Ungarische und türkische Verhältnisse.
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Türken, unter denen 60,000 Schanzgräber waren. Die Stadt Rhodns wurde berennt, und bald wankten die Mauern durch die zahllosen Kugeln der Türken; ,aber des tapfern Villiers Entschluß, die Stadt bis aufs äußerste zu vertheidigen, wankte nicht. Mehrere Stürme wurden zurückgeschlagen; Tausende von Türken waren schon vor den Mauern begraben worden und schon wollte Sulei-ntsltt zurückgehen, da meldeten ihm seine Kundschafter, daß die Stadt ja nur von einem Häuflein Krieger vertheidigt werde. Snleiman ließ aufs neue anrennen; ein Theil der Mauern stürzte zusammen; die Türken setzten sich in der Stadt fest — da sahen sie am andern Morgen, daß Villiers eine neue Mauer und einen Graben während der Nacht hatte anlegen lassen. Suleiman erstaunte über den Muth des Großmeisters und ehrte dessen Beharrlichkeit; er bot ihm freien und ehrenvollen Abschied an, wenn er die Stadt übergeben wolle. Auch jetzt noch wollte Villiers den Kampf fortsetzen; aber er wurde von den Rittern überstimmt, welche den Ort für nicht mehr haltbar erklärten. So fiel Rhodns in die Hände der Türken. Suleiman ehrte die Tapferkeit seines Feindes, nannte ihn seinen Vater und bezeigte ihm sein Bedauern, daß er ihn in seinem Alter aus seiner Wohnung vertreiben müsse. Die Johanniter, nun ihres Obdachs beraubt, erhielten vom Kaiser Karl V. die Insel Malta geschenkt, die damals zum Königreich Neapel gehörte, und nahmen davon den Namen Malteserritter an.
Von nun an wandte sich Suleiman gegen Siebenbürgen und Ungarn. Hier war Wladislaw Ii. König gewesen, ein Enkel des Kaisers Albrecht Ii., der als Eidam Sigismunds (1437) König von Ungarn geworden war, und Schwestersohn des jungen Ladislaus, der oben bei Friedrich Iii. erwähnt worden ist. Mit jenem Wladislaw Ii. hatte Kaiser Maximilian I. eine Doppelheirath verabredet, die für Oestreich sehr ersprießlich geworden, weil Ungarn dadurch an dies Haus gekommen ist. Auf einer Zusammenkunft in Wien nämlich (1515) wurde zwischen beiden Fürsten bestimmt, daß Wladislaws dreijähriges Töchterchen Anna mit Maximilians vierjährigem Enkelchen Ferdinand (dem nachherigen Kaiser) vermählt werden sollte, ebenso eine Verheiratung zwischen Maximilians achtjähriger Enkelin Maria und dem neunjährigen Sohne Wladislaws, Ludwig dem Frühzeitigen. Beide Heirathen wurden auch späterhin wirklich vollzogen.
Als Wladislaw (1516) gestorben war, wurde sein Sohn
Weltgeschichte für Töchter. Iii. 16. Aufl. 3
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Extrahierte Ortsnamen: Neapel Ungarn Ungarn Wien Wladislaws Maximilians Maximilians Wladislaws
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Neue Geschichte. 3. Periode. Preußen.
Karl Vii. zum Kaiser; aber er hat ihr nicht viel zu thun gemacht und ist auch schon drei Jahre darauf (1745) gestorben. Ganze acht Jahre mußte Maria Theresia sich mit ihren Feinden herumschlagen, und zuletzt ging sie ehrenvoll aus diesem Kampfe hervor. Er dauerte von 1741—48, wo der Friede von Aachen geschlossen wurde, und wird der Oestreichische Erbfolgekrieg genannt. Von diesem allgemeineren Kriege sind die beiden, welche Friedrich mit Maria Theresia führte, nur Theile, und werden die beiden schlesischen Kriege genannt. Von den Vorfällen dieser Kriege wollen wir nur einige Hanptbegebenheiten erwähnen.
Erster schlesischer Krieg (1740—42). Ohne Schwierigkeit hatte Friedrich Schlesien eingenommen. Die damals schon in Oestreich herrschende unglückliche Sitte, die vornehmsten Generale an die Spitze zu stellen und die fähigeren ihnen unterzuordnen, erleichterte dem König sein Unternehmen. Neipperg und Prinz Karl von Lothringen waren keine Generale, welche die preußische Armee schlagen konnten. Die Fehler des Feindes und die Erfahrung seines Schwerin verschafften Friedrich den ersten Sieg bei Mollwitz bei Brieg (10. April 1741). Obwohl dieselbe mehr durch die Tapferkeit der preußischen Soldaten und durch die geschickten Anordnungen des Feldmarschalls Schwerin, als durch die Geschicklichkeit des Königs, dem es an Erfahrung noch ganz fehlte, gewonnen ward, machte dieser erste Sieg doch Friedrichs Namen in ganz Europa berühmt, und man faßte große Hoffnungen von einem jungen Fürsten, der gleich so kräftig auftrat. Indessen fielen auch die andern Mächte über Maria Theresia her und beeilten sich, mit Friedrich ein Bündniß zu schließen. In Schlesien war dieser von den Evangelischen mit Entzücken, von den Katholischen mit Mißtrauen aufgenommen worden. In Breslau trat sogar ein Club katholischer Damen zusammen, die miteinander rath-schlagten, wie man die Stadt, die für neutral erklärt war, den Oestreichern in die Hände spielen könnte; Mönche und katholische Geistliche machten die Zwischenträger. Aber sie wußten nicht, daß Friedrich auch seine heimlichen Anhängerinnen darunter hatte; die ihn von allen Rängen unterrichteten. Er beschloß daher, den Oejtrei-chern zuvorzukommen und die Stadt zu besetzen. Er sammelte bei der Stadt einige Regimenter und verlangte den Durchmarsch über die Oderbrücke, und als ihm dies bewilligt wurde, besetzten die Truppen plötzlich alle Thore, und Breslau war in seinen Händen.
Die Lage Maria Theresia's war in der That sehr peinlich;
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Schlacht bei Hohenfriedberg.
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seit einiger Zeit trugen sie blaue Pelze und andere Mützen als vorher, ungefähr wie auch ein östreichisches Regiment. Darauf baute er seinen Plan. Er wollte sich durchzuschleichen suchen. Als er dem östreichischen Lager nahe kam, zogen gerade mehrere Regimenter von Neustadt, welches sie vergebens angegriffen hatten, wieder ins Lager zurück. Ziethen schloß sich an, indem er seinen Leuten streng befahl, ganz ruhig wie im Frieden zu reiten, und weder zu schießen, noch den Säbel zu ziehen. Er selbst zog die Tabackspfeife heraus, wie im tiefen Frieden. Voraus schickte er einige geborene Ungern, die in ihrer Landessprache die Feldwachen, auf welche sie stießen, freundlich begrüßen, sollten. Auch durch ein feindliches Dragonerregiment ritten sie ungestört hindurch, und so befand sich Ziethen bald mitten unter den Feinden. Es war ein schöner, heller Tag. Er konnte das ganze Feld übersehen, welches mit Oestreich ent bedeckt war. Die einen thaten dies, die andern jenes. Je näher man dem Lager kam, desto größer wurde die Gefahr, und Ziethen ließ seine Husaren näher zusammenrücken, um sich im Nothfall durchschlagen zu können. Dennoch merkten die Oestreich er nichts, ja ein feindlicher Oberst kam ganz treuherzig zu Ziethen geritten, bot ihm freundlich einen guten Tag und erzählte ihm, daß sein Regiment auch bald nachkommen würde. Aber wie vom Donner wurde er gerührt, als Ziethen seinen Husaren zurief: „Nehmt ihn gefangen! es ist ein Oestreichs!" Eine Strecke mar-schirten die Husaren noch ganz ruhig, mitten durch die Oestreich er durch. Nun aber wandte sich der Weg, und Ziethen schwenkte sich jetzt plötzlich, um bei dem Lager vorbeizuziehen. Da erkannte mau ihn: „Ziethen! Ziethen! Preußen! Preußen!" rief man nun aus allen Seiten. Alles gerieth in Bewegung, und obgleich die Husaren sich in starken Trab setzten, so holte man sie doch ein. Aber Ziethen ließ einhauen und schlug sich mit geringem Verluste glücklich durch. Aehnliche Thaten verrichteten auch die andern Generale, und selbst die Feinde hatten vor den Preußen Achtung.
Eine Hauptschlacht gewann der König in diesem Kriege bei Hohenfriedberg in Schlesien, unweit Striegau (4. Juni 1745). Binnen fünf Stunden war der an Zahl überlegene Feind geschlagen. Die unerschrockenen Preußen aus dem rechten Flügel waren wider Vermuthen des Feindes durch Wasser und Morast gewatet und hatten den Feind mit dem Bajonnete angegriffen; dadurch war der Sieg entschieden worden. Besonders schlimm ging es den Sachsen, die in diesem Kriege auf der Seite der
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Schlacht bei Kunersdorf.
339
6. Schlacht bei Kunersdorf, 12. August 1759. So viele große Thaten die Preußen auch verrichteten, so wurde doch des Königs Lage mit jedem Jahre mißlicher. Woher sollte er zuletzt noch Menschen, Geld und Kriegsvorräthe nehmen? Und kein Wunder war es, wenn dem Könige manchmal wegen des Ausganges ganz bange wurde. Im Jahre 1759 standen Friedrich und Daun wieder in der Gegend von Landshut und beobachteten einander mehrere Monate lang, ohne daß einer den andern anzugreifen wagte. Zu Ende des Juli aber erhielt Friedrich die betrübende Nachricht, daß die Russen unter Soltikow wieder in die Neumark eingefallen wären, ein gegen sie ausgesandtes preußisches Heer geschlagen und die Absicht hätten, sich mit den Oestreich ent unter Laudon zu vereinigen. Geschwind beschloß er, selbst nach
zur Nachahmung eine Stelle verdient. Der Commandant von Neiße, General Treskow, hatte ein Gut nahe bei der Stadt. Auf diesem befand sich feine Frau, als die Oestreicher die Belagerung anfingen. Diese hielten es für das Sicherste und Geschwindeste, sich durch eine Verrätherei der Stadt zu bemächtigen. Treskow war kurz vorher Kriegsgefangener gewesen. Man hatte ihm in Oestreich mit vieler Achtung begegnet und die Gemahlin, die um das Schicksal ihres Mannes zu versüßen, selbst nach Oestreich reifte, war mit ausgezeichneter Höflichkeit am kaiserlichen Hofe behandelt worden. Die Erinnerung an die Güte der Kaiserin mußte noch in frischem Andenken sein. Hierauf wurde ein Entwurf gegründet. Ein kaiserlicher Offizier stattete der Generalin einen Besuch ab und brachte ihr Schutzbriefe vom östreichischen Feldherrn. Er wurde wie ein Wohlthäter empfangen und behandelt. Bei der Tafel, ohne Zeugen, kommt zuletzt das Gespräch auf die Kaiserin. Die Generalin kann mit Maria Theresiens Lobe nicht fertig werden. Jetzt glaubt der Offizier feinen Antrag machen zu müssen. Er verspricht ihr große Summen, Würden und ein unverbrüchliches Geheimniß, wenn sie ihren Mann bewegen wollte, die Festung den Kaiserlichen in die Hände zu spielen. Frau von Treskow wird aufs innigste bewegt. Kaum faßte sie sich so lange, bis alles vorgetragen ist. Nun springt sie auf, ringt wehmüthig die Hände und bejammert die ihr widerfahrene Erniedrigung, wobei sie wiederholt ausruft: „Ist es möglich? Mir einen solchen Antrag?" Alle Beruhigungsgründe des Offiziers waren bei der tiefgetränkten Dame fruchtlos. Sie erklärt nun aufs bestimmteste, von den ihr ertheilten Schutzbriefen keinen Gebrauch machen, sondern lieber mit den Belagerten alle Unruhen und Gefahren und allen Mangel theilen zu wollen. Ihr Gut, das einzige Eigenthum ihrer Familie, gab sie dabei großmüthig preis. „Wir find atm," sagte sie; „dies ist unser alles. Durch die Ehre gezwungen, überlasse ich es Ihren Händen. Wollen Sie sich rächen, so thun Sie es." Vergebens warf sich der durch diesen Edelrnuth äußerst gerührte Offizier zu ihren Füßen und beschwor sie, ihren Vorsatz aufzugeben. Sie verzieh ihm die Beleidigung, wollte aber durchaus nicht länger in der Gewalt der Feinde Preußens sein. Noch in derselben Nacht fuhr sie ab. Der Offizier begleitete sie bis an die ersten Festungswerke und verließ sie dann voll Bewunderung.
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Neue Geschichte. 3. Periode. Preußen.
Dorfe unweit Dresden, durch Friedrichs eigene Schuld ein Heerhaufen von 11,000 Mann von den Oestreich ent zu Kriegsgefangenen gemacht. Dennoch behauptete sich Friedrich den Winter hindurch in Sachsen.
7. Treffen bei Liegnitz, 15. August, und Schlacht bei Torgau, 3. November 1760. Das Jahr 1760 ließ sich für den König von Preußen fehr unglücklich an. Während er noch in Sachsen stand, wurde sein General Fouque, den er mit einem kleinen Heere bei Landshut zum Schutze Schlesiens zurückgelassen hatte, von Laudon durch große Uebermacht angegriffen und nach einer äußerst tapfern. Gegenwehr, wobei die Reiterei sich durchschlug, mit dem Fußvolke gefangen genommen. Wenig fehlte, daß Fouque selbst getödtet wurde. Am Kopfe gefährlich verwundet, stürzte er zu Boden; ein östreichischer Reiter, der ihn nicht kennen mochte, wollte ihm eben den Kopf spalten, als sein treuer Reitknecht Trantschke sich auf ihn warf und mit seinem Leibe so lange die Hiebe auffing, bis ein herbeieilender feindlicher Offizier zu Hülfe eilte. Glücklicherweise wurde der brave Diener wieder hergestellt und dankbar belohnt. — Bald nach diesem Unfalle erlitt Friedrich einen andern. Die wichtige Festung Gl atz fiel in feindliche Hände. Friedrich hatte bis dahin Dresden belagert, aber die Nachricht vom Verluste von Glatz bewog ihn, gleich aufzubrechen und nach Schlesien zu eilen, ehe die Kaiserlichen es ihm wegnähmen. Er war in der übelsten Laune von der Welt; seit einem Jahre hatte ihn Unglück auf Unglück betroffen, und nichts ärgerte ihn mehr, als daß er so viele Leute und Zeit vergeblich vor Dresden verloren hatte. Daher hatte er auch einem seiner besten Regimenter, welches sich nach seiner Meinung bei einem Ausfalle der Feinde nicht lange genug gewehrt hatte, die Seitengewehre und den Offizieren desselben die Huttreffen genommen, eine Strafe, welche die unschuldigen Leute tief demüthigte.
Der Marsch nach Schlesien ging mit reißender Geschwindigkeit. Es war große Eile nöthig, weil Laudon mit 50,000 Mann Breslau belagerte, und darin waren nur 3000 Mann Preußen, die noch obendrein 19,000 östreichische Kriegsgefangene zu bewachen hatten. Aber die Preußen waren von der Garde und hatten einen General an ihrer Spitze, der allein ein Heer werth war. Dies war der General Tauenzien, der auf Laudons Drohungen, die Stadt aus 45 Mörsern zu beschießen, wenn sie sich nicht ergäbe, die feste Antwort gab: er würde den Feind auf den Wällen er-
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Extrahierte Personennamen: Friedrichs Friedrich Friedrich August Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Glatz
Treffen bei Liegnitz.
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warten, wenn auch die Häuser in Asche verwandelt werden sollten. Obgleich nun Laudon die Stadt beschießen ließ, so wehrte sich doch Tanenzien so lange, bis Friedrich zu Hüffe kam und die Kaiserlichen vertrieb.*)
Bis Liegnitz war Friedrich, immer von den Oestreichern unter Dann begleitet, gekommen und sah sich hier fast von allen Seiten von den Kaiserlichen eingeschlossen. Er war hier in einer mißlichen Lage; denn er hatte nur noch auf drei Tage Brot bei sich und mußte daher entweder nach Breslau oder Schweidnitz, wo er seine Vorräthe hatte, und doch hatten ihm dahin die Feinde den Weg verlegt. Dazu kam, daß er am 14. August Abends erfuhr, daß man mit Tagesanbruch sein kleines Heer von vier Seiten zugleich angreifen wollte. Er verließ daher, sobald es dunkel geworden war, sein Lager, befahl aber, daß die Wachtfeuer sorgfältig von den Bauern unterhalten würden, damit die Feinde seinen Abzug nicht merkten, und stellte seine Truppen auf einer Anhöhe in größter Stille in Schlachtordnung. Eben hatte er sich, in seinen weißen Feldmantel gehüllt, auf die Erde zur Ruhe gelegt, als ein auf Kundschaft gesandter Husarenoffizier ihm die Nachricht brachte, daß der Feind mit Macht heranrücke. Es war Laudon, der den einen Flügel der Preußen angreifen sollte, und plötzlich zu seinem Erstaunen das ganze preußische Heer schlagfertig vor sich sah. Das Treffen begann, und nach zwei Stunden, um 5 Uhr Morgens, war Laudon schon mit Verlust von 82 Kanonen völlig geschlagen. In diesem Treffen hatte sich das Regiment, das vor Dresden in des Königs Ungnade gefallen war, ganz vorzüglich ausgezeichnet. Als nun Friedrich die Linie herunterritt, trat der Flügelmann hervor und bat ihn um die Zurückgabe der Seitengewehre. „Ja Kinder!" sprach er vergnügt, „ihr sollt sie wieder haben!"
Friedrich hatte nicht lange Zeit, sich über diesen Sieg zu freuen; denn seine Feinde schämten sich, mit ihren großen Heeren das ganze Jahr über nichts Großes gethan zu haben, und machten sich auf, B e r l i n zu überfallen. Es glückte ihnen auch wirklich, bis dahin vorzudringen und die unbefestigte Stadt einzunehmen. Zum Glück war der russische Befehlshaber, General Totleben, ein gutdenkender Mann, der die Stadt möglichst schonte. Desto
*) Mit Recht ist daher auch sein Andenken in Breslau durch ein Denkmal erhalten worden, welches ihm auf dem Tauenzienplatze aus Marmor errichtet ist.
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Luthers Rückkehr nach Wittenberg.
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Amtskleid der evangelischen Geistlichkeit geworden ist, hing von einem bloßen Zufalle ab. Der Kursürst nämlich pflegte Lnthern zu seiner Kleidung dann und wann ein Stück schwarzes Tuch zu schicken, weil dies damals die Hostracht war; und weil Luther sich so trug, so glaubten auch seine Schüler, sich so tragen zu müssen. — Noch einen stärkern Schritt that Luther 1525, sich von dem Mönchsstande ganz loszusagen. Er heirathete ein tugendhaftes Fräulein, Katharina von Bora, die früherhiu Nonne gewesen war, und lebte mit ihr überaus glücklich, besonders als er Vater mehrerer Kinder wurde, die er zärtlich liebte, wie einige Briefe an dieselben beweisen, die wir noch übrig haben.*) Späterhin reisten er und Melanchthon in Sachsen umher, um zu untersuchen, wie die Prediger und Schullehrer beschaffen wären. Da fanden sie zu ihrer Verwunderung eine ganz entsetzliche Unwissenheit; wie konnte es auch anders sein, da diese Leute zum Theil ohne guten Unterricht aufgewachsen waren? Das bewog Lnthern, seinen großen und kleinen Katechismus zu schreiben, damit die Leute doch etwas hätten, wonach sie das arme Volk und die Kinder unterweisen könnten.
Daß diese neuen Einrichtungen so ganz ruhig abgegangen wären, muß nur niemand glauben. Wirklich hatten auf Betrieb eines päpstlichen Legaten der Bruder des Kaisers, Erzherzog Ferdinand, die Herzöge von Baiern und die meisten Bischöfe Süddeutschlands (1524) ein Bündniß in Regensburg geschlossen, die katholische Lehre ausrecht zu erhalten. Die katholischen Geistlichen machten Lnthern und den Anhängern seiner Reformation gar viel zu schaffen, indem sie bald ihnen drohten, bald bei jeder Gelegenheit sie neckten, so daß diejenigen Fürsten, die sich zur neuen Lehre
*) Katharina war, 24 Jahre alt, 1523 aus Kloster Nimptschen bei Grimma mit acht andern Nonnen entflohen. Luther verschaffte ihnen in Wittenberg Unterkommen in anständigen Häusern. Vergebens warb ein Prediger um ihre Hand, obgleich Luther seine Werbung unterstützte. Glücklicher war Luther selbst. Er wurde mit ihr am 13. Juni 1525 getraut. Sie hatten sechs Kinder, von denen zwei früh starben. Nach Luthers Tode lebte sie ein Jahr in Wittenberg. Als die Kaiserlichen (1547) hierher kamen, wanderte sie mit ihren Kindern aus und erfuhr manchen Kummer. Sie kehrte zwar nach Wittenberg zurück, ging aber (1552), durch die Pest vertrieben, nach Torgau. Unterwegs wurden die Pferde scheu; sie sprang aus dem Wagen und beschädigte sich so, daß sie die Abzehrung bekam, an welcher sie am 20. December 1552 in Torgau starb. Hier liegt sie in der Pfarrkirche begraben.
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Extrahierte Personennamen: Katharina_von_Bora Melanchthon Ferdinand Ferdinand Katharina Luther
Schlacht bei Nördlingen.
227
mehrere evangelische Fürsten, unter andern auch Brandenburg, dem Beispiele Sachsens und vertrugen sich mit dem Kaiser, so daß die Schweden fast allein standen. Um so ehrenvoller, daß die schwedischen Generale dennoch den Kampf bestanden und siegreich daraus hervorgingen. Hier nur einige der glänzendsten Waffenthaten.
Einer der fähigsten schwedischen Generale war Baner. Die Sachsen unter Baudissin, einem Schweden, der in sächsische Dienste übergetreten war, und die Kaiserlichen unter Hatzfeld glaubten ihn zu vernichten, indem sie ihn von der Ostsee abgeschnitten hatten. Schnell ging Baner auf sie los; er fand sie bei Wittstock in der sandigen Priegnitz und erfocht (24. Sept. 1636) einen glänzenden Sieg. Seine Unterfeldherren Stalhantsch und Torstenson hatten ihm wacker geholfen. Die Feinde waren nicht nur geschlagen, sondern hatten alles Geschütz und Gepäck verloren; auch das Silberservice des Kurfürsten war in die Hände der Schweden gefallen. Nachdem Baner nun die gewonnenen Siegeszeichen hatte aufstellen lassen, ließ er die Generale zusammenkommen und zeichnete Torstenson besonders aus, und da dieser jede Danksagung ablehnte und meinte, Baner haöe den Sieg entschieden, rief dieser: „Nein, Torstenson, Sie sind ein großer Mann, und wenn ich nicht mehr bin, werden Sie noch Schwedens Schutz und Rettung sein! Ich bin ein alter Kerl und werde wohl keinen solchen Ritt mehr thun. Wenn ihr mich zur Ruhe gebracht habt, so pflanzt eine dieser Standarten auf mein Grab und preist dabei Gott für das, was er heute an Schweden und an mir altem Graubart'gethan hat." Zuletzt ließ er Wein bringen und credenzte ihnen denselben aus den erbeuteten sächsischen Silberpokalen. — Fünf Jahre darauf (1641) starb Baner in Halberstadt, man sagt an Gift, welches ein französischer Mönch ihm auf Befehl des neidischen Richelieu beigebracht hatte.
Ein ähnlicher Held war der junge Herzog Bernhard von Weimar, der treue Kampfgenosse Gustav Adolphs. Als er im Winter 1637—38 die Festung Rheinfelden (im Canton Aargau) belagerte, zog der kaiserliche General Johann von Werth-herbei und zwang ihn zum Rückzüge. Aber nach wenigen Tagen kehrte Bernhard zurück, warf sich unvermuthet auf die Feinde, sprengte das Heer auseinander, und Johann von Werth wurde mit mehrern Generalen gefangen (3. März 1638). Dann belagerte er die Festung (Alt-) Breisach am Rhein (im Badenschen). Die Soldaten und Bürger vertheidigten sich zwar sehr tapfer; aber
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Wilhelm der Eroberer.
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Wilhelm persönlich und hatte eine große Vorliebe für ihn und alle Normannen.
Als Eduard 1066 starb, bemächtigte sich Harald, Herzog von Mercia und Kent, der reichste und mächtigste der englischen Großen, des Thrones und wurde allgemein anerkannt. Wihelm fuhr zornig auf und verlangte Abtretung des Thrones, und da Harald die Forderung abschlug, so rüstete er sich. Pie.normänner waren die tapfersten Krieger jener Zeit; außerdem boten die kriegslustigen Ritter anderer Länder dem Herzoge ihre Dienste an. Aus einer zahlreichen Flotte setzte dieser nach der Südküste Englands über und landete glücklich. Als er ans Ufer sprang, fiel er. „Ein übles Vorzeichen!" murrten die Umstehenden. Aber er faßte sich schnell und ries, als wenn er absichtlich sich hingeworfen hätte: „So nehme ich von diesem Lande Besitz!"
Harald eilte herbei. Es kam zu einer blutigen Schlacht bei Hastings (Hehstings) an der Südküste (1066). Die Normänner gewannen einen großen Sieg; Harald fiel mit zweien seiner Brüder und einem großen Theil der sächsischen Ritterschaft. Wilhelm der Eroberer — so wurde er nun genannt — wurde nun ohne Widerspruch König von England; ein kräftiger Mann mit einer starken Seele, aber rauh, stolz und hart. Anfangs regierte er strenggerecht; er duldete keine Unordnung, suchte Normänner und Engländer durch Heirathen einander näher zu bringen und hörte jeden Unterthan an. Aber das änderte sich bald, als er nach der Normandie zurückreiste. Die nach England übergesiedelten Normänner ließen die unterworfenen Engländer ihren Uebermuth fühlen; der Haß gegen die Fremden, wuchs, und schon war der Tag bestimmt, an welchem man die Fremden, wie einst die Dänen, niedermachen wollte. Da kehrte Wilhelm schleunig nach England zurück und hielt ein strenges Gericht über die Uebelthäter. Jeder neue Aufftand führte neue Härten herbei. Er nahm den Engländern ihre Güter, machte diese zu Kronbesitznngen und übertrug sie seinem normannischen Adel. Mit eiserner Hand drückte er die Engländer in Sklaverei nieder und wandte Ehre, Reichthümer und Vertrauen nur den Normännern zu. Nur die Furcht hielt die unglücklichen Engländer von neuen Empörungen zurück. Als er nach 21 jähriger Regierung starb (1087), war die Freude der Engländer groß, und die bittere Reue, die er im Sterben über seine Härte empfand, konnte die Gemüther nicht mit seinem Andenken versöhnen.
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm Wilhelm Eduard_1066 Eduard Harald Mercia Kent Harald Harald Harald Wilhelm Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Englands England England England
Johanniter. Tempelherren.
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tief)er, als Peter der Einsiedler, der nun sein Werk herrlich gekrönt sah. Welches Entzücken mochte sein Herz durchbeben, als die dort wohnenden Christen ihm die Hände drückten und ihm einmal über das andere ihren Erretter nannten!
Wer sollte aber das neue Reich beherrschen? Keiner war wohl würdiger als Gottfried von Bouillon, und auf ihn fiel auch die einstimmige Wahl als König von Jerusalem. Aber der wackere Mann lehnte diesen Titel ab; die Regierung nahm er an. Nie würde er, sagte er, eine Königskrone da tragen, wo der König der Könige eine Dornenkrone getragen habe. Er nannte sich nun Schutzherr Jerusalems und des heiligen Grabes. Aber schon das Jahr darauf starb er, von allen mit Recht betrauert; denn seines Gleichen war im ganzen Heere nicht. Sein Bruder Balduin erbte nach ihm das Reich, war aber nicht so bescheiden wie er, und nannte sich ohne Bedenken König von Jerusalem.*)
64. Der Ritterorden der Johanniter, Templer und Deutschen. — Fortgesetzte Kreuzzüge. — Folgen derselben.
Schon fünfzig Jahre, ehe der erste Kreuzzug unternommen wurde, hatten einige fromme Kaufleute aus Amalfi in Jerusalem ein Kloster und ein Hospital angelegt, welches sie nach dem von ihnen gewählten Schutzpatron das Hospital des heiligen Johannes von Jerusalem nannten, und in welchem arme und kranke Pilger ausgenommen werden sollten. Diese menschenfreundliche Absicht wurde von allen, die davon hörten, höchlich gelobt und die Stiftung reichlich beschenkt, so daß ein Flügel nach dem andern angebaut und die Zahl der pflegenden Mönche recht vermehrt werden konnte.
*) Die Thaten der Kreuzritter, besonders Gottfrieds von Bouillon und Tancreds,hat ein ausgezeichneter Dichter des 16. Jahrhunderts, Torquato Tasso, in einem herrlichen Gedichte: Das befreite Jerusalem, in italienischer Sprache besungen. Tasso wurde 1544 in Sorrento, einer Seestadt im Königreiche Neapel, geboren, zeichnete sich schon als Kind durch ausnehmende Talente aus und lebte nachher an verschiedenen Orten Italiens, am meisten in Ferrara, wo er das Unglück hatte, in Melancholie zu verfallen und von dem Herzoge sieben Jahre lang im Irrenhause gefangen gehalten zu werden. Mit Mühe erhielt er seine Freiheit wieder, lebte, immer argwöhnisch, selbst" gegen seine Freunde, bald hier, bald dort, und starb endlich 1595 in Rom, eben als er als Dichter auf dem Capitol gekrönt werden sollte. Sein „befreites Jerusalem" ist auch ins Deutsche übersetzt von Grieö und von Streckfuß.
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