Schlacht bei Hohenfriedberg.
323
seit einiger Zeit trugen sie blaue Pelze und andere Mützen als vorher, ungefähr wie auch ein östreichisches Regiment. Darauf baute er seinen Plan. Er wollte sich durchzuschleichen suchen. Als er dem östreichischen Lager nahe kam, zogen gerade mehrere Regimenter von Neustadt, welches sie vergebens angegriffen hatten, wieder ins Lager zurück. Ziethen schloß sich an, indem er seinen Leuten streng befahl, ganz ruhig wie im Frieden zu reiten, und weder zu schießen, noch den Säbel zu ziehen. Er selbst zog die Tabackspfeife heraus, wie im tiefen Frieden. Voraus schickte er einige geborene Ungern, die in ihrer Landessprache die Feldwachen, auf welche sie stießen, freundlich begrüßen, sollten. Auch durch ein feindliches Dragonerregiment ritten sie ungestört hindurch, und so befand sich Ziethen bald mitten unter den Feinden. Es war ein schöner, heller Tag. Er konnte das ganze Feld übersehen, welches mit Oestreich ent bedeckt war. Die einen thaten dies, die andern jenes. Je näher man dem Lager kam, desto größer wurde die Gefahr, und Ziethen ließ seine Husaren näher zusammenrücken, um sich im Nothfall durchschlagen zu können. Dennoch merkten die Oestreich er nichts, ja ein feindlicher Oberst kam ganz treuherzig zu Ziethen geritten, bot ihm freundlich einen guten Tag und erzählte ihm, daß sein Regiment auch bald nachkommen würde. Aber wie vom Donner wurde er gerührt, als Ziethen seinen Husaren zurief: „Nehmt ihn gefangen! es ist ein Oestreichs!" Eine Strecke mar-schirten die Husaren noch ganz ruhig, mitten durch die Oestreich er durch. Nun aber wandte sich der Weg, und Ziethen schwenkte sich jetzt plötzlich, um bei dem Lager vorbeizuziehen. Da erkannte mau ihn: „Ziethen! Ziethen! Preußen! Preußen!" rief man nun aus allen Seiten. Alles gerieth in Bewegung, und obgleich die Husaren sich in starken Trab setzten, so holte man sie doch ein. Aber Ziethen ließ einhauen und schlug sich mit geringem Verluste glücklich durch. Aehnliche Thaten verrichteten auch die andern Generale, und selbst die Feinde hatten vor den Preußen Achtung.
Eine Hauptschlacht gewann der König in diesem Kriege bei Hohenfriedberg in Schlesien, unweit Striegau (4. Juni 1745). Binnen fünf Stunden war der an Zahl überlegene Feind geschlagen. Die unerschrockenen Preußen aus dem rechten Flügel waren wider Vermuthen des Feindes durch Wasser und Morast gewatet und hatten den Feind mit dem Bajonnete angegriffen; dadurch war der Sieg entschieden worden. Besonders schlimm ging es den Sachsen, die in diesem Kriege auf der Seite der
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser]]
TM Hauptwörter (200): [T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei], T198: [Friedrich Schlacht Heer Schlesien Sachsen Armee Sieg General Mann Feind], T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T75: [Strom Elektrizität Ende Eisen Magnet Elektricität Körper Draht Funke Leiter]]
324
Neue Geschichte. 3. Periode. Preußen. •
Oestreichs fochten. Daher hatten die preußischen Soldaten ein Auge auf sie und hieben sie hier jämmerlich zusammen. Die Preußen hielten sich hier so brav, daß ein Dragonerregiment allein 66 Fahnen erbeutete. Einen zweiten Sieg erfocht der König bei Sorr in Böhmen an der schlesischen Grenze (30. Sept. 1745.)
Der Krieg wurde endlich durch die Schlacht bei Kesselsdorf, unweit Dresden entschieden. Hier war zwar Friedrich nicht gegenwärtig, aber der alte Fürst von Dessau hatte mit den preußischen Grenadieren die mit Eis und Schnee bedeckten Anhöhen, auf denen der Feind stand, so glücklich erstürmt, daß er einen glänzenden Sieg erfocht. *) Am folgenden Tage traf auch Friedrich auf dem Schlachtfelde ein und umarmte dankbar den glücklichen Sieger. Ungehindert hielt er nun seinen Einzug in Dresden, wo er mit zuvorkommender Höflichkeit und Schonung die zurückgebliebenen sächsischen Prinzen und Prinzessinnen behandelte. Gleich darauf baten Maria Theresia und August Iii. um Frieden, der auch schon nach wenigen Tagen in Dresden unterzeichnet wurde. Friedrich behielt Schlesien, so weit es ihm schon im breslauer Frieden zuerkannt war, aber reicher an Achtung in den Augen des gesummten Europa. In Berlin wurde Friedrich bei seiner Rückkehr von den Einwohnern mit Entzücken empfangen, und als er durch die doppelten Reihen der Bürgercompagnien fuhr, sang man Lieder
*) Dieser Fürst wurde gewöhnlich der alte Dessauer oder der alte Schnurr« t bart genannt. Er war wegen seiner Grobheit und Roheit berüchtigt; nichts war
* ihm verhaßter als Höflichkeit. Konnte er einem Gelehrten oder Geschäftsmanne einen Streich spielen, so that er es mit Vergnügen. Eines Morgens fuhr er durch die Straßen von Magdeburg und sah einen Regierungsrath ttjt seidenen, Schlafrocke und Pantoffeln am Fenster stehen und seine Tasse Kaffee grinsen. Geschwind befahl er dem Kutscher, still zu halten, und ließ den Rath ersuchen gleich und wie er wäre an den Wagen zu kommen. Der Mann erschien mit vielen Komplimenten und fragte, was Jhro Durchlaucht beföhlen. Der Fürst winkte, er solle auf den Wagentritt steigen, dann packte er ihn, zog ihn zu sich in den Wagen und befahl dem Kutscher zuzufahren. Erst eine Stunde von der Stadt ließ er halten und deutete dem bestürzten Rathe an, er könne nun wieder nach Hause gehen. So mußte der arme Mann am hellen Tage zu ferner großen Beschämung im Schlafrocke und Pantoffeln durch die Straßen der volkreichen Stadt nach Hause wandern. Ein andermal begegnete er auf einem Spazierritte bei Halle einem Unbekannten. „Wer ist Er?" fuhr der Fürst ihn^an. „Ein Tanzmeister, Jhro Durchlaucht." — „So? Kann er gut tanzen? Nun, da komme er mit!" So führte er ihn auf ein umgepflügtes Ackerfeld und befahl thm, eine Menuet zu tanzen, hieb ihm auch dann und wann mit der Peitsche um die Beine. Solche Streiche kamen nicht selten vor.
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser]]
TM Hauptwörter (200): [T65: [König Herr Soldat Offizier Vater Prinz Friedrich Majestät General Brief], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T198: [Friedrich Schlacht Heer Schlesien Sachsen Armee Sieg General Mann Feind], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T9: [Frieden Napoleon Krieg Kaiser Frankreich Friede Preußen Rußland Jahr Franz]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Maria_Theresia Maria Theresia August Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Dresden Dessau Dresden Dresden Europa Berlin Magdeburg
Schlachten bei Prag und Kollin.
327
demselben Tage befahl er, den zahlreichen Feind, der unter Prinz Karl von Lothringen die Anhöhen um die Stadt besetzt hatte, anzugreifen. Aber gleich die ersten preußischen Regimenter wurden zurückgeworfen, und vor den furchtbaren feindlichen Kanonen war es nicht möglich durchzudringen. Ganze Rotten lagen schon reihenweise auf dem Schlachtfelde todt da, und die Soldaten wollten nicht vorwärts. Da sprang im entscheidenden Augenblicke der alte Feldmarschall Schwerin vom Pferde, ergriff selbst eine Fahne und führte mit den Worten: „Heran! heran! meine Kinder!" die Preußen gegen die donnernden Kanonen an. Aber. bald fiel er, von vier Kugeln zugleich durchbohrt, todt nieder. Ein anderer General (Manteuffel) hob die blutige Fahne auf und warf glücklich den Feind in die Flucht. Es war ein herrlicher, aber sehr blutiger Sieg: 16,500 Preußen waren todt oder verwundet; aber die Obstreicher hatten noch mehr, 24,000 Mann verloren.
Gern hätte nun Friedrich geschwind Prag eingenommen. Aber als er noch davor lag und es mit Bomben ängstigte, langte bei ihm die Nachricht an, daß ein neues Heer Obstreicher unter Feldmarschall Dann bereits im Anmarsche wäre. Er ging ihm entgegen und traf bei Kollin, südöstlich von Prag, auf ihn. So gut auch der König seine Maßregeln genommen hatte, so mißlang ihm doch in dieser Schlacht alles. Zuletzt riß eine solche Verwirrung ein, daß er dem Feinde das Schlachtfeld überlassen mußte. Die erste Schlacht, die Friedrich verlor! 8000 Mann seiner besten Infanteristen lagen auf dem Wahlplatze. Kein Wunder, daß der König tief niedergeschlagen war! Denn woher wollte er, wenn das so fortging, endlich noch Soldaten genug bekommen.
Ganz mit seinem Unglücke beschäftigt, fand man ihn am Abende nach der Schlacht im Städtchen Nimburg, auf einer Brunnenröhre in tiefen Betrachtungen sitzend, mit dem Stocke Figuren in den Sand malend, und so vertieft, daß er nicht hörte und sah. Endlich fuhr er auf, wischte sich die Falten von seiner Stirne weg und nahm wieder eine heitere Miene an. „Kinder!" sagte er zum Ueberreste seiner Garde, die an diesem Tage besonders gelitten hatte, „ihr habt heute einen schlimmen Tag gehabt! Aber nur Geduld! ich werde schon alles wieder gut machen." —
An die Eroberung von Prag war nun nicht weiter zu denken. Die Belagerung wurde sogleich aufgehoben und das ganze Heer zog sich nach der Lausitz bis in die Gegend von Görlitz zurück. Daun zog den Preußen nach und lagerte sich ihnen gegenüber,
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T198: [Friedrich Schlacht Heer Schlesien Sachsen Armee Sieg General Mann Feind], T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei], T156: [Schlacht Sieg Feind Heer König Mann Kampf Tag Tapferkeit Franzose], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T46: [Körper Blut Wasser Luft Haut Magen Herz Speise Muskel Mund]]
Extrahierte Personennamen: Karl_von_Lothringen Karl Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich
Schlacht bei Zorndorf.
335
hatte man den König noch nicht gesehen, als jetzt, wo ihn der Anblick der vielen Schutthaufen, der verwüsteten Felder und der zahllosen, umherirrenden Flüchtlinge tief rührte. Er gab den strengen Befehl, keinem Russen mehr Pardon zu geben; er wollte das ganze Heer vernichtet haben.
Jetzt näherten sich beide Heere einander. „Die Preußen geben keinen Pardon!" sagte ein Russe dem andern. „Gut!" antwortete jeder; „wir auch nicht!" Am 25. August trafen beide bei dem Dorfe Zorndorf, einige Meilen von Küstrin, aufeinander und eine der blutigsten Schlachten des Krieges begann.*) Indem die Preußen anfmarschirten, spielten die Hautboisten das Lied: „Ich bin ja, Herr, in deiner Macht." Die Russen geriethen bald in Verwirrung, und nun brachen die preußischen Reiter in ihre ungeordneten Glieder ein und hieben ohne Barmherzigkeit alles nieder, was nur ihr Schwert erreichen konnte. Am meisten that sich hier wieder Seydlitz hervor; bald sah man ihn hier, bald dort, alles vor sich niederwerfend und in die dichtesten Hausen eindringend. Die Preußen richteten ein gräßliches Blutbad an. Aber solchen Feind hatten sie auch nie vor sich gehabt. Wenn auch schon die Linien der Russen in Verwirrung aufgelöst waren, so blieben doch die einzelnen wie Bildsäulen unbeweglich stehen, sobald sie ihre Patronen verschossen hatten, und ließen sich, wie sühllos, ruhig niederstoßen. So sah man ganze Reihen leblos auf der Erde liegen. Andere fielen über das Gepäck her, plünderten die Marketenderwagen und betranken sich in dem dort gefundenen Branntwein. Zwar ließen ihre Offiziere den Fässern den Boden ans-
*) Als Friedrich vor der Schlacht bei Zorndorf Anstalt machte, über die Oder zu setzen, versammelte sich eine Menge Menschen um ihn und klagte über die durch die Russen erlittenen Grausamkeiten. „Nun, seid nur ruhig, Kinder;" sagte er zu ihnen; „wir wollen sie schon kriegen!" Auch eine Bauerfrau kam hier zu ihm und fragte ihn: „Ew. Majestät, was macht denn mein Mann,
der Unteroffizier Bindar, bei dem und dem Regiments?" — „Ich kenne ihn wohl!" antwortete Friedrich gütig; „er ist Gottlob; noch gesund." ■— „Na, grüßen Sie ihn mir doch viel tausendmal," sprach sie weiter und überreichte dabei dem Könige einen Brotkuchen, den sie für „ihren lieben König" gebacken habe. Friedrich nahm das Geschenk der guten Frau freundlich an.
In der Nacht vor der Schlacht ruhte er nur einige Stunden auf einem Lehnstuhle in einer Mühle (der Stuhl wird noch als theure Reliquie aufbewahrt). Als er am Morgen aus dem Hause unter die ihn erwartenden Generale und Adjutanten trat, grüßte er sie freundlich und sprach: „Guten Morgen, Messieurs 1 Ich gratulire! Die Schlacht ist gewonnen."
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat]]
TM Hauptwörter (200): [T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei], T198: [Friedrich Schlacht Heer Schlesien Sachsen Armee Sieg General Mann Feind], T65: [König Herr Soldat Offizier Vater Prinz Friedrich Majestät General Brief], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Extrahierte Personennamen: August Friedrich Friedrich Bindar Friedrich Friedrich Gottlob Friedrich Friedrich
Karl Xii. in der Türkei.
293
die ihn umringten, bis zur Hausthüre durch. Hier raffte er einige Soldaten, Offiziere und Knechte, 50 an der Zahl, zusammen, trieb die Janitscharen, die sein Haus schon plünderten, heraus und verrammelte es. Er wehrke sich sieben Stunden lang. Eine Menge todter und verwundeter Türken lagen schon umher. Da gelang es den Janitscharen endlich, das Dach in Brand zu setzen. Nun erst, als schon die brennenden Sparren aus den König herabfielen, entschloß er sich, das Haus zu verlassen. In der einen Hand ein Pistol, in der andern den Degen, brach er heraus, um sich nach einem benachbarten Hause zu flüchten, verwickelte sich aber mit den Sporen und fiel zu Boden. Schnell drangen die Türken herzu und ergriffen ihn. Man brachte ihn nun nach einer andern türkischen Stadt (Demotika), wo er kürzer gehalten wurde. Dennoch blieb er noch über anderthalb Jahr. — Endlich — endlich, nachdem er über fünf Jahre in der Türkei gewesen, erklärte er, er wolle abreisen. Der Sultan benahm sich, trotz Karls Rücksichtslosigkeit sehr edel. Er machte ihm noch zum Abschiede große Geschenke und ließ ihn mit allen seinen Leuten bis an die Grenze von einem zahlreichen Ehrengefolge begleiten. Karl that, als wenn das alles so sein müßte. Der Zug ging durch Siebenbürgen und Ungarn. Dem Könige wurde jedoch bei der langsamen Reise bald die Zeit lang; er beschloß die Reise schneller und auf einem Umwege durch Deutschland zu machen, setzte sich mit dem Generaladjutant von Rosen und dem Oberstlieutenant Düring zu Pferde, ließ sich einen Paß geben, in welchem er sich für einen schwedischen Hauptmann Karl Frisch ausgab, machte sich durch eine große schwarze Perrücke, einen Hut mit goldenen Tressen und einen braunen Reiserock unkenntlich, und nun ging die Reise mit seiner gewöhnlichen Ungeduld vorwärts. Er reiste über Wien, Regensburg, Nürnberg, Würzburg, Hanau, Kassel, Braunschweig, Güstrow und Stralsund. In 14 "Tagen legte er 286 Meilen zurück und Düring blieb einmal von den starken Ritten unterwegs für todt liegen; Rosen aber hatte schon in den ersten Tagen zurückbleiben müssen. Endlich langte Karl in der Nacht um 1 Uhr vor Stralsund an. Die Schildwache, ja selbst der wachthabende Offizier wollten ihn nicht einlassen, weil es Nacht sei; aber er versicherte, sie wären Boten, die sehr dringende Briefe brächten, worauf der Commandant sie einzulassen befahl. Seine Füße waren von den starken Ritten so angeschwollen, daß er die Stiefeln mußte herunterschneiden lassen. Welche Freude war es für die Ein-
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien]]
TM Hauptwörter (100): [T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T65: [König Herr Soldat Offizier Vater Prinz Friedrich Majestät General Brief], T88: [Türke Ungarn Krieg Rußland Kaiser Sultan Wien Jahr Frieden Polen], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff]]
Extrahierte Personennamen: Karl_Xii Karl Karls_Rücksichtslosigkeit Karls Karl Düring Karl_Frisch Karl Karl Karl
Extrahierte Ortsnamen: Demotika Ungarn Deutschland Wien Regensburg Nürnberg Würzburg Hanau Kassel Braunschweig Güstrow Stralsund
222 Neue Geschichte. 2. Periode. Dreißigjähriger Krieg.
zu überfallen und sie gefangen zu»nehmen; aber die Besorgniß, daß dann die Nähe des schwedischen Heeres alles wieder vereiteln könnte, dazu auch die Aussicht auf die reiche Beute, die sie im Hause des Herzogs zu finden hofften, bewog sie zu dem Entschlüsse, ihn und seine Genossen zu ermorden; Buttler versicherte, daß der Mord gutgeheißen werden würde. Das Nähere besprachen sie in der folgenden Nacht auf Gordons Zimmer. Alle drei fielen auf die Kniee nieder und schwuren mit gezogenen Degen, am andern Abend die schwarze That zu vollziehen. Nur über die Art waren sie noch unschlüssig. Endlich erbot sich Gordon, den Jllo, Trczka, Kinsky und Neumann zu sich in die Citadelle zu einem Abendschmause einzuladen. Dabei sollten sie ermordet werden. Der Herzog selbst hatte die Einladung abgelehnt, weil er krank, auch wohl zu stolz war, um bei seinen Untergebenen zu speisen. Jene vier versprachen zu kommen. Abends um 5 Uhr ließen die Verschworenen den Oberstwachtmeister Geraldino kommen und theilten ihm ihren Vorsatz mit. Dieser verwegene und wilde Mensch schlug gleich ein und versprach zum Morde sechs sichere Soldaten zu stellen. Auch traten gleich fünf andere Hauptleute: Deveroux, Brown, Macdonald, Birch und Pestalntz, alles Ausländer, bei; denn uns Deutschen ist Meuchelmord verhaßt. Alle fünf hatten in der folgenden Nacht die Wache. Kaum waren sie weg, so erschienen um 6 Uhr die vier Geladenen. Man setzte sich zu Tische und war fröhlich. Mit jedem frisch geleerten Becher wurden die Zungen mehr gelöst. Auf den Kaiser und seine Räthe wurde wacker geschimpft; den Herzog aber ließen sie hoch leben.
Indessen hatten zwei Hauptleute das Thor der Citadelle besetzt und ließen niemand aus oder ein. Nur Geraldino wurde hindurchgelassen, und führte 30 Dragoner, lauter Irländer, in das Schloß. Mit sechs derselben nahm er selbst seinen Posten in einem Nebenzimmer des Saales; in einem andern stand Deveroux mit 24 Dragonern. Jetzt wurde der Nachtisch aufgetragen; die Bedienten entfernten sich; man rief sie in ein abgelegenes Zimmer, um dort zu essen, und schloß sie ein. Jetzt, um 8 Uhr, winkte Lesli. Die Saalthüre flog auf und Geraldino trat, eine Partisane in der Hand, mit seinen Dragonern ein. Auf seinen Ruf: „Es lebe das Haus Oestreich!" stürzte auch Deveroux von der andern Seite herein und schrie: „Holla! wer ist gut kaiserlich?" Gordon, Buttler und Lesli riefen: „Es lebe Ferdinand!" nahmen jeder ein Licht und machten den Soldaten Plgtz. Diese drangen nun vor.
TM Hauptwörter (50): [T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser]]
TM Hauptwörter (200): [T30: [Gustav Schweden Adolf Wallenstein Kaiser Heer Tilly König Krieg Schlacht], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Extrahierte Personennamen: Gordon Kinsky Neumann Geraldino Brown Macdonald Birch Geraldino Lesli Geraldino Gordon Ferdinand
Wallensteins Tod.
223
warfen den Tisch um und hieben ein. Kinsky fiel sogleich; auch Jllo wurde durch den Rücken gestochen, als er seinen Degen von der Wand herablangen wollte; nur dem Trczka war's gelungen, seinen Degen zu erreichen; er stellte sich wie ein wüthender Eber in eine Ecke des Saals, nannte Gordon einen feigen, schändlichen Verräther, hieb zwei Dragoner nieder, und da ihn sein Koller von Elenshaut eine Weile schützte, so rissen die Soldaten es ihm auf und erstachen ihn mit Dolchen. Das Blut floß in Strömen und auf dem Boden sah man in scheußlichem Vereine Flaschen, Blut, Coufect und andere Speisen. Neumann entwischte verwundet in das untere Geschoß; da er aber die Losung nicht wußte, stießen ihn hier die Dragoner nieder. Die Bedienten hörten das Geschrei ihrer Herren und wollten zu Hülfe eilen. Einige sprangen aus dem Fenster; aber die Armen wurden gleich niedergemacht. Die Leichen ließ man liegen und Gordon verschloß den Saal.
Während dieses Blutbades war es in der Stadt ganz ruhig. Der Herzog saß mit Zenno und sprach über die kommenden Ereignisse. Es war eine dunkle, unfreundliche, stürmische Nacht, der Wind heulte und der Regen schlug an die Fenster. Wollenstem legte sich ermüdet früh zu Bette.*) Gordon, Buttler und Lesli aber waren noch in der Citadelle und hielten noch einmal über des Herzogs Tod Rath, der endlich auch nochmals beschlossen wurde. Nun begab sich Lesli nach der Stadt auf die Hauptwache, wo Macdonald das Commando führte, und befahl den Soldaten, sich nicht zu rühren, was da auch sich ereignen möchte. Dann öffnete er das Stadtthor, ließ zwei Compagnien Dragoner unter einem schottischen und irländischen Hauptmanne in die Stadt; diese sollten die Gassen besetzen und keinen Bürger und keinen Soldaten aus den Häusern lassen. Jetzt eilte Lesli wieder in die Citadelle und berichtete, daß in der Stadt die tiefste Ruhe -herrsche. „Gut!" sagte Buttler, „nun wollen wir den Hauptstreich thun." Er, Lesli, Geraldino und Deveroux gingen gegen Mitternacht mit 30 Dragonern in die Stadt; aber indem sie über die Zugbrücke gingen, entwischte ein Bedienter Trczka's. Obgleich zwei Schüsse auf ihn gethan wurden, entkam er doch und meldete den Gräfinnen Trczka
*) Ich denke einen langen Schlaf zu thun:
Denn dieser letzten Tage Qual war groß.
Sorgt, daß sie nicht zu zeitig mich erwecken.
Wallensteins Tod von Schiller.
TM Hauptwörter (50): [T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser]]
TM Hauptwörter (200): [T30: [Gustav Schweden Adolf Wallenstein Kaiser Heer Tilly König Krieg Schlacht], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T46: [Körper Blut Wasser Luft Haut Magen Herz Speise Muskel Mund], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei]]
Extrahierte Personennamen: Kinsky Jllo Gordon Neumann Gordon Gordon Macdonald Lesli Buttler Geraldino Schiller
Letzte Kreuzzüge.
133
armseliges Pilgerkleid. Schon in den ersten Tagen der Reise kam er in Gefahr, erkannt zu werden. So kam er nach dem Dorfe Erdberg bei Wien, wo er sich nur ein paar Tage ausruhen wollte. Aber auch hier war er unbesonnen. Er ließ nämlich viel Geld sehen und wendete so viel auf, daß die Leute stutzig wurden, daß ein armer Pilger so viel auszugeben hätte. Das erfuhr Leopold und ließ ihn beobachten. Als Richard das merkte, wurde ihm bange, und um nicht erkannt zu werden, flüchtete er sich in ein anderes Wirthshaus, und als man ihm auch dahin folgte, stellte er sich an den Bratspieß in der Küche. Aber unklugerweise behielt er an der Hand, mit welcher er den Spieß drehte, einen kostbaren Ring stecken, und um sein Unglück voll zu machen, trat eben ein Diener des Herzogs ein, der ihn in Palästina gesehen hatte und sogleich wieder erkannte. Er wurde gezwungen, sich gefangen zu geben; man brachte ihn zu Leopold. Dieser ließ ihn sogleich auf der Burg Dürenstein an der Donau einschließen, und Niemand wußte, wo Richard geblieben war. Als die Nachricht nach England kam, daß er gefangen wäre, entschloß sich ein Edelmann aus Artois, Namens Blondel, seinen Gebieter aufzusuchen und so lange alle Länder zu durchziehen, bis er ihn gefunden hätte. Endlich kam er zufällig auf eine Burg im Oestreichischen, und als er da übernachtet hatte, fragte er: „Schöne Wirthin, sind Gefangene dort im Thurme?" — „Ach ja!" war die Antwort, „seit einiger Zeit sitzt dort ein Gefangener." — Blondel dachte gleich: „Das könnte wohl mein guter Herr sein!" und bat um die Erlaubniß, einige Zeit da bleiben zu dürfen. Der Kastellan erlaubte es ihm; aber vergebens bemühte sich Blondel, den Gefangenen zu Gesicht zu bekommen, so oft er auch unter dem Fenster des Thurms auf feiner Either spielte. Endlich sah ihn der gefangene König und glaubte seinen treuen Diener zu erkennen. Um ihm ein Zeichen zu geben, sang er ein Lied, das sie beide einst in glücklichern Tagen gedichtet hatten. Kaum hatte er die erste Strophe geendigt, so griff Blondel in die Saiten und sang die zweite Strophe. Der Gesuchte war also gefunden. Schnell reiste Blondel nach England zurück und verkündete hier und überall, wo Richard eingesperrt sei. Leopold, dadurch erschreckt, wagte nicht, ihn länger zu behalten, und da auch der deutsche Kaiser, Heinrich Vi., Richards Auslieferung verlangte, so übergab Herzog Leopold seinen Gefangenen dem Kaiser, welcher nun den König auf der Burg Trifels in Rheinbaiern in Verwahrung nahm. Erst nach einer dreizehn-
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T16: [König Heinrich Karl Frankreich Neapel Sohn England Philipp Herzog Bruder]]
Extrahierte Personennamen: Leopold Leopold Leopold Leopold Namens_Blondel Blondel Blondel Blondel Blondel Leopold Leopold Heinrich_Vi Heinrich Richards Leopold Leopold
Extrahierte Ortsnamen: Dorfe_Erdberg Wien Palästina Burg_Dürenstein Donau England England Burg_Trifels Rheinbaiern