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derte dem Papst mit den ergreifendsten Worten die Noth der Gläu-
bigen im heiligen Lande und die Bedrückungen, welche die Mutter
aller Kirchen dort erdulde. Der heilige Vater sandte den beredten
und von heiligem Eifer erfüllten Gottesmann aus, um überall, in
Städten und Dörfern zu erzählen und zu schildern, was er selbst
gesehen und gehört habe und berief nachher eine Kirchenversammlung
nach Clermont in Frankreich, welcher mehr als 200 Erzbischöfe
und Bischöfe und eine unzählige Menge von Geistlichen und Laien
beiwohnten. Der Papst saß auf einem hohen Throne unter freiem
Himmel, umgeben von seinen Cardinälen, und Peter der Einsiedler
stand an seiner Seite. Dieser schilderte hier noch ein Mal mit
feuriger Beredsamkeit die Noth und das Elend der Christen im
heiligen Lande, so daß alle Zuhörer tief ergriffen laut weinten und
schluchzten, und als darauf der heilige Vater die Anwesenden auf-
forderte, den Ungläubigen die heiligen Orte zu entreißen, da rief die
ganze Versammlung voll heiliger Begeisterung: „Gott will es!
Gott will es!" Viele Tausende erklärten sich sogleich bereit an dem
heiligen Kriege Theil zu nehmen, hefteten ein rothes Kreuz auf die
rechte Schulter und erhielten den Namen „Kreuzfahrer". Ueberall
wurde fetzt das Kreuz gepredigt, es entstand eine allgemeine
Bewegung unter den Christen des Abendlandes: das Zeichen des
Kreuzes trieb sie in den Krieg und durch dasselbe hofften sie zu siegen.
Im Jahr 1096 fand der erste Kreuzzug unter Anführung des
tapfern Herzogs von Niederlothringen, Gottfried von Bouillon*)
Statt. Er war ein schöner, kraftvoller Mann in der Blüthe seiner
Jahre, eine wahre Heldengestalt, voll Gottesfurcht und Menschen-
freundlichkeit, gewandt im Gebrauche der Waffen und voll tiefer
Einsicht. Ihn begleiteten seine Brüder Eustach und Balduin und
eine Menge von tapfern Grafen und Rittern; im Ganzen aber be-
theiligten sich an diesem Kreuzzuge gegen 600,000 Menschen. Unter
vielen Mühseligkeiten und großer Noth erreichten sie das gelobte
Land; aber viele Tausende waren dem erlittenen Ungemach unter-
legen. Hunger und Durst, die unerträgliche Hitze und ein Heer
von ansteckenden Krankheiten hatten einen großen Theil des Zuges
aufgerieben und beinahe hätte derselbe auch seinen vortrefflichen Füh-
rer verloren, der einem Pilger zu Hilfe eilte, welcher in einem Walde
von einem furchtbaren Bären angefallen worden war und um Hilfe
rief. Sobald nämlich die wilde Bestie den Herzog gewahr wurde,
stürzte sie auf ihn los und verwundete sein Pferd dergestalt, daß er
den Kampf zu Fuß unternehmen mußte. Mit aufgesperrtem Rachen
hatte das Ungeheuer schon den Herzog mit einer Tatze umfaßt, aber
mit starker Faust stieß ihm dieser das Schwert bis zum Griff in
*) Sprich Bullion, ohne das „n" deutlich hören zu lassen.
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311
Pie Krenzznge.
(1096—1291.)
Das heilige Land, wohin man seit Konstantin dem Großen (um
325 n. Chr.) zahlreich wallfahrtete, war im Jahr 637 in die Hände
der Araber gefallen. Vorerst ließen diese die Pilger ungehindert, schon
um der Abgaben willen, die ste entrichten mußten. Indessen eroberten
die Seldschucken, ein Volk von türkischer Abkunft, das hinter dem kaspi-
schen Meer seinen Wohnsitz hatte, ums Jahr 1076 Syrien und Jeru-
salem, und nun wurden die Pilger aufs schreiendste vor und in Jeru-
salem mißhandelt. Schon der mächtige Pabst Gregor Vii. hatte guf
Hülfe gedacht. Da erschien plötzlich ein französischer Einsiedler, Peter
von Amiens, welcher Augenzeuge jener Mißhandlungen gewesen war, vor-
dem Pabst Urban Ii. mit der dringendsten Bitte um Hülse wider die
Ungläubigen (Muhammedaner). Er erhielt Erlaubniß umherzuziehen; und
auf .einem Esel reitend, in ein härenes Pilgerkleid gehüllt, mit eüiem
Strick umgürtet, das Kreuz in der Hand und baarfuß durchzog er
Städte und Länder und schilderte auf Gasten und Straßen, auf Märk-
ten und in Kirchen mit glühenden Farben und unter heißen Thränen-
strömen die Bedrängnisse des heiligen Landes. Bald glühte ein Feuer
der Begeisterung durch die ganze Christenheit, und endlich wurde auf
zwei Kirchenversammlungen ein Heereszug nach dem gelobten Lande be-
schlossen. „Gott will es! Gott will cs!" so erscholls aus tausend
Kehlen. Hohe und Niedere drängten sich herzu, das rothe Kreuz von
Tuch oder Seide aus den Händen der Geistlichen zu empfangen, das
sie an die rechte Schulter hefteten. Die also Bezeichneten nannte man
deßwegen Krenzfahrer, und die Heereszüge selbst Kreuzzüge. Große Ver-
sprechungen wurden an die Theilnahme geknüpft, namentlich vollständige
Vergebung der Sünden. Manche freilich ließen sich nur durch weltliche
Rücksichten, z. B. um sich ihren Gläubigern zu entziehen oder um nicht
für feig zu gelten, leiten. So begann eine der größten Bewegungen,
welche die Weltgeschichte kennt, und die fast zweihundert Jahre lang
fortdauerte.
Die ersten Schwärme, die beiläufig 200,000 Mann betrugen, waren
freilich nur zusammengelaufenes Gesindel; sie zogen voraus und fanden
größtentheils ihren Tod, ehe sie noch etwas vom heiligen Land gesehen
hatten. Den eigentlichen ersten Kreuzzug, der im Jahr 1096 begann,
führte Gottfried von Bouillon an, ein edler, tapferer und from-
mer Herzog aus Frankreich. Mit 90,000 Streitern zog dieser über
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Extrahierte Personennamen: Gregor_Vii Gregor Peter
von_Amiens Pabst_Urban Urban Gottfried_von_Bouillon
478
I. n Chr.
1000 Das Christenthum in Skandinavien, Ungarn, Rußland.
1024 Fränkisches Kaiserhaus.
1054 Dauernde Trennung der griechischen und römischen Kirche.
1066 Eroberung Englands durch die Normannen. Wilhelm der Eroberer.
107v Kaiser Heinrich Iv. im Kampfe mit Pabst Gregor Vii. Buße zu
Canossa. Das Pabstthum auf dem Wege zu seiner höchsten Macht.
Einschärfung des Gesetzes über die Ehelosigkeit der Geistlichen.
1096 Erster Kreuzzug. Peter v. Amiens. Gottfried von Bouillon.
1099 Eroberung Jerusalems durch die Kreuzfahrer. Königreich Jerusalem.
1138 Das Kaiserhaus der Hohenstaufen.
1152 Kaiser Friedrich I., Rothbart.
Herzog Heinrich oer Löwe, der Welfe.
Kampf des Kaisers mit den lombardischen Städten und mit dem Pabste.
1190 Dritter Krenzzug. Kaiser Friedrich I.; Philipp August Ii., König von
Frankreich; Richaro Löwenherz, König von England. Sultan Saladin
von Egypten. Orden der deutschen Ritter.
1200 -Ritterthum.
Der Dichter Walther von der Bogelweide.
Das Nibelungenlied.
Dschingiskhan, das Reich der Mongolen.
Pabst Innocenz Iii., der mächtigste unter beu Päbsten.
1209 Verfolgung der Albigenser und Waldenser. Inquisition. Die Orden
der Franziskaner und Dominikaner.
1215 Kaiser Friedrich Ii.; König von Sicilien.
Magna Charta oder der große Freiheitsbrief, die Grundlage der eng-
lischen Verfassung.
1250 Friedrichs Ii. Kampf mit den Päbsten; Bann. Zwischenreich.
1263 Hinrichtung Konradins, des letzten Hohenstaufen.
1273 Kai,er aus verschiedenen Häusern; Rudolph von Habsburg. Ende
des Zwischenreichs.
Das Herzogthum Oesterreich unter dem Hause Habsburg.
1300 Erfindung des Schießpulvers, des Linnenpapiers. Ausbreitung des
deutschen Hansabundes. Gothische Baukunst.
1308 Befreiung der Schweiz: Schweizerische Eidgenossenschaft.
1322 Kaiser Ludwig, Herzog von Bayern.; Sieg über Friedrich von Oester-
reich bei P?ühldorf.
1338 Kriege zwischen Frankreich und England.
1346 Kaiser Karl Iv. von Luxemburg, König von Böhmen.
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Extrahierte Ortsnamen: Skandinavien Ungarn Rußland Englands Amiens Jerusalem Frankreich England Sicilien Friedrichs Konradins Oesterreich Gothische Bayern Frankreich England Luxemburg
478
I. n. Chr.
1000 Das Christenthum in Skandinavien, Ungarn, Rußland.
1024 Fränkisches Kaiserhaus.
1054 Dauernde Trennung der griechischen und römischen Kirche.
1066 Eroberung Englands durch die Normannen. Wilhelm der Eroberer.
1077 Kaiser Heinrich Iv. im Kampfe mit Pabst Gregor Vii. Buße zu
Canossa. Das Pabstthum auf dem Wege zu seiner höchsten Macht.
Einschärsung des Gesetzes über die Ehelostgkeit der Geistlichen.
1096 Erster Kreuzzug. Peter v. Amiens. Gottfried von Bouillon.
1099 Eroberung Jerusalems durch die Kreuzfahrer. Königreich Jerusalem.
1138 Das Kaiserhaus der Hohenstaufen.
1152 Kaiser Friedrich I., Rothbart.
Herzog Heinrich der Löwe, der Welfe.
Kampf des Kaisers mit den lombardischen Städten und mit dem Pabfte.
1190 Dritter Kreuzzug. Kaiser Friedrich I.; Philipp August Ii., König von
Frankreich; Richard Löwenherz, König von England. Sultan Saladin
von Egypten. Orden der deutscheil Ritter.
1200 Ritterthum.
Der Dichter Walther von der Bogelwetde.
Das Nibelungenlied.
Dschingiskhan, das Reich der Mongolen.
Pabst Innocenz Iii., der nrächtigste unter den Päbften.
1209 Verfolgung der Albigenser und Waldenser. Inquisition. Die Orden
der Franziskaner und Dominikaner.
1215 Kaiser Friedrich Ii.; König von Sicilien.
Magna Charta oder der große Freiheitsbrief, die Grundlage der eng-
lischen Verfassung.
1250 Friedrichs Ii. Kampf mit den Päbsten; Bann. Zwischenreich.
1268 Hinrichtung Konradins, des letzten Hohenstanfe».
1273 Kaiser aus verschiedenen Häusern; Rudolph von Habsburg. Ende
des Zwischenreichs.
Das Herzogthum Oesterreich unter dem Hause Habsburg.
1300 Erfindung des Schießpulvers, des Linnenpapiers. Ausbreitung des
deutschen Hansabundes. Gothische Baukunst.
1308 Befreiung der Schweiz: Schweizerische Eidgenosseiisckaft.
1322 Kaiser Ludwig, Herzog von Bayern; Sieg über Friedrich von Oester-
reich bei Mühldorf.
1338 Kriege zwischen Frankreich und England.
1346 Kaiser Karl Iv. von Luxemburg, König von Böhmen.
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144. Pie Kreuzige.
(1096—1291.)
Das heilige Land, wohin man seit Konstantin dem Großen (um
325 n. Chr.) zahlreich wallfahrtete, war im Jahr 637 in die Hände
der Araber gefallen. Vorerst ließen diese die Pilger ungehindert, schon
um der Abgaben willen, die sie entrichten mußten. Indessen eroberten
die Seldschucken, ein Volk von türkischer Abkunft, das hinter dem kaspi-
schen Meer seinen Wohnsitz hatte, ums Jahr 1076 Syrien und Jeru-
salem , und nun wurden die Pilger aufs schreiendste vor und in Jeru-
salem mißhandelt. Schon der mächtige Pabst Gregor Vii. hatte auf
Hülfe gedacht. Da erschien plötzlich ein französischer Einsiedler, Peter
von Amiens, welcher Augenzeuge jener Mißhandlungen gewesen war, vor-
dem Pabst Urban Ii. mit der dringendsten Bitte um Hülfe wider die
Ungläubigen (Muhammedaner). Er erhielt Erlaubniß umherzuziehen; und
auf einem Esel reitend, in ein härenes Pilgerkleib gehüllt, mit einem
Strick umgürtet, das Kreuz in der Hand und baarfuß durchzog er
Städte und Länder, und schilderte aus Gassen und Straßen, auf Märk-
ten und in Kirchen mit glühenden Farben und unter heißen Thränen-
strömen die Bedrängnisse des heiligen Landes. Bald glühte ein Feuer
der Begeisterung durch die ganze Christenheit, und endlich wurde auf
zwei Kirchenversammlungen ein Heereszug nach dem gelobten Lande be-
schlossen. „Gott will es! Gott will es!" so erscholls aus tausend
Kehlen. Hohe und Niedere drängten sich herzu, das rothe Kreuz von
Tuch oder Seide aus den Händen der Geistlichen zu empfangen, das
sie an die rechte Schulter hefteten. Die also Bezeichneten nannte man
deßwegen Kreuzfahrer, und die Heereszüge selbst Kreuzzüge. Große Ver-
sprechungen wurden an die Theilnahme geknüpft, namentlich vollständige
Vergebung der Sünden. Manche freilich ließen sich nur durch weltliche
Rücksichten, z. B. um sich ihren Gläubigern zu entziehen oder um nicht
für feig zu gelten, leiten. So begann eine der größten Bewegungen,
welche die Weltgeschichte kennt, und die fast zweihundert Jahre lang
fortdauerte.
Die ersten Schwärme, die beiläufig 200,000 Mann betrugen, waren
freilich nur zusammengelaufenes Gesindel; sie zogen voraus und fanden
größtentheils ihren Tod, ehe sie noch etwas vom heiligen Land gesehen
hattep. Den eigentlichen ersten Kreuzzug, der im Jahr 1096 begann,
führte Gottfried von Bouillon an, ein edler, tapferer und from-
mer Herzog aus Frankreich. Mit 90,000 Streitern zog dieser über
*
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Extrahierte Personennamen: Gregor Peter
von_Amiens Urban Gottfried_von_Bouillon
326
gegen sie angewandt worden, und es fehlte an Kerkern, um alle der
Ketzerei wegen Verklagte gefangen zu halten. Da ließ der Pabst
Innocenz Ui. einen förmlichen Kreuzzug gegen die mit den Waldensern
verbundenen Albigenser (von der Stadt Alby im südlichen Frankreich
so genannt) unternehmen, wie man vom Jahre 1096 an Kreuzzüge
gegen die Muhammedaner im heiligen Lande geführt hatte; Jedem,
der daran Theil nehmen würde, versprach er vollkommene Vergebung
seiner Sünden. Bald brach ein Heer von 300,000 Kriegern oder
sogenannten Kreuzfahrern in das Land der Albigenser ein, welche in
der Stadt Toulouse ihren Hanptsitz hatten. Nun begann vom
Jahr 1209 an ein zwanzigjähriger Vertilgungskrieg gegen dieses
Märtyrervolk; denn die Ketzer sollten — das war des Pabstes Be-
fehl — ausgerottet werden. Männer und Weiber wurden gleich
grausam umgebracht, Greise und Säuglinge mußten sterben, kein Alter
und Geschlecht schonte das Würgerschwert, und es wurden Martern
und Qualen ersonnen, vor denen die Natur schaudert. Ihre Woh-
nungen wurden zerstört, ganze Dörfer mit Soldaten umstellt, dann
angezündet und samt den Einwohnern verbrannt, ihr Vieh erwürgt,
ihre Saaten zertreten, ihre Bäume umgehauen, und das Land zu
einer furchtbaren Einöde gemacht.
Die erste blutige Verfolgung, die von 1209 bis 1229 währte,
kostete fast einer Million Waldenser und Albigenser das Leben. Und
bis in unser Jahrhundert herein wurden sie von Zeit zu Zeit immer
aufs neue verfolgt.
Während dieses ersten Kreuzzugs in Frankreich litten die Wal-
denser in andern Gegenden zwanzig Jahre lang eine Hauptverfolgung
durch die sogenannte Inquisition oder das Glanbensgericht. Dies
war ein geistlicher Gerichtshof, der jeden der Ketzerei Verdächtigen in
Untersuchung zog und bestrafte. Der Pabst Innocenz Hl hatte die-
selbe ganz besonders der Waldenser wegen angeordnet. Die Anzahl
der vom Glaubensgericht Verhafteten war zuweilen so groß, daß man
nicht Gefängnisse genug für sie bauen, noch die Kosten ihres Unter-
halts für sie bestreiten konnte. Das Glanbensgericht bediente sich
verschiedener Straf- und Vertilgungsmittel: die sogenannten Ketzer-
würden verjagt, gehenkt, verbrannt, oft in großer Menge; man er-
säufte sie; man zwickte sie mit eisernen Zangen; sie wurden reißenden
Thieren vorgeworfen, erdrosselt; man ließ sie zu Tode hungern; sie
wurden -zersägt, zermalmt, in Stücke zerschnitten, mit abgezogener Haut
ans dem Rost gebraten u. s. w., — Alles angeblich zur Ehre Gottes
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275
144. Die Areuzzüge. 1096—1291.
1. A)as heilige Land, wohin man seit Konstantin dem Großen (um
325 n. Chr.) zahlreich wallfahrtete, war im Jahr 637 in die Hände der
Araber gefallen. Vorerst ließen diese die Pilger ungehindert schon um der
Abgaben willen, die sie entrichten mußten. Indessen eroberten die Seld-
schucken, ein Volk von türkischer Abkunft, das hinter dem kaspischen Meer
seinen Wohnsitz hatte, ums Jahr 1076 Syrien und Jerusalem, und nun
wurden die Pilger aufs schreiendste vor und in Jerusalem mißhandelt.
Schon der mächtige Papst Gregor Vii hatte auf Hilfe gedacht. Da er-
schien plötzlich ein französischer Einsiedler, Peter von Amiens, welcher
Augenzeuge jener Mißhandlungen gewesen war, vor dem Papst Urban Ii
mit der dringendsten Bitte um Hilfe wider die Ungläubigen (Muhamme-
daner). Er erhielt Erlaubniß umherzuziehen; und auf einem Esel rei-
tend, in ein härenes Pilgerkleid gehüllt, mit einem Struck umgürtet, das
Kreuz in der Hand und barfuß durchzog er Städte und Länder und schil-
derte auf Gassen und Straßen, auf Märkten und in Kirchen mit glühen-
den Farben und unter heißen Thränenströmen die Bedrängnisse des heiligen
Landes. Bald glühte ein Feuer der Begeisterung durch die ganze Christen-
heit, und endlich wurde aus zwei Kirchenversammlungen ein Heereszug nach
dem gelobten Lande beschlossen. Gott will es! Gott will es! so erscholls
aus tausend Kehlen. Hohe und Niedere drängten sich herzu, das rothe
Kreuz von Tuch oder Seide aus den Händen der Geistlichen zu empfangen,
das sie an die rechte Schulter hefteten. Die also Bezeichneten nannte
man deßwegen Kreuzfahrer und die Heereszüge selbst Kreuzzüge. Große
Versprechungen wurden an die Theilnahme geknüpft, namentlich vollständige
Vergebung der Sünden. Manche freilich ließen sich nur durch weltliche
Rücksichten, z. B. um sich ihren Gläubigern zu entziehen oder um nicht
für feig zu gelten, leiten. So begann eine der größten Bewegungen,
welche die Weltgeschichte kennt, und welche fast 200 Jahre lang fort-
dauerte.
2. Die ersten Schwärme, die beiläufig 200 000 Mann betrugen, waren
freilich nur zusammengelaufenes Gesindel; sie zogen voraus und fanden
größtentheils ihren Tod, ehe sie noch etwas vom heiligen Land gesehen
hatten. Den eigentlichen ersten Kreuzzug, der im Jahr 1096 begann,
führte Gottfried von Bouillon an, ein edler, tapferer und frommer Herzog
aus Frankreich. Mit 90 000 Streitern zog dieser über den Rhein und
durch Deutschland, und weil er strenge Mannszucht hielt, so kam er glück-
lich vor Konstantinopel an, wurde aber von dem griechischen Kaiser, welcher
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Extrahierte Personennamen: Gregor_Vii Gregor Peter_von_Amiens Urban Gottfried_von_Bouillon
Extrahierte Ortsnamen: Jerusalem Jerusalem Frankreich Rhein Deutschland
Schlacht bei Hohenfriedberg.
323
seit einiger Zeit trugen sie blaue Pelze und andere Mützen als vorher, ungefähr wie auch ein östreichisches Regiment. Darauf baute er seinen Plan. Er wollte sich durchzuschleichen suchen. Als er dem östreichischen Lager nahe kam, zogen gerade mehrere Regimenter von Neustadt, welches sie vergebens angegriffen hatten, wieder ins Lager zurück. Ziethen schloß sich an, indem er seinen Leuten streng befahl, ganz ruhig wie im Frieden zu reiten, und weder zu schießen, noch den Säbel zu ziehen. Er selbst zog die Tabackspfeife heraus, wie im tiefen Frieden. Voraus schickte er einige geborene Ungern, die in ihrer Landessprache die Feldwachen, auf welche sie stießen, freundlich begrüßen, sollten. Auch durch ein feindliches Dragonerregiment ritten sie ungestört hindurch, und so befand sich Ziethen bald mitten unter den Feinden. Es war ein schöner, heller Tag. Er konnte das ganze Feld übersehen, welches mit Oestreich ent bedeckt war. Die einen thaten dies, die andern jenes. Je näher man dem Lager kam, desto größer wurde die Gefahr, und Ziethen ließ seine Husaren näher zusammenrücken, um sich im Nothfall durchschlagen zu können. Dennoch merkten die Oestreich er nichts, ja ein feindlicher Oberst kam ganz treuherzig zu Ziethen geritten, bot ihm freundlich einen guten Tag und erzählte ihm, daß sein Regiment auch bald nachkommen würde. Aber wie vom Donner wurde er gerührt, als Ziethen seinen Husaren zurief: „Nehmt ihn gefangen! es ist ein Oestreichs!" Eine Strecke mar-schirten die Husaren noch ganz ruhig, mitten durch die Oestreich er durch. Nun aber wandte sich der Weg, und Ziethen schwenkte sich jetzt plötzlich, um bei dem Lager vorbeizuziehen. Da erkannte mau ihn: „Ziethen! Ziethen! Preußen! Preußen!" rief man nun aus allen Seiten. Alles gerieth in Bewegung, und obgleich die Husaren sich in starken Trab setzten, so holte man sie doch ein. Aber Ziethen ließ einhauen und schlug sich mit geringem Verluste glücklich durch. Aehnliche Thaten verrichteten auch die andern Generale, und selbst die Feinde hatten vor den Preußen Achtung.
Eine Hauptschlacht gewann der König in diesem Kriege bei Hohenfriedberg in Schlesien, unweit Striegau (4. Juni 1745). Binnen fünf Stunden war der an Zahl überlegene Feind geschlagen. Die unerschrockenen Preußen aus dem rechten Flügel waren wider Vermuthen des Feindes durch Wasser und Morast gewatet und hatten den Feind mit dem Bajonnete angegriffen; dadurch war der Sieg entschieden worden. Besonders schlimm ging es den Sachsen, die in diesem Kriege auf der Seite der
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser]]
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32
Neue Geschichte. 1. Periode. Reformation.
87. Fortgang der Reformation. — Ungarische und türkische Verhältnisse. — Luthers Tod, 1546.
Dadurch wurde die Reformation unstreitig sehr begünstigt, daß Kaiser Karl V. sich nur selten einmal in Deutschland sehen ließ, und daß ihn überhaupt viele andere Dinge beschäftigten, die ihm weit mehr am Herzen lagen, als die religiösen Zänkereien der Deutschen. Seitdem er mit Franz I. von Frankreich, einem jungen ritterlichen Könige, zugleich auf der Wahl gewesen war, hatte eine unvertilgbare Feindschaft zwischen beiden Fürsten gewaltet. Franz konnte es Karin nie vergeben, daß dieser ihm vorgezogen war; auch stritten sie über den Besitz von Mailand; und so haben beide vier erbitterte Kriege gegeneinander geführt. Diese und andere Kriege hielten Karin viel aus Deutschland entfernt, und nie hat daher dieser sonst so große Kaiser den Charakter der Deutschen recht kennen gelernt. Nur wenn einmal der Streit in Deutschland zu arg wurde oder er Geld brauchte, schrieb er einen Reichstag ans. So ließ er 1529 einen Reichstag in Speier halten, wo gleich wieder der Religionsstreit zwischen Katholiken und Evangelischen vorgenommen wurde. Nach langem Hin- und Widerreden bewilligten die Katholischen, daß die Evangelischen nur unter der Bedingung fürs erste freie Religionsübung behalten sollten, daß sie die Messe beibehielten und überhaupt alle Neuerungen unterließen. Das wollten sich aber die Evangelischen nicht gefallen lassen und reichten dagegen eine Protestation eim Das ist es, wovon sie den Namen Protestanten erhielten.
Nicht allein die Religionsstreitigkeiten beunruhigten damals Deutschland. Die Türken begnügten sich nicht mit dem Besitze des griechischen Kaiserthums, sondern suchten weiter nach Westen vorzudringen und setzten ganz Europa in Schrecken, besonders seitdem 1520 ein sehr kriegerischer und kräftiger Sultan, Sulei-man Ii. der Prächtige, den Thron bestiegen hatte. Zuerst warf er sich auf die Insel Rhodus, die damals (1522) der Sitz des Johanniter - Ritterordens war. Großmeister desselben war der alte Philipp Villiers de l'jsle Adam, einer der wüthigsten Männer, welche die Geschichte kennt. Obgleich auf seine Bitte um Hülfe keiner der abendländischen Fürsten ihm Unterstützung schickte, war er doch entschlossen, mit seinen 600 Rittern und 6000 andern Kriegern den Angriff auszuhalten. Es landeten 200,000
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Extrahierte Ortsnamen: Luthers Deutschland Mailand Deutschland Deutschland Deutschland Europa Ritterordens
Schmalkaldischer Krieg.
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88. Der schmalkaldische Krieg, 1547. — Moritz von Sachsen.
Kaiser Karl hatte wenig Zeit, sich um die Religionsstreitigkeiten in Deutschland zu bekümmern; er hatte nicht nur mit Franz I., König von Frankreich, vier Kriege zu führen, sondern unternahm auch zwei Seefahrten nach der afrikanischen Nordküste. Die Türken trieben nämlich damals im mittelländischen Meere viel Seeräuberei und plünderten sogar ungeschent die Küsten von Spanien, Sicilien und Neapel. Besonders gefürchtet machte sich der Seeräuber Hayradiu Barbarossa, eines griechischen Töpfers Sohn aus Lesbos, nachher zum muhamedanischen Glauben übergetreten. Er hatte sich mit Erlaubniß des Sultans Algiers bemächtigt, war zum Admiral der türkischen Flotte ernannt worden und hatte endlich das Reich Tunis weggenommen. Der Bei dieses Landes bat den Kaiser Karl um Hülfe. Dieser rief den berühmten Seehelden Andreas Doria aus Genua auf, die kaiserliche Flotte zu befehligen, und begleitete dieselbe, 1535. Hayradin wurde aus Tunis vertrieben, diese Stadt erobert und 22,000 gefangene Christensklaven befreit.
Sechs Jahre darauf unternahm Karl einen zweiten Seezug nach der afrikanischen Küste, dies Mal nach Algier, 1541. Hay-radin hatte seine Seeräubereien fortgesetzt und die spanischen Küsten ausgeplündert. Andreas Doria befehligte auch dies Mal die kaiserliche Flotte, aber er rieth dem Kaiser, die Unternehmung aufzuschieben, weil die Jahreszeit — es war im Herbste — ungünstig. Aber Karl ließ sich nicht abreden und begleitete die Flotte. Zwar landete das Heer und berannte Algier. Aber schon in der nächsten Nacht, ehe noch die Zelte, die Kanonen und das Gepäck hatten ausgeschifft werden können, erhob sich ein furchtbares Sturm- und Regenwetter, und am Morgen machten die ausgeruhten Feinde aus
noch nicht die Rede gewesen. Er war Dominicanermönch und hatte sich durch ergreifende Beredtsamkeit solche Berühmtheit erworben, daß ihn Horenzo von Medici 1489 nach Florenz zog. Hier übte er bald durch seine Forderung einer Erneuerung des sittlichen und religiösen Lebens, sowie durch die strenge Einfachheit seines Wandels einen großen Einfluß auf das Volk. Aber seine Strenge und seine Freimüthigkeit zogen ihm viele Feinde zu, und da er nicht die Kirche allein, sondern auch den Staat zu reformiren versuchte, so gerieth er in Verwickelungen, welche den traurigen Ausgang nahmen, daß er gefangen und zum Flammentode tierurtheilt wurde, den er muthig und freudig erlitt (1498).
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