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Neue Geschichte. 1. Periode. Deutschland.
Jugendunterricht von den ersten Elementen bis zu den höchsten Stufen nach einem zusammenhängenden Systeme eingerichtet ward. Bald wußten sie sich aber auch bei den Höfen ausschließlich als Beichtväter und Gewissensberather einzuführen und sich mit be-wnndernswerthem Eifer und Takt auf Politik werfend, beherrschten sie bald als geistliche Beistände und gewandte Staatsmänner alle Cabinette.
Sie waren alles, was man von ihnen verlangte und alles mit gleicher Virtuosität; die ganze Weltgeschichte hat kein Beispiel einer ähnlichen, conseqnenten und geistreichen Verfolgung eines einzigen Zieles an die Seite zu setz-eu.
Später wurde der Orden (1773) durch Papst Clemens Xiv., einen der aufgeklärtesten Päpste, aufgehoben; aber wirklich meinte dieser auch damit sein Todesurtheil unterzeichnet zu haben, und als er bald darauf starb, glaubte man, daß Jesuiten ihn vergiftet hätten. Pius Vii. erneuerte den Orden 1814, und seitdem hat er mit der ihm eigenen Klugheit, Energie und Ausdauer offenbar und im geheimen große Macht und weit verbreiteten Einfluß wiedergewonnen.
90. Lukas Cranach, Albrecht Dürer und Hans Holbein.
Ehe wir in der Geschichte jener Zeit weiter fortfahren, wollen wir bei diesem Kleeblatte berühmter Künstler stehen bleiben. Nicht allein die Wissenschaften hatten damals einen so ungemeinen Fortschritt gemacht, die allgemeine Gähruug der Geister war auch den Künsten förderlich gewesen, und wir sehen zu gleicher Zeit so ausgezeichnete Künstler hervortreten, wie die frühere Zeit sie nicht hatte hervorbringen können. Und diese drei Künstler waren zugleich auch als Menschen ausgezeichnet, ein Umstand, der zwar nicht zu den Ausnahmen gehört, aber doch dem menschlichen Herzen recht wohl thut, wenn man da, wo ein schöpferischer Geist mit kunstgeübter Hand herrliche Werke hervorbrachte, auch zugleich Güte des Herzens und Bildung des Geistes findet. '
Lukas Cranach war 1472 in Cranach, einer kleinen Stadt am Fuße des Fichtelgebirges geboren. Er hieß eigentlich Lukas Sünder, nahm aber, wie damals zuweilen geschah, den Namen seines Geburtsortes an. Sein Vater war Formenschneider und Kartenmaler; von ihm soll er den ersten Unterricht im Zeichnen erhalten haben. Von seinen früheren Lebensschicksalen ist eben so wenig
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Neue Geschichte. 1. Periode. Deutschland.
eines damaligen Professors in Wittenberg hervor. „Wer kennt nicht",-schreibt er unter anderem, „deine ausgezeichnete Tugend?. Wem sind die herrlichen Eigenschaften deines Gemüths unbekannt? Du maltest einst in Oestreich Trauben auf den Tisch so natürlich, daß in deiner Abwesenheit eine Elster stets hinflog, und wegen der Täuschung erbost mit Schnabel und Klauen das neue Kunstwerk zerhackte. Du hast zu Koburg einen Hirsch gemalt, welchen fremde Hunde, so oft sie ihn sehen, anbellen. Was soll ich erst von jenem wilden Schweine sagen, welches unser großmüthiger Fürst dem Kaiser zum Geschenke machte, und welches du nach deiner Gewohnheit so künstlich gezeichnet hast,' daß ein Jagdhund bei dessen Anblicke wegen der über den ganzen Körper verbreiteten Stachelborsten anfangs mit einem ungeheueren Gebelle tobte, bald aber die Flucht ergriff. Als die Fürsten dich im letzten Sommer nach Niederländ, bloß um mit deiner Geschicklichkeit zu prahlen, gesendet hatten, hast du gleich beim ersten Eintritt in das Gasthaus eine von der Pfanne abgelöschte Kohle ergriffen, und das Bildniß Kaiser Maximilians so natürlich auf die Wand gezeichnet, daß es von allen erkannt und bewundert wurde. Unfern redlichen Fürsten Johannes hast du so vortrefflich gemalt, daß die Einwohner von Lochau beim Eintritt in die Burg, wenn sie durch das Fenster einen Theil des Gemäldes sahen, von Ehrfurcht ergriffen, das Haupt entblößten und die Kniee beugten. Zu Torgau hast du Hasen, Fasanen, Pfaue, Rebhühner, Enten, Wachteln, Krammetsvögel und verschiedenes anderes Flügelwerk der Art aufgehängt, welche einst der Graf Schwarzburg, als er sie sah, hinauszubringen befahl, damit sie nicht übel röchen, und da er sich vom Fürsten ausgelacht sah, trat er sogleich näher, und betheuerte eidlich, es sei wenigstens ein Flügel einer lebendigen Ente gewesen. Wie die alten Maler sich durch eine besondere Freundlichkeit auszeichneten, so bist du sehr höflich, beredt, freigebig, menschenfreundlich und verbindlich." Dies wurde geschrieben, als Lukas 38 Jahre alt war. Er hinterließ einen Sohn, Lukas Erauach den Jüngern, auch einen braven Maler, der aber doch nicht das große Talent seines Vaters besaß.
Nur um ein Jahr älter war Albrecht Dürer. Er stammte aus Ungarn her; sein Großvater war da Goldarbeiter gewesen. Dieselbe Kunst trieb auch sein Vater, der sich in Nürnberg niederließ. Albrecht war der älteste Sohn seiner Aeltern, die nach ihm noch 17 Kinder hatten. Er wurde 1471 in Nürnberg geboren
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Albrecht Dürer.
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zog auf dem Tische einen Kreis, machte in die Mitte einen Pnnkt und ließ nun einen Cirkel holen, damit alle sahen, daß der gemachte Zug um kein Haar breit vom Cirkel abwiche.
In Rom besuchte er den berühmten Michel Angelo Bno-narotti; ohne seinen Namen zu sagen, gab er sich für einen Farbenreiber aus und bat, ihn in seine Dienste zu nehmen. Das geschah. Angelo arbeitete damals gerade an einem Bilde, auf welchem der Besuch des Engels bei der Maria vorgestellt war. Als einst Angelo ausgegangen war, nahm Dürer geschwind einen Pinsel und malte auf die Stirne des Engels eine Fliege mit solcher Natürlichkeit, daß Angelo, als er nach Hause kam, sie wegjagen wollte. Endlich sah er, daß sie gemalt war, und erstaunte über die Genauigkeit, mit der sie gearbeitet war. „Wahrlich!" rief er aus, „das kann nur Albrecht Dürer gemalt haben!" Der war aber bereits über alle Berge und ließ sich nicht wieder sehen. Seitdem hatte Angelo große Hochachtung für Dürers Kunst.
Als dieser nach Nürnberg zurückkam und sich Agnes über seine Wiederkehr freute, benutzte er ihre gute Laune, sie recht herzlich zu bitten, doch etwas friedlicher und freundlicher zu sein. Aber das Zanken war ihr nun einmal so zur andern Natur geworden, daß der alte Hader bald wieder anfing. Darüber grämte sich der arme Mann so, daß er täglich sich mehr abzehrte und seine Freunde sich endlich der Sache annahmen. „Weißt du was?" sagte ihm einst sein bester Freund, der berühmte Wilibald Pirkheimer, des Kaisers Rath und einer der angesehensten Männer der Stadt, „reise heimlich fort von ihr und laß sie allein zurück; dann wird sie schon zahm werden!" Dürer hatte schon längst Lust gehabt, einmal die Niederlande zu sehen. Also machte er seine Anstalten, und als eines Morgens die böse Agnes aufwachte, war Dürer fort. Im ersten Augenblicke war sie ganz wüthend vor Zom. Da sie aber niemanden hatte, an dem sie ihn auslassen konnte, so mußte sie sich wohl beruhigen. Zuletzt lief sie zu Pirkheimer und klagte ihm ihre Noth. Dieser aber benutzte die Gelegenheit, ihr das Gewissen zu schärfen und ihre schlechte Aufführung ihr vorzuhalten. Ihrem Manne ging es indessen in den Niederlanden sehr wohl. Ueberall wurde er mit Entzücken aufgenommen, und ihm war so wonniglich, einmal unter freundlichen Leuten zu sein und das Schelten seiner Frau nicht zu hören, daß er an die Rückkehr nicht denken wollte. Agnes dagegen härmte sich ab, nicht, weil sie ihn liebte, sondern weil er ihr von dem
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Extrahierte Ortsnamen: Rom Maria Nürnberg Niederlande Niederlanden
Albrecht Dürers Tod. Hans Holbein.
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die ihm sein Herz dermaß gepeinigt hat, daß er sich desto schneller von hinnen gemacht hat. Dann er vas (war) ausgedörret vie ein Schaub, borst niendert (hiemeben) keinen guten Muth mehr suchen, oder zu den Leuten gehen, also hat das bös Weib sein Sorg, das ihr boch wahrlich nit Noth gethan hat. Zu dem hat sie ihue Tag und Nacht zu der Arbeit härtiglich gebrungen, allein barum, daß er Gelb verdienet und ihr das ließ, so er starb; dann sie allweg (immer) verberben hat wollen, wie sie dann noch thuet, unangesehen, daß ihr Albrecht bis in die 6000 Gulben Werth gelassen hat. Aber ba ist kein Genügen und in Summa ist sie allein seines Tobes ein Ursach. Ich hab sie selbst oft sür ihr argwöhnig sträs-lich Wesen gebeten und sie gevarnet, auch ihr vorgesagt, vas das Enb hievon sein vnrb, aber bamit hab ich nichts anberst dann Unbank erlangt. Dann, ver biesem Mann vohl gevollt und um ihn gevest, dem ist sie seinb geworben, das vahrlich beit Albrecht mit dem höchsten bekümmert und thrne unter die Erb bracht hat. Ich hab ihr seit seines Tobes nie gesehen, sie auch nit zu mir vollen laßen, vievohl ich ihr bannach in viel Sachen hülslich gevest bin; aber ba ist kein Vertrauen. Wer ihr Wiberpart halt und nit aller Sach' Recht giebt, der ist ihr verbächtlich, dem virb sie auch als balb feindlich; darum sie mir lieber von veit von mir, dann um mich ist. Es sind ja sie und ihr Schwester nit Bubin (Schelme), sonder, vie ich nit Zweifel, der ehren ftomm und ganz gottes furch -tig Frauen; es sollt aber einer lieber ein Bubin, die sich sunst freundlich hielt, haben, dann solch nagend, argwöhnisch und kiesend (scheltend) ftomm Frauen, bei der weder Tag noch Nacht Ruhe oder Fried haben konnt" u. s. w.
Dürer wurde von Hohen und Niederen geehrt. Kaiser Maximilian hielt ihn sehr hoch. Einst mußte Dürer in einem Schlosse des Kaisers an einer Wand eine Vorzeichnung entwerfen. Er
stand dabei auf einer Leiter, und da Maximilian fürchtete, sie
möchte umfallen, so befahl er einem seiner Höflinge, sie zu halten.
Dieser aber machte dazu ein saures Gesicht und vermerkte unter-
tänigst, es gezieme sich wohl nicht, daß ein Edelmann einem Maler einen Dienst erzeige. „Weißt du nicht," antwortete ihm der Kaiser, „daß Dürers Kunst mehr werth ist als dein ganzer Adel? Es ist mir ein Leichtes, aus einem Bauer einen Edelmann zu machen; aber aus einem Edelmann einen Dürer machen, kann ich nicht."
Der dritte jener großen deutschen Maler war Hans Holbein. Er war 1498 in Augsburg geboren, also 27 Jahre jünger
Weltgeschichte für Töchter. Iii. 16. Aufl. 5
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Extrahierte Personennamen: Albrecht_Dürers Albrecht Hans_Holbein Albrecht Albrecht Albrecht Albrecht Maximilian Maximilian Maximilian Maximilian Hans_Holbein
ßg Neue Geschichte. 1. Periode. Deutschland.
Morus, gab hier seinen Empfehlungsbrief von Erasmus ab und wurde fehr freundlich in des Kanzlers Hans aufgenommen. Hier übte er sich im Englischen, lernte die englischen Sitten, um sich öffentlich mit Anstand zeigen zu können, und malte für seinen freundlichen Hauswirth viele treffliche Stücke. Einst fragte ihn Morus, wie der englische Große geheißen, der ihn zuerst zur Reise nach England aufgemuntert habe? „Ich weiß es nicht," antwortete er; „aber seine Züge sind mir noch gegenwärtig." Und nun malte er sogleich das Bild des Herrn auf eine Tafel mit so treffender Aehnlichkeit, daß Morus sogleich ausrief: „Das ist der Graf Aruudel!"
König Heinrich Viii. pflegte den Kanzler öfters auf seinem Landhause zu besuchen. Einst kam er auch und Morus führte ihn in die Halle, deren Wände mit den Gemälden Holbeins ganz bedeckt waren. Der König, ein Freund der Kunst, erstaunte; etwas so Herrliches hatte er noch nie gesehen. „Lebt der Künstler noch," fragte er, „und ist er für Geld zu haben?" — „Er wohnt bei mir, Sire," antwortete Morus, „und die ganze Sammlung steht Ew. Majestät zu Diensten." — Sogleich wurde Holbein geholt und dem Könige vorgestellt, der ihn in seine Dienste nahm. „Nun ich den Meister habe," sagte der König, „bedarf ich dieser Bilder nicht; er soll mich schon befriedigen."
Nun begann für Hans Holbein ein ganz neues Leben. Der sonst so arme baseler Maler, der froh war, wenn er Häuser und Aushängeschilder zu malen hatte, wohnte nun im königlichen Schlosse, bekam einen bestimmten Gehalt und wurde außerdem noch für jedes Gemälde besonders bezahlt. Er war jetzt ein feiner Weltmann geworden und wurde von allen Großen eifrig gesucht. Obgleich England damals voll von geschickten Malern war, so erkannten doch alle dem Hans Holbein den ersten Rang zu; denn er verschönerte nicht, wie es unsere Maler zu machen pflegen, sondern malte getreu nach der Natur, und zwar mit solcher Klarheit und Genauigkeit, daß man unwillkürlich davon angezogen wird. Von der großen Gunst, in welcher Holbein bei dem Könige stand, ist folgende Geschichte ein Beweis: Eines Tages, als Holbein mit einer geheimen Arbeit für den König beschäftigt war, kam ein englischer Graf und verlangte seine Arbeit zu sehen. Holbein wollte die Thür nicht aufmachen und wies den Lord erst mit guten Worten zurück. Da dieser sich aber dadurch beleidigt fühlte, so kam es bald zu heftigem Wortwechsel, der sich damit endigte, daß der äußerst
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland England England
Hans Holbein.
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aufgebrachte Lord die Thüre aufzubrechen anfing. Das war dem Maler zu arg. Voll Zorn sprang er heraus und stieß den Lord die Treppe hinunter, merkte aber aus den Klagetönen des Gefallenen und aus dem Lärm der herbeieilenden Bedienten, daß es nicht ohne Beschädigung abgelaufen sei. Erschrocken kehrte er in das Zimmer zurück, verriegelte die Thüre und flüchtete sich durchs Fenster über ein Dach aus dem Hause. Dann eilte er geradeswegs zum Könige, erzählte den Vorfall und bat um Gnade. „Ich will dir verzeihen," antwortete dieser gnädig, „wenn du den Grafen um Verzeihung bittest." Das versprach Holbein und wurde, da man eben die Stimme des Grafen hörte, in ein Nebenzimmer gebracht. Mit verbundenem Kopfe und kläglichem Gesichte wurde dieser zum Könige geführt und bat um strenge Bestrafung des Schuldigen. „Beruhige dich," sprach der König, „und sei mit der Abbitte des Malers und dem scharfen Verweise zufrieden, den er in deiner Gegenwart erhalten soll." Der Lord, der eine ganz andere Genugthuung für einen Mann seines Standes erwartet hatte, vergaß sich so sehr, daß er drohte, er würde sich selbst Recht verschaffen. Aber einen größeren Dienst hätte er dem bedrängten Maler nicht leisten können; denn der heftige König konnte keinen Widerspruch ertragen und gerieth daher in heftigen Zorn. „Nun hast du es mit mir zu thun," rief er mit funkelnden Augen; „geh und denke daran, daß ich die mindeste Selbstrache, die du an dem Maler nimmst, ahnden will, als wäre sie an meiner eigenen Person verübt. Glaubst du, daß mir wenig an diesem Manne gelegen ist, so wisse, daß ich aus sieben Bauern eben so viele Lords machen kann, aber aus sieben Lords nicht einen Holbein!"
Nach einem dreijährigen Ausenthalte reifte Holbein nach Basel zum Besuch, um sein Weib und seine Kinder zu sehen. Zugleich schickte Morus seinem Freunde Erasmus ein Gemälde, seine Familie vorstellend, von Holbein gemalt, worüber der Beschenkte eine große Freude hatte. „Ich habe keine Worte," schrieb er an des Kanzlers Tochter zurück, „meiner Freundin, der Zierde Britanniens, die Freude zu schildern, die mir der Familienverein gemacht hat, den Holbeüts Meisterhand so glücklich mir vor Augen stellt, daß ich sie alle, als wäre ich mitten unter ihnen, erkannt und mich zurückgesehnt habe nach dem unvergeßlichen Hause, dem ich so viel meines Glückes und Ruhmes schuldig bin." Viele, die den armen Maler früherhin über die Schultern angesehen hatten, drängten sich jetzt an den berühmten, von Königen und Fürsten gesuchten
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Neue Geschichte. 2. Periode. Deutschland.
trifft, so ist sie nicht aufzuzählen, unter anberm ein Gürtel von Diamanten, zwei mit Diamanten besetzte Uhren, fünf Köcher mit Rubinen, Saphiren und Perlen, bte schönsten Zobel von der Welt und tansenb Kleinigkeiten." Am andern Tage hielt Sobieski mit dem Kaiser und den andern Fürsten seinen Einzug in Wien. Das Volk jubelte, aber sah nur aus den tapfern König, nicht auf den schwachen Kaiser, der in der Stunbe der Noth sein Volk im Stiche gelassen hatte. Mit Inbrunst stimmte Sobieski in der Augustinerkirche das „Herr Gott, bich loben wir" an, und bankbar sang ihm das gerührte Volk nach, währenb alle Glocken jubelnb brein tönten. Karct Mustapha würde auf des Sultans Befehl enthauptet; aber leiber hatten die Türken 6000 Männer, 11,000 Frauen, 14,000 Mäbchen und 50,000 Knaben aus Oestreich in die Sklaverei geschleppt, von benen nur 600 auf dem Schlachtfelbe gerettet würden. — Seitbem fittb die Türken nicht wieber nach Dentschlanb gekommen. Ueberhanpt hörten sie auf, für Europa ein Gegenstanb des Schreckens zu sein, seitbem Prinz Eugen ihnen einige schwere Nieberlagen in Ungarn beigebracht hatte.
Der tapfere Sobieski starb 1696,*) und sogleich begann unter den nie einigen Polen das Ränkespiel Über die Königswahl. Zwei Bewerber, ein französischer Prinz (von Conti) und Kurfürst August von Sachsen, boten den Polen Gelb über Gelb; enblich siegte August, mit dem Beinamen: der Starke. Er hat von 1697—1733 regiert. Um König von Polen zu werben, mußte er sich zux römischen Kirche bekennen. Das that er auch ohne viel Bebenken. Zur Beruhigung seiner Sachsen erklärte er, daß er nie katholische Minister annehmen wolle. Beibe Länber hat er aufs gewissenloseste regiert; unbekümmert um das Wohl seiner Unterthanen, sann er nur auf die Befriebigung feines Ehrgeizes und seiner Prunksucht und vergeubete das ihnen abgepreßte Gelb durch Jagben, Schwelgereien und anbete Ergötzlichsten.
Währenb des spanischen Erbfolgekriegs starb der unfähige
*) König Sobiesky, 1674—1696, war ein ausgezeichneter-Kriegsmann, aber als Regent ließ er es nicht selten an der Unparteilichkeit und Gerechtigkeit fehlen, welche in dem Parteigewirr zur Behauptung des königlichen Ansehns nothwendig war. Er machte sich Gegner durch auffallende Begünstigung seiner Anhänger und war zu nachgiebig gegen die Habsucht und die Ränke seiner Gemahlin, der Tochter eines französischen Marquis, welche an den französischen Umtrieben in Polen so leidenschaftlich sich betheiligte, daß sie sogar die Wahl ihres Sohnes zum Nachfolger des Vaters verhindern half.
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Extrahierte Personennamen: Zobel Karct_Mustapha Eugen Eugen Conti August August
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Schlacht bei Hohenfriedberg.
323
seit einiger Zeit trugen sie blaue Pelze und andere Mützen als vorher, ungefähr wie auch ein östreichisches Regiment. Darauf baute er seinen Plan. Er wollte sich durchzuschleichen suchen. Als er dem östreichischen Lager nahe kam, zogen gerade mehrere Regimenter von Neustadt, welches sie vergebens angegriffen hatten, wieder ins Lager zurück. Ziethen schloß sich an, indem er seinen Leuten streng befahl, ganz ruhig wie im Frieden zu reiten, und weder zu schießen, noch den Säbel zu ziehen. Er selbst zog die Tabackspfeife heraus, wie im tiefen Frieden. Voraus schickte er einige geborene Ungern, die in ihrer Landessprache die Feldwachen, auf welche sie stießen, freundlich begrüßen, sollten. Auch durch ein feindliches Dragonerregiment ritten sie ungestört hindurch, und so befand sich Ziethen bald mitten unter den Feinden. Es war ein schöner, heller Tag. Er konnte das ganze Feld übersehen, welches mit Oestreich ent bedeckt war. Die einen thaten dies, die andern jenes. Je näher man dem Lager kam, desto größer wurde die Gefahr, und Ziethen ließ seine Husaren näher zusammenrücken, um sich im Nothfall durchschlagen zu können. Dennoch merkten die Oestreich er nichts, ja ein feindlicher Oberst kam ganz treuherzig zu Ziethen geritten, bot ihm freundlich einen guten Tag und erzählte ihm, daß sein Regiment auch bald nachkommen würde. Aber wie vom Donner wurde er gerührt, als Ziethen seinen Husaren zurief: „Nehmt ihn gefangen! es ist ein Oestreichs!" Eine Strecke mar-schirten die Husaren noch ganz ruhig, mitten durch die Oestreich er durch. Nun aber wandte sich der Weg, und Ziethen schwenkte sich jetzt plötzlich, um bei dem Lager vorbeizuziehen. Da erkannte mau ihn: „Ziethen! Ziethen! Preußen! Preußen!" rief man nun aus allen Seiten. Alles gerieth in Bewegung, und obgleich die Husaren sich in starken Trab setzten, so holte man sie doch ein. Aber Ziethen ließ einhauen und schlug sich mit geringem Verluste glücklich durch. Aehnliche Thaten verrichteten auch die andern Generale, und selbst die Feinde hatten vor den Preußen Achtung.
Eine Hauptschlacht gewann der König in diesem Kriege bei Hohenfriedberg in Schlesien, unweit Striegau (4. Juni 1745). Binnen fünf Stunden war der an Zahl überlegene Feind geschlagen. Die unerschrockenen Preußen aus dem rechten Flügel waren wider Vermuthen des Feindes durch Wasser und Morast gewatet und hatten den Feind mit dem Bajonnete angegriffen; dadurch war der Sieg entschieden worden. Besonders schlimm ging es den Sachsen, die in diesem Kriege auf der Seite der
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Ausbruch der Unruhen.
153
man ihnen kein Gotteshaus bewilligen wollte, während die Römischen unzählige und zwar prächtig ausgeschmückte hatten. Die Thüren der Kirchen und Klöster wurden erbrochen, die Märe umgestürzt, die Bilder der Heiligen zerschmettert und mit Füßen getreten. Der Zulauf mehrte sich und binnen wenigen Tagen hatte die Zerstörungswuth ganz Flandern ergriffen. Ueberall wurden mit gleicher Wuth die Kirchen verwüstet. Selbst in Antwerpen, von wo Dramen nach Brüssel hatte reisen müssen, fielen die Rasenden über die Hauptkirche her, durchstachen ein angeblich wundertätiges Marienbild, zerstörten die herrliche Orgel, streuten die Hostien auf die Erde und traten sie mit Füßen, ja sie stiegen selbst in die Gewölbe hinab und warfen die halbverweseten Leichen umher. Es braucht nicht gesagt zu werden, daß dies alles nur vom gemeinsten Pöbel verübt wurde, der überall zum Bösthun aufgelegt ist; aber es zeigte, wie aufgeregt die Gemüther waren.
Margaretha war in der allergrößten Verlegenheit. Schon waren die Bilderstürmer auch nach Brüssel im Anzuge. Im ersten Augenblicke wollte sie entfliehen, aber die Räthe redeten ihr zu, zu bleiben, lieber den Umständen nachzugeben und mit dem Adel einen Vergleich zu schließen. Das that sie; sie bewilligte den Geusen alles, und diese dagegen machten sich anheischig, die Bilderstürmerei zu unterdrücken. Zwar hielt das hier und da sehr schwer; aber es gelang doch, und besonders zeigten sich Oranien, Egmont und Hoorne ausnehmend thätig dabei, so daß sie dadurch allein schon den Dank Philipps verdient hätten. Aber der König traute ihnen nicht, und glaubte gar, daß sie insgeheim die Geusen sowohl als die Bilderstürmer unterstützt hätten, was doch gewiß nicht der Fall war. Er hatte ihnen den Untergang geschworen; darum that er recht freundlich mit ihnen, besonders mit Oranien, dessen Rath er sich sogar ausbat. Aber je gnädiger Philipp war, desto mehr mußte man sich vor seinen Tücken hüten, und Oranien wußte durch seine Spione recht gut, wie er bei Hofe angeschrieben stand. Auch Margarethe meinte es nicht gut; sobald die angeworbenen Soldaten angekommen waren, nahm sie eine ganz andere Sprache an. Sie habe, sagte sie, zwar erlaubt, daß die Evangelischen Predigten hallen dürsten, aber die evangelischen Taufen, Trauungen und die Abendmahlsfeier seien nicht erlaubt, und unter allerlei Vorwand ließ sie die Versammlungen zerstören und einige Prediger selbst hinrichten. Daher war es kein Wunder, wenn die Geusen auch Truppen warben und es hier und da zu offenbaren
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Extrahierte Personennamen: Brüssel Margaretha Philipps Philipp Philipp Margarethe
Lukas Cranach.
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bekannt; auch wissen wir nicht, wie er sein großes Talent ausgebildet habe. Daß er aber schon früh ausgezeichnete Fortschritte gemacht haben müsse, geht daraus hervor, daß er schon als Jüngling zum sächsischen Hofmaler ernannt wurde, und das ist er unter den drei Kurfürsten: Friedrich dem Weisen, Johann dem Beständigen und Johann Friedrich, über 60 Jahre lang geblieben.
Im Jahre 1493 unternahm Friedrich der Weise ein Reise nach Jerusalem. Auch Cranach befand sich unter der sehr zahlreichen Begleitung von Rittern, Herren und Geistlichen, und malte auf Befehl seines Herrn eine sogenannte Reisetafel auf Leinwand, d. h. er stellte auf derselben alle Städte, Schlösser und Gegenden dar, durch welche sie reisten. Sie ist, auf eine hölzerne Tafel geklebt, noch jetzt in der Schloßkirche Wittenbergs, obgleich durch den Krieg beschädigt, zu sehen.
Nach seiner Rückkehr wählte Cranach Wittenberg zu seinem beständigen Wohnorte und hat 46 Jahre da zugebracht. Er verheiratete sich mit des Bürgermeisters in Gotha Tochter, Barbara Brangbier, und lebte mit ihr in recht glücklicher Ehe; denn er war ein sanfter, gutmüthiger Mann, den alle Leute darum achteten und liebten. Auch erwiesen seine Mitbürger ihm das Vertrauen, ihn 1519 zum Kämmerer und Senator, und späterhin zum Bürgermeister zu wählen. Dies Amt bekleidete er sieben Jahre; dann legte er es freiwillig nieder, weil ihn das Alter drückte. Auch während der Verwaltung seines Amtes malte er fleißig, besonders die Bildnisse der sächsischen Kurfürsten und Prinzen und seiner Freunde Luther und Melanchthon, die er häufig vervielfältigte, auf Befehl Friedrichs des Weisen auch die Bildnisse aller Vorfahren desselben.
Da er mit ganzer Seele an seinem Herrn hing, so betrübte ihn der Tod des guten Friedrich (1525) ungemein. Er war unter denen, die seiner Leiche folgten, als diese von dem Schlosse, wo er gestorben war, nach Wittenberg gebracht wurde, und hatte die Ehre, dabei jedem der Armen auf Befehl des neuen Kurfürsten Johann einen Groschen auszutheilen. Auch Johann starb schon 1532; doch ersetzte ihm Johann Friedrich durch große Gnade und unbedingtes Vertrauen den Verlust aufs reichlichste, so daß Cranach recht eigentlich der Freund seines Kurfürsten ward.
Ein harter Schlag traf den guten Cranach im Jahre 1536. Er hatte nämlich seinen ältesten Sohn Johann nach Italien ge-
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