180 Neue Geschichte. 2. Periode. Dreißigjähriger Krieg.
warfen sie auch noch den Schreiber Fabricins, ein Werkzeug jener, der sich unter deitt Tische versteckt hatte, hinunter, eine Höhe von 60 Fuß. Aber brachen denn die Leute nicht Hals und Bein? — Sie fielen glücklicherweise auf einem Haufen Gemülle, und wankten mit gelähmten Gliedern nach Hause.*)
Die Stände konnten nun wohl denken, daß der Kaiser die eigenmächtige That bestrafen würde. Darum trafen sie schnell Vorkehrungen. Sie besetzten das Schloß mit ständischen Truppen, ernannten 30 Directoren, welche die Regierung führen sollten, nahmen alle Beamte in Eid und Pflicht und die Einkünfte in Beschlag; dann schrieben sie an den Kaiser und suchten ihr Verfahren bestmöglichst zu entschuldigen, aber zugleich warben sie Truppen und forderten die Schlesier, Mährer, Lausitzer, Oestreicher und Ungern auf, mit ihnen gemeinschaftliche Sache zu machen. Den Erzbischof von Prag, dön Abt von Braunau, viele andere Prälaten und die Jesuiten jagten sie aus dem Lande. Der Kaiser erschrak, und da er damals kränklich und überhaupt furchtsam war, so wollte er auf des Cardinals Clesel Rath lieber mit den Böhmen unterhandeln, als Gewalt brauchen. Aber dagegen setzte sich sein Vetter Ferdinand. „Gott selbst," sagte dieser, „hat die Böhmen mit Blindheit geschlagen, daß sie durch diese erschreckliche That zeigten, daß * ihr Betragen nicht aus Gott, sondern aus dem Teufel sei. Demnach halte ich dafür, daß nichts übrig bleibe, als zu den Waffen zu greifen."
2. Der unglückliche Kurfürst von der Pfalz, Friedrich V. Noch kein Jahr nach jener That auf dem Schlosse in Prag starb Kaiser Matthias (1619) und fand im Grabe die Ruhe, die er auf dem Throne nicht gefunden hatte. Er starb zu rechter Zeit, um noch größeren Uebeln zu entgehen; denn der Krieg hatte wirklich schon begonnen. Graf Thnrn schlug zwei kaiserliche Heere (Dampierre und Bouquoi), die nach Böhmen einrückten, zurück und siel in Mähren und Oestreich ein; allenthalben nahm ihn das Volk mit Freuden aus und erhob sich gegen den Kaiser; ja, Thurn drang bis Wien vor, wo sich Ferdinand befand, und belagerte es. Wirklich war Ferdinand in der mißlichsten Lage. Ueberall offene Empörung oder heimliches Mißvergnügen. Schon pfiffen die Kugeln der Böhmen durch sein Schloß, und, um seine Verlegenheit voll-
*) Das Zimmer des Prager Schlosses, in welchem dies geschah, ist bis heute ganz so gelassen, wie es damals war.
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Extrahierte Personennamen: Clesel_Rath Ferdinand Ferdinand Friedrich_V. Friedrich_V. Matthias_( Ferdinand Ferdinand Ferdinand Ferdinand
Unruhen in Prag. Friedrich von der Pfalz.
181
kommen zu machen, erschienen vor ihm 16 Abgeordnete der östreichischen Stände und verlangten mit drohenden Worten seine schriftliche Einwilligung zu ihrer Bewaffnung und zu einem Bündnisse mit den Böhmen. Ja, einer derselben, Andreas Thonradel, soll sogar so weit gegangen sein, ihn beim Knopfe seines Ramses zu fassen und zu rufen: „Nandel, gieb dich! du mußt unterschreibe!" — Da schmetterten plötzlich Trompeten auf dem Schloßhofe. Es waren 500 Cürafsiere von Dampierre, welche eingezogen waren, um Ferdinands Befehle zu vernehmen. Der Trompetenschall wirkte auf die Abgeordneten wunderbar. Sie beurlaubten sich in größter Schnelligkeit und kamen nicht wieder, und Ferdinand war erlöst, denn auch Thuru zog sich bald darauf von Wien zurück. Auch Ferdinand ist ein Beweis, daß man in keiner, auch noch so großen Verlegenheit verzagen muß, wenn man nur nach seiner besten Ueberzeugung handelt. Bald darauf wurde er zum deutschen Kaiser gewählt und hieß nun Ferdinand Ii. (1619—37).
Nur die Böhmen wollten ihn schlechterdings nicht als ihren König erkennen, setzten ihn förmlich ab und ihnen traten auch die Schlesier, Mährer und Lausitzer, selbst die evangelischen Oestreicher bei. Dagegen wählten sie den 23jährigen Kurfürsten von der Pfalz, Friedrich V., zu ihrem Könige. Zwar war er reformirt; aber sein Oheim war Moritz von Dramen und sein Schwiegervater König Jacob I. von England, und diese Verbindung empfahl ihn den Wählenden besonders. Anfangs besann er sich; die große Gefahr, in die er sich begeben sollte, schwebte seinem Geiste vor und manche Freunde warnten ihn. (Seine Mutier Juliane: „Ach, nun geht die Pfalz nach Böhmen!") Aber da trat seine Frau, Elisabeth, herein, welche der Eitelkeit, Königin zu heißen, nicht widerstehen konnte. „Wie?" rief sie, „du konntest dich vermessen, die Hand einer Königstochter anzunehmen, und dir bangt vor einer Krone, die man dir freiwillig entgegenbringt? Ich will lieber mit einem Könige Sauerkraut, als mit einem Kurfürsten Gebratenes essen." Solche Eitelkeit hat schon manche Frau unglücklich gemacht. Wird Elisabeth sie auch zu bereuen haben? — Auch sein Hofpre-diger Scnltetns redete zu feinem Gewissen: er solle doch nicht durch feine Weigerung mehr als eine Million evangelischer Glaubensgenossen ausopfern. Er nahm die Krone an und reiste nach Prag, wo er mit großem Pompe gekrönt wurde. Hoch schlug der eitlen Elisabeth das Herz vor Freude.
Indessen zog sich über dem neuen Könige und seinen Böhmen
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Andreas_Thonradel Ramses Ferdinands Ferdinand Ferdinand Ferdinand Ferdinand_Ii Ferdinand Friedrich_V. Friedrich_V. Moritz Jacob_I._von_England Juliane Elisabeth
Schlacht bei Hohenfriedberg.
323
seit einiger Zeit trugen sie blaue Pelze und andere Mützen als vorher, ungefähr wie auch ein östreichisches Regiment. Darauf baute er seinen Plan. Er wollte sich durchzuschleichen suchen. Als er dem östreichischen Lager nahe kam, zogen gerade mehrere Regimenter von Neustadt, welches sie vergebens angegriffen hatten, wieder ins Lager zurück. Ziethen schloß sich an, indem er seinen Leuten streng befahl, ganz ruhig wie im Frieden zu reiten, und weder zu schießen, noch den Säbel zu ziehen. Er selbst zog die Tabackspfeife heraus, wie im tiefen Frieden. Voraus schickte er einige geborene Ungern, die in ihrer Landessprache die Feldwachen, auf welche sie stießen, freundlich begrüßen, sollten. Auch durch ein feindliches Dragonerregiment ritten sie ungestört hindurch, und so befand sich Ziethen bald mitten unter den Feinden. Es war ein schöner, heller Tag. Er konnte das ganze Feld übersehen, welches mit Oestreich ent bedeckt war. Die einen thaten dies, die andern jenes. Je näher man dem Lager kam, desto größer wurde die Gefahr, und Ziethen ließ seine Husaren näher zusammenrücken, um sich im Nothfall durchschlagen zu können. Dennoch merkten die Oestreich er nichts, ja ein feindlicher Oberst kam ganz treuherzig zu Ziethen geritten, bot ihm freundlich einen guten Tag und erzählte ihm, daß sein Regiment auch bald nachkommen würde. Aber wie vom Donner wurde er gerührt, als Ziethen seinen Husaren zurief: „Nehmt ihn gefangen! es ist ein Oestreichs!" Eine Strecke mar-schirten die Husaren noch ganz ruhig, mitten durch die Oestreich er durch. Nun aber wandte sich der Weg, und Ziethen schwenkte sich jetzt plötzlich, um bei dem Lager vorbeizuziehen. Da erkannte mau ihn: „Ziethen! Ziethen! Preußen! Preußen!" rief man nun aus allen Seiten. Alles gerieth in Bewegung, und obgleich die Husaren sich in starken Trab setzten, so holte man sie doch ein. Aber Ziethen ließ einhauen und schlug sich mit geringem Verluste glücklich durch. Aehnliche Thaten verrichteten auch die andern Generale, und selbst die Feinde hatten vor den Preußen Achtung.
Eine Hauptschlacht gewann der König in diesem Kriege bei Hohenfriedberg in Schlesien, unweit Striegau (4. Juni 1745). Binnen fünf Stunden war der an Zahl überlegene Feind geschlagen. Die unerschrockenen Preußen aus dem rechten Flügel waren wider Vermuthen des Feindes durch Wasser und Morast gewatet und hatten den Feind mit dem Bajonnete angegriffen; dadurch war der Sieg entschieden worden. Besonders schlimm ging es den Sachsen, die in diesem Kriege auf der Seite der
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Tilly. Wallenstein.
185
ihrem Unglücke, ihr das Versprechen gegeben, für Gott und für sie alles zu wagen. Er hatte sich von ihr ein Zeichen ihrer Gunst ausgebeten, und sie ihm einen ihrer Handschuhe gegeben. Diesen trug er als Wahrzeichen vorn an seinem Hute, und auf seinen Fahnen stand die Divise: Alles für Gott und für sie! Aber sein früher Tod verhinderte die Ausführung seines Gelübdes, dem vertriebenen Kurfürsten sein Land wieder zu verschaffen. Wenige Monate vor Mansfelds Tode hatte ihn ein zehrendes Fieber in Wolfenbüttel hingerafft. Er stand erst im 27. Lebensjahre.
4. Tilly und Wallenstein. Gegen Christian von Braunschweig und Ernst von Mansfeld hatte bisher der Graf Tilly als General der Liga den Krieg geführt. Tilly war ein Mann von vieler Roheit, unerbittlicher Strenge und großer Pünktlichkeit, dabei uneigennützig, aber stolz im hohen Grade. Auf äußere Dinge legte er keinen Werth, und als ihn der Kaiser zum Reichsfürsten erheben wollte, verbat er sich die Ehre und schenkte dem Schreiber der Kanzlei 500 Thaler, damit er das Patent nicht ausfertigte. Seine Statur war klein und hager, aber von starkem Knochenbau. Zwischen seinen eingefallenen Wangen, seiner Nase und seiner runzeligen Stirn sahen seine großen finsteren Augen heraus. Sein graues, borstiges Haar hing um den Kopf herum, den er mit einem spitzen, hochausgestntzten Hute zu bedecken pflegte, von welchem eine rothe Straußfeder hinten herabhing. Dazu nehme man ein grünatlaßnes Kleid nach fpanischem Schnitt, mit aufgeschlitzten Aermelu, weite Beinkleider von demselben Zeuge, und weite, aufgeschlitzte Stiefeln. In der Schlacht pflegte er einen kleinen Grauschimmel zu reiten. Dieser Mann hatte bis dahin nie eine Schlacht verloren und räumte überall, wohin er kam, tüchtig auf. Braunschweigs, Mansfelds und andere Haufen wurden 'überall von ihm vertrieben. Aber er war doch nur ein General der Liga. Der Kaiser dagegen hatte kein Heer, wenigstens kein bedeutendes, und hing also ganz von Tilly und der Liga ab; denn es fehlte ihm an Geld, ein eigenes Heer aufzustellen. Während Ferdinand noch darüber grübelte, machte ihm einer seiner Offiziere den Antrag, ein großes Heer aufzubringen, ohne daß es dem Kaiser das Geringste kosten solle.
Dieser Mann war Albrecht von Wallenstein oder eigentlich Waldstein, 100 Jahre später als Luther, in Böhmen auf dem Gute feines Vaters an der Elbe unweit Königgrätz geboren, aus einer alten evangelischen Familie. Er verlor feine Eltern schon
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Katharina I., Gemahlin Peters des Großen.
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das Zimmer ging, fiel ihre Schönheit ihm so auf, daß er sie gleich zu sich nahm. Er ließ ihr anständige Kleidung machen, gab ihr Dienerschaft und sorgte sür ihre Ausbildung. Weniger durch ihre Schönheit als durch ihr sehr einnehmendes, sanftes Betragen wußte sie sich sein ganzes Vertrauen zu verschaffen, bis er sie endlich gar zu seiner Gemahlin erhob.*) Sie begleitete ihn auch jetzt in den Krieg. — Die Russen fielen unter Scheremetjew in die Moldau ein und zogen längs dem Pruth hinab. Plötzlich sahen sie sich beim Dorfe Falczin von allen Seiten von ungeheuern Schwärmen von Türken und Tataren eingeschlossen. Sie konnten weder vor- noch rückwärts und alle Lebensmittel waren ausgegangen. Der Großvezier vernichtete in einer dreitägigen Schlacht 40,000 Russen. Peter sah den Augenblick sich nähern, wo er mit allen den Seinigen verhungern oder sich den Feinden ergeben müßte. Er schrieb an den russischen Senat einen Brief, in welchem er seine Lage schilderte und gestand, daß er ohne besondere göttliche Hülse nichts erwarten könne als den Tod oder Gefangenschaft. Aber der Mensch muß nie verzweifeln. Strengt er seinen Verstand im Unglück an, so zeigt ihm auch Gott gewiß einen Ausweg. So auch hier. Peter schloß sich mißmuthig in sein Zelt ein; kaum Kathinka wagte vor ihm zu erscheinen, so übellaunig war er. Aber sie eben half ihm. Sie wußte, wie leicht die türkischen Großen sich bestechen lassen, und schickte einen Friedensboten an den Großvezier mit ihrem Juwelenkästchen und einer guten Summe Geldes ab. Das wirkte. Die Augen Mehemets wurden von den glänzenden Steinen so geblendet, daß er die hoffnungslose Lage der Russen nicht mehr sah — und mit Peter so schnell einen Frieden schloß, daß Karl ihn nicht mehr zu hindern im Stande war. Auf die erste Nachricht davon warf sich Karl auf sein Pferd, jagte 15 Meilen weit in einem Ritt bis ins türkische Lager und bot Himmel und Hölle auf, den Vezier zu bewegen, daß er den Frieden bräche. „Vertraue mir," sprach er, „20,000 deiner Janitscharen, und ich liefere dir den Czar noch
*) Der alte Gluck war damals schon todt, aber seine Wittwe und deren Kinder lebten in Moskau in Armuth. Kathinka ließ sie gleich nach Petersburg kommen, machte den Sohn zum Kammerjunker, die eine Tochter zur Ehrendame und verheirathete die beiden andern an Offiziere, und als der ehemalige Hauslehrer des Gluck'schen Hauses sich ihr einst vorstellen ließ, erkannte sie ihn gleich, nahm ihn sehr freundlich auf und setzte ihm eine Pension aus. Ihren ersten Mann sah sie nie wieder; er wurde wenige Jahre nach ihrer Trennung im Kriege erschossen.
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Extrahierte Personennamen: Katharina_I. Peters Peter Gott Kathinka Peter Karl Karl Karl Karl Kathinka
216 Neue Geschichte. 2. Periode. Dreißigjähriger Krieg.
Sie wurde Königin von Schweden, doch so, daß einige Neichsräthe für sie regierten, bis sie erwachsen war. Des Vaters Geist ruhte nicht auf ihr. Sie beging eine Menge Thorheiten und lieferte wieder ein lebendiges Beispiel, wie traurig es ist, wenn ein Weib aus ihrer Bestimmung heraustritt. Christina war eine Art von gelehrter Frau, und das machte sie zur Regierung ungeschickt. Sie legte endlich (1654) die Regierung nieder, wurde katholisch und ist in Rom, unzufrieden mit sich und der ganzen Welt (1689), 60 Jahre alt, gestorben. — Nach Gustav Adolphs Tode führten seine Generale den Krieg fort. An der Spitze der Geschäfte stand der kluge Kanzler Axel Oxenstierna. Aber freilich vermißte man den alles leitenden Geist des Königs; denn so weise auch der Kanzler war, so fehlte ihm doch das königliche Ansehen, und jeder General that, was er wollte. Viel ließe sich noch von den in diesem Kriege vorgefallenen Schlachten und Thaten erzählen; aber der Raum erlaubt es nicht.
11. Wallensteins Tod, 25. Februar 1634. Wallenstein setzte den Krieg fort und zwar im Ganzen zum Vortheil des Kaisers; doch vermied er jede Gelegenheit, große Schlachten zu liefern; vielleicht machte ihn auch seine zunehmende Kränklichkeit weniger unternehmend. Er pflog Unterhandlungen mit den Kurfürsten von Sachsen und Brandenburg und sogar mit Oxenstierna. Er ließ den gefangenen Grafen Thuru frei und statt die Schweden aus Baiern zu vertreiben, bezog er Winterquartiere in den kaiserlichen Erblanden. Wenn wir sein ganzes Benehmen erwägen, so scheint er damals geschwankt zu haben, ob er dem Kaiser treu bleiben, oder sich mit den Schweden und Franzosen verständigen sollte, um das ihm verhaßte Königshaus von Spanien zu demüthigen, wohl auch um sich die böhmische Königskrone zu gewinnen. Denn die Stellung, welche ihm bei der .Uebernahme des Commandos eingeräumt worden war, erzeugte in ihm die verwegensten Pläne; der Möglichkeit einer abermaligen Absetzung wollte er in jeder Weise entgegentreten; in der Tiefe seiner Seele lebte der Wunsch, keinen Herrn mehr Über sich zu haben. So machte er da und dort Anknüpfungen, um seine Pläne zu sichern; aber es fehlte seiner Handlungsweise nach allen Seiten hin an Offenheit und Einfachheit. Seine Feinde am kaiserlichen Hofe, namentlich die Geistlichen und die spanische Partei, benutzten alles, was ihm schaden konnte, sprachen über die zu große Macht, welche ihm der Kaiser verliehen habe, und äußerten sogar die Vermuthung, daß
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Extrahierte Personennamen: Christina Gustav_Adolphs Gustav Axel_Oxenstierna
Extrahierte Ortsnamen: Schweden Rom Sachsen Brandenburg Baiern Spanien
Wallensteins Tod.
217
er wohl mit den Feinden einverstanden sei. Diese Ränke kränkten den ehrgeizigen Mann, und er sprach davon, den Oberbefehl niederzulegen.
Sobald sich die Nachricht davon im Lager verbreitete, ge-riethen die Offiziere in große Bestürzung, weniger vielleicht aus Anhänglichkeit an seine Person, als aus Eigennutz. Denn der Kaiser war ihnen vielen rückständigen Sold schuldig, und da Wallenstein sie angeworben und sür die Zahlung gutgesagt hatte, so fürchteten sie, sie würden, wenn Wallenstein erst abgedankt hätte, gar nichts vom Kaiser erhalten. Als ihnen daher der Herzog durch den Feldmarschall Jllo sagen ließ, er sei wegen der Unbilden, welche er vom kaiserlichen Hofe erfahren, und wegen seiner Krankheit entschlossen, das Generalat niederzulegen, so entstand unter den Obersten der Regimenter eine allgemeine Bewegung. Sie ließen ihn an sein ihnen verpfändetes Wort erinnern und versprachen ihrerseits dagegen, bis ans den letzten Blutstropfen bei ihm auszuharren. Dann schickten sie deshalb eine besondere Deputation an ihn, auf deren bewegliche Vorstellung er ihnen die Versicherung gab, er wolle noch eine Zeit lang das Commando behalten, sie aber sollten sich verpflichten, bei ihm auszuhalten. Denn das Wichtigste für ihn war, sich der Treue seines Heeres, namentlich der höheren Offiziere, zu versichern.
Wallenstein hatte damals sein Hauptquartier in Pilsen, und hier war daher der größte Theil der höheren Offiziere beisammen. Jllo und Wallensteins Schwager, Gras Trczka, veranstalteten ein großes Bankett und legten hier den versammelten Obersten eine von ihnen aufgesetzte Schrift vor — ob auf des Herzogs Betrieb und mit seinem Vorwissen, ist nicht gewiß, doch wahrscheinlich —, in welcher die Obersten sich anheischig machten, bei dem Herzoge „ehrbar und getreu auszuhalten, so lange er in Seiner kaiserlichen Majestät Diensten verbleiben, oder diese zu ihrer Dienste Beförderung ihn gebrauchen werde, und auf keinerlei Weise sich von ihm separiren zu lassen."*) Allein unter den Obersten waren mehrere, die zu der spanischen, dem Herzoge feindlichen Partei gehörten, und da die Herren weidlich getrunken hatten, so daß manche kaum ihrer Sinne mächtig waren, so erhob sich bei der Tafel ein heftiger Streit, indem einige zu unter-
*) Es wird aber auch behauptet, daß in dem Revers ein Vorbehalt auf die Dauer des Oberbefehls nicht eingeflochten gewesen sei.
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Friedrichs des Großen Verwaltung.
349
Katharina, daß Friedrich Ii. Petern die verhaßten Neuerungen und die üble Behandlung seiner Frau angerathen hätte. Daher wurde Czernitschew von dem preußischen Heere zurückgerufen, und es wurden die nöthigen Befehle zur Erneuerung des Krieges gegeben. Aber schon nach einigen Wochen änderte sich die Stimmung wieder. Als man nämlich die hinterlassenen Briefschaften des Kaisers untersuchte, fand man auch. die Briefe Friedrichs, und zu ihrem Erstaunen sah Katharina daraus, daß dieser dem verblendeten Kaiser eifrig seine unklugen Neuerungen rotderrathen und ihn beschworen habe, seine Gemahlin wenigstens mit äußerer Hochachtung zu behandeln. Sie wurde dadurch bis zu Thränen gerührt und bestätigte den Frieden.
Durch die sieben Feldzüge gegen die Preußen hatten Friedrichs Feinde endlich die Ueberzeugung bekommen, daß es doch nicht so leicht sei, ihn zu unterdrücken, als sie wohl anfangs geglaubt hatten. Schweden war dem Beispiele Rußlands gefolgt und hatte Frieden geschlossen, und die andern Feinde hatten auch den Krieg herzlich satt. Die Hoffnung, Schlesien zu erobern, war von Maria Theresia ganz aufgegeben worden und ihre Kassen wurden immer leerer. Die Franzosen waren bisher von dem Herzoge von Braunschweig, einem der größten Generale seiner Alt, in Westphalen und am Rhein mit Glück bekämpft worden, und konnten die Kosten zur Fortsetzung des Kriegs auch nicht mehr aufbringen. Es näherten sich daher die kriegführenden Mächte, und nach kurzen Unterhandlungen wurde am 15. Februar 1763 durch den Frieden von Hubertusburg, einem Jagdschlösse zwischen Meißen und Leipzig, einer der merkwürdigsten Kriege beendigt. Friedrich behielt alle seine Länder, wie er sie vor dem Kriege besessen hatte, also auch Schlesien. Preußen aber gehörte von nun an unter die europäischen Großmächte.
110. Friedrichs des Großen fernere Regierung und Tod.
Die Staaten Friedrichs und alle die andern Länder, welche der Schauplatz des Krieges gewesen waren, befanden sich im kläglichsten Zustande. Ganze Kreise waren verwüstet und Handel und Wandel in Verfall gerathen. Ganz Hinterpommern und ein Theil der Mark waren verödet; Westphalen, Schlesien und Preußen befanden sich in keinem viel bessern Zustande, und Sachsen war ganz ausgesogen. Hier und da fand man gar keine Menschen mehr,
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Franz Joseph. 245
(Abschn. 138). In Ungarn machte die Auffindung der' Kronin-signien. einen sehr günstigen Eindruck. Kossuth hatte dieselben bei seiner Flucht mitgenommen; es ging das Gerücht, daß er sie vergraben habe. Lange waren die Nachforschungen der kaiserlichen Regierung vergeblich, bis sie sich auf die Gegend von Orsowa lenkten. Hier fand man endlich am 8. September 1853 bei Durchgrabung des Bodens an einer auffallenden Stelle die Krone und die Reichskleinodien.
Bald nach dem Mailänder Aufruhr war Oestreich durch einen Mordversuch auf den Kaiser in Schrecken gesetzt worden. Letzterer ging am 18. Februar gegen Mittag, begleitet von seinem Flügeladjutanten dem Grafen O'donnell, auf der Bastei spazieren. Am Käruthner-Thor angekommen, lehnte sich der Kaiser über die Brüstung der Basteimauer, als ein junger Mensch herbeistürzte und ihn mit einem langen, dolchartigen Messer in den Nacken stieß. Einen Augenblick lang war der Kaiser von der Heftigkeit des Stoßes zwar betäubt, hatte aber dann sogleich den Degen gezogen; mittlerweile aber war der Mörder bereits von dem Grafen O'donnell und einigen herbeigeeilten Bürgern festgenommen worden. Die Schnalle der Halsbinde hatte den Stoß aufgehalten, und die Wunde war glücklicherweise so unbedeutend, daß der Kaiser sich zu Fuß nach dem Palaste des Erzherzogs Albrecht begeben konnte, wo er sich verbinden ließ. Die Gefahr — man fürchtete eine Gehirnerschütterung — ging glücklich vorüber und am 12. März zeigte sich der Kaiser, vollkommen genesen, dem jubelnden Volke.
Der Mörder, ein Schneidergesell, Janos Libenyi aus Stuhlweißenburg in Ungarn, wurde am 26. Februar durch den Strang hingerichtet. Die anfängliche Vermuthung, daß er als Mitglied einer Verschwörung im Austrage anderer gehandelt habe, bestätigte sich nicht. Libenyi war ein Fanatiker, revolutionär und voll Haß gegen Oestreich.
Indeß brachte das Jahr 1853 dem Kaiserhause auch ein frohes Ereigniß. Am 18. August verlobte sich Kaiser Franz Joseph mit der Prinzessin Amalie Eugenie Elisabeth, der zweiten Tochter des Herzogs Max in Baiern (Pfalz-Birkenfeld), geboren am 24. Oct. 1837. Die am 24. April 1854 folgende Vermählung ward für das ganze Reich, in Folge des Erlasses einer umfangreichen Amnestie, zugleich zu einem großen Versöhnungsfeste. Diese Amnestie wurde bei Gelegenheit der Reise des
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Wilhelm der Eroberer.
99
Wilhelm persönlich und hatte eine große Vorliebe für ihn und alle Normannen.
Als Eduard 1066 starb, bemächtigte sich Harald, Herzog von Mercia und Kent, der reichste und mächtigste der englischen Großen, des Thrones und wurde allgemein anerkannt. Wihelm fuhr zornig auf und verlangte Abtretung des Thrones, und da Harald die Forderung abschlug, so rüstete er sich. Pie.normänner waren die tapfersten Krieger jener Zeit; außerdem boten die kriegslustigen Ritter anderer Länder dem Herzoge ihre Dienste an. Aus einer zahlreichen Flotte setzte dieser nach der Südküste Englands über und landete glücklich. Als er ans Ufer sprang, fiel er. „Ein übles Vorzeichen!" murrten die Umstehenden. Aber er faßte sich schnell und ries, als wenn er absichtlich sich hingeworfen hätte: „So nehme ich von diesem Lande Besitz!"
Harald eilte herbei. Es kam zu einer blutigen Schlacht bei Hastings (Hehstings) an der Südküste (1066). Die Normänner gewannen einen großen Sieg; Harald fiel mit zweien seiner Brüder und einem großen Theil der sächsischen Ritterschaft. Wilhelm der Eroberer — so wurde er nun genannt — wurde nun ohne Widerspruch König von England; ein kräftiger Mann mit einer starken Seele, aber rauh, stolz und hart. Anfangs regierte er strenggerecht; er duldete keine Unordnung, suchte Normänner und Engländer durch Heirathen einander näher zu bringen und hörte jeden Unterthan an. Aber das änderte sich bald, als er nach der Normandie zurückreiste. Die nach England übergesiedelten Normänner ließen die unterworfenen Engländer ihren Uebermuth fühlen; der Haß gegen die Fremden, wuchs, und schon war der Tag bestimmt, an welchem man die Fremden, wie einst die Dänen, niedermachen wollte. Da kehrte Wilhelm schleunig nach England zurück und hielt ein strenges Gericht über die Uebelthäter. Jeder neue Aufftand führte neue Härten herbei. Er nahm den Engländern ihre Güter, machte diese zu Kronbesitznngen und übertrug sie seinem normannischen Adel. Mit eiserner Hand drückte er die Engländer in Sklaverei nieder und wandte Ehre, Reichthümer und Vertrauen nur den Normännern zu. Nur die Furcht hielt die unglücklichen Engländer von neuen Empörungen zurück. Als er nach 21 jähriger Regierung starb (1087), war die Freude der Engländer groß, und die bittere Reue, die er im Sterben über seine Härte empfand, konnte die Gemüther nicht mit seinem Andenken versöhnen.
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm Wilhelm Eduard_1066 Eduard Harald Mercia Kent Harald Harald Harald Wilhelm Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Englands England England England