Karl Xis. in der Türkei.
289
Sorge zu äußern pflegte, und selbst über seine Wunde und über das Unglück bei Pnltawa nicht die geringste Gemüthsverstimmung zeigte; aber dieser Verlust rührte sein Herz so sehr, daß Augen, Hände und Sprache die tiefste Traurigkeit verriethen und er lange in diesem Zustande blieb." An seine jüngere Schwester schrieb er bald daraus: „Meine einzige Hoffnung ist, daß meine Herzensschwester sich bei fester Gesundheit befinden möge. Unser Herr erhalte sie ferner und mache mich einst so glücklich, sie noch einmal zu sehen. Diese Hoffnung macht mir das Leben noch einigermaßen werth, seit ich die Betrübniß erduldet habe, die ich nicht zu überleben glaubte. Denn mit frohem Muthe würde ich alles ertragen haben, wenn ich nur so glücklich gewesen wäre, von uns drei Geschwistern der erste zu sein, der sein ihm abgestecktes Ziel erreicht hätte. Nun hoffe ich wenigstens nicht so unglücklich zu sein, der letzte von uns zu werden."
Bis so weit war Karl gekommen; aber was sollte nun weiter geschehen? — Ohne Heer sich durch Polen oder Deutschland nach Schweden zurückzuschleichen, war für den stolzen Mann ein entsetzlicher Gedenke. „Wie?" dachte er, „wenn du den Sultan zu einem Kriege gegen Rußland bewegen könntest?" — Und nun bot er alles dazu auf. Anfangs hatte Achmet keine Ohren dafür; aber Karl brachte es dahin, daß zwei Veziere, die vom Kriege abriethen, abgesetzt wurden, und selbst die Mutter des Sultans wurde bestochen. „Wann willst du," fragte sie ihren Sohn, „endlich meinem Löwen beistehen, daß er den Czar verschlinge?" — Achmet ernannte einen neuen Großvezier, Baltadschi Mehernet, und befahl ihm: „Führe das Heer gegen die Russen!" — „Gut," sagte Mehernet, „mein Schwert in der einen und den König an der andern Hand, will ich ihn an der Spitze von 200,000'Mcrntt nach Moskau führen!" — Im Geiste sah sich Karl schon in Moskau, und beinahe wäre es auch so weit gekommen.
Czar Peter hatte indessen in Moskau einen herrlichen Triumph gehalten. Durch sieben Triumphpforten zog er ein. Hinter ihm her wurden nicht nur die gemeinen schwedischen Gefangenen, sondern selbst die berühmten Generale Karls geführt; ein großer Verstoß gegen das Zartgefühl, mit dem man jeden Unglücklichen behandeln muß.*) Auch sah man unter der Beute den zerschossenen Trag-
*) Ein Augenzeuge erzählt: Mm dritten Tage nach unserer Ankunft in Moskau war der Triumphzug mit allen schwedischen Gefangenen. Der Marsch Weltgeschichte für Töchter. Iii. 16. Aufl. 19
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320
Neue Geschichte. 3. Periode. Preußen.
Karl Vii. zum Kaiser; aber er hat ihr nicht viel zu thun gemacht und ist auch schon drei Jahre darauf (1745) gestorben. Ganze acht Jahre mußte Maria Theresia sich mit ihren Feinden herumschlagen, und zuletzt ging sie ehrenvoll aus diesem Kampfe hervor. Er dauerte von 1741—48, wo der Friede von Aachen geschlossen wurde, und wird der Oestreichische Erbfolgekrieg genannt. Von diesem allgemeineren Kriege sind die beiden, welche Friedrich mit Maria Theresia führte, nur Theile, und werden die beiden schlesischen Kriege genannt. Von den Vorfällen dieser Kriege wollen wir nur einige Hanptbegebenheiten erwähnen.
Erster schlesischer Krieg (1740—42). Ohne Schwierigkeit hatte Friedrich Schlesien eingenommen. Die damals schon in Oestreich herrschende unglückliche Sitte, die vornehmsten Generale an die Spitze zu stellen und die fähigeren ihnen unterzuordnen, erleichterte dem König sein Unternehmen. Neipperg und Prinz Karl von Lothringen waren keine Generale, welche die preußische Armee schlagen konnten. Die Fehler des Feindes und die Erfahrung seines Schwerin verschafften Friedrich den ersten Sieg bei Mollwitz bei Brieg (10. April 1741). Obwohl dieselbe mehr durch die Tapferkeit der preußischen Soldaten und durch die geschickten Anordnungen des Feldmarschalls Schwerin, als durch die Geschicklichkeit des Königs, dem es an Erfahrung noch ganz fehlte, gewonnen ward, machte dieser erste Sieg doch Friedrichs Namen in ganz Europa berühmt, und man faßte große Hoffnungen von einem jungen Fürsten, der gleich so kräftig auftrat. Indessen fielen auch die andern Mächte über Maria Theresia her und beeilten sich, mit Friedrich ein Bündniß zu schließen. In Schlesien war dieser von den Evangelischen mit Entzücken, von den Katholischen mit Mißtrauen aufgenommen worden. In Breslau trat sogar ein Club katholischer Damen zusammen, die miteinander rath-schlagten, wie man die Stadt, die für neutral erklärt war, den Oestreichern in die Hände spielen könnte; Mönche und katholische Geistliche machten die Zwischenträger. Aber sie wußten nicht, daß Friedrich auch seine heimlichen Anhängerinnen darunter hatte; die ihn von allen Rängen unterrichteten. Er beschloß daher, den Oejtrei-chern zuvorzukommen und die Stadt zu besetzen. Er sammelte bei der Stadt einige Regimenter und verlangte den Durchmarsch über die Oderbrücke, und als ihm dies bewilligt wurde, besetzten die Truppen plötzlich alle Thore, und Breslau war in seinen Händen.
Die Lage Maria Theresia's war in der That sehr peinlich;
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Schlacht bei Hohenfriedberg.
323
seit einiger Zeit trugen sie blaue Pelze und andere Mützen als vorher, ungefähr wie auch ein östreichisches Regiment. Darauf baute er seinen Plan. Er wollte sich durchzuschleichen suchen. Als er dem östreichischen Lager nahe kam, zogen gerade mehrere Regimenter von Neustadt, welches sie vergebens angegriffen hatten, wieder ins Lager zurück. Ziethen schloß sich an, indem er seinen Leuten streng befahl, ganz ruhig wie im Frieden zu reiten, und weder zu schießen, noch den Säbel zu ziehen. Er selbst zog die Tabackspfeife heraus, wie im tiefen Frieden. Voraus schickte er einige geborene Ungern, die in ihrer Landessprache die Feldwachen, auf welche sie stießen, freundlich begrüßen, sollten. Auch durch ein feindliches Dragonerregiment ritten sie ungestört hindurch, und so befand sich Ziethen bald mitten unter den Feinden. Es war ein schöner, heller Tag. Er konnte das ganze Feld übersehen, welches mit Oestreich ent bedeckt war. Die einen thaten dies, die andern jenes. Je näher man dem Lager kam, desto größer wurde die Gefahr, und Ziethen ließ seine Husaren näher zusammenrücken, um sich im Nothfall durchschlagen zu können. Dennoch merkten die Oestreich er nichts, ja ein feindlicher Oberst kam ganz treuherzig zu Ziethen geritten, bot ihm freundlich einen guten Tag und erzählte ihm, daß sein Regiment auch bald nachkommen würde. Aber wie vom Donner wurde er gerührt, als Ziethen seinen Husaren zurief: „Nehmt ihn gefangen! es ist ein Oestreichs!" Eine Strecke mar-schirten die Husaren noch ganz ruhig, mitten durch die Oestreich er durch. Nun aber wandte sich der Weg, und Ziethen schwenkte sich jetzt plötzlich, um bei dem Lager vorbeizuziehen. Da erkannte mau ihn: „Ziethen! Ziethen! Preußen! Preußen!" rief man nun aus allen Seiten. Alles gerieth in Bewegung, und obgleich die Husaren sich in starken Trab setzten, so holte man sie doch ein. Aber Ziethen ließ einhauen und schlug sich mit geringem Verluste glücklich durch. Aehnliche Thaten verrichteten auch die andern Generale, und selbst die Feinde hatten vor den Preußen Achtung.
Eine Hauptschlacht gewann der König in diesem Kriege bei Hohenfriedberg in Schlesien, unweit Striegau (4. Juni 1745). Binnen fünf Stunden war der an Zahl überlegene Feind geschlagen. Die unerschrockenen Preußen aus dem rechten Flügel waren wider Vermuthen des Feindes durch Wasser und Morast gewatet und hatten den Feind mit dem Bajonnete angegriffen; dadurch war der Sieg entschieden worden. Besonders schlimm ging es den Sachsen, die in diesem Kriege auf der Seite der
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Treffen bei Liegnitz.
343
warten, wenn auch die Häuser in Asche verwandelt werden sollten. Obgleich nun Laudon die Stadt beschießen ließ, so wehrte sich doch Tanenzien so lange, bis Friedrich zu Hüffe kam und die Kaiserlichen vertrieb.*)
Bis Liegnitz war Friedrich, immer von den Oestreichern unter Dann begleitet, gekommen und sah sich hier fast von allen Seiten von den Kaiserlichen eingeschlossen. Er war hier in einer mißlichen Lage; denn er hatte nur noch auf drei Tage Brot bei sich und mußte daher entweder nach Breslau oder Schweidnitz, wo er seine Vorräthe hatte, und doch hatten ihm dahin die Feinde den Weg verlegt. Dazu kam, daß er am 14. August Abends erfuhr, daß man mit Tagesanbruch sein kleines Heer von vier Seiten zugleich angreifen wollte. Er verließ daher, sobald es dunkel geworden war, sein Lager, befahl aber, daß die Wachtfeuer sorgfältig von den Bauern unterhalten würden, damit die Feinde seinen Abzug nicht merkten, und stellte seine Truppen auf einer Anhöhe in größter Stille in Schlachtordnung. Eben hatte er sich, in seinen weißen Feldmantel gehüllt, auf die Erde zur Ruhe gelegt, als ein auf Kundschaft gesandter Husarenoffizier ihm die Nachricht brachte, daß der Feind mit Macht heranrücke. Es war Laudon, der den einen Flügel der Preußen angreifen sollte, und plötzlich zu seinem Erstaunen das ganze preußische Heer schlagfertig vor sich sah. Das Treffen begann, und nach zwei Stunden, um 5 Uhr Morgens, war Laudon schon mit Verlust von 82 Kanonen völlig geschlagen. In diesem Treffen hatte sich das Regiment, das vor Dresden in des Königs Ungnade gefallen war, ganz vorzüglich ausgezeichnet. Als nun Friedrich die Linie herunterritt, trat der Flügelmann hervor und bat ihn um die Zurückgabe der Seitengewehre. „Ja Kinder!" sprach er vergnügt, „ihr sollt sie wieder haben!"
Friedrich hatte nicht lange Zeit, sich über diesen Sieg zu freuen; denn seine Feinde schämten sich, mit ihren großen Heeren das ganze Jahr über nichts Großes gethan zu haben, und machten sich auf, B e r l i n zu überfallen. Es glückte ihnen auch wirklich, bis dahin vorzudringen und die unbefestigte Stadt einzunehmen. Zum Glück war der russische Befehlshaber, General Totleben, ein gutdenkender Mann, der die Stadt möglichst schonte. Desto
*) Mit Recht ist daher auch sein Andenken in Breslau durch ein Denkmal erhalten worden, welches ihm auf dem Tauenzienplatze aus Marmor errichtet ist.
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Schmalkaldischer Krieg.
41
88. Der schmalkaldische Krieg, 1547. — Moritz von Sachsen.
Kaiser Karl hatte wenig Zeit, sich um die Religionsstreitigkeiten in Deutschland zu bekümmern; er hatte nicht nur mit Franz I., König von Frankreich, vier Kriege zu führen, sondern unternahm auch zwei Seefahrten nach der afrikanischen Nordküste. Die Türken trieben nämlich damals im mittelländischen Meere viel Seeräuberei und plünderten sogar ungeschent die Küsten von Spanien, Sicilien und Neapel. Besonders gefürchtet machte sich der Seeräuber Hayradiu Barbarossa, eines griechischen Töpfers Sohn aus Lesbos, nachher zum muhamedanischen Glauben übergetreten. Er hatte sich mit Erlaubniß des Sultans Algiers bemächtigt, war zum Admiral der türkischen Flotte ernannt worden und hatte endlich das Reich Tunis weggenommen. Der Bei dieses Landes bat den Kaiser Karl um Hülfe. Dieser rief den berühmten Seehelden Andreas Doria aus Genua auf, die kaiserliche Flotte zu befehligen, und begleitete dieselbe, 1535. Hayradin wurde aus Tunis vertrieben, diese Stadt erobert und 22,000 gefangene Christensklaven befreit.
Sechs Jahre darauf unternahm Karl einen zweiten Seezug nach der afrikanischen Küste, dies Mal nach Algier, 1541. Hay-radin hatte seine Seeräubereien fortgesetzt und die spanischen Küsten ausgeplündert. Andreas Doria befehligte auch dies Mal die kaiserliche Flotte, aber er rieth dem Kaiser, die Unternehmung aufzuschieben, weil die Jahreszeit — es war im Herbste — ungünstig. Aber Karl ließ sich nicht abreden und begleitete die Flotte. Zwar landete das Heer und berannte Algier. Aber schon in der nächsten Nacht, ehe noch die Zelte, die Kanonen und das Gepäck hatten ausgeschifft werden können, erhob sich ein furchtbares Sturm- und Regenwetter, und am Morgen machten die ausgeruhten Feinde aus
noch nicht die Rede gewesen. Er war Dominicanermönch und hatte sich durch ergreifende Beredtsamkeit solche Berühmtheit erworben, daß ihn Horenzo von Medici 1489 nach Florenz zog. Hier übte er bald durch seine Forderung einer Erneuerung des sittlichen und religiösen Lebens, sowie durch die strenge Einfachheit seines Wandels einen großen Einfluß auf das Volk. Aber seine Strenge und seine Freimüthigkeit zogen ihm viele Feinde zu, und da er nicht die Kirche allein, sondern auch den Staat zu reformiren versuchte, so gerieth er in Verwickelungen, welche den traurigen Ausgang nahmen, daß er gefangen und zum Flammentode tierurtheilt wurde, den er muthig und freudig erlitt (1498).
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Wallensteins Wiederauftritt.
207
Befehlshaber des ersten erledigten Reiterregiments machen sollte. So etwas war ihm sehr zuwider. Er lud den Fremden und viele Obersten zu Tische. „Hört!" sprach er, „einer von euch muß sterben." Da alle erschraken, fuhr er spöttisch fort: „Ja, ja! der fremde Herr ist gekommen, eines von euern Regimentern zu erhaschen. Lege sich doch einer von euch geschwind ihm zu Gefallen ins Grab!" In allen seinen Handlungen war er freigebig; Knickerei war ihm ganz fremd; jeder kleine Dienst wurde reichlich vergolten. Bei den Soldaten suchte er das Ehrgefühl zu wecken: ein Reiter, der sich seinen Küraß hatte nehmen lassen, wurde vor der Fronte des ganzen Regiments für infam erklärt, und ein Offizier, der, zum Zweikampf aufgefordert, sich nicht gestellt hatte, fortgejagt. Tapferkeit belohnte er königlich. Nach einem blutigen Gefechte ließ er über 20,000 Thaler unter die verwundeten Offiziere und Soldaten austheilen. Eine kühne That war seines Lobes gewiß; er pflegte dann die Hand liebkosend auf das Haupt oder die Schulter des Tapfern zu legen. Neugierig war er über die Maßen. Kundschafter hielt er an allen Höfen, besonders in Wien, die ihm berichten mußten, was die Leute von ihm sprächen. Nur einer besaß sein Vertrauen ganz: Zenno, sein Astrolog. Nichts unternahm er, ohne ihn erst um Rath zu fragen, weil er glaubte, daß Zenno in den Sternen die künftigen Ereignisse lesen könne.
Wallenstein stand auch nach seiner Absetzung mit Kaiser Ferdinand in gutem Verhältnisse. Sie unterhielten mit einander einen Briefwechsel; Ferdinand sragte ihn über die wichtigsten Angelegenheiten um seine Meinung und bezeigte ihm überall sein besonderes Vertrauen. Unter anderm mußte Wallenstein aus Ferdinands Befehl sich Mühe geben, den Kurfürsten von Sachsen vom Vordringen nach Prag abzuhalten und ihn vom schwedischen Bündnisse abzuziehen, und da das nicht gelang, so ertheilte er den kaiserlichen Generalen seinen Rath, wie sie den vordringenden Feind aufhalten könnten.
Indessen erhielten die Angelegenheiten des Kaisers eine immer schlimmere Wendung; die Sachsen standen in Prag, Tilly war todt und Gustav Adolph war bis an den Rhein und von da nach Baiern vorgedrungen, Ferdinand berief seine Räthe und fragte, was in solcher Noth zu thun sei. Die geistliche Partei rieth, den Sohn des Kaisers zum Feldherrn zu ernennen; da dieser aber keine Kriegserfahrung hatte, so drangen Wallensteins Freunde durch, daß diesem der Oberbefehl wieder übertragen werden sollte.
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Wallensteins Tod. Schlacht bei Nördlingen.
225
Wallensteins Körper den ganzen folgenden Tag über im Hofe. An diesem Tage berief Gordon alle in Eger befindlichen Offiziere in die Citadelle, erzählte ihnen die Begebenheit der vergangenen Nacht, zeigte die kaiserlichen Befehle vor und ließ die Offiziere und die Bürger dem Kaiser aufs neue schwören. Keine Hand rührte sich, Friedlands Tod zu rächen. Er hatte von seinem Vermögen drei Millionen Thaler auf die Soldaten verwendet; aber diese Quelle war jetzt verstopft, und gemüthlos und gleichgültig starrten die rohen Soldaten seinen Leichnam an.
Die Herzogin von Friedland war trostlos bei der Nachricht des Geschehenen. Sie bat den Kaiser nur um die Gnade, seinen Körper in der von ihm gestifteten Karthause unweit Gitschin in Böhmen beisetzen zu dürfen. Es wurde ihr erst nach zwei Jahren gewährt; sie behielt die Herrschaft Neuschloß in Böhmen als Wittwen-sitz. Die übrigen Güter wurden eingezogen. Gallas erhielt die Herrschaft Friedland. Das Gewissen des Kaisers mochte ihm Vorwürfe machen; denn er ließ für die fünf Ermordeten 3000 Seelenmessen lesen! Aber auch die Mörder wurden reichlich belohnt; Bnttler und Lesli wurden in den Grafenstand erhoben; jeder Soldat, welcher mit bei dem Morde gewesen war, empfing 20,000 Gulden. Viele Offiziere aber, die mit Friedland in näheren Verhältnissen gewesen waren, besonders evangelische, ein Graf Schaf-gotsch und andere wurden enthauptet.*) Dann ließ der Kaiser, um die am Herzog verübte Mordthat vor den Augen der Menschen zu rechtfertigen, eine Schrift aufsetzen, in welcher behauptet wird, daß Wallenstein seit lange mit den Schweden und andern Feinden des Kaisers im Verständnis gewesen sei, das kaiserliche Heer zu den Schweden habe überführen, sich zum König von Böhmen machen und den Kaiser mit seinem Hanse ausrotten wollen, ob man gleich in des Herzogs Papieren keine sicheren Beweise darüber fand.
12. Die letzten Jahre des dreißigjährigen Krieges und der westphälische Friede. Nach Wallensteins Tod erhielt das Obercommando des kaiserlichen Heeres der älteste Sohn des Kaisers, der Erzherzog Ferdinand, dem'^der erfahrene General
*) Wallenstein hinterließ eine einzige Tochter, welche Maria Elisabeth hieß (nicht aber Thela) und nachmals. an einen Grasen von Kaunitz vermählt wurde. Einen Max Piccolomini gab « nicht; aber Max von Wallenstein 'war Friedlands Vetter, nicht Nesse, wozu Schiller in „Wallensteins Tod" ihn macht. Sein zartes Verhältniß zu Wallensteins Tochter und sein tragisches Ende sind nur Erfindungen des trefflichen Dichters.
Weltgeschichte für Töchter. Iii. 16. Auff,
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Extrahierte Ortsnamen: Eger Friedlands Friedland Friedland Friedland Schweden Schweden
398
Neueste Geschichte. 3. Periode.
rung und Durchführung namentlich ein Verdienst Napoleon Iii. ist, was ihm immerdar zur Ehre gereichen wird. Denn von England fehlte nicht allein die Mitwirkung, sondern seine Handelseifersucht bemühte sich sogar, das Unternehmen zu erschweren oder gar zu vereiteln. Der Bau des Kanals war 1854 angefangen und jetzt soweit vollendet, daß es möglich war, die Einweihung auf den 16. November festzusetzen.*) Im Juni hatte der Viceköuig (Khe-dive) von Aegypten, Ismail Pascha, ein Enkel von Mehemed Ali, persönlich an den Höfen von Wien, Berlin, Paris und London zu den Feierlichkeiten der Eröffnung eingeladen. Dieser Einladung folgten die Kaiserin Eugenie von Frankreich, der Kaiser von Oestreich, der Kronprinz von Preußen, der zweite Sohn des Königs von Italien, mehrere andre Fürsten und eine bedeutende Anzahl politischer und wissenschaftlicher Notabilitäten. Die Kaiserin und die Fürsten begaben sich zunächst nach Eonstantinopel, wo ihnen der Sultan einen prächtigen und würdevollen Empfang bereitete. Von hier aus reiste der Kronprinz von Preußen nach Athen und dann nach Jerusalem. Der Sultan hatte der Krone Preußen einen beträchtlichen Theil des früheren Besitzthums der Johanniter in Jerusalem übergeben. Von dieser Schenkung vollzog der Kronprinz am 7. November die Besitzergreifung unter lebhafter Betheiligung der dortigen Deutschen, welche die auf dem alten Gemäuer aufgepflanzte preußische Fahne mit Begeisterung begrüßten. Auf dieser Stätte soll sich der Bau einer vom Johanniterorden zu errichtenden deutsch-evangelischen Kirche erheben. Auch der Kaiser
*) Der Suezkanal hat eine Länge von 21meilen, er ist 8 Meter tief, oben 100 und am Grunde 22 Meter breit. Da diese Maße nur für ein Schiff hinreichen, so sind für das Voruberpassiren einander entgegenkommender Schiffe mehrere Ausweichungen angelegt. Die Kosten des Baues beliefen sich auf 400 Millionen Franken und darüber. Unter den Schwierigkeiten der Bauausführung war nicht die geringste die Beschaffung der Lebensmittel und namentlich des Trinkwassers für die Arbeiter. Es mußte dazu ein eigener Kanal aus dem Nil herangeleitet werden. Die bisherige Benutzung hat den guten Zustand des Kanals bewiesen; es sind Schiffe mit. 23 Fuß' Tiefgang ohne Schwierigkeit passirt. Es sind im Jahre 1870 486 Schiffe durch den Kanal gegangen, 1871 765 Schiffe, im ersten Halbjahr 1872 stieg die Zahl schon auf 887. Der Verkehr mit Dampfern nimmt einen großartigen Aufschwung, für Segelschiffe macht die Beschaffenheit des rothen Meeres die Schifffahrt schwierig. Wie sehr sich Weg und Zeit durch die Benutzung des Kanals verkürzen, zeigt folgendes Beispiel. Ein Schiff, welches Glasgow am 30. März verließ, lief am 22. Mai in Schanghai ein, hatte also die Fahrt von Hafen zu Hafen in 58 Tagen vollendet, von denen es nur 45 Tage unter Dampf gewesen war.
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390
Neueste Geschichte. 3. Periode.
mit ähnlichem Glanze der Erfolge ihm an die Seite treten konnte. Nun mußte er seit 1866 sehen, wie die Erfolge Preußens und des aufstrebenden norddeutschen Bundes ganz unerwartet und seinen Plänen zuwider eine bedeutungsvolle Stellung einnahmen. Im Inneren hatte Napoleon Iii. unter dem Scheine einer Demokratischen Grundlage einen energischen Absolutismus gegründet, aber das so lange ermüdete Frankreich begann sich wieder zu regen, und die politischen Leidenschaften rüttelten an den Ketten, mit denen er sie fesselte. Die Allgewalt, welche er dort und hier geübt hatte, begann sich seiner Hand zu entziehen, und vergebens erschöpfte er sich in Versuchen, sie festzuhalten.
Dieses Hinabsteigen von der Höhe war erst nach dem Sturze des französischen Kaisers völlig zu Überblicken, in den Jahren vorher vollzog es sich nur in einzelnen Momenten erkennbar. Denn Napoleon Iii. nahm auch in dieser Zeit immer noch eine intponirende und glanzvolle Stellung ein. Nie schien er größer gewesen zu sein, als während der Pariser Weltausstellung im Jahre 1867. Dieses friedliche Verbrüderungsfest der Culturinteressen aller europäischen und vieler außereuropäischen Nationen übertraf in seiner Großartigkeit, seiner Pracht und seinem Geschmack alle bisherigen Unternehmungen dieser Art. Vier Jahre waren über den Vorbereitungen dazu hingegangen, am 1. April wurde die Ausstellung vom Kaiser selbst eröffnet. Auf dem Marsfelde war das riesige Ausstellungsgebäude errichtet worden, in welchem nun jede Nation in abgesonderten Sälen die Ergebnisse der Industrie und der bildenden Kunst dem Auge der Beschauer darbot. An dieses Gebäude reihten sich nicht bloß die fast zahllosen Räumlichkeiten für die Erholung, die Unterhaltung und das Vergnügen, sondern auch fremdartige Bauwerke für die Schaulust Und die Betrachtung, wie ein mexikanischer Tempel, ein Tempel vom Ufer des Nil, eine türkische Moschee, ein türkischer Kiosk, ein tunesischer Palast u. s. w. Die Zahl der Besucher, anfänglich wegen der durch die luxemburgische Frage erregten Befürchtungen noch schwach, steigerte sich bald zu einem sinnverwirrenden Gewühl. Vornemtich aber wurde der Glanz dieser Tage durch die Besuche der Fürsten erhöht, welche der Einladung Napoleon Iii. gefolgt waren. Es kamen der Kaiser von Rußland, gegen welchen bei einer Parade im Gehölz von Boulogne ein, glücklicherweise verfehltes, Attentat von einem Polen verübt wurde; der Kaiser von Oestreich, König Wilhelm und der Kronprinz von Preußen, die Könige von Baiern, Württemberg,
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Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Boulogne Baiern Württemberg
08 Neueste Geschichte. 1. Periode. Frankreich.
gegenschlugen. Er sah sehr bleich aus; ein schmerzliches Gefühl sprach aus den schönen, edeln Zügen des 23jährigen Herrschers; die Schauder der Mordnacht waren noch sichtbar. Alexander war ein höchst edler, milder, gütiger, gerechter Fürst, der schon als Großfürst sich selbst das Gelübde gethan hatte, seine Unterthanen wie ein Vater zu regieren und möglichst glücklich zu machen.
1 Leider ist die Verwirklichung seiner idealen Pläne häufig aus unbesiegbare Hindernisse gestoßen, und in den letzten Jahren seiner Regierung blickte er oft mit Trauer zurück, wenn er bedachte, daß vieles, was er mit schwärmerischer Inbrunst erstrebt hatte, nnaus-geführt hatte bleiben müssen.
Kurz vorher hätte auch beinahe Bonaparte sein Leben ein- . gebüßt. Einige Unzufriedene — die wahren Anstifter hat man nicht entdeckt — wollten ihn am Abende des 24. December 1800, als er in die Oper fuhr, in die Luft sprengen. Sie hatten dazu zwei kleine Pulverwagen so gestellt, daß sie die Straße verengten. Bonaparte kam, aber sein betrunkener Kutscher jagte glücklich zwischen ihnen durch, und als die Explosion der sogenannten Höllenmaschine vor sich ging, war er bereits außer Gefahr. Bonaparte benutzte diese Verschwörung, um viele, denen er nicht traute, los zu werden. Manche wurden verhaftet und hingerichtet, und 129 nach Cayeyne geschickt.
In England hatte zu Anfange des Jahres 1801 der bisher vielgeltende Minister Pitt*), welcher die Seele der Kriegspartei war, seine Stelle niedergelegt und der friedliebende Fox sie übernommen. Daher hielt es nicht schwer, daß England und Frankreich sich versöhnten. Der Friede wurde am 25. März 1802 in Amiens geschlossen, und England gab dadurch die meisten eroberten Colonien in Westindien den Franzosen zurück. Da sich Frankreich um diese Zeit auch mit Rußland und Portugal versöhnte, so genoß Europa einmal eine allgemeine Ruhe. Aber sie währte nicht lange, weil der ehrgeizige' Bonaparte gerade die Friedenszeit recht zu neuen Bedrückungen seiner schwächeren Rach-fr ant zu benutzen pflegte.
Zunächst wandte er den Frieden dazu an, sich in'frankreich mächtiger zu machen. Seine Freunde mußten von seinen großen Verdiensten um das Vaterland vieles Gerede machen, und endlich rückten sie mit dem Vorschlage heraus, ihm das Consulat auf
*) Der Sohn des bei dein nordamerikanischen Freiheitskampfe erwähnten Pitt.
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Extrahierte Personennamen: Alexander Alexander
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