Europa.
81
ein solcher Gegensatz zwischen den höchsten und niedrig-
sten Standen wie hier; die Rohheit und Unsittlich-
keit (Trunksucht) der niedrigsten Klassen ist, nament-
lich in Irland, sehr groß.
4. Unter allen Völkern der Erde hat das britische
es vielleicht am besten verstanden, die reichen Hülfs-
quellen seiner Heimath auszubeulen. Der Acker-
bau wird zwar nicht überall von der Natur be-
günstigt, aber in vielen Gegenden ist der Boden von
ausgezeichneter Ergiebigkeit les wird besonders Wei-
zen gebaut); dennoch muß wegen der dichten Be-
völkerung Brodkorn eingeführt werden. Die Vieh-
zucht steht säst auf noch höherer Stufe (englisches
Vieh und englische Pferde sind berühmt). Von
großer Bedeutung ist der Bergbau; in England
und Schottland sind unerschöpfliche Laaer von
Steinkohlen, durch deren Menge und Güte die
Grundlage der berühmten englischen Industrie ge-
bildet wird; außerdem hat England bedeutende
Eisenbergwerke, reiche Blei- und Kupfer-
minen und im südlichen Theil wird Zinn ge-
wonnen. Ferner sind reiche Lager von Steinsalz
vorhanden. Auf der höchsten Stufe der Vollkom-
menheit steht die Industrie. Wohl die Hälfte der
Bevölkerung ernährt sich durch dieselbe und viele
Gegenden Englands sind mit Fabriken wie übersäet.
Zu den vorzüglichsten Industriezweigen gehören:
die Fabrikation von Baumwollen-, Wollen-,
Seiden-, Metall-, Porcellan- und Glaswaaren,
außerdem große Brauereien. Von außerordentlicher
Wichtigkeit sind endlich Handel und Schifffahrt,
begünstigt durch die glückliche Vertheilung und große
Schiffharkeit der Flüsse und durch die große Zahl
von vortrefflichen Landstraßen, Kanälen und Eisen-
bahnen. Die Handelsmarine zählt über 25,000
Schiffe. Die englischen Schiffe bedecken alle Meere,
die englische Flagge weht in den fernsten Häfen
aller Welttheile. Bei solcher Thätigkeit ist der zum
Grllnseld'» Geographie. 6
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T15: [Schiff Flotte Hafen England Jahr Insel Engländer Meer Küste Kriegsschiff], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel]]
TM Hauptwörter (200): [T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral], T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art]]
Extrahierte Ortsnamen: Europa Irland England Schottland England Englands
507
zwischen allem die zerrissenen Leichen der Tapfern, die den furchtbaren Tod in den
Flammen gefunden hatten, und unter ihnen, kaum mehr erkennbar, auch die des
jugendlichen Helden Theodor Preußer.
Der Tapferen waren viele gewesen; alle, welche in den Schanzen gekämpft,
hatten sich unvergänglichen Ruhm erworben. Die Tapfersten belohnte General
Bonin durch Beförderung, und unter ihnen fehlten nicht die Befehlshaber der
Strandbatterien, Jungmann. der Oberfeuerwerker Clairmont aus Rendsburg,
und Preußer. Hatte letzterer auch im Leben nicht mehr unter den schleswig-hol-
steinschen Offizieren genannt werden können, so sollte doch der gefallene Held zu
ewiger Erinnerung und zu ewigem Vorbilde als Offizier in den Listen der Armee
fortgeführt werden.
23. Aus der Geschichte der Landwirthschaft.
i. *
In dem größten Theil der Geest (d. h. des trockenen oder unbebauten wüsten
Landes) und namentlich auf den großen Höfen des östlichen Holstein war der Ackerbau
bis in's 17. und noch bis in's 18. Jahrhundert hinein höchst unbedeutend und
deckte in vielen Jahren kaum den Bedarf der Bevölkerung. Roggen und Hafer-
waren die Hauptfrüchte; ein vier- bis fünsfältiger Ertrag der Aussaat war schon
sehr zufriedenstellend; vie Bauern aber mußten häufig aus Noth bald nach der
Ernte verkaufen und dann wiederum für das Haus und die Aussaat von den
Gutsbesitzern oder von den Müllern Getreide einkaufen und geriethen so in immer-
währende Schulden.
Bon dem Ackerlande lag ein viel größerer Theil als jetzt zur Weide, die aus
den Höfen zur Ochsengräsung, bei den Bauern zur Aufzucht von Rindvieh diente.
Die Ochsengräsung ist erst in dem Anfang des 17. Jahrhunderts von der Milch
wirthschaft, die die Holländer in's Land brachten, abgelöst und damit zugleich auch
zuerst eine schlagmäßige Bewirtschaftung der Felder eingeführt worden.
Ein ansehnlicher Nebenerwerb wurde der früheren Zeit durch die großen
Wälder geboten, theils durch Verkauf von Holz und Kohlen, theils durch die groß-
artig ausgebildete Schweinemast. Die Schweine wurden hier nicht bloß von den
Städten des Landes, sondern auch von den Hansastädten und von Mecklenburg
auf die Waldmast geschickt. So fanden z. B. im Jahre 1590 in den Rendsburger
Holzungen 14,000, in den Segeberger und anstoßenden über 17,000, in denen
des Stifts Bordesholm 10,000, in den Reinfelder 8000, in den Ahrensböcker 4000,
in den Reinbecker und Trittauer 8000, ja in den zum Schloß Gottorp gehörigen
Waldungen 30,000 Schweine ausreichende Mast.
Zur Zeit der Feldgemeinschaft, wo das Land den Bauern eines Dorfes ge-
meinsam gehörte, lagen große Flächen in beständiger Weide, und hier war die
Schafzucht die Hauptnutzung. Mit der Auftheilung der Ländereien hat dieselbe
sehr abgenommen.
Eine vollständige Reform in der Landwirthschaft erfolgte erst gegen Ende des
vorigen Jahrhunderts. Den nächsten äußeren Anlaß dazu gaben die Probsteier.
Mit dem Mergeln wurde eingeführt die reine Brache, oder Dreesch, der Kleebau,
der Rappsaatbau, und damit erst auch der Anbau von Weizen und Gerste allgemeiner.
2. Ein Denkmal.
Der Etatsrath Jochims hatte in den 20er Jahren dieses Jahrhunderts in
der Nähe von Schleswig eine Baumschule angelegt, woraus er jährlich 3000
Stämme nach allen Gegenden der Herzogthümer unentgeltlich vertheilen ließ. Als
33*
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
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246
16. Kolumbus, der Entdecker Amerikas.
Christoph Kolumbus stammte aus der italienischen Stadt Genua
und hatte sich von früher Jugend an dem Seewesen gewidmet. Mit Eifer
bestrebt, seinen Geist auszubilden, hatte er sich alle Kenntnisse, welche
zu diesem Berufe gehören, in vorzüglichem Grade angeeignet. Wus er
von der großen Entdeckung der Südspitze Afrikas durch die Portugiesen
hörte, erfüllte ihn mit Begeisterung. Um sich genauer mit denselben be-
kannt zu machen, begab er sich nach Portugal. Hier kam er auf den Ge-
danken, daß man doch, da die Erde eine Kugel sei, wenn man gegen
Westen durch das Atlantische Meer schiffe, wiederum Land treffen müsse,
und daß dieses Land vielleicht das im fernen Osten gelegene Indien sein
könne. Wer weiß, dachte er, ob dieser Weg nicht kürzer ist, als der um
Afrika herum? Auch manche Erzählungen portugiesischer Seeleute schienen
darauf hinzuweisen, daß im Westen Land zu finden sei. Man habe, hieß
es, zuweilen ungewöhnlich großes Schilfrohr, künstlich bearbeitetes Holz,
ja einmal sogar zwei Leichname von ganz eigenthümlicher Körperbildung
von Westen her über's Meer schwimmen und an's Land treiben sehen. Es
wurde daher der feurigste Wunsch des Kolumbus, eine Entdeckungsfahrt
nach Westen hin zu unternehmen. Zuerst machte er seiner Vaterstadt Genua
das Anerbieten und verlangte einige Schiffe. Allein man erwiderte ihm:
„Du bist ein Träumer", und wies ihn ab. Hierauf wandte er sich an
den König von Portugal; doch ebenfalls umsonst. Nun ging er nach
Spanien; aber auch hier dauerte es acht lange Jahre, bis der beharrliche
Mann mit seinem Vorhaben durchdrang. Endlich gab ihm die Regierung
im Jahre 1492 drei kleine Schiffe und 90 Mann, um die große Reise
anzutreten.
Voll kühnen Muthes fuhr nun Kolumbus in's wilde, unbekannte
Meer hinaus. Der Wind blies günstig, und pfeilschnell flogen die Schiffe
dahin. Aber wo fand sich das gesuchte Land? Sechzig Tage hatte die
Fahrt schon gedauert, und noch immer sah man nichts, als die unendliche
Wafferwüste ringsum und darüber die weite Himmelsdecke. Da ergriff
Angst auch die Beherztesten unter den Schiffsleuten. „Was soll aus uns
werden?" fragten sie zitternd. „Er führt uns in den gewissen Untergang."
Nur Kolumbus verlor keinen Augenblick den Muth. „Seid getrost",
rief er den Verzagten zu; „bald ist das Ziel erreicht." Undunermüdet
stand er Tag und Nacht auf dem Verdeck und beobachtete und leitete alles.
Aber endlich versagte ihm die verzweifelnde Mannschaft den Gehorsam.
In wilder Wuth stürzen die Matrosen auf ihn los und drohen ihn über
Bord zu werfen, wenn er nicht alsbald umkehre. „Nur drei Tage noch
fordere ich ", erwidert Kolumbus; „sehen wir dann kein Land, so fahren
wir heimwärts." Das nahmen die Empörten an. Und siehe, schon am
folgenden Tage erreichte das Senkblei den Meeresgrund; Rohr und ein
Baumast mit rothen Beeren schwammen auf sie zu, und Landvögel flogen
auf die Masten. Die Sonne ging unter ; noch sah man nichts. Doch
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»
247
ließ Kolumbus die Segel einreffen, um nicht etwa bei Nacht auf Klippen
getrieben zu werden. Gegen Mitternacht erblickte man ein Licht in der
Ferne. „Land, Land!" erscholl es jetzt aus jeder Brust; man stürzte
einander in die Arme, alle weinten vor Freude und baten knieend den Ko-
lumbus um Verzeihung. Als der Morgen anbrach — es war am 70sten
Tage nach der Abfahrt — sahen sie eine schöne grüne Insel vor sich liegen.
Mit Sonnenaufgang ruderten sie nun unter kriegerischer Musik an's
Land; Kolumbus, eine Fahne in der einen Hand, einen Degen in der
andern, war der erste, der die neue Welt betrat. Nachdem er mit der ganzen
Mannschaft Gott auf den Knieen gedankt, nahm er die Insel feierlich für
den König von Spanien in Besitz. Die Inselbewohner, welche von allen
Seiten am Ufer zusammengeströmt waren, betrachteten mit Erstaunen die
weißen Männer, ihre Kleidung, Schiffe und Waffen. Niemals hatten sie
solcherlei gesehen. Sie selbst waren nackt, von kupscrrother Hautfarbe;
viele trugen als Zicrrath Goldbleche in Nase und Ohren. Ihre Insel
nannten sie Guanahani; Kolumbus aber gab ihr den Namen San
Salvador d. i. Erlöserinsel. Nach kurzem Verweilen setzte er dann seine
Entdeckungsfahrt weiter fort und fand die großen Inseln Kuba und
Hayti (San Domingo). Sie waren mit dem üppigsten Pflanzenwuchse
bedeckt, aber von Anbau zeigte sich keine Spur; Herden nackter Menschen
rannten thierähnlich umher und flohen beim Anblick der fremden Menschen
wie schüchterne Rehe. Allmählich jedoch wurden sie zutraulicher und brachten
Wurzeln, Früchte, Papageien und Fische herbei. Was sie an Goldblechen
hatten, gaben sie den gierigen Spaniern für gefärbte Scherben und blinken-
des Glas gern hin. Kolumbus ließ auf Hayti eine kleine Festung erbauen,
in welcher 38 Spanier zurückblieben; mit seinen übrigen Gefährten trat
er dann die Heimreise an, um die wichtige Entdeckung in Europa zu
verkünden.
Ungeheurer Jubel begrüßte den Helden, als er in Spanien landete;
der König und die Königin überhäuften ihn mit Ehren; das ganze Land
war in Bewegung gesetzt durch die Nachricht von einer neu entdeckten Welt.
In kurzer Zeit hatten sich gegen 1500 Menschen zusammengefunden, die
an einem neuen Zuge thcilnehmen wollten, und schon sechs Monate nach
seiner Rückkehr trat Kolumbus mit 17 Schiffen seine zweite Reise an.
Er entdeckte auf derselben abermals mehrere Inseln, hatte aber auch manche
Widerwärtigkeiten und Drangsale zu erdulden. Wie erschrak er, als er,
in Hayti angekommen, die dort erbaute Festung zerstört und von seinen
zurückgelassenen Gefährten keinen mehr übrig fand! Das grausame Be-
tragen der Spanier gegen die armen Inselbewohner hatte diese zu gerechter
Nothwehr gereizt; sie hatten alle ihre Peiniger erschlagen, die Feste zer-
trümmert und sich in das Innere der Insel geflüchtet. Kolumbus grün-
dete eine neue Niederlassung; allein seine neuen Gefährten, die gemeint
hatten,- in der neuen Welt Gold wie Sand auflesen zu können, verwünschten
ihn, als sie nun Wildnisse urbar machen und Accker bauen sollten; viele
von ihnen kehrten nach Spanien zurück, und aus ihre Anklagen erschien
G < >
TM Hauptwörter (50): [T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
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505
Die evangelisch-reformierte Kirche ist eine herrliche Kirche; sie hält und bildet
sich vorzugsweise am Worte Gottes.
Herrlicher als beide ist die evangelisch-lutherische Kirche; sie hält und bildet
sich am Sakrament, wie am Worte Gottes.
23. Uwe Jens Lornsen, der Friese.
Im April des Jahres 1837 starb am Genfer See der Friese Nixe
Jens Lornsen; einsam und von seinem Volke verlassen fand er endlich auf
fremder Erde eine Ruhestätte, welche ihm das Vaterland nicht gewahren
sollte, das er doch so heiß geliebt.
Als er noch Landvogt von Silt war, hatte er mit Schmerz gesehen,
avie seine Landsleute die alten Landesrechte fast vergessen hatten und unbe-
kümmert zusahen, wie die dänische Regierung gegen Recht und Gesetz die
alte Verbindung der Herzogthümer zu zerreißen und das Deutschthum
derselben zu vernichten suchte. Da entschloß er sich durch Schrift und Wort
seinen Landsleuten die alten Rechte des Landes in's Gedächtniß zurückzurufen
und sie zu ermahnen, dieselben von dem Könige zurückzufordern. Allein nur
wenige hörten auf seine Stimme; die meisten kümmerten sich nicht um sein
Streben, und manche mieden furchtsam seine Nähe. Die dänische Regierung aber
begann sein Wirken zu fürchten, ließ ihn im Jahre 1831 als einen gefährlichen
Menschen verhaften und zu Amtsentsetzung und einjähriger strenger Haft
verurtheilen. Als der edle Mann die Strafe überstanden hatte, verließ er
voll Gram über das Schicksal seines Landes seine Heimat und ging in die
Ferne nach Brasilien. Ihn hatte niemand verbannt; nur der Schmerz, daß
seine Stätte nicht sei unter seinem Volke, trieb ihn in die Fremde, in's Elend.
Aber seine Liebe zur Heimat ließ ihm keine Ruhe; von Heimweh verzehrt
kehrte er zurück; doch sollte er den heimatlichen Boden nicht wiedersehen.
24. Der Kampf bei Eckernförde.
Es war am Morgen des 5. April 1849, an einem Gründonnerstage, als
das Linienschiff Christian Viii. und die Fregatte Gefion mit vollen Segeln in den
Hafen von Eckernförde einliefen und sich in einer Entfernung von 800 Schritten
mit ihren Breitseiten der „Nordschanze" gegenüberlegten. Der milchweiße Rauch,
welcher aus ihren Kanonenluken hervorquoll, verkündete den Beginn der Schlacht.
Oben auf der Umwallung der Nordschanze stand, um seine junge Mannschaft
zum Kampfe zu ermuthigen, der Hauptmann Jungmann und begrüßte mit ge-
zogenem Säbel den gegen ihn heranheulenden eisernen Regen. Die furchtbaren
Geschosse tanzten über das Wasser heran, schlugen ein in die Umwallung der
Schanze; aber keines traf den tapferen Führer. Freudiger Wetteifer beseelte
jeden; denn heute galt es, wie noch nie; langsam wurde gezielt und langsam ge-
schossen ; glühende Kugeln von früh morgens an den schwimmenden Festungen
gespendet. — Bis gegen 11 Uhr hatte die Nordschanze das Feuer beider Schiffe
auszuhalten gehabt, und mancher Tapfere war schon gefallen, als die Schiffe durch
den heftigen Ostwind gezwungen wurden, weiter in den Hafen einzulaufen. So
Vaterländisches Lesebuch. 33
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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506
gelangten sie in die Schußlinie der Südschanze, wo Theodor Preußer das Com-
mando führte. Es begann ein Kampf auf Leben und Tod. Ein großer Theil
der Schiffsmannschaft ward kampfunfähig gemacht; Gefion's Takelwerk war zer-
rissen, und vergeblich versuchten zwei Dampfschiffe sie aus dem Hafen zu schleppen.
Als so der Kampf sieben Stunden gedauert hatte, verkündigten auf beiden Schiffen
aufgezogene weiße Flaggen die Bitte um Unterhandlungen. Ein Parlamentär
brachte die Erklärung des Capitän Paludan, die Schiffe verlangten freien Abzug,
widrigenfalls sie die Stadt Eckernförde beschießen würden. Die Eckernförder
wußten wohl, was die Ehre des Landes verlange, und fürchteten den Untergang
ihrer Stadt nicht, und Jungmann antwortete den Dänen, daß sie keine Veran-
lassung hätten, die Schiffe zu schonen.
Nach einer dreistündigen Waffenruhe, während welcher die Geschütze in den
Batterien und die Schanzen wieder hergestellt wurden, begann der Kampf von
neuem. Christian Viii. richtete seine Spiegelkanonen gegen die Stadt und die
Kugeln heulten über und durch sie hin, aber zündeten nicht. Mit seinen Breit-
seiten erwiderte er das Feuer der Schanzen, um Zeit zum Entrinnen zu gewinnen.
Schon hatte er seine Segel entfaltet und begann langsam der Mündung des Hafens
zuzutreiben, da schlugen Granaten einer eben erst angekommenen uassauischen
Batterie in sein Tauwerk. Bald hing kein Leinen mehr an den Masten, der starke
Ost trieb das hülflose Schiff dem Strande zu und plötzlich saß der mächtige Bau
im Sande fest, während die Kartätschen der Südbatterie über sein Verdeck schmet-
terten und die Granaten der Nassauer die letzten Segel und damit die letzte Hoff-
nung auf Flucht und Rettung vernichteten.
Unterdessen war das Feuer der Gefionimmerschwächer geworden; ihr Capitän
hatte schon längst die Hoffnung auf Rettung aufgegeben. Endlich verstummte es
ganz; um 5 >/2 Uhr abends senkte sich ihr stolzer Dannebrog: die Gefion hatte sich
ergeben.
Eine halbe Stunde später verschwand auch der Dannebrog von Christian Viii.
Die Uebergabe des Linienschiffes und die Ausschiffung der Besatzung zu be-
werkstelligen, ging Preußer an Bord. Siegestrunken, in furchtbarer Aufregung
kam er auf's Verdeck; er glaubte noch an die Möglichkeit, daß die Schiffe entrinnen
könnten, und befahl dem Capitän, sofort das Schiff zu verlassen, und hörte nicht
auf die Vorstellung, daß es in Brand gerathen sei. Hin und her flogen die Boote,
welche die Gefangenen an's Land brachten, und inzwischen ward es Nacht, der Mond
ging auf über die jubelnde Stadt. Es war 81/2 Uhr, da erzitterten plötzlich Wasser
und Erde; ein glühender Bau erhob sich aus der Tiefe hoch in die Lüfte; ein lautes
Schreien und Wimmern klang gellend über die Wasser; ein dichter Qualm ver-
deckte das Licht des Mondes und der Sterne; still und lautlos war alles am Ufer,
erstarrt und betäubt von dem furchtbaren Anblick standen die Menschen am Strande:
das Linienschiff Christian Viii. war in die Luft geflogen.
Die Sonne des Stillfreitags beleuchtete die furchtbare Zerstörung, welche der
Kampf des verflossenen Tages herbeigeführt hatte. Meilenweit entfernt von dem
Kampfplatze lagen umher die Spuren des vernichteten Schiffes; Millionen Splitter
deckten fußhoch den Strand; Tonnen, Boote, Masten, Taue, Segel, Balken, Bretter,
Waffen, Kleidungsstücke, todtes Geflügel lagen im buntesten Gewirr durch einander,
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Schleswig-Holstein
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
153
sprach dagegen, und auf den Wortwechsel horchte ein Däne innerhalb des
Bollwerks, trat ganz nahe heran, ward den Herzog gewahr und stach nach
ihm zwischen den Pallisaden hindurch. Tödtlich verwundet sank der kühne
Fürst zurück und rief: „Tragt mich in mein Zelt, ich habe genug." Man
legte ihn auf die Sturmleiter, die er bestiegen hatte. Aber in der Eilfertig-
keit fiel er den Trägern von der Leiter; sein Leib ward schwer gequetscht,
und kaum war man in das Zelt gelangt, so seufzte er tief auf und starb
(4. Mai 1427).
„Mit diesem wackern Manne erlischt der freudige Glanz seines Hauses.
Seine Kriegsthaten waren in Jedermanns Munde; aber die Würdigeren im
Volke priesen ihn, wie er unter den Waffen erwachsen, stets ehrbar und
züchtig, ein abgesagter Feind vom Zutrinken geblieben, seinen Rathen ein
Vorbild der Gerechtigkeit, treu in eignen Zusagen und treu den,Verbriefungen
seiner Ahnen. Er war noch nicht über dreißig Jahre und unvermählt.
Seine Verlobte, eine braunschweigische Prinzessin, entsagte dem Ehestände
für immer. Sein Leichnam kam in die Gruft feiner Väter nach Itzehoe, zu
den Gerharden, zu Klaus und Heinrich dem Eisernen."
29. Adolf Viii.
Der Tod des edlen Fürsten erregte im Lager und auf den Schiffen die
tiefste Trauer. Sein Bruder Adolf trat als regierender Herzog und in der
Führung des Heeres an seine Stelle; aber so flehentlich er auch bat, so ver-
mochte er doch die Hanseaten nicht zu bewegen, durch die Eroberung von
Flensburg ihr Verschulden zu vergüten. Ihres Bleibens war nicht länger;
die Hamburger und Lübecker Rathsherren gingen mit dem bösen Beispiele
voran, hißten die Segel und schifften heim. Johannes Kletzke hatte freilich
größere Eile, als ihm selbst dienlich war; denn die Hamburger empfingen
ihn als einen Verräther, übergaben ihn dem Büttel ins Gefängniß und
ließen ihn im folgenden Jahre enthaupten.
Der Krieg löste sich nun in einzelne Unternehmungen aus. Da die
Hansestädte im Sommer die Rückkehr reicher Handelsflotten erwarteten —
die preußische Flotte von der Weichsel her nach England befrachtet mit
Flachs, Wachs, Honig, Talg und Leder, und die biscaische mit den lockenden
Waaren von Spanien und Frankreich —, so rüsteten sie aufs Reue ihre
Schiffe aus und legten sich damit, unter Anführung des Lübecker Bürger-
meisters T ie d emann S t een, in den Sund. Dem Anführer war vor-
geschrieben, nicht aus dem Sunde zu weichen, bis beide Flotten sicher durch
den Sund geleitet wären, in welchem auch die dänisch-schwedische Rcichsflotte
lag. Als man einander zu Gesichte kam, waren die hochbordigen hanseatischen
Schiffe den königlichen gegenüber wie Kirchen neben Kapellen anzuschauen.
Dessen ungeachtet wurden sie von der dänisch-schwedischen Flotte angegriffen
und in einem harten Treffen völlig geschlagen. Die Hamburger Schiffe
wurden fast alle genommen, die Lübecker liefen schwer beschädigt wieder in
die Trave ein. Kaum war die Schlacht beendigt, als die erwarteten 30—
40 Handelsschiffe aus der Nordsee, reichbeladen, im Sunde erschienen und
sämmtlich in die Hände der Sieger fielen.
Zur Abwechselung mischte sich auch einmal wieder der wortbrüchige
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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TM Hauptwörter (200): [T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T117: [Schleswig Däne Insel Holstein Eider Preußen Schanz Jütland Dänemark Karl], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr]]
Extrahierte Personennamen: Klaus Heinrich Heinrich Adolf Adolf Adolf Johannes_Kletzke
Extrahierte Ortsnamen: Itzehoe Flensburg England Spanien Frankreich Nordsee
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Schleswig-Holstein
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
154
Kaiser hinein und befahl den Hansestädten, wie den Herzogen, bei Strafe der
Reichsacht die Feindseligkeiten einzustellen. Die Städte gelobten fürs Erste,
dem kaiserlichen Willen folgsam zu sein; allein Adolf und Gerhard erklärten
ohne Scheu, die Waffen nicht niederlegen zu können, bevor Erich ihnen ihr
väterliches Erbtheil Schleswig einräume.
Im Frühjahr 1428 lief eine neue Flotte der Verbündeten unter Herzog
Gerhard in See. Diesmal war es darauf abgesehen, den Kopenhagener
Hafen zu verderben, die dänische Flotte zu vernichten oder einzusperren und
das Schloß zu Helsingör niederzureißen,, von wo aus man den Handels-
schiffen seit Kurzem einen lästigen Zoll abforderte. 260 Schiffe, welche
12,000 Mann und viel Geschütz an Bord hatten und von welchen einige, die
mit Kalk und Steinen beladen waren, am Eingänge des Hafens versenkt
werden sollten, sammelten sich vor Kopenhagen. 8oo Victualienbrüder
schlossen sich ihnen an. Freilich war Kopenhagen wohl befestigt und besetzt,
und die dänischen Schiffe lagen ausgerüstet im Hasen; aber dem dänischen
Könige fehlte der Muth. Als die Gefahr herannahte, zog sich Erich nach
dem Kloster in Soröe zurück, um mitten im Lande den Muth für die See-
leute zu erbeten, der ihm selber fehlte. Da trat die kühne Königin Phi-
lippa, eine Schwester Heinrichs V. von England, an seine Stelle. Sie zog
in aller Eile die Jugend Seelands herbei, feuerte sie an durch Versprechungen
und versah die Flotte und die äußersten Bollwerke des Hafens so tüchtig
mit Geschütz und Mannschaft, daß die Verbündeten Bedenken trugen, mit
ihren Schiffen in dem schmalen Fahrwasser vorzudringen. Lieber kappten
sie mit raschem Entschluß die Masten der zum Versenken bestimmten Schiffe,
schufen ein Floß, auf welches sie Kanonen und großes Wurfgeschoß pflanzten,
und brachten dies so nahe heran, daß viele dänische Schiffe zertrümmert
wurden und viele Dänen ihr Leben verloren. Die Dänen im Schloß, auf
den Bollwerken und auf den Schiffen schossen so gewaltig dagegen, daß zu-
weilen 2oo Geschütze zugleich arbeiteten; doch war der Schaden, den sie an-
richteten, nur gering. Mittlerweile verrichteten im Rücken des Floffes die
Schiffsleute nach erhaltener Anweisung die Versenkungsarbeit, nur daß die
Wismaraner aus Unbedacht ihre Schiffe statt der Quere in die Länge ein-
senkten, so daß ein Raum offen blieb. Dadurch ging das ganze kostspielige
Unternehmen verloren; denn die Dänen ersahen ihre Zeit, drangen durch die
Räume und befestigten nun Alles so, daß die Verbündeten den Versuch nicht
wiederholen konnten.
Während nun noch die Victualienbrüder auf eigne Hand einen Streifzug
nach Norwegen machten und mit reicher Beute in den Hafen von Wismar
einliefen, fiel Adolf mit seinem Vetter von Schauenburg-Pinneberg und dem
Herzog von Lüneburg in Jütland ein und führte 30,000 Stück Vieh und
einen ansehnlichen Raub an silbernen Kleinodien, Hausgeräth, Männer- und
Weiberröcken nach Gottorf, wo die Beute nach Kriegsgebrauch getheilt wurde.
In den beiden folgenden Jahren ward wenig gekriegt und viel unter-
handelt, und doch kam man dem Frieden um keinen Schritt näher. Die Her-
zöge behaupteten Gottorf, Fehmarn und Alfen, der König Hadersleben,
Flensburg und die beiden dazu gehörigen Schlösser.
Im Frühjahr 1431 machten Adolf und Gerhard einen neuen Versuch,
Flensburg zu gewinnen. Kurt von der Lucht, ein früher vom König
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Extrahierte Personennamen: Adolf Erich Gerhard Erich Heinrichs_V._von_England Heinrichs_V. Adolf Adolf Adolf
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Regionen (OPAC): Schleswig-Holstein
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
228
Ueberfall geschah mit solcher Geschwindigkeit, daß die Armee in 15 Tagen
fast 100 deutsche Meilen zurückgelegt haben soll. Torstenson bemächtigte
sich gleich bei seiner Ankunft der Stadt Kiel und nahm dort sein Haupt-
quartier. Christianspriis (Friedrichsort) wurde mit Sturm, Breitenburg
mit List genommen; Rendsburg, Itzehoe und'andere Städte ergaben sich
ohne Schwertschlag; nur Glückftadt und Krempe hielten sich. Die Schweden
besetzten nun weiter Schleswig und Jütland, während ein anderes Heer
jenseit des Sundes in Schonen einfiel. Torstenson verlegte sein Haupt-
quartier nach Hadersleben. Herzog Friedrich sah sich genöthigt, Frieden
zu schließen; König Christian aber setzte den Krieg fort und suchte sich
besonders zur See zu wehren.
Die Besatzung von Glückstadt und Krempe hatte erfahren, daß die
Schweden in Itzehoe sorglos lebten und daß der dortige Kommandant nach
Rendsburg gereist sei. Daher rückten Nachts 800 Mann vor die Stadt.
Ein Theil der Soldaten ging nun des Morgens, als die Thore geöffnet
würden, als Weiber und Bauern verkleidet mit Gemüsen beladen in die
Stadt und überrumpelte die Wache. Als sie das Thor in ihrer Gewalt
hatten, brachen auch die übrigen plötzlich herein. Der Ueberfall gelang,
und 300 Schweden wurden gefangen genommen.
Um die Schweden von der cimbrischen Halbinsel zu vertreiben oder um
sie durch — Hunger aufzureiben, rückte jetzt der kaiserliche General Gallas
heran, während Christian mit-seiner Flotte auf der Nord- und Ostsee kreuzte. »
Eine von Privatleuten ausgerüstete holländische Flotte, welche den Schweden
zu Hülfe kam, wurde im Mai 1644 unweit der Insel Sylt nach zwei kleinen
Gefechten von dein Könige zum Rückzüge genöthigt. Mittlerweile war die
schwedische Flotte ausgelaufen und hatte sich bei Fehmarn vor Anker gelegt.
Cbristian ging mit 30 Schiffen der schwedischen aus 46 Schiffen bestehenden
Flotte entgegen und traf dieselbe auf der s. g. Kolb erg er Heide, zwischen
Kiel und Fehmarn, wo es am 1. Juli zu einer heftigeil, dreimal unter-
brochenen und wieder erneuerten Schlacht kam. Der achtundsechszigjährige
König führte selbst das Kommando auf dem Schiffe „Dreifaltigkeit", welches
deni heftigsten Feuer ausgesetzt war und eine Zeitlang ganz allein kämpfen
mußte. Der König hatte schoii mehrere Wunden bekommen, als eine feind-
liche Kugel einen Balken des Schiffes mit solcher Gewalt traf, daß die nm-
herfliegenden Stücke zwölf Männer, die den König umgaben, theils tödteten,
theils verwundeten und er selbst sein rechtes Auge uiid mehrere Zähne ver-
lor. Bei diesein Schlage sank er betäubt auf dem Verdeck nieder. Das
Schiffsvolk, welches beit König für todt ansah, erhob laute Klage und verlor
den Muth. Da erhob sich plötzlich der König, mit Blut bedeckt, und rief
aus: „Nein, Gott hat mir noch Leben und Kraft gelassen, um für mein Volk
zu streiten, so lange ein Jeder von Euch ebenfalls seine Pflicht thnn will."
Er blieb mit verbundenem Kopfe auf den: Verdeck stehen, auf sein"schwert
gestützt, und setzte den Kampf fort, bis sich der Feind spät in der Nacht,
übel zugerichtet, in den Kieler Hafen zurückzog. Christian sandte dann einen
Unteradmiral mit einigen Schissen nach, um die schwedische Flotte einzu-
sperren; auch wurden 1200 Soldaten von Fühnen her beordert, an der
Bucht eine Schanze aufzuwerfen, von welcher aus man auf die schwedischen
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Extrahierte Personennamen: Christianspriis Friedrich Friedrich Christian Christian_mit-seiner Cbristian Kolb Christian
Extrahierte Ortsnamen: Kiel Breitenburg Rendsburg Itzehoe Schweden Itzehoe Rendsburg Ostsee Schweden Kiel
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Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
283
Kopenhagen, um seinen Vater nach den Herzogthümern zu führen, und er-
klärte den Krieg mit England für ausgebrochen. Die ganze waffenfähige
Mannschaft wurde unter die Waffen gerufen und in den Küstendistrikten
Schleswigholsteins eine größtentheils mit Piken bewaffnete Küstenmiliz zur
Abwehr feindlicher Landungen errichtet.
Eine große englische Kriegsflotte mit zahlreichen Transportschiffen und
Landungstruppen war schon im August im Sunde erschienen. Kaum waren
die englischen Vorschläge zurückgewiesen, so begannen die Engländer auf
Seeland zu landen. Die ihnen entgegengefchickten Truppen wurden zer-
sprengt, und als noch die Negierung nicht in die Wegführung der Flotte
willigen wollte, ward Kopenhagen förmlich belagert und vom 2. bis 5. Sep-
tember beschossen. 300 Gebäude und das Holz auf der Schifsswerfte gingen
in Flammen auf, ein Verlust von mehr als 6 Millionen Thaler. Stadt und
Flotte wurden zur Uebergabe gezwungen; der größte Theil der dänischen
Flotte, die unter 40—50 Million Thalern nicht hergestellt war (17 Linien-
schiffe, 17 Fregatten, 8 Briggs und 16 kleinere Schiffe) wurde am
20. October nach England geführt.
Eine Folge dieses schmachvollen Tages war, daß die dänische Regierung
jetzt ein engeres Bündniß mit Frankreich schloß, das tröstend versprach, den
Ueberfall au England rächen zu wollen. Der Kronprinz hoffte in der Ver-
bindung mit Napoleon aber nicht bloß Genüg thuung von England zu be-
kommen, sondern auch Schweden die früher verlorenen Provinzen zu ent-
reißen, und erklärte daher diesein Reiche den Krieg.
Das dänisch-norwegisch-schleswigholsteinische Heer ward auf 112,000
Mann gebracht, und Napoleon ließ noch ein Hülfsheer von 32,000 Mann
unter dem Marschall Bernadotte, Prinzen von Pontecorvo, in Schleswig-
holstein und Dänemark einrücken.
Der geistesschwache König Christian Vii., dem man das Bündniß
mit Frankreich verheimlicht hatte, wohnte in Rendsburg, als das Hülfsheer
eintraf. Als er eines Morgens aus dem Fenster seiner Wohnung auf den
Paradeplatz hinaussah, der eben mit fremden Truppen und Geschützen ange-
füllt war, erschrak er so heftig, daß er, vom Nervenschlage betroffen, todt
nieder sank, den 13. März 1808.
So gewaltig die Kriegsanstalten waren, so wenig wurde übrigens aus-
gerichtet. Die französischen Hülfstruppen zogen hin und her, kosteten der
Regierung ungeheures Geld, benahmen sich als Herren im Laude, belästigten
die Einwohner durch allerlei Erpressungen und Plackereien, und Jedermann
war froh, als gegen Ende des Jahres sich die lästigen Gäste entfernten.
Gegen die Schweden kämpfte Christian August von Augustenb urg,
der jüngere Bruder des vorhin genannten Herzogs, von Norwegen aus als
ein tüchtiger Feldherr und schlug sie am 9. April 1808. Da man aber feine
Truppen an allem Nöthigen Mangel leiden ließ und seine Thätigkeit durch
unpassende Befehle beschränkte, so hatten dennoch seine Unternehmungen
wenig Erfolg.
Da änderte sich plötzlich in Schweden die Lage der Dinge. Der König
von Schweden ward am 13. März 1809 entthront und mußte seinem Bruder
weichen. Da dieser kinderlos war, jv war es nothwendig, einen fremden
Prinzen als Thronfolger zu adoptiren, und Prinz Christian August von
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Extrahierte Personennamen: August Briggs Napoleon Napoleon Marschall_Bernadotte Pontecorvo Christian_Vii Christian_August_von_Augustenb August Christian_August August
Extrahierte Ortsnamen: England Küstendistrikten
Schleswigholsteins Seeland Kopenhagen England Frankreich England England Schleswig-
holstein Frankreich Rendsburg Norwegen Schweden Schweden