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und auf der Erde verbreiteten, sie auch immer schlimmer wurdet^
so, daß Gott endlich Alle, mit Ausnahme des gerechten Noah, von
der Erde zu vertilgen beschloß, was auch durch eine große Ueber-
schwemmung, die Sündfluth, geschah.
Ueber dies Ereigniß stimmen die Sagen vieler Völker,
selbst der Indianer in Amerika, überein. Noah hatte sich und die
Seinigen, sowie ein Paar von jeder Gattung der Thiere durch die
Erbauung eines großen Schiffes, Arche genannt, gerettet, indem er
dasselbe beim Beginne der Fluth bestieg, wie ihm Gott befohlen
hatte. Nachdem das Wasser, welches die höchsten Berge 15 Ellen
hoch bedeckt hatte, wieder gefallen und die Erde trocken geworden
war, zog Noah mit den Seinigen vom Gebirge Ararat in Arme-
nien, wo die Arche stehen blieb, an den untern Euphrat, in das
weidenreiche Babylonien hinab. — Da sich die Menschen aber bald
wieder sehr vermehrten, so wurden sie hierdurch genöthigt, sich wei-
ter zu zerstreuen. Um aber ihre erste Heimat immer wieder finden
zu können, wollten sie zuvor einen Thurm bauen, der überall ge-
sehen werden könnte und ihnen zum Vereinigungspunkte dienen sollte.
Durch die Sprachverwirrung, welche Gott unter ihnen entstehen ließ,
wurde das thörichte Unternehmen vereitelt, und die Menschen zer-
streuten sich und bevölkerten nach und nach alle Gegenden der Erde.
In der Folge traten die Menschen in größere Gesellschaften
zusammen, wählten sich ein gemeinschaftliches Oberhaupt und bilde-
ten endlich Staaten und Reiche, die wir in Folgendem näher kennen
lernen wollen.
Asiatische Völker.
1. Die Indier und Chinesen.
Die Indier waren dem ursprünglichen Wohnsitze der Menschen,
den Gegenden zwischen den Flüssen Indus und Ganges am näch-
sten geblieben. Sie waren von jeher in gewisse Volksklassen oder
Kosten getheilt, nämlich 1) in Priester und Gelehrte; 2) in Krie-
ger; 3) in Kaufleute und Ackerbauer; 4) in Handwerker und Die-
nende. Außer diesen giebt es jetzt noch eine fünfte, von allen Menschen
gemiedene und verachtete Klasse, die Paria's, die nicht einmal bei
den andern Menschen wohnen dürfen, weil diese glauben, daß sie
dadurch entehrt wären. Dieses Kastenwesen, wonach der Sohn
immer den Stand und Beruf seines Vaters auch zu dem seinigen
machen muß, gleichviel ob er Lust und Fähigkeiten dazu besitzt, oder
nicht, hat von jeher die Fortschritte der Kultur in diesem Lande ge-
hindert, und die Indier sind darum, obgleich reich an Gebiet und
Bewohnern, zu einem Volke herabgesunken, das keine große Bedeut
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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tung mehr hat, und das jetzt größtentheils durch Engländer, Fran-
zosen, Portugiesen und Dänen beherrscht wird.
Die Lebensart der Indier, besonders der Vornehmen, ist sehr
einfach und mäßig. Die Volksmasse ist, obschon das Land Ueber-
flnß an Wildpret, Fischen, saftigen Früchten, Gewürzen und Me-
tallen hat, dennoch sehr arm. Der indische Gewerbefleiß erzeugt
vorzügliche Baumwollenstofse, Metallwaaren und Elsenbeinarbeiten.
Die Chinesen wohnen noch weiter gegen Osten, als die In-
dier. Sie waren schon in alten Zeiten ein gebildetes Volk und
kannten vielerlei Künste und Wissenschaften; allein sie sind seit langer
Zeit in denselben nicht weiter vorgerückt, weil sie von jeher den
Umgang mit andern Völkern vermieden. Um ihr Land nämlich ganz
von den Nachbarländern abzuschließen, und um sich zugleich gegen
die räuberischen Einfälle der Mongolen zu sichern, bauten sie gegen
die Mongolei und Tungnsien hin eine 300 Meilen lange Mauer.
Diese läuft über die Spitzen der höchsten Berge, zieht sich durch die
tiefsten Thäler und ist in ungeheuer großen Bogen über die breite-
sten Flüsse geführt. An wichtigen Stellen ist sie doppelt, ja manch-
mal dreifach, und von 300 zu 300 Fuß sind kolossale Thürme zur
Vertheidigung gegen die heranrückenden Feinde errichtet.
Das chinesische Reich umfaßt den zehnten Theil der ganzen
Erdoberfläche, und die Zahl seiner Bewohner macht beinahe den
dritten Theil der ganzen Menschheit ans. Es ist also nach Ruß-
land das größte Reich, enthält aber über dreimal so viele Menschen,
als jenes. Dennoch gehört China, wie fast alle asiatische Staaten,
zu den abgelebten Ländern, die ihren Glanzpunkt längst überdauert
haben.
2. Die Babylonier, Assyrer und Meder.
Die Bewohner des Landes zwischen dem Euphrat und Ti-
gris hatten lange Zeit in Friede und Ruhe, Ackerbau und Vieh-
zucht treibend, neben einander gewohnt; da fiel Nimröd, ein Enkel
von Cham, mit einer wilden Horde aus Arabien kommend, in
Babylonien ein und eroberte das Land. Dies bewog einen Theil
der Einwohner, aus dem Stamme Assur, das Land zu verlassen.
Sie zogen über den Tigris und gründeten dort das Reich Assyrien,
das jetzige Kurdistan, über welches Ninus die Herrschaft errang.
Er gründete die große Stadt Ninive und eroberte bald auch das
benachbarte Babylonien (2100 v. Chr.).
Nach seinem Tode herrschte seine Gemahlin, die durch Muth
und Klugheit ausgezeichnete S emiramis, über beide Länder. Sie
verschönerte Babylon durch die großartigsten Bauten. Die Mauern
der Stadt hatten 12 Meilen im Umfang, waren 100 Ellen hoch
und so dick, daß auf denselben drei Streitwagen neben einander
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Extrahierte Personennamen: Muth
Extrahierte Ortsnamen: Mongolei China Cham Babylonien Assur Assyrien Kurdistan Ninive Babylonien
326
hieher in die Verbannung schickt. Wegen seinem rauhen und kalten
Klima ist das Land nur von dritthalb Millionen Menschen bewohnt.
Die bedeutendsten Städte sind Tobolsk und Irkutsk. Südlich von
diesem Land liegt
2) China, wozu auch Tübet, Turfan, die Mongolei und
Mandschurei gehören. Es ist nach Rußland das größte Reich der
Erde, übertrifft aber dasselbe weit an Volkszahl; denn es enthält an
300 Millionen Einwohner, also beinahe ein Drittheil der ganzen
Menschheit. Unter 1600 Städten, die das Land enthält, ist die
Hauptstadt Peking dkd größte, denn sie hat so viele Einwohner,
als London.
3) Japan, ein großes, ans lauter Inseln bestehendes Reich,
hat Jeddo zur Hauptstadt, welche fast so groß ist, als Peking.
Die Japanesen sollen nach Berichten von Reisenden Ackerbau und
Viehzucht, sowie verschiedene Gewerbe und Künste sehr gut verstehen
und betreiben.
4) Hinter- und Vorderindien, gemeiniglich Ostindien genannt,
sind zwei große, dichtbevöllerte Länder, von welchen ein großer Theil
den Engländern gehört. Nebstdem enthält Hinterindien auch
das Birmanenreich und die Kaiserreiche Anam, Siam und Ascham.
Im Norden ist die Himelayakette mitten: 26,000 Fuß hohen
Dhawalagiri, dem höchsten Berg der Erde.
5) Turan oder die Bucharei wird von Hirtenvölkern oder No-
maden bewohnt und von einem Chan beherrscht, der zu Buchara
seinen Sitz hat. >
6) Persien oder Iran, einst unter Cyrus ein mächtiges Welt-
reich, hat Teheran zur Hauptstadt, worin der Schach oder Regent
des Landes wohnt.
7) Arabien ist ein großes Land, das im Süden sehr frucht-
bar ist, sonst aber mehrere große Wüsten enthält. Es ist das Vater-
land des Kaffee's, des Balsams, der Kamecle und Dromedare und
die Heimat der schönsten und flüchtigsten Pferde. Nach den Städten
Mekka und Medina, in welch letzterer Muh am ed begraben liegt,
wallfahrten die Muhamedaner sehr häufig. In der Wüste liegen
die Berge Sinai und Horeb.
8) Die asiatische Türkei enthält folgende Länder^
a") Kleinasien oder Natolien mit der Hauptstadt Smyrna;
d) Armenien mit der Stadt Erzerum und dem Gebirge Arra-
rat, auf dem Noah's 'Arche stehen blieb;
c) Mesopotamien und Kurdistan mit den Städten Mosul
und Bagdad und den Ruinen von Ninive und Babylon;
6) Syrien mit den Städten Antiochien und Aleppo.
Zu diesem Lande gehört auch 'das gelobte Land oder
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel]]
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Extrahierte Personennamen: Jeddo Cyrus
Extrahierte Ortsnamen: Irkutsk China Mongolei Peking London Japan Peking Ostindien Hinterindien Buchara Persien Mekka Medina Kleinasien Smyrna Armenien Mesopotamien Kurdistan Mosul Bagdad Ninive Syrien Aleppo
213
104. Asten.
Asien ist die Geburtsstätte der Menschheit, die Wiege der Völker, der
Ursitz aller Gesittung. Die ganze alte Geschichte hat in Asten ihren Angel-
punkt, von Asien aus sind die Völker vorgedrungen über Nordafrika und Eu-
ropa und haben die Bildung nach Westen getragen bis nach Amerika; wie die
Kultur des letzteren eine Tochter ist der europäischen, so ist Europa eine Toch-
ter von Asien. Ehe man noch wußte, daß ein Festland Europa als An-
hängsel des großen asiatischen Kontinents vorhanden sei, vielleicht ehe. noch ein
Hirt oder Jäger über die Wolga und den Ural hinausgedrungen war, blüheten
im Orient schon Weltreiche, herrschten mächtige Könige in prächtigen Palästen
und großen Städten über Millionen von Unterthanen, forschten schon Weise
in den Geheimnissen der Sterne, ließen schon Priester zur Ehre der Götter
ober - und unterirdische Tempelhallen bauen, kämpften schon Völker mit Völ-
kern auf Leben und Tod. Aber diese frühe und glänzende Bildung ist auf
Einem Punkte stehen geblieben, das Völkerleben hat sich unter dem Despotis-
mus der Herrscher verknöchert, die Asiaten sind alte unmündige Kinder.
Schon 400 Jahre vor Christo, als die mächtigen Perserkönige das kleine
Griechenvolk mit dein Gewicht ihrer Heere zertrümmern wollten, zeigte sichs,
daß asiatischer Glanz in seiner Hohlheit und Nichtigkeit zerrann vor europäi-
scher Kraft. Der schönste, begabteste, kraftvollste Menschenftamm, der kau-
kasische, ist wohl in Asien geboren, aber erst in Europa zur Entwickelung sei-
ner Kraft gelangt. Und das Christenthum, das ein neues Leben in die ver-
sunkene Menschheit brachte, ist wohl auf asiatischem Boden entsprossen, aber
das junge Pflänzchen mußte von Asien nach Europa getragen werden, um hier
zum großen, schattigen Baume mit Blüthen und Früchten reich geschmückt
empor zu wachsen.
Der Bildungsstrom, der von Europa jetzt nach allen Gegenden der Erde
sich ergießt, wendet sich aber auch nach Osten zu seinem Quelllande zurück,
und es scheinen zwei große Nationen, die Engländer und die Russen, von der
Vorsehung dazu ausersehen, die asiatischen Völker aus ihrem Schlaf aufzu-
rütteln und neues Leben in den starren Massen anzufachen. Freilich, zur Höhe
des europäischen Lebens wird sich Asien nimmer emporschwingen, denn himmel-
hohe Berge, ungeheure Steppen und Sandwüsten, unfruchtbare Hochflächen
trennen hier die Menschen weit mehr, als in Europa, wo die Nationen mehr
und mehr zu Einer großen Völkerfamilie zusammenschmelzen. Die Hochflächen
der Tartarei und Mongolei werden immer von Nomadenhorden durchzogen
werden, und das sibirische Tiefland, allein schon so groß als ganz Europa,
ist nur im Süden kulturfähig, und der nördliche Theil leidet unter der strengen
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
TM Hauptwörter (100): [T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T47: [Wüste Meer Land Nil Hochland Fluß Gebirge Euphrat Tigris See], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod]]
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Extrahierte Personennamen: Christo
Extrahierte Ortsnamen: Asien Nordafrika Amerika Europa Asien Europa Asien Europa Asien Europa Europa Europa Mongolei Europa
311
Pie Krenzznge.
(1096—1291.)
Das heilige Land, wohin man seit Konstantin dem Großen (um
325 n. Chr.) zahlreich wallfahrtete, war im Jahr 637 in die Hände
der Araber gefallen. Vorerst ließen diese die Pilger ungehindert, schon
um der Abgaben willen, die ste entrichten mußten. Indessen eroberten
die Seldschucken, ein Volk von türkischer Abkunft, das hinter dem kaspi-
schen Meer seinen Wohnsitz hatte, ums Jahr 1076 Syrien und Jeru-
salem, und nun wurden die Pilger aufs schreiendste vor und in Jeru-
salem mißhandelt. Schon der mächtige Pabst Gregor Vii. hatte guf
Hülfe gedacht. Da erschien plötzlich ein französischer Einsiedler, Peter
von Amiens, welcher Augenzeuge jener Mißhandlungen gewesen war, vor-
dem Pabst Urban Ii. mit der dringendsten Bitte um Hülse wider die
Ungläubigen (Muhammedaner). Er erhielt Erlaubniß umherzuziehen; und
auf .einem Esel reitend, in ein härenes Pilgerkleid gehüllt, mit eüiem
Strick umgürtet, das Kreuz in der Hand und baarfuß durchzog er
Städte und Länder und schilderte auf Gasten und Straßen, auf Märk-
ten und in Kirchen mit glühenden Farben und unter heißen Thränen-
strömen die Bedrängnisse des heiligen Landes. Bald glühte ein Feuer
der Begeisterung durch die ganze Christenheit, und endlich wurde auf
zwei Kirchenversammlungen ein Heereszug nach dem gelobten Lande be-
schlossen. „Gott will es! Gott will cs!" so erscholls aus tausend
Kehlen. Hohe und Niedere drängten sich herzu, das rothe Kreuz von
Tuch oder Seide aus den Händen der Geistlichen zu empfangen, das
sie an die rechte Schulter hefteten. Die also Bezeichneten nannte man
deßwegen Krenzfahrer, und die Heereszüge selbst Kreuzzüge. Große Ver-
sprechungen wurden an die Theilnahme geknüpft, namentlich vollständige
Vergebung der Sünden. Manche freilich ließen sich nur durch weltliche
Rücksichten, z. B. um sich ihren Gläubigern zu entziehen oder um nicht
für feig zu gelten, leiten. So begann eine der größten Bewegungen,
welche die Weltgeschichte kennt, und die fast zweihundert Jahre lang
fortdauerte.
Die ersten Schwärme, die beiläufig 200,000 Mann betrugen, waren
freilich nur zusammengelaufenes Gesindel; sie zogen voraus und fanden
größtentheils ihren Tod, ehe sie noch etwas vom heiligen Land gesehen
hatten. Den eigentlichen ersten Kreuzzug, der im Jahr 1096 begann,
führte Gottfried von Bouillon an, ein edler, tapferer und from-
mer Herzog aus Frankreich. Mit 90,000 Streitern zog dieser über
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser]]
TM Hauptwörter (200): [T4: [Orden Ritter Peter Kreuzzug Land Jahr Jerusalem Johanniter Arnold Frankreich], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T123: [Haar Mann Kopf Frau Hand Fuß Kleidung Mantel Hut Schuh], T158: [Papst Kaiser Iii Vii Gregor Heinrich Rom Friedrich Italien Jahr], T128: [Kaiser Heer Reich Stadt Jahr Alexander Rom Zug Tod Konstantinopel]]
Extrahierte Personennamen: Gregor_Vii Gregor Peter
von_Amiens Pabst_Urban Urban Gottfried_von_Bouillon
311
144. Pie Kreuzige.
(1096—1291.)
Das heilige Land, wohin man seit Konstantin dem Großen (um
325 n. Chr.) zahlreich wallfahrtete, war im Jahr 637 in die Hände
der Araber gefallen. Vorerst ließen diese die Pilger ungehindert, schon
um der Abgaben willen, die sie entrichten mußten. Indessen eroberten
die Seldschucken, ein Volk von türkischer Abkunft, das hinter dem kaspi-
schen Meer seinen Wohnsitz hatte, ums Jahr 1076 Syrien und Jeru-
salem , und nun wurden die Pilger aufs schreiendste vor und in Jeru-
salem mißhandelt. Schon der mächtige Pabst Gregor Vii. hatte auf
Hülfe gedacht. Da erschien plötzlich ein französischer Einsiedler, Peter
von Amiens, welcher Augenzeuge jener Mißhandlungen gewesen war, vor-
dem Pabst Urban Ii. mit der dringendsten Bitte um Hülfe wider die
Ungläubigen (Muhammedaner). Er erhielt Erlaubniß umherzuziehen; und
auf einem Esel reitend, in ein härenes Pilgerkleib gehüllt, mit einem
Strick umgürtet, das Kreuz in der Hand und baarfuß durchzog er
Städte und Länder, und schilderte aus Gassen und Straßen, auf Märk-
ten und in Kirchen mit glühenden Farben und unter heißen Thränen-
strömen die Bedrängnisse des heiligen Landes. Bald glühte ein Feuer
der Begeisterung durch die ganze Christenheit, und endlich wurde auf
zwei Kirchenversammlungen ein Heereszug nach dem gelobten Lande be-
schlossen. „Gott will es! Gott will es!" so erscholls aus tausend
Kehlen. Hohe und Niedere drängten sich herzu, das rothe Kreuz von
Tuch oder Seide aus den Händen der Geistlichen zu empfangen, das
sie an die rechte Schulter hefteten. Die also Bezeichneten nannte man
deßwegen Kreuzfahrer, und die Heereszüge selbst Kreuzzüge. Große Ver-
sprechungen wurden an die Theilnahme geknüpft, namentlich vollständige
Vergebung der Sünden. Manche freilich ließen sich nur durch weltliche
Rücksichten, z. B. um sich ihren Gläubigern zu entziehen oder um nicht
für feig zu gelten, leiten. So begann eine der größten Bewegungen,
welche die Weltgeschichte kennt, und die fast zweihundert Jahre lang
fortdauerte.
Die ersten Schwärme, die beiläufig 200,000 Mann betrugen, waren
freilich nur zusammengelaufenes Gesindel; sie zogen voraus und fanden
größtentheils ihren Tod, ehe sie noch etwas vom heiligen Land gesehen
hattep. Den eigentlichen ersten Kreuzzug, der im Jahr 1096 begann,
führte Gottfried von Bouillon an, ein edler, tapferer und from-
mer Herzog aus Frankreich. Mit 90,000 Streitern zog dieser über
*
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Extrahierte Personennamen: Gregor Peter
von_Amiens Urban Gottfried_von_Bouillon
213
104. Asien.
Asien ist die Geburtsstätte der Menschheit, die Wiege der Völker, der
Ursitz aller Gesittung. Die ganze alte Geschichte hat in Asien ihren Angel-
punkt, von Asien aus sind die Völker vorgedrungen über Nordafrika und Eu-
ropa und haben die Bildung nach Westen getragen bis nach Amerika; wie die
Kultur des letzteren eine Tochter ist der europäischen, so ist Europa eine Toch-
ter von Asien. Ehe man noch wußte, daß ein Festland Europa als An-
hängsel des großen asiatischen Kontinents vorhanden sei, vielleicht ehe noch ein
Hirt oder Jäger über die Wolga und den Ural hinausgedrungen war, blüheten
im Orient schon Weltreiche, herrschten mächtige Könige in prächtigen Palästen
und großen Städten über Millionen von Unterthanen, forschten schon Weise
in den Geheimnissen der Sterne, ließen schon Priester zur Ehre der Götter
ober - und unterirdische Tempelhallen bauen, kämpften schon Völker mit Völ-
kern auf Leben und Tod. Aber diese frühe und glänzende Bildung ist auf
Einem Punkte stehen geblieben, das Völkerleben hat sich unter dem Despotis-
mus der Herrscher verknöchert, die Asiaten sind alte unmündige Kinder.
Schon 400 Jahre vor Christo, als die mächtigen Perserkönige das kleine
Griechenvolk mit dem Gewicht ihrer Heere zertrümmern wollte», zeigte sichs,
daß asiatischer Glanz in seiner Hohlheit und Nichtigkeit zerrann vor europäi-
scher Kraft. Der schönste, begabteste, kraftvollste Menschenstamm, der kau-
kasische, ist wohl in Asien geboren, aber erst in Europa zur Entwickelung sei-
ner Kraft gelangt. Und das Christenthum, das ein neues Leben in die ver-
sunkene Menschheit brachte, ist wohl auf asiatischem Boden entsprossen, aber
das junge Pflänzchen mußte von Asien nach Europa getragen werden, um hier
zum großen, schattigen Baume mit Blüthen und Früchten reich geschmückt
empor zu wachsen.
Der Vildungsftrom, der von Europa jetzt nach allen Gegenden der Erde
sich ergießt, wendet sich aber auch nach Osten zu seinem Quelllande zurück,
und es scheinen zwei große Nationen, die Engländer und die Russen, von der
Vorsehung dazu ausersehen, die asiatischen Völker aus ihrem Schlaf aufzu-
rütteln und neues Leben in den starren Massen anzusuchen. Freilich, zur Höhe
des europäischen Lebens wird sich Asien nimmer emporschwingen, denn himmel-
hohe Berge, ungeheure Steppen und Sandwüsten, unfruchtbare Hochflächen
trennen hier die Menschen weit mehr, als in Europa, wo die Nationen mehr
und mehr zu Einer großen Völkersamilie zusammenschmelzen. Die Hochflächen
der Tartarei und Mongolei werden immer von Nomadenhorden durchzogen
werden, und das sibirische Tiefland, allein schon so groß als ganz Europa,
ist nur im Süden kulturfähig, und der nördliche Theil leidet unter der strengen
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Extrahierte Personennamen: Christo
Extrahierte Ortsnamen: Asien Asien Asien Nordafrika Amerika Europa Asien Europa Asien Europa Asien Europa Europa Europa Mongolei Europa
192
Theilen des Hochlandes selbst. Das gewaltigste dieser Gebirge und über-
haupt das gewaltigste Hochgebirge unseres Planeten ist der Himalaja. In
diesem erhebt sich der höchste Berg der Erde, der 8800 m hohe Everest;
es finden sich daselbst aber auch noch zahlreiche andere Gipsel von mehr als
8000 m Höhe. Bemerkenswerth sind weiter: der Ararat in Armenien,
der Libanon in Syrien sowie die beiden Grenzgebirge zwischen Europa
und Asien, der Ural und der Kaukasus.
4. Die Bewässerung ist in der dürren und fast regenlosen Mitte des
Erdtheils sehr dürftig, dagegen in den Außengliedern meist reichlich und
günstig. Zwar die mächtigen nach Norden stießenden Ströme Ob, Jenisei
und Lena nützen wenig, weil sie in das Eismeer münden; aber die meisten
anderen sind namentlich durch ihre jährlichen Überschwemmungen wahre
Segensquellen für das von ihnen durchströmte Land. Dies ist hauptsächlich
der Fall bei den überhaupt Asien eigenthümlichen Doppel- und Zwillings-
strömen: dem Euphrat und Tigris in Mesopotamien, dem Ganges und
Brahmaputra in Indien und dem Hoangho und Jantsekiang in China.
Außerdem sind noch zu nennen der Indus und der Amur.
5. Da sich Asien auf dreierlei Zonen vertheilt und zudem die Boden-
erhebung so mannigfaltig ist, so zeigt das Klima sehr bedeutende Unter-
schiede; dasselbe gilt aus den gleichen Gründen auch von den Erzeug-
nissen des Landes und der Lebensweise der Bewohner. In dem größten
Theile von Sibirien herrscht eine lange und furchtbar strenge Winterkälte
mit ganz kurzem Sommer. In der Mitte gibt es neben sehr heißen
Sommern, in denen einzelne Länder, wie Persien, oft von schrecklicher Dürre
heimgesucht werden, auch noch sehr kalte Winter. Im Süden wird die das
ganze Jahr hindurch fast gleiche Hitze nur durch die regelmäßigen Winde
und Regenzeiten und die Nähe des Meeres etwas gemildert.
Demgemäß besteht denn auch im Norden der einzige Reichthum des
Landes — neben den Metallen des Urals und der südlichen Grenzgebirge
— in Renthieren, Hunden, Fischen und kostbaren Jagd- und Pelzthieren.
In der Mitte gibt es fruchtbares und wohlangebautes Land mit Obst,
Wein, Getreide und Südfrüchten bloß an den wasserreichen Abhängen der
Gebirge. Dagegen sind die weiten Grassteppen der Hoch- und Tiefebenen
nur Weideland, auf welchem die arabischen, türkischen und mongolischen
Nomadenstämme mit ihren Herden von Schafen, Ziegen, Eseln, Pferden
und Kamelen ohne festen Wohnsitz umherziehen. Das Hauptnahrungsmittel
dieser Hirten ist Kamel- und Stutenmilch. In ihren Händen zumeist liegt
auch der Karawanenhandel, welcher schon seit uralter Zeit Indiens und
Chinas Erzeugnisse mitten durch die Wüsten Irans und der Mongolei hin-
TM Hauptwörter (50): [T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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Extrahierte Personennamen: Lena
Extrahierte Ortsnamen: Armenien Syrien Europa Asien Kaukasus Mesopotamien Indien China Sibirien Persien Indiens Irans Mongolei
Schlacht bei Hohenfriedberg.
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seit einiger Zeit trugen sie blaue Pelze und andere Mützen als vorher, ungefähr wie auch ein östreichisches Regiment. Darauf baute er seinen Plan. Er wollte sich durchzuschleichen suchen. Als er dem östreichischen Lager nahe kam, zogen gerade mehrere Regimenter von Neustadt, welches sie vergebens angegriffen hatten, wieder ins Lager zurück. Ziethen schloß sich an, indem er seinen Leuten streng befahl, ganz ruhig wie im Frieden zu reiten, und weder zu schießen, noch den Säbel zu ziehen. Er selbst zog die Tabackspfeife heraus, wie im tiefen Frieden. Voraus schickte er einige geborene Ungern, die in ihrer Landessprache die Feldwachen, auf welche sie stießen, freundlich begrüßen, sollten. Auch durch ein feindliches Dragonerregiment ritten sie ungestört hindurch, und so befand sich Ziethen bald mitten unter den Feinden. Es war ein schöner, heller Tag. Er konnte das ganze Feld übersehen, welches mit Oestreich ent bedeckt war. Die einen thaten dies, die andern jenes. Je näher man dem Lager kam, desto größer wurde die Gefahr, und Ziethen ließ seine Husaren näher zusammenrücken, um sich im Nothfall durchschlagen zu können. Dennoch merkten die Oestreich er nichts, ja ein feindlicher Oberst kam ganz treuherzig zu Ziethen geritten, bot ihm freundlich einen guten Tag und erzählte ihm, daß sein Regiment auch bald nachkommen würde. Aber wie vom Donner wurde er gerührt, als Ziethen seinen Husaren zurief: „Nehmt ihn gefangen! es ist ein Oestreichs!" Eine Strecke mar-schirten die Husaren noch ganz ruhig, mitten durch die Oestreich er durch. Nun aber wandte sich der Weg, und Ziethen schwenkte sich jetzt plötzlich, um bei dem Lager vorbeizuziehen. Da erkannte mau ihn: „Ziethen! Ziethen! Preußen! Preußen!" rief man nun aus allen Seiten. Alles gerieth in Bewegung, und obgleich die Husaren sich in starken Trab setzten, so holte man sie doch ein. Aber Ziethen ließ einhauen und schlug sich mit geringem Verluste glücklich durch. Aehnliche Thaten verrichteten auch die andern Generale, und selbst die Feinde hatten vor den Preußen Achtung.
Eine Hauptschlacht gewann der König in diesem Kriege bei Hohenfriedberg in Schlesien, unweit Striegau (4. Juni 1745). Binnen fünf Stunden war der an Zahl überlegene Feind geschlagen. Die unerschrockenen Preußen aus dem rechten Flügel waren wider Vermuthen des Feindes durch Wasser und Morast gewatet und hatten den Feind mit dem Bajonnete angegriffen; dadurch war der Sieg entschieden worden. Besonders schlimm ging es den Sachsen, die in diesem Kriege auf der Seite der
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Tilly. Wallenstein.
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ihrem Unglücke, ihr das Versprechen gegeben, für Gott und für sie alles zu wagen. Er hatte sich von ihr ein Zeichen ihrer Gunst ausgebeten, und sie ihm einen ihrer Handschuhe gegeben. Diesen trug er als Wahrzeichen vorn an seinem Hute, und auf seinen Fahnen stand die Divise: Alles für Gott und für sie! Aber sein früher Tod verhinderte die Ausführung seines Gelübdes, dem vertriebenen Kurfürsten sein Land wieder zu verschaffen. Wenige Monate vor Mansfelds Tode hatte ihn ein zehrendes Fieber in Wolfenbüttel hingerafft. Er stand erst im 27. Lebensjahre.
4. Tilly und Wallenstein. Gegen Christian von Braunschweig und Ernst von Mansfeld hatte bisher der Graf Tilly als General der Liga den Krieg geführt. Tilly war ein Mann von vieler Roheit, unerbittlicher Strenge und großer Pünktlichkeit, dabei uneigennützig, aber stolz im hohen Grade. Auf äußere Dinge legte er keinen Werth, und als ihn der Kaiser zum Reichsfürsten erheben wollte, verbat er sich die Ehre und schenkte dem Schreiber der Kanzlei 500 Thaler, damit er das Patent nicht ausfertigte. Seine Statur war klein und hager, aber von starkem Knochenbau. Zwischen seinen eingefallenen Wangen, seiner Nase und seiner runzeligen Stirn sahen seine großen finsteren Augen heraus. Sein graues, borstiges Haar hing um den Kopf herum, den er mit einem spitzen, hochausgestntzten Hute zu bedecken pflegte, von welchem eine rothe Straußfeder hinten herabhing. Dazu nehme man ein grünatlaßnes Kleid nach fpanischem Schnitt, mit aufgeschlitzten Aermelu, weite Beinkleider von demselben Zeuge, und weite, aufgeschlitzte Stiefeln. In der Schlacht pflegte er einen kleinen Grauschimmel zu reiten. Dieser Mann hatte bis dahin nie eine Schlacht verloren und räumte überall, wohin er kam, tüchtig auf. Braunschweigs, Mansfelds und andere Haufen wurden 'überall von ihm vertrieben. Aber er war doch nur ein General der Liga. Der Kaiser dagegen hatte kein Heer, wenigstens kein bedeutendes, und hing also ganz von Tilly und der Liga ab; denn es fehlte ihm an Geld, ein eigenes Heer aufzustellen. Während Ferdinand noch darüber grübelte, machte ihm einer seiner Offiziere den Antrag, ein großes Heer aufzubringen, ohne daß es dem Kaiser das Geringste kosten solle.
Dieser Mann war Albrecht von Wallenstein oder eigentlich Waldstein, 100 Jahre später als Luther, in Böhmen auf dem Gute feines Vaters an der Elbe unweit Königgrätz geboren, aus einer alten evangelischen Familie. Er verlor feine Eltern schon
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Extrahierte Personennamen: Tilly Tilly Christian_von_Braunschweig Ernst_von_Mansfeld Ernst Tilly Tilly Tilly Ferdinand Albrecht_von_Wallenstein Albrecht Waldstein