Kaiser, der die Bischöfe von Rom gerade so wie die im Orient seinen Verfügungen und Launen Unterthan wissen wollte. Deshalb arbeiteten die Päpste der immer wachsenden Macht des Langobardenkönigs auf alle mögliche Weise entgegen, soweit sie dies ohne eine direkte Förderung der byzantinischen Macht in Italien thun konnten.
Die Neigung, göttliche Wesen in Bildern darzustellen, war dem ganzen heidnischen Altertum gemein gewesen, während die Lehre Mosis streng den Menschen verbot, sich ein Bildnis des Göttlichen zu machen; bei den Christen finden wir seit dem zweiten Jahrhundert Bildnisse des Heilandes und bald liebte man es auch, die Kirchen mit bildlichen Darstellungen aus der heiligen Geschichte zu schmücken. Darüber erhob sich innerhalb bet Christenheit im vierten Jahrhundert ein Streit, der lange unentschieden hin und her wogte. Die Sitte, Bilder des Heilands, der Jungfrau Maria und gewisser Heiligen förmlich anzubeten, beklagt schon der große Kirchenvater Augustin. Gregor der Große wollte die Bilder in den Kirchen nicht missen und sagte, gewiß nicht unzutreffend, die Silber seien die Bücher der Armen, Ungebilbeten, ans welchen sie, ba sie nicht lesen könnten, boch etwas Kenntnis der heiligen Geschichte zu schöpfen vermöchten. Von einer wirk-
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Aus dem Leben und Treiben in Stadt und Land im Merowingerreiche. 307
sich das Geld, das aus dem Norden abfloß; bei ihnen wurden zuerst wieder große Kapitalsunternehmungen und Geschäfte mit regelmäßigem, kaufmännischem Zins möglich. Von ihnen kamen Handelsverkehr, Industrie, Geldgeschäfte in die Städte Süddeutschlands, des Rheins, der nordischen Hansa.
Die Germanen gingen jetzt ein wenig in die Schule. Das Geheimnis der römischen Schrift wurde ihnen erschlossen, und mit dieser Schristkunde zog ein neues Verständnis der Welt in ihre Seelen. In vielen alten Städten müssen um das Jahr 600 noch Kinderschulen bestanden haben, wie sie zur Römerzeit gewesen, jetzt unter christlichen Lehrern, welche die Knaben der Provinzialen lesen, schreiben und rechnen lehrten. Daneben wurden neue eingerichtet durch Klosterbrüder oder einen sorgsamen Bischos. Spärlich sind unsre Nachrichten darüber, aber ihre Wirksamkeit ist überall zu erkennen; die germanischen Könige erlassen schriftliche Verordnungen, und ihre Weisen fassen Gesetzsammlungen in lateinischer Sprache ab; die Kirche fordert von allen Geistlichen Kunde ihrer Schriftsprache, Briefe werden gewechselt, nicht nur von Bischöfen, auch von Kaufleuten und Vornehmen; geheime Briese verbirgt man in einer Schreibtafel, deren Wachs man wegkratzt und wieder über das Blatt streicht. Sogar einzelne Merowinge waren nicht ohne Schulbildung. König Chilperich *) schrieb ein kleines Buch über die Dreifaltigkeit und stritt empfindlich über den Inhalt mit seinen Bischösen; er wollte auch Verse machen, es gelang ihm aber nicht mit dem Versbau; er ersann sogar vier neue Buchstaben zur Bezeichnung der deutschen Laute ae, ö, th und w. Auch die arge Königin Fredegunde war der Schrift nicht unkundig, wenigstens studierte sie die Zahlen der Steuerregister und empfing mit Wohlgefallen die lateinischen Verse, mit denen ein später römischer Dichter (Venantius Fortunatus) sie ansang. Aber daß die Kenntnis der Schrift unter den Vornehmen dieser Zeit häufig nicht vorhanden war. läßt sich daraus schließen, daß ein bedrängter Königssohn einen Bischof bittet, ihm etwas zur Erbauung seiner Seele vorzulesen. Wer vollends in Waffen ging, sah verächtlich auf die Hinterlistige Weisheit Herab, welche Gedanken aufschrieb, wo sie ein lautes Wort nicht wagte. Lange blieb dem deutschen Volk das Lesen und Schreiben eine schwierige Kunst, die nur von einer kleinen Zahl Auserwählten verstanden wurde. Nach dem Jahre 600 wurde diese Gelehrsamkeit sogar seltener, und der große Karl hatte auf deutschem Boden seine Not, als er sie dem jungen Geschlecht und sich selbst einhämmern wollte; die lateinischen Buchstaben der Handschriften starrten den wackern Deutschen so fremdartig an, wie etwa jetzt den Anfänger hebräische
*) Der Lohn Chlothars, f 584. Vgl. über ihn und Fredegunde den 10. und 11 , über Venantius Fortunatus den 12. Abschnitt.
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Die Franken bis zum Untergange der Merowinger.
nun, daß der Sohn und der heilige Geist gleichen Wesens mit dem Vater seien, und wurde darauf gesalbt." Ein späterer Gewährsmann weiß allerdings zu berichten, daß ein Teil der Franken infolge der Taufe, unzufrieden mit diesem Schritt, sich von Chlodowech losgesagt und zu König Ragnachar übergegangen sei; doch können dies jedenfalls nicht erheblich viele gewesen sein, und sonst hören wir auch nicht das Geringste von einer Auflehnung des Volks. „Die mehr als dreitausend Männer zogen gewiß bald auch ihre weiblichen Familienmitglieder zum Christentum nach, sofern diese nicht etwa schon vorher gewonnen waren, und entschieden über die Erziehung der Heranwachsenden in dem neuen Glauben. Allerdings fragte es sich noch, wie die übrigen Franken, welche dem Bischof und dem Hofe nicht so unmittelbar erreichbar waren, sich zu der Neuerung verhalten würden, die der König seinem Volke keinesfalls durch Rechtsgebot auferlegen konnte. Andrerseits aber war eine Erhebung der Heiden gegen den getauften König durchaus nicht zu besorgen. Jahrzehntelang hatten die fränkischen Heiden mit römischen, burgundischen, gotischen Christen freundlich verkehrt, auch Mischehen geschloffen, und fanatische Unduldsamkeit war dem Heidentum fremd, welches die Göttlichkeit Christi sowenig wie etwa die von Jupiter oder Herkules zu bestreiten Ursache hatte und bisher schon zahlreiche Übertritte der Volksmassen zum Christentum ohne Haß und Verfolgung mitangesehen hatte. Denn, war auch die weitaus größte Masse der Franken im Jahre 496 noch ungetauft, keineswegs darf man doch etwa Chlodowech als den ersten christlichen Franken ansehen; man muß vielmehr ein freundliches Verhältnis aller und häufigen Übertritt einzelner zum Christentum annehmen, und zwar eben zum Katholicismus; denn der Arianismus war im Frankengebiet unoertreten, nur bei Hose versuchte er feine Propaganda. So erklärt sich die Erscheinung, daß jede Spur von Widerstand gegen den Glaubenswechsel — außer jener einzigen, die noch dazu unsicher ist — fehlt, und daß es zwar keineswegs sofort, aber doch im Lause des zweiten Menschen-alters nach Chlodowech in Gallien ungetanste Franken nicht mehr gab."*) Die Einsichtsvollen unter den Zeitgenossen fühlten tief und lebhaft
die unermeßliche Tragweite des Ereignisses. Die Gewinnung Chlodowechs
für das katholische Bekenntnis erregte in der katholischen Welt allenthalben die freudigste Hoffnung. Wir besitzen noch ein Schreiben des römischen
Bischofs Anastasius und eines des Bischofs Avitus von Vienne, die es klar aussprechen, daß die Kirche sogleich in Chlodowech den eigentlichen Beschützer der Kirche erblickte und in seinem Übertritt einen für alle Zeit entscheidenden Sieg des Katholicismus über die arianische Irrlehre, wie
über das altgermanische Heidentum. Besonders erstaunlich ist das Seher-
*) Siehe Dahn, Urgeschichte Bd. 3, S. 55.
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Die Franken bis zum Untergange der Merowinger.
Hier stiftete er nun im ligurischen Apennin das berühmte Kloster Bobbio, um für die Ausbreitung des rechten Glaubens und die völlige Ausrottung der arianischen Irrlehre zu wirken. Das Kloster ist, wie alle diese Schottenklöster, eine Pflegestätte mittelalterlicher Wissenschaft geworden. Noch jetzt zeigen die zerstreuten Handschriften der ältesten Mönche von Bobbio die alten irischen Schristzüge und manche Erinnerung an die ferne Heimat. Denn mit vollem Eifer überließen sich hier die „Schottenmönche" ihrer Lieblingsneigung zum Schreiben. Die unverständlich gewordenen Überbleibsel der gotischen Litteratur und Fragmente von alten Prachthandschriften der Klassiker benutzten sie, da das Schreibmaterial kostspielig und der Überfluß an alten Handschriften groß war, um auf das reingewaschene Pergament die Werke der rechtgläubigen Kirchenväter zu schreiben. Dadurch haben sie freilich manches edle Erzeugnis einer älteren Zeit zerschnitten und zerstückt, aber sie haben doch auch, ohne es zu wollen jene Pergamentblätter vor dem sonst kaum zu vermeidenden Untergang gerettet. Denn in neuerer Zeit hat man Mittel gefunden, die später darüber geschriebene Schrift zu vertilgen und die ältere wieder lesbar zu machen. Aus solchen Handschriften,*) die dem Bobbio entstammen, haben z. B. der Kardinal Angeld Mai und der Kloster Graf Castiglione 1817 einige Stücke von Wulsilas Bibelübersetzung, einen Teil des Matthäusevangeliums und der Paulinischen Briefe, entziffert, und der deutsche Gelehrte Maßmann hat 1834 Bruchstücke einer gotischen Erklärung des Evangeliums Johannis, die ebenfalls aus Bobbio stammen, herausgegeben. Auch ein großer Teil der Schrift Ciceros über den Staat ist auf solche Weise erhalten und der Nachwelt wiedergegeben worden.
Kurz vor dem Tode Kolumbans kam der nunmehrige Abt von Luxueil Eustasius als Bote Ehlothars zu ihm, der ihn bitten ließ, wieder in das Frankenreich zurückzukehren. Aber des Heiligen körperliche Kraft war erschöpft in seinem thatenreichen, arbeitsvollen, mühseligen Leben. Er mußte die Bitte abschlagen, richtete nur an den König ein Schreiben voll guter Ermahnungen und bat ihn, den Brüdern in Luxueil immer seinen Königsschutz angedeihen zu lasten. Chlothar hat den letzten Wunsch des Heiligen erfüllt, indem er jenem Kloster durch Gebietsschenkuugen zu großem Reichtum verhals. Kolumban aber endete im folgenden Jahre, am 24. November 615, zu Bobbio seine irdische Laufbahn.
Dem ersten Begründer der christlichen Mission im inneren Deutschland folgten feine Schüler, unter denen der heilige Gallus, von dem das Kloster Sankt Gallen den Namen führt, dem Meister an geschichtlicher
*) Man nennt sie lateinisch Codices rescripti (wieder beschriebene Handschriften) oder griechisch Palimpseste, wörtlich „wiederanfgekratzte" Pergamente, weil die ursprüngliche Schrift oft durch Abkratzen (Radieren) entfernt wurde.
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872 Die Franken bis zum Untergange der Merowinger.
Nach dem Tode Chlothars des Ersten fiel die Auvergne dem tüd)-tigsten von dessen Söhnen, dem König Sigibert, zu, der den väterlichen Erzieher Gregors 571 zum Bischof von Clermont und zwei Jahre später unsern Gregor zum Bischos von Tours ernannte. Die Geistlichkeit und Bürgerschaft dieser Stadt hatte sich selbst den von allen geschätzten und geliebten Mann zu ihrem Oberhirten ausgebeten. So stieg Gregor verhältnismäßig früh zu hoher geistlicher Würde empor; denn er war erst etwa vierunddreißig Jahre alt.
Nicht ohne Einfluß aus feine Ernennung war die heilige Radegunde zu Poitiers, und ihr vertrauter Ratgeber Venantius Fortunatus, der mit Gregor bereits befreundet war. versäumte nicht, den neuen Bischof mit einem künstlichen Gedicht zu beglückwünschen. Beide Männer blieben einander auch in der Folge eng verbunden. „Gregor ehrte in Fortunatus die höhere Bildung und die reifere Erfahrung, denn Fortunatus war etwa zehn Jahre älter; dieser erfreute sich dagegen des Wohlwollens und der Gunst des höher gestellten Freundes, die sich ihm auch in mancherlei Geschenken zu erkennen gab. So schenkte ihm Gregor ein hübsches kleines Landgut an der Vienne, wofür Fortunatus in einigen Versen, die uns erhalten sind, seinen Dank aussprach."
Der treue Eifer und die Gewissenhaftigkeit, mit der Gregor fein Hirtenamt führte, erwarb ihm rasch die Liebe und Verehrung seiner Schutzbefohlenen, namentlich da er auch das äußere Wohl der Stadt mit väterlicher Sorgsamkeit überwachte. Ordnung, Wohlstand und Ansehen der Stadt suchte er auf alle Weise zu befördern. Durch eine große Feuers-brunst war Tours schon vor Gregors Amtsantritt verheert worden; die älteste und ehrwürdigste Kirche, bte Kathedrale des heiligen Martinus, lag in Trümmern. Gregor ließ sie schöner und größer wieber aufbauen und trug auch für eine würbige künstlerische Ausstattung der andern Kirchen Sorge. Welch einen edlen Gebrauch er außerdem von dem großen Kirchenvermögen zu machen wußte, haben wir aus der Erzählung von der Fehde zu Tours*) gesehen, wo er das Gut der Kirche opferte, um einen blutigen Bürgerkrieg, der der Stadt großes Unheil zu bringen brohte, zu ersticken. Mit Klugheit und Festigkeit vertrat er die Sache seiner Gemeinde den Übergriffen der fränkischen Herrscher gegenüber. Die Ehrfurcht der Mero-winge vor der Wundermacht des heiligen Martin hatte bewirkt, daß sie nicht nur seiner Kirche, sondern der ganzen Stadtgemeinde Steuerfreiheit bewilligten. Als nun im Jahre 589 Childeberts des Zweiten Bevollmächtigte den Versuch machten, die Stadt den allgemeinen Abgaben zu unterwerfen, erinnerte Gregor an die alte Vergünstigung und sandte Boten
*) Siehe oben S. 328 ff.
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Die Franken bis zum Untergange der Merowinger.
Das äußere Leben nahm aber alle Kräfte auch der Kirche so in Anspruch, daß für wissenschaftliche Bestrebungen kein Raum blieb. Selbst alle literarische Thätigkeit, soweit sie nicht noch jener absterbenden Wortkünstelei der Rhetoren unfruchtbar nachstrebte, sondern lebensfähig war, beschränkte ihre Zwecke auf das praktische Leben: durch Predigten, moralische Schriften und Legenden fuckte man unmittelbar auf die Zeitgenossen einzuwirken. Auch die Geschichtschreibung diente nur diesem Zwecke; ihr bedeutendster Vertreter und überhaupt der hervorragendste Schriftsteller der Merowingerzeit, Gregor von Tours, zeigt uns dies am deutlichsten. Sein Geschichtswerk will außer den Ereignissen selbst nichts anderes lehren, als was das in ganz Gallien verbreitete Leben des heiligen Martin von Tours, das Sulpicius Severus um 400 niedergeschrieben hatte, und die zahlreichen Legendenbücher des Gregorius selber lehren wollen, daß man nur durch die Fürsprache der Heiligen gerettet werden kann. Aber ohne es zu wollen, lehrt der treffliche, bescheidene Mann noch etwas viel Wertvolleres, nämlich daß mitten in dem allgemeinen Berderben noch immer aus dem Schoß der Kirche einzelne Männer erstanden, die durch Reinheit der Gesinnung, durch innige Hingabe an ihren Beruf, durch wahrhaft christliche Nächstenliebe und durch mutiges Auftreten gegen die Verbrechen der Mächtigen die sittliche Kraft des Evangeliums bewährten und sich die dankbare Verehrung des Volkes verdienten.
Gregor hieß eigentlich Georgius Florentinus. Er war unter der Regierung König Theudeberts des Ersten um das Jahr 540 in Clermont, der Hauptstadt der Auvergne, geboren und stammte aus einer hochangesehenen altrömischen Adelsfamilie, einem jener „senatorischen" Geschlechter, die in der römischen Zeit hohe Würden und Ämter bekleidet hatten und bei denen sich auch unter der Frankenherrschaft die städtischen Ehrenämter, so wie namentlich die bischöfliche Würde vererbten. So erhielten sich in Gregors Familie die Bischofstühle von Langres und Tours gleichsam erblick. Mit Ausnahme von fünf Bischöfen entstammten z. B. alle Vorgänger Gregors auf dem Stuhl zu Tours seinem Hanse. Einem dieser ehrwürdigen Ahnherren zu Ehren, dem Bischof Gregor von Langres, hat später unser Gregor seinen eigentlichen Namen mit dem vertauscht, unter dem er für alle Zeiten berühmt geworden ist. Clermont, die Wiege seines Geschlechtes, hatte in den letzten Zeiten der Römerherrschaft eine große Bedeutung gewonnen, aber auch, in die Kämpfe jener Zeit hineingezogen, viele schwere Unfälle erduldet. Noch im Kampfe Chlodowechs mit den Westgoten unterstützte sie letztere mit ihren besten Kräften, auf dem vokladischen Felde (507) waren ihre angesehensten Männer rühmlich kämpfend gefallen; sie selbst geriet unter fränkische Herrschaft. Zwar war ihre Blüte geknickt, aber sie nahm doch immer noch eine der ersten Stellen unter den gallischen Städten ein. Seit geraumer Zeit eine bischöfliche Metropole, wurde sie nun auch der
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Langobarden und Heruler.
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in schrecklicher Verblendung ihre Sinne zu verwirren begannen, und als die Fliehenden an ein weites blühendes Flachsfeld kamen, seien sie, in dem Wahn, sie hätten ein Gewässer vor sich, mit ausgebreiteten Armen hineingesprungen, um hindurch zu schwimmen/) wobei sie sämtlich vom Schwert der Feinde einen kläglichen Untergang fanden.
Als nun die Langobarden von diesem blutigen Kampfe siegreich heimkehrten, teilten sie die reiche Beute, die sie im Lager gefunden hatten. König Tato nahm Rodulfs Königsbanner, das sie „Band" nannten, sowie den Helm für sich, den der tote Herrscher im Streite gewöhnlich getragen hatte. Und seit der Zeit war die Kraft der Heruler gebrochen, so daß sie von da (eine Zeit lang) keinen eignen König mehr über sich hatten. Die Langobarden aber wurden seitdem gewaltiger; ihre Volkszahl war von den verschiedenen Stämmen, die sie besiegten, gewachsen, und sie singen jetzt an, auch ohne Not zu Kriegen auszuziehen und den Ruhm ihrer Tapferkeit allenthalben zu verbreiten. —
Sehr lehrreich ist es mit dieser Darstellung, wie sie Paulus Diakonus nach der langobardischen Volksüberlieferung giebt, Prokops Bericht zu vergleichen, der aus Erzählungen von Herulern hervorgegangen ist. Er lautet mit einigen Kürzungen folgendermaßen: Mit der Zeit wurden die Heruler mächtiger und zahlreicher als ihre Nachbarvölker, griffen sie an, besiegten sie und plünderten sie aus. Schließlich unterwarfen sie auch die Langobarden,**) welche bereits Christen waren,***) und einige andere Stämme und machten sie sich zinspflichtig. Zur Zeit des oströmischen Kaisers Anastasius (seit 491) hatten die Heruler keinen Gegner mehr, den sie hätten bekriegen können (!?) und blieben drei Jahre hindurch ganz ruhig. Länger aber konnten sie es nicht aushalten. Sie überhäuften ihren König Rodulf mit den bittersten Vorwürfen und nannten ihn einen erbärmlichen Schwächling. Rodulf wollte diese Schmach nicht ertragen und zog gegen die Langobarden aus, ohne ihnen das Geringste — etwa Verletzung bestehender Verträge — vorzuwerfen, sondern rein aus Mutwillen. Als die Langobarden dies erfuhren, schickten sie Gesandte, um die Ursache der Feindseligkeit zu erfahren;
*) Diesen altsagenhaften Zug kennt noch das Volksmärchen ,6er Hahnenbalken^, Grimm Nr. 149 und die volkstümliche Geschichte von den sieben Schwaben (s. meine zwanzig deutschen Volksbücher S. 497).
**) So behauptete die herulische Ruhmredigkeit!
***) Diese Nachricht ist ganz glaublich, nur muß man sie nicht auf alle Langobarden beziehen; Paulus, der doch selbst Geistlicher war, schweigt über die Bekehrung seines Volks zum (natürlich arianischen) Christentum leider gänzlich. Sicher ist es, daß ein halbes Jahrhundert später (um 560) die Hauptmasse der Langobarden schon einige Zeit Christen waren, da ein Bischof von Trier in einem damals geschriebenen Briese die Gattin des Königs Alboin ermahnt, denselben von der arianischen Ketzerei abzubringen. Auch ist daraus, daß die beiden Töcbter König Wachos mit fränkischen Königen vermählt waren, sehr wahrscheinlich, daß jene (um 530) getauft waren.
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Die Langobarden bis zum Verlust ihrer Selbständigkeit.
lischt Lehre bei den Langobarden so, daß sie nicht mehr unterdrückt werden konnte. Adelmalds Nachfolger, Arimald, war zwar ein eifriger Arianer, aber schon zu Rotharis, des nächsten Königs Zeit gab es in allen lango-6(irdischen Städten neben dem manischen Bischof einen katholischen. Rotharis Sohn, ein Arianer, wurde schon im sechsten Monate seiner Herrschaft ermordet, und seitdem beginnt mit Aripert die ununterbrochene Reihe katholischer Könige; nur der Amnaßer Alachis war Arianer. Seit seinem Sturz hören wir nichts mehr von kirchlichen Streitigkeiten, und unter König Liut-prand (712—744) erscheint die katholische Kirche als die herrschende und Staatsreligion. Gleichzeitig mit den Arianern wurden auch die zahlreichen Heiden, die sich noch unter den Langobarden befanden, in den Schoß der römischen Kirche geführt. Ein großer Teil des Volkes war wirklich noch ungetnuft, als Alboin es nach Italien führte. Wenn selbst ein mächtiger Herzog wie Ariuls von Spoleto, der 601 starb, noch Heide war, wie mag es da um das Christentum des niederen Volkes beschaffen gewesen sein! Gregor der Große erzählt in seinen Dialogen einmal, daß Langobarden im Jahre 579 ihrem obersten Gott unter Gesang und Tanz den Kopf einer Ziege geopfert und das Fleisch des Opfertieres verzehrt hätten. Vom heiligen Barbatus von Benevent (um 660) wird erzählt, daß er einen Baum umgehauen habe, um den sich ein seltsamer alter Heidenbrauch eingerichtet hatte. An diesem „heiligen" Baume nämlich war ein Fell aufgehangen, und darunter thaten langobardifche Männer Gelübde. Wer nun ein solches zu lösen hatte, mußte schnell von dem Baum wegreiten und dabei mit dem Speer rückwärts nach dem Fell werfen. Traf er es, so empfing er ein kleines Stück davon und verzehrte es. Vergebens predigten die Geistlichen gegen diesen Brauch; das Volk hielt ihn als ein Gesetz der Vorfahren heilig und behauptete, diese feien dadurch so starke Männer geworden.*) In ähnlicher Weise verehrte man das goldene Bild einer Schlange, das Barbatus einschmelzen ließ. Noch im Jahr 727 mußte König Liutprand das Gesetz erlassen: „Wer an einem Baume, den die Landleute einen heiligen nennen, oder an einer Quelle betet oder Götzendienst oder Beschwörungen treibt, der soll die Hälfte feines Wergeldes erlegen." Daß viele die Taufe nur äußerlich empfingen und dabei voll Aberglaubens blieben, ist selbstverständlich; der alte Wodansdienst steckte dem Volke eben tief im Blute und war nicht sogleich mit den Wurzeln auszureißen. Haben doch auch bei rindern deutschen Volksstämmen dergleichen Gebräuche, die aus dem altheidnischen Götterglauben erwachsen waren, selbst in weit späterer Zeit, das ganze Mittelalter hindurch, ja bis in die Gegenwart hinein, fortbestanden.
König Agilulf, zu dem wir jetzt zurückkehren, hatte mit dem Exarchen
*) Vgl. 1. Band, S. 129 f.
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Extrahierte Personennamen: Adelmalds Rotharis Alachis Gregor
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Die Langobarden bis zum Verlust ihrer Selbständigkeit.
regung. Er weigerte sich sogar in bitterm Unmut, die hohen Geistlichen, die der Papst voraussandte, zu empfangen. Als aber Zacharias trotz alledem am 28. Juni 743 am Po anlangte, ward er auf des Königs Geheiß hier von den ersten langobardischen Kronvasallen feierlich eingeholt und nach Pavia geleitet. Bor den Mauern hielt er in der von Liutprand erbauten Kirche zum „goldenen Himmel" (Ciel d’Oro) ein Hochamt und zog dann in die Königsstadt ein, wo ihm selbstverständlich auf Liutprands Befehl ein Quartier bereit gehalten ward. Am folgenden Tage las er auf des Königs Einladung abermals die Mesfe. Dann begrüßte ihn der alte Langobardenherrscher selbst in der Kirche, ließ ihn aber erst am dritten Tage feierlich in den Palast einladen. Hier ward er mit allen Ehren empfangen und brachte sofort sein Anliegen vor, „der König möge nicht ferner die Provinz Ravenna durch Heereszüge bedrängen, vielmehr die entrissenen Städte des ravennatischen Gebietes und dazu das feste Cefena herausgeben." Zwar brauste der König zuerst auf und schlug alles rund ab. „Aber was blieb schließlich übrig, wenn er dem gefürchteten offenen Konflikte mit der Kirche und dessen Folgen vorbeugen wollte, als doch nachzugeben, der
Sicherheit und Ruhe des Reiches im Innern die glücklichen Erfolge einer jahrelangen Thätigkeit zur Wahrung der äußern Macht aufzuopfern?"^)
Wenn er auch nicht alle Wünsche des Papstes erfüllte, so versprach er doch, die Feindseligkeiten gegen Ravenna sofort einzustellen, und gab zwei Drittel des eroberten Gebietes ohne weiteres wieder heraus; das letzte Drittel mit Cesena sollte erst nach Rückkehr einer langobardischen Gesandtschaft von Byzanz hinzugefügt werden. Der Papst hatte allen Grund, mit dem Erfolg seiner Reise zufrieden zu sein; der gute alte König geleitete ihn sogar noch ehrenvoll bis au den Po und gab ihm von dort aus einige Herzöge als Begleiter mit. Wehmütig berührt es zu hören, wie wenig Dank der biedere Fürst selbst von all seiner Nachgiebigkeit erntete. Betete doch Zacharias,
als er nach seiner Rückkehr nach Rom einen feierlichen Gottesdienst hielt,
öffentlich zu Gott „um Gnade und Tröstung für die Römer und Ra-vennaten gegen ihren Nachsteller und Verfolger, den König Liutprand," und als dieser kurz daraus starb, frohlockte man in Rom wie in Ravenna, daß Gott des Papstes Gebet erhört habe.
Liutprand beschloß hochbetagt sein thatenreiches Leben im Januar 744 nach einer Herrschaft von 31 Jahren und sieben Monaten und wurde in der Kirche des heiligen Adrian an der Seite seines Vaters Ansprand beigesetzt. Die schönen und wahren Worte, die Paulus Diakonus ihm widmete und mit denen er sein Geschichtswerk beschloß, lauten also: „Er war ein Mann von großer Weisheit, klug im Rat, sehr gottessürchtig und ein
*) Martens a. a. £>. S. 86.
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Extrahierte Personennamen: Zacharias Zacharias Adrian Paulus_Diakonus Martens
Extrahierte Ortsnamen: Pavia Ravenna Byzanz Rom Rom Ravenna
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
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24. Alarichs Liegeszug und Ende.
that sie indes nicht ungern; denn Alarichs Schwager, der in
jugendlicher Schönheit strahlende Athawulf, gewann sie lieb,
und sie erwiederte seine Zuneigung aus das zärtlichste.
Alarich hatte die Hand zum Frieden geboten; sie wurde
abermals zurückgestoßen. Jetzt aber war seine Langmut gänzlich
zu Ende. Er brach sofort nach Rom auf, und diesmal kam
er, um zu plündern; denn auf andere Weise nieinte er den
blödsinnigen Trotz des Kaisers nicht züchtigen zu können. In
der Nacht nach dem 24. August des Jahres 410 nahm er
die ewige Stadt nach kurzer Belagerung ein. Einige Sklaven
öffneten ihm ein Thor und ließen die Goten eindringen. Der
dunipfe Ton der Stierhörner weckte fürchterlich die Schläfer.
Die Plünderung begann; aber es war doch keine von der Art,
wie sie früher die Römer selbst unzähligen Städten bereitet
hatten. Nicht blinder Zerstörungswut und Mordlust über-
ließen sich die Goten; ja, man muß ihre Mäßigung bewundern.
Das Leben Unschuldiger ward verschont und die Heiligkeit der
Kirchen geachtet. Auch den Arianern war Rom ein heiliger
Ort. Hier hatten ja die großen Apostel Paulus und Petrus
Zeugnis für den Heiland abgelegt. Ein Gote trat in die
Wohnung einer alten Frau und verlangte von ihr alles Gold
und Silber, das sie besitze. Da führte sie ihn zu einem
Schranke, der mit kostbaren Altargefäßen angefüllt war. Er-
staunt betrachtete der Gote den Schatz. „Diese heiligen Ge-
fäße," sprach die Alte, „gehören dem Apostel Petrus. Rührst du
sie an, so mußt du die Gottlosigkeit auf dein Gewissen nehmen.
Ich selbst besitze keine Schätze." Der Krieger überbrachte die
Kunde von den Kostbarkeiten seinem Anführer, und dieser
fragte bei Alarich an, was er thun solle. Sogleich erließ der
König den Befehl, den Schatz samt seiner Hüterin ungefährdet
in die Kirche des Apostels zu bringen. Eine große Goten-
schar nahm die Kleinode und die Frau in ihre Mitte und
schritt, mit gezogenen Schwertern sie beschützend, durch die
Straßen nach der Kirche. Unterwegs schlossen sich zahlreiche
katholische und arianische Christen, Römer und Goten, dem Zuge
an und geleiteten die heiligen Gegenstände unter Absingen from-
mer Lieder nach dem Ort ihrer Bestimmung. Das vermochte die
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Extrahierte Personennamen: August Apostel Apostel Petrus Apostels