166 Französische Re volutions kriege. Kosziu Sko.
n.c.g.mit Belgien frei werden, zu den Oesterreichern. Uebcrall die
Verbündeten im Vortheile, und im Innern Frankreichs die
Vendee, Bretagne (Wimpfen), Toulon, Marseille und Lyon
gegen den Convent im Aufruhr. Daher durch die Jakobiner
die Sch recken s regi e run g ; allgemeines Aufgebot in Masse;
ganz Frankreich ein Feld - und Waffenlagcr unter Carnot.
Darauf Siege der Franzosen gegen die im Innern Empörten
unter gräßlicher Rache; eben so in Belgien durch Iiouchard
und Jourdan, am Oberrhein durch Pickegru und Iiocle j
indessen sättigt sich die Revolution durch ihre Blntgerichte
1794. überall in Frankreich; ihre Häupter stürzen sich selbst; Ende
des Terrorismus.
In den Niederlanden siegt Pickegru bei Tournal, und
1795. ^onrdan bei Fleums; Holland wird erobert — batavische
Republik, verbunden mit Frankreich. Am Oberrhein müssen
die Preussen, nach ihrem Siege bei Kaiserslautern, weichen,—
Frieden zu Basel zwischen Preussen und Frank-
reich (das nördliche Deutschland neutral), etwas später mit
Spanien ( St. Domingo an Frankreich ) *).
*) Um dieselbe Zeit blutige Auftritte in Pvlen: »ach dem russisch»
türkischen Kriege ( 1787—1792) suchte Katharina Ii. ihren Einfluß in
Polen durch eine Conföderatiou der unzufriedenen Polen zu Targowih
geltend zu machen; eine russische Armee dringt ein; die Polen unter
Thaddäus Kosziusko müssen weichen. Auch eine preussische Armee,
mit Katharina einverstanden, rückt unter Möllendorf 1793 in Polen
ein, und bald darauf erfolgt die zweite Theilung Polens. Aber
die Erbitterung der Polen bricht schon 1794 aus. Kosziusko Ober-
feldherr. Die Russen aus Warschau vertrieben, vereinen sich mit den
unter ihrem König eindringenden Preussen. Sieg der Verbündeten bei
Raffka. Warschau vergebens belagert. Auch Oesterreich schickt eine
Armee. Kosziusko bei Maciejowiee von den Russen unter Fersen
geschlagen und gefangen. Suwarvv erstürmt Prag a; Warschau kapi-
tulirt, — dritte Theilung Polens 1795; der König Poniatowsky
legt seine Würde nieder (Rußland gewinnt 2000 Quadratmeilen, Preus-
fen 990 Quadratmeilen und Oesterreich 834 Quadratmeilen). Katharina
stirbt im folgenden Jahre; ihr folgt ihr Sohn Paul I (1796—1801).
Auch Friedrich Wilhelm Ii. von Preussen stirbt im November 1797, und
ihm folgt sein Sohn Friedrich Wilhelm Hl
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Extrahierte Personennamen: Kosziu_Sko Katharina_Ii Katharina Kosziusko Raffka Kosziusko Poniatowsky Katharina Friedrich_Wilhelm_Ii Friedrich Wilhelm Friedrich Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Frankreichs Bretagne Toulon Marseille Lyon Frankreich Belgien Jourdan Frankreich Niederlanden Holland Frankreich Preussen Kaiserslautern Basel Preussen Frank- Deutschland Spanien Frankreich Polen Polen Polens Warschau Preussen Oesterreich Warschau Polens Oesterreich Preussen
87
Europäische Ereignisse Mischen dem spanischen Erbfolgeäriege
und den schlesischen Kriegen.
1. Der im Bunde mit Venedig (denen von den Osmanen
1715 Morea entrissen worden war) unternommene Türken-
krieg 1716—1718 führte Oesterreich unter des Prinzen
Eugen Leitung von Sieg zu Sieg (bei Peterwardein 1716,
Belgrad 1717) und zuletzt im Frieden von Passaro-
witz 1718 zum Besitz des Banats, eines Theiles von^is
Serbien mit Belgrad, von Croatien, Bosnien imb der
Walachei. Für den Verlust Moreas wurde Venedig durch
albanische und dalmatinische Plätze entschädigt.
2. Die Friedensstörung Spaniens (Philipp V, seine
zweite Gemahlin Elisabeth Farnese von Parma, der Car-
dinal Alberoni), das während des Türkenkrieges 1717
Sardinien, 1718 Sieilien angrisf, führte 1718 zur Qua-
druple-Allianz d. h. einem zur Aufrechterhaltung desl?i8
Utrechter Friedens geschlosserten Bündniß des Kaisers, Eng-
lands, Frankreichs, Hollands. Vertauschung Siciliens mit
Sardinien; Don Carlos, Sohn des spanischen Königspaares,
erhält die Anwartschaft auf die Herzogthümer Parma und
Piacenza, sowie aus Toskana, auf welche seine Mutter
Erbansprüche hatte.
3. Der polnische Erbfolgekrieg 1733—1735 nach 1733-1735
dem Tode Augusts Ii von Polen zwischen dem Kaiser, dem
Reich und Rußland, die für die Wahl Augusts Iii von
Sachsen auftraten, einer —, Frankreich, Spanien und Sar-
dinien, die für die Rechte des fast einstimmig gewählten
Stanislaus Lesezinskm) kämpften, andererseits. Der Schau-
platz dieses fast ereignislosen, für beit an tüchtigen Truppen
und Geld armen Kaiser im ganzen unglücklichen Krieges
am Rhein und in Italien; die greisen Feldherrn Eugen
mtb Villars noch einmal als Gegner. Der Wiener
Frieden: der Kaiser verliert Neapel mit Sieilien gegen
Parma und Piacenza an den Jnfanten Don Carlos;
Frankreich erkennt die pragmatische Sanction (s. Nr. 4.)
an und erhält die Anwartschaft auf das alte deutsche
Land Lothringen, das für seine Lebenszeit zunächst Stanis-
laus Lesezinski (h 1766) statt der polnischen Krone be-
*) Er führte noch immer den Königstitel und war der Schwiegervater
Ludwigs Xv von Frankreich.
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Extrahierte Personennamen: Morea Eugen Eugen Philipp_V Philipp Elisabeth_Farnese_von_Parma Carlos Augusts Augusts Stanislaus_Lesezinskm Eugen Carlos Ludwigs Ludwigs
Extrahierte Ortsnamen: Venedig Oesterreich Belgrad Serbien Belgrad Bosnien Spaniens Frankreichs Hollands Sardinien Piacenza Toskana Polen Sachsen Frankreich Spanien Rhein Italien Neapel Piacenza Frankreich Lothringen Frankreich
erlag er diesem in der großen Schlacht bei Tannenberg, wo der Hochmeister Ulrich von Jnngingen und mit ihm die Blüte der Ritterschaft fiel (1410). Mit Mühe hielt sich Heinrich von Plauen in der Marienburg und hatte nur einer schweren Seuche, die im polnisch-litthauischen Belagerungsheere ausbrach, einen glimpflichen Frieden zu verdanken. Als er darauf die gesunkene Zucht wieder herstellen wollte, warf man ihn ins Gefängnis, wo er nach 15 Jahren starb. Unter seinen Nachfolgern lehnten sich die unzufriedenen Vasallen immer mehr an Polen an; die gegen dieselben geworbenen Söldner konnten nicht bezahlt werden, obwohl man die Neumark an den zweiten hohen-zollerschen Kurfürsten Brandenburgs verkaufte. Eine Ordensburg nach der andern mußte daher den Soldaten verpfändet werden, sogar die Marienburg. Um Geld zu erhalten, verkauften sie dieselbe an Polen, das 1457 in die Hauptstadt des Ordens einzog. Diesem langsamen Aussaugen machte der Friede von Thorn 1466 ein Ende, durch welchen Westpreußen und Erme-land in das volle Eigentum Polens übergieng, Ostpreußen dagegen mit der Hauptstadt Königsberg Ordensland unter polnischer Oberherrlichkeit blieb.
Ungarn war nach Albrechts Ii. Tode durch Wahl der Magnaten dem polnischen Könige Wladislav Iii. übergeben worden; nachdem aber dieser bei Varna 1444 gegen den türkischen Sultan Mnrad gefallen war, ließ man den nachgeborncn Sohn Albrechts, Ladislaus Posthumus, die Krone erben und gab ihm deu siebenbürgischen Großfürsten Johauu Hanyad zum Vormund, der, als Constantinopel 1453 in türkische Hände gerathen, durch seine Tapferkeit das Land schützte. Nach seinem und des jungen Königs Tode erhielt Matthias Corvinns, Hunyads Sohn, die Königswürde. Er bedrängte den trägen deutschen Kaiser-Friedrich Iii., der selber Ansprüche auf den ungarischen Thron erhob, in Wien und erweiterte und schützte die Grenzen seines Reichs auf Kosten Böhmens und gegen die um sich greifende Türkenherrschaft. So hat er, des Kaisers Feind, Deutschlaud dennoch wesentliche Dienste geleistet
Ju Böhmen, wo die Lehre des Hns noch immer festen Boden hatte, war der strengkatholische Albrecht nur dem Namen nach König gewesen. Nach seines Sohnes Tod gedachte auch hier Friedrich 111. sein Erbrecht geltend zu machen, die Böhmen aber wählten den Hussiten Georg Podiebrad und nach ihm einen polnischen Prinzen. So verachtet und zugleich so verhaßt war der Kaiser und das Hans Habsburg.
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Extrahierte Personennamen: Ulrich_von_Jnngingen Heinrich_von_Plauen Heinrich Albrechts Albrechts Albrechts Albrechts Ladislaus_Posthumus Ladislaus Johauu_Hanyad Matthias_Corvinns Albrecht Friedrich Georg_Podiebrad Hans_Habsburg
161
Einzelne, die hinabgestürzt waren, wieder an's Tageslicht emporge-
zogen. Der Gestürzte hört in der Tiefe jedes Wort der Zurückge-
bliebenen, während er selbst mit seiner Stimme nicht zu ihnen drin-
gen kann, wahrscheinlich durch widrige Luftströme daran verhindert.
Die größten Fernerstöcke befinden sich am Ortles, im Oetzthale und
am Felbertauern an der Gränze von Salzburg und Kärnthen. Sie
gehen nicht über 8000 Fuß herab und nehmen einen Flächenraum
von 369,290,000 Quadratklaftern ein. Beda Weber.
9. Ungarn.
Der Reisende, wenn er die österreichische Gränze überschreitet
und das Ungarland betritt, hat Anfangs Mühe, die Scheidelinie
zu finden, die sich zwischen zwei Ländern hinzieht, die so verschieden-
artig sind an Denkweise, Sitten, Sprache, Völkerstämmen und ihrer
Geschichte, trotz dem, daß sie jetzt einem und demselben Oberhaupte
Unterthan sind. Im Westen hat Ungarn einen ganz bedeutenden
deutschen Anstrich und wiederum im entferntesten östlichen Flügel in
Siebenbürgen, wo die Regierung schwäbische Auswanderer an-
siedelte, um die großen, durch die verheerenden Türkenkriege entstan-
denen Lücken füllen zu helfen, vielleicht auch, um das fremdartige
Reich durch deutsche Bewohner dem deutschen Scepter freundlicher
zu stimmen. Aber dieser letztere Zweck ist nicht erreicht worden; der
ungarische Volksstamm ist mit einer so wunderbar zähen Lebenskraft
ausgerüstet, daß die deutschen Ansiedler sich eher vor seinem Ein-
flüsse zu schützen haben, als umgekehrt. Deßgleichen müssen auch
die ungarischen Slaven alle ihre Kraft aufbieten, ihre Volkseigen-
thümlichkeit vor dem auf sie eindringenden Magyarenthum zu be-
wahren. Denn nicht alle Ungarn sind Ungarn, d. h. Magyaren
(sprich Madjaren); diese bilden nur den Kern, der rings von drei
andern Nationen eingehüllt wird: von den Deutschen, Slaven und
Wallachen. Alle diese Völkerschaften wohnen unter- und nebenein-
ander in demselben Lande und doch so, als wohnten sie in ganz ver-
schiedenen getrennten Ländergebieten; sie haben, was so sehr merk-
würdig ist, sich durchaus nicht gemischt und ihre Nationalität abge-
schliffen, sondern sich so rein und frisch in ihrer ursprünglichen Eigen-
thümlichkeit erhalten, als wären sie eben erst eingewandert. Du
setzest dich auf das Dampfboot und schiffest von Wien aus die Donau
hinab, um nach Preßburg zu steuern. Noch scheint dir Alles deutsch
zu sein; aber schon vor dieser alten Ungarstadt gehört das linke
Ufer nicht mehr der deutschen Zunge.
Preßburg, so nahe der deutschen Gränze, gibt doch schon einen
Vorgeschmack des morgenländischen Wesens. Auf dem rechten Do-
nauufer ist ein reizender Park und mitten darin ein Sommertheater,
die Arena. Das Theater ist von Holz, oben offen, die Sonne bil-
det den Kronleuchter. Hier sitzen die Ungarn mit ihren Tabakspfei-
fen , lassen den Rauch emporwirbeln und sehen gemächlich dem
Hep,. Vollständiges Lehr- und Lesebuch. \\
TM Hauptwörter (50): [T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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Extrahierte Personennamen: Beda_Weber
Extrahierte Ortsnamen: Salzburg Ungarn Ungarn Siebenbürgen Wien Donau
26
1837 f Wilhelm Iv.; es folgt seine Nichte Alexandine Victoria;
— der Herzog von Cnmberland als Ernst August König von
Hannover, das damit von jeder Verbindung mit England ge-
löst ist. Die unbefriedigende Lage zeigt sich in der ultraradikalen
Bewegung der Chartisten für jährliche Wahlen mit allgemeinem
Stimmrecht, Besoldung der Abgeordneten u. s. w.; fruchtbarer
war die von Manchester aus durch Richard Cobden und die
Anticornlawleague geleitete Agitation für Abschaffung der Korn-
zölle 1839. Fortdauernde Uuzufriedenheit in Irland; wolil-
thätige Wirkung der Mässigkeitsvereine des Paters Matthew.
Unscheinbare, aber wichtige Refonnmassregel die Herabsetzung
des Briefportos ,1840.
B. Der Osten.
1. Russland und Polen.
Die von Alexander I. dein Königreich Polen gegebene Consti-
tution trägt bei dem Misstrauen der russischen Regierung und der
unruhigen, Agitation und Verschwörung der ruhigen Arbeit vor-
ziehenden Sinnes weise des polnischen Adels keine Früchte.
Eine länger vorbereitete Verschwörung kommt infolge der
pariser Ereignisse Nov. 1830 in Warschau zum Ausbruch; der
Statthalter Grossfürst Constantin verlässt mit den russischen
Truppen das Land. Die Versuche der Gemässigten und des
Generals Chlopitzky, der die Diktatur in die Hand nimmt —
mit Russland zu friedlicher Verständigung zu gelangen, schei-
tern, und lähmen zugleich die Kraft der Revolution, die, einmal
begonnen, nur durch rücksichtslose Kühnheit gelingen konnte.
Ein russisches Heer unter Diebitzsch rückt heran; 19. Febr.
1831 bei Grochow in Angesicht der Tliürme von Warschau
Schlacht ohne Entscheidung. Der Aufstand verbreitet sich
unter dem Adel der Provinzen des alten Polenreichs, Litthauen,
Podolien, Volhynien; aber die Niederlage Skrzynezkys bei
Ostrolenka Mai 1831 vernichtet die Aussichten auf Erfolg in
Litthauen, Paskiewitsch, des von der Cholera weggerafiten
Diebitzsch Nachfolger, rückt vor Warschau, wo unter terro-
ristischen Gräueln General Krukowiezky sich der Gewalt be-
mächtigt (Aug,). Heftiger Kampf in Warschau im Sept.;.
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm_Iv. Wilhelm_Iv. Alexandine_Victoria Cnmberland Ernst August Alexander_I. Grossfürst_Constantin Constantin Grochow Krukowiezky
Extrahierte Ortsnamen: Hannover England Irland Russland Polen Warschau Russland Warschau Podolien Ostrolenka Litthauen Warschau Warschau
152
Zweite Periode der neueren Geschichte.
unter dem
Hause Rurtk
862-1613
und Roma-
now.
Über das Land nach dem Wunsche der Slaven, und ihr streitbarer
Fürst Rurik gründete 862 das russische Reich, welches seinen Sitz in
Nowgorod am Ilmen-See hatte. Rurik ward der Stammvater eines
Fürstenhauses, welches bis 1598 über Rußland herrschte. Seine
Nachfolger verlegten ihre Residenz nach Kiew und trotzten dem griechi-
schen Kaiser einen Tribut ab. Wladimir der Große (980—1015)
erzwang sich sogar die Hand einer griechischen Kaisertochter, einer
Schwester Theophanias (Ii. S. 77), welche den deutschen Kaiser Otto Ii.
geheirathet hatte, und ließ sich taufen (988). Er führte das Christen-
thum nach dem Lehrbegriffe der griechischen Kirche ein und erhob es
zur Landesreligion. Die Theilung des Reiches unter die zwölf Söhne
Wladimirs führte innere Kriege herbei, und die von Wladimir ange-
ordneten Großfürsten zu Kiew waren nicht mächtig genug, das Ganze
zusammen zu halten. Die Zwistigkeiten im Innern dauerten über
200 Jahre fort bis zur Eroberung des ganzen Reichs durch die
Mongolen (Ii. 133). Erst als diese selbst in sich zerfielen, gelang es
dem Großfürsten Iwan Wasiljewitsch von Moskau (1462—1505),
wohin sein Großvater nach Kiew's Eroberung durch die Litthauer die
Residenz verlegt hatte, sein Reich wieder zu befreien, Nowgorod, die
reiche Hansastadt, welche sich eine republikanische Verfassung gegeben
hatte, zu erobern und sein Land zu vergrößern. Mit Erfolg weckte er
unter seinem rohen Volke die ersten Keime europäischer Bildung, indem
er Handwerker und Bauleute aus Deutschland und Italien kommen
ließ. Er legte zum Schutze seiner Hauptstadt Moskau eine Citadelle,
den Kreml, an und setzte die Einheit und Untheilbarkeit des russischen
Reiches fest. Sein Enkel, Iwan der Schreckliche, legte sich zuerst den
Titel Czar oder Selbstherrscher aller Reußen bei, eroberte Kasan und
Astrachan und errichtete eine Schützenschaar, die Strelitzen, welche für
die spätere Geschichte von großer Bedeutung wurden. Mit Iwans
Schn Feodor I. starb 1598 der männliche Stamm des Hauses Rurik
aus. Es folgten innere Kriege, da mehrere Betrüger „die falschen
Demetrius" sich für den lange zuvor getödteten Bruder Feodors, De-
metrius, ausgaben, bis endlich 1613 die Großen des Reichs den
17jährigen Bischofssohn Michael Romanow auf den Thron beriefen*).
Er und sein Sohn Alexei förderten des Reiches Wohlfahrt durch treffliche
Einrichtungen und Gesetze, welche die nächsten Nachfolger Feodor Ii.,
und Peter der Große, noch vermehrten.
*) Michael Romanow regierte von 1613—1645, Alexei von 1645—1676,
Feodor Ii. 1676—1682.
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Extrahierte Personennamen: Theophanias Otto Otto Wladimir Iwan_Wasiljewitsch Michael_Romanow Alexei Feodor_Ii Peter_der_Große Michael_Romanow Alexei_von_1645—1676 Feodor_Ii
264
Dritte Periode der neueren Geschichte.
Der Aufstand
der Griechen
1821-1827.
Die
Befreiung
Griechen,
lands vom
türkischen
Joche
Bundestag zu Frankfurt den 13. Artikel der Bundesacte von der Ein-
führung landständischer Verfassungen zur Berathung empfahl. Dieser
letzte schwierige Punkt veranlaßte noch im nämlichen Jahre einen be-
sonderen Ministereougreß sämmtlicher deutscher Bundesstaaten zu Wien,
dessen Beschlüsse als die Schlußakte des deutschen Bundes einstimmig
angenommen wurden. Sie zielten hauptsächlich dahin, den Landständen
der einzelnen Staaten, welche allmählich ins Leben traten, jegliche Ein-
mischung in allgemeine deutsche Angelegenheiten zu entziehen, sowie die
Souverainität den Ständen gegenüber durch Verheißung der Bundes-
hülfe zu heben.
Schon seit der Eroberung Constantincpels schmachteten unsere
Glaubensbrüder, die Griechen, unter dem Joche der Türken, des Erb-
feindes des Christenthums. 1814 war zu Wien zur Zeit des Congresses
von dem russischen Staatssecretär Grafen Capodistrias und dem in
Pisa lebenden Erzbischof Ignatius unter dem Namen Hetäria ein ge-
heimer Bund gestiftet worden, welchem nicht nur die angesehensten
Griechen, sondern auch einflußreiche Männer anderer Nationen ange-
hörten. Dem ursprünglichen Zwecke, das griechische Volk durch wissen-
schaftliche Lehranstalteu und Volksschulen zu bilden, gesellte sich bald
ein anderer bei, das türkische Joch von Griechenland abzuschütteln.
Man baute auf Hülfe von Rußland und auf die Ohnmacht der Türken.
Der Aufstand begann unter den Griechen in der Moldau und
Wallachei, wo der Sohn eines ehemaligen Hospodars der Wallache!,
Alexander Apsilanti, ein russischer Generalmajor, die Griechen zur Ab-
werfung des türkischen Joches aufforderte. Vou allen Seiten stürmten
heldenmüthige Schaaren zu seinen Fahnen, mit denen Npsilauti die
Türken zu bezwingen hoffte. Im Peloponnes, in Hellas und Thessalien,
auf den Inseln entbrannte zu gleicher Zeit der Aufruhr. Allein die
Griechen fanden nirgends Beistand, im Gegentheil erklärten die auf
dem Congresse zu Laibach versammelten Monarchen auf Metternichs
Rath, daß sie die revolutionäre Bewegung der Griechen nicht unter-
stützen würden. Bei Galacz und bei Dragaschau ward die heilige
Schaar der Hetäristen aufgerieben; Npsilauti floh nach Siebenbürgen,
wo er verhaftet wurde und vier Jahre in östreichischer Gefangenschaft
schmachtete. Der Sultan richtete nach diesen Vorgängen unter den zu
Constantinopel wohnenden Griechen ein furchtbares Blutbad an, weil
er sie mit den revolutionären Bewegungen ihrer Glaubensbrüder ein-
verstanden erklärte. Viele Familien wurden ermordet oder beraubt und
verbannt, der 72jährige Patriarch von Constantinopel am Ostertage
vom Hochaltare gerissen und mit seinen Bischöfen am Haupteingange
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Extrahierte Personennamen: Constantincpels Capodistrias Ignatius Hetäria Alexander_Apsilanti Alexander Metternichs
Rath
184
Zweite Periode der neueren Geschichte.
Die letzten
Jahre der
Kaiserin
Maria
Theresia.
erledigt wurde, verlangte die russische Kaiserin Katharina Ii., welche
die innere Zwietracht Polens aus eigennützigen Absichten schürte (S. 165),
die Krone für ihren Günstling, den Grafen Stanislaus Poniatowsky,
welcher früher Gesandte an ihrem Hofe gewesen war. Als russische
Truppen in Polen einrückten, um Katharinas Wunsch Nachdruck zu
geben, ward Poniatowsky gewählt. Allein der größere Theil der
Nation war unzufrieden über diese unfreie Wahl, einigte sich zu einer
Verbindung, Conföderation genannt, und erregte einen blutigen Bürger-
krieg. Rußland mehrte die Zwietracht fortwährend zu derselben Zeit,
wo es die Türken bekriegte. Es hoffte, Preußen und Oestreich werde
zu einer Theilung Polens zu gewinnen sein, und fand Preußen ge-
neigt. Maria Theresia war, 'so lange ihr Gemahl lebte, diesem Plane
durchaus abgeneigt*). Als aber Joseph Ii. 1769 an dessen Stelle
trat, wurden er und Kaunitz bald gewonnen. Der Letztere hielt es
für rathsam, die zwischen Oestreich und Preußen herrschende Spannung
beizulegen und eine engere Verbindung anzubahnen. Darum mußte
Joseph Ii. 1769 den König von Preußen in Neisse besuchen, und im
folgenden Jahre erwiderte Friedrich diesen Besuch in des Kaisers Lager
bei Neustadt in Mähren. Dieser Zusammenkunft wohnte auch Kaunitz
bei. Im Sommer 1772 waren Rußland, Oestreich und Preußen
einig und theilten ungefähr 4500 Ouadratmeilen unter sich. Rußland
erhielt den größten, Oestreich den fruchtbarsten und Preußen den kleinsten
Theil von Polen, welches fortan nur noch 9570 Quadratmeilen um-
faßte. Dies war die erste Theilung Polens.
Die Theilnahme Maria Theresias an der Theilung Polens und
ihre Einwilligung zur Vertreibung der Jesuiten waren ihre letzten
wichtigen Negierungshandlungen in ihrem vielfach bewegten Leben. Sie
hatte erst ihr 64. Jahr erreicht, als ihre sonst feste Gesundheit zu
wanken begann. Eine hartnäckige Erkältung, welche sie sich bei einer
Prozession zugezogen hatte, führte ihren Tod herbei (1780). Allge-
mein war die Trauer im ganzen Lande, als die edle Fürstin, die
Beschützerin des Rechtes, die Mutter der Armen, verschieden war.
*) Maria schrieb in dieser Angelegenheit an Kaunitz: „In dieser Sach, wo
nit allein das offenbare Recht himmelschreyent wider Uns ist, mueß be-
khenncn, daß zeitlebens nit so beängstigt mich befunten und mich sehen
zu lassen schäme. Bedenkh der Fürst, waß wir aller Welt für ein
Exempel geben, wenn wir um ein ellendes stück von Pohlen oder von der
Moldau und Walachey unser ehr und reputation in die schanz schlagen.
Ich merkh woll, daß ich allein bin und nit mehr en vizuour, darum lasse
ich die Sachen, jedoch nit ohne meinen größten Gram, ihren Weg gehen."
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Extrahierte Personennamen: Maria
Theresia Maria Theresia Katharina_Ii Stanislaus_Poniatowsky Poniatowsky Maria_Theresia Maria Theresia Joseph_Ii Kaunitz Joseph_Ii Friedrich Friedrich Kaunitz Oestreich Maria_Theresias Maria Theresias Maria Maria Kaunitz
Vom westfäl. Frieden bis znr ersten französischen Revolution. 165
zeigte großen Eifer für die griechische Kirche. Auf ihr Machtgebot
entstanden neue Städte/ erschienen zahlreiche Colonisten aus dem Aus-
lande, wurden Straßen und Canäle angelegt, den Städten größere
Rechte eingeräumt, dem Adel feine Privilegien bestätigt. Man be-
wunderte das Talent und die Energie der Kaiserin im In- und
Auslande; demnngeachtet zeigten sich auch Ruhestörer und Unzufriedene.
Eines verunglückten Versuchs, Iwan, welcher noch in Schlüsselburg ein-
gekerkert war, auf den Thron zu erheben, ist schon oben gedacht wor-
den (S. 104 Anmerk.). Gefährlicher war der Aufstand des Kosacken
Pugatschew, dem es gelungen war, mit einem ansehnlichen Heer Kasan
zu erobern und Moskau zu bedrohen. Doch auch diesmal blieb das
Glück der Kaiserin treu. Pugatschew, dessen räuberische Truppen wie
Vandalen im eignen Lande gehaust und mehrere russische Heere besiegt
hatten, wurde zuletzt von den Seinigen verrathen und starb (1775)
am Galgen. Dieser Aufstand hatte viele Städte und Dörfer in
Aschenhausen verwandelt und vielen Tausenden das Leben gekostet.
Katharinas Einstuß äußerte sich nach Außen namentlich in der Theilung
Polens und in dem Türkenkriege. In Allem stand ihr eine Schaar
von Günstlingen und Rathgebern zur Seite; der bedeutendste von diesen
war jedenfalls der Fürst Potemkin, welcher die Kaiserin vollständig
beherrschte und sich unentbehrlich zu machen wußte. Er kostete dem
Staate ein ungeheures Geld, verschwendete auf der einen, knauserte
auf der andern Seite und schickte lästige Gläubiger nach Sibirien.
Seit 1776 lenkte er alle Unternehmungen. Auf eine wunderbare Weise
suchte er seine Kaiserin über den Stand des Landes zu täuschen. 1787
beredete er sie zu einer Reise nach der Halbinsel Krim. Potemkin
hatte in einiger Entfernung von der Landstraße zum Schein Städte
und Dörfer von Holz und Pappe, gleichsam als Coulissen anfertigen
lassen, um seine Gebieterin zu überraschen. Tausende von Menschen,
ungeheure Viehheerdeu, hohe Mastbäume mit flatternden Wimpeln soll-
ten Kunde geben von Handel und Wandel in jenen Gegenden, welckw
man bisher für öde und unbewohnt gehalten hatte. Allein.die ganze
Staffage der Landschaft verschwand in der Nacht wieder, wurde auf
Wagen weiter gebracht und diente am folgenden Tage zur gleiche»
Comödie. Kaiser Joseph Ii., welcher mit Katharina in Cherson zu-
sammentraf und sie durch die Krim begleitete, lachte über' den ganzen
Spuk, ließ sich aber nicht täuschen. Als Potemkin starb, hinterließ er
trotz seiner Verschwendung 50 Millionen Rubel.
Katharina war eine schöne, majestätische Frau. Ihre Lieblinge
überhäufte sie mit Gunstbezeugungen, wie kein anderer Monarch je
Pugatschew
erregt einen
gefährlichen
Aufstand.
Katharinas
Günstling,
Fürst Polem-
kin.
Charakter u.
Verdienst
Katharinas.
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Dritte Periode der neueren Geschichte.
Der Krieg der venetianische Königreich von Oestreich abgefallen und hatte die Truppen
derlombardet unter ^er Führung des greisen Feldniarschalls Radetzky zurückgedrängt.
Sardinische, römische und toskanische Freischaaren strömten den Lom-
barden zu, und der König Karl Albert von Sardinien, welcher zum
Herrscher des einigen freien Italiens ausersehen war, rückte ebenfalls
mit 100,000 Mann heran. Inzwischen hatte Radetzky bedeutende
Verstärkungen an sich gezogen, und durch seinen Sieg bei Mortara und
Novara lieferte er nicht nur Mailand wieder in die Hände des Kaisers,
sondern nöthigte auch den König von Sardinien zum Rückzüge in sein
Land. Nach der Eroberung von Brescia wurde der Aufstand in
der Lombardei von Haynau mit blutiger Strenge unterdrückt; Ve-
nedig, welches die Republik proklamirt hatte, wurde eng eingeschlossen
und mußte sich nach einer schwierigen Belagerung endlich ergeben. Auch
in Mittel- und Süditalien gab es Unruhen. Pius Ix., seit 1846
Papst, mußte in: November 1848 nach Gaeta fliehen, und Rom ward
für eine Republik erklärt; aber ein französisches Heer unter Oudinot
eroberte die Stadt, und der Papst konnte 1850 zurückkehren. Tos-
cana hatte sich für eine Republik erklärt, aber der geflüchtete Groß-
herzog kehrte in Folge einer Gegenrevolution zurück. Auch Sicilien,
und:» das sich von Neapel losgerissen, ward wieder unterjocht. In Böh-
Ungarn. men unk ¡n uit£arn waren gefährliche Unruhen ausgebrochen. Die
ersteren hatte Fürst Windifchgrätz bald gedämpft, die letzteren nahmen
einen so großartigen Charakter an, daß Oestreich allein sich außer Stand
sah, die Ruhe wieder herzustellen. Hier war nämlich der Gedanke an-
geregt worden, den Ungarn die alten Privilegien wieder zu erzwingen,
deren sie sich von je her zu erfreuen hatten, und darum verlangten die
Stände eine selbständige Natioualregierung unter dem Erzherzog Palatin,
eine Reforn: ihrer Verfassung, Minderung der Steuern und für das
ungarische Militär das Vorrecht, nicht außerhalb ihres Königreichs dienen
zu müssen. Kaiser Ferdinand I. hatte diese Forderungen nicht alle
unbedingt gewähren können, aber die Einsetzung eines besonderen ver-
antwortlichen ungarischen Ministeriums bewilligt, dessen Seele der
Finanzminister Ludwig Kossuth wurde. Zwischen den Magyaren und
Slavoniern und Kroaten bestand schon längst Uneinigkeit, und den
Augenblick, wo die Ungarn dem Kaiser jene Vorrechte im Drange der
Zeitverhältnisse abgenölhigt hatten, benutzte der Banus Iellachich von
Kroatien, um sich von Ungarn loszureißen und das kaiserliche An-
sehen wieder auszurichten. Zwar mußte der Kaiser die Absetzung des
ungehorsamen Banus verhängen, allein derselbe reiste nach Innsbruck,
wo Ferdinand weilte, und fand daselbst freundliche Aufnahme. Iellachich
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Extrahierte Personennamen: Oestreich Radetzky Karl_Albert_von_Sardinien Karl Radetzky Mortara Ferdinand_I. Ludwig_Kossuth Ludwig Banus_Iellachich Ferdinand Ferdinand