Schlacht bei Hohenfriedberg.
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seit einiger Zeit trugen sie blaue Pelze und andere Mützen als vorher, ungefähr wie auch ein östreichisches Regiment. Darauf baute er seinen Plan. Er wollte sich durchzuschleichen suchen. Als er dem östreichischen Lager nahe kam, zogen gerade mehrere Regimenter von Neustadt, welches sie vergebens angegriffen hatten, wieder ins Lager zurück. Ziethen schloß sich an, indem er seinen Leuten streng befahl, ganz ruhig wie im Frieden zu reiten, und weder zu schießen, noch den Säbel zu ziehen. Er selbst zog die Tabackspfeife heraus, wie im tiefen Frieden. Voraus schickte er einige geborene Ungern, die in ihrer Landessprache die Feldwachen, auf welche sie stießen, freundlich begrüßen, sollten. Auch durch ein feindliches Dragonerregiment ritten sie ungestört hindurch, und so befand sich Ziethen bald mitten unter den Feinden. Es war ein schöner, heller Tag. Er konnte das ganze Feld übersehen, welches mit Oestreich ent bedeckt war. Die einen thaten dies, die andern jenes. Je näher man dem Lager kam, desto größer wurde die Gefahr, und Ziethen ließ seine Husaren näher zusammenrücken, um sich im Nothfall durchschlagen zu können. Dennoch merkten die Oestreich er nichts, ja ein feindlicher Oberst kam ganz treuherzig zu Ziethen geritten, bot ihm freundlich einen guten Tag und erzählte ihm, daß sein Regiment auch bald nachkommen würde. Aber wie vom Donner wurde er gerührt, als Ziethen seinen Husaren zurief: „Nehmt ihn gefangen! es ist ein Oestreichs!" Eine Strecke mar-schirten die Husaren noch ganz ruhig, mitten durch die Oestreich er durch. Nun aber wandte sich der Weg, und Ziethen schwenkte sich jetzt plötzlich, um bei dem Lager vorbeizuziehen. Da erkannte mau ihn: „Ziethen! Ziethen! Preußen! Preußen!" rief man nun aus allen Seiten. Alles gerieth in Bewegung, und obgleich die Husaren sich in starken Trab setzten, so holte man sie doch ein. Aber Ziethen ließ einhauen und schlug sich mit geringem Verluste glücklich durch. Aehnliche Thaten verrichteten auch die andern Generale, und selbst die Feinde hatten vor den Preußen Achtung.
Eine Hauptschlacht gewann der König in diesem Kriege bei Hohenfriedberg in Schlesien, unweit Striegau (4. Juni 1745). Binnen fünf Stunden war der an Zahl überlegene Feind geschlagen. Die unerschrockenen Preußen aus dem rechten Flügel waren wider Vermuthen des Feindes durch Wasser und Morast gewatet und hatten den Feind mit dem Bajonnete angegriffen; dadurch war der Sieg entschieden worden. Besonders schlimm ging es den Sachsen, die in diesem Kriege auf der Seite der
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Tilly. Wallenstein.
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ihrem Unglücke, ihr das Versprechen gegeben, für Gott und für sie alles zu wagen. Er hatte sich von ihr ein Zeichen ihrer Gunst ausgebeten, und sie ihm einen ihrer Handschuhe gegeben. Diesen trug er als Wahrzeichen vorn an seinem Hute, und auf seinen Fahnen stand die Divise: Alles für Gott und für sie! Aber sein früher Tod verhinderte die Ausführung seines Gelübdes, dem vertriebenen Kurfürsten sein Land wieder zu verschaffen. Wenige Monate vor Mansfelds Tode hatte ihn ein zehrendes Fieber in Wolfenbüttel hingerafft. Er stand erst im 27. Lebensjahre.
4. Tilly und Wallenstein. Gegen Christian von Braunschweig und Ernst von Mansfeld hatte bisher der Graf Tilly als General der Liga den Krieg geführt. Tilly war ein Mann von vieler Roheit, unerbittlicher Strenge und großer Pünktlichkeit, dabei uneigennützig, aber stolz im hohen Grade. Auf äußere Dinge legte er keinen Werth, und als ihn der Kaiser zum Reichsfürsten erheben wollte, verbat er sich die Ehre und schenkte dem Schreiber der Kanzlei 500 Thaler, damit er das Patent nicht ausfertigte. Seine Statur war klein und hager, aber von starkem Knochenbau. Zwischen seinen eingefallenen Wangen, seiner Nase und seiner runzeligen Stirn sahen seine großen finsteren Augen heraus. Sein graues, borstiges Haar hing um den Kopf herum, den er mit einem spitzen, hochausgestntzten Hute zu bedecken pflegte, von welchem eine rothe Straußfeder hinten herabhing. Dazu nehme man ein grünatlaßnes Kleid nach fpanischem Schnitt, mit aufgeschlitzten Aermelu, weite Beinkleider von demselben Zeuge, und weite, aufgeschlitzte Stiefeln. In der Schlacht pflegte er einen kleinen Grauschimmel zu reiten. Dieser Mann hatte bis dahin nie eine Schlacht verloren und räumte überall, wohin er kam, tüchtig auf. Braunschweigs, Mansfelds und andere Haufen wurden 'überall von ihm vertrieben. Aber er war doch nur ein General der Liga. Der Kaiser dagegen hatte kein Heer, wenigstens kein bedeutendes, und hing also ganz von Tilly und der Liga ab; denn es fehlte ihm an Geld, ein eigenes Heer aufzustellen. Während Ferdinand noch darüber grübelte, machte ihm einer seiner Offiziere den Antrag, ein großes Heer aufzubringen, ohne daß es dem Kaiser das Geringste kosten solle.
Dieser Mann war Albrecht von Wallenstein oder eigentlich Waldstein, 100 Jahre später als Luther, in Böhmen auf dem Gute feines Vaters an der Elbe unweit Königgrätz geboren, aus einer alten evangelischen Familie. Er verlor feine Eltern schon
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282 Neue Geschichte. 2. Periode. Schweden und Rußland.
er nur mit Hülfe eines herzueilenden Knechtes herausgezogen werden konnte. Ein Stiefel und sein Degen blieb im Sumpfe, aber unverrveilt, nur an dem einen Fuße bestiefelt, so warf er sich auf ein anderes Pferd und jagte fort, und nun wurden die Russen bald unterworfen. Peter selbst war nicht dabei gewesen; denn ein großer Feldherr war er nicht. Als ihm die Niederlage gemeldet wurde, sagte er ruhig: „Ich weiß wohl, die Schweden werden uns noch manchmal schlagen; aber wir lernen durch sie. Die Zeit wird kommen, wo wir über sie siegen werden." Und in sein Tagebuch schrieb er: „Da wir dieses Unglück, oder vielmehr dies Glück erlebt hatten, machte uns die Noth emsig, arbeitsam und erfahren." Ein schöner, eines großen Fürsten würdiger Gedanke, das Unglück so zu benutzen, daß es zum Glück werde!
Jetzt ging es gegen den dritten Feind, gegen August Ii., und Karl erklärte laut, er wollte nicht eher ruhen, bis er ihn abgesetzt hätte und einen anderen König von Polen sähe. August Latte nicht erwartet, daß Karl ihm so geschwind über den Hals kommen würde; denn sonst pflegte man nur im Sommer Krieg zu führen und im Winter zu ruhen. Karl aber war gegen alle Witterung abgehärtet; nicht einmal einen Pelz pflegte er im Winter zu tragen. In seiner Verlegenheit schickte August die Gräfin von Königsmark, eine Frau von ausgezeichneter Schönheit, die bei ihm viel galt, an Karl ab. Sie sollte unter dem Vorwande, sich für einen Verwandten zu verwenden, bei ihm Audienz suchen und ihn dann überreden, mit August Frieden zu machen. Aber darin hatte sich dieser verrechnet. Karl konnte die Frauen nicht leiden, ist auch nie verheirathet gewesen, und sobald er hörte, die Gräfin sei gekommen, ihn zu sprechen, wandte er sich unwillig ab und mochte sie nicht einmal sehen. Eine Frau, die sich in Männergeschäfte mischt, war ihm vollends ein Gräuel. Eben so fruchtlos waren andere Gesandtschaften. Karl wollte diesen seinen Feind, den er mehr haßte als die andern, durchaus verderben, erreichte ihn auch bald, schlug ihn (1702) bei Klissow im südlichen Polen, nahm ihm fast ganz Polen und und zwang die Einwohner, so sehr sie auch widerstrebten, einen andern König zu wählen. Dies war Stanislaus Lesczinski, ein Mann von schönem Wuchs und bescheidenen Sitten, erst 27 Jahre alt. August war nach Sachsen geflohen; dies Land gehörte ihm auch. Aber auch selbst da suchte Karl ihn auf. Sein Marsch ging durch Schlesien. Bei Steinau ritt er, ohne die Vollendung der Brücke abzuwarten, durch die
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Extrahierte Personennamen: Peter August Karl Karl August Karl Karl Karl August Karl Karl August Karl Karl Stanislaus_Lesczinski August Karl Karl
Karls Xii. Tod. 295
zeigt, und fiel ihm da ein, zu behaupten, daß der Hofmaler eine Meerkatze sei, so war nichts im Stande, ihn davon abzubringen. Pferde zu bändigen und Bären zu jagen war seine Hauptlust; einmal zwang er sein Pferd, mit ihm über einen Holzhaufen zu klettern. Sonst war er ein sehr achtnngswerther Mensch, voll Gottesfurcht, frommer Ergebung, frohen und unerschütterlichen Muthes, strenger Gerechtigkeit und durchaus unbefleckten Wandels vor Gott und den Menschen. — Auch hatte er ein angenehmes Aenßere. Er war groß und schlank gewachsen, von gerader Haltung, bräunlicher Gesichtsfarbe, und seine blauen Augen strahlten mit großer Lebendigkeit. Sein Anzug unterschied ihn leicht von andern.*) Sein Rock war von blauem Tuche mit übergoldeten Messingknöpfen, seine Unterkleider strohgelb, seine Haare kurz abgeschnitten und in die Höhe gekämmt; die Stulpen seiner Handschuhe reichten bis an die Ellenbogen. Seine Stiefeln gingen weit über die Kniee hinauf und waren unten mit eisernen Sporen versehen. Um den Leib geschnallt trug er ein einfaches Degengehenk; der Degen selbst war sehr lang und mit vergoldetem Messinggriff. Seinen kleinen dreieckigen Hut trug er, sobald er vom Pferde gestiegen war, in der Hand. Er sprach wenig, aber mit Verstand und mit großer Bestimmtheit; auf sein Wort konnte man sich jederzeit verlassen.
Nach Karls Xii. Tode eilte der neue König, Friedrich I., der mit Karls Schwester vermählt und ein hessischer Prinz war, Schweden den ersehnten Frieden zu geben. An England (Georg I.) mußte er die Herzogthümer Bremen und Verden, an Preußen Vorpommern zwischen Oder und Peene und an Rußland (Frieden von Nystadt 1721) Lievland, Esthland und Jngermannland abtreten; allerdings große Verluste, an denen Karls Unklugheit schuld war. Von dieser Zeit an sank die Macht und Bedeutung Schwedens wieder herab.
*) Die Einfachheit seiner Kleidung ging bisweilen bis zur Vernachlässigung der Sauberkeit. Als er einmal in Schweden bei einem Superintendenten im Quartier lag, erschrak die Frau über seine schmutzige Wäsche. Sie legte ihm aus Gutmüthigkeit ein Dutzend feiner Hemden ihres Mannes in seinen Schlitten; er aber warf sie wieder heraus, indem er sprach, er wolle kein Gepäck. Er trank nur Wasser und war oft mit Commißbrod zufrieden.
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Extrahierte Ortsnamen: Karls Karls Karls England Esthland Schwedens Schweden
Dresdener Conferenzen.
241
zu respectiren oder doch jede Aenderung nur auf verfassungsmäßigem Wege zu Stande zu bringen, aber die bald darauf eintretenden Aenderungen in den Verfassungszuständen Dänemarks selbst ließen jenes Versprechen in Vergessenheit kommen.
Dänemark setzte es nämlich auf einer zu London abgehaltenen Conserenz (8. Mai 1852) durch, daß das Princip der Integrität der dänischen Monarchie (Gesammtstaats-Jdee) neben dem Successionsrecht des Prinzen Christian zu Schleswig - Holstein-Sonderburg-Glücksburg und der männlichen Descendenten desselben aus seiner Ehe mit der Prinzessin Louise von Hessen anerkannt ward. Durch die in Folge dessen eingeführte Gesammtverfassung (2. October 1855), welcher zwar für die Herzogthümer specielle Verfassungen vorhergegangen waren, aber ohne daß die Vorschläge der Stände irgend welche Beachtung gefunden hätten, wurden die Rechte und Interessen Holsteins und Lanenburgs vielfach verletzt. Listig und gewaltthätig wußten die Dänen die Einsprache des Bundestages kraftlos zu machen; Preußen und Oestreich vermieden es, Nachdruck gegen Dänemark zu zeigen. So hat dieses kleine Land, sich verlassend auf den Rückhalt, welchen England, Rußland und Frankreich ihm gewährte, mit der großen, aber machtlos erscheinenden deutschen Nation ein übermüthiges Spiel getrieben, welches freilich später zu einem neuen Kriege gegen Dänemark führte, durch welchen endlich die Befreiung der Herzogthümer erreicht wurde.
Die Dresdener Conferenzen, welche am Beginn des Jahres 1851 von den Bevollmächtigten sämmtlicher deutschen Staaten abgehalten wurden, führten wegen der gänzlichen Verschiedenheit der Ansichten zu keinem Ergebniß, und nun beschloß Preußen, um in den deutschen Verhältnissen wieder festen Fuß zu fassen, an dem Bundestage in Frankfurt von neuem theil zu nehmen. Hiermit waren die Versuche einer Neugestaltung Deutschlands für jetzt beendigt, und seit dem Mai 1851 leitete der Bundestag in früherer Weise die allgemeinen deutschen Angelegenheiten bis zum Jahre 1866.
Der Rücktritt Preußens von seinen Unionsversuchen konnte die Besorgniß hervorrufen, daß auch das weitere Bestehen des Zollvereins gefährdet sein würde. Diese Befürchtung bestätigte sich jedoch nicht. Neben dem Zollvereine hatte seit 1834 ein von Hannover, Oldenburg, Braunschweig gebildeter Steuerverein bestanden. Mit diesem Vereine schloß Preußen im September 1851 einen
Weltgeschichte für Töchter. Iv. 16. Aufl. 16
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Extrahierte Personennamen: Dänemark Christian Louise_von_Hessen
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Wilhelm der Eroberer.
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Wilhelm persönlich und hatte eine große Vorliebe für ihn und alle Normannen.
Als Eduard 1066 starb, bemächtigte sich Harald, Herzog von Mercia und Kent, der reichste und mächtigste der englischen Großen, des Thrones und wurde allgemein anerkannt. Wihelm fuhr zornig auf und verlangte Abtretung des Thrones, und da Harald die Forderung abschlug, so rüstete er sich. Pie.normänner waren die tapfersten Krieger jener Zeit; außerdem boten die kriegslustigen Ritter anderer Länder dem Herzoge ihre Dienste an. Aus einer zahlreichen Flotte setzte dieser nach der Südküste Englands über und landete glücklich. Als er ans Ufer sprang, fiel er. „Ein übles Vorzeichen!" murrten die Umstehenden. Aber er faßte sich schnell und ries, als wenn er absichtlich sich hingeworfen hätte: „So nehme ich von diesem Lande Besitz!"
Harald eilte herbei. Es kam zu einer blutigen Schlacht bei Hastings (Hehstings) an der Südküste (1066). Die Normänner gewannen einen großen Sieg; Harald fiel mit zweien seiner Brüder und einem großen Theil der sächsischen Ritterschaft. Wilhelm der Eroberer — so wurde er nun genannt — wurde nun ohne Widerspruch König von England; ein kräftiger Mann mit einer starken Seele, aber rauh, stolz und hart. Anfangs regierte er strenggerecht; er duldete keine Unordnung, suchte Normänner und Engländer durch Heirathen einander näher zu bringen und hörte jeden Unterthan an. Aber das änderte sich bald, als er nach der Normandie zurückreiste. Die nach England übergesiedelten Normänner ließen die unterworfenen Engländer ihren Uebermuth fühlen; der Haß gegen die Fremden, wuchs, und schon war der Tag bestimmt, an welchem man die Fremden, wie einst die Dänen, niedermachen wollte. Da kehrte Wilhelm schleunig nach England zurück und hielt ein strenges Gericht über die Uebelthäter. Jeder neue Aufftand führte neue Härten herbei. Er nahm den Engländern ihre Güter, machte diese zu Kronbesitznngen und übertrug sie seinem normannischen Adel. Mit eiserner Hand drückte er die Engländer in Sklaverei nieder und wandte Ehre, Reichthümer und Vertrauen nur den Normännern zu. Nur die Furcht hielt die unglücklichen Engländer von neuen Empörungen zurück. Als er nach 21 jähriger Regierung starb (1087), war die Freude der Engländer groß, und die bittere Reue, die er im Sterben über seine Härte empfand, konnte die Gemüther nicht mit seinem Andenken versöhnen.
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Extrahierte Ortsnamen: Englands England England England
158 Mittlere Geschichte. 3. Periode. Deutschland.
Sie schlossen die Thore, um ihn nicht eher fortzulassen, und da er dennoch sich der Forderung weigerte, machten die Bürger die Geiseln mit Gewalt frei und wollten ihn noch während der Nacht überfallen und gefangen nehmen oder gar ermorden. Zu seinem Glück warnte ihn sein Hauswirth; dieser verschaffte ihm schlechte Kleider, in denen der Kaiser entfloh. Statt seiner legte sich ein treuer Ritter, Hartmann von Siebeneichen (in Tirol), der ihm ähnlich sah, ins Bette. Die ins Zimmer eindringenden Bürger fanden ihn, entließen ihn aber ungekränkt.
Indessen verstärkten die Städte der Lombardei ihren großen Lombardenbnnd, dem Alexander durch seinen Beitritt die Weihe aufdrückte, und die neue Festung, welche sie erbauten, nannten sie nach dem Papste Alessandria.
Erst nach einer siebenjährigen Rüstung konnte der Kaiser (1174) seinen fünften Römerzug unternehmen. Er zog mit einem furchtbaren Heere über die Alpen und hätte die Lombarden wohl bezwungen, wenn sie sich ihm im freien Felde entgegengestellt hätten. Aber sie blieben weislich hinter ihren Mauern und dadurch wurde Friedrich genöthigt, Zeit und Kräfte durch langweilige Belagerung zu zersplittern. Endlich hoffte er, seine Feinde durch einen Hauptschlag zu Boden zu schmettern — da erhielt er die ihn erschütternde Nachricht, daß sein mächtiger Vasall, Heinrich der Löwe, plötzlich aufgebrochen wäre, um, ohne Abschied, nach Deutschland zurückzukehren. Sogleich reiste ihm Friedrich nach, um ihn zur Rückkehr zu bewegen. Er traf ihn am Comersee oder in Chiavenna, *) warf ihm seine Untreue vor und suchte Alles hervor, wodurch er glaubte, seinen Entschluß erschüttern zu können; aber vergebens! Heinrich, obgleich erst 46 Jahre alt, gab vor, er sei für die Kriegsbeschwerden schon zu alt, fei des Krieges satt und habe zu Hause mit der Regierung seiner Länder zu thun. Der eigentliche Grund war aber vielleicht der alte Haß der Welfen gegen die Ghibellinen. „Bedenke," rief Friedrich, „daß ich dir nie etwas verweigert habe, und du könntest jetzt zurücktreten, wo die Ehre der Deutschen, der Ruhm deines Kaisers und der Preis meines ganzen Lebens auf dem Spiele steht?" Da Heinrich auch jetzt noch unbeweglich blieb, sprang der Kaiser auf und warf sich, seiner Hoheit vergessend, vor seinem Vasallen nieder, dessen Kniee flehend umfassend. Aber auch
*) Als Ort dieser Zusammenkunft wird auch Partenkirchen in Südbaiern angegeben.
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Siebeneichen Alessandria Deutschland Comersee Chiavenna
270 Mittlere Geschichte. 3. Periode. Türken.
die Griechen sich der römischen Kirche unterwerfen wollten. In seiner Angst war zwar der Kaiser dazu bereit, aber das griechische Volk mißbilligte die Bereitwilligkeit desselben, und so ließ sich auch der Papst nicht erweichen.
Damals war in Ungarn Sigismund (nachmals deutscher Kaiser) König. Es war nämlich 1301 der alte Königsstamm (der arpadische) mit Andreas Iii.*) ausgestorben. Die Ungern, die damals noch das Wahlrecht hatten, wählten einen Urenkel Karls von Anjou, Karl Robert, der mit dem erloschenen Hause verwandt war. Da aber auch dieser neue Stamm mit dessen Sohne, Ludwig dem Großen (1382) ausstarb, so bestieg der Eidam desselben, Sigismund, der Luxemburger, den ungarischen Thron.
Sigismund, der durch die Türken zunächst bedroht war, brachte ein Heer zusammen, zu dem sich aus Lust an kriegerischen Abenteuern der oben genannte (1419 bei Monterean gefallene) Herzog Johann der Unerschrockene von Burgund und andere französische Ritter gesellt hatten. Die Franzosen hatten übermüthig geprahlt, sie könnten mit ihren Lanzen den Himmel, wenn er einfallen wollte, stützen. Als sie aber mit den Türken (1396) in der Schlacht bei Nikopolis (an der untern Donau) zusammentrafen, erlitten sie eine fürchterliche Niederlage. Unter den Gefangenen war auch Herzog Johann, der sich durch ein schweres Lösegeld loskaufen mußte. Sultan Bajesid oder Bajazeth ließ 10,000 Gefangene niedermetzeln.
Dieser Sieg hätte den Türken Ungarn und wer weiß wie viele europäische Länder geöffnet, hätten sie nicht auf einer andern Seite Beschäftigung erhalten. Es war unter den Mongolen ein neuer großer Eroberer aufgestanden, Timnrlenk, gewöhnlich Ta-merlan genannt. Er stürzte den Chan von Dschagatai, seinen Schwager, und ließ sich selbst zum Anführer aller Mongolen ausrufen. In Samarkand schlug er seinen Sitz auf und von hier aus unternahm er während einer mehr als dreißigjährigen Herrschaft den Umsturz aller aus dem alten Mongolenreich entstandenen Dynastien; in Hindostan drang er bis Delhi verwüstend vor; im Norden aber beugten sich vor ihm Tnrkestan und die sibirischen Wüsten jenseits des Jrtisch; im Nordwesten das Kiptschack und der russische Czar.
*) Er war der Gatte jener Königin Agnes, der Tochter Kaiser Albrechts I., die gegen die Mörder ihres Vaters so wüthete.
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Extrahierte Personennamen: Andreas_Iii Karls_von_Anjou Karls Karl_Robert Karl Ludwig_dem_Großen Ludwig Sigismund Sigismund Johann Johann Johann Bajesid Agnes Albrechts_I. Albrechts_I.
Babylonien. Medien. China.
31
Bald nach seinem Tode verfiel das Reich zusehend, und wurde schon 50 Jahre später die Beute eines mächtigen Eroberers, des Cyrus. Doch davon in der folgenden Periode.
Das dritte aus dem alt-assyrischen Reiche gebildete Reich, das medische, wurde gleichfalls von einer Reihe von Königen regiert, von denen keiner sich durch besondere Thaten auszeichnete. Der letzte unter ihnen war Astyages, der Großvater des Cyrus.*)
7. China.
Die bisher aufgezählten Völker Asiens waren Zweige des kaukasischen Menschenstammes; sie standen in mannigfacher Wechselwirkung und sie nahmen Theil an einer gemeinsamen Kultur-Eut-wickeluug, wenn auch jedes nach seiner individuellen Anlage.
Dagegen lebte auf den weiten Thalebenen des Hoangho und Jantse-Kiang ein Volk, welches ohne Vermischung und Berührung mit jenen, ohne Theilnahme an der allgemeinen Kultur-Entwicke-lnng Jahrtausende hindurch den Gesetzen seiner eigenen Eingebung folgte. Dieses Volk sind die Chinesen, ein Zweig des mongolischen Stammes.
Im Alterthum noch weniger bekannt als gegenwärtig, wußte man von China nichts, als daß es das Land sei, wo die Seide erzeugt wurde, und ward daher auch Serica (das Seidenland) genannt; daneben nannte man es auch Chiu oder Sin.
Die Chinesen selbst rühmen sich eines fabelhaften Alterthums; das älteste für uns sichere Datum der chinesischen Geschichte aber knüpft sich an Consucius (etwa 500 v. Chr.), bekannt als Gesetzgeber seines Volkes. Seine Lehre ist in fünf Büchern, Kings, niedergelegt, von denen das wichtigste Tschncking heißt; sie ent-
*) Die Meinung, daß es zwei assyrische Reiche, ein älteres und ein jüngeres, gegeben habe, tritt an Glaubwürdigkeit hinter die Annahme eines einzigen solchen Reiches zurück. Es sei, wird behauptet, an der bisher angenommenen Zeitgrenze zwischen beiden Reichen nicht der assyrische Königsthron gestürzt worden, sondern nur das Königshaus. Belitaras, der Aufseher der königlichen Gärten zu Ninive, habe dann ein neues Königshaus gegründet, zu welchem die oben erwähnten Könige Salmanassar und Canherib gehören. Sardanapal ist dann der letzte aus dieser Reihe; gegen ihn sind Kyaxares von Medien und Nabopolassar von Babylon herangezogen und haben nach dem Untergange Sardanäpals Ninive zerstört, 606. Nebukadnezar, der Sohn Nabopolassars, soll in seiner Hauptstadt Babylon die berühmten großen Bauwerke aufgeführt oder doch erneuert und erweitert haben.
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Extrahierte Personennamen: Cyrus Cyrus Chiu Salmanassar Nebukadnezar
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