184 Neue Geschichte. 2. Periode. Dreißigjähriger Krieg.
gebraucht wurden, so erlaubte ihm der Herzog, in die Dienste der Union zu treten, und diese schickte ihn nach Böhmen, wo er sich auch mit gewohnter Tapferkeit mit den Kaiserlichen herumschlug. Nach der Schlacht am weißen Berge und nach der Auflösung der Union setzte Mansfeld im Dienste des entflohenen Pfalzgrafen Friedrich den Krieg in Deutschland fort, zog mehrere Jahre umher und plünderte besonders die reichen geistlichen Länder aus. Bald war er hier, bald dort (Pfalz, Elsaß, Niedersachsen); und schlugen ihn auch einmal die Kaiserlichen, so entließ er seine Leute und trat mit ihnen plötzlich an einer andern Stelle wieder auf. So trieb er sich sechs Jahre umher, ohne selbst einen Pfennig mehr zu haben, als was ihm der Krieg verschaffte. Endlich entwich er, nachdem er von denf kaiserlichen Heere unter Wallenstein an der Elbbrücke bei Dessau geschlagen war, mit seiner Schaar nach Ungarn, um sich mit dem unruhigen Großfürsten von Siebenbürgen, Beth len Gabor, zu verbinden. Aber dieser hatte Geld verlangt und keine hungrigen Soldaten, und vertrug sich daher lieber mit dem Kaiser. Der tapfere Mansfeld verkaufte sein Heergeräth, entließ mit gerührtem Herzen seine alten Kriegskameraden und wollte nach Venedig und von da nach Holland reisen. Aber ehe er noch Venedig erreichte, wurde er unterwegs in Bosnien krank, und er, der so viel im Leben umhergeworfen war und jetzt mit neuen Entwürfen einem neuen Schauplatze zueilte, fand hier seinen Tod ganz unerwartet. Als ihm der Arzt eröffnete, daß er nur noch einige Stunden zu leben habe, ließ er sich seinen Waffenrock anlegen, den Degen umgürten und erwartete so stehend und gestützt auf die Schultern zweier Offiziere den Tod. So starb dieser eiserne Mann im 46. Jahre seines Lebens (1626).
Ein ähnlicher Mann war Christian von Braunschweig. Von jugendlichem Uebermuthe und von glühendem Hasse gegen die katholische Geistlichkeit getrieben, trat auch dieser Fürst für Friedrichs Sache auf, warb ein Heer und zog damit auf Mansfelds Art in Deutschland umher. Am liebsten plünderte er die Kirchen und Weinkeller der geistlichen Fürsten aus, und auf die Münzen, die er von dem geplünderten Silber prägen ließ, wurde die Umschrift gesetzt: Gottes Freund, der Pfaffen Feind. Während der flüchtige Kurfürst von der Pfalz länderlos umherirrte, verfochten Christian und Mansfeld seine Sache, als wenn sie die ihrige wäre. Christian hatte, als er in Holland gewesen war, die vertriebene Kurfürstin Elisabeth kennen gelernt und gerührt von
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Extrahierte Ortsnamen: Mansfeld Deutschland Elsaß Niedersachsen Dessau Ungarn Mansfeld Venedig Holland Bosnien Friedrichs Deutschland Gottes Mansfeld Holland
264 Neue Geschichte. 2. Periode. Deutschland.
Eugen war betritt glücklicher, daß er sich fast ohne Unterbrechung in der Gunst seiner Monarchen erhielt und von Allen hochgeschätzt würde. Er starb 1736.
104. Leopold I., 1657—1705. — Joseph I., 1705—1711. — Karl Vi., 1711—1740.
Wir haben oben beim breißigjährigen Kriege gesehen, daß Ferbinanb Ii. 1637 gestorben war. Sein Sohn Ferbinanb Iii., ein wackerer und nicht so nnbnlbsattter Mann wie sein Vater, war biesem gefolgt. Das wichtigste Ereigniß unter seiner Regierung war der westphälische Friebe, von dem wir bereits gesprochen haben. Ihm folgte (1657) sein Sohn Leopolb I., ein stolzer und träger Herr, dem die Ruhe über alles ging; und boch stttb wenige Regierungen so unruhevoll gewesen als die seinige: balb mußte er mit bett Franzosen, balb mit bett mächtig ottbringettben Türken Krieg führen. Er selbst aber nahm keinen großen Theil baran und überließ die Sorge lieber seinen Günstlingen.
Wenn sonst ein Kaiser mit bett deutschen Fürsten etwas zu besprechen hatte, so berief er einen Reichstag. Das geschah auch unter Leopolb 1663, welcher sie nach Regensburg berief, um sie zu bewegen, ein Heer gegen bte Türken aufzustellen. Aber sie kamen nicht selbst, sonbern schickten Gesanbte, und ba so viel zu berathschlagen war und der Stoff sich immer mehr häufte, so würde enblich beschlossen, daß von nun an ein fortbauernber Reichstag in Regensburg fein sollte. So ist es auch bis zum Jahre 1806, wo das beutj'che Reich ausgelöst würde, geblieben.
Daß der länbersüchtige Ludwig Xiv. mehrere Kriege mit seinen Nachbarn, also zum Theil auch mit Dentschlanb, angefangen habe, ist schon erzählt worben. Immer kamen die Deutschen babei zu kurz, theils weil es an der gehörigen Einigkeit und dem gegenseitigen Vertrauen fehlte, theils weil sie sich bte Franzosen jeberzeit zuvorkommen ließen; benn währenb die Deutschen noch in Regensburg überlegten, hatten die Franzosen bereits gehanbelt . Dringenber war für Leopolb selbst uttb seine Erblänber der wilbe Anbrang der Türken. Mehrmals waren sie schon in Ungarn zurückgeschlagen worben, als sie 1683 ihren Anfall mit größerer Kraft als vorher erneuerten und bis Wien vorbrangen. Die un-zufriebenen Ungern unter Gras Emmerich von Tökeli schlugen sich zu ihnen, Leopolb mußte eilig feine Resibenz verlassen, und
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Regensburg Regensburg Regensburg Ungarn Wien
292
Neue Geschichte. 2. Periode. Schweden und Rußland.
in deine Hände." — Aber Mehemet blieb dabei: „Der Friede ist geschlossen und er mnß bestehen." — Wüthend vor Zorn verließ Karl ohne Abschied das Zelt des Veziers und verklagte ihn beim Snltan. Dieser setzte ihn ab und verwies ihn; im folgenden Jahre schon starb er. Was hatte er nun von seiner Treulosigkeit? Der Friede mit Rußland wurde nicht umgestoßen.
Keiner hatte sich mehr über Karls Niederlage bei Pultawa gefreut als — August Ii. Auf die erste Nachricht davon erklärte er den mit Karl in Altranstädt geschlossenen Frieden für erzwungen, kehrte nach Polen zurück, verband sich wieder mit dem Czaren und verjagte bald seinen Gegner Stanislaus Lesczinsky vom polnischen Throne. Auch Friedrich Iv. von Dänemark erklärte den Schweden wieder den Krieg. Alle drei fielen nun über die schwedischen Provinzen her, und wären die braven Schweden nicht so tapfer gewesen, so hätte Kart jetzt sein ganzes Land verloren. Karl saß indessen ruhig in seinem Lager bei Bender und entwars Riesenpläne, von denen kein einziger ausgeführt wurde. Vergebens ließ der Reichsrath ihn bitten, zurückzukommen. Karl antwortete: „Wenn der Reichsrath eines Präsidenten bedarf, so werde ich ihm einen meiner Stiefeln schicken." Seine Lage wurde von Tag zu Tage schwieriger. Zu seinen drei Feinden gesellten sich noch drei: Preußen, England und Holland. Alle seine Mühe, den Sultan zu einem neuen Kriege gegen Rußland zu bewegen, war vergeblich. Dagegen widerstand Achmet allen Aufforderungen des Czars, ihn auszuliefern. Endlich bot Peter Ms Millionen für den König. Aber Achmet antwortete: Peter fei durch nichts in der Welt im Stande, ihn zu einem so großen Verbrechen gegen die Gastfreundschaft zu bewegen; ein türkischer Kaiser habe eine noblere Seele. Zuletzt aber ließ Achmet Kartn geradezu merken, sein langer Aufenthalt sei ihm lästig, er möge doch endlich an die Abreise denken. Aber Karl war so erbittert auf ihn, daß er alle, ihm erwiesene Gastfreundschaft vergaß und gerade ihm zum Aerger bleiben wollte. Endlich drohte man ihm mit Gewalt, und da Karl immer hartnäckiger wurde und sich mit feiner Handvoll Schweden — es waren jetzt 196 Mann — in Vertheidigungsstand setzte, so besaht der Sultan dem Juffuf Pascha, sich Karls todt oder lebendig zu bemächtigen.
Mit Thränen in den Augen zog der Pascha die Janitfcharen zusammen. Die Kanonen donnerten; seine Verschanzungen wurden erstiegen. Da beschloß Karl, sich in seinem hölzernen Hause bis auss äußerste zu vertheidigen. Er hieb sich durch 40 Janitfcharen,
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Extrahierte Ortsnamen: Polen Schweden England Holland Schweden Karls
Friedrichs des Großen Thronbesteigung.
sie glaubten der jungen Prinzessin leicht alles abdringen zu können. Maria Theresia war damals 23 Jahre alt, und erst seit vier Jahren an den Herzog Franz von Lothringen*), den sie über alles liebte, vermählt; eine Frau von großer Einsicht, vieler Entschlossenheit und einem schönen Gemüth. Jetzt sollte sie gleich eine harte Probe ihrer Standhaftigkeit aushalten. Auch Friedrichs Vater hatte die pragmatische Sanction unterschrieben; aber Friedrich glaubte nicht nöthig zu haben, sich an etwas zu binden, was .er nicht selbst versprochen hatte, war auch überdies von Karl Vi. einmal hintergangen worden. Den jetzigen günstig scheinenden Augenblick wollte er nicht vorbeigehen lassen, seine Ansprüche auf einige schlesische Fürstentümer geltend zu machen, und ließ also in aller Eile rüsten, aber mit solcher Stille, daß säst niemand außer ihm wußte, was er eigentlich im Schilde führte. Er nahm an allen Wintervergnügungen Theil, als wenn er nichts wichtigeres vorhabe. Plötzlich aber reiste er im December 1740 von Berlin ab, stellte sich an die Spitze seines Heeres und führte dies schnurstracks auf die schlesische Grenze los. Zugleich ließ er die Königin von Ungarn — dies war Maria Theresia — bitten, ihm gutwillig die verlangten Fürstentümer abzutreten; dann wolle er ihr auch gegen alle übrigen Feinde beiftehen und dafür sorgen, daß ihr Mann zum deutschen Kaiser gewählt würde. Die Antwort fiel, wie er es erwartet hatte, verneinend aus, und so rückten denn die preußischen Regimenter in Schlesien ein.
Bald fanden sich aber noch mehr Feinde ein, die alle von der bedrängten Lage der Königin von Ungarn Vortheil ziehen wollten. Die Könige von Spanien und Frankreich (Philipp V. von Anjou, Ludwig Xv.), und die Kurfürsten von Sachsen und Baiern erklärten ihr auch den Krieg und sielen in ihre Länder ein. Um sie recht zu kränken und die Kaiserwürde dem östreichischen Hanse zu entziehen, wählte man den Kurfürsten von Byiern unter dem Namen
*) ®ieier Herzog Franz von Lothringen hatte sein Erbland gegen den Besitz des Großherzogthums Toscana abgetreten. Es war nämlich nach dem Tode August Ii. von Polen ein Erbfolgestreit ausgebrochen zwischen August von Sachsen, dem Sohne des verstorbenen Königs, und Stanislaus Lesczinski, der schon zu Karl Xii. von Schweden Zeit einmal König von Polen gewesen. An diesem polnischen Erbfolgekrieg 1733—35 betheiligten sich Rußland, Oestreich, Frankreich und Spanien. August Iii. behielt mit russischer und östreichischer Hülse die Oberhand. Lesczinski führte den Königstitel weiter und erhielt Lothringen, welches nach seinem Tode 1766 an Frankreich siel.
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Extrahierte Ortsnamen: Berlin Ungarn Schlesien Ungarn Spanien Frankreich Sachsen Baiern Polen Sachsen Schweden Frankreich Spanien Lothringen Frankreich
320
Neue Geschichte. 3. Periode. Preußen.
Karl Vii. zum Kaiser; aber er hat ihr nicht viel zu thun gemacht und ist auch schon drei Jahre darauf (1745) gestorben. Ganze acht Jahre mußte Maria Theresia sich mit ihren Feinden herumschlagen, und zuletzt ging sie ehrenvoll aus diesem Kampfe hervor. Er dauerte von 1741—48, wo der Friede von Aachen geschlossen wurde, und wird der Oestreichische Erbfolgekrieg genannt. Von diesem allgemeineren Kriege sind die beiden, welche Friedrich mit Maria Theresia führte, nur Theile, und werden die beiden schlesischen Kriege genannt. Von den Vorfällen dieser Kriege wollen wir nur einige Hanptbegebenheiten erwähnen.
Erster schlesischer Krieg (1740—42). Ohne Schwierigkeit hatte Friedrich Schlesien eingenommen. Die damals schon in Oestreich herrschende unglückliche Sitte, die vornehmsten Generale an die Spitze zu stellen und die fähigeren ihnen unterzuordnen, erleichterte dem König sein Unternehmen. Neipperg und Prinz Karl von Lothringen waren keine Generale, welche die preußische Armee schlagen konnten. Die Fehler des Feindes und die Erfahrung seines Schwerin verschafften Friedrich den ersten Sieg bei Mollwitz bei Brieg (10. April 1741). Obwohl dieselbe mehr durch die Tapferkeit der preußischen Soldaten und durch die geschickten Anordnungen des Feldmarschalls Schwerin, als durch die Geschicklichkeit des Königs, dem es an Erfahrung noch ganz fehlte, gewonnen ward, machte dieser erste Sieg doch Friedrichs Namen in ganz Europa berühmt, und man faßte große Hoffnungen von einem jungen Fürsten, der gleich so kräftig auftrat. Indessen fielen auch die andern Mächte über Maria Theresia her und beeilten sich, mit Friedrich ein Bündniß zu schließen. In Schlesien war dieser von den Evangelischen mit Entzücken, von den Katholischen mit Mißtrauen aufgenommen worden. In Breslau trat sogar ein Club katholischer Damen zusammen, die miteinander rath-schlagten, wie man die Stadt, die für neutral erklärt war, den Oestreichern in die Hände spielen könnte; Mönche und katholische Geistliche machten die Zwischenträger. Aber sie wußten nicht, daß Friedrich auch seine heimlichen Anhängerinnen darunter hatte; die ihn von allen Rängen unterrichteten. Er beschloß daher, den Oejtrei-chern zuvorzukommen und die Stadt zu besetzen. Er sammelte bei der Stadt einige Regimenter und verlangte den Durchmarsch über die Oderbrücke, und als ihm dies bewilligt wurde, besetzten die Truppen plötzlich alle Thore, und Breslau war in seinen Händen.
Die Lage Maria Theresia's war in der That sehr peinlich;
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Erster schlesischer Krieg.
321
man hätte sich nicht wundern können, wenn sie, eine schwache Frau, den Muth verloren hätte. Aber sie zeigte einen männlichen Geist und bewies, daß jedes Unglück durch standhafte Ausdauer endlich zu überwinden ist. Als die feindlichen Heere unter dem Kurfürsten von Baiern nur noch wenige Tagemärsche von Wien entfernt standen und alle Kostbarkeiten des Hofes schon nach Preßburg geschafft wurden, berief sie die ungarischen Stände, die ihr mit großer Ergebenheit anhingen, nach Preßburg und trat in Trauerkleidern mitten unter sie, die ungarische Krone auf dem Haupte, das königliche Schwert an der Seite. Majestätisch schritt sie durch den Saal und stieg zum Throne hinan. In lateinischer Sprache hielt sie eine Rede voll Feuer, in welcher sie ihnen ihre bedrängte Lage vorstellte. „Verlassen von allen vorigen Freunden," so schloß sie, „habe ich keine andere Zuflucht, als zu eurer Treue. Ich werfe mich in eure Arme und erwarte schleunige Hülfe." Diese Worte und die Thränen, die ihr dabei in die Augen traten, rissen die graubärtigen Magnaten zur Begeisterung hin. Sie schwangen die Säbel und riefen mit nassen Augen: „Leben 'und Blut! Wir wollen sterben für unsere Königin Maria Theresia!" — Sechs Tage darauf ereignete sich eine noch rührendere Scene, als die Abgeordneten der Ungern sich vor ihrem Throne einfanden, um den Schwur des Gemahls der Königin zu empfangen. Franz rief dabei aus: „Mein Blut und mein Leben für die Königin und das Königreich Ungarn!" Da nahm Maria Theresia ihren Sohn Joseph, einen zarten Säugling, auf den Arm, zeigte ihn der Versammlung, und alle riefen abermals ftendebegeistert: „Wir wollen sterben für unsere Königin Maria Theresia!" Die Ungern haben auch Wort gehalten und ihrem treuen Beistände verdankte Maria Theresia vorzüglich ihre Errettung aus der großen Bedrängniß. Keiner ihrer Feinde machte ihr aber so viel zu thun als Friedrich Ii., und er behauptete Schlesien, trotz aller Anstrengungen, ihn hinauszutreiben. Vorher hatte er bei Czaslau oder Chotusitz in Böhmen einen Sieg über sie erfochten (1742). Zuletzt schloß sie im dritten Jahre des Krieges Frieden mit ihm in Breslau,*) in welchem sie ihm fast ganz Schlesien, so weit es jetzt noch preußisch ist, überließ und nur froh war, diesen gefährlichen Feind los zu sein.
*) Der Präliminarfriede wurde in Breslau, der eigentliche Friede in Berlin abgeschlossen (Juli 1742).
Weltgeschichte für Töchter. Iii. 16. Aufl. 21
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Extrahierte Personennamen: Maria_Theresia Maria Theresia Franz Franz Maria_Theresia Maria Theresia Joseph Maria_Theresia Maria Theresia Maria_Theresia Maria Theresia Friedrich_Ii Friedrich
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322
Neue Geschichte. 3. Periode. Preußen.
Zweiter schlesischer Krieg (1744—45). Aber Friedrich blieb nicht lange müßiger Zuschauer. In Sachsen und Polen regierte damals (1733—63) August Iii., des starken August Sohn, ein äußerst träger, allen Regierungsgeschäften höchst abgeneigter Herr. Diese Sorge hatte der Graf von Brühl übernommen, ein Mann von großen Talenten für den gesellschaftlichen Umgang, sehr feinen Sitten, aber ohne gute Grundsätze, im höchsten Grade verschwenderisch und stolz. Er besaß ganz das Vertrauen seines Herrn und wurde von diesem mit Ehren und Reichthümern überhäuft. *) Dieser Brühl und Friedrich waren bittere Feinde. Daher machte Sachsen bald Frieden mit Oestreich, und schloß endlich gar ein Bündniß mit dieser Macht. Brühl versprach, nicht eher sollten die Sachsen die Waffen niederlegen, bis Maria Theresia Schlesien wieder erobert habe und der König von Preußen noch weiter beschränkt sein würde. Das erfuhr Friedrich bald wieder und kündigte geschwind der Maria Theresia Krieg von neuem an. Auch diesmal verrichteten die preußischen Helden herrliche Thaten. Nur eine mag hier stehen, um den Geist zu zeigen, der in dem trefflichen Heere herrschte. Im Jahre 1745 stand der König bei Frankenstein, der Markgraf Karl von Schwedt aber mit einer andern preußischen Abtheilung bei Jägerndorf und Troppau. Zwischen beide hatte sich das östreichische Heer gezogen. Friedrich sah ein, wie dringend nöthig es sei, den Markgrafen zu sich heranzuziehen; aber wie ihm den Befehl dazu hinterbringen? Denn die Oestreich er hatten so genau alle Wege besetzt, daß auch nicht ein Spion sich durchschleichen konnte. Da erhielt General von Ziethen, einer der ausgezeichnetsten Husarengenerale, den Befehl, alles daran zu wagen, mit seinem Regiments bis zum Markgrafen hindurchzudringen. Er sollte, setzte der König hinzu, den Befehl seinem ganzen Regiments bekannt machen, damit, wenn auch nur ein einziger Husar durchkäme, der Markgraf vom Willen des Königs unterrichtet würde. Aber Ziethen bedachte, daß es grausam wäre, seine braven Husaren aufzuopfern und entwarf einen andern Plan. Seine Leute waren an ihren rothen Dolmans bei den Oestreichern bekannt genug; aber
*) Seine Verschwendung ging so weit, daß er keinen Rock zweimal anzog, und ungeachtet dessen hinterließ er bei seinem Tode ein Vermögen von mehr als anderthalb Millionen Thaler. Als der Nachfolger des Kurfürsten eine Untersuchung über seine Verwaltung anstellen ließ, fand sich, daß er über sechstehalb Millionen Thaler unterschlagen und veruntreut hatte.
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Schlacht bei Hohenfriedberg.
323
seit einiger Zeit trugen sie blaue Pelze und andere Mützen als vorher, ungefähr wie auch ein östreichisches Regiment. Darauf baute er seinen Plan. Er wollte sich durchzuschleichen suchen. Als er dem östreichischen Lager nahe kam, zogen gerade mehrere Regimenter von Neustadt, welches sie vergebens angegriffen hatten, wieder ins Lager zurück. Ziethen schloß sich an, indem er seinen Leuten streng befahl, ganz ruhig wie im Frieden zu reiten, und weder zu schießen, noch den Säbel zu ziehen. Er selbst zog die Tabackspfeife heraus, wie im tiefen Frieden. Voraus schickte er einige geborene Ungern, die in ihrer Landessprache die Feldwachen, auf welche sie stießen, freundlich begrüßen, sollten. Auch durch ein feindliches Dragonerregiment ritten sie ungestört hindurch, und so befand sich Ziethen bald mitten unter den Feinden. Es war ein schöner, heller Tag. Er konnte das ganze Feld übersehen, welches mit Oestreich ent bedeckt war. Die einen thaten dies, die andern jenes. Je näher man dem Lager kam, desto größer wurde die Gefahr, und Ziethen ließ seine Husaren näher zusammenrücken, um sich im Nothfall durchschlagen zu können. Dennoch merkten die Oestreich er nichts, ja ein feindlicher Oberst kam ganz treuherzig zu Ziethen geritten, bot ihm freundlich einen guten Tag und erzählte ihm, daß sein Regiment auch bald nachkommen würde. Aber wie vom Donner wurde er gerührt, als Ziethen seinen Husaren zurief: „Nehmt ihn gefangen! es ist ein Oestreichs!" Eine Strecke mar-schirten die Husaren noch ganz ruhig, mitten durch die Oestreich er durch. Nun aber wandte sich der Weg, und Ziethen schwenkte sich jetzt plötzlich, um bei dem Lager vorbeizuziehen. Da erkannte mau ihn: „Ziethen! Ziethen! Preußen! Preußen!" rief man nun aus allen Seiten. Alles gerieth in Bewegung, und obgleich die Husaren sich in starken Trab setzten, so holte man sie doch ein. Aber Ziethen ließ einhauen und schlug sich mit geringem Verluste glücklich durch. Aehnliche Thaten verrichteten auch die andern Generale, und selbst die Feinde hatten vor den Preußen Achtung.
Eine Hauptschlacht gewann der König in diesem Kriege bei Hohenfriedberg in Schlesien, unweit Striegau (4. Juni 1745). Binnen fünf Stunden war der an Zahl überlegene Feind geschlagen. Die unerschrockenen Preußen aus dem rechten Flügel waren wider Vermuthen des Feindes durch Wasser und Morast gewatet und hatten den Feind mit dem Bajonnete angegriffen; dadurch war der Sieg entschieden worden. Besonders schlimm ging es den Sachsen, die in diesem Kriege auf der Seite der
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326 ' Neue Geschichte. 3. Periode. Preußen.
Kaiser (1745—65) gewählt worden war, konnte immer noch nicht Schlesien vergessen. August Iii. von Polen schloß sich schnell an sie an, weil sein Minister Brühl fortfuhr, Friedrichs bitterer Feind zu sein, und die Kaiserin von Rußland, Elisabeth, eine Tochter Peters des Großen, war gegen Friedrich wegen seiner herben Spottreden erbittert. Zu diesem Bunde gesellte sich auch Ludwig Xv., König von Frankreich, Adolph Friedrich, König von Schweden, und der größte Theil der deutschen Fürsten. Mit allen diesen Feinden sollte Friedrich fertig werden. Sie waren auch ihres Sieges schon so gewiß, daß sie bereits verabredet hatten, wie sie sich in seine Staaten theilen wollten. Dazu kam, daß er säst allein dastand. Nur der König von England, Georg Ii. (1727—60), gab ihm einige Hülfstruppen; ebenso die Herzoge von Braunschweig und Gotha und der Landgraf von Hessen-Kassel; aber was warm diese wenigen gegen seine zahllosen Feinde! Zum Glück war Friedrich unerschöpflich in Hülfsmitteln und wurde von der Tapferkeit seiner Preußen herrlich unterstützt. Es fehlt hier an Raum, mehr als einige Scenen aus den vielen Ereignissen dieses merkwürdigen Krieges zu erzählen.
Durch einen treulosen Schreiber in Dresden, Namens Menzel, erfuhr Friedrich, daß Rußland, Oestreich, Sachsen n. s. w. ihn im folgenden Jahre anfallen wollten, und er erhielt durch ihn die Abschriften ihrer Verträge. Er beschloß ihnen zuvorzukommen — und schnell rüstete er sich, um in Böhmen einzufallen. Ehe es sich seine Feinde versahen, stand er schon an der sächsischen Grenze und verlangte freien Durchmarsch. Da der König von Polen ihm diesen verweigerte, so nahm er von ganz Sachsen Besitz, und August Iii. und Brühl mußten eiligst die Flucht ergreifen. Friedrich hielt seinen Einzug in Dresden, benahm sich aber hier mit musterhafter Mäßigung. Alles Privateigenthum des Königs ließ er unangetastet, und als er die Bildergalerie besuchte, bat er den Aufseher um die Erlaubniß, eines der Gemälde copiren lassen zu dürfen.
1. Schlachten bei Prag und Kollin (6.. Mai und 18. Juni 1757). Nachdem Friedrich in Böhmen bei Lowositz an der Elbe ein östreichisches Heer (1. October 1756) geschlagen und vor den Augen des erschrockenen Königs von Polen, der auf den Königstein geflüchtet war, das ganze sächsische Heer gefangen genommen hatte, brach er im folgenden Jahre (1757) nach Böhmen auf. Bei Prag trafen alle Heerhaufen zusammen, und noch an
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Schmalkaldischer Krieg.
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88. Der schmalkaldische Krieg, 1547. — Moritz von Sachsen.
Kaiser Karl hatte wenig Zeit, sich um die Religionsstreitigkeiten in Deutschland zu bekümmern; er hatte nicht nur mit Franz I., König von Frankreich, vier Kriege zu führen, sondern unternahm auch zwei Seefahrten nach der afrikanischen Nordküste. Die Türken trieben nämlich damals im mittelländischen Meere viel Seeräuberei und plünderten sogar ungeschent die Küsten von Spanien, Sicilien und Neapel. Besonders gefürchtet machte sich der Seeräuber Hayradiu Barbarossa, eines griechischen Töpfers Sohn aus Lesbos, nachher zum muhamedanischen Glauben übergetreten. Er hatte sich mit Erlaubniß des Sultans Algiers bemächtigt, war zum Admiral der türkischen Flotte ernannt worden und hatte endlich das Reich Tunis weggenommen. Der Bei dieses Landes bat den Kaiser Karl um Hülfe. Dieser rief den berühmten Seehelden Andreas Doria aus Genua auf, die kaiserliche Flotte zu befehligen, und begleitete dieselbe, 1535. Hayradin wurde aus Tunis vertrieben, diese Stadt erobert und 22,000 gefangene Christensklaven befreit.
Sechs Jahre darauf unternahm Karl einen zweiten Seezug nach der afrikanischen Küste, dies Mal nach Algier, 1541. Hay-radin hatte seine Seeräubereien fortgesetzt und die spanischen Küsten ausgeplündert. Andreas Doria befehligte auch dies Mal die kaiserliche Flotte, aber er rieth dem Kaiser, die Unternehmung aufzuschieben, weil die Jahreszeit — es war im Herbste — ungünstig. Aber Karl ließ sich nicht abreden und begleitete die Flotte. Zwar landete das Heer und berannte Algier. Aber schon in der nächsten Nacht, ehe noch die Zelte, die Kanonen und das Gepäck hatten ausgeschifft werden können, erhob sich ein furchtbares Sturm- und Regenwetter, und am Morgen machten die ausgeruhten Feinde aus
noch nicht die Rede gewesen. Er war Dominicanermönch und hatte sich durch ergreifende Beredtsamkeit solche Berühmtheit erworben, daß ihn Horenzo von Medici 1489 nach Florenz zog. Hier übte er bald durch seine Forderung einer Erneuerung des sittlichen und religiösen Lebens, sowie durch die strenge Einfachheit seines Wandels einen großen Einfluß auf das Volk. Aber seine Strenge und seine Freimüthigkeit zogen ihm viele Feinde zu, und da er nicht die Kirche allein, sondern auch den Staat zu reformiren versuchte, so gerieth er in Verwickelungen, welche den traurigen Ausgang nahmen, daß er gefangen und zum Flammentode tierurtheilt wurde, den er muthig und freudig erlitt (1498).
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