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Neue Geschichte. 3. Periode. Rußland.
vergebens die Russen um Hülfe flehten. „Nehmt uns nur wenigstens mit euch!" baten sie das russische Hülssheer, als es aus Navariuo in Morea abzog, ohne etwas ausgerichtet zu haben. Aber der russische Befehlshaber Alexei Orlow ließ die Thore vor ihnen schließen und segelte dann ab. Nun ging das Gemetzel erst recht an; in Tripolizza wurden allein 3000 niedergemacht, und wenig fehlte, daß nicht der Befehl gegeben wurde, alle Griechen im ganzen türkischen Reiche ums Leben zu bringen.
Von den Siegen der Russen in der Moldau soll hier nicht erzählt werden, wohl aber von dem großen Seesiege bei Skio (1770). Die russischen Admirale Elp Hinstone und Spiritow trafen bei der Insel Skio im Archipel auf den Kapndan-Pafcha, den Befehlshaber der türkischen Flotte. Eine fürchterliche Schlacht! Endlich ergriff das Feuer das türkische Admiralschiff; es flog mit entsetzlichem Krachen in die Luft und riß das russische mit in die Höhe. Eine Menge von Menschen verloren dabei das Leben; nur Spiritow und der Pascha kamen von dem unfreiwilligen Fluge glücklich zurück. Die geschlagenen türkischen Schiffe retteten sich in die Bai von Tschesme an der kleinasiatischen Küste. Sogleich legte sich Elphinstone davor und ließ durch einen englischen Seeoffizier, Dugdale (sprich Dockdähl), während der Nacht die türkische Flotte vermittelst eines Branders anzünden. Sie brannte fünf Stunden lang — ein furchtbar-schöner Anblick! Weithin waren See und Land erleuchtet, und das Krachen der einzeln auffliegenden Schiffe hörte man bis nach Athen. — Elphinstone segelte darauf, um der Kaiserin sein Wort zu lösen, mit seinem Schiffe keck durch die Meerenge der Dardanellen, unbekümmert um die rechts und links auf ihn abgesendeten Kanonenkugeln, warf die Anker Angesichts des Sera'i in Constantinopel, ließ seine Trompeter einen Tusch blasen, trank vor den Augen der erstaunten Türken eine Tasse Thee und fuhr endlich zurück, wie er gekommen war. — Der Krieg wurde beendigt durch den Frieden von Kutschuk Kainardschi, bei Silistria an der Donau (1774).
Den zweiten Krieg unternahm Katharina in der Hoffnung, die Türken aus Europa zu verjagen. Daran dachte sie in allem Ernste und hatte auch deshalb über das Thor der am Schwarzen Meere erbauten Stadt Cherson die Überschrift setzen lassen: „Weg nach Byzanz!" Sie hatte dies Reich ihrem zweiten Enkel bestimmt und daher ihn Constantin taufen lassen. Wer weiß auch, ob es ihr nicht endlich gelungen wäre, wenn nicht England und Friedrich
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Schlacht bei Hohenfriedberg.
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seit einiger Zeit trugen sie blaue Pelze und andere Mützen als vorher, ungefähr wie auch ein östreichisches Regiment. Darauf baute er seinen Plan. Er wollte sich durchzuschleichen suchen. Als er dem östreichischen Lager nahe kam, zogen gerade mehrere Regimenter von Neustadt, welches sie vergebens angegriffen hatten, wieder ins Lager zurück. Ziethen schloß sich an, indem er seinen Leuten streng befahl, ganz ruhig wie im Frieden zu reiten, und weder zu schießen, noch den Säbel zu ziehen. Er selbst zog die Tabackspfeife heraus, wie im tiefen Frieden. Voraus schickte er einige geborene Ungern, die in ihrer Landessprache die Feldwachen, auf welche sie stießen, freundlich begrüßen, sollten. Auch durch ein feindliches Dragonerregiment ritten sie ungestört hindurch, und so befand sich Ziethen bald mitten unter den Feinden. Es war ein schöner, heller Tag. Er konnte das ganze Feld übersehen, welches mit Oestreich ent bedeckt war. Die einen thaten dies, die andern jenes. Je näher man dem Lager kam, desto größer wurde die Gefahr, und Ziethen ließ seine Husaren näher zusammenrücken, um sich im Nothfall durchschlagen zu können. Dennoch merkten die Oestreich er nichts, ja ein feindlicher Oberst kam ganz treuherzig zu Ziethen geritten, bot ihm freundlich einen guten Tag und erzählte ihm, daß sein Regiment auch bald nachkommen würde. Aber wie vom Donner wurde er gerührt, als Ziethen seinen Husaren zurief: „Nehmt ihn gefangen! es ist ein Oestreichs!" Eine Strecke mar-schirten die Husaren noch ganz ruhig, mitten durch die Oestreich er durch. Nun aber wandte sich der Weg, und Ziethen schwenkte sich jetzt plötzlich, um bei dem Lager vorbeizuziehen. Da erkannte mau ihn: „Ziethen! Ziethen! Preußen! Preußen!" rief man nun aus allen Seiten. Alles gerieth in Bewegung, und obgleich die Husaren sich in starken Trab setzten, so holte man sie doch ein. Aber Ziethen ließ einhauen und schlug sich mit geringem Verluste glücklich durch. Aehnliche Thaten verrichteten auch die andern Generale, und selbst die Feinde hatten vor den Preußen Achtung.
Eine Hauptschlacht gewann der König in diesem Kriege bei Hohenfriedberg in Schlesien, unweit Striegau (4. Juni 1745). Binnen fünf Stunden war der an Zahl überlegene Feind geschlagen. Die unerschrockenen Preußen aus dem rechten Flügel waren wider Vermuthen des Feindes durch Wasser und Morast gewatet und hatten den Feind mit dem Bajonnete angegriffen; dadurch war der Sieg entschieden worden. Besonders schlimm ging es den Sachsen, die in diesem Kriege auf der Seite der
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Schmalkaldischer Krieg.
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88. Der schmalkaldische Krieg, 1547. — Moritz von Sachsen.
Kaiser Karl hatte wenig Zeit, sich um die Religionsstreitigkeiten in Deutschland zu bekümmern; er hatte nicht nur mit Franz I., König von Frankreich, vier Kriege zu führen, sondern unternahm auch zwei Seefahrten nach der afrikanischen Nordküste. Die Türken trieben nämlich damals im mittelländischen Meere viel Seeräuberei und plünderten sogar ungeschent die Küsten von Spanien, Sicilien und Neapel. Besonders gefürchtet machte sich der Seeräuber Hayradiu Barbarossa, eines griechischen Töpfers Sohn aus Lesbos, nachher zum muhamedanischen Glauben übergetreten. Er hatte sich mit Erlaubniß des Sultans Algiers bemächtigt, war zum Admiral der türkischen Flotte ernannt worden und hatte endlich das Reich Tunis weggenommen. Der Bei dieses Landes bat den Kaiser Karl um Hülfe. Dieser rief den berühmten Seehelden Andreas Doria aus Genua auf, die kaiserliche Flotte zu befehligen, und begleitete dieselbe, 1535. Hayradin wurde aus Tunis vertrieben, diese Stadt erobert und 22,000 gefangene Christensklaven befreit.
Sechs Jahre darauf unternahm Karl einen zweiten Seezug nach der afrikanischen Küste, dies Mal nach Algier, 1541. Hay-radin hatte seine Seeräubereien fortgesetzt und die spanischen Küsten ausgeplündert. Andreas Doria befehligte auch dies Mal die kaiserliche Flotte, aber er rieth dem Kaiser, die Unternehmung aufzuschieben, weil die Jahreszeit — es war im Herbste — ungünstig. Aber Karl ließ sich nicht abreden und begleitete die Flotte. Zwar landete das Heer und berannte Algier. Aber schon in der nächsten Nacht, ehe noch die Zelte, die Kanonen und das Gepäck hatten ausgeschifft werden können, erhob sich ein furchtbares Sturm- und Regenwetter, und am Morgen machten die ausgeruhten Feinde aus
noch nicht die Rede gewesen. Er war Dominicanermönch und hatte sich durch ergreifende Beredtsamkeit solche Berühmtheit erworben, daß ihn Horenzo von Medici 1489 nach Florenz zog. Hier übte er bald durch seine Forderung einer Erneuerung des sittlichen und religiösen Lebens, sowie durch die strenge Einfachheit seines Wandels einen großen Einfluß auf das Volk. Aber seine Strenge und seine Freimüthigkeit zogen ihm viele Feinde zu, und da er nicht die Kirche allein, sondern auch den Staat zu reformiren versuchte, so gerieth er in Verwickelungen, welche den traurigen Ausgang nahmen, daß er gefangen und zum Flammentode tierurtheilt wurde, den er muthig und freudig erlitt (1498).
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256 Neueste Geschichte. 3. Periode. Orientalischer Krieg.
Batterien forcirten. Die Türken begannen ihre Angriffsbewegungen am 25. mit dem Stromübergange bei Widdin, um sich bei Ka-lasat zu verschanzen. Fast gleichzeitig geschahen Angriffe auf die übrigen Donauübergänge bei Kalarasch, Giurgewo und Olte-nizza zum Theil mit gutem Erfolg, überall unter für die türkischen Waffen nicht unrühmlichen Gefechten. Auch in Asien begann der Krieg unter glücklichen Auspicien für die Türken, indem sie durch einen nächtlichen Ueberfall das etwa zehn Stunden von dem türkischen Hafen Batum in Transkankasien liegende Fort St. Nikolaus oder Schefketil nahmen und fünf Stürme der Russen, welche das Fort zurückerobern wollten, mannhaft zurückschlugen.
Die Welt war erstaunt über diesen Anfang eines Krieges, für welchen Rußland sich seit Jahren militärisch und diplomatisch gerüstet hatte und man war geneigt, die Kriegstüchtigkeit der Türken jetzt eben so sehr zu überschätzen, als man sie vorher gering geachtet hatte. Doch setzte fürs erste die eintretende schlechte Witterung den Kriegsoperationen an der Donau ein Ziel, und die europäische Diplomatie machte einen neuen Versuch zur Aussöhnung, indem die Gesandten Frankreichs, Englands, Oestreichs und Preußens am 5. December in Wien eine an die Pforte gerichtete Collectiv-note unterzeichneten, wo sie dieselbe aufforderten, die Bedingungen anzugeben, unter welchen sich die osmanische Regierung zu Anknüpfung von Friedensunterhandlungen verstehen wollte, während sie selbst sich in einem Protokoll „zur Aufrechthaltung der Integrität der Pforte" verpflichteten.
Indeß trat ein Zwischenfall ein, der alle Friedensaussichten über den Haufen warf. — In Asien hatte sich das Schicksal der Schlachten gegen die Türken gewendet und am 30. November ward die türkische Flotte des Schwarzen Meeres im Hafen von Sinope von dem Admiral Nachimow angegriffen und nach verzweifelter Gegenwehr in die Luft gesprengt, bis aus den kleinen Dampfer „Taif", welcher die russische Schlachtlinie durchbrach und die Unglückspost nach Constantinopel brachte. Dieser Sieg der ■, Russen, fast angesichts der vereinigten Flotten erfochten, ward in Paris und London wie eine Verhöhnung der eigenen Seemacht betrachtet, und da nunmehr auch die Nachricht eintraf, daß der russische Einfluß in Persien die Oberhand gewonnen und der englische Gesandte Teheran verlassen habe, sah sich das englische Cabinet Aberdeen zu energischeren Maßregeln genöthigt. Diese bestanden in einer an Rußland erlassenen Erklärung, daß die beiden
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Kongreß zu Paris.
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Der Congreß ward am 25. Februar 1856 im Hotel des Ministeriums des Aeüßern eröffnet und durch Vorschlag des Grafen Buol dem Grafen Walewski das Präsidium übertragen. Um die Verhandlungen abzukürzen, wurde das Wiener Protokoll vom 1. Februar als Inbegriff der Friedenspräliminarien anerkannt, worauf man sich darüber verständigte, daß ein Waffenstillstand zu Land und zu Wasser einträte, welcher mit dem 31. März aufhören sollte, wenn bis dahin der Friede nicht Zu Stande gekommen wäre; doch sollte der Blockadezustand dadurch nicht unterbrochen werden.' Diese Form des Waffenstillstandes war eine indirecte Warnung für Rußland, welche indeß kaum nöthig war. Der neue Czar, Alexander Ii., wollte den Frieden, welcher, da Frankreich ihn ebenso lebhaft wünschte, weil es alles erreicht hatte, was es durch den Krieg erreichen konnte, und England sich, wenn auch widerwillig, der Pression seines Alliirten 'fügen mußte, rasch zu Stande kam.
Derselbe ward am 30. März um 1 Uhr Nachmittags unterzeichnet.
Die hauptsächlichsten Bestimmungen waren: 1) die Neutralisation des schwarzen Meeres, welches künftig von keinem Kriegsfahrzeug irgend einer Nation befahren und an dessen Küsten kein Marine-Militär-Arsenal errichtet werden soll; 2) die Freiheit der Donauschifffahrt, zu deren Sicherstellung Rußland einen Theil Bessarabiens opfern mußte, so daß es aushörte, ein Donauufer-Staat zu sein, während eine europäische Commission zur definitiven Regelung der Donauschiffsahrts-Verhältnisse eingesetzt werden sollte; 3) die Beseitigung des russischen Protectorats über die Donau-fürstenthümer, welche fortfahren sollten, unter Suzerainetät der Pforte und unter Garantie der contrahirenden Mächte die Privilegien und Immunitäten, in deren Besitz sie sich befinden, zu genießen, 4) Ausnahme der Türkei in das System des europäischen Völkerrechts, so daß fortan jeder Angriff auf die Unabhängigkeit und die Territorialität des ottomanischen Reichs als eine Frage dev allgemeinen Interesses betrachtet werden soll. — Andere Bestimmungen bezogen sich auf wechselseitige Rückgabe der gemachten Eroberungen, Feststellung der Grenzen und die künftige Organisation der Donausürstenthümer; der Frage dagegen, welche den angeblichen Entstehungsgrund des verheerenden und opferreichen Krieges gegeben hatte, ward im Frieden zwar gedacht, aber nur m so fern, als die contrahirenden Mächte sich auf Mittheilung des
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Englisch-persischer Krieg. 271
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müssen, und beobachteten daher mit argwöhnischem Auge jede Vergrößerung des gegnerischen Machteinflusfes. Sie wetteiferten hauptsächlich in dem Bestreben, in Persien vorwiegenden Einfluß zu erlangen, und da es Rußland während des orientalischen Krieges gelungen war, am Hofe von Teheran England den Rang abzulaufen, so war vorauszusehen, daß sich schwere Verwickelungen daraus ergeben würden. Zerwürfnisse rein persönlicher Art zwischen dem persischen Hofe und dem englischen Gesandten führten zu einer Unterbrechung des diplomatischen Verkehrs und ein glücklicher Feldzug Persiens gegen Herat, welches die Straße nach Indien beherrscht, zum Kriege. Ein englisches Heer unter General Outram erfocht im Februar 1857 einen Sieg über ein großes persisches Heer und eine wichtige Festung wurde von den Engländern eingenommen. Indeß gelang es auch hier der französischen Vermittelung, die Kriegsflamme zu ersticken, wozu sich die Gelegenheit durch eine nach Paris geschickte persische Gesandtschaft ergab, an deren Spitze Fernk Chan stand. Zwischen ihm und den englischen Gesandten daselbst wurde unter französischer Vermittelung im März 1857 der Friede geschlossen, nach welchem England das persische Gebiet räumte und auf das Schutzrecht über persische Unterthanen verzichtete, Persien dagegen seinerseits Herat räumte und alle Ansprüche auf dasselbe und ganz Afghanistan aufgab.
Eine vorübergehende Aufmerksamkeit erregten zwei mit der orientalischen Frage mittelbar zusammenhängende Ereignisse: der Conflict der Westmächte mit den Regierungen von Griechenland und Neapel. Nach Ausbruch des orientalischen Krieges waren die Griechen, auch die in der Türkei wohnenden, von einer lebhaften nationalen Erregung ergriffen worden, deren Ziel wahrscheinlich aus eine Vergrößerung des Königreichs durch Epirus und Thessalien gerichtet war, vielleicht sogar auf eine Erneuerung des griechischen Kaisertumes in Constantinopel. Im Januar 1854 brach der Aufstand in Epirus aus; der Hof in Athen begünstigte oder duldete diese Demonstrationen, welche offenbar nur zur Förderung der russischen Pläne dienten. Die Westmächte hielten es für nothwendig einzuschreiten; im Mai erschienen 16 englisch-französische Dampfer im Piraeus, besetzten die dortigen griechischen Kriegsschiffe und landeten ein Truppencorps von 3000 Mann. Der König von Griechenland sah sich zu dem Versprechen einer strengen Neutralität gezwungen; doch wurden die Truppen der Westmächte erst 1857 aus Griechenland zurückgezogen.
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Neueste Geschichte. 3. Periode.
Uebergangszeit Raum gelassen. Die Bauern werden erst nach Ablaus vorgeschriebener Fristen freie Eigenthümer ihres Besitzthums. — Inzwischen hat die russische Politik den Orient nicht aus den Augen gelassen, zumal es ihr gelang, hinsichtlich desselben noch während der Pariser Conserenzen eine Verständigung mit Frankreich herbeizuführen^, wie sich bei Behandlung der Donausürsten-thümersrage zeigte.
Den bei weitem wichtigsten Erfolg in Asien errang Rußland 1859 durch Besiegung und Gefangennehmung Schamyls, des Tscherkessenhelden, mit dessen Beseitigung die Unterwerfung des Kaukasus vollendet schien. Dem russischen Fürsten Barya-tinsky gebührt der Ruhm, diesen langwierigsten und gefährlichsten Gegner der russischen Vergrößerung nach Osten besiegt zu haben. Er hatte ihn in immer engere Grenzen eingeschlossen, und zuletzt auch sein Felsenfort Weden erobert. Mit nur 400 ihm bis in den Tod getreuen Münden floh Schamyl in den Süden Daghestans. Aber die Russen hefteten sich an seine Fersen und erstürmten seine letzte Zufluchtsstätte, das Felsennest Gunib, wobei alle Münden bis auf 47 fielen. Schamyl barg sich in einer Höhle, ergab sich aber auf die persönliche Aufforderung des Fürsten (8. Sept. 1859). Der Fürst ließ ihm Dolch und Pistolen und schickte den gefangenen, damals 68jährigen Helden nach Petersburg, wo er mit großer Achtung behandelt wurde. Seinen Aufenthalt erhielt er in Kaluga angewiesen. Mit Schamyls 'Gefangennehmung erlosch auch in wenigen Jahren der Kampf der Tscherkessen. Ein Theil wanderte auf türkisches Gebiet, wenige Stämme behaupteten sich noch im Gebirge. 1864 war die Unterwerfung des Kaukasus beendigt.
Fast noch wichtiger als dieses Ereigniß war für die Russen die Besitznahme des Amurlandes, eine unblutige Eroberung, welche dem Gouverneur Oftsibiriens Murawiew gelang, indem er während des Krieges, welchen Frankreich und England mit China führten, Unterhandlungen in Peking anknüpfte und in friedlicher Weise die Abtretung des Gebietes am linken Ufer des Amur und am rechten Ufer bis zum Ufsuri erlangte, 1858. Auch in den weiten Ebenen Tnran's drang die Macht Rußlands durch Kriegszüge gegen die Khane von Khiwa und Khokand vor. Seit 1865 besitzen die Russen Taschkend, die wichtigste Handelsstadt jener Gegenden, und die Provinz Turkestan wurde gegründet. Mit Japan wurden Handelsverbindungen angeknüpft.
Dagegen entstand der russischen Regierung eine neue Sorge
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398
Neueste Geschichte. 3. Periode.
rung und Durchführung namentlich ein Verdienst Napoleon Iii. ist, was ihm immerdar zur Ehre gereichen wird. Denn von England fehlte nicht allein die Mitwirkung, sondern seine Handelseifersucht bemühte sich sogar, das Unternehmen zu erschweren oder gar zu vereiteln. Der Bau des Kanals war 1854 angefangen und jetzt soweit vollendet, daß es möglich war, die Einweihung auf den 16. November festzusetzen.*) Im Juni hatte der Viceköuig (Khe-dive) von Aegypten, Ismail Pascha, ein Enkel von Mehemed Ali, persönlich an den Höfen von Wien, Berlin, Paris und London zu den Feierlichkeiten der Eröffnung eingeladen. Dieser Einladung folgten die Kaiserin Eugenie von Frankreich, der Kaiser von Oestreich, der Kronprinz von Preußen, der zweite Sohn des Königs von Italien, mehrere andre Fürsten und eine bedeutende Anzahl politischer und wissenschaftlicher Notabilitäten. Die Kaiserin und die Fürsten begaben sich zunächst nach Eonstantinopel, wo ihnen der Sultan einen prächtigen und würdevollen Empfang bereitete. Von hier aus reiste der Kronprinz von Preußen nach Athen und dann nach Jerusalem. Der Sultan hatte der Krone Preußen einen beträchtlichen Theil des früheren Besitzthums der Johanniter in Jerusalem übergeben. Von dieser Schenkung vollzog der Kronprinz am 7. November die Besitzergreifung unter lebhafter Betheiligung der dortigen Deutschen, welche die auf dem alten Gemäuer aufgepflanzte preußische Fahne mit Begeisterung begrüßten. Auf dieser Stätte soll sich der Bau einer vom Johanniterorden zu errichtenden deutsch-evangelischen Kirche erheben. Auch der Kaiser
*) Der Suezkanal hat eine Länge von 21meilen, er ist 8 Meter tief, oben 100 und am Grunde 22 Meter breit. Da diese Maße nur für ein Schiff hinreichen, so sind für das Voruberpassiren einander entgegenkommender Schiffe mehrere Ausweichungen angelegt. Die Kosten des Baues beliefen sich auf 400 Millionen Franken und darüber. Unter den Schwierigkeiten der Bauausführung war nicht die geringste die Beschaffung der Lebensmittel und namentlich des Trinkwassers für die Arbeiter. Es mußte dazu ein eigener Kanal aus dem Nil herangeleitet werden. Die bisherige Benutzung hat den guten Zustand des Kanals bewiesen; es sind Schiffe mit. 23 Fuß' Tiefgang ohne Schwierigkeit passirt. Es sind im Jahre 1870 486 Schiffe durch den Kanal gegangen, 1871 765 Schiffe, im ersten Halbjahr 1872 stieg die Zahl schon auf 887. Der Verkehr mit Dampfern nimmt einen großartigen Aufschwung, für Segelschiffe macht die Beschaffenheit des rothen Meeres die Schifffahrt schwierig. Wie sehr sich Weg und Zeit durch die Benutzung des Kanals verkürzen, zeigt folgendes Beispiel. Ein Schiff, welches Glasgow am 30. März verließ, lief am 22. Mai in Schanghai ein, hatte also die Fahrt von Hafen zu Hafen in 58 Tagen vollendet, von denen es nur 45 Tage unter Dampf gewesen war.
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478
Neueste Geschichte. 3. Periode.
Bündniß mit der Türkei ab, welche die Insel Cyperu an England abtrat. — Der Gegensatz der Machtentwickelung Englands und Rußlands im Orient zeigt sich aber noch auf einem andern weiter entlegenen Gebiete, wo er bereits die eigentliche Ursache zu einem Kriege Englands mit Afghanistan geworden ist. Dieses Land ist nach Centralasien hin, wo Rußlands Macht vordringt, eine schützende Vormauer des englischen Reiches in Indien. Die Königin von England hatte am 1. Januar 1877 den Titel und die Würde einer Kaiserin von Indien angenommen. Eine Gesandtschaft sollte dem Emir von Afghanistan, Schir Ali, die Anzeige davon überbringen; er lehnte den Empfang derselben ab, und eine zweite Botschaft wurde feindselig zurückgewiesen. Unterdeß hatte der Emir russische Verbindungen angeknüpft; ein russischer Gesandter war in Kabul erschienen. Nun begann England den Krieg und Schir Ali, der ohne russische-Hülse blieb, floh nach Turkestan, wo er kurze Zeit darauf starb. Sein Nachfolger Jakub Khan schloß im Mai 1878 Frieden, aber als die in Kabul eintreffende englische Gesandtschaft von fanatischen Ausrührern ermordet wurde, ist natürlich der Krieg aufs neue ausgebrochen.
Rußlands Unternehmungen und Geschicke haben in Abschnitt 163 unsre Theilnahme vielfach erregt; es bleibt hier noch übrig, das russische Vordringen in Centralasien und die durch den Nihilismus hervorgerufenen Zustände kurz zu überblicken. Zuvor ist dessen zu gedenken, daß Rußland in dem Kriege zwischen Deutschland und Frankreich durch seine Neutralität eine weitere Ausdehnung des Krieges vermeiden half. Seinerseits benutzte es damals die Umstände, um sich von einigen im Pariser Frieden 1856 ihm auferlegten Beschränkungen zu befreien (Pontusfrage). Die in London deshalb abgehaltene Conferenz hob die Neutralisation des schwarzen Meeres auf, gestattete dagegen der, Pforte, die Dardanellen den Flotten befreundeter Mäcljte öffnen zu dürfen. Ausdehnung der russischen Ostgrenzen nach Turan hin und Macht-eutwickeluug in Mittelasien waren seit der 1839 gegen Khiwa unternommenen, obgleich mißlungenen Expedition feste Ziele der russischen Politik geblieben. Langsam und sicher wurde die weitere Annäherung vorbereitet; das Fort Aralsk unweit der Mündung des Syr Darja wurde gegründet, eine Flotille beherrschte den Aralsee. 1853, mitten im Krimkriege, erzwang eine neue Expedition gegen Khiwa einen Vertrag des Khans mit Rußland; 1865 wurde
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Begebenheiten in den Jahren 1871 bis 1878.
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Taschkend genommen, der Stapelplatz des mittelasiatischen und chinesischen Handels. Es gab nun eine russische Provinz Turkestan. Nach der Einnahme von Samarkand, 1868, wurde der Emir von Bochara tributpflichtig. 1873 folgte die Unterwerfung des Khans von Khiwa, 1876 ist Khokand dem russischen Gebiete einverleibt worden. England blickt nun von Indien aus auf die Annäherung der moskowitischen Fahnen; es ist nicht undenkbar, daß Afghanistan einst der Schauplatz des Zusammenstoßes werden könnte.
Aber bei dem staunenden Anschauen des russischen Kolosses schrickt der Blick vor einer Zerrüttung der inneren Zustände durch den Nihilismus zurück. Die Bezeichnung Nihilist ist uns schon S. 329 begegnet; das Wort hat seitdem eine beängstigende Bedeutung erhalten. Wir haben bei Deutschland und bei Frankreich das stärkere Hervortreten des Socialismus kennen gelernt. Der russische Nihilismus ist etwas Aehnliches, aber Schlimmeres. Anfänglich war er kaum mehr als das theoretische System einiger erhitzten Köpfe; nun verfolgen die Leiter des Geheimbundes offenbar ruchlose praktische Zwecke. Jene westeuropäischen Umsturzparteien glauben, nach der Zerstörung des Bestehenden eine neue Einrichtung der menschlichen Gesellschaft aufrichten zu können; die Nihilisten wollen nur zerstören, unbekümmert darum, was nach dem Umsturz der Dinge kommen soll. Und diese verderbliche Lehre schleicht wie eine geheime Krankheit, da und dort in Attentaten und Brandstiftungen ausbrechend, aber in ihrem eigentlichen Sitze nnfindbar, durch einen Theil des russischen Volkes, leider besonders durch die Jugend, auch die weibliche Jugend. Nicht die Zahl der Attentate allein, sondern eben so sehr die entsetzliche Weise ihrer Vorbereitung und Verübung verbreiten Abscheu und Schrecken weit über Rußlands Grenzen hinaus. .Kaiser Alexander wurde am 2. April 1879 auf der Straße von Mörderhänden bedroht; am 1. December 1879 sollte der kaiserliche Eisenbahnwagen bei der Einfahrt in Moskau in die Luft gesprengt werden; am 17. Februar 1880 war eine furchtbare Explosion im Winterpalais, durch welche viele unschuldige Menschen nm's Leben kamen, darauf gerichtet, den Kaiser in seinem Hanse, in der Mitte seiner Familie zu vernichten. Alexander Ii. ist diesen ruchlosen Plänen bisher glücklich entgangen. Andre Attentate sind auf hervorragende Mitglieder der kaiserlichen Regierung gerichtet worden; General Mesen-zoff und Fürst Krapotkin wurden getödtet, Polizeiminister Trepow verwundet, bei General Melikoff ging die Absicht des Mörders fehl.
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Extrahierte Personennamen: Bochara Alexander Alexander Alexander_Ii Alexander Trepow Melikoff
Extrahierte Ortsnamen: Samarkand England Indien Afghanistan Deutschland Frankreich Moskau