186 Neue Geschichte. 2. Periode. Dreißigjähriger Krieg/
als Kind, wurde dann von seinem Oheim erzogen und nach den Lehrsätzen der böhmischen Brüdergemeinde unterrichtet. Man weiß nicht, wie es gekommen, daß er bald danach den Jesuiten in Olmütz übergeben wurde, die ihn dem katholischen Glauben zuführten. Nachdem sein Unterricht vollendet war, ging er in Begleitung eines jungen, reichen böhmischen Edelmannes und eines gelehrten Mathematikers und Astrologen auf Reisen. Er besuchte- Holland, England, Frankreich, Italien, und hier blieb er einige Zeit in Padua, wo er sich besonders mit Sterndeuterei (Astrologie) beschäftigte; denn damals glaubte man noch, aus dem Stande der Gestirne künftige Schicksale vorhersagen zu können. Ein schlauer Sterndeuter, der seinen Ehrgeiz merkte, machte ihm weiß, daß er noch zu sehr hohen Ehren gelangen würde, was freilich auch nachher zufällig eintraf. Dann ging er unter die Soldaten, machte einige Züge gegen die Türken mit, schloß sich bei dem Bruderzwiste zwischen Kaiser Rudolph Ii. und Matthias dem letztem an, und heirathete nach dem Frieden eine alte reiche Wittwe, Lucretia von Landeck, die nach vier Jahren starb und ihn dadurch, 31 Jahre alt, zum Erben eines ungeheuren Vermögens machte. Ein Jahr vor dem Ausbruche des dreißigjährigen Krieges zog er mit einem auf eigene Kosten geworbenen Regiments unter dem damaligen Erzherzog Ferdinand gegen die Venetianer, und da er sich sowohl durch Tapferkeit als durch Freigebigkeit gegen seine Offiziere, welche offene Tafel in seinem Zelte fanden, auszeichnete, so wurde er nach seiner Rückkehr vom Kaiser sehr ausgezeichnet. Er wurde zum Oberst ernannt, in den Grafenstand erhoben und erhielt den Kammerherrnschlüssel. Beim Ausbruch der böhmischen Unruhen erklärte er sich mit Eifer für die Sache des Kaisers und ließ seinen Vettern, die im böhmischen Heere dienten, sagen: er wolle sie dafür mit Prügeln und Ruthen tractiren. Abwechselnd lebte er auf seinen Gütern in Mähren ^nd Böhmen, in Prag und in Wien, wo er durch Aufwand die Augen aller auf sich zog, besonders nachdem er durch Ankauf vieler Güter der Geächteten sein Vermögen sehr vermehrt hatte. Auch nahm er an -dem Kriege lebhaften Antheil und stand zur Zeit der Schlacht am weißen Berge in Ungarn gegen Bethlen Gabor. Er vermählte sich mit der schönen Tochter des Geheimeraths Graf Harrach, der ein Liebling des Kaisers war, wurde bald darauf in den Fürstenstand und schon ein Jahr später zum Herzog von^Friedland erhoben. Seine Residenz nahm er in Gitschin. Jetzt machte er dem Kaiser
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Extrahierte Ortsnamen: Olmütz Holland England Frankreich Italien Padua Prag Wien Ungarn Gitschin
Bartholomäusnacht.
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worden ist; aber die Unruhe legte sich bald wieder bei den fortgesetzten Freundschaftsversicherungen der Katholiken.
Auf den Admiral hatten diese es besonders abgesehen; denn er war das gefürchtetste Haupt der Hugenotten. «Der König Karl, ein junger, erst 22jähriger Fürst, aber ein zur Unselbständigkeit erzogener Schwächling, der ränkevollen Leitung seiner Mutter ganz hingegeben, faßte ihn bei seiner schwachen Seite und machte ihm weis, die Truppen, die er jetzt zusammenzöge, wären gegen die Spanier in den Niederlanden bestimmt und Coligny sollte sie anführen. Darüber war der gute alte Mann so erfreut, daß er seit-
dem von nichts Anderem als von dem Feldzuge gegen die Spanier träumte.
Indessen bereitete man ihm seinen Untergang. Katharina dingte einen Meuchelmörder, der mit geladenem Gewehre in einem Hause, bei welchem der Admiral täglich vorbeiging, wenn er vom Louvre kam, hinter eine Fenstergardine sich stellte und ihm auflauerte. Coligny kam, der Schuß fiel, die Kugel durchbohrte ihm den linken Arm und zerschmetterte den Zeigefinger der rechten Hand. Doch hatte er noch so viel Besonnenheit, auf das Fenster zu weisen, aus welchem der Schuß gekommen war. Während einige seiner Begleiter ihn nach Hause führten, schlugen andere die Hausthüre ein; aber der- Mörder hatte sich bereits gerettet. Als der König erfuhr, daß der Streich mißlungen fei, warf er — er spielte gerade Federball — wüthend das Schlagnetz auf den Boden und rief: „Werde ich denn nie Ruhe haben?" Schnell faßte er sich wieder und nahm zur unverschämtesten Heuchelei seine Zuflucht.
. Dem jungen Conde und Navarra, die zu ihm kamen, um sich über den versuchten Meuchelmord zu beschweren, betheuerte er: niemand könne darüber ausgebrachter sein als er, und er würde den Thäter aufs härteste bestrafen. Dann besuchte er mit seiner Mutter den kranken Admiral selbst, schwur bei Gott, er werde eine schreckliche Rache ausüben, und sagte ihm die schönsten Worte.
So verdorben der junge König auch schon war, so hatte er sich doch noch aus einem Ueberreste von menschlichem Gefühle der Ermordung aller Hugenotten widersetzt. Aber Katharina wußte ihn zu behandeln. In dem Staatsrathe, der deswegen gehalten wurde, und dem die wüthendsten Hugenottenfeinde beiwohnten gab sie vor, Coligny habe eine Verschwörung gegen die Katholiken gemacht. Da stand der König heftig auf und schwur, daß er und alle Hugenotten sterben müßten; nicht einer dürste entrinnen.
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Katharina Coligny Gott Katharina Coligny
Schlacht bei Hohenfriedberg.
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seit einiger Zeit trugen sie blaue Pelze und andere Mützen als vorher, ungefähr wie auch ein östreichisches Regiment. Darauf baute er seinen Plan. Er wollte sich durchzuschleichen suchen. Als er dem östreichischen Lager nahe kam, zogen gerade mehrere Regimenter von Neustadt, welches sie vergebens angegriffen hatten, wieder ins Lager zurück. Ziethen schloß sich an, indem er seinen Leuten streng befahl, ganz ruhig wie im Frieden zu reiten, und weder zu schießen, noch den Säbel zu ziehen. Er selbst zog die Tabackspfeife heraus, wie im tiefen Frieden. Voraus schickte er einige geborene Ungern, die in ihrer Landessprache die Feldwachen, auf welche sie stießen, freundlich begrüßen, sollten. Auch durch ein feindliches Dragonerregiment ritten sie ungestört hindurch, und so befand sich Ziethen bald mitten unter den Feinden. Es war ein schöner, heller Tag. Er konnte das ganze Feld übersehen, welches mit Oestreich ent bedeckt war. Die einen thaten dies, die andern jenes. Je näher man dem Lager kam, desto größer wurde die Gefahr, und Ziethen ließ seine Husaren näher zusammenrücken, um sich im Nothfall durchschlagen zu können. Dennoch merkten die Oestreich er nichts, ja ein feindlicher Oberst kam ganz treuherzig zu Ziethen geritten, bot ihm freundlich einen guten Tag und erzählte ihm, daß sein Regiment auch bald nachkommen würde. Aber wie vom Donner wurde er gerührt, als Ziethen seinen Husaren zurief: „Nehmt ihn gefangen! es ist ein Oestreichs!" Eine Strecke mar-schirten die Husaren noch ganz ruhig, mitten durch die Oestreich er durch. Nun aber wandte sich der Weg, und Ziethen schwenkte sich jetzt plötzlich, um bei dem Lager vorbeizuziehen. Da erkannte mau ihn: „Ziethen! Ziethen! Preußen! Preußen!" rief man nun aus allen Seiten. Alles gerieth in Bewegung, und obgleich die Husaren sich in starken Trab setzten, so holte man sie doch ein. Aber Ziethen ließ einhauen und schlug sich mit geringem Verluste glücklich durch. Aehnliche Thaten verrichteten auch die andern Generale, und selbst die Feinde hatten vor den Preußen Achtung.
Eine Hauptschlacht gewann der König in diesem Kriege bei Hohenfriedberg in Schlesien, unweit Striegau (4. Juni 1745). Binnen fünf Stunden war der an Zahl überlegene Feind geschlagen. Die unerschrockenen Preußen aus dem rechten Flügel waren wider Vermuthen des Feindes durch Wasser und Morast gewatet und hatten den Feind mit dem Bajonnete angegriffen; dadurch war der Sieg entschieden worden. Besonders schlimm ging es den Sachsen, die in diesem Kriege auf der Seite der
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Neue Geschichte. 3. Periode. Preußen.
wieder einzunehmen, so blieben doch zuletzt die Kaiserlichen im Besitz. In allen Gassen des Dorfes lagen Haufen von Todten und Sterbenden. Feldmarschall Keith bekam einen Schuß in die Brust, stürzte nieder und starb ohne einen Laut. Fünf Stunden dauerte das Gefecht: da gab Friedrich den Befehl zum Rückzüge, der auch von dem ermatteten Feinde nicht gestört wurde. Aber in welch trauriger Verfassung befand sich das preußische Heer! Fast alles Gepäck, fast alle Kanonen waren verloren, die meisten Generale verwundet; selbst der König, der im stärksten Feuer gewesen und dem ein Pferd unter dem Leibe erschossen war, hatte •eine, obwohl leichte Verwundung, und es hatte wenig gefehlt, daß er gefangen worden wäre. Schon war er von Feinden umringt gewesen und nur durch die Tapferkeit seiner ihn begleitenden Husaren wurde er gerettet. Die niedergeschlagenen Soldaten blickten nun auf ihn, und da sie sahen, daß er ein heiteres Gesicht machte, schöpften sie neuen Muth und meinten, Fritz — so pflegten sie ihn zu nennen — werde schon den Schaden wieder gut machen. Dies Vertrauen war es eben, was das preußische Heer so stark machte. So beklommen es auch wohl dem Könige um das Herz sein mochte, so bezwang er sich doch und stellte sich heiter, als wenn der Verlust nicht viel zu bedeuten habe. Er scherzte selbst schon einige Stunden darauf über den Unfall und sagte zu einem seiner Generale: „Mein lieber Goltz, man hat uns nicht gut geweckt!" — Der General antwortete: „Man pflegt diejenigen im Schlafe zu stören, die man am Tage nicht sprechen kann." —„Er hat Recht!" sagte Friedrich; „aber ich werde den Herren, die uns so geweckt haben, am hellen Tage ihre Unhöflichkeit verweisen!"
Die Oestreichs glaubten nun Schlesien ganz sicher zu haben, und Daun ließ daher die Festung Neiße belagern. Aber Friedrich war unerschöpflich in Auffindung von Hülfsmitteln. Er schaffte die fehlenden Kriegsbedürfnisse schnell herbei und sprach voll Vertrauen, als er sah, daß Daun ihn nicht verfolgte: „Daun hat uns aus dem Schach gelassen; das Spiel ist noch nicht verloren. Wir wollen uns einige Tage erholen und dann aufbrechen, Neiße zu befreien." Das geschah auch wirklich. Elf Tage nach der Schlacht hatte er schon die Feinde umgangen, war in vollem Marsche nach Schlesien und Neiße war gerettet. *)
*) Der Hauptmann von Archenholz erzählt in seiner Geschichte des siebenjährigen Krieges folgenden schönen Zug einer edeln deutschen Frau, der hier
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Extrahierte Personennamen: Keith Friedrich Friedrich Muth Fritz_— Goltz Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich
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Neue Geschichte. 1. Periode. Reformation.
er schnell das Tintenfaß und warf es nach dem Bilde seiner Phantasie, das natürlich augenblicklich verschwand. Mag nun das Histörchen wahr sein ober nicht, — den Tintenfleck zeigt man noch.
Indessen hatte die Reformation in Deutschland, am meisten in Sachsen, große Fortschritte gemacht. Schon in demselben Jahre (1521) wagte ein sächsischer Pfarrer sich zu verheiraten. Viele Mönche sogar traten zu Luthers Lehre über und sagten sich von der Herrschaft des Papstes los. Die Augustiner in Wittenberg gaben dazu das Signal. Die jüngeren Mönche vereinigten sich, die Messe in ihrem Kloster abzuschaffen; sie erklärten ihre Ordensgelübde sür aufgehoben und traten zum Theil in die Welt zurück. Zwar widersprachen der Prior und einige ältere Mönche; aber sie wurden von jenen überstimmt. Auch behaupteten sie mit Recht, es sei unrecht, daß sich der Orden von Betteln ernähre, da die heilige Schrift befehle, daß jeder sich von seiner Hände Arbeit nähren sollte. Ihrem Beispiele folgten auch andere Geistliche und meinten, der Gottesdienst müsse von den vielen in die römische Kirche eingeführten Mißbräuchen gereinigt werden. Jetzt wurden schnell viele Neuerungen vorgenommen: die Messe wurde in deutscher Sprache gehalten, die Hostie nicht mehr emporgehoben und angebetet und das Abendmahl jedem, der es wünschte, in beiderlei Gestalt, wie es Jesus vorgeschrieben, gereicht. Endlich schaffte man die Messe ganz ab. Dagegen ließ sich nichts sagen.. Aber da nichts so schwer ist, als die goldene Mittelstraße zu halten, so übertrieben viele die Sache, beleidigten katholische Priester, stürmten die Kirchen, warfen Bilder und Altäre heraus und trieben andern häßlichen Unfug. An der Spitze dieser Bilderstürmer stand der sonst gutdenkende, aber unüberlegte Andreas Boden st ein, genannt Karl stadt, Professor in Wittenberg. Das erfuhr Luther und wurde entsetzlich böse; denn er fürchtete mit Recht, daß nun alle Welt sagen würde: „Da sieht man, was die neue Lehre anrichtet!" Nun war kein Haltens mehr. Ohne erst den Kurfürsten zu fragen, reiste er auf der Stelle nach Wittenberg und predigte acht Tage hintereinander gegen die Unruhen der Bilderstürmer mit solcher Kraft, daß Ruhe und Ordnung zurückkehrten. Luther blieb nun fortwährend in Wittenberg und wirkte rüstig für die Ausbreitung der Reformation. Wollte er sich von der Arbeit erholen, so drechselte er oder arbeitete in seinem Gärtchen. Im Jahre 1524 legte er das Mönchskleid ab und kleidete sich weltlich. Daß er einen schwarzen Anzug wählte und daß dieser daher das
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Extrahierte Personennamen: Andreas Karl Karl
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Sachsen Wittenberg Wittenberg Wittenberg Wittenberg
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Neue Geschichte. 1. Periode. Reformation.
87. Fortgang der Reformation. — Ungarische und türkische Verhältnisse. — Luthers Tod, 1546.
Dadurch wurde die Reformation unstreitig sehr begünstigt, daß Kaiser Karl V. sich nur selten einmal in Deutschland sehen ließ, und daß ihn überhaupt viele andere Dinge beschäftigten, die ihm weit mehr am Herzen lagen, als die religiösen Zänkereien der Deutschen. Seitdem er mit Franz I. von Frankreich, einem jungen ritterlichen Könige, zugleich auf der Wahl gewesen war, hatte eine unvertilgbare Feindschaft zwischen beiden Fürsten gewaltet. Franz konnte es Karin nie vergeben, daß dieser ihm vorgezogen war; auch stritten sie über den Besitz von Mailand; und so haben beide vier erbitterte Kriege gegeneinander geführt. Diese und andere Kriege hielten Karin viel aus Deutschland entfernt, und nie hat daher dieser sonst so große Kaiser den Charakter der Deutschen recht kennen gelernt. Nur wenn einmal der Streit in Deutschland zu arg wurde oder er Geld brauchte, schrieb er einen Reichstag ans. So ließ er 1529 einen Reichstag in Speier halten, wo gleich wieder der Religionsstreit zwischen Katholiken und Evangelischen vorgenommen wurde. Nach langem Hin- und Widerreden bewilligten die Katholischen, daß die Evangelischen nur unter der Bedingung fürs erste freie Religionsübung behalten sollten, daß sie die Messe beibehielten und überhaupt alle Neuerungen unterließen. Das wollten sich aber die Evangelischen nicht gefallen lassen und reichten dagegen eine Protestation eim Das ist es, wovon sie den Namen Protestanten erhielten.
Nicht allein die Religionsstreitigkeiten beunruhigten damals Deutschland. Die Türken begnügten sich nicht mit dem Besitze des griechischen Kaiserthums, sondern suchten weiter nach Westen vorzudringen und setzten ganz Europa in Schrecken, besonders seitdem 1520 ein sehr kriegerischer und kräftiger Sultan, Sulei-man Ii. der Prächtige, den Thron bestiegen hatte. Zuerst warf er sich auf die Insel Rhodus, die damals (1522) der Sitz des Johanniter - Ritterordens war. Großmeister desselben war der alte Philipp Villiers de l'jsle Adam, einer der wüthigsten Männer, welche die Geschichte kennt. Obgleich auf seine Bitte um Hülfe keiner der abendländischen Fürsten ihm Unterstützung schickte, war er doch entschlossen, mit seinen 600 Rittern und 6000 andern Kriegern den Angriff auszuhalten. Es landeten 200,000
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Extrahierte Personennamen: Karl_V. Karl_V. Franz_I._von_Frankreich Franz_I. Franz Franz Karin Karin Philipp_Villiers_de_l'jsle_Adam Philipp
Extrahierte Ortsnamen: Luthers Deutschland Mailand Deutschland Deutschland Deutschland Europa Ritterordens
224 Neue Geschichte. 2. Periode. Dreißigjähriger Krieg.
und Kinsky das traurige Ende ihrer Männer. Jene Schüsse hatten die Hauptwache in Bewegung gebracht. Lesli fand sie unter dem Gewehre; er beruhigte sie, und befahl ihr, wieder in die Wacht-stube zu gehen, ließ sie nochmals dem Kaiser schwören und blieb auch bei ihr, um jede Bewegung zu verhindern, so wie Gordon in der Citadelle als Wächter zurückgeblieben war. Sein Gewissen mochte es ihm unmöglich machen, am Morde seines Wohlthäters Antheil zu nehmen.
Jetzt gingen Buttler, Geraldiuo und Deveroux mit den Dragonern gerade auf die Wohnung Wallensteins zu. Als sie an die Thüre kamen, hörten sie in dem Hause daneben das herzzerschneidende Jammern der Gräfinnen Kinsky und Trczka über den Tod ihrer Männer, und Buttler besorgte, der Herzog möchte dadurch aufgeweckt werden. Er blieb unten bei der Wache, die ohne Widerstand Deveroux und die Dragoner einließ. Geraldino hatte die Hinterthüre besetzt. Deveroux stürmte mit den Dragonern, alle mit Hellebarden bewaffnet, die Treppe hinauf. Zwei Kammerdiener im Vorsaale fragten um die Ursuche der so späten Erscheinung und baten, den Herzog nicht im Schlafe zu stören. Der Herzog wachte von dem Lärme auf, sprang im bloßen Hemde aus dem Bette und da er in dem Augenblicke das Geschrei der Gräfinnen im Nachbarhause hörte, fragte er die vor dem Hause stehende Schildwache, was es gäbe? Aber in demselben Augenblicke rannten die Dragoner, die mit heftigen Drohungen den Schlüssel zu des Herzogs Gemach vergebens verlangt hatten, die Thüre auf. Deveroux stürzte mit wüthendem Gesicht ins Zimmer und schrie: „Bist du der Schelm, der das kaiserliche Volk zum Feinde überführen und ihrer kaiserlichen Majestät die Krone vom Haupte reißen will? Du mußt jetzt sterben!" — Wallenstein hob seine Arme gen Himmel und sprach kein Wort; Deveroux aber stieß ihm die Hellebarde in die Brust, mit solcher Gewalt, daß sie durch und durch ging. Ohne Laut fiel der mächtige Friedland zu Boden und wälzte sich in seinem Blute. Er war 50 Jahre alt. Einer der Dracsoner packte den Leichnam und wollte ihn aus dem Fenster werfen, aber Deveroux litt es nicht. Indessen kamen Buttler und Lesli herauf, nahmen die Schlüssel zu sich und bemächtigten sich des Geldes und der Kostbarkeiten, während das Blut des Gemordeten noch rauchte. Man wickelte die Leiche in einen vom Tische heruntergenommenen Teppich und ließ sie auf Lesli's Wagen nach der Cidatelle zu den andern vier Leichen bringen. Hier lag
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Extrahierte Personennamen: Kinsky Lesli Gordon Kinsky Geraldino Deveroux
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Neueste Geschichte. 1. Periode. Frankreich.
ich nirgends sicherer sein könne, als unter den Stellvertretern der Nation." Bald aber erhob sich ein wildes Geschrei: der König solle sich auf die Bank der Minister setzen. Er that es; aber auch hier, hieß es nun, dürfe er nicht bleiben; er solle in die Loge eines Zeitungsschreibers gehen. Hierhin begab er sich mit seiner Familie und mußte nun zuhören, wie die Versammlung über seine Absetzung berathschlagte.
Nachdem der König die Tnilerien verlassen halte, ließ die Bürgerwache den Pöbel ungehindert eindringen. Anfangs gaben die Schweizer Feuer, wurden aber bald überwältigt und nun ermordet, wo man sie fand. Das Schloß wurde erobert und geplündert. Der Mord wälzte sich von Straße zu Straße. Wer als Freund des Königs und der Ordnung bekannt war, wurde in Stücke zerrissen, und noch in den folgenden Tagen mordete man die Schweizer, die sich am ersten Tage versteckt hatten.
Die Nationalversammlung, aus der aber fast alle Gutgesinnte aus Furcht vor Dolchen und aus Betrübniß über die Tyrannei der Jacobiner weggeblieben, sprach nun die Absetzung des Königs aus, und es wurde bestimmt, daß in der jetzigen Gefahr des Vaterlandes ein Nationalconvent zusammengerufen werden sollte. Nachdem die königliche Familie drei Tage lang im Hause der Versammlung bewacht worden war und die Nächte auf der Erde schlafend hatte zubringen müssen, wurde sie ihrer treuen Diener beraubt und nach einem alten Gefängnisse gebracht, welches einst den Tempelherren gehörte und davon noch der Tempel hieß. Frankreich war nun eine Republik.
Als die Nachricht von diesen Ereignissen nach dem Heere kam, war Lafayette gleich entschlossen, mit seinen Soldaten nach Paris zu eilen, um den gefangenen König zu befreien; denn eine freie Verfassung hatte er wohl gewünscht, nicht aber eine völlige Auflösung aller Ordnung. Nicht aber so dachten seine Soldaten. Sie weigerten sich, ihm zu gehorchen. Nun blieb ihm nichts anderes übrig, als entweder auf dem Blutgerüste zu sterben, oder die Flucht zu ergreifen. Er wählte das letztere und wollte über Holland nach Amerika gehen, wurde aber von den östreichischen Soldaten aufgefangen und mußte mehrere Jahre in verschiedenen deutschen Festungen gefangen sitzen. Zwar gelang es ihm, aus Olmütz zu entkommen; aber er wurde wieder aufgefangen- und erst 1797 gab ihn die östreichische Regierung frei. Er kehrte in sein Vaterland zurück und lebte daselbst bis zu seinem spätern Wiederauftreten in der Zurückgezogenheit.
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Bonaparte als Konsul.
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war sein Entschluß gefaßt, nach Frankreich zurückzukehren. In aller Stille ließ er zwei Fregatten ausrüsten, schiffte sich, ohne von seinen getreuen Kriegskameraden Abschied zu nehmen, ein, nahm seine zuverlässigsten Freunde: Berthier, Lannes, Murat (nicht mit Murad Bey zu verwechseln), Marmont, Bessieres und andere mit und kam, unentdeckt von den zahlreichen englischen Kreuzern glücklich nach Frankreich, wo er im Hasen von Frejus am 9. October 1799 ans Land stieg und von wo er, ohne Qnarantaine zu halten, nach Paris eilte. Ueber das bis aus 15,000 Mann geschmolzene Heer in Aegypten hatte er indessen dem braven Kleber den Oberbefehl hinterlassen, der aber keine andere Aussicht hatte, als sich mit allen seinen Leuten den Türken und Engländern zu ergeben. Dennoch that er sein Möglichstes, schlug auch selbst zweimal die an Zahl überlegenen Feinde, wurde aber plötzlich, als er mit einem andern Offizier auf der Gartenterrasse vor seinem Hause spazieren ging, von einem Türken erdolcht. Wer den Meuchelmord veranstaltet hatte, ist nicht ausgemacht. Viele vermutheten, gewiß mit Unrecht, auf Bonaparte, weil ihn dieser tödtlich haßte. Der feige und ungeschickte General Menon übernahm nun den Oberbefehl; aber jetzt ging alles mit Macht rückwärts und das Ende war, daß im Sommer 1801 die noch übrigen Franzosen eine Capitulation schloffen, nach welcher sie die Erlaubniß bekamen, nach Frankreich zurückzukehren. — So endigte die vielversprechende Unternehmung auf Aegypten.
118. Bonaparte als Consul. Friedensschlüsse von Luneville und von Amiens.
Bisher war Frankreich von fünf Directoren, *) von einem Rathe der Fünfhundert und einem Rathe der Alten regiert worden. Die Männer, die das große Wort hatten, ließen zwar ihre Feinde nur selten noch unter der Guillotine sterben, sie verurtheilten sie meistens zur Deportation nach dem ungesunden Cayenne in Südamerika; aber sie waren uneins und ränkesüchtig, und verloren daher das Zutrauen des Volks. Darauf baute Bonaparte seinen Plan, die Regierung umzustürzen. Er war mit Jubel in Paris empfangen worden; das machte ihn kühn. Er brachte mehrere der einflußreichsten Männer, namentlich den schlauen Sieyes, auf seine
*) Gohier, Moulins, Siöyes, Roger Ducos und Barras.
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Ludwig der Fromme und seine Söhne.
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entschloß. Er gab ihm das Königreich Alemannien. Wer darüber fuhren die drei ältesten Söhne wild auf und empörten sich gegen den Vater. Er wurde von ihnen in Compiegne gefangen genommen, und Lothar gab ihm Mönche zur Gesellschaft, die ihn bereden sollten, auch ein Mönch zu werden. Judith wurde ohne Umstände ins Kloster gesteckt.
Aber bald sah man, daß man unter Lothar nicht glücklicher sei. Die beiden andern Söhne erbarmten sich des armen Vaters und brachten es dahin, daß er wieder eingesetzt wurde ‘ nachdem er versprochen hatte, das Land nach seinen besten Kräften gut zu regieren, und nun wurde auch Judith wieder aus dem Kloster^ge-holt. Aber kaum war er wieder in Freiheit, als er auch schon wieder mit dem unseligen Theiluugsprojecte zum Vorschein kam. Sogleich standen die Söhne wieder bewaffnet da und kündigten dem Kaiser den Gehorsam auf. Bei Colmar (im Elsaß) sollte schon eine Schlacht zwischen dem Vater und den Söhnen entscheiden. Da fand sich der Papst Gregor Iv. beim Kaiser ein und erbot sich zum Friedensstifter; was konnte lobenswerther sein! Aber Gregor benutzte seinen Aufenthalt im Lager nur dazu, um die Mannen des Kaisers zum Verrath gegen ihren Herrn zu bereden. Als es eben zur Schlacht kommen sollte, gingen die meisten Mannen des Alten zu den Söhnen über, und Ludwig blieb fast ganz einsam stehen. Daher wird das Feld noch heute das Lügenfeld genannt. Die wenigen Getreuen fragten nun den Kaiser, was sie machen sollten? „Ach!" sagte der gebeugte Mann, „geht nur lieber auch zu meinen Söhnen über, damit um meinetwillen kein Blut vergossen werde!" So wurde er denn zum zweiten Male gefangen genommen. Die drei Söhne theilten nun das Reich unter sich; Lothar führte den Vater mit sich fort und ließ ihn in einem Kloster in Soissons genau bewachen; Judith wurde nach Italien geschickt und der kleine Karl einstweilen in ein Kloster (Prüm bei Trier) gebracht. Aber'lothar merkte, daß doch viele den armen Mann mit mitleidigen Augen ansahen. Darum wollte er ihn zum Regieren unfähig machen. Das konnte dadurch geschehen, wenn man den Kaiser dahin brachte, Kirchenbuße zu thun; denn so Einer durfte nie wieder die Waffen tragen, und konnte also auch nicht füglich König und Kaiser sein. Nun wurde Ludwig von den Geistlichen so lange bestürmt, bis er endlich, um nur Ruhe zu haben, versprach, sich der Buße zu unterwerfen. Dazu wurde er in eine Kirche geführt; hier mußte er sich auf einen Bußsack
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Extrahierte Personennamen: Ludwig Lothar Judith Lothar Judith Gregor_Iv Gregor Gregor Gregor Ludwig Ludwig Judith Karl Karl Ludwig_von Ludwig