Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
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Ii. Kulturbilder aus Welt und Werkstatt.
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sitzen indessen einen eigentümlichen Kennerblick, der den Reisenden oftmals
in Erstaunen setzt. Wenn sie die rauhe, ungeschliffene Außenseite des
Steines, die gewöhnlich schmutzig grau oder bräunlich ist, ansehen, so sagen
sie mit der größten Bestimmtheit, wie derselbe in seinem Innern gezeichnet
ist, und nach welcher Richtung hin durchschnitten, die schönsten Farben
erscheinen werden. In dieser zuweilen ganz unglaublich klingenden Voraus-
sage täuschen sich die Arbeiter niemals, und es ist solche Kenntnis ein
Haupterfordernis für einen geschickten Sckleifer; denn ohne dieselbe würde
er häufig in die Lage kommen, wertvolle Stücke ganz zu verderben oder
wenigstens in einer Weise zu bearbeiten, daß nicht der volle Wert dabei
zu Tage träte. Und dieser Wert ist zuweilen bedeutend. Man darf
nämlich nicht etwa glauben, daß alle Achatgegenstände ähnlich wohlfeil zu
haben seien, als diejenigen, welche man gewöhnlich auf Mesfen und Jahr-
märkten findet. Es sind dies meist nur Ausschußartikel von geringem
Wert. In Oberstein und Idar findet man dagegen stets Sachen aus-
gestellt, z. B. Vasen, Schmuckkästchen, Tischplatten rc., bei denen die Preise
mit 60, 90, 120, ja selbst 300 Mark angegeben werden. Auch für die
einfach durchschnittenen, dann an der Schnittfläche polierten Steine — die
sogenannten Kabinettstücke — an denen nichts als die natürliche Schönheit
bezahlt wird, fordern die Verkäufer oft hohe Summen und versenden sie
ebenso, wie die sonstigen Schleifprodukte in alle Welt.
Hobirk's Wanderungen.
140. Industrie aus dem Thüringer Walde.
Reben dem stillen Naturleben des Thüringerwaldes hat, besonders
auf und an dem mehr ausgebreiteten Südostteile, seit langer Zeit Gewerbe-
fleiß aller Art seine Werkstätte vielfach aufgeschlagen. Der mühsame Korn-
bau auf der kargen Ackerkrume der Berglehnen konnte die zahlreiche Be-
völkerung nicht ernähren; das Bedürfnis schärfte den erfinderischen Sinn,
den Ankömmlinge aus der Ferne, aus Nürnberg, Böhmen, Schwaben und
Kärnten, geweckt hatten, und dessen Ausbildung durch nützliche Produkte,
besonders durch reichen Schiefer-, Holz- und Eisenvorrat des Gebirges
unterstützt wurde. Wir finden in dem Bereiche des Thüringerwaldes
Glashütten, Porzellanfabriken und -Malereien von bewährten
Namen, ferner jeueweitverbreitetes tahlindustrie, die bei Suhl, Schmal-
kalden, Zelle und Mehlis als Gewehrfabrikation, in Ruhla und Steinbach als
Messerfabrikation einen hohen Grad der Entwickelung erreicht hat, und vor
allen jene allbekannten feinen Spielwaren, die von Sonneberg und Um-
gegend nach den Hauptorten Europas und über den Ozean zu allen Völkern
gehen und die Herzen der Kinder erfreuen, sowie den indianischen Häupt-
ling, der sich mit ihnen schmückt, und denen kein Palast und keine Hütte
verschlossen bleibt.
Die Sonneberger Waren, hauptsächlich aus Kinderspielzeug bestehend,
sind entweder aus Holz, Schiefer, Papier oder Glas, Eisen, Blech und
Leder gefertigt. Was insbesondere die Holzwaren anlangt, so werden sie
in ungeheurer Mannigfaltigkeit geliefert und sind meist, abgerechnet die
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art], T96: [Stadt Thüringer Saale Schloß Wald Gotha Dorf Heidelberg Weimar Einw.], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral]]
Extrahierte Personennamen: Mehlis Steinbach
Extrahierte Ortsnamen: Oberstein Thüringerwaldes Nürnberg Schwaben Suhl Ruhla Sonneberg Europas
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flötzen liegen und oftmals mit ihnen abwechseln. Ebenso ist meist Thon-
eisenstein ein Begleiter der Kohlenflötze. Dies alles zusammen, die
Kohlenflötze und die sie begleitenden Gesteine bilden das Steinkohlengebirge.
In gewissem Sinne rechnet man auch noch das sogenannte Rotliegende
dazu. Dies liegt stets zu oberst über den anderen Gliedern des Kohlen-
gebirges und besteht aus einem durch Eisen fast immer deutlich rot ge-
färbten Gemenge sandkorngroßer bis mehr als kopfgroßer Stücke der
verschiedenartigsten Gesteine solcher Gebirgsarten, welche bereits vor der
Bildung des Steinkohlengebirges da gewesen sind. Findet der Bergmann
also eines dieser Glieder des Steinkohlengebirges, so kann er auf das
Vorhandensein der übrigen einen sicheren Schluß machen und hat man
erst den Schieferthon erbohrt, so kann man gewiß sein, daß man bei noch
tieferem Bohren auf Kohlen kommen werde. Eine andere Frage bleibt
dann noch, ob erbohrte Kohlenlager bauwürdig, d. h. dick oder wie
der Bergmann sagt, mächtig genug sein werden, um lohnende Massen von
Steinkohlen zu liefern.
Fragen wir nun weiter, wo und unter welchen Verhältnissen finden
wir gewöhnlich Steinkohlenlager mit den sie begleitenden Schieferlhon-
und Sandsteinschichten, so müssen wir darauf antworten: gewöhnlich findet
man sie an solchen Orten der Erde, wo zur Zeit ihrer Entstehung von
hohen Gebirgen eingeschlossene, meist nach einer Seite hin offene Busen
oder Thalbecken waren. Da die Steinkohlen aus Pflanzen entstanden sind,
so dürfen wir annehmen, daß in solchen offenen Thalbecken besonders
günstige Verhältnisse für eine reiche Pflanzenwelt stattfanden.
Ehe wir nun weiter die Frage erörtern, wie die Steinkohlen durch
Umbildung aus Pslanzenmasse wohl entstanden sein mögen, wollen wir
uns ein Bild von der Steinkohlenslora zu entwerfen suchen. Dabei
werden uns die Abdrücke von Pflanzen in den Schieferthon- und Kohlen-
sandsteinschichten die nötigen Fingerzeige geben.
Aus diesen Abdrücken, welche uns vollkommene Bilder von der
Gestalt der Blätter und Stämme geben, geht deutlich hervor, daß ein
Wald der Steinkohlenzeit einen ganz anderen Anblick gewährt haben muß,
als jetzt auf irgend einem Teile der Erde, mögen wir nun die Laub- und
Nadelwaldungen unserer gemäßigten und nördlichen Zone, oder die üppigen
Urwälder Amerikas damit vergleichen. Wir finden nichts, was uns auf
das Vorhandensein von Laubholzbäumen schließen ließe. Heute bilden
ähnliche Pflanzen, wie sie damals ganz allein den Erdkreis bedeckten, nur
einen kleinen Bruchteil unserer Pflanzenwelt. Ein anderer Unterschied ist
der, wo man auch Steinkohlen gegraben hat, überall deuten die Abdrücke
im wesentlichen auf eine gleichartige Pflanzenwelt. Daraus werden wir
wieder mit Grund schließen, daß damals auf der Erde überall ein gleich-
warmes Klima geherrscht haben muß, während hierin gegenwärtig ein
großer Unterschied stattfindet. Es ist ferner ein sehr auffallender Unter-
schied, daß man in allen Kohlenbecken aller Weltteile, soweit man sie
darnach durchforscht hat, die Reste von zusammen nur 500 verschiedenen
Pflanzenarten gefunden hat, während in Europa allein jetzt 6000 vor-
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
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Ii. Kulturbilder aus Welt und Werkstatt.
kommen. Es muß also damals die Pflanzenwelt viel einförmiger und
gleichartiger gewesen sein, etwa so wie die Edeltanne fast ganz allein unseren
Schwarzwald bewaldet.
Die Pflanzen, woraus hauptsächlich unsere Steinkohlen sich gebildet
haben, sind Farrenkräuter, Schachtelhalme und Bärlappe
gewesen. Außer ihnen haben nur wenige mit unseren heutigen Palmen
verwandte und einige nadelholzartige Pflanzen daran teil genommen. Mber
die Farrenkräuter sowohl als die Schachtelhalme und Bärlappflanzen, jetzt
bloß niedrige, schwache Pflanzen, sind in der Steinkohlenzeit wahre Riesen
gewesen. Während unser gemeiner Schachtelhalm noch nicht die Höhe und
kaum mehr als die Dicke eines Weizenhalmes erreicht, hat man in dem
Kohlensandstein Stämme von vorweltlichen Schachtelhalmen gefunden, welche
fast haushoch und 10—15 cm dick gewesen sind und eben so hoch und
noch höher hat man die Überreste von Stämmen bärlappartiger Pflanzen
gefunden.
Welch wunderbare Pflanzenwelt muß das damals gewesen sein!
Mehr als 20 m hohe Bärlappe dicht und struppig mit schmalen spitzen
Blättern bedeckt; riesenmäßige Schachtelhalme, die sich nur durch dichten
Stand gegenseitig aufrecht erhalten konnten, da sie hohl und dünn waren;
baumartige Farrenkräuter, die ihre zarten dichten Blätterkronen auf hohen
Stämmen in der stillen, von keiner Vogelstimme belebten Luft, denn die
lebten damals auch noch nicht, ausbreiteten; und alles dies undurchdring-
liche Wälder bildend, zwischen denen noch keines Säugetieres Fuß wandelte;
denn diese traten erst viel tausend Jahre später auf die Schaubühne
des Lebens.
Aber wie entstanden nun aus diesen Pflanzen die Steinkohlen?
Diese Frage muß uns noch einige Augenblicke beschäftigen. Alles weist
darauf hin, daß die zu der Bildung der Steinkohlenlager verwendeten
Pflanzenmassen nicht etwa durch große Wasserfluten oder Stürme auf einen
Haufen zusammengeführt worden sind; sondern daß es dabei sehr ruhig
hergegangen ist. Die Pflanzen haben ohne Zweifel da lebend gestanden,
wo wir sie jetzt zu Steinkohle umgewandelt und von Sandstein- und
Schieferthonschichten begraben finden. Die große Wärme der feuchten Luft
begünstigte und beförderte den üppigsten Pflanzenwuchs und die abgestorbenen
Blätter bedeckten bald in dicken Schichten den Boden. Uns unbekannte
Veranlassungen schwemmten alsdann Sand- und Thonmassen darüber und
begruben zugleich mit den toten auch die lebendigen Pflanzen. Wie
nun diese unter einem jedenfalls beträchtlichen Druck in Kohle verwandelt
wurden, darüber sind die Ansichten verschieden. Jedenfalls hat die Hitze
dabei eine Hauptrolle gespielt, aber auch Feuchtigkeit und Druck waren
gewiß dabei wirksam.
Die bergmännische Gewinnung ist mehr als der Erzbergbau mit
Gefahren verbunden, indem sogenannte schlagende Wetter Explosionen her-
beiführen, die manches Menschenleben im schwarzen Lande der Tiefe unter
Schutt und Trümmer begraben.
Als einer wunderbaren Erscheinung sei hier noch der Kohlen- oder
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein]]
TM Hauptwörter (200): [T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T28: [Blatt Blüte Pflanze Baum Wurzel Frucht Stengel Zweig Erde Samen], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee]]
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Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
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Ii. Kulturbilder aus Welt und Werkstatt.
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Hainbuche, sieben Eichen, drei Weiden, eine Kastanie, eine Aakazie, einen
Kampherbaum, sodann außer zahlreichen Arten von Pilzen, Flechten, Leber-
und Laubmoosen, ein Farrenkraut, unsere Heidelbeere und zahlreiche andere
Heidekräuter und Waldpflanzen, die zum Teil von den heutigen nicht zu
unterscheiden sind, mit einem Worte eine Waldflora, wie sie heute noch
ähnlich im nördlichen Amerika gefunden wird.
Freilich unterscheidet sich die Flora des Bernsteinwaldes in vielen
Punkten und besonders darin von der Flora des nördlichen Amerika, daß
dort kein Baum gefunden wird, der sich im Harzreichtum nur annähernd
mit der Bernsteinfichte messen könnte.
Die Zahl der Tierarten aber, die bis jetzt im Bernstein gefunden
und bestimmt worden sind, und die sich zusammensetzt aus Fliegen, Ameisen,
Käfern, Schmetterlingen, Spinnen, Tausendfiißern und Krustaceen beläuft
sich bereits auf über tausend Arten.
Gehen wir nun zu den Lagerungsverhältnissen über, in denen der
Bernstein heute im Samlande gefunden wird.
Er kommt dort zunächst in den Braunkohlen führenden Schichten
vor, aber doch nur spärlich und nesterweise, so daß seine Ausbeutung in
diesen Schichten nicht lohnend ist. Die eigentliche Bernsteinschicht ist die
sogenannte „blaue Erde", welche unter den Braunkohlen führenden Schichten
in einer Mächtigkeit von 1—6 m liegt und aus einem grünlichgrau
gefärbten thonigen Sande besteht. Wenn diese „blaue Erde" bei Bohr-
versuchen gefunden wird, so ist man sicher, im eigentlichen Reiche des Bern-
steins zu sein; sie ist überall so reich, daß ein jeder Kubikmeter derselben
1/2 — 4 kg des wertvollen Steines enthält. Diese blaue Erde liegt
im N.w. des Samlandes fast überall 33 m unter der Erdoberfläche
und wird teils durch Tagebau, teils bergmännisch ausgebeutet (Palm-
nicken).
Wo die Bernsteingräberei im Tagebau betrieben wird wie früher
z. B. in Sassau, da werden die oberen Schichlen der steilen, fast senkrecht
zum Meere abfallenden 30—50 m hohen Dünen abgegraben, bis die
Schicht der blauen Erde vollständig entblößt ist. Diese wird dann in
regelmäßigen kleinen Terrassen von 20 cm Höhe durch eine Reihe langsam
rückwärts schreitender Arbeiter mit kleinen hölzernen Spaten Centimeter für
Centimeter abgestochen; während die vor ihnen stehenden Aufseher die auf
diese Weise ans Licht kommenden Bernsteinstücke in Säcken sammeln.
Die Schwierigkeit dieser Methode liegt in dem andringenden Wasser,
welches, da die blaue Schicht fast immer tiefer liegt als der Seespiegel,
oft durch die Pump- und Schöpfvorrichtungen nicht entfernt werden konnte.
Dennoch wurde der Tagbau früher bevorzugt, weil man nicht verstand,
die Auszimmerung so einzurichten, daß der lockere feine Sand durch die-
selbe abgehalten wurde. Dies ist jetzt gelungen und das Bernsteinbergwerk
zu Palmnicken liefert ganz enorme Erträge. Es wird hier die ganze Masse
der blauen Erde zu Tage gefördert und die gewaltige Wasfermasfe, welche
durch Dampfmaschinen aus der Tiefe gehoben wird, gleich dazu verwendet,
die blaue Erde durch ein System von sechs Netzen zu schlämmen, von
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel]]
TM Hauptwörter (100): [T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T84: [Körper Kopf Tier Fuß Bein Insekt Eier Zahn Nahrung Haut]]
Extrahierte Ortsnamen: Amerika Amerika Sassau Palmnicken
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Geschlecht (WdK): koedukativ
344 Ii. Kulturbilder aus Welt und Werfftatt.
ein langwieriges Stück Arbeit, doch giebt dieselbe dann an Jahre hinaus
reiche Ausbeute.
Dann beginnt erst die eigentliche Steinmetzenarbeit, das Zurichten
und Formen der Steine nach bestimmten Größen und Maßen, wobei,
eiserne Keile zum Spalten der Blöcke eingetrieben werden. Die Brüche
sind fast alle in Privathänden; in früheren Zeiten gehörten viele dem
Staate, der sie fast bergmännisch bearbeitete.
Früher waren die Steinbrecher zünftig und teilten sich in die In-
nungen von Pirna, Krippen, Königstein, Schandau und Liebethal. Unter
dem Vorsitze des Bergschreibers von Pirna wurden die Jnnungstage ge-
halten, wobei es oft hoch herging, und die Strafgelder in Bier vertrunken
wurden. Vom Soldatendienst waren die Steinbrecher frei; auch hatten
sie sonst noch mancherlei Gerechtsame. An Aberglauben und eigentümlichen
Handwerksgebräuchen fehlte es bei ihnen nicht; wer z. B. ein fremdes
eisernes Handwerkszeug ergriff und damit gegen den Stein schlug, daß es
klang, zahlte 1 Mark Strafe und dieselbe Geldbuße stand daraus, wenn
man grundlos: „Lauf zu!" rief. Dieser letztere Ruf ist nämlich das
Notzeichen der Steinbrecher, die Warnung der Kameraden vor dem Ein-
stürzen der Felsblöcke. Daß die Gefahren auch heute beim Steinbrechen
nicht gering sind, erkennt man daraus, daß im Jahre 1878 im ganzen
10 Unglücksfälle vorkamen oder einer auf 265 in den Brüchen beschäft-
tigten Leute.
Es bestanden in dem genannten Jahre 538 Brüche zu beiden Seiten
der Elbe, von denen jedoch nur 331 betrieben wurden. Die Zahl der
Arbeiter betrug 2651, eine stattliche Anzahl, wenn man bedenkt, daß es
sich hier nur um die direkt mit dem Brechen beschäftigten Menschen handelt;
die Fuhrleute, Schiffer rc., die indirekt von den Steinbrüchen leben, sind
dabei nicht mitgezählt. Daheim 1880.
145. Der Schwarzwald.
Der Schwarzwald bildet nach dem Riesen gebirge und dem Böhmer-
walde die mächtigste Erhebung im deutschen Mittelgebirge. Vom Rheinknie
bei Basel streckt er sich 55 km lang und 35—45 km breit bis zum
Thore von Pforzheim. Der obere Schwarzwald hebt sich auf der Süd -
und Westseite für das Auge wie eine steile Wand aus dem Rheinthal
und erscheint in düsterer, imposanter Mächtigkeit. Nach Osten und
Südosten abgedacht, fließt er nach dieser Seite mit der schwäbischen Alp
zusammen. — Die Mittelhöhe beträgt 800—1000 m. Den Central-
knoten und Kern des Gebirges bildet die erhabene Gruppe des Feldberges.
Der Feldberg, 1494 m hoch, ragt aus dem Schwarzwalde nicht so
imposamt hervor, als etwa der Brocken aus dem Harz oder der Insel-
berg aus dem Thüringerwalde; aber die ganze Umgebung kennzeichnet ihn
als König des Waldes. Von seiner Kuppe aus sieht man im Süden
die Schneekette der Alpen, und im Westen, im langen blauen Zuge, den
Wasgenwald. Der untere Schwarzwald ist mehr plateauartig. Von dem
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung]]
TM Hauptwörter (200): [T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß], T154: [Meister Handwerker Geselle Arbeit Lehrling Handwerk Arbeiter Jahr Kaufleute Stadt], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat]]
38
I. Aus der Heimat.
Die Wälder sind verschwunden, weil man fortwährend gehauen, aber
nie gepflanzt hat. Um die Mitte des achtzehnten Jahrhunderts zog der Verkauf
verschiedener Krougüter die Rodung ansehnlicher Bodenflächeu nach sich, indem
die Kaufsumme mit dem für das Holz gelösten Gelde bezahlt ward. Schon
zuvor hatte es sich der Feind, wenn er das Land heimsuchte, angelegen sein
lassen, aus den Wäldern möglichst große Einnahmen zu erzielen: die Berichte
über die damit angerichteten Verwüstungen klingen fast unglaublich. Schon
unter gewöhnlichen Umständen ward aber ohnmaßen vergeudet. Die offenen
Kamine in allen Häusern fraßen das Holz nur so, und die hohen Wildzäune
um jedes Feld forderten zahllose junge Stämme; au der Westküste wieder
setzten die Fischer Reisigzäune bis weit ins Meer hinaus. — Dabei war die
Kohlenbrennerei eine Haupterwerbsquelle der Bevölkerung; im Binnenlaude
konnte das Holz nur in Form von Kohlen abgefahren werden. Nicht selten
zog ein Heidebrand einen Waldbrand nach sich: waren aber die alten Heg-
wälder erst in Flammen aufgegangen, dann that der Westwind schon das
Seine, uni die Verwüstung zu vollenden. Stellenweise hatten auch die Bauern
das Gestrüpp in Brand gesteckt, um die Wölfe auszurotten, und im Westen
bei Scherrebek sollen sie so eine Räuberbande ausgebrannt haben, die sich
im Walde verborgen hatte.
Heutzutage ist das Land im Westen nackt, und seine Kahlheit springt
umsomehr in die Augen, als die Landschaft durchaus flach ist. Die Einge-
borenen sprechen von Höhen und Niederungen; aber dem Fremden erscheint
alles eben. Dazu kommt, daß der größte Teil des Bodens so mager ist, daß
selbst das Heidekraut niedrig bleibt und das Getreide erbärmlich steht. Doch
ist es ganz hübsch an Wasserläufen und Bächen, wo Binsen und Seerosen
wachsen, wo das dichte Gras mit der blaßgelben Blume des Wachtelweizens
untermengt ist, wo Vergißmeinnicht und goldgelbe Butterblumen gedeihen.
Richard Haupt nach dem Dänischen von Richard Meiborg.
2-t. Auf Alsen.
f"\ie Alsinger meinen vielleicht mit Recht, dais ihre Heimat die reichste
^ und schönste Landschaft im ganzen Herzogtum ist. Mein Kutscher
sagte mir: „Hier steht jedes Jahr so viel, als auf dem Boden nur stehen
kann, und oft viel mehr, als in den Häusern unterzubringen ist.“ Und
ein Krugwirt erzählte mir, dass einer, der sowohl in Italien als in Amerika
gewesen sei, vor seinem Thore gestanden habe; der habe nach Süden
geblickt und gesagt, schöner als hier sei es an keiner Stelle auf der
ganzen weiten Welt. — Der Fremde wird einräumen, dass die Insel sehr
fruchtbar, sowie dass die Landschaft überall anmutig und an vielen Orten
ungemein malerisch ist. An den Hauptwegen entlang haben die Hasel-
hecken eine Höhe von 3—4 in, und darüber ragen hie und da mächtige
Eschen und Silberpappeln empor. Abseits auf manchen Nebenwegen
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
TM Hauptwörter (200): [T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T28: [Blatt Blüte Pflanze Baum Wurzel Frucht Stengel Zweig Erde Samen], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Extrahierte Personennamen: Richard Richard_Meiborg
Iv. Aus der weiten Welt.
251
das Verirren in dem unbekannten Gelände sicheren Tod. — Unvergesslich wird uns
allen, die wir damals Freud und Leid teilten, einer unserer Hunde sein, dem die Soldaten
den Namen des berühmtesten Afrikaners gegeben hatten. Es war ein kleiner, unansehn-
licher eingeborner Hund mit spitzen Ohren und Fuchskopf. Treu blieb er jedesmal
bei dem letzten Nachzügler so lange stehen, bis dieser herangeholt wurde. Jeder
Soldat kannte und liebte den Hund ; er bekam die besten Fleischstücke, wurde ge-
tragen oder gefahren, wenn er ermüdet war, und unsere allezeit zum Scherz aufgelegten
Reiter beförderten ihn von Charge zu Charge, so dass er zuletzt die Abzeichen eines
Feldwebels an seinem Halsbande zeigte. Das treue Tier starb einen ehrlichen Soldaten-
tod: es wurde später in einem Gefechte, als es in der Schützenlinie mit vorlief, er-
schossen.
Unser Marsch ging über verschiedene Niederlassungen auf Salem zu. Hier
treten die Uferfelsen des Swakop etwas zurück, und ein liebliches Thal breitet sich
zu beiden Seiten des Flusses aus. Haine von hohen Anabäumen, dichte Gebüsche
aus wilden Tabak- und Ricinusstauden und Dornsträuchern, ja einzelne schlanke Dattel-
palmen zeigen an, dass hier eine üppige Vegetation beginnt. Saftige Wiesen von
Queckgras und fast undurchdringliche Bestände von Schilf und Ried Schliessen die
Ufer ein; auf den Felsen und Höhen wachsen Blumen und Futtergräser. Tauben aller
Art und Savannenhühner bevölkern die Uferwaldungen.
Von Salem an verliessen wir den Swakop, der uns durch tägliche Bäder erfrischt
hatte. Die Strasse wurde nun sehr schlecht. Zunächst ging es in dem trockenen,
tiefsandigen Bette eines Nebenflusses bergauf, durch dunkle, scharf eingeschnittene Hohl-
wege, dann über Klippen und Felstrümmer. Kaum so breit, dass die Räder der Wagen
Platz hatten, lief die Strasse eingeengt zwischen hohen Felsen auf der einen und einem
tiefem Abgrunde auf der andern Seite auf eine kleine Hochfläche, die wir erklimmen
mussten. Es bedurfte aller Geschicklichkeit der Treiber, um ein Abstürzen der Fuhr-
werke zu verhüten. Kisten und Kasten, Tonnen und Säcke flogen durcheinander, wenn
die Wagen mit Gepolter unter Ächzen des Holzwerks und Krachen der Räder von
einer der fufshohen Steinstufen, die den Weg durchsetzten, auf die nächstniedrige
Platte aufstiefsen. Dies kann eben nur ein afrikanischer Ochsenwagen aushalten.
Wahre Ungetüme sind für das Auge des Europäers diese fahrenden Wohnungen,
in denen der Afrikaner Wochen, Monate, Jahre hindurch mit Kind und Kegel haust,
die sein Heim sind, und die oft, besonders bei dem im Graslande umherziehenden
Treck-Buren, alles enthalten, was er sein eigen nennt.
Ungefähr auf dem halben Wege zwischen Salem und Tsaobis sahen wir die ersten
Antilopen, ein Rudel flinker, anmutiger Springböcke. Auf allen Seiten treten jetzt die
Berge zurück, und entzückende, weite Thäler voll saftigen Grases öffnen sich dem
Blicke des Reisenden. Baum- und Buschgruppen geben der Landschaft das Gepräge
eines Parkes. Der Weg wurde jetzt besser, und nach einem starken Nachtmarsch er-
reichten wir Tsaobis. Die Sonne ging gerade auf, als Leutnant von François uns zu-
rief: „Dort liegt die Feste!“ Und richtig: in dem Meer von Felsen und Kuppen, in
das wir hinabstiegen, flatterte auf einer Gebäudegruppe die deutsche Kriegsflagge.
Bald kamen wir näher: es wurde Tritt gefasst, die Spielleute schlugen an, und in
tadellosem Parademarsche zogen wir auf vor dieser ersten deutschen Burg in Damaraland.
Ein massiger, trotziger Bau war es, der auf dem kahlen Gipfel eines mäfsig hohen
Hügels vor uns lag. Die dicken Mauern und breiten Türme waren in Cyklopenmauer-
werk roh, ohne Kalk und Mörtel, aber geschickt und haltbar zusammengefügt. Enge
Thore und nach allen Seiten drohende Schiefsscharten wiesen auf die Bedeutung des
Baues hin, der die ganze Umgegend beherrschte. Er enthielt einen geräumigen Hof,
Wohnungen für Offiziere und Mannschaften, Munitions- und Provianträume sowie eine
Küche. Ungefähr 150 m entfernt waren Stallgebäude an eine Felsklippe gebaut.
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland]]
TM Hauptwörter (200): [T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf]]
Extrahierte Personennamen: François
Extrahierte Ortsnamen: Salem Ried Graslande Salem Damaraland Cyklopenmauer-
V. Aus dem Naturleben.
299
Auf Grund äie8e8 Heimatscheines haben nun die Naturforscher die Frage nach
der Herkunft der Findlingsblöcke untersucht. Man schaute sich zunächst in der
deutschen Gebirgswelt um. Aber ganz Norddeutschland hat nur zwei Gebirge, in
denen sich Granitstein findet, den Harz und weiter gegen die Oder hin das Riesen-
gebirge, und diese Granitinseln sind verhältnismässig so klein, und das mit Findlings-
blöcken überstreute Norddeutsche Tiefland ist so gross, dass man unmöglich die Heimat
der Findlingsblöcke in diese Gebirge verlegen konnte. Man musste sich also nach
den benachbarten Gebirgsländern umsehen, bei denen ebenfalls Granit das hauptsäch-
lichste Material ihres Baues bildet, und die gleichzeitig bequem genug liegen, um den
Transport der Findlingsblöcke in das Norddeutsche Tiefland erklären zu können.
Das nächste dieser Gebirge auf deutschem Gebiete sind die Alpen. Sie zeigen einen
durch ihre Mitte hindurchlaufenden, mächtigen Granitgürtel, so gewaltig, dass von hier
aus nicht nur ganz Deutschland, sondern ganz Europa mit Riesenblöcken überstreut
werden könnte. Anders gestaltet sich die Frage nach der Möglichkeit des Transports.
Vor dem Granitgürtel der Alpen nämlich lagert ein breiter Mantel von Kalkgestein, so
vielfach in Thäler zerspalten und zu Schluchten zerrissen und stellenweise so hoch
über den Granitgürtel im Süden hinausragend, dass keine irdische Kraft im Stande
wäre, die Granitblöcke aus den innersten Alpenwinkeln heraus bis zu der jetzigen
Lagerungsstelle hinzuführen. Und damit ist festgestellt, dass die Alpen nicht die Heimat
der norddeutschen Findlingsblöcke sein können. Richten wir nun den Blick nach
Norden, so treffen wir innerhalb der deutschen Grenze kein Granitgebirge mehr; denn
die Norddeutsche Tiefebene senkt sich langsam verlaufend gegen ihre beiden Meeres-
säume hinunter, und wo ja einmal eine Erhebungsmasse die Fläche unterbricht, da
ist es in den meisten Fällen weicher Lehm-, stellenweise auch wohl Kreideboden,
nimmer aber der harte, körnige Granit.
Jenseit der Ostsee treffen wir endlich wieder auf Granitgestein. Stellenweise tausend
Meter hoch, kehrt sich der Gebirgsbau Skandinaviens wie eine gewaltige Felsenfestung
gegen die Wogen des Atlantischen Oceans, und wenn sich auch das Land gegen
Osten hin allmählich senkt, sein Körper besteht doch allerorts aus schön-rötlichem
Granit, ungleich massiger noch gelagert als der Granit der Alpen und deshalb eben-
falls hinreichend, um ganz Europa mit Findlingsblöcken zu übersäen. Aber zwischen
den Granitgebirgen Skandinaviens und den Lagerungsstellen der Findlingsblöcke liegen
weit über hundert Meilen, und dazwischen flutet das Meer; welche Kräfte hatte die
Natur zur Verwendung, um diese zuweilen so riesenhaften Blöcke dahin zu trans-
portieren, wo jetzt der Norddeutsche die Fremdlinge aus dem fernen Skandinavien zu
Bausteinen meifselt? — Das war die dritte Frage, die sich die Naturforscher vorlegten.
Die Reisenden, die Hochgebirge besucht haben, erzählen von der Zertrümmerung
der Bergflanken und Hänge. Da sickert zur Sommerzeit das Wasser in alle Ritzen
und füllt alle Klüfte aus, und wenn dann der Winter kommt, so wandelt sich jeder
Wasserfaden im Gestein zu einem Eiskeil um, der, sich ausdehnend, gegen die Ge-
steinswandungen presst. So rückt die feste Felsmasse aus ihren Fugen, nur um ein
Weniges, kaum Bemerkbares in jedem Jahre, aber doch mit jedem Winter von neuem,
so dass endlich im Laufe der Zeiten die Ritzen zu Klüften, die Klüfte zu Schlünden
auseinanderreiisen. Diese geräuschlose Arbeit des gefrierenden Wassers findet
ihre Stelle überall, wo Nebel und Regen das Gestein netzen, und daher sind alle
Hochgegenden der Gebirge der allmählichen Zertrümmerung unterworfen: Felsmassen
werden abgesprengt, so gross, dass sie, in die richtige Bahn gelangend, ganze Gebirgs-
dörfer zu verschütten vermögen, und ähnliche Felsmassen, losgesprengt aus den Ge-
birgen Skandinaviens und in Blöcke zerkleinert, sind es nun, die der Bewohner des
Norddeutschen Tieflandes auf seinem Ackerboden als Findlingsblöcke findet.
Und wie das Eis sie losgesprengt hat, so hat es sie auch fortgeführt und an
ihre gegenwärtigen Lagerstätten gebracht. Wie ist das möglich gewesen? Um das
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Extrahierte Personennamen: Granitstein
Extrahierte Ortsnamen: Norddeutschland Deutschland Europa Skandinaviens Europa Skandinaviens Skandinavien Skandinaviens
Y. Aus dem Naturleben.
301
gefieurc Kraft der Boden so hat zusammengepreist werden können, so führen uns alle
Erwägungen wiederum auf den Druck gewaltiger Eismassen.
Wir werden also zu der Annahme gedrängt, dass vor vielen Tausenden von Jahren
das Klima unserer Gegenden viel, viel kälter war, als es jetzt ist, so dass sich ge-
waltige Gletscher bilden konnten, die als Inlandeis die ganze jetzige Norddeutsche
Tiefebene bedeckten. Es war hier also damals so, wie es noch jetzt in Grönland ist,
auf Spitzbergen, Nowaja Semlja, Franz Josephs-Land, auf den Ländern am Südpol.
Eine ungeheure Eiswüste bedeckte das Land, Berg und Thal unter seiner Decke voll-
ständig verhüllend. Bei solchem Inlandeise fehlen die Oberflächenmoränen, aber die
Grundmoräne ist bedeutend, was man aus der Schlammmasse der Gletscherbäche
Schliessen kann. Hat man doch beobachtet, dass ein solcher Bach über 9000 g Gestein-
masse in jedem cbm Wasser fortführte. Wer will sich da wundern über die zahllosen
grossen und kleinen Felsblöcke und Steintrümmer, die im Bett der ehemaligen Gletscher
liegen, die in der Vorzeit unsere Gegenden bedeckten? Durch die Gewalt des Frostes
von ihrer Heimat losgerissen, hat das langsam sich vorwärts bewegende Eis sie mitge-
nommen, langsam, langsam, aber unaufhaltsam. Wenn das Becken der Ostsee damals
schon vorhanden und mit Wasser gefüllt war, so hat eine so gewaltige Eismasse doch
das Wasser mit Leichtigkeit vor sich hertreiben und das ganze Becken ausfüllen
können. Lind dann ist sie weiter südwärts gedrängt worden, und überall, wohin sie
kam, hat sie Felsen und Steine mitgeführt. Es muss eine gewaltige Schicht gewesen
sein, ln Skandinavien hat man bis zu einer Höhe von 1700 m noch sichere Spuren
des Eises gefunden, und im deutschen Mittelgebirge finden sich Findlingsblöcke noch
bis zu einer Höhe von 400 m.
Dann muss aber aus irgend einem Grunde nach und nach eine völlige Änderung
des Klimas eingetreten sein. Die Gletscher sind geschmolzen, der Boden ward frei.
Aber was die Eismassen hergeführt hatten, das blieb liegen. Der Sand und Thon der
Grundmoräne bildete einen vorzüglichen Ackerboden für den Menschen, der allmählich
in diesen Gegenden sesshaft werden konnte. Die Felsblöcke aber, die auf der Ober-
fläche und in der Tiefe des Bodens in ungeheurer Zahl und in der allerverschiedensten
Grösse auftauchten und auftauchen, sie waren ihm anfangs mehr hinderlich als nützlich;
schliesslich aber hat er sie auch verwenden gelernt, und heute siebt er vielerorten den
Sand des Bodens sorgsam, damit ihm für den Bau neuer Strassen nichts verloren gehe.
So führen uns die steinernen Fragezeichen in die fernste Urzeit. Viele Fragen,
die bei ihrem Anblicke auftauchen, sind auch heute noch nicht gelöst, und die Gelehrten
finden noch immer Stoff zum Forschen genug. Vor allem müssen sie eingestehen,
dass man die tieferen Ursachen der Eiszeit noch nicht kennt; die Lösung dieser Frage,
wie so vieler anderer, muss der Zukunft überlassen bleiben.
Nach August Hummel und Hans Peters.
190. Kleine Baumeister.
(^Aieh dieses kleine Staubhäufchen an, das ich unter das Mikroskop gelegt
o habe! Betrachte die unendlich zierlichen Formen, die feinen Schälchen,
schneckenartig aufgerollt, und alle die andern Schälchen, die Bruchstücke
mit den grossen Poren, die Kreise und Sterne; was glaubst du, was das ist?
Das ist Schlamm des Koten Meeres, heraufgeholt aus einer liefe von 1400
Metern, den mir der Ingenieur der das Telegraphentau durch das Kote
Meer legte, geschenkt hat. Es ist nichts davon hinweggenommen und nichts
hinzugethan.
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
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Extrahierte Personennamen: Nowaja_Semlja Franz_Josephs-Land Franz August Hans_Peters
V. Aus dem Naturleben.
303
gebaut, ist, und du wirst finden, dass wieder die kleineu Schalen es sind,
aus denen er besteht, dass wieder jene kleinen Geschöpfe die Baumeister
waren, die das Material herbeigetragen haben.
Oder geh zu den grössten Bauwerken des Menschengeschlechts, den
Pyramiden von Gizeh, den Katakomben von Theben in Ägypten. Die Kalk-
steine, aus denen sie erbaut sind, bestehen aus Milliarden der zierlichen,
kleinen Schalen von Urtieren.
Du kennst wohl unsere Kalkalpen, jene mächtigen Gebirgszüge, die im
Süden . und Norden die Flanken unsers höchsten Gebirgszuges bilden, mit
Bergkolossen, die jahraus und jahrein die Schneehaube tragen. Wer hat sie
aufgebaut? Zum grossen Teil unsere kleinen Baumeister.
Und nun folge mir weiter übers Festland. Von den Kreidefelsen
Englands über die Kalksteine des Pariser Beckens, die Kalkalpen, die Küsten
des Mittelmeeres fort, hinein nach Asien, hinüber bis an den Himalaya: alle
diese Kalkgebirge sind hauptsächlich ein Bauwerk der Wurzelfüfser.
Gustav Jäger.
191. Der Wert des Goldes.
Nach Golde drängt,
am Golde hängt
doch alles, — ach wir Armen!
Goethe.
»it den Edelmetallen hat es eine eigene Bewandtnis. Wären sie ebenso
_ verbreitet wie das Eiseit, könnten sie in gleich ungeheurer Menge ge-
wonnen werden, so würden sie dein Menschengeschlechte wenig Nutzen bringen,
da sie zu weich sind, um in der Technik Verwendung zu finden.
Woher stammt denn aber das hohe Ansehen, das Gold und Silber seit
alter Zeit genießen? Woher stammt die Gier nach diesen Metallen, der
Hunger nach dem roten Golde, der die Menschen verleiten kann, alle Schranken
von Gesetz und Recht zu überspringen, Greuel auf Greuel zu häufen und die
Hände mit dem Blute des Bruders zu besudeln? Wie kam es, daß man
gerade diesen technisch so wenig wichtigen Metallen solchen hohen Wert beilegte,
daß man gerade Gold und Silber als Wertmaßstab erkor und nicht etwa das
Eisen und das Kupfer, denen doch eine hohe Bedeutung für unsere Kultur-
entwickelung zukommt?
Die Ursache dieser Erscheinung haben wir in der Entwickelung des
Menschengeschlechtes zu suchen. Während ursprünglich der nomadisierende
Mensch nur das erzeugte oder sich zu verschaffen lvußte, was ihm zur Stillung
des Hungers oder sonst zur Befriedigung eines augenblicklichen Bedürfnisses
tauglich erschien, konnte, sobald sich einzelne Stämme mit festen Wohnsitzen
gebildet hatten, nicht mehr aller Bedarf an Ort und Stelle hervorgebracht
werden. Man war vielmehr genötigt, von auswärts mancherlei zu beziehen,
und so bildete sich zunächst ein Tauschhandel aus, bei dem jedoch Güter und
Vieh gegen Getreide und Feuerstein gegen Salz eingetauscht wurde. Die
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt]]
TM Hauptwörter (200): [T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa]]
Extrahierte Personennamen: Gizeh Gustav_Jäger Gustav Goethe