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Neue Geschichte. 2. Periode. Deutschland.
trifft, so ist sie nicht aufzuzählen, unter anberm ein Gürtel von Diamanten, zwei mit Diamanten besetzte Uhren, fünf Köcher mit Rubinen, Saphiren und Perlen, bte schönsten Zobel von der Welt und tansenb Kleinigkeiten." Am andern Tage hielt Sobieski mit dem Kaiser und den andern Fürsten seinen Einzug in Wien. Das Volk jubelte, aber sah nur aus den tapfern König, nicht auf den schwachen Kaiser, der in der Stunbe der Noth sein Volk im Stiche gelassen hatte. Mit Inbrunst stimmte Sobieski in der Augustinerkirche das „Herr Gott, bich loben wir" an, und bankbar sang ihm das gerührte Volk nach, währenb alle Glocken jubelnb brein tönten. Karct Mustapha würde auf des Sultans Befehl enthauptet; aber leiber hatten die Türken 6000 Männer, 11,000 Frauen, 14,000 Mäbchen und 50,000 Knaben aus Oestreich in die Sklaverei geschleppt, von benen nur 600 auf dem Schlachtfelbe gerettet würden. — Seitbem fittb die Türken nicht wieber nach Dentschlanb gekommen. Ueberhanpt hörten sie auf, für Europa ein Gegenstanb des Schreckens zu sein, seitbem Prinz Eugen ihnen einige schwere Nieberlagen in Ungarn beigebracht hatte.
Der tapfere Sobieski starb 1696,*) und sogleich begann unter den nie einigen Polen das Ränkespiel Über die Königswahl. Zwei Bewerber, ein französischer Prinz (von Conti) und Kurfürst August von Sachsen, boten den Polen Gelb über Gelb; enblich siegte August, mit dem Beinamen: der Starke. Er hat von 1697—1733 regiert. Um König von Polen zu werben, mußte er sich zux römischen Kirche bekennen. Das that er auch ohne viel Bebenken. Zur Beruhigung seiner Sachsen erklärte er, daß er nie katholische Minister annehmen wolle. Beibe Länber hat er aufs gewissenloseste regiert; unbekümmert um das Wohl seiner Unterthanen, sann er nur auf die Befriebigung feines Ehrgeizes und seiner Prunksucht und vergeubete das ihnen abgepreßte Gelb durch Jagben, Schwelgereien und anbete Ergötzlichsten.
Währenb des spanischen Erbfolgekriegs starb der unfähige
*) König Sobiesky, 1674—1696, war ein ausgezeichneter-Kriegsmann, aber als Regent ließ er es nicht selten an der Unparteilichkeit und Gerechtigkeit fehlen, welche in dem Parteigewirr zur Behauptung des königlichen Ansehns nothwendig war. Er machte sich Gegner durch auffallende Begünstigung seiner Anhänger und war zu nachgiebig gegen die Habsucht und die Ränke seiner Gemahlin, der Tochter eines französischen Marquis, welche an den französischen Umtrieben in Polen so leidenschaftlich sich betheiligte, daß sie sogar die Wahl ihres Sohnes zum Nachfolger des Vaters verhindern half.
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Extrahierte Personennamen: Zobel Karct_Mustapha Eugen Eugen Conti August August
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Schlacht bei Hohenfriedberg.
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seit einiger Zeit trugen sie blaue Pelze und andere Mützen als vorher, ungefähr wie auch ein östreichisches Regiment. Darauf baute er seinen Plan. Er wollte sich durchzuschleichen suchen. Als er dem östreichischen Lager nahe kam, zogen gerade mehrere Regimenter von Neustadt, welches sie vergebens angegriffen hatten, wieder ins Lager zurück. Ziethen schloß sich an, indem er seinen Leuten streng befahl, ganz ruhig wie im Frieden zu reiten, und weder zu schießen, noch den Säbel zu ziehen. Er selbst zog die Tabackspfeife heraus, wie im tiefen Frieden. Voraus schickte er einige geborene Ungern, die in ihrer Landessprache die Feldwachen, auf welche sie stießen, freundlich begrüßen, sollten. Auch durch ein feindliches Dragonerregiment ritten sie ungestört hindurch, und so befand sich Ziethen bald mitten unter den Feinden. Es war ein schöner, heller Tag. Er konnte das ganze Feld übersehen, welches mit Oestreich ent bedeckt war. Die einen thaten dies, die andern jenes. Je näher man dem Lager kam, desto größer wurde die Gefahr, und Ziethen ließ seine Husaren näher zusammenrücken, um sich im Nothfall durchschlagen zu können. Dennoch merkten die Oestreich er nichts, ja ein feindlicher Oberst kam ganz treuherzig zu Ziethen geritten, bot ihm freundlich einen guten Tag und erzählte ihm, daß sein Regiment auch bald nachkommen würde. Aber wie vom Donner wurde er gerührt, als Ziethen seinen Husaren zurief: „Nehmt ihn gefangen! es ist ein Oestreichs!" Eine Strecke mar-schirten die Husaren noch ganz ruhig, mitten durch die Oestreich er durch. Nun aber wandte sich der Weg, und Ziethen schwenkte sich jetzt plötzlich, um bei dem Lager vorbeizuziehen. Da erkannte mau ihn: „Ziethen! Ziethen! Preußen! Preußen!" rief man nun aus allen Seiten. Alles gerieth in Bewegung, und obgleich die Husaren sich in starken Trab setzten, so holte man sie doch ein. Aber Ziethen ließ einhauen und schlug sich mit geringem Verluste glücklich durch. Aehnliche Thaten verrichteten auch die andern Generale, und selbst die Feinde hatten vor den Preußen Achtung.
Eine Hauptschlacht gewann der König in diesem Kriege bei Hohenfriedberg in Schlesien, unweit Striegau (4. Juni 1745). Binnen fünf Stunden war der an Zahl überlegene Feind geschlagen. Die unerschrockenen Preußen aus dem rechten Flügel waren wider Vermuthen des Feindes durch Wasser und Morast gewatet und hatten den Feind mit dem Bajonnete angegriffen; dadurch war der Sieg entschieden worden. Besonders schlimm ging es den Sachsen, die in diesem Kriege auf der Seite der
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Neue Geschichte. 2. Periode. Dreißigjähriger Krieg.
Nun fragte es sich, ob er, der Tiefgekränkte, den Antrag annehmen würde. Zuerst wurde Freiherr von Qnestenberg zu ihm geschickt; aber Wallenstein gab ihm eine entschieden verneinende Antwort: er sei krank, leide an Podagra. Der Kaiser war darüber sehr bestürzt und schrieb ihm nun einen eigenhändigen Brief: die Gefahr werde täglich größer und er setze das Vertrauen in ihn, daß er ihn in dieser Noth nicht verlassen werde. Wallenstein entschloß sich nun, des Kaisers nähere Anträge zu vernehmen, und es wurde dazu eine Zusammenkunft mit dem Fürsten von Eggenberg, des Kaisers vertrautestem Rath, in Znaim veranstaltet. Hier lehnte er zwar die Oberfeldherrnwürde noch einmal ab, erklärte sich aber bereit, dem Kaiser binnen drei Monaten 40—50,000 Mann aufzustellen; diese möge dann Ferdinand übergeben, wem er wolle.
Jetzt ließ Wallenstein die Lärmtrommel rühren, und da zeigte sich bald, was sein Name vermochte. Von allen Seiten strömten Soldaten herbei, die der wohlbekannten Hoffnungsfahne folgen wollten, und ehe die drei Monate verflossen waren, stand das Heer in Mähren gerüstet da. Aber wer sollte es nun anführen? Nur der, welcher sie zusammengerufen hatte, konnte sie auch beisammen erhalten. Jetzt wurde abermals Eggenberg zu Wallenstein geschickt und dieser gebeten, das Generalat auf sich zu nehmen. Er erklärte sich nach hartnäckiger, ernstlicher Weigerung dazu endlich bereit, aber nur unter fteilich sehr harten Bedingungen: daß der Kaiser sich alles Commandos enthalten und ihm allein dasselbe übertragen, ihm ein östreichisches Erbland als künftige Belohnung zusichern, ferner ihm die Vollmacht geben solle, Confiscationen, Bestrafungen und Begnadigungen ohne alles Einreden des Kaisers vorzunehmen; ferner verlangte er bei einem einfügen Frieden Mecklenburg zurück, und für den Krieg alle nöthigen Geldmittel. Daß der Kaiser diese Bedingungen, die allerdings schwer zu erfüllen waren, einging, beweist feine große Noth, und daher ist auch wohl zu glauben, daß schon in diesen Bedingungen der Keim zu dem Zwiespalte lag, welcher später zu Wallensteins
Ermordung führte. .
Zuvörderst ging er auf die Sachsen, die noch m Bohmen standen, los, nahm ihnen Prag weg und trieb sie über das Erzgebirge nach Sachsen zurück. Schon wollte er ihnen dahin nachfolgen , als ihn die dringenden Bitten Maximilians zurückriefen, welchem Gustav Adolph München weggenommen hatte. Dieser zeigte sich hier, in der Hauptstadt seines Feindes, sehr edelmüthig.
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Schlacht bei Lützen.
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Als ihm die Magistratspersonen entgegenzogen und ihn um Verschonung der Stadt baten, antwortete er ihnen: „Ihr habt es gut gemacht; eure Unterwerfung entwaffnet mich. Mit Recht hätte ich an eurer Stadt Magdeburgs Unglück rächen können; aber fürchtet nichts, und seid eurer Güter, eurer Familien und eurer Religion wegen unbesorgt! Gehet in Frieden! Mein Wort gilt mehr als alle Capitulatiouen von der Welt!"
Jedermann war nun neugierig, wer von den beiden großen Feldherren, Gustav oder Wallenstein, der Sieger sein würde. Bei Nürnberg trafen sie zuerst zusammen. Fast zwei Monate lagen sie hier einander gegenüber und beobachteten einander. Endlich machte Gustav einen Angriff auf die Kaiserlichen; aber diese blieben wohlweislich auf den Höhen bei Fürth hinter ihren Verschanzungen und schlugen die Schweden zurück. Dann brach Gustav auf und wandte sich wieder nach Baiern. Auch Wallenstein zog bald'ab, aber nicht hinter den Schweden her, sondern nach Sachsen, wohin er seine Untergenerale, Gallas und Holk, vorausgeschickt hatte. Flehentlich bat der geängftigte Kurfürst von Sachsen den König um Hülfe. Gustav dachte zu edel, um den zweideutigen Bundesgenossen im Stiche zu lassen; er machte sich geschwind auf und zog in Gewaltmärschen seinem Verbündeten zu Hülfe.
10. Die Schlacht bei Lützen, 6. (16.) November 1632. Als Gustav am 1. November Naumburg an der Saale erreichte, strömte das Volk aus der ganzen Gegend fchaarenweife herbei, den großen König anzustaunen. Freudengeschrei empfing ihn; anbetend fiel alles vor ihm auf die Kniee nieder; man stritt sich um die Gunst, die Scheide seines Schwertes, den Saum seines Kleides zu berühren. Den bescheidenen Helden empörte dies. „Ist es nicht, als ob dieses Volk mich zum Gott macht?" sagte er zu seinen Begleitern. „Unsere Sachen stehen gut; aber ich fürchte, die Rache des Himmels wird mich für dieses Gaukelspiel strafen und diesem thörichten Haufen meine schwache, sterbliche Menschheit früh genug offenbaren." Hier bei Naumburg ließ er sein Heer lagern; denn er erwartete noch Verstärkung, und dies verleitete 2boffenstem, der indeß Leipzig eingenommen hatte und jetzt einige Meilen von Naumburg hinter Weißenfels stand, zu dem Glauben, daß der König für dies Jahr nichts mehr unternehmen wolle. Daher entsendete er den General Pappenheim mit einigen Regimentern zunächst gegen Halle und weiter nach dem Rhein hin.
Weltgeschichte für Töchter. Iii. 16. Aufl. 14
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Extrahierte Personennamen: Gustav Gustav Gustav Gustav Gustav Gustav Holk Gustav Gustav Gustav Gustav Pappenheim
Erstes kaiserliches Patent gegen Wallenstein.
219
in gefänglichen Verhaft und an einen solchen sichern Ort bringen, allda er gehört werden möge." Allein die Absicht, sich durch einen Handstreich Wallensteins in Pilsen zu bemächtigen, erwies sich unausführbar.
Eine Anmuthung zu äußerster Gewalt war noch nicht ausgesprochen. Es ist überhaupt schwerlich anzunehmen, daß ein Befehl zur Ermordung Wallensteins vom Kaiser selbst ausgegangen sei; aber den Gegnern hat er ihn preisgegeben, und diese zogen seinen Tod seiner Gesangennehmuug vor. Alle Dankbarkeit gegen den Feldherrn, der das Haus Oestreich gegen dessen gewaltigsten Feind vertheidigt hatte, wurde unterdrückt, und mehr noch! — der Kaiser betheiligte sich persönlich an den Bemühungen, den ,Herzog von Friedland zu täuschen. — War es nicht ein arges Verfahren, daß der Kaiser auch nach jener Achtserklärung mit Wallenstein im freundlichsten Briefwechsel blieb, ihn seinen lieben Oheim nannte, ihm Beweise von Vertrauen gab, ihn noch immer als Oberfeldherrn betrachtete und ihm versicherte, daß er ihm mit kaiserlicher Huld gewogen bleibe. So reichte also der Kaiser dem Feldherrn die eine Hand mit der Versicherung seiner Gunst, während er mit der andern ihn seinen Feinden überliefern half. Wallenstein ahnte anfangs von der gegen ihn gemachten Verschwörung nichts; er schenkte seinem Verräther Piccolomini noch immer sein Vertrauen und da er selbst krank lag, so führte Trczka den Briefwechsel mit Gallas, der sich auch nichts merken ließ, daß er bereits an seiner Stelle zum Oberfeldherrn ernannt war. Dagegen zog er heimlich die dem Feldherrn feindlichen Generale, Piccolomini, Abringen — fast lauter Italiener — in die Verschwörung, verschwieg aber das erhaltene kaiserliche Patent noch den übrigen Offizieren. Nur seinen Vertrauten theilte er es mit und befahl ihnen, keinen Befehl mehr von Wallenstein anzunehmen.
Indessen war es nicht möglich gewesen, die Sache so geheim zu halten, daß der Herzog nicht endlich von der gegen ihn gesponnenen Verschwörung etwas erfahren hätte. Er setzte darauf, noch in Pilsen, gemeinschaftlich mit den hier aufs neue versammelten Obersten eine feierliche Erklärung auf: „daß es keinem von ihnen in den Sinn gekommen sei, wider des Kaisers Majestät das Geringste zu gedenken, noch irgend eine Machination anzustellen." Sie hätten sich dadurch bloß verbindlich machen wollen, Feldherr und Oberste, treu und redlich bis auf den letzten Blutstropfen bei einander zu halten und sich nicht trennen zu lassen. Zugleich
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220 Neue Geschichte. 2. Periode. Dreißigjähriger Krieg.
befahl Wallenstein den Obersten, nur seine, des Jllo und Trczka Befehle zu befolgen.
Aber jetzt kam jene Maßregel zu spät; der Stab war bereits unwiderruflich über den Herzog von Friedland gebrochen. Schon zwei Tage (18. Februar) vor jener Erklärung Wallensteins und der Obersten hatte Ferdinand, den die Feinde des Herzogs ganz gegen denselben eingenommen hatten, ein zweites Patent ausgehen lassen, in welchem er sagte, er habe nun gewisse Nachricht erlangt, daß der Herzog ihn, den Kaiser, von Land und Leuten zu treiben und sich dieselben anzueignen, ja den Kaiser und sein ganzes Haus auszurotten Willens gewesen sei. Dies Patent schickte er an eine Menge Generale und Commandanten und befahl zugleich, die Güter des Herzogs und Trezkas einzuziehen. Allein auch jetzt noch wurde Wallenstein weder vor Gericht gestellt, noch ihm seine Absetzung und die Achtserklärung bekannt gemacht, als wenn der Kaiser sich geschämt hätte, ihm diesen Beweis von Ungerechtigkeit selbst mitzutheilen.
Mit Schrecken gewahrte nun Wallenstein, daß sich vor ihm ein Abgrund rettungslos öffnete. Er war insgeheim geächtet, ohne daß man ihn gehört hatte; er hatte mit seinem Kaiser nicht gebrochen und war doch von ihm für einen Land esv erräth er erklärt worden. Jetzt blieb ihm nichts anderes übrig, als den äußersten Schritt zu thun, den er im Fall der Noth vorbehalten hatte: sich den Feinden,-des Kaisers, den Schweden, in die Arme zu werfen. Er ließ den 'Herzog Bernhard von Weimar, der in Regensburg stand, bitten, sich an die böhmische Grenze, wo möglich nach Eger zu ziehen, damit er sich zu ihm retten könnte. Aber Bernhard traute den Worten Wallensteins nicht recht und glaubte, daß ein „Schelmstreich" dahinterstecke. Auch Oxeustierna rieth tiem Bernhard ab, die schwedischen Truppen mit denen Wallensteins zu verbinden. So erntete dieser jetzt den Lohn, daß er srüherhin nicht offen mit andern verfahren war. Eben so vergebens wandte sich der geängstete Feldherr an den Markgrafen von Baireuth und an die französischen Generale. Zugleich zog sich ein Oberst nach dem andern von ihm zurück; nur Feldmarschall Jllo und die Grafen Trczka und Kinsky blieben ihm getreu, weil auch sie geächtet waren, und suchten eifrig, aber vergebens, den Beistand der Schweden, Sachsen und Franzosen nach. Wallenstein selbst hoffte noch immer, daß der Kaiser von der Verschwörung gegen ihn nichts wisse, oder wenigstens von den Verschworenen getäuscht sei. Darum
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Neueste Geschichte. 3. Periode. Deutschland.
am 13. August mit dem russischen General Rüdiger die Eapi-tutation von Vilagos, nach welcher er mit 30,000 Mann die Waffen streckte. Man hat Görgey von ungarischer Seite Verrath an der Sache seines Vaterlandes vorgeworfen; es ist jedoch andererseits die Annahme zulässig, daß er in der festen Ueberzeugung von Ungarns unvermeidlichem Fall dem Heer und dem Volk durch die Uebergabe noch eine Erleichterung verschaffen wollte. Seine That zog ihm aber die bittersten Verwünschungen zu, um so mehr, als er bei der Kapitulation nur für seine eigene Sicherheit, nicht für die seiner Kampfgenossen gesorgt hatte. Der Kampf war nun beendigt. Kossnth, Dembinski, Bern und andere Anführer flohen nach der Türkei; Komorn wurde erst nach einiger Zeit von Klapka unter ehrenhaften Bedingungen übergeben. Der Aufruhr wurde von Haynau zum Theil grausam gerächt; aber es gelang nicht, in den Ungern die Liebe zu ihrer Verfassung zu ertödteu und sie an einen neuen Zustand der Dinge zu gewöhnen.
139. Verfassungskämpfe in Deutschland, 1849.
Wenn die Parteien in der Frankfurter Nationalversammlung in Bezug auf die deutsche Verfassung von Anfang an sehr auseinander gegangen waren, so wurde das Werk durch Oestreichs Stellung nach der Unterdrückung der Revolution noch erschwert. Die östreichische Regierung, besonders das Schwarzenbergsche Ministerium, hatte nämlich die Einheit und Zusammengehörigkeit aller Theile des östreichischen Gesarnrntstaats zur Grundlage seiner Politik gemacht, wie sollte nun ein einiges Deutschland mit Inbegriff der östreichisch-deutschen Provinzen geschaffen werden, wenn man nicht gleichzeitig auch die übrigen ganz fremdartigen Theile des Kaiserstaats mit hinzunehmen wollte? Es bildete sich in Frankfurt unter Leitung Heinrichs von Gagern eine mächtige Partei, welche einen engern deutschen Bundesstaat mit Ausschluß Oestreichs herstellen, dann aber wieder einen weitern Bund mit dem gesammten Oestreich herbeiführen wollte. Hiergegen erklärten sich aber alle Obstreicher, ein großer Theil der Süddeutschen und die Demokraten, welche nur einen großen Bundesstaat mit Einschluß Oestreichs (Groß-Deutchland) anerkennen wollten. Nachdem im December 1848 die Grundrechte der deutschen Nation verkündigt worden, kam man zur endlichen Feststellung der Verfassung selbst. Ehe die Frage über die Ausdehnung des Bun-
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Extrahierte Personennamen: August Görgey Klapka Heinrichs_von_Gagern Heinrichs Oestreichs Oestreichs
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Kampf gegen Oestreich.
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angeregt, aber vom östreichischen General Haynan mit grausamer Strenge überwältigt.
Zuletzt widerstand nur das feste Venedig unter der Ansüh-ruug Manins noch den östreichischen Truppen und ergab sich erst am 25. August, als nach der allgemeinen Niederlage der Italiener jede Hoffnung aus Hülse geschwunden war. Die alten Regierungen kehrten wieder zurück und leider auch zu ihrem alten Regierungssystem. Nur in Sardinien ward der Weg der Reform; tntte gehalten und der Gedanke an einen neuen erfolgreicheren Aufschwung Italiens bewahrt. Hierhin blickte die Hoffnung der italienischen Nation unter dem Druck und den Verfolgungen, welche die wieder eingesetzten Machthaber über die Unterworfenen verhängten. In der Lombardei gährte ein furchtbarer Haß, der 1852 einen von den in London wohnenden italienischen Flüchtlingen angestifteten Aufstand herbeiführte. Dieser Versuch einer abermaligen Erhebung scheiterte völlig, verursachte aber Mißhelligkeiten zwischen Oestreich und den Regierungen von Sardinien und der Schweiz.
Während der Marschall Radetzky Oestreichs Herrschaft in Oberitalien befestigte und den östreichischen Waffenruhm verjüngte, hatte das Kaiserhaus einen schweren Kamps in Ungarn zu bestehen. Es ist bereits erwähnt, wie die Ungern die Revolution in Oestreich benutzen wollten, um für ihre besondere Regierung (unter Graf Batthyani und Kossuth) eine größere Selbständigkeit zu erringen, wie aber gleichzeitig die slavischen Völker, welche bis dahin mit Ungarn vereinigt waren, die Kroaten, Slavonen, Serben u. s. w. unter ihrem Banus Jellachich und eben so die Siebenbürgen sich von dem drückenden Uebergewicht der stolzen Magyaren loszumachen strebten, worin sie heimlich von dem östreichischen Hose unterstützt wurden, welcher dadurch die Ungern zu schwächen bemüht war. Nachdem die wilden Schaaren jener Grenzvölker schon Monate lang die Gegend zwischen der Theiß und der Donau mit Schrecken erfüllt hatten, erklärte sich der Ban Jellachich im September 1848, indem er die Drawe überschritt, geradezu als Beschützer nicht nur der Rechte der slavischen Völker, sondern auch des gesetzmäßigen Ansehens der kaiserlichen Regierung gegen die ungarische Empörung. Die Ungern organisirten nun, durch Kossuths feurige Beredsamkeit noch weiter ausgereizt, einen wahren Nationalkrieg. Die Ermordung des östreichischen Generals Lamberg in Pesth und des Grafen Zichy durch den Magyarenanführer Görgey bewirkten die Erklärung des Kriegszustandes in dem ganzen Königreich und nun
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Wilhelm der Eroberer.
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Wilhelm persönlich und hatte eine große Vorliebe für ihn und alle Normannen.
Als Eduard 1066 starb, bemächtigte sich Harald, Herzog von Mercia und Kent, der reichste und mächtigste der englischen Großen, des Thrones und wurde allgemein anerkannt. Wihelm fuhr zornig auf und verlangte Abtretung des Thrones, und da Harald die Forderung abschlug, so rüstete er sich. Pie.normänner waren die tapfersten Krieger jener Zeit; außerdem boten die kriegslustigen Ritter anderer Länder dem Herzoge ihre Dienste an. Aus einer zahlreichen Flotte setzte dieser nach der Südküste Englands über und landete glücklich. Als er ans Ufer sprang, fiel er. „Ein übles Vorzeichen!" murrten die Umstehenden. Aber er faßte sich schnell und ries, als wenn er absichtlich sich hingeworfen hätte: „So nehme ich von diesem Lande Besitz!"
Harald eilte herbei. Es kam zu einer blutigen Schlacht bei Hastings (Hehstings) an der Südküste (1066). Die Normänner gewannen einen großen Sieg; Harald fiel mit zweien seiner Brüder und einem großen Theil der sächsischen Ritterschaft. Wilhelm der Eroberer — so wurde er nun genannt — wurde nun ohne Widerspruch König von England; ein kräftiger Mann mit einer starken Seele, aber rauh, stolz und hart. Anfangs regierte er strenggerecht; er duldete keine Unordnung, suchte Normänner und Engländer durch Heirathen einander näher zu bringen und hörte jeden Unterthan an. Aber das änderte sich bald, als er nach der Normandie zurückreiste. Die nach England übergesiedelten Normänner ließen die unterworfenen Engländer ihren Uebermuth fühlen; der Haß gegen die Fremden, wuchs, und schon war der Tag bestimmt, an welchem man die Fremden, wie einst die Dänen, niedermachen wollte. Da kehrte Wilhelm schleunig nach England zurück und hielt ein strenges Gericht über die Uebelthäter. Jeder neue Aufftand führte neue Härten herbei. Er nahm den Engländern ihre Güter, machte diese zu Kronbesitznngen und übertrug sie seinem normannischen Adel. Mit eiserner Hand drückte er die Engländer in Sklaverei nieder und wandte Ehre, Reichthümer und Vertrauen nur den Normännern zu. Nur die Furcht hielt die unglücklichen Engländer von neuen Empörungen zurück. Als er nach 21 jähriger Regierung starb (1087), war die Freude der Engländer groß, und die bittere Reue, die er im Sterben über seine Härte empfand, konnte die Gemüther nicht mit seinem Andenken versöhnen.
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Mittlere Geschichte. 3. Periode. Kreuzzüge.
sie hineinstürzten, quoll ihnen schon das Blut entgegen, das die noch Lebenden ihren unmenschlichen Verfolgern entgegenschleuderten. Das vermag der Mensch in der Verzweiflung! — Aber die schändlichen Kreuzfahrer entgingen auch ihrer Strafe nicht. Die Ungern erschlugen die meisten; die andern kamen vor Hunger und Elend um.
Was machte aber Peter indessen? Zwar hatte ihm Alexius erlaubt, bei Constantinopel Gottfrieds Ankunft zu erwarten; aber seine Schaar beging so vielen Unfug auf dem platten Lande um die Stadt herum, daß Alexius eilig eine Menge Fahrzeuge zusammenbrachte und das Gesindel nach Klein-Asien übersetzen ließ. Hier traf sie die Strafe für ihre Greuelthaten. Sie wagten sich zu weit vor in die Bergschluchten, an denen Klein-Asien so reich ist, fielen hier den lauernden Seldschuckeu in die Hänbe und würden bis auf 3000 niebergemetzelt. Walther Habenichts war unter den Tobten; er war, tapfer fechtenb, gefallen. Peter entrann mit dem kläglichen Ueberreste zurück nach Constantinopel.
Dagegen benahm sich das Hauptheer, das aus dem Kerne der französischen Ritterschaft bestanb, ganz anders. Am 15. August (1096) war es, hauptsächlich unter Gottfrieds von Bouillon Leitung, aufgebrochen. Dieser Gottfried war ein Mann, der untei seinen Zeitgenossen auf eine recht ausgezeichnete Weise sich hervorthat. Damals war er erst 35 Jahre alt, galt aber für den tapfersten Ritter seiner Zeit, war dabei gelassen und bescheiden und von einer nngehenchelten Frömmigkeit. Von seiner Stärke und Tapferkeit wußte man sich viel Geschichten zu erzählen. Hier nur nur eine bavon: Als er 15 Jahre alt war, wollte ihm ein Ver-wanbter seine Güter streitig machen. Es kam zur Klage und die Richter verlangten, daß das Gottesurtheil eutscheibeu sollte. Beibe sollten miteinanber kämpfen, und erschienen auch ganz bepanzert, jeder mit Schild und Schwert bewaffnet. Der Kaiser Heinrich Iv. war selbst zugegen. Da führte Gottsrieb einen so kräftigen Hieb auf seinen Feind, daß er ihn gespalten, wenn dieser nicht geschwinb den Schilb vorgehalten hätte. An biesem zersprang sein Schwert bis nahe am Hefte, und schon gaben, alle die Sache Gottsriebs verloren; nur er nicht. Rasch fiel er seinen Gegner mit dem Stummel von Schwert an und versetzte ihm bamit einen solchen * Hieb an die Schläfe, daß er taumelnd und sinnlos zu Boden stürzte. Aber sogleich war auch Gottfrieds Feindschaft verschwunden; er sprang schnell zu, leistete dem Ueberwuudeuen die nöthige Hülfe und ruhte nicht eher, bis er ihn unter guter Pflege sah.
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Extrahierte Personennamen: Peter Alexius Constantinopel_Gottfrieds Alexius August Gottfried Heinrich_Iv Heinrich Gottfrieds