Schlacht bei Hohenfriedberg.
323
seit einiger Zeit trugen sie blaue Pelze und andere Mützen als vorher, ungefähr wie auch ein östreichisches Regiment. Darauf baute er seinen Plan. Er wollte sich durchzuschleichen suchen. Als er dem östreichischen Lager nahe kam, zogen gerade mehrere Regimenter von Neustadt, welches sie vergebens angegriffen hatten, wieder ins Lager zurück. Ziethen schloß sich an, indem er seinen Leuten streng befahl, ganz ruhig wie im Frieden zu reiten, und weder zu schießen, noch den Säbel zu ziehen. Er selbst zog die Tabackspfeife heraus, wie im tiefen Frieden. Voraus schickte er einige geborene Ungern, die in ihrer Landessprache die Feldwachen, auf welche sie stießen, freundlich begrüßen, sollten. Auch durch ein feindliches Dragonerregiment ritten sie ungestört hindurch, und so befand sich Ziethen bald mitten unter den Feinden. Es war ein schöner, heller Tag. Er konnte das ganze Feld übersehen, welches mit Oestreich ent bedeckt war. Die einen thaten dies, die andern jenes. Je näher man dem Lager kam, desto größer wurde die Gefahr, und Ziethen ließ seine Husaren näher zusammenrücken, um sich im Nothfall durchschlagen zu können. Dennoch merkten die Oestreich er nichts, ja ein feindlicher Oberst kam ganz treuherzig zu Ziethen geritten, bot ihm freundlich einen guten Tag und erzählte ihm, daß sein Regiment auch bald nachkommen würde. Aber wie vom Donner wurde er gerührt, als Ziethen seinen Husaren zurief: „Nehmt ihn gefangen! es ist ein Oestreichs!" Eine Strecke mar-schirten die Husaren noch ganz ruhig, mitten durch die Oestreich er durch. Nun aber wandte sich der Weg, und Ziethen schwenkte sich jetzt plötzlich, um bei dem Lager vorbeizuziehen. Da erkannte mau ihn: „Ziethen! Ziethen! Preußen! Preußen!" rief man nun aus allen Seiten. Alles gerieth in Bewegung, und obgleich die Husaren sich in starken Trab setzten, so holte man sie doch ein. Aber Ziethen ließ einhauen und schlug sich mit geringem Verluste glücklich durch. Aehnliche Thaten verrichteten auch die andern Generale, und selbst die Feinde hatten vor den Preußen Achtung.
Eine Hauptschlacht gewann der König in diesem Kriege bei Hohenfriedberg in Schlesien, unweit Striegau (4. Juni 1745). Binnen fünf Stunden war der an Zahl überlegene Feind geschlagen. Die unerschrockenen Preußen aus dem rechten Flügel waren wider Vermuthen des Feindes durch Wasser und Morast gewatet und hatten den Feind mit dem Bajonnete angegriffen; dadurch war der Sieg entschieden worden. Besonders schlimm ging es den Sachsen, die in diesem Kriege auf der Seite der
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Schlachten bei Prag und Kollin.
327
demselben Tage befahl er, den zahlreichen Feind, der unter Prinz Karl von Lothringen die Anhöhen um die Stadt besetzt hatte, anzugreifen. Aber gleich die ersten preußischen Regimenter wurden zurückgeworfen, und vor den furchtbaren feindlichen Kanonen war es nicht möglich durchzudringen. Ganze Rotten lagen schon reihenweise auf dem Schlachtfelde todt da, und die Soldaten wollten nicht vorwärts. Da sprang im entscheidenden Augenblicke der alte Feldmarschall Schwerin vom Pferde, ergriff selbst eine Fahne und führte mit den Worten: „Heran! heran! meine Kinder!" die Preußen gegen die donnernden Kanonen an. Aber. bald fiel er, von vier Kugeln zugleich durchbohrt, todt nieder. Ein anderer General (Manteuffel) hob die blutige Fahne auf und warf glücklich den Feind in die Flucht. Es war ein herrlicher, aber sehr blutiger Sieg: 16,500 Preußen waren todt oder verwundet; aber die Obstreicher hatten noch mehr, 24,000 Mann verloren.
Gern hätte nun Friedrich geschwind Prag eingenommen. Aber als er noch davor lag und es mit Bomben ängstigte, langte bei ihm die Nachricht an, daß ein neues Heer Obstreicher unter Feldmarschall Dann bereits im Anmarsche wäre. Er ging ihm entgegen und traf bei Kollin, südöstlich von Prag, auf ihn. So gut auch der König seine Maßregeln genommen hatte, so mißlang ihm doch in dieser Schlacht alles. Zuletzt riß eine solche Verwirrung ein, daß er dem Feinde das Schlachtfeld überlassen mußte. Die erste Schlacht, die Friedrich verlor! 8000 Mann seiner besten Infanteristen lagen auf dem Wahlplatze. Kein Wunder, daß der König tief niedergeschlagen war! Denn woher wollte er, wenn das so fortging, endlich noch Soldaten genug bekommen.
Ganz mit seinem Unglücke beschäftigt, fand man ihn am Abende nach der Schlacht im Städtchen Nimburg, auf einer Brunnenröhre in tiefen Betrachtungen sitzend, mit dem Stocke Figuren in den Sand malend, und so vertieft, daß er nicht hörte und sah. Endlich fuhr er auf, wischte sich die Falten von seiner Stirne weg und nahm wieder eine heitere Miene an. „Kinder!" sagte er zum Ueberreste seiner Garde, die an diesem Tage besonders gelitten hatte, „ihr habt heute einen schlimmen Tag gehabt! Aber nur Geduld! ich werde schon alles wieder gut machen." —
An die Eroberung von Prag war nun nicht weiter zu denken. Die Belagerung wurde sogleich aufgehoben und das ganze Heer zog sich nach der Lausitz bis in die Gegend von Görlitz zurück. Daun zog den Preußen nach und lagerte sich ihnen gegenüber,
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Tilly. Wallenstein.
185
ihrem Unglücke, ihr das Versprechen gegeben, für Gott und für sie alles zu wagen. Er hatte sich von ihr ein Zeichen ihrer Gunst ausgebeten, und sie ihm einen ihrer Handschuhe gegeben. Diesen trug er als Wahrzeichen vorn an seinem Hute, und auf seinen Fahnen stand die Divise: Alles für Gott und für sie! Aber sein früher Tod verhinderte die Ausführung seines Gelübdes, dem vertriebenen Kurfürsten sein Land wieder zu verschaffen. Wenige Monate vor Mansfelds Tode hatte ihn ein zehrendes Fieber in Wolfenbüttel hingerafft. Er stand erst im 27. Lebensjahre.
4. Tilly und Wallenstein. Gegen Christian von Braunschweig und Ernst von Mansfeld hatte bisher der Graf Tilly als General der Liga den Krieg geführt. Tilly war ein Mann von vieler Roheit, unerbittlicher Strenge und großer Pünktlichkeit, dabei uneigennützig, aber stolz im hohen Grade. Auf äußere Dinge legte er keinen Werth, und als ihn der Kaiser zum Reichsfürsten erheben wollte, verbat er sich die Ehre und schenkte dem Schreiber der Kanzlei 500 Thaler, damit er das Patent nicht ausfertigte. Seine Statur war klein und hager, aber von starkem Knochenbau. Zwischen seinen eingefallenen Wangen, seiner Nase und seiner runzeligen Stirn sahen seine großen finsteren Augen heraus. Sein graues, borstiges Haar hing um den Kopf herum, den er mit einem spitzen, hochausgestntzten Hute zu bedecken pflegte, von welchem eine rothe Straußfeder hinten herabhing. Dazu nehme man ein grünatlaßnes Kleid nach fpanischem Schnitt, mit aufgeschlitzten Aermelu, weite Beinkleider von demselben Zeuge, und weite, aufgeschlitzte Stiefeln. In der Schlacht pflegte er einen kleinen Grauschimmel zu reiten. Dieser Mann hatte bis dahin nie eine Schlacht verloren und räumte überall, wohin er kam, tüchtig auf. Braunschweigs, Mansfelds und andere Haufen wurden 'überall von ihm vertrieben. Aber er war doch nur ein General der Liga. Der Kaiser dagegen hatte kein Heer, wenigstens kein bedeutendes, und hing also ganz von Tilly und der Liga ab; denn es fehlte ihm an Geld, ein eigenes Heer aufzustellen. Während Ferdinand noch darüber grübelte, machte ihm einer seiner Offiziere den Antrag, ein großes Heer aufzubringen, ohne daß es dem Kaiser das Geringste kosten solle.
Dieser Mann war Albrecht von Wallenstein oder eigentlich Waldstein, 100 Jahre später als Luther, in Böhmen auf dem Gute feines Vaters an der Elbe unweit Königgrätz geboren, aus einer alten evangelischen Familie. Er verlor feine Eltern schon
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Maria von England.
97
Werke entsage, da ich wohl weiß, wie viel an ihnen fehlt, um nicht allein auf feine Gnade und auf das Verdienst Jesu zu rechnen." Sie endigte mit dem lauten Gebete des 51. Psalms.
Darauf nahm sie selbst Halstuch und Handschuhe ab und ließ sich -von ihren treuen Dienerinnen Elisabeth und Helena das Oberkleid ausziehen. Dem kniend um Verzeihung bittenden Scharfrichter antwortete sie freundlich und bat ihn nur, schnell mit ihr zu enden. Als man ihr das Tuch zum Verbinden der Augen reichte und sie den Block erblickte, fragte sie: „Wird mich der Hieb treffen, ehe ich mich darauf gelegt habe?" Da man ihr das Gegentheil versicherte, verband sie sich schnell die Augen, tappte nach dem Blocke, und nachdem man sie daran geführt hatte, legte sie ihr Haupt willig hin. Unter dem andächtigen Gebete: „Herr! in deine Hände befehle ich meinen Geist!" wurde es vom Körper getrennt.*) In der Kapelle des Towers wurde sie neben ihrem Gatten beigesetzt. Alle Anwesende, selbst Maria's Anhänger, waren tief bewegt. In alle Länder ist der Ruf ihres seltenen Verstandes und ihrer schönen Seele gedrungen; überall, auch spät noch, sind nah und fern ihrem Schicksale Thränen geflossen. Künstler und Dichter haben gewett-eifert, sie in ihren Werken zu verherrlichen. Der Oberrichter aber, der ihr Todesurtheil gesprochen hatte, ist nach dessen Vollziehung wahnsinnig geworden, hat unaufhörlich gerufen: „Weiche von mir, Johanna!" und so ist er gestorben.**)
Je lieblicher die -holde Weiblichkeit der unglücklichen Johanna erscheint, desto widerlicher stößt der Charakter Maria's zurück.
Sie nur empfand bei der Nachricht von Johanna's edelm Benehmen in ihrer Todesstunde nicht die geringste Theilnahme, sondern sah nur mit größter Ungeduld der Ankunst Philipps entgegen. Bitter 'beklagte sie sich, daß er so lange zögere und ihr noch nicht einmal geschrieben habe. Seitdem sie- bemerkte, daß die Engländer mit Unmuth der spanischen Verbindung entgegensahen, haßte sie ihre eigene Nation und nahm sich vor, sich blutig an ihr zu rächen. Dieser Philipp war den Engländern so verhaßt, daß der englische Admiral, der ihn nach England herüberholen sollte, der Königin unumwunden erklärte, er könne nicht dafür stehen, daß nicht seine Matrosen den Prinzen unterwegs mißhandelten. Während
*) „Da ging ihr Kerker auf, und ihre Seele schwang
Auf Engelsflügeln sich empor zur ewigen Freiheit." Schiller.
**) Niemeyer's Beobachtungen auf Reisen, Th. 1.
Weltgeschichte für Töchter. Iii. 16. Aufl. 7
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Wallensteins Tod.
223
warfen den Tisch um und hieben ein. Kinsky fiel sogleich; auch Jllo wurde durch den Rücken gestochen, als er seinen Degen von der Wand herablangen wollte; nur dem Trczka war's gelungen, seinen Degen zu erreichen; er stellte sich wie ein wüthender Eber in eine Ecke des Saals, nannte Gordon einen feigen, schändlichen Verräther, hieb zwei Dragoner nieder, und da ihn sein Koller von Elenshaut eine Weile schützte, so rissen die Soldaten es ihm auf und erstachen ihn mit Dolchen. Das Blut floß in Strömen und auf dem Boden sah man in scheußlichem Vereine Flaschen, Blut, Coufect und andere Speisen. Neumann entwischte verwundet in das untere Geschoß; da er aber die Losung nicht wußte, stießen ihn hier die Dragoner nieder. Die Bedienten hörten das Geschrei ihrer Herren und wollten zu Hülfe eilen. Einige sprangen aus dem Fenster; aber die Armen wurden gleich niedergemacht. Die Leichen ließ man liegen und Gordon verschloß den Saal.
Während dieses Blutbades war es in der Stadt ganz ruhig. Der Herzog saß mit Zenno und sprach über die kommenden Ereignisse. Es war eine dunkle, unfreundliche, stürmische Nacht, der Wind heulte und der Regen schlug an die Fenster. Wollenstem legte sich ermüdet früh zu Bette.*) Gordon, Buttler und Lesli aber waren noch in der Citadelle und hielten noch einmal über des Herzogs Tod Rath, der endlich auch nochmals beschlossen wurde. Nun begab sich Lesli nach der Stadt auf die Hauptwache, wo Macdonald das Commando führte, und befahl den Soldaten, sich nicht zu rühren, was da auch sich ereignen möchte. Dann öffnete er das Stadtthor, ließ zwei Compagnien Dragoner unter einem schottischen und irländischen Hauptmanne in die Stadt; diese sollten die Gassen besetzen und keinen Bürger und keinen Soldaten aus den Häusern lassen. Jetzt eilte Lesli wieder in die Citadelle und berichtete, daß in der Stadt die tiefste Ruhe -herrsche. „Gut!" sagte Buttler, „nun wollen wir den Hauptstreich thun." Er, Lesli, Geraldino und Deveroux gingen gegen Mitternacht mit 30 Dragonern in die Stadt; aber indem sie über die Zugbrücke gingen, entwischte ein Bedienter Trczka's. Obgleich zwei Schüsse auf ihn gethan wurden, entkam er doch und meldete den Gräfinnen Trczka
*) Ich denke einen langen Schlaf zu thun:
Denn dieser letzten Tage Qual war groß.
Sorgt, daß sie nicht zu zeitig mich erwecken.
Wallensteins Tod von Schiller.
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Bonaparte als Konsul.
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war sein Entschluß gefaßt, nach Frankreich zurückzukehren. In aller Stille ließ er zwei Fregatten ausrüsten, schiffte sich, ohne von seinen getreuen Kriegskameraden Abschied zu nehmen, ein, nahm seine zuverlässigsten Freunde: Berthier, Lannes, Murat (nicht mit Murad Bey zu verwechseln), Marmont, Bessieres und andere mit und kam, unentdeckt von den zahlreichen englischen Kreuzern glücklich nach Frankreich, wo er im Hasen von Frejus am 9. October 1799 ans Land stieg und von wo er, ohne Qnarantaine zu halten, nach Paris eilte. Ueber das bis aus 15,000 Mann geschmolzene Heer in Aegypten hatte er indessen dem braven Kleber den Oberbefehl hinterlassen, der aber keine andere Aussicht hatte, als sich mit allen seinen Leuten den Türken und Engländern zu ergeben. Dennoch that er sein Möglichstes, schlug auch selbst zweimal die an Zahl überlegenen Feinde, wurde aber plötzlich, als er mit einem andern Offizier auf der Gartenterrasse vor seinem Hause spazieren ging, von einem Türken erdolcht. Wer den Meuchelmord veranstaltet hatte, ist nicht ausgemacht. Viele vermutheten, gewiß mit Unrecht, auf Bonaparte, weil ihn dieser tödtlich haßte. Der feige und ungeschickte General Menon übernahm nun den Oberbefehl; aber jetzt ging alles mit Macht rückwärts und das Ende war, daß im Sommer 1801 die noch übrigen Franzosen eine Capitulation schloffen, nach welcher sie die Erlaubniß bekamen, nach Frankreich zurückzukehren. — So endigte die vielversprechende Unternehmung auf Aegypten.
118. Bonaparte als Consul. Friedensschlüsse von Luneville und von Amiens.
Bisher war Frankreich von fünf Directoren, *) von einem Rathe der Fünfhundert und einem Rathe der Alten regiert worden. Die Männer, die das große Wort hatten, ließen zwar ihre Feinde nur selten noch unter der Guillotine sterben, sie verurtheilten sie meistens zur Deportation nach dem ungesunden Cayenne in Südamerika; aber sie waren uneins und ränkesüchtig, und verloren daher das Zutrauen des Volks. Darauf baute Bonaparte seinen Plan, die Regierung umzustürzen. Er war mit Jubel in Paris empfangen worden; das machte ihn kühn. Er brachte mehrere der einflußreichsten Männer, namentlich den schlauen Sieyes, auf seine
*) Gohier, Moulins, Siöyes, Roger Ducos und Barras.
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Englisch-persischer Krieg. 271
1
müssen, und beobachteten daher mit argwöhnischem Auge jede Vergrößerung des gegnerischen Machteinflusfes. Sie wetteiferten hauptsächlich in dem Bestreben, in Persien vorwiegenden Einfluß zu erlangen, und da es Rußland während des orientalischen Krieges gelungen war, am Hofe von Teheran England den Rang abzulaufen, so war vorauszusehen, daß sich schwere Verwickelungen daraus ergeben würden. Zerwürfnisse rein persönlicher Art zwischen dem persischen Hofe und dem englischen Gesandten führten zu einer Unterbrechung des diplomatischen Verkehrs und ein glücklicher Feldzug Persiens gegen Herat, welches die Straße nach Indien beherrscht, zum Kriege. Ein englisches Heer unter General Outram erfocht im Februar 1857 einen Sieg über ein großes persisches Heer und eine wichtige Festung wurde von den Engländern eingenommen. Indeß gelang es auch hier der französischen Vermittelung, die Kriegsflamme zu ersticken, wozu sich die Gelegenheit durch eine nach Paris geschickte persische Gesandtschaft ergab, an deren Spitze Fernk Chan stand. Zwischen ihm und den englischen Gesandten daselbst wurde unter französischer Vermittelung im März 1857 der Friede geschlossen, nach welchem England das persische Gebiet räumte und auf das Schutzrecht über persische Unterthanen verzichtete, Persien dagegen seinerseits Herat räumte und alle Ansprüche auf dasselbe und ganz Afghanistan aufgab.
Eine vorübergehende Aufmerksamkeit erregten zwei mit der orientalischen Frage mittelbar zusammenhängende Ereignisse: der Conflict der Westmächte mit den Regierungen von Griechenland und Neapel. Nach Ausbruch des orientalischen Krieges waren die Griechen, auch die in der Türkei wohnenden, von einer lebhaften nationalen Erregung ergriffen worden, deren Ziel wahrscheinlich aus eine Vergrößerung des Königreichs durch Epirus und Thessalien gerichtet war, vielleicht sogar auf eine Erneuerung des griechischen Kaisertumes in Constantinopel. Im Januar 1854 brach der Aufstand in Epirus aus; der Hof in Athen begünstigte oder duldete diese Demonstrationen, welche offenbar nur zur Förderung der russischen Pläne dienten. Die Westmächte hielten es für nothwendig einzuschreiten; im Mai erschienen 16 englisch-französische Dampfer im Piraeus, besetzten die dortigen griechischen Kriegsschiffe und landeten ein Truppencorps von 3000 Mann. Der König von Griechenland sah sich zu dem Versprechen einer strengen Neutralität gezwungen; doch wurden die Truppen der Westmächte erst 1857 aus Griechenland zurückgezogen.
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1866 bis 1870. England.
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gleiteten die Expedition, um auch aus diesem Feldzuge in einem noch wenig bekannten Lande den Wissenschaften Gewinn zuzuführen. Das Vordringen in dem unwegsamen Gebirgslande, das Ueber-schreiten der Schluchten und überschwemmten Thäler war sehr schwierig; endlich kam man vor der Bergfestung Magdala an, wohin sich König Theodor zurückgezogen hatte. Ein am 10. April von ihm unternommener Angriff gegen die Engländer endete bald mit einer Niederlage; sein Muth war gebrochen und er begann zu unterhandeln. Napier forderte Unterwerfung; König Theodor wies dieses Ansinnen zurück, entließ aber am 11. und 12. April die Gefangenen in die Freiheit. Als diese aus so langer Gefahr erlösten Männer, Frauen und Kinder, 60 an der Zahl, den Berg herabeilten, empfing sie das englische Heer mit lautem Jubel. Sie gingen über Suez nach Europa zurück. Als auf nochmalige Forderung der Unterwerfung König Theodor, ungeachtet die meisten seiner Leute ihn verließen, erklärte, daß er lieber fallen wolle, wurde am 13. April die Festung erstürmt und bald wehte die englische Fahne auf dem Gipfel des Berges. Den König fand man als Leiche; er hatte sich in einer Hütte hinter dem zweiten Festungsthore mit einem Pistolenschuß den Schädel zerschmettert.
. Seine Gemahlin starb auf dem Rückzüge, sein Sohn, ein siebenjähriger Knabe, wurde nach England gebracht. Anfang Juni 1868 verließ das Expeditionsheer Abessynien wieder; seine einzige Aufgabe, Herstellung der Autorität Englands in jenen Ländern, war erreicht.
In seinen inneren Verhältnissen schritt England zu einer Erweiterung seiner Verfassung, indem durch die Annahme der Reformbill, August 1867, das Wahlrecht zum Parlament auf eine größere Anzahl Wähler ausgedehnt und dadurch das Haus der Gemeinen näher mit dem Volke verbunden wurde. Die öffentliche Ruhe und Sicherheit erlitt Störungen durch die Umtriebe der Feniers (siehe Seite 343), welche in Irland fortdauerten und auch in England sich zeigten. Wegen Tödtung eines Konstablers bei einem Auflauf in Manchester, waren drei Feniers hingerichtet worden. Darüber geriethen ihre Genossen in große Aufregung; es wurden Trauerumzüge gehalten und am 13. Decbr. 1867 sogar die Mauern eines Gefängnisses, in welchem Feniers eingesperrt waren, in die Luft gesprengt. Auch London wurde durch fenische Brandstiftungen beunruhigt. Um eine Hauptursache der Erbitterung der Irländer zu beseitigen, entschloß sich die Regierung
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262 Neueste Geschichte. 3. Periode. Orientalischer Krieg.
blicke, da er aus dem Portikus des Theaters trat, wo er einen Befehl geschrieben, von einer Kanonenkugel getroffen ward.
Am 28. October machte Fürst Menschikow einen erfolgreichen Angriff auf die Stellung der Engländer bei Balaklawa, wobei durch unkluge Verwendung die englische Reiterei des Lord Luc an zu Grunde ging; am 5. November kam es zu einer abermaligen blutigen Schlacht bei Ink er man, wo die Engländer überfallen, mnthig, aber in Verwirrung, fast im Handgemenge kämpfend, durch die rechtzeitige Hülfe der Zuaveu gerettet wurden. Die Russen, welche unter den Augen der aus Petersburg herbeigekommenen Großfürsten Nikolaus und Michael fochten, mußten mit schwerem Verluste sich zurückziehen.
Es trat jetzt eine Art Pause ein, da man beiderseitig auf Verstärkungen wartete; doch war diese Zeit verhältnißmäßiger Waffenruhe mit schwereren Verlusten für die Verbündeten verknüpft, als die Zeit des Kampfes. Fürchterliche Stürme auf dem schwarzen Meere zertrümmerten und zerstreuten die Transportschiffe, und die schlechte Witterung, in Folge deren die Laufgräben fußhoch mit Wasser sich anfüllten, brachten Krankheiten, deren Gefährlichkeit durch Mangel aller Art gesteigert ward. Namentlich litten die Engländer, deren schlechtes Verwaltungssystem die Armee an den Abgrund des Verderbens brachte. — Der Feldzug von 1854 schloß auf diese Weise verderblich genug; aber die Verbündeten hielten sich doch in der Krim, und das war Erfolg genug.
Der Feld zug in Asien. Wir haben oben mitgetheilt, wie die Türken in Asien nach einigen glücklichen Coups bald empfindliche Niederlagen zu erleiden hatten. Seit dem 1. December 1853 waren die Türken auf ihr eigenes Gebiet zurückgedrängt, aber immer noch 66,000 Mann stark, unter dem Befehl Sarif Pascha's, welcher zwar eben so unfähig war als sein Vorgänger Abdi Pascha, aber doch mehrere tüchtige ungarische und polnische Offiziere in seinem Stabe hatte, welche einige Ordnung in das Chaos brachten, was namentlich dem ehemaligen ungarischen Jn-snrgentengeneral Guyon (Knrschid Pascha) gelang.. Doch kam es lange Zeit zu keiner erheblichen Waffenthat. Erst im Juni wurden die Feindseligkeiten ernstlicher und am 16. brachten die Russen unter Andronikow dem Solim Pascha bei Usnrgheti eine empfindliche Niederlage bei.
Auch gelang es den Russen (unter Wränget) Bagasid zu nehmen, was Saris Pascha, der bis dahin in Kars geblieben war,
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Wilhelm der Eroberer.
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Wilhelm persönlich und hatte eine große Vorliebe für ihn und alle Normannen.
Als Eduard 1066 starb, bemächtigte sich Harald, Herzog von Mercia und Kent, der reichste und mächtigste der englischen Großen, des Thrones und wurde allgemein anerkannt. Wihelm fuhr zornig auf und verlangte Abtretung des Thrones, und da Harald die Forderung abschlug, so rüstete er sich. Pie.normänner waren die tapfersten Krieger jener Zeit; außerdem boten die kriegslustigen Ritter anderer Länder dem Herzoge ihre Dienste an. Aus einer zahlreichen Flotte setzte dieser nach der Südküste Englands über und landete glücklich. Als er ans Ufer sprang, fiel er. „Ein übles Vorzeichen!" murrten die Umstehenden. Aber er faßte sich schnell und ries, als wenn er absichtlich sich hingeworfen hätte: „So nehme ich von diesem Lande Besitz!"
Harald eilte herbei. Es kam zu einer blutigen Schlacht bei Hastings (Hehstings) an der Südküste (1066). Die Normänner gewannen einen großen Sieg; Harald fiel mit zweien seiner Brüder und einem großen Theil der sächsischen Ritterschaft. Wilhelm der Eroberer — so wurde er nun genannt — wurde nun ohne Widerspruch König von England; ein kräftiger Mann mit einer starken Seele, aber rauh, stolz und hart. Anfangs regierte er strenggerecht; er duldete keine Unordnung, suchte Normänner und Engländer durch Heirathen einander näher zu bringen und hörte jeden Unterthan an. Aber das änderte sich bald, als er nach der Normandie zurückreiste. Die nach England übergesiedelten Normänner ließen die unterworfenen Engländer ihren Uebermuth fühlen; der Haß gegen die Fremden, wuchs, und schon war der Tag bestimmt, an welchem man die Fremden, wie einst die Dänen, niedermachen wollte. Da kehrte Wilhelm schleunig nach England zurück und hielt ein strenges Gericht über die Uebelthäter. Jeder neue Aufftand führte neue Härten herbei. Er nahm den Engländern ihre Güter, machte diese zu Kronbesitznngen und übertrug sie seinem normannischen Adel. Mit eiserner Hand drückte er die Engländer in Sklaverei nieder und wandte Ehre, Reichthümer und Vertrauen nur den Normännern zu. Nur die Furcht hielt die unglücklichen Engländer von neuen Empörungen zurück. Als er nach 21 jähriger Regierung starb (1087), war die Freude der Engländer groß, und die bittere Reue, die er im Sterben über seine Härte empfand, konnte die Gemüther nicht mit seinem Andenken versöhnen.
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm Wilhelm Eduard_1066 Eduard Harald Mercia Kent Harald Harald Harald Wilhelm Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Englands England England England