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Todeshauch verwehte deinen Hall,
Melodie der Liebesred' und Bitten,
Welche mir in Ohr und Seele glitten,
Wie der Flötenton der Nachtigall.
Leere Hoffnung, nach der Abendröthe
Meines Lebens einst im Ulmenhain
Süß in Schlaf durch dich gelullt zu sein!
Aber nun, o milde Liebesflöte,
Wecke mich beim letzten Morgenschein
Lieblich statt der schmetternden Trompete!
Geharnischte Sonette
(von Fr. Rückert).
Was schmied'st du, Schmied? „Wir schmieden Ketten, Ketten!"
Ach, in die Ketten seid ihr selbst geschlagen.
Was Pflügst du, Bau'r? „Das Feld soll Früchte tragend
Ja, für den Feind die Saat, für dich die Kletten!
Was zielst du, Schütze? „Tod dem Hirsch, dem fetteck!"
Gleich Hirsch und Reh wird man euch selber jagen.
Was strickst du Fischer? „Netz dem Fisch, dem zagen."
Aus eurem Todesnetz wer kann euch retten?
Was wiegest du, schlaflose Mutter? — „Knaben."
Ja, daß sie wachsen und dem Vaterlande
Im Dienst des Feindes Wunden schlagen sollen.
Was schreibest, Dichter, du? „In Glutbuchstaben
Einschreib' ich mein und meines Volkes Schande,
Das seine Freiheit nicht darf denken wollen."
Frau'n Preußens, nehmt für eure Opfergaben
Das Opfer an des Lieds, das ich euch bringe;
Ihr, die ihr gabt vom Finger eure Ringe,
So wie ihr gabt vom Busen eure Knaben
Dem Vaterland! In Erzschrift sei gegraben
Eu'r Preis, daß ihn kein Mund der Zeit bezwinge.
Des Ruhm's, den eurer Männer blut'ge Klinge
Erfechten wird, sollt ihr die Hälfte haben.
Denn wenn sie selbst, im Sturm des Feindes, Wunden
Erbeuteten, so habt ihr mit dem Kleide
Von euren Schultern ihnen sie verbunden;
Und wenn der Freiheit Tempel aus dem Leide
Nun steigt durch sie, so soll's die Welt erkunden,
Daß, ihn zu schmücken, ihr gabt eu'r Geschmeide.
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Auch den Aldermann der Feuerspritzen,
Hänsel Pfiff, sieht man im Zuge gehn;
Stets gerecht stehn seines Hutes Spitzen,
Mag er sie nach Süd und Westen drehn.
Muth und Liquor röthen ihm den Zinken;
Und so trabt er, hurtig und gewandt,
Eine Feuerzange in der linken,
Einen Zaunpfahl in der rechten Hand.
Raps, des Städtchens Gastwirth, trägt, der vierte,
Eine Peitsche, die er kurz vorher
Mit betheertem Glasstaub überschmierte:
Wo sie anschnellt, wächst kein Härchen mehr. —
Ihm gesellt mit rostiger Muskete
Sich Hans Hunger, der zur Mittagszeit,
Phantasirend auf der Pfennigsflöte,
Haus für Haus der Reihe nach erfreut.
An des Künstlers Seite nimmt ein zweiter,
Gleichgeschätzt im Städtchen, seinen Platz:
Peter Primel, Traum- und Zeichendeuter,
Hochgelehrt in Kart' und Kaffeesatz!
Jammervoll beschwert mit Magenkrämpfen
Ist er oft, zumal zur Zeit der Nacht;
Wo er dann, die inn're Pein zu dämpfen,
Sich vom Bett erhebt und Verse macht!
Eingeweiht in dunkle Künst' und Zeichen,
Thut er — kann er des Gespenstes Ohr
Mit den Zauberformeln erst erreichen —
Auch als Geisterbanner sich hervor,
Feuer frißt er, daß die Ohren dampfen,
Gläser kann er auseinander schrein. —
Diesen sieht man kühn den Boden stampfen,
Und mit blanker Holzaxt zornig dräun.
Aufgemuntert durch den Sonntagsbraten,
Den der Feldherr seinem Dienst versprach,
Folget auch, versehn mit Hark' und Spaten,
Fehdelbach, der Todtengräber, nach.
Hinter ihm, mit büchnem Rockenträger,
Den er heimlich seinem Weib entwandt,
Schreitet Kiebitz, Schloß- und Kirchenfeger,
Und der Weichselzöpfige genannt.
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Hr. v. K. Alle Tage?
Fr. v. R. Ich denke, wir engagiren den Monsieur Monbopon vor-
läufig auf zwei Monate?
Hr. v. K. Damit ich in der ersten Woche zu Grabe tanze? — Nein,
gnädige Frau, ich bin Ihr unterthänigster Diener. — Essen, Trinken, Schlafen,
Piquet spielen und allenfalls Fliegen todt schlagen: das sind vernünftige
Ergötzlichkeiten. Wenn Sie aber tanzen wollen, so heirathen Sie meinet-
wegen den Tanzmeister. — Ich bin so matt — so echauffirt — ich werde
mich zu Bette legen. (Zu den Bedienten, indem er sich mit ihrer Hilfe erhebt.) Und
daß sich Keiner unrerstehe, mich vor morgen Mittag aufzuwecken! (Er watschelt
ab.) Ihr Knecht, Madame! — Adieu, Monsieur Teufelsbopon! (ab.)
3. Ällü Zchaulpiel.
Das Schauspiel steht zwischen dem Trauerspiele und dem Lust-
spiele. Mit dem erstern hat es das gemein, daß der Held des
Stücks im Kampfe mit mannigfachen widrigen Verhältnißen er-
scheint, und daß die Haltung des Ganzen ernst ist. Aber der Held
unterliegt nicht, sondern die Handlung nimmt einen glücklichen
Ausgang. Diese Entscheidung kommt jedoch erst ganz Zuletzt, damit
der Zuschauer während der ganzen Vorstellung zwischen Hoffnung
und Besorgniß für den Helden schwankend erhalten werde. End-
lich ist der Stoff in der Regel dem häuslichen oder bürgerlichen
Leben entnommen. Dem Lustspiele nähert sich also das Schau-
spiel theils durch seinen glücklichen Ausgang, theils durch seinen
Stoff, theils endlich durch seine Sprache. Denn diese ist die des
höheren Lustspiels. Die meisten Scenen sind zwar ernst, doch
schließt das nicht auch heitere, selbst lustige Scenen ans. Das
Schauspiel mahnt uns mehr als das Trauer- und Lustspiel an
das wirkliche Leben, wo auch heitere und ernste Vorfälle abzu-
wechseln pflegen. Nicht leicht wird es einem Schauspiele auch
an rührenden Auftritten fehlen; doch muß man ja nicht die Ab-
sicht des Dichters, rühren zu wollen, zu deutlich wahrnehmen,
weil er sonst seinen Zweck verfehlen würde.
Eine Scene aus dem Edelknaben
(von Engel).
(Der Fürst ist früh erwacht, hat nach dem Pagen geklingelt, diesen aber
im tiefen Schlaf gefunden. Er weckt ihn auf, und bemerkt leicht, daß der
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