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gelegten Kräuter und Gesträuche des Waldes zerrüttet und welkend
herumhängen, mancher nicht ganz verbrannte Reisighaufen im
Verwittern begriffen' und der andere am Boden zertreten und ver-
kohlt ist: dann steht eine ganze verlassene Bevölkerung von Strün-
ken da, und es schaut der blaue Himmel und die Wolken auf
das offene Erdreich herein, das sie so viele Jahre nicht zu sehen
bekommen haben. Das Erste, was nach langen Zeiten herbei-
kommt, um die umgewaudelte Stätte zu besetze», ist die kleiue Erd-
beere mit deu kurzen, zurückgeschobenen Blättern. Sie sproßt zu-
erst auf der schwarzen Erde einzeln hervor, siedelt sich daun um
Steine und liegengebliebene Blöcke an, überrankt fleißig den Bo-
den, bis nichts mehr zu sehen ist, und erfreut sich so sehr der
Verlassenheit und der Hitze um die alten, sich abschälenden Stöcke
herum, daß es oft nicht anders ist, als wäre über ganze Flecke
ein brennendes, scharlachrothcö Tuch ausgebreitet worden. Daun,
wann es so ist, sammelt sich unter ihren Blättern die Nässe und
cs erscheint auch schon die größere, langstielige Erdbeere mit den
großen Blättern und den schlanken Früchten; es beeilt sich die
Simbeere, die Einbeere kommt, manche seltsame, fremdäugige Blume,
räser, Gestrüppe und breite Blätter von Kräutern; dann die
Eidechse, die Käfer, Falter und summenden Fliegen; mancher
Schaft schießt empor mit den jungen, fruchtgrünen Blättern; es
ist ein neuer, rauher, hochruthiger Anflug, der unter sich einen
nassen, sumpfigen Boden hat, und endlich nach Jahren wieder die
Pracht des Waldes.
‘ 86. Die Boten des Todes.
Vor alten Zeiten wanderte einmal ein Riese auf der großen
Landstraße, da sprang ihm plötzlich ein unbekannter Mann entge-
gen und rief: „Halt! keinen Schritt weiter!" „Was?" sprach
der Niese, „du Wicht, den ich zwischen zwei Fingern zerdrücken
kann, du willst mir den Weg vertreten? Wer bist du, daß du
so keck reden darfst?" „Ich bin der Tod," erwiederte der Andere,
„mir widersteht Niemand, und auch du mußt meinen Befehlen
gehorchen." Der Riese aber weigerte sich und sing au mit dem
Tode zu ringen. Es war ein langer, heftiger Kampf, zuletzt aber
behielt der Riese die Oberhand und schlug den Tod mit seiner
Faust nieder, daß er neben einem Steine zusammensank. Der
Riese ging seiner Wege und der Tod lag da besiegt und war so kraft-
los, daß er sich nicht chieder erheben konnte. „Was soll daraus
werden," sprach er, „wenn ich da in der Ecke liegen bleibe? Es
stirbt Niemand mehr auf Erden und sie wird so mit Menschen
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üppige Wiesengründe mit stattlichen Waldungen, oder ziehen sich
schlangcnartig zwischen denselben hin.
Bor allem ladet den Wanderer der erquickende Schatten mäch-
tiger Buchen ein, durch deren Laubdach nur einzelne Sonnenstrahlen
hindurchzittern. Während sich hier sein Auge an dem grünen
Teppiche labt, der von dem Dunkel seiner Umgebung bis in jene
lachenden Gründe vor ihm ausgebreitet liegt, sieht er vielleicht
im nächsten Augenblick ans dem dichten Lanbmeere die Rauchsäule
aufwirbeln, welche die einsame Hütte eines Köhlers anzeigt,
und vernimmt zugleich sein Ohr aus einem fernen Thalwinkcl
die harmonisch gestimmten Glocken einer Viehheerde.
Reben diesem stillen Naturleben hat, besonders auf dem
mehr ausgebreiteten Südosttheile, dem Grauwackengebiete, seit
langer Zeit Gewerbfleiß aller Art seine Werkstätte im Thüringer
Walde aufgeschlagen. Der mühsame Kornbau auf der kargen
Ackerkrume der Berglehnen konnte die zahlreiche Bevölkerung nicht
ernähren; das Bedürfnis; schärfte den erfinderischen Sinn, den An-
kömmlinge aus der Ferne, auö Nürnberg, Böhmen, Schwaben und
Käruthen geweckt hatten, und dessen Ausbildung durch nützliche
Produkte, besonders durch reichen Schiefer-, Holz- und Eiseuvorrath
des Gebirges unterstützt wurde. Wir finden in dem Bereiche des
Thüringer Waldes Glashütten, Porzellan-Fabriken und Malereien,
ferner die weitverbreitete Stahlindustrie, die bei Suhl, Schmal-
kalden, Zelle und Mehlis als Gewehrfabrikation, in Ruhla und
Steiubach als Messerfqbrikation einen hohen Grad der Entwicke-
lung erreicht hat;— und vor allem jene allbekannten feinen Holz-
waaren von Sonneberg und Umgegend, welche von da nach
den Hauptorten Europa's und über den Ocean zu allen Völkern
gehen und die Herzen der Kinder erfreuen.
Das Innere Th üringen s besteht hauptsächlich aus: Bund-
sandstein, Muschelkalk und Keuper, gegen welche alle anderen Ge-
steiusbilduugeu in den Hintergrund treten. Die Schichten liegen
im Allgemeinen horizontal.
Wenn man Thüringen durchreist und der landschaftlichen
Physiognomie seine Aufmerksamkeit zuwendet, so wird man bei
dem ersten Anblicke des Landes verleitet, die Hügel für ganz
isolirte Erhöhungen weiter Flächen zu halten. So sehr herrscht die
Ebene in dem Landschaftsbilde vor!
Unter der Menge gesegneter Striche, deren sich Thüringen
erfreut, enthalten eie größeren und kleineren Keuperbecken,
welche mit Lehm und humusreichem Schlamm bedeckt sind, ein höchst
ergiebiges Fruchtland, z. B. einige Theile des Werra- und Saal-
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lich wahrnehmen könnt. Hier unten haben sie sich in größerer
Menge angesammelt und mit der Zeit die lockere Erdschicht ge-
bildet, welche den steinigen Untergrund überdeckt. Auch gegenwärtig
wird auf diese Weise uoch manche öde Felseniusel- im Meere zu
einer fruchtbaren Erdstelle. Daß nun nach der Bcrschiedenheit
der Gebirgsarten auch der Boden verschieden sein müsse, der
durch die allmählige Verwitterung ihrer Oberflächen entstanden
ist, leuchtet von selbst ein. Nach den drei Hauptgebirgsarten giebt
es aber auch drei Haupterd arten, nämlich: Kieselerde, Thon-
und Kalkerde, wozu man noch als vierte, die Humuserde
hinzu zählen kann, die aber nicht allein aus erdigen Theilen besteht,
sondern zumeist aus Pflanzen- und Thierüberresten gebildet wurde.
Eine sehr weise Einrichtung ist es nun, daß in unserem gewöhn-
lichen Ackerboden keine dieser Erhärten ganz uuvermischt-vorkömmt.
Denn wäre das, so würde die Erdoberfläche eine große Wüste sein,
weil keine dieser Erdarten für sich allein einen fruchtbaren Boden
bilden kann. Wenn wir daher später von Kiesel-, Thon-, Kalk-
und Humusboden reden, so meinen wir damit nur, daß eine die-
ser Erdarten darin vorherrschend ist nnv dem Laude in grö-
ßerem oder geringerem Grade ihre Eigenschaften mittheilt.
Die Kieselerde, welche wir in unserem Huarzsande auf den
Aeckern haben, ist für sich allein von weißlicher Farbe, rauh an-
zufühlen und knirscht zwischen den Zähnen. Sie hängt sehr wenig
zusammen, nimmt nicht viel Feuchtigkeit auf, und giebt solche
schnell wieder von sich. Keine Erdart trocknet daher so leicht aus
als diese, keine hält aber auch die Wärme länger alst sie an.
Sandiger Ackerboden läßt sich darum leicht bearbeiten. Mit zwei
Kühen bringt man auf diesem Boden so viel zu Wege, alö sonst
mit zwei Ochsen. Daneben gewährt diese Erde den Bortheil, daß
sie wegen ihrer Wärme im Frühjahre schnell von Schnee und Eis
befreit wird und zeitig angebaut werden kaun. In nassen Zeiten
widersteht sie auch der Feuchtigkeit viel länger, als Thon- und
Lehmboden.
„Da lob' ich mir den Sandboden," sagt vielleicht jetzt
Mancher von Euch. Aber nur gemach! Ein jedes Ding hat seine
zwei Seiten, und Alles kömmt auf Umstände au. In zu großer
Menge sehen die Landleute den Sand gar nicht gern. Denn erst-
lich ist solcher Sandboden arm an Nahruugsstoffen, weil er zu
träg ist, solche aus der Luft an sich zu ziehen und die in ihn
hineingebrachten festzuhalten. Zweitens trocknet er bei dürrer Wit-
terung so schnell aus und wird so heiß, daß die armen Pflänzchen
auf ihm bald verschmachten und absterben. Sandboden, der nicht
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wenigstens so viel Thon in sich hat, daß er sich in feuchtem Zu-
stande ballen läßt, ist zum Anbau gar nicht zu brauchen. Solch
ganz zusammenhangsloser, seiner, unfruchtbarer Flugsand macht
z. B. die große Sahara in Afrika zur schrecklichen Einöde. Auch
die Leute an der Lüneburger Haide, bei Zelle und Lüneburg, wissen
von solch schlechtem Flugsande ein Stücklein zu erzählen. Darum
aber sollt ihr dein Sande noch nicht ganz abhold werden. Denn
zum Ersten ist er in keinem Boden ganz zu entbehren, weil ihn
die Pflanzen zu ihrer Nahrung bedürfen, zumal unsere Getreide-
arten. Zn der Feuchtigkeit des Bodens nämlich — sollte man es
glauben! —- löst sich immer ein Weniges von der Kiesel- oder
Quarzerde auf, wie sich Salz in Wasser auflöst, und wird in
dieser flüssigen Form von den Gewächsen eingesogen. Zum An-
dern giebt cs kein besseres Mittel, festen Thonboden zu verbessern;
und zum Dritten läßt sich der Sandboden selbst, wo er zu leicht
ist, in vielen Fällen dadurch verbessern, daß man Lehm von alten
Wänden oder sonst her, darüber wirft und darunter mengt.
Niemals können sich zwei Brüder unähnlicher sein, als Sand
und Thon. Dieser ist in allem das gerade Gegentheil von jenem.
Ist der Sand einem wasserscheuen, tollen Hunde zu vergleichen,
so ist der Thon hingegen allezeit so durstig, daß er nie satt werden
kann, mit einer wahren Begierde Wasser in sich sangt und dasselbe
mit den übrigen Nahrungstheilcn sehr lange fest hält. Von Hitze
oder Wärme ist er dagegen kein Freund. Die nimmt er viel lang-
samer auf und giebt sie viel schneller wieder ab, als der Sand.
Im Thonboden herrscht die Thonerde vor. Vorausgesetzt,
daß dieselbe hinlänglich mit den andern Erdarten gemischt ist, so
gehört der Thonboden zu den fruchtbarsten Bodenarten. Er läßt sich
zwar etwas schwerer bearbeiten, widersteht dagegen aber auch der
Trockenheit länger und ist als eine immer gefüllte Vorrathstammer
für die Pflanzennahrnng anzusehen. Eine zu große Menge Thon,
dessen geringere Sorten Lehm heißen, sieht aber der Bauer eben so
ungern, als den lockeren Sand. Denn bei feuchter Witterung nimmt
das Land zu viel Wasser auf und die Gewächse gehen leicht an
Fäulniß zu Grunde. Bei trockn er Witterung dagegen backt er
wieder zu einer so harten Masse zusammen, daß kein Pflug in
denselben eindringen, keine Pflanze darin Wurzel fassen kann. Lehm
ist mit Sand untermischter Thon. Auf ihm gedeihen die meisten
Gewächse. — Wollt ihr bei dieser Gelegenheit zugleich die Ursache
mancher Quellen und nassen Ackerflecke wissen? Die ist der Thon.
Oft nämlich ziehen große Thonschichten stundenweit unter dem Bo-
den hin. Dqs Regenwasser wird durch sie an seinem weiteren
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Eindringen in die Erde gehindert, auf ihnen fortgeleitet und kömmt
sodann an einer niedern Stelle als Quelle zum Borschein.
Kalk hat Jeder schon gesehen, die Stadtkinder wenigstens
an den Wanden ihrer Häuser. Gelöschter Kalk ist reine Kalkerde,
die an der Luft in ein weißliches Pulver zerfällt. Im Ackerboden
kömmt aber die Kalkerde stets mit einem luftigen Körper verbunden
vor, den der Kalkbrenner durch die Glühhitze aus seinen Steinen
austreibt und den man Kohlensäure nennt. Erschreckt nicht vor
dem fremden Wort. Es ist eine Luftart, deren es mehrere giebt,
wie man mehrere Bodenarten hat. Man sieht die Kohlensaure,
welche ein sehr wichtiges Pflanzenuahrungsmittel ist, aus kalkhaltig
ger Erde in kleinen Bläschen entweichen, wenn man ein wenig
starken Essig auf diese Erde gießt.
Die Kalkerde nun ist sehr hitziger Natur, nimmt aber, wie
der Thon auch begierig Wasser auf, und trocknet deswegen lange
nicht so leicht aus, als Saud. ' In purem Kalkboden können die
Pflanzen zwar eben so wenig gedeihen, als in reinem Thon und Sand,
was mau an den weißen kahlen Kreidebergcn auf der Insel Rü-
gen und an andern Orten sieht. Dennoch aber ist sie dem trag-
baren Ackerboden so nothwendig, wie dem Menschen das Salz,
und sie muß an Orte, wo sic fehlt oder nicht in hinreichender
Menge vorhanden ist, hingebracht werden. Warum? Einmal brau-
chen die Pflanzen diese Erde zu ihrer Nahrung, manche sogar
sehr viel davon, z. B. der Klee, die Erbsen und Bohnen. So-
dann bewirkt der Kalk, weil er sehr ätzend ist, daß sich die im
Boden enthaltenen festen Nahrungstheile schneller in flüssige auflösen,
damit sie leichter von den Pflanzen eingesogen werden können. Ge-
löschter Kalk wird aus diesem Grunde von den Landwirthen auf
kalkarmen Aeckern als Düngmittel benutzt. Und daß der Gips, eben-
falls eine Kalkart, besonders auf Kleeäckern so gut düngt, wir
Mancher vielleicht schon weiß, kömmt eben daher. Den Mergel,
das ist eine Kalkart mit etwas Thon, fährt mau in vielen Ge-
genden fuderweise auf die Aecker und erntet dadurch das Doppelte.
Durch den Mist, sowie durch die Stoppeln und Unkräuter
kommen eine Menge Pflanzenüberreste mit in den Boden, welche
darin verwesen, und den vierten Bestandtheil des fruchtbaren
Ackerbodens ausmachen, den Humus. Die dunkle Farbe des
Landes rührt von dieser Bodenart her; mit ihrer Zunahme nimmt
auch die Fruchtbarkeit zu, weil der Humus nicht allein die mei-
sten Nahruttgöstosfe für die Pflanzen enthält, sondern auch den
Sandboden feuchter, den Thonboden lockerer und wärmer macht
und jeden verbessert. In alten Baumstöcken im Walde findet ihr
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hellweißem Kalke, der stark verwittert und deshalb voll vo»
Versenkungen, Höhlen, Trichtern und unterirdischen Kanälen
ist, in welchen sich die Gewässer oft verlieren und später wie-
der hervorbrechen. Vorgelagert ist im S. nach dem adriati-
schen Meere zu der Karst, ein unfruchtbares, ödes, zerspalte-
nes und zerrissenes Kalkbergland. Die höchste Spitze in den
Ostalpen ist der Terglou (9040') an der Sauquelle, und von
den Pässen ist der Sömmering der wichtigste (S. 149).
Nicht der ganze große Alpenzug umlagert das Rhein-
gebiet, nur die Mittel-Alpen vom Septimer bis zu den
Diablerets machen die Südgrenze aus und bilden zwischen
dem rheinischen Hochlande und zwischen dem obern Rhone-
und dem Pogebiete die Scheidewand.
Geht die östliche und südliche Begrenzung des Rheinge-
bietes bis zum St. Gotthard und scheidet von Weser, Do-
nau, Po und ihren Zuflüssen, so beginnt von dortaus auch
die westliche Wasserscheide und trennt den Rhein außer dem
Pogebiete von dem Rhone- und Seinegebiete. Die Gebirgs-
züge, auf welchen die Wasserscheide hinläuft, sind außer den
Berner-Alpen (S. 151) und den niedern Höhen um den
Genfer-See herum der Iura, die Vogesen, das hügeligte
Hochland von Langres, die Argonnen, der Ardenner-
wald und die Mar tins Hügel.
Der Iura erstreckt sich vom großen Durchbruche der
Rhone, südwestlich des Genferseees 40 Meilen nach N. O.
gegen den Einfluß der Aar in den Rhein hin, und wo sein
Zug mächtig beginnt, ist er sichtlich durch das tiefe Rhone-
thal von den Alpen abgesondert. Denn um die Nordseite des
Genferseees zieht keine Alpenkette, sondern nur ein sanftes
Gehügel, wovon man kaum sagen kann, daß es die Alpen mit
dem Jura verbindet. Der Jura, theilweise auch Leberberg
genannt, bildet die westliche Grenze von der Schweiz, ist
ungefähr 12 Stunden breit und hat häufig einförmige Kamm-
höhen von beinahe stets gleicher Höhe (2 — 3000') mit weni-
gen meist gerundeten Gipfeln. In ihm gibt es viele Längen-
und unzählige, schmale, schluchtenförmige Querthäler. 'Die
bedeutendsten Kuppen sind die Dole (5170'), der Moles-
son (6230'), der Mont Chasseron am See von Neuf-
chatel und der M. Chasserai (4960') am Vieler See, der
Weiß en st ein (3950') bei Solothurn, die durch ihre Aus-
sicht auf die Hochalpen berühmten Spitzen des Röt hi und
der Hasenmatt (5400'), der Recület und der Mont
Terrible. Die Flüsse, welche dem Jura entströmen, sind
der Doubs, die Orbe, Birs und Elsässer Jll. Der
Jura ist viel weniger wasserreich als die Alpen. Das vor-
herrschende Gestein ist ein zerklüftetes Kalkgebilde, das man
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Fabriken veranlaßt. Vorzüglich sind die Umgegenden der
Wupper, wie der Hauptort der Metallarbeiten, Solingen,
und der Houptsitz für Linnen-, Seide« und Baumwollen-
fabriken, Elberfeld, zu erwähnen. Auch bis nach Düsseldorf
hinab und bis zur reichen Fabriksstadt Crefeld hinüber er-
streckt sich der Kunstfleiß.
Im westlichen Theile des Rheingebietes gegenüber dem
Taunus liegt zwischen Rhein, Nahe, Mosel und Saar, ein
reiches Kalk- und Schiefergebirge, der Hundsrück, welcher
Bergzug mit steilen Wänden zur Saar wie zum Rheine ab-
fällt und bis gegen die Mündung der Mosel hinabreicht.
Er heißt im S. W. zwischen Trier und der obern Nahe der
Zdarwald und Hochwald mit dem Walderbsenkopfe
(2500'). Von da zieht N. O. ein Rücken zu dem mächti-
gen dunkeln Soonwalde, der südlich,gegen Kreuznach und
Bingen abfällt. Das Gebirge ist auf der Höhe rauh und
unfruchtbar, nach den Flüssen, nach der Nahe und der wun-
derlich gekrümmten Mosel zu, an den Abhängen und schar-
fen Kanten aber oft mit herrlichen und gesegneten Strichen
von stattlichen Fruchtbäumen und Weingärten besetzt. Das
Hochland des Hundsrück fällt in herrlichen Bergen und Fel-
sen hart ans Ufer des Rheines auf seiner 12stündigen Wan-
derung von Bingen bis nach Coblenz.
Nordwestlich vom Hundsrück zwischen Koblenz und Bonn
bis an den Rhein dehnt sich die weite und öde, rauhe und
unfruchtbare Eifel aus. Sie hat breite Flächen, die nicht
selten öde und kahl, bisweilen bewaldet, im Ganzen wenig
ergiebig sind. Aus der durch und durch vulkanischen Eifel
ragen einzelne Basaltkegel, wie die hohe Acht (200'), die
hohe Eifel, der Kellberg (1600') u. a. empor. Es
giebt aber auch hier und da hierdurch entstandene Vertiefun-
gen, welche Teiche oder kleine Seeen bilden. Merkwürdig
ist darunter der 214' tiefe Laacher-See, dessen Spiegel
660' höher als der Rhein liegt und nie gefriert. Er liegt
nicht weit vom Rheine und ist wahrscheinlich ein erloschner
Krater. Trotz des rauhen Klimas auf der Eifel finden sich
an der Ahr und den Abhängen der Mosel doch treffliche
Weine. Die rauhe und vulkanische Eifel ist reich an Denk-
mälern der Römerzeit und des Mittelalters.
Im äußersten W. der Eifel liegt mit ähnlichem Charak-
ter die fast ganz gipfel- und baumlose hohe Veen. Sie ist
eine weite mit ausgedehnten Torfmooren und mit Sümpfen
bedeckte Fläche. Am nördlichen Ende, wo der Boden frucht-
barer und wo er bei Lüttich und Aachen sogar angenehm wird,
liegt das weidereiche Limburger Land, was viel Butter und
Käse liefert.
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TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland]]
TM Hauptwörter (200): [T36: [Rhein Mosel Lahn Mainz Stadt Bingen Taunus Bonn Main Ufer], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See]]