198 Neue Geschichte. 2. Periode. Dreißigjähriger Krieg.
für meinen Vortheil, sondern für den der Protestanten. Will mich niemand unterstützen, so kehre ich auf der Stelle um. Ich mache mich frei von dem allen, was daraus entstehen kann; ich biete dem Kaiser einen Vergleich an und gehe nach Stockholm zurück. Ich weiß, der Kaiser wird sehr gern einen solchen Vergleich schließen, wie ich ihn will. Aber ihr Protestanten habt es einst vor Gott zu verantworten, daß ihr für das Evangelium nichts habt thun wollen. Ist Magdeburg verloren und bin ich nach Schweden zurückgegangen, so mögt ihr zusehen, wie ihr fertig werdet." — Das half. Der Kurfürst räumte ihm Spandau ein, und nun wollte Gustav rasch bei Wittenberg über die Elbe gehen und Magdeburg zu Hülfe kommen. Aber Wittenberg gehörte damals dem Kurfürsten von Sachsen, Johann Georg, einem kleinlich denkenden, dem Biertrunk ergebenen Manne, und dieser schlug ihm den Durchmarsch rund ab; denn seine Bierfässer waren ihm, wie man laut sagte, lieber als das Wohl seiner Glaubensgenossen. Kaum konnte'^Gustav seinen Unwillen zurückhalten. „Mögen denn diese Menschen zu Grunde gehen, weil sie es so haben wollen! Ich aber werde nach -Pommern zurückgehen und da warten, bis sie am'abgrunde stehen und mich zur Hülfe rufen müssen. Lieber Himmel! wie kann man doch das Haus seines Nachbars brennen sehen und nicht eilen, das Feuer zu löschen? Das ist mir unbegreiflich! Soll also diese unglückliche Stadt zu Grunde gehen und mit ihr vielleicht der geringe Hebertest von deutscher Freiheit!" Während noch die Couriere hin- und hergingen und Gustav ängstlich auf die Bewilligung des Durchmarsches harrte, kam die entsetzliche Nachricht, daß Magdeburg erobert sei. •
7. Die Zerstörung Magdeburgs, 163*1. Magdeburg hatte sich den kaiserlichen Befehlen widersetzt und keine Soldaten einnehmen wollen; Ursache genug, es in die Acht zu thun. Tilly wurde beauftragt, es zu belagern und zu züchtigen. Schon seit dem December 1630 war die Stadt eingeschlossen worden und wurde von den Kaiserlichen lebhaft beschossen. Mehrmals schon hatte Tilly sie aufgefordert, sich zu ergeben; aber tätlich hofften die Einwohner auf die versprochene Ankunft Gustavs und beschlossen, sich aufs äußerste zu wehren. Jetzt war es schon Mai 1631. Noch einmal schickte Tilly einen Trompeter in die Stadt und warnte sie; aber Falkenberg hielt diesen drei Tage lang in der Stadt zurück, um Zeit zu gewinnen. Indessen machte Tilly alle Anstalten, die Mauern mit Sturm zu nehmen, ehe Gustav heran-
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T30: [Gustav Schweden Adolf Wallenstein Kaiser Heer Tilly König Krieg Schlacht], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]
Extrahierte Personennamen: Gustav Gustav Johann_Georg Johann Gustav Gustav Tilly Tilly Gustavs Tilly Falkenberg Tilly Gustav
Schlacht bei Hohenfriedberg.
323
seit einiger Zeit trugen sie blaue Pelze und andere Mützen als vorher, ungefähr wie auch ein östreichisches Regiment. Darauf baute er seinen Plan. Er wollte sich durchzuschleichen suchen. Als er dem östreichischen Lager nahe kam, zogen gerade mehrere Regimenter von Neustadt, welches sie vergebens angegriffen hatten, wieder ins Lager zurück. Ziethen schloß sich an, indem er seinen Leuten streng befahl, ganz ruhig wie im Frieden zu reiten, und weder zu schießen, noch den Säbel zu ziehen. Er selbst zog die Tabackspfeife heraus, wie im tiefen Frieden. Voraus schickte er einige geborene Ungern, die in ihrer Landessprache die Feldwachen, auf welche sie stießen, freundlich begrüßen, sollten. Auch durch ein feindliches Dragonerregiment ritten sie ungestört hindurch, und so befand sich Ziethen bald mitten unter den Feinden. Es war ein schöner, heller Tag. Er konnte das ganze Feld übersehen, welches mit Oestreich ent bedeckt war. Die einen thaten dies, die andern jenes. Je näher man dem Lager kam, desto größer wurde die Gefahr, und Ziethen ließ seine Husaren näher zusammenrücken, um sich im Nothfall durchschlagen zu können. Dennoch merkten die Oestreich er nichts, ja ein feindlicher Oberst kam ganz treuherzig zu Ziethen geritten, bot ihm freundlich einen guten Tag und erzählte ihm, daß sein Regiment auch bald nachkommen würde. Aber wie vom Donner wurde er gerührt, als Ziethen seinen Husaren zurief: „Nehmt ihn gefangen! es ist ein Oestreichs!" Eine Strecke mar-schirten die Husaren noch ganz ruhig, mitten durch die Oestreich er durch. Nun aber wandte sich der Weg, und Ziethen schwenkte sich jetzt plötzlich, um bei dem Lager vorbeizuziehen. Da erkannte mau ihn: „Ziethen! Ziethen! Preußen! Preußen!" rief man nun aus allen Seiten. Alles gerieth in Bewegung, und obgleich die Husaren sich in starken Trab setzten, so holte man sie doch ein. Aber Ziethen ließ einhauen und schlug sich mit geringem Verluste glücklich durch. Aehnliche Thaten verrichteten auch die andern Generale, und selbst die Feinde hatten vor den Preußen Achtung.
Eine Hauptschlacht gewann der König in diesem Kriege bei Hohenfriedberg in Schlesien, unweit Striegau (4. Juni 1745). Binnen fünf Stunden war der an Zahl überlegene Feind geschlagen. Die unerschrockenen Preußen aus dem rechten Flügel waren wider Vermuthen des Feindes durch Wasser und Morast gewatet und hatten den Feind mit dem Bajonnete angegriffen; dadurch war der Sieg entschieden worden. Besonders schlimm ging es den Sachsen, die in diesem Kriege auf der Seite der
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser]]
TM Hauptwörter (200): [T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei], T198: [Friedrich Schlacht Heer Schlesien Sachsen Armee Sieg General Mann Feind], T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T75: [Strom Elektrizität Ende Eisen Magnet Elektricität Körper Draht Funke Leiter]]
Karl Xii. in der Türkei.
293
die ihn umringten, bis zur Hausthüre durch. Hier raffte er einige Soldaten, Offiziere und Knechte, 50 an der Zahl, zusammen, trieb die Janitscharen, die sein Haus schon plünderten, heraus und verrammelte es. Er wehrke sich sieben Stunden lang. Eine Menge todter und verwundeter Türken lagen schon umher. Da gelang es den Janitscharen endlich, das Dach in Brand zu setzen. Nun erst, als schon die brennenden Sparren aus den König herabfielen, entschloß er sich, das Haus zu verlassen. In der einen Hand ein Pistol, in der andern den Degen, brach er heraus, um sich nach einem benachbarten Hause zu flüchten, verwickelte sich aber mit den Sporen und fiel zu Boden. Schnell drangen die Türken herzu und ergriffen ihn. Man brachte ihn nun nach einer andern türkischen Stadt (Demotika), wo er kürzer gehalten wurde. Dennoch blieb er noch über anderthalb Jahr. — Endlich — endlich, nachdem er über fünf Jahre in der Türkei gewesen, erklärte er, er wolle abreisen. Der Sultan benahm sich, trotz Karls Rücksichtslosigkeit sehr edel. Er machte ihm noch zum Abschiede große Geschenke und ließ ihn mit allen seinen Leuten bis an die Grenze von einem zahlreichen Ehrengefolge begleiten. Karl that, als wenn das alles so sein müßte. Der Zug ging durch Siebenbürgen und Ungarn. Dem Könige wurde jedoch bei der langsamen Reise bald die Zeit lang; er beschloß die Reise schneller und auf einem Umwege durch Deutschland zu machen, setzte sich mit dem Generaladjutant von Rosen und dem Oberstlieutenant Düring zu Pferde, ließ sich einen Paß geben, in welchem er sich für einen schwedischen Hauptmann Karl Frisch ausgab, machte sich durch eine große schwarze Perrücke, einen Hut mit goldenen Tressen und einen braunen Reiserock unkenntlich, und nun ging die Reise mit seiner gewöhnlichen Ungeduld vorwärts. Er reiste über Wien, Regensburg, Nürnberg, Würzburg, Hanau, Kassel, Braunschweig, Güstrow und Stralsund. In 14 "Tagen legte er 286 Meilen zurück und Düring blieb einmal von den starken Ritten unterwegs für todt liegen; Rosen aber hatte schon in den ersten Tagen zurückbleiben müssen. Endlich langte Karl in der Nacht um 1 Uhr vor Stralsund an. Die Schildwache, ja selbst der wachthabende Offizier wollten ihn nicht einlassen, weil es Nacht sei; aber er versicherte, sie wären Boten, die sehr dringende Briefe brächten, worauf der Commandant sie einzulassen befahl. Seine Füße waren von den starken Ritten so angeschwollen, daß er die Stiefeln mußte herunterschneiden lassen. Welche Freude war es für die Ein-
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien]]
TM Hauptwörter (100): [T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T65: [König Herr Soldat Offizier Vater Prinz Friedrich Majestät General Brief], T88: [Türke Ungarn Krieg Rußland Kaiser Sultan Wien Jahr Frieden Polen], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff]]
Extrahierte Personennamen: Karl_Xii Karl Karls_Rücksichtslosigkeit Karls Karl Düring Karl_Frisch Karl Karl Karl
Extrahierte Ortsnamen: Demotika Ungarn Deutschland Wien Regensburg Nürnberg Würzburg Hanau Kassel Braunschweig Güstrow Stralsund
Wallensteins Wiederauftritt.
205
ihn beim Kragen und forderte ihn auf, sich zu ergeben; da kam noch zu rechter Zeit ein Offizier zu Hülfe und zerschmetterte dem Schweden den Kopf. • Die Niederlage Tilly's war so groß, daß er zwei Tage darauf kaum 600 Mann beisammen hatte.
Der Kurfürst kam den Tag nach der Schlacht wieder zum Vorschein, und Gustav war edel genug, ihn durch keinen Vorwurf zu kränken. Sie hielten nun in Halle Kriegsrath und verabredeten, ins Herz von Deutschland zu dringen; Johann Georg eroberte Böhmen und Gustav zog nach dem Rhein, wo ihm alle Städte freundlich die Thore öffneten, und im nächsten Jahre nach Baiern, von wo er den Kurfürsten Maximilian verjagte. Bei dieser Gelegenheit kam Tilly ums Leben. Er wollte den Schweden bei Rain den Uebergang über den Lech wehren, erhielt aber einen Schuß ins rechte Knie und wurde nach Ingolstadt gebracht, wo er
starb. An ihm verlor der Kaiser einen großen General.
9. Wallenstein tritt wieder auf. Wallenstein hatte indessen meist in Gitschin, zuweilen auch in Prag, still, aber mit mehr als kaiserlicher Pracht gelebt. Sein Astrolog Zenno (oder Seni) redete ihm täglich vor, daß er noch über alle Feinde trimnphiren und zu einem unabhängigen Fürsten emporsteigen werde. Dies und das Gefühl seines Werthes machte den Herzog von Friedland stolz. In Prag sieht man noch den prachtvollen Palast, den er
sich erbaut hatte. In einem hochgewölbten Festsaale ließ er sich
von berühmten Künstlern malen, wie er auf einem Wagen, von vier Sonnenrossen gezogen, im Triumph einherfährt. Besonders schön ist eine Säulenhalle in grandiosem Style, mit den prächtigsten Frescobildern ausgemalt, von welcher sich eine freie Aussicht in den Park eröffnet. Eintausendundzweiundsiebzig Pferde standen in seinen Ställen und fraßen aus marmornen Krippen. Hundert Schüsseln wurden täglich auf seine Tafel gesetzt, wenn er allein speiste. Sechzig Edelknaben aus den vornehmsten Häusern warteten ihm auf. Sie waren in hellblauen Sammet, mit Gold und rother Seide besetzt, gekleidet. Eine Leibwache von 50 Mann, mit Helle-barden versehen und eben so wie die Pagen, nur gröber gekleidet, stand in seinem Schloßhofe und bewachte die Zugänge zu seinen Zimmern. Aehnliche Livreen trug seine zahlreiche Dienerschaft. Die Zahl der bei ihm angestellten Oberhofmeister, Stallmeister, Kammerherren, Mundschenken, Vorschneider, Küchendiener (64 Köpfe), Stallknechte und Silberdiener belief sich auf 899 Köpfe. Er gefiel sich recht darin, einen ungeheuern Aufwand zu treiben, während
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
TM Hauptwörter (100): [T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T30: [Gustav Schweden Adolf Wallenstein Kaiser Heer Tilly König Krieg Schlacht], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T82: [Musik Stadt Hof Zeit Theater Fest Leben Leute Herr Art]]
Extrahierte Personennamen: Gustav Gustav Johann_Georg Johann Gustav Gustav Maximilian Maximilian Tilly