Neue Geschichte. 1. Periode. Deutschland.
zwang ihn auch, in einem Vertrage in Passau (1552), den Evangelischen dieselbe Gerechtigkeit vor dem Reich skammergenchte zu bewilligen, welche die Katholiken bisher allein genossen hatten, und einen Reichstag zu verheißen, aus welchem endlich einmal he Religionszwistigkeiten ausgeglichen werden sollten. Das geschah auch 1555 in Augsburg, wo der sogenannte Religionsfriede geschlossen wurde. Darin erhielten die Protestanten im ganzen Reiche freie Religionsübung. Weder sie noch die Katholiken sollten einander zum Uebertritte zu verleiten suchen. Kein Landesherr sollte seine Unterthanen zu einer andern Religion zwingen wollen, sondern ihnen das Auswandern erlauben. Wie sauer wurde es nicht unsern Vorfahren gemacht, das zu erringen, dessen wir uns jetzt so ungestört zu erfteueu haben: die Freiheit, nach unserer Ueberzeugung Gott und Jesus zu verehren!
Der tapfere Moritz erlebte diesen Religionsftieden leider nicht mehr. Ein wilder Mensch, der Markgraf Albrecht von Brandenburg, hatte schon lange in Deutschland vielen Unfug getrieben, war bald diesem, bald jenem Fürsten ins Land gefallen und hatte auf eigene Hand Krieg geführt. Dem Unwesen mußte endlich gesteuert werden. Moritz ging mit dem alten Herzoge von Braunschweig, Heinrich, aus ihn los und traf ihn in der lnneburger Haide, beim Dorfe Sievershausen (1553). Schnell griff er ihn an und warf ihn nach einem hartnäckigem Kampfe m die Flucht. Aber der Sieg war theuer erkauft worden. Bald nach dem Anfange der Schlacht wurde dem Herzog Heinrich, einem tapfern, aber rohen Krieger, gemeldet, daß sem trefflicher Sohn, ein kräftiger Mann von 31 Jahren, schwer verwundet sei. ^er alte Mann bezwang seinen Schmerz und sprach mit erkünstelter Fassung: „Gut! so muß man dem Jungen das Gelbe vom Schnabel wischen." Aber bald kam ein zweiter Bote mit der Nachricht, auch sein ältester Sohn sei entseelt. „Das ist zu viel!"nef er aus und die Thränen stürzten ihm aus den Augen. Mit der Wuth der Verzweiflung stürzte er sich in den Feind, den Tod suchend aber nicht findend. Dabei traf ihn der dritte Schlag: auch Kurfürst Moritz sei verwundet. Eben war der Sieg entschieden worden, da wurde Moritz von hinten von einer Kugel erreicht, die ihm m die Eingeweide fuhr. Man hob ihn vom Pferde und lehnte ihn an eine Weide, von wo er noch den nahestehenden Soldaten zurief die Feinde nachdrücklich zu verfolgen. Jetzt kam der alte kummerbelastete Heinrich. Beim Anblicke des verwundeten Freundes
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Extrahierte Personennamen: Moritz Albrecht_von_Brandenburg Albrecht Moritz Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Moritz Moritz Heinrich Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Augsburg Deutschland Braunschweig
Hans Holbein.
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aufgebrachte Lord die Thüre aufzubrechen anfing. Das war dem Maler zu arg. Voll Zorn sprang er heraus und stieß den Lord die Treppe hinunter, merkte aber aus den Klagetönen des Gefallenen und aus dem Lärm der herbeieilenden Bedienten, daß es nicht ohne Beschädigung abgelaufen sei. Erschrocken kehrte er in das Zimmer zurück, verriegelte die Thüre und flüchtete sich durchs Fenster über ein Dach aus dem Hause. Dann eilte er geradeswegs zum Könige, erzählte den Vorfall und bat um Gnade. „Ich will dir verzeihen," antwortete dieser gnädig, „wenn du den Grafen um Verzeihung bittest." Das versprach Holbein und wurde, da man eben die Stimme des Grafen hörte, in ein Nebenzimmer gebracht. Mit verbundenem Kopfe und kläglichem Gesichte wurde dieser zum Könige geführt und bat um strenge Bestrafung des Schuldigen. „Beruhige dich," sprach der König, „und sei mit der Abbitte des Malers und dem scharfen Verweise zufrieden, den er in deiner Gegenwart erhalten soll." Der Lord, der eine ganz andere Genugthuung für einen Mann seines Standes erwartet hatte, vergaß sich so sehr, daß er drohte, er würde sich selbst Recht verschaffen. Aber einen größeren Dienst hätte er dem bedrängten Maler nicht leisten können; denn der heftige König konnte keinen Widerspruch ertragen und gerieth daher in heftigen Zorn. „Nun hast du es mit mir zu thun," rief er mit funkelnden Augen; „geh und denke daran, daß ich die mindeste Selbstrache, die du an dem Maler nimmst, ahnden will, als wäre sie an meiner eigenen Person verübt. Glaubst du, daß mir wenig an diesem Manne gelegen ist, so wisse, daß ich aus sieben Bauern eben so viele Lords machen kann, aber aus sieben Lords nicht einen Holbein!"
Nach einem dreijährigen Ausenthalte reifte Holbein nach Basel zum Besuch, um sein Weib und seine Kinder zu sehen. Zugleich schickte Morus seinem Freunde Erasmus ein Gemälde, seine Familie vorstellend, von Holbein gemalt, worüber der Beschenkte eine große Freude hatte. „Ich habe keine Worte," schrieb er an des Kanzlers Tochter zurück, „meiner Freundin, der Zierde Britanniens, die Freude zu schildern, die mir der Familienverein gemacht hat, den Holbeüts Meisterhand so glücklich mir vor Augen stellt, daß ich sie alle, als wäre ich mitten unter ihnen, erkannt und mich zurückgesehnt habe nach dem unvergeßlichen Hause, dem ich so viel meines Glückes und Ruhmes schuldig bin." Viele, die den armen Maler früherhin über die Schultern angesehen hatten, drängten sich jetzt an den berühmten, von Königen und Fürsten gesuchten
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Bartholomäusnacht.
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worden ist; aber die Unruhe legte sich bald wieder bei den fortgesetzten Freundschaftsversicherungen der Katholiken.
Auf den Admiral hatten diese es besonders abgesehen; denn er war das gefürchtetste Haupt der Hugenotten. «Der König Karl, ein junger, erst 22jähriger Fürst, aber ein zur Unselbständigkeit erzogener Schwächling, der ränkevollen Leitung seiner Mutter ganz hingegeben, faßte ihn bei seiner schwachen Seite und machte ihm weis, die Truppen, die er jetzt zusammenzöge, wären gegen die Spanier in den Niederlanden bestimmt und Coligny sollte sie anführen. Darüber war der gute alte Mann so erfreut, daß er seit-
dem von nichts Anderem als von dem Feldzuge gegen die Spanier träumte.
Indessen bereitete man ihm seinen Untergang. Katharina dingte einen Meuchelmörder, der mit geladenem Gewehre in einem Hause, bei welchem der Admiral täglich vorbeiging, wenn er vom Louvre kam, hinter eine Fenstergardine sich stellte und ihm auflauerte. Coligny kam, der Schuß fiel, die Kugel durchbohrte ihm den linken Arm und zerschmetterte den Zeigefinger der rechten Hand. Doch hatte er noch so viel Besonnenheit, auf das Fenster zu weisen, aus welchem der Schuß gekommen war. Während einige seiner Begleiter ihn nach Hause führten, schlugen andere die Hausthüre ein; aber der- Mörder hatte sich bereits gerettet. Als der König erfuhr, daß der Streich mißlungen fei, warf er — er spielte gerade Federball — wüthend das Schlagnetz auf den Boden und rief: „Werde ich denn nie Ruhe haben?" Schnell faßte er sich wieder und nahm zur unverschämtesten Heuchelei seine Zuflucht.
. Dem jungen Conde und Navarra, die zu ihm kamen, um sich über den versuchten Meuchelmord zu beschweren, betheuerte er: niemand könne darüber ausgebrachter sein als er, und er würde den Thäter aufs härteste bestrafen. Dann besuchte er mit seiner Mutter den kranken Admiral selbst, schwur bei Gott, er werde eine schreckliche Rache ausüben, und sagte ihm die schönsten Worte.
So verdorben der junge König auch schon war, so hatte er sich doch noch aus einem Ueberreste von menschlichem Gefühle der Ermordung aller Hugenotten widersetzt. Aber Katharina wußte ihn zu behandeln. In dem Staatsrathe, der deswegen gehalten wurde, und dem die wüthendsten Hugenottenfeinde beiwohnten gab sie vor, Coligny habe eine Verschwörung gegen die Katholiken gemacht. Da stand der König heftig auf und schwur, daß er und alle Hugenotten sterben müßten; nicht einer dürste entrinnen.
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Katharina Coligny Gott Katharina Coligny
278
Neue Geschichte. 2. Periode. Rußland.
vom Rumpfe zu trennen." Der König reichte ihm den Säbel mit den Worten: „Tod den Türken und Tataren! Leben und Gnade den Unterthanen!" eine Aeußerung, die seiner Menschlichkeit Ehre macht. Peter fand den Aufruhr schon gedämpft; alle Gefängnisse waren voll. Kaum bezwang sich Peter, seine Schwester Sophia nicht zu mißhandeln; denn sie hatte vermuthlich wieder ihre Hand im Spiele gehabt. Darum wurde sie noch enger eingesperrt; vor dem Kloster, in welchem sie wohnte, wurde eine lange Reihe Galgen aufgerichtet und an diesen gegen 150 Empörer aufgeknüpft; unmittelbar vor dem Fenster der Zelle Sophia's hingen drei der Schuldigsten. Schrecklich war diesmal die Strafe der Uebelthäter; einen ganzen Monat lang floß ihr Blut auf dem Richtplatze bei Moskau. Selbst Peters Gemahlin, Eudoxia Lapuchin, wurde, weil sie den Neuerungen des Czaren abhold war, verstoßen und in ein Kloster geschickt.
Um diese Zeit starb sein Freund Lesort. „Nun habe ich keinen treuen Diener mehr!" rief Peter mit Thränen aus. „Auf ihn allein konnte ich mich verlassen." Er küßte den theuern Leichnam und badete ihn mit seinen Thränen. Seine Stelle ersetzte späterhin Menschikow. Die Nachrichten über dessen Herkunft sind verschieden. Es heißt, er sei ein Pastetenbäckerjunge gewesen und habe Pasteten auf den Straßen herumgetragen. Einst kam er so auch in die Küche eines vornehmen Russen, der den Ezar zu Tische geladen hatte. Da bemerkte er, daß der Wirth in ein Lieblingsgericht des Czaren ein Pulver that. Menschikow schöpfte Verdacht, ging auf die Gaffe und wartete, bis der Czar kam. Dieser bemerkte ihn und sagte: „Gieb mir deinen Korb zum Kaufe." — „Den Korb," antwortete der Junge, „darf ich nicht ohne meines Herrn Erlaubniß hingeben. Indeß, da Euch doch alles zugehört, so nehmt ihn immerhin." — Die Antwort gefiel Petent; er befahl ihm, zu folgen und ihn bei Tische zu bedienen. Als nun das verdächtige Gericht kam, rief der Knabe den Czar bei Seite und sagte ihm, was er gesehen habe. Peter verlangte, daß der Wirth zuerst davon essen sollte, und da dieser bestürzt es ablehnte, setzte er einem Hunde davon vor, der bald darauf starb. Seit dieser Zeit genoß Menschikow das Vertrauen des Czaren und half ihm auch treulich bei der Ausführung seiner Verbesserungsplane.
Das Ausland hatte dem Czaren so gefallen, daß er nichts sehnlicher wünschte, als seine Russen danach zu bilden. Mit dem
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Extrahierte Personennamen: Peter Peter Sophia Peters Eudoxia_Lapuchin Peter Wirth Menschikow Peter Wirth
Schlacht bei Hohenfriedberg.
323
seit einiger Zeit trugen sie blaue Pelze und andere Mützen als vorher, ungefähr wie auch ein östreichisches Regiment. Darauf baute er seinen Plan. Er wollte sich durchzuschleichen suchen. Als er dem östreichischen Lager nahe kam, zogen gerade mehrere Regimenter von Neustadt, welches sie vergebens angegriffen hatten, wieder ins Lager zurück. Ziethen schloß sich an, indem er seinen Leuten streng befahl, ganz ruhig wie im Frieden zu reiten, und weder zu schießen, noch den Säbel zu ziehen. Er selbst zog die Tabackspfeife heraus, wie im tiefen Frieden. Voraus schickte er einige geborene Ungern, die in ihrer Landessprache die Feldwachen, auf welche sie stießen, freundlich begrüßen, sollten. Auch durch ein feindliches Dragonerregiment ritten sie ungestört hindurch, und so befand sich Ziethen bald mitten unter den Feinden. Es war ein schöner, heller Tag. Er konnte das ganze Feld übersehen, welches mit Oestreich ent bedeckt war. Die einen thaten dies, die andern jenes. Je näher man dem Lager kam, desto größer wurde die Gefahr, und Ziethen ließ seine Husaren näher zusammenrücken, um sich im Nothfall durchschlagen zu können. Dennoch merkten die Oestreich er nichts, ja ein feindlicher Oberst kam ganz treuherzig zu Ziethen geritten, bot ihm freundlich einen guten Tag und erzählte ihm, daß sein Regiment auch bald nachkommen würde. Aber wie vom Donner wurde er gerührt, als Ziethen seinen Husaren zurief: „Nehmt ihn gefangen! es ist ein Oestreichs!" Eine Strecke mar-schirten die Husaren noch ganz ruhig, mitten durch die Oestreich er durch. Nun aber wandte sich der Weg, und Ziethen schwenkte sich jetzt plötzlich, um bei dem Lager vorbeizuziehen. Da erkannte mau ihn: „Ziethen! Ziethen! Preußen! Preußen!" rief man nun aus allen Seiten. Alles gerieth in Bewegung, und obgleich die Husaren sich in starken Trab setzten, so holte man sie doch ein. Aber Ziethen ließ einhauen und schlug sich mit geringem Verluste glücklich durch. Aehnliche Thaten verrichteten auch die andern Generale, und selbst die Feinde hatten vor den Preußen Achtung.
Eine Hauptschlacht gewann der König in diesem Kriege bei Hohenfriedberg in Schlesien, unweit Striegau (4. Juni 1745). Binnen fünf Stunden war der an Zahl überlegene Feind geschlagen. Die unerschrockenen Preußen aus dem rechten Flügel waren wider Vermuthen des Feindes durch Wasser und Morast gewatet und hatten den Feind mit dem Bajonnete angegriffen; dadurch war der Sieg entschieden worden. Besonders schlimm ging es den Sachsen, die in diesem Kriege auf der Seite der
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140
Neue Geschichte. 1. Periode. Deutschland.
Friede im Lande nicht gestört wurde, wenn er auch nicht vermochte, die ängstliche Spannung aufzuheben, die in den Gemüthern herrschte.
Das einzige, was man ihm vielleicht vorwerfen kann, ist die große Härte gegen den Herzog von Gotha. Der unglückliche Johann Friedrich von Sachsen hatte einen noch unglücklichem Sohn, der auch Johann Friedrich hieß und Herzog von Gotha war. Dieser ließ sich mit einem Ritter, Wilhelm von Grumbach, einem raubsüchtigen Menschen, ein und schützte ihn gegen den ausdrücklichen Befehl des Kaisers, ihn auszuliefern. Die Folge davon war, daß Gotha belagert, eingenommen und der Herzog gefangen wurde. Da er gegen wiederholte Warnungen taub gewesen war, so ließ ihn der Kaiser Maximilian Ii. (1567) nach Wien bringen, auf einem offenen Wagen, einen Strohhut auf dem Kopfe, durch die Straßen führen und dann ins Gefängniß werfen. Seine Frau Elisabeth, eine Tochter Friedrichs Iii. von der Pfalz, war trostlos über das unglückliche Schicksal ihres Mannes. Statt sich — sie war erst 27 Jahre alt — etwa durch Vergnügen zu zerstreuen, dachte sie nur an ihn, und hatte nirgends Ruhe und Rast. Fünf Jahre lang hörte sie nicht auf, flehentlich zu bitten, man möchte sie doch nur zu ihrem lieben Manne lassen. Endlich wurde es ihr bewilligt, aber nur auf einige Monate. Wie freute sie sich, als sie ihn wiedersah! Nun konnte sie ihn doch pflegen und ihm seine Einsamkeit erleichtern; denn eine andere Freude kannte das gute Weib nicht. Nach Verlauf einiger Monate sollte sie ihn wieder verlassen; aber sie bat den Kaiser so lange, bis er ihr endlich erlaubte, sich bei ihm einsperren zu lassen; nur unter dieser Bedingung wurde ihr gewährt. Aber das war ihr ein kleines Opfer für das Glück, seine Leiden zu theilen und zu erleichtern. So ist sie auch bei ihm geblieben, bis sie nach einer 22jährigen Gefangenschaft in den Armen ihres dankbaren Mannes starb. Viele Fürsten hatten oft und dringend den Kaiser um seine Freilassung gebeten; aber vergebens. Er saß noch bis ins folgende Jahr (1595) gefangen; dann entführte ihn der Tod ins Land der ewigen Freiheit, nachdem er 28 Jahre eingesperrt gewesen war.
Um die- Zeit der Grumbach'scheu Händel (1566) ereignete sich eine berühmte Waffeuthat in Ungarn: die Vertheidigung von Szigeth durch Zrini. Der alte Suleimau der Prächtige lebte noch; er war wieder in Ungarn eingefallen und belagerte da Szigeth an der Theiß. Hier war der tapfere Zrini Commandant; er beschloß mit seiner kleinen Schaar den Platz bis aufs äußerste
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Extrahierte Personennamen: Johann_Friedrich_von_Sachsen Johann Friedrich Johann_Friedrich Johann Friedrich Wilhelm Grumbach Maximilian_Ii Maximilian Elisabeth Friedrichs Friedrichs
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Gotha Gotha Gotha Wien Ungarn Ungarn
Hans Holbein.
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Eine wichtige Bekanntschaft machte Holbein nach seiner Zu-rückkunft in Basel. Der berühmte Erasmus, einer der witzigsten und gelehrtesten Köpfe jener Zeit, gewann den jungen Künstler lieb, obgleich eine innige Freundschaft schon wegen Verschiedenheit des Alters nie zwischen ihnen stattfand. Einmal fiel dem Maler des Erasmus kleine Schrift: Lob der Narrheit, in die Hände. Er fand das Buch sehr ergötzlich und versah es sogleich am Rande mit 83 schönen Federzeichnungen. Als man die Arbeit dem Erasmus brachte, freute sich dieser sehr darüber und bat den Maler, die Figuren in Holz zu schneiden, und nachmals wurde das Buch, so oft es wieder gedruckt wurde, immer mit den Holzschnitten Holbeins versehen. So wie Cranach die Bilder Luthers und Melanchthons sehr vervielfältigt hat, so hat Holbein den Erasmus unzählige Male gemalt.
So beliebt auch Holbein nun schon durch seine Kunst in und um Basel geworden war, so gab es doch nur sehr geringen Verdienst. Zugleich hatte er bei seinem zänkischen Weibe wenig Freude. Daher war ihm der Antrag eines englischen Großen, der durch Basel reiste, in England sein Glück zu versuchen, ganz recht. Daß er Kinder daheim ließ, machte ihm wenig Kummer, sowie ihm denn überhaupt der sanfte, liebenswürdige Charakter des guten Dürer ganz fehlte. Er hatte mehr Sinn für Lebensfreuden, und die hoffte er in England mehr als in Basel am Hungertische und bei seiner bösen Frau zu finden. Er ließ ihr seine vorräthigen Gemälde zurück, um durch den Verkauf derselben das nöthige Geld zu erhalten, versah sich mit Empfehlungsschreiben von Seiten des Erasmus und reiste 1526, 28 Jahre alt, fröhlich von Basel ab. Wovon unterwegs leben, war ihm nicht bange; sein Pinsel sollte ihn ernähren.
In Straßburg soll sich mit ihm ein ähnlicher Spaß, als oben von Dürer erzählt wird, zugetragen haben. Er ging nämlich, da es ihm an Geld fehlte, zu dem ersten Maler der Stadt und bat um Arbeit, ohne aber seinen Namen zu sagen. Der Maler verlangte eine Probe seiner Geschicklichkeit, und da malte jener, während der Maler einmal weggegangen war, auf die Stirn eines halbvollendeten Kopfes eine Fliege. Als der Maler nach Hanse kam, wollte er die Fliege wegjagen, fand aber zu seinem Erstaunen, daß sie gemalt war. Sogleich schickte er in der ganzen Stadt umher, den Fremden aufzufinden, aber vergeblich; Holbein hatte sich schon fortgemacht. Er reiste durch die Niederlande, kam glücklich nach London, ging sogleich zum berühmten Kanzler Thomas
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Neue Geschichte. 2. Periode. Schweden und Rußland.
sessel Karls, das rebenbfte Bilb der gebrechlichen Helbengröße und der zertrümmerten Schwedenmacht. *) Nun brach der Czar selbst mit dem Heere auf und nahm feine Frau, Katharina I. ober Kathinka, mit sich. Von biefer berühmten Frau hier nur einiges. Ihr Vater war ein lithauischer Bauer und sie also eine Leibeigene. Da die Aeltern ihr früh starben, so nahm der Küster des Dorfs sie zu sich. Hier sah sie der Probst Gluck bei einer Durchreife und nahm sie aus Mitleiben zu sich ins Hans, wo sie die Kinder anziehen und die Zimmer reinigen mußte. Hier blieb sie bis ins 18. Jahr; bet sie aber blutarm war, so nahm sie die Hand eines fchroebifchen Dragoners an, der sie heirathete. Einige Tage barauf mußte Johann, so hieß ihr Mann, schon fort zum Heere, und als die Russen das Schloß Marienburg einnahmen, würde sie mit den übrigen Einwohnern als Sklavin fortgeführt und fiel dem General Scheremetjew zu, der sie an Menfchikow abtreten mußte. Als einst Czar Peter bei ihm speiste und Kathinka mit Tifchgeräthen durch
ging durch einige Triumphbogen, welche verziert waren mit anspielenden Bildern und Devisen zur Ehre der Sieger und zur Verhöhnung der Besiegten. Unter andern sah man einen Löwen, der, gefesselt an seinen vier Füßen mit eisernen Ketten, von einem Russen geführt wurde. Diese Zeichnung fand den vorzüglichsten Beifall bei den Russen, und unter ihnen auch bei einem Holländer, der einen schwedischen Lieutenant höhnisch fragte, ob er wohl sähe, wie die Russen dem schwedischen Löwen mitgespielt hätten, und was er davon dächte. „Das sehe ich freilich," erwiderte der Schwede; „aber das freut mich doch, daß das königliche Thier wenigstens noch etwas frei und ungefeffelt hat." — Neugierig, fragte der Holländer, was das denn wäre, und erhielt zur Antwort: „Der
Schwanz, mit welchem er die Russen noch auf den Mund schlagen kann," worauf ihn der I Holländer beschämt verließ.
Die armen Gefangenen wurden nach Sibirien, nach Tobolsk und andern Orten geführt und mußten durch Handarbeiten und Künste ihr Leben fristen. Nach dem Frieden wurden sie zwar losgelassen, aber von 20,000 waren kaum noch 600 übrig.
*) Um jene Zeit erhielt Peter eine wichtige Erinnerung an seine Jugendzeit und zeigte zugleich sein herrliches Gedächtniß. Er musterte einige Hundert neuangekommene Matrosen. Plötzlich sprang er beim Anblicke des einen einige Schritte vor Entsetzen zurück, und befahl, den Menschen zu ergreifen. Dieser sank auf seine Kniee nieder und schrie: „Gnade! Gnade! Ja, ich bin des Todes-schuldig!" Alle sahen sich voll Erstaunen an. „Bist du nicht", rief Peter, „der Strjelitz, der mir, als ich ein Knabe war, vor dem Altare das Mordmesser in die Kehle stoßen wollte?" — Der Matrose gestand alles und erzählte, wie er bisher in Sibirien gelebt, wie ihn aber sein Gewissen wieder hierher getrieben habe. Peter wurde durch das Geständnis} gerührt und schenkte ihm das Leben, befahl aber, daß er sich nie wieder vor ihm blicken lassen sollte.
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Extrahierte Personennamen: Karls Kathinka Hans Johann Johann Scheremetjew Menfchikow Peter Kathinka Peter Peter
Katharina I., Gemahlin Peters des Großen.
291
das Zimmer ging, fiel ihre Schönheit ihm so auf, daß er sie gleich zu sich nahm. Er ließ ihr anständige Kleidung machen, gab ihr Dienerschaft und sorgte sür ihre Ausbildung. Weniger durch ihre Schönheit als durch ihr sehr einnehmendes, sanftes Betragen wußte sie sich sein ganzes Vertrauen zu verschaffen, bis er sie endlich gar zu seiner Gemahlin erhob.*) Sie begleitete ihn auch jetzt in den Krieg. — Die Russen fielen unter Scheremetjew in die Moldau ein und zogen längs dem Pruth hinab. Plötzlich sahen sie sich beim Dorfe Falczin von allen Seiten von ungeheuern Schwärmen von Türken und Tataren eingeschlossen. Sie konnten weder vor- noch rückwärts und alle Lebensmittel waren ausgegangen. Der Großvezier vernichtete in einer dreitägigen Schlacht 40,000 Russen. Peter sah den Augenblick sich nähern, wo er mit allen den Seinigen verhungern oder sich den Feinden ergeben müßte. Er schrieb an den russischen Senat einen Brief, in welchem er seine Lage schilderte und gestand, daß er ohne besondere göttliche Hülse nichts erwarten könne als den Tod oder Gefangenschaft. Aber der Mensch muß nie verzweifeln. Strengt er seinen Verstand im Unglück an, so zeigt ihm auch Gott gewiß einen Ausweg. So auch hier. Peter schloß sich mißmuthig in sein Zelt ein; kaum Kathinka wagte vor ihm zu erscheinen, so übellaunig war er. Aber sie eben half ihm. Sie wußte, wie leicht die türkischen Großen sich bestechen lassen, und schickte einen Friedensboten an den Großvezier mit ihrem Juwelenkästchen und einer guten Summe Geldes ab. Das wirkte. Die Augen Mehemets wurden von den glänzenden Steinen so geblendet, daß er die hoffnungslose Lage der Russen nicht mehr sah — und mit Peter so schnell einen Frieden schloß, daß Karl ihn nicht mehr zu hindern im Stande war. Auf die erste Nachricht davon warf sich Karl auf sein Pferd, jagte 15 Meilen weit in einem Ritt bis ins türkische Lager und bot Himmel und Hölle auf, den Vezier zu bewegen, daß er den Frieden bräche. „Vertraue mir," sprach er, „20,000 deiner Janitscharen, und ich liefere dir den Czar noch
*) Der alte Gluck war damals schon todt, aber seine Wittwe und deren Kinder lebten in Moskau in Armuth. Kathinka ließ sie gleich nach Petersburg kommen, machte den Sohn zum Kammerjunker, die eine Tochter zur Ehrendame und verheirathete die beiden andern an Offiziere, und als der ehemalige Hauslehrer des Gluck'schen Hauses sich ihr einst vorstellen ließ, erkannte sie ihn gleich, nahm ihn sehr freundlich auf und setzte ihm eine Pension aus. Ihren ersten Mann sah sie nie wieder; er wurde wenige Jahre nach ihrer Trennung im Kriege erschossen.
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Extrahierte Personennamen: Katharina_I. Peters Peter Gott Kathinka Peter Karl Karl Karl Karl Kathinka
Peter der Große in Holland und Frankreich. Alexei. 297
gegen die Hugenotten sich ungerecht erwiesen, nur aus Einfalt und Aberglauben gefehlt hat." Er trat in ihr Zimmer, zog leise die Vorhänge ihres Bettes auf, setzte sich zu ihren Füßen aufs Bette und fragte nach ihrem Befinden. „Mein Mer ist meine Krankheit," antwortete sie mit schwacher Stimme. Peter sagte ihr, das Bewußtsein, die Wohlthäterin Frankreichs gewesen zu sein und der tägliche Anblick der Schaar von Mädchen, die ihr noch jetzt ihr Glück verdankten, müsse ihr jene Krankheit gewiß erleichtern. Höchst vergnügt kehrte Peter über Holland und Norddeutschland nach Rußland zurück.
Hier aber wartete seiner ein trauriges Geschäft: die Bestrafung seines älteren Sohnes, Alexei, dessen Mutter, Eudoxia Lapuchin, die verstoßene Gemahlin Peters war. Aus die Erziehung des Prinzen war die rechte Sorgfalt nicht verwendet worden; wohl mochte der Widerwille Peter's gegen die Mutter sich auch dem Sohne sühlbar machen, um so mehr, da Alexei auch seinerseits bei jeder Gelegenheit zeigte, wie sehr ihm die Verbesserungen seines Vaters zuwider waren. Der Prinz fühlte sich zurückgesetzt und schloß sich an Leute an, welche gleichfalls den Neuerungen abgeneigt seinen Widerwillen und Widerstand nährten. Es trat Mißstimmung und Entfremdung zwischen Vater und Sohn ein. Alexei war ohne hervorragende Fähigkeiten, den Wünschen des Vaters gab er kein Gehör, er gab sich unwürdigen Gewohnheiten hin und ging auf ein Interesse an den Bestrebungen und Zielen für eine bessere Zukunft nicht ein. Peter versuchte, durch die Vermählung seines Sohnes mit der liebenswürdigen Prinzessin Charlotte Christine Sophie von Braunschweig, deren Schwester die Gemahlin des Kaisers Karl Vi. war, einen das schroffe Verhältniß mildernden Einfluß zu gewinnen; auch diese Hoffnung wurde vereitelt. Alexei vernachlässigte seine Gemahlin, weil sie ihm aufgezwungen worden sei; er behandelte sie geringschätzig, auch dann noch als sie ihm eine Tochter und einen Sohn gegeben hatte. Sie erlag 1715 nach einer nur vierjährigen Ehe diesen Kränkungen und ihrem Grame. Mit gerechter Sorge blickte Peter in die Zeit nach seinem Tode; die ganze Mühe und der Erfolg seines Lebens mußten verloren sein, wenn Alexei mit seiner bisherigen Sinnesart das Reich erben sollte. Alle Bitten und Warnungen blieben fruchtlos. Vor Antritt der zweiten größeren Reise, 1716, forderte der Czar seinen Sohn auf, entweder ein des Thronfolgers würdiges Verhalten zu beobachten, oder in's Kloster zu gehen. Alexei bat,
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Extrahierte Personennamen: Alexei Peter Peter_über Alexei Eudoxia_Lapuchin Peters Alexei Peter Charlotte_Christine_Sophie_von_Braunschweig Karl_Vi Karl Alexei Peter
Extrahierte Ortsnamen: Holland Frankreich Frankreichs Holland Norddeutschland