Schlacht bei Hohenfriedberg.
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seit einiger Zeit trugen sie blaue Pelze und andere Mützen als vorher, ungefähr wie auch ein östreichisches Regiment. Darauf baute er seinen Plan. Er wollte sich durchzuschleichen suchen. Als er dem östreichischen Lager nahe kam, zogen gerade mehrere Regimenter von Neustadt, welches sie vergebens angegriffen hatten, wieder ins Lager zurück. Ziethen schloß sich an, indem er seinen Leuten streng befahl, ganz ruhig wie im Frieden zu reiten, und weder zu schießen, noch den Säbel zu ziehen. Er selbst zog die Tabackspfeife heraus, wie im tiefen Frieden. Voraus schickte er einige geborene Ungern, die in ihrer Landessprache die Feldwachen, auf welche sie stießen, freundlich begrüßen, sollten. Auch durch ein feindliches Dragonerregiment ritten sie ungestört hindurch, und so befand sich Ziethen bald mitten unter den Feinden. Es war ein schöner, heller Tag. Er konnte das ganze Feld übersehen, welches mit Oestreich ent bedeckt war. Die einen thaten dies, die andern jenes. Je näher man dem Lager kam, desto größer wurde die Gefahr, und Ziethen ließ seine Husaren näher zusammenrücken, um sich im Nothfall durchschlagen zu können. Dennoch merkten die Oestreich er nichts, ja ein feindlicher Oberst kam ganz treuherzig zu Ziethen geritten, bot ihm freundlich einen guten Tag und erzählte ihm, daß sein Regiment auch bald nachkommen würde. Aber wie vom Donner wurde er gerührt, als Ziethen seinen Husaren zurief: „Nehmt ihn gefangen! es ist ein Oestreichs!" Eine Strecke mar-schirten die Husaren noch ganz ruhig, mitten durch die Oestreich er durch. Nun aber wandte sich der Weg, und Ziethen schwenkte sich jetzt plötzlich, um bei dem Lager vorbeizuziehen. Da erkannte mau ihn: „Ziethen! Ziethen! Preußen! Preußen!" rief man nun aus allen Seiten. Alles gerieth in Bewegung, und obgleich die Husaren sich in starken Trab setzten, so holte man sie doch ein. Aber Ziethen ließ einhauen und schlug sich mit geringem Verluste glücklich durch. Aehnliche Thaten verrichteten auch die andern Generale, und selbst die Feinde hatten vor den Preußen Achtung.
Eine Hauptschlacht gewann der König in diesem Kriege bei Hohenfriedberg in Schlesien, unweit Striegau (4. Juni 1745). Binnen fünf Stunden war der an Zahl überlegene Feind geschlagen. Die unerschrockenen Preußen aus dem rechten Flügel waren wider Vermuthen des Feindes durch Wasser und Morast gewatet und hatten den Feind mit dem Bajonnete angegriffen; dadurch war der Sieg entschieden worden. Besonders schlimm ging es den Sachsen, die in diesem Kriege auf der Seite der
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Luthers Rückkehr nach Wittenberg.
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Amtskleid der evangelischen Geistlichkeit geworden ist, hing von einem bloßen Zufalle ab. Der Kursürst nämlich pflegte Lnthern zu seiner Kleidung dann und wann ein Stück schwarzes Tuch zu schicken, weil dies damals die Hostracht war; und weil Luther sich so trug, so glaubten auch seine Schüler, sich so tragen zu müssen. — Noch einen stärkern Schritt that Luther 1525, sich von dem Mönchsstande ganz loszusagen. Er heirathete ein tugendhaftes Fräulein, Katharina von Bora, die früherhiu Nonne gewesen war, und lebte mit ihr überaus glücklich, besonders als er Vater mehrerer Kinder wurde, die er zärtlich liebte, wie einige Briefe an dieselben beweisen, die wir noch übrig haben.*) Späterhin reisten er und Melanchthon in Sachsen umher, um zu untersuchen, wie die Prediger und Schullehrer beschaffen wären. Da fanden sie zu ihrer Verwunderung eine ganz entsetzliche Unwissenheit; wie konnte es auch anders sein, da diese Leute zum Theil ohne guten Unterricht aufgewachsen waren? Das bewog Lnthern, seinen großen und kleinen Katechismus zu schreiben, damit die Leute doch etwas hätten, wonach sie das arme Volk und die Kinder unterweisen könnten.
Daß diese neuen Einrichtungen so ganz ruhig abgegangen wären, muß nur niemand glauben. Wirklich hatten auf Betrieb eines päpstlichen Legaten der Bruder des Kaisers, Erzherzog Ferdinand, die Herzöge von Baiern und die meisten Bischöfe Süddeutschlands (1524) ein Bündniß in Regensburg geschlossen, die katholische Lehre ausrecht zu erhalten. Die katholischen Geistlichen machten Lnthern und den Anhängern seiner Reformation gar viel zu schaffen, indem sie bald ihnen drohten, bald bei jeder Gelegenheit sie neckten, so daß diejenigen Fürsten, die sich zur neuen Lehre
*) Katharina war, 24 Jahre alt, 1523 aus Kloster Nimptschen bei Grimma mit acht andern Nonnen entflohen. Luther verschaffte ihnen in Wittenberg Unterkommen in anständigen Häusern. Vergebens warb ein Prediger um ihre Hand, obgleich Luther seine Werbung unterstützte. Glücklicher war Luther selbst. Er wurde mit ihr am 13. Juni 1525 getraut. Sie hatten sechs Kinder, von denen zwei früh starben. Nach Luthers Tode lebte sie ein Jahr in Wittenberg. Als die Kaiserlichen (1547) hierher kamen, wanderte sie mit ihren Kindern aus und erfuhr manchen Kummer. Sie kehrte zwar nach Wittenberg zurück, ging aber (1552), durch die Pest vertrieben, nach Torgau. Unterwegs wurden die Pferde scheu; sie sprang aus dem Wagen und beschädigte sich so, daß sie die Abzehrung bekam, an welcher sie am 20. December 1552 in Torgau starb. Hier liegt sie in der Pfarrkirche begraben.
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Tumult in Paris.
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geben müssen. Wovon sollten diese Leute nun leben? Ferner wurde beschlossen, daß alle Bürger frei und gleich sein sollten. Dadurch wurden alle bürgerlichen Verhältnisse aufgelöst, und das Volk glaubte, sich jetzt alles erlauben, und die, welche bis dahin durch Rang und Reichthum hervorgeragt hatten, als seine Unterdrücker bestrafen zu können. Daher kam es vor, daß reiche und angesehene Männer, als Volksfeinde verhaßt, auf der Straße vom Pöbel aufgegriffen und ohne weiteres an die vor dem Rathhause stehenden Laternenpfähle gehängt wurden.
Für viele Freiheitsmänner verfuhr die Nationalversammlung doch noch zu langsam. Es wurde der Plan entworfen, den König für immer nach Paris zu bringen, um ihm durch Drohungen alles abtrotzen zu können. Orleans und sein Anhang schlossen sich an diese Partei an, weil sie hofften, bei der Gelegenheit den König, die Königin und die ganze Familie beseitigen zu können. Schon am 4. £)dotier 1789 war ganz Paris in Bewegung. Es hieß, der König und die Aristokraten (so nannte man die Hofpartei) wollten Paris aushungern. Wirklich war auch gerade Brotmangel in Paris, aber nicht durch Schuld des Königs, sondern des Herzogs von Orleans selbst, der die dahin bestimmten Kornwagen durch seine Leute aufhalten ließ, um das Volk desto leichter in Wuth setzen zu können. Zugleich theilte er Geld, Waffen und starke Getränke unter den Pöbel aus. Am 5. October Morgens sammelte sich auf dem Greveplatz (vor dem Rathhaufe) eine Menge Weiber aller Art, geputzt oder zerlumpt, mit Aexten, Spießen, Säbeln und dergleichen versehen. Unter ihnen spielten die Fischweiber die Hauptrolle. Auch Meuchelmörder in Weib er kleid ern sah man unter ihnen. Nachdem sie einen furchtbaren Lärm gemacht hatten, brachen sie, unter Anführung eines gewissen Maillard, eines Lumpenkerls, tobend aus, um nach Versailles zu ziehen. Eine Schweizerschildwache, die ihnen den Weg durch den königlichen Garten der Tuilerien verwehren wollte, wurde niedergeworfen und von einem der wüthenden Weiber durchstochen. Kaum waren sie fort, so sammelte sich ein zweiter Haufe, aus bewaffneten Bürgern und ehemaligen Gardisten bestehend, die durchaus von ihrem Commandanten, Lafayette, einem rechtschaffenen und die Freiheit über alles liebenden, aber unklaren und eiteln Manne nach Versailles geführt zu werden begehrten. Nach langem Weigern setzte er sich an ihre Spitze und führte den wilden Haufen von 40,000 Menschen nach Versailles ab. Der König ahnte von dem
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Extrahierte Ortsnamen: Paris Paris Paris Paris Versailles Versailles Versailles
Bonaparte als Konsul.
63
war sein Entschluß gefaßt, nach Frankreich zurückzukehren. In aller Stille ließ er zwei Fregatten ausrüsten, schiffte sich, ohne von seinen getreuen Kriegskameraden Abschied zu nehmen, ein, nahm seine zuverlässigsten Freunde: Berthier, Lannes, Murat (nicht mit Murad Bey zu verwechseln), Marmont, Bessieres und andere mit und kam, unentdeckt von den zahlreichen englischen Kreuzern glücklich nach Frankreich, wo er im Hasen von Frejus am 9. October 1799 ans Land stieg und von wo er, ohne Qnarantaine zu halten, nach Paris eilte. Ueber das bis aus 15,000 Mann geschmolzene Heer in Aegypten hatte er indessen dem braven Kleber den Oberbefehl hinterlassen, der aber keine andere Aussicht hatte, als sich mit allen seinen Leuten den Türken und Engländern zu ergeben. Dennoch that er sein Möglichstes, schlug auch selbst zweimal die an Zahl überlegenen Feinde, wurde aber plötzlich, als er mit einem andern Offizier auf der Gartenterrasse vor seinem Hause spazieren ging, von einem Türken erdolcht. Wer den Meuchelmord veranstaltet hatte, ist nicht ausgemacht. Viele vermutheten, gewiß mit Unrecht, auf Bonaparte, weil ihn dieser tödtlich haßte. Der feige und ungeschickte General Menon übernahm nun den Oberbefehl; aber jetzt ging alles mit Macht rückwärts und das Ende war, daß im Sommer 1801 die noch übrigen Franzosen eine Capitulation schloffen, nach welcher sie die Erlaubniß bekamen, nach Frankreich zurückzukehren. — So endigte die vielversprechende Unternehmung auf Aegypten.
118. Bonaparte als Consul. Friedensschlüsse von Luneville und von Amiens.
Bisher war Frankreich von fünf Directoren, *) von einem Rathe der Fünfhundert und einem Rathe der Alten regiert worden. Die Männer, die das große Wort hatten, ließen zwar ihre Feinde nur selten noch unter der Guillotine sterben, sie verurtheilten sie meistens zur Deportation nach dem ungesunden Cayenne in Südamerika; aber sie waren uneins und ränkesüchtig, und verloren daher das Zutrauen des Volks. Darauf baute Bonaparte seinen Plan, die Regierung umzustürzen. Er war mit Jubel in Paris empfangen worden; das machte ihn kühn. Er brachte mehrere der einflußreichsten Männer, namentlich den schlauen Sieyes, auf seine
*) Gohier, Moulins, Siöyes, Roger Ducos und Barras.
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324
Neueste Geschichte. 3. Periode.
Uebergangszeit Raum gelassen. Die Bauern werden erst nach Ablaus vorgeschriebener Fristen freie Eigenthümer ihres Besitzthums. — Inzwischen hat die russische Politik den Orient nicht aus den Augen gelassen, zumal es ihr gelang, hinsichtlich desselben noch während der Pariser Conserenzen eine Verständigung mit Frankreich herbeizuführen^, wie sich bei Behandlung der Donausürsten-thümersrage zeigte.
Den bei weitem wichtigsten Erfolg in Asien errang Rußland 1859 durch Besiegung und Gefangennehmung Schamyls, des Tscherkessenhelden, mit dessen Beseitigung die Unterwerfung des Kaukasus vollendet schien. Dem russischen Fürsten Barya-tinsky gebührt der Ruhm, diesen langwierigsten und gefährlichsten Gegner der russischen Vergrößerung nach Osten besiegt zu haben. Er hatte ihn in immer engere Grenzen eingeschlossen, und zuletzt auch sein Felsenfort Weden erobert. Mit nur 400 ihm bis in den Tod getreuen Münden floh Schamyl in den Süden Daghestans. Aber die Russen hefteten sich an seine Fersen und erstürmten seine letzte Zufluchtsstätte, das Felsennest Gunib, wobei alle Münden bis auf 47 fielen. Schamyl barg sich in einer Höhle, ergab sich aber auf die persönliche Aufforderung des Fürsten (8. Sept. 1859). Der Fürst ließ ihm Dolch und Pistolen und schickte den gefangenen, damals 68jährigen Helden nach Petersburg, wo er mit großer Achtung behandelt wurde. Seinen Aufenthalt erhielt er in Kaluga angewiesen. Mit Schamyls 'Gefangennehmung erlosch auch in wenigen Jahren der Kampf der Tscherkessen. Ein Theil wanderte auf türkisches Gebiet, wenige Stämme behaupteten sich noch im Gebirge. 1864 war die Unterwerfung des Kaukasus beendigt.
Fast noch wichtiger als dieses Ereigniß war für die Russen die Besitznahme des Amurlandes, eine unblutige Eroberung, welche dem Gouverneur Oftsibiriens Murawiew gelang, indem er während des Krieges, welchen Frankreich und England mit China führten, Unterhandlungen in Peking anknüpfte und in friedlicher Weise die Abtretung des Gebietes am linken Ufer des Amur und am rechten Ufer bis zum Ufsuri erlangte, 1858. Auch in den weiten Ebenen Tnran's drang die Macht Rußlands durch Kriegszüge gegen die Khane von Khiwa und Khokand vor. Seit 1865 besitzen die Russen Taschkend, die wichtigste Handelsstadt jener Gegenden, und die Provinz Turkestan wurde gegründet. Mit Japan wurden Handelsverbindungen angeknüpft.
Dagegen entstand der russischen Regierung eine neue Sorge
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160
Neueste Geschichte. 2. Periode. Polen.
begönne, noch einmal die Polen zur Unterwerfung auf und versprach ihnen Verzeihung. Aber die hitzigsten Revolutionsmänner ließen die Vernünftigeren nicht zur Besinnung kommen und erklärten, Tod oder Freiheit sei ihr Wahlspruch. Die Thoren bedachten nicht, in welchen Abgrund von Verderben sie ihr unglückliches Vaterland durch ihre unsinnige Wuth stürzten.
Erst im Februar 1831 rückten die Russen in Polen ein und vereinigten sich unweit Praga, der Vorstadt von Warschau, die in aller Eile befestigt worden war. Ungeachtet der ungünstigen Jahreszeit, der morastigen Wege und der beständig nassen Witterung hatten sie den weiten Marsch zurückgelegt. Am 19. Februar kam es zu der ersten Schlacht bei Praga (oder Waver), die unentschieden blieb und von beiden Theilen als ein Sieg betrachtet wurde. Dasselbe fand in der zweiten Schlacht bei Praga (oder Grochow) am 25. Februar statt. In beiden wurde mit großem Heldenmuthe und stauuenswerther Todesverachtung gekämpft. Die Russen blieben zwar Sieger und drückten die Polen zurück; da aber weder Praga erobert, noch die Weichsel überschritten werden konnte, so waren diese blutigen Schlachten nicht entscheidend und der Krieg zog sich in die Länge; denn die Polen konnten ihre Verluste schneller ersetzen, als die Russen, deren Zufuhr und Verstärkung durch die weite Entfernung und die kaum fahrbaren Wege sehr aufgehalten wurden. Dazu kam, daß sich einzelne polnische Partei-Häupter in die ehemaligen polnischen Provinzen geschlichen und hier einen Aufstand bewirkt hatten, so daß die russischen Heere zwischen zwei Feuer kamen und sich überall von Feinden umgeben sahen. Dies nöthigte den Grafen Diebitsch, sich von Warschau zurückzuziehen und Verstärkungen abzuwarten. Dann erst rückte er wieder vor und erfocht am 26. Mai einen glänzenden, aber sehr blutigen Sieg bei Ostrolenka, da die Polen mit einem Muthe gefochten hatten, der einer erfolgreichern Sache würdig gewesen wäre. Während Russen und Polen an mehreren Stellen des Reichs sich miteinander herumschlugen, gewannen die ersteren nur sehr langsam Feld, und es war eher keine Beendigung des Kampfes zu erwarten, als bis sie die Weichsel überschritten haben würden. Da wurde plötzlich (am 10. Juni) der Graf Diebitsch - Sabalkanski von der Cholera dahingerafft, und sein Nachfolger, Graf Paskewitsch-Eriwanski, ein kühner Krieger, der sich schon 1829 im Kriege gegen die Türken im Kaukasus sehr ausgezeichnet hatte, faßte den gewagten Entschluß, über die Weichsel zu gehen, um Warschau an-
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262 Neueste Geschichte. 3. Periode. Orientalischer Krieg.
blicke, da er aus dem Portikus des Theaters trat, wo er einen Befehl geschrieben, von einer Kanonenkugel getroffen ward.
Am 28. October machte Fürst Menschikow einen erfolgreichen Angriff auf die Stellung der Engländer bei Balaklawa, wobei durch unkluge Verwendung die englische Reiterei des Lord Luc an zu Grunde ging; am 5. November kam es zu einer abermaligen blutigen Schlacht bei Ink er man, wo die Engländer überfallen, mnthig, aber in Verwirrung, fast im Handgemenge kämpfend, durch die rechtzeitige Hülfe der Zuaveu gerettet wurden. Die Russen, welche unter den Augen der aus Petersburg herbeigekommenen Großfürsten Nikolaus und Michael fochten, mußten mit schwerem Verluste sich zurückziehen.
Es trat jetzt eine Art Pause ein, da man beiderseitig auf Verstärkungen wartete; doch war diese Zeit verhältnißmäßiger Waffenruhe mit schwereren Verlusten für die Verbündeten verknüpft, als die Zeit des Kampfes. Fürchterliche Stürme auf dem schwarzen Meere zertrümmerten und zerstreuten die Transportschiffe, und die schlechte Witterung, in Folge deren die Laufgräben fußhoch mit Wasser sich anfüllten, brachten Krankheiten, deren Gefährlichkeit durch Mangel aller Art gesteigert ward. Namentlich litten die Engländer, deren schlechtes Verwaltungssystem die Armee an den Abgrund des Verderbens brachte. — Der Feldzug von 1854 schloß auf diese Weise verderblich genug; aber die Verbündeten hielten sich doch in der Krim, und das war Erfolg genug.
Der Feld zug in Asien. Wir haben oben mitgetheilt, wie die Türken in Asien nach einigen glücklichen Coups bald empfindliche Niederlagen zu erleiden hatten. Seit dem 1. December 1853 waren die Türken auf ihr eigenes Gebiet zurückgedrängt, aber immer noch 66,000 Mann stark, unter dem Befehl Sarif Pascha's, welcher zwar eben so unfähig war als sein Vorgänger Abdi Pascha, aber doch mehrere tüchtige ungarische und polnische Offiziere in seinem Stabe hatte, welche einige Ordnung in das Chaos brachten, was namentlich dem ehemaligen ungarischen Jn-snrgentengeneral Guyon (Knrschid Pascha) gelang.. Doch kam es lange Zeit zu keiner erheblichen Waffenthat. Erst im Juni wurden die Feindseligkeiten ernstlicher und am 16. brachten die Russen unter Andronikow dem Solim Pascha bei Usnrgheti eine empfindliche Niederlage bei.
Auch gelang es den Russen (unter Wränget) Bagasid zu nehmen, was Saris Pascha, der bis dahin in Kars geblieben war,
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Extrahierte Personennamen: Fürst_Menschikow Luc Nikolaus Michael Abdi_Pascha Knrschid_Pascha Saris_Pascha
Extrahierte Ortsnamen: Balaklawa Petersburg Nikolaus Asien Asien Solim_Pascha Kars
Drusen und Maroniten.
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daß die europäische Politik an dem Ausbruch des Kampfes zwischen diesen beiden kriegerischen Stämmen nicht unschuldig gewesen sei und namentlich legte man französischen Emissären die Aufstachelung der Maroniten zur Last; aber wahr ist es doch, daß es für die muhamedanische Bevölkerung eben nur einer Veranlassung bedurfte, um ihren Fanatismus zu entzünden.
Dieser brach nun Ende Mai 1860 in voller Wildheit aus, ohne daß die türkische Behörde (Churschid Pascha und Taher Pascha) ernstlichen Widerstand leistete. Alle Christendörfer im Umkreise von Beirut, darunter Saida, wurden verwüstet und deren Einwohner unter gräßlichen Martern hingeopfert. Wochen lang dauerte das Morden und schon zählte man 10—15,000 Opfer, als der Sturm gegen die syrische Hauptstadt Damascus losbrach. Hier aber fanden die Christen einen unerwarteten Beistand ’ an einem ihrer ehemals erbittertsten Gegner, an Abdel Kader, welcher durch das große Erdbeben von Brnfsa nach Damascus vertrieben worden war. — Seiner Entschlossenheit gelang es, über 2000 Christen zu retten, obwohl er nicht hindern konnte, daß eine noch größere Zahl hingeschlachtet wurde.
Man kann sich denken, daß diese Mordscenen, sobald sie in Europa bekannt wurden, einen Schrei des Entsetzens hervorriefen. Frankreich und Rußland, beide wohl nicht ohne politische Hintergedanken, zeigten sich sogleich bereit, zur Rettung der bedrängten Christen einzuschreiten, und um dieses Einschreiten zu hindern, bot die Pforte jetzt endlich alle Energie auf, die sie besaß. Man sandte Fnad Paschah mit einer ahnsehnlichen Heeresmacht nach Syrien, welcher ein furchtbares Blutgericht über die Schuldigen verhängte,' dem unter andern auch der ehemalige Commandant von Damascus zum Opfer fiel. Gleichwohl kam es im August zu neuen Christenverfolgungen in Balbek und in der Nähe von St. Jean d'acre, und die europäischen Mächte kamen daher in Paris am 3. August untereinander dahin überein, daß eine europäische Executionsarmee in*der Stärke von 12,000 Mann nach Syrien abgehen sollte, um im Verein mit den türkischen Streitkräften die Ruhe wieder" herzustellen. Dies geschah auch, und die Drusen wurden zerstreut Md in die Gebirge verfolgt; die Franzosen zogen hierauf, gern oder ungern, an den bestimmten Terminen ab und die Pforte einigte sich mit den europäischen Mächten über die künftige Verwaltung Syriens.
Indem wir uns jetzt von Asien, der Culturstätte der alten
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Extrahierte Personennamen: Pascha Abdel_Kader Fnad_Paschah Damascus August Jean_d'acre August
Extrahierte Ortsnamen: Beirut Europa Frankreich Syrien Balbek Paris Syrien Syriens Asien
Wilhelm der Eroberer.
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Wilhelm persönlich und hatte eine große Vorliebe für ihn und alle Normannen.
Als Eduard 1066 starb, bemächtigte sich Harald, Herzog von Mercia und Kent, der reichste und mächtigste der englischen Großen, des Thrones und wurde allgemein anerkannt. Wihelm fuhr zornig auf und verlangte Abtretung des Thrones, und da Harald die Forderung abschlug, so rüstete er sich. Pie.normänner waren die tapfersten Krieger jener Zeit; außerdem boten die kriegslustigen Ritter anderer Länder dem Herzoge ihre Dienste an. Aus einer zahlreichen Flotte setzte dieser nach der Südküste Englands über und landete glücklich. Als er ans Ufer sprang, fiel er. „Ein übles Vorzeichen!" murrten die Umstehenden. Aber er faßte sich schnell und ries, als wenn er absichtlich sich hingeworfen hätte: „So nehme ich von diesem Lande Besitz!"
Harald eilte herbei. Es kam zu einer blutigen Schlacht bei Hastings (Hehstings) an der Südküste (1066). Die Normänner gewannen einen großen Sieg; Harald fiel mit zweien seiner Brüder und einem großen Theil der sächsischen Ritterschaft. Wilhelm der Eroberer — so wurde er nun genannt — wurde nun ohne Widerspruch König von England; ein kräftiger Mann mit einer starken Seele, aber rauh, stolz und hart. Anfangs regierte er strenggerecht; er duldete keine Unordnung, suchte Normänner und Engländer durch Heirathen einander näher zu bringen und hörte jeden Unterthan an. Aber das änderte sich bald, als er nach der Normandie zurückreiste. Die nach England übergesiedelten Normänner ließen die unterworfenen Engländer ihren Uebermuth fühlen; der Haß gegen die Fremden, wuchs, und schon war der Tag bestimmt, an welchem man die Fremden, wie einst die Dänen, niedermachen wollte. Da kehrte Wilhelm schleunig nach England zurück und hielt ein strenges Gericht über die Uebelthäter. Jeder neue Aufftand führte neue Härten herbei. Er nahm den Engländern ihre Güter, machte diese zu Kronbesitznngen und übertrug sie seinem normannischen Adel. Mit eiserner Hand drückte er die Engländer in Sklaverei nieder und wandte Ehre, Reichthümer und Vertrauen nur den Normännern zu. Nur die Furcht hielt die unglücklichen Engländer von neuen Empörungen zurück. Als er nach 21 jähriger Regierung starb (1087), war die Freude der Engländer groß, und die bittere Reue, die er im Sterben über seine Härte empfand, konnte die Gemüther nicht mit seinem Andenken versöhnen.
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm Wilhelm Eduard_1066 Eduard Harald Mercia Kent Harald Harald Harald Wilhelm Wilhelm
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Johanniter. Tempelherren.
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tief)er, als Peter der Einsiedler, der nun sein Werk herrlich gekrönt sah. Welches Entzücken mochte sein Herz durchbeben, als die dort wohnenden Christen ihm die Hände drückten und ihm einmal über das andere ihren Erretter nannten!
Wer sollte aber das neue Reich beherrschen? Keiner war wohl würdiger als Gottfried von Bouillon, und auf ihn fiel auch die einstimmige Wahl als König von Jerusalem. Aber der wackere Mann lehnte diesen Titel ab; die Regierung nahm er an. Nie würde er, sagte er, eine Königskrone da tragen, wo der König der Könige eine Dornenkrone getragen habe. Er nannte sich nun Schutzherr Jerusalems und des heiligen Grabes. Aber schon das Jahr darauf starb er, von allen mit Recht betrauert; denn seines Gleichen war im ganzen Heere nicht. Sein Bruder Balduin erbte nach ihm das Reich, war aber nicht so bescheiden wie er, und nannte sich ohne Bedenken König von Jerusalem.*)
64. Der Ritterorden der Johanniter, Templer und Deutschen. — Fortgesetzte Kreuzzüge. — Folgen derselben.
Schon fünfzig Jahre, ehe der erste Kreuzzug unternommen wurde, hatten einige fromme Kaufleute aus Amalfi in Jerusalem ein Kloster und ein Hospital angelegt, welches sie nach dem von ihnen gewählten Schutzpatron das Hospital des heiligen Johannes von Jerusalem nannten, und in welchem arme und kranke Pilger ausgenommen werden sollten. Diese menschenfreundliche Absicht wurde von allen, die davon hörten, höchlich gelobt und die Stiftung reichlich beschenkt, so daß ein Flügel nach dem andern angebaut und die Zahl der pflegenden Mönche recht vermehrt werden konnte.
*) Die Thaten der Kreuzritter, besonders Gottfrieds von Bouillon und Tancreds,hat ein ausgezeichneter Dichter des 16. Jahrhunderts, Torquato Tasso, in einem herrlichen Gedichte: Das befreite Jerusalem, in italienischer Sprache besungen. Tasso wurde 1544 in Sorrento, einer Seestadt im Königreiche Neapel, geboren, zeichnete sich schon als Kind durch ausnehmende Talente aus und lebte nachher an verschiedenen Orten Italiens, am meisten in Ferrara, wo er das Unglück hatte, in Melancholie zu verfallen und von dem Herzoge sieben Jahre lang im Irrenhause gefangen gehalten zu werden. Mit Mühe erhielt er seine Freiheit wieder, lebte, immer argwöhnisch, selbst" gegen seine Freunde, bald hier, bald dort, und starb endlich 1595 in Rom, eben als er als Dichter auf dem Capitol gekrönt werden sollte. Sein „befreites Jerusalem" ist auch ins Deutsche übersetzt von Grieö und von Streckfuß.
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