du nicht, daß dein Leben in meiner Gewalt stehet, und
daß ich dich todten kann? Ein Wink, und es geschieht"
„Das weiß ich," antwortete der Bkfihof; ,^aber gestatte
mir zuvor, daß ich dir ein Gleichniß vorlege und eine
Frage zur Entscheidung. Gesetzt, einer deiner treuesten
Diener fiele in die Gewalt deiner Feinde,/und sie suchten
ihn zur Untreue gegen dich zu bewegen, damit er ein
Verrather an dir würde. Aber als dein Diener unverrückt
beharrte in seiner Treue, nahmen ihn die Feinde, zogen ihm
alle seine Kleider aus, und jagten ihn mit Spott nackt
von dannen. Sage, mein König, wirst du, wenn er also zu
dir kommt, ihm nicht von deinen besten Kleidern geben und
ihm die Schande mit Ehre vergelten?" Da antwortete der
König und sprach: „Nun wohl; aber was soll dieses, und
wo ist solches geschehen?" — Da sprach der fromme
Bischof: „Siehe, du kannst mich auch entkleiden von diesem
irdischen Gewände. Aber ich habe einen Herrn, der wird
mich neu bekleiden. Sollte ich denn des Kleides achten,
und die Treue dafür hingeben?" Da sprach der heidnische
König: „Gehe! Ich schenke dir dein Leben."
Das Leben ist der Güter höchstes nicht,
der Uebel grösstes aber ist die Schuld.
17. Lied der Treue.
Ueb' immer Treu' und Redlichkeit
bis an dein kühles Grab,
und weiche keinen Finger breit
von Gottes Wegen ab!
Dann wirst du, wie auf grünen Au'n,
durch's Pilgerleben geh'n;
dann kannst du sonder Furcht und Grau'n,
dem Tod in's Auge sehn.
Dann wird die Sichel und der Pflug
in deiner Hand so leicht;
dann singest du beim Wasserkrug,
als war' dir Wein gereicht.
Dem Bösewicht wird Alles schwer,
er thue, was er thu';
das Laster treibt ihn hin und her,
und laßt ihm keine Ruh'.
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10
Ihre Börse mitgeben." — „Wie meinst du das?" fragte
Kosciusko. Zeltner antwortete: „Sobald ein armer Mann
auf der Straße den Hut abnahm, und um ein Almosen
bat, stand das Pferd augenblicklich still, und ging nicht eher
von der Stelle, bis der Bettler etwas empfangen hatte:
und als mir endlich das Geld ausging, wußte ich das Pferd
nur dadurch zufrieden zu stellen und vorwärts zu bringen,
daß ich that, als ob ich den Bittenden etwas gäbe."
Oie Ritte des Dürftigen lass dir Befehl sein.
20. Der Hund und die Kuh.
Ein Spitz hielt Mittagsruh' auf einem weichen Bunde
von Grummet. Eine Kuh schlich hungrig sich hinzu. Kaum
zeigt sie sich dem Hunde, da bellt er wild sie an, und wehrt
ihr, sich zu nahn. „Das Heu kann dich nicht nähren," sprach
sie voll Traurigkeit, „und mir willst du es wehren?"
Wie hässlich ist doch die Gemächlichkeit, die
Anderen selbst das nicht gönnt, was ihnen
unentbehrlich ist.
21. Das Pferd und der Esel.
Einst trug auf seinem schmalen Rücken
ein Esel eine schwere Last,
die fähig war, ihn todt zu drücken.
Ein ledig Pferd ging neben ihm. „Du hast
auf deinem Rücken Nichts," sprach das geplagte Thier;
„hilf, liebes Pferdchen, ach, ich bitte dich, hilf mir!"
„Was, helfen?" sagt' der grobe Gaul;
„du bist der rechte Gast: du bist ein wenig faul!
Trag' zu!" — „Ich sterbe, liebes Pferd:
die Last erdrückt mich; rette mich!
Die Hälfte wär' ein Spiel für dich." —
„Ich kann nicht!" sprach das Pferd.
Kurz, unter dem zu schweren Sack
erlag der Esel. Sack und Pack
warf man dem groben Rappen auf,
des Esels Haut noch oben drauf.
80 schafft ein rohes, hartes Herz
Sich selbst oft Last und macht sich Schmerz l
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27
Krankheit^ 2« der Hitze des Fiebers vernahm er immer
das Gelispel des Schilfes und den rauschenden Strom und
das dumpfe Tosen des aufsteigenden Wetters.
Hüte dich vor Grausamkeit; erstrebe das Gute,
und handle nie übereilt.
43 Das Gewissen.
Unzufriedenheit und Reue
folgen jeder bösen That:
da ist Nichts, was uns erfreue,
wenn man sich vergangen hat.
Scham und unwillkomm'ne Rothe
klaget uns, auch einsam, an,
und wenn man uns Schätze böte,
dennoch zagt und zittert man.
And'rer Blicke droh'n uns Strafen,
weil man selbst sich strafbar weiß.
Bange Furcht läßt uns nicht schlafen,
und die Angst erregt uns Schweiß.
O, es martert das Gewissen,
unerbittlich; überall
wirst du laut es hören müssen,
schrecklicher, als Donnerschall.
Allem kannst du hier entrinnen,
nur dem innern Richter nicht:
er bestrafet dein Beginnen,
strafet die verletzte Pflicht.
Hüte mehr noch, als vor Schlangen,
dich vor Sünden! Meide sie!
Auch die Neigung, das Verlangen
unterdrück' und tobte früh!
Selbst die leisesten Gedanken,
sind sie unrecht, dulde nicht!
Wach' und bet', um nicht zu wanken
von der Tugend und der Pflicht!
Dann wirst du die Bahn des Lebens
festen Schritt's und sicher gehn,
und die Früchte deines Strebens
in dem innern Frieden sehn.
2*
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29
so rühmend gesprochen, daß sein Name im ganzen Reichs
bekannt und berühmt ward, und er nachmals zum -römischer
Könige erwählt wurde
Wer nur den Sinnen lebt, weiss nichts von hohen
chuümg chmö. ä Dingen; nir M
ein frommer Oeist nur hann's zu wahren Würden
bringen.
45. Das Vögellein.
Am frühen Morgen eines nebeligen Herbsttages stand
ein armer Mann an der Thür seines kleinen Hauses. Aus
die untere Hälfte derselben hatte er seine Arme gestützt, und
hielt mit beiden Händen sein bekümmertes Haupt. In den
Augen glänzten matte Thränen, und sein Herz seufzte zum
Himmel. Denn es war der Tag, an welchem er einer
kleinen Schuld wegen, die er trotz aller Sorge und Mühe
nicht hatte bezahlen können, gepfändet werden sollte. Kein
Schlaf hatte ihn wahrend der langen Nacht erquickt, und
schon beim ersten Ergrauen des Tages hatte er die
Ankunft der Gerichtsboten befürchtet. Mit trüben Blicken
sah er in die feuchte Luft und über die leeren Straßen hinaus,
und rieb sich bisweilen die hohe, offene Stirn, welche auch
setzt noch den heitern Wiederschein seiner edlen Seele trug.
Da kam plötzlich aus einer nahen Straße ein Vögellein
geflogen. Aengstlich flatterte es eine Zeit lang hin und
wieder, gleich als wäre auch ihm dre Ruhe und heimath-
liche Sicherheit genommen. Dann aber kam es schnell und
schnurstracks auf den armen Mann zu, flog über seinen
Kopf in die Hütte hinein, und setzte sich auf einen Heerd-
schrank, der für die Pfändung schon ausgeleert worden war.
Der Bekümmerte vergaß für einen Augenblick seine bangen
Gedanken. Eilends schloß er die Thür, fing das Vögelchen
ein und setzte es in ein altes Bauer, das er noch aus
früher Jugendzeit besaß. Ein wenig klares Wasser reichte
hin, um den Thierchen wieder Muth und Heiterkeit einzu-
flößen. Es fing an lieblich zu singen, und es däuchte
dem Manne, als sänge es ein geistliches Trostlied vom
vertrauen zu Gott. Er sah und hörte ihm mit kindlichem,
Wohlgefallen zu, und er fühlte, daß von den Tönen sein
Her; leicht und wieder muthig wurde. Da klopfte es an
die Thür. „Ach, da sind die Gerichtsboten!" dachte der
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43
Gottlieb (ihn unterbrechend). Wir sollen also Diebe
werden, meinst du; denn das würden wir, wenn wir
wissentlich und absichtlich fremdes Eigenthum behielten.
Nein, Johann, wenn du ein so schlechter Junge bist, so
mag ich nichts mehr mit dir zu thun haben.
Johann (erschrocken"). Diebe? nein, wenn du das
meinst-----aber es ist doch verdrießlich — ich hatte mich
schon so gefreut.
Gottlieb. Wir wollen uns darüber freuen, daß der
Reisende sein Geld wieder erhalten wird. Vielleicht war
es ein armer Bote, der setzt in der größten Angst ist, und
sich nur damit tröstet, daß ein ehrlicher Finder es hat. —
Johann. Es ist wahr, Gottlieb, meine Gedanken
waren auf einem bösen Wege — es soll künftig nicht wieder
so kommen (reicht ihm die Hand).
Gottlieb. Ehrlich wahrt am längsten! sagt der Vater
immer, und mein Herz sagt mir, daß er recht hat.
Mer büse Thaten hindern kann
und thut es nicht, ist Schuld daran.
57. Die Theilung.
Ein reicher Vater war gestorben. Drei Söhne
hatten, was sein Fleiss erworben, sich gleich getheilt.
Nach kurzer Zeit kam Krieg in s Land. Da sah man
weit Brandstätten, Blutgefilde, Wüsteneien; und ach!
zwei Brüder von den dreien verloren durch der Feinde
Wuth in wenig Jahren Hab’ und Gut.
Der drille hörte dies und sprach: „Ich will den
Segen, den ich, seit unser Vater starb, durch Glück
gewann oder durch Fleiss erwarb, zu dem geerbten
Drittel legen. Denn wie? ich allein sollte reich und
glücklich sein, und sie, meine Brüder, in Armuth
darben? Nein, verarmte Brüder, kommt und theilt
mit mir von neuem! Und sie theilten wieder.
Bruderliebe ist eine zarte Pflanze des häuslichen
Glücks.
58. Das Vergnügen wohlzuthun.
Der arme Mann! die Gabe, die ich gegeben habe, was
bringt sie mir für Seligkeit! Mein Herz fühl' ich erweitert
und mein Gemüth erheitert von himmlischer Zufriedenheit.
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Extrahierte Personennamen: Gottlieb_( Johann Johann Johann Gottlieb Johann Gottlieb Gottlieb
50
der Hand in der Tasche; jetzt griff er nach dem Sterne;
jetzt hob er ihn schon in die Höhe, um ihn wieder nach
seinem Beleidiger zu werfen; aber, wie von einem guten
Geiste gewarnt, ließ er ihn wieder fallen, und ging mit
bewegtem Gesichte davon. Daraus kann man lernen
erstens: Man soll im Glücke nicht übermüthig, nicht un-
freundlich und beleidigend gegen geringe und arme Men-
schen sein. Denn es kann vor Nacht leicht anders werden,
als es am frühen Morgen war, und: Wer dir als Freund
nichts nützen kann, der kann vielleicht als Feind dir scha-
den. Zweitens: Man soll seinem Feinde keinen Stein in
der Tasche und keine Rache im Herzen nachtragen. Denn
als der arme Mann seinen Stein auf die Erde fallen ließ
und davon ging, sprach er zu sich selbst so: „Rache an
dem Feinde auszuüben, so lange er reich und glücklich war,
das war nicht recht, war thöricht und gefährlich; jetzt,
wo er unglücklich ist, wäre es unmenschlich und schändlich "
Erbarm’ dich willig fremder Noth:
gibst du dem Armen heut’ dein Hrod,
kann er’s vielleicht dir morgen geben.
66. Die Rache des Redlichen.
Eine Bürde Brennholz auf dem Rücken, fast vor Kalte
starr, kam Semnon, der alte Fischer, aus dem entblätterten
Haine zurück. Mühsam wankte er den beschneiten Pfad
vor dem Hause Ithamar’s, des Jägers, vorbei, und wollte
über die Brücke des Flusses nach seiner Hütte hinüber.
„Halt, Älter!" rief der Jager, und sprang wild aus
seiner Wohnung heraus. „Woher hast du das Holz?
Das Holz ist nicht dein! Du hast es mir entwendet!"
Semnon erschrack. „Jäger, ich habe nichts entwendet,"
stammelte er.
Jthamar: Lüge mir nichts vor, Alter! Gestern erst fällte
ich Holz: drüben im Walde liegt es; von diesem nahmst
du’s! Her damit!
Semnon: Nein, Jäger! ich habe es gesammelt, Reis
für Reis, redlich Und recht.
Jthamar: Du lügst, alter Graukopf! Her damit!
Semnon: Seht nur, es sind ja lauter kleine dürre
Resser, die ich zusammentrug, wie ich sie unter den Bäu-
men im Schnee zerstreut fand.
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86
da war. Aber als der Zeiger auf dem großen Thurme auf
halb fünf Uhr stand — fleißige Leute saßen dabeim und
arbeiteten, fromme Mütter wiegten ihre Kleinen, Kaufleute
gingen ihren Geschäften nach, Kinder waren beisammen
in der Abendschule, müßige Leute hatten lange Weile und
saßen im Wirthshause beim Kartenspiele und Weinkruge,
ein Bekümmerter sorgte für den andern Morgen, was er
effen, was er trinken, womit er sich kleiden werde, und
ein Dieb steckte vielleicht gerade einen falschen Schlüssel
in eine fremde Thür, — und plötzlich geschah ein Knall.
Das Schiff mit seinen siebenzig Fässern Pulver bekam
Feuer, sprang in die Lust, und in einem Augenblicke (ihr
könnt's nicht so geschwind lesen, als es geschah), in einem
Augenblicke waren ganze lange Gassen voll Häuser mit
allem, was darin wohnte und lebte, zerschmettert und in
einen Steinhaufen zusammengestürzt oder entsetzlich be-
schädigt. Viele hundert Menschen wurden lebendig und
todt unter diesen Trümmern begraben oder schwer verwun-
det. Drei Schulhäuser gingen mit allen Kindern, die
darin waren zu Grunde. Menschen und Thiere, welche
in der Nähe des Unglücks auf der Straße sich befanden,
wurden von der Gewalt des Pulvers in die Luft geschleu-
dert und kamen in einem kläglichen Zustande wieder auf
die Erde Zum Unglück brach auch noch eine Feuersbrunst
aus, die bald an allen Orten wüthete, und konnte fast
nicht gelöscht werden, weil viele Vorrathshäuser voll Oel
und Thran mit ergriffen wurden. Achthundert der schön-
sten Häuser stürzten ein oder mußten niedergerissen werden.
Da sah man denn, wie es am Abend leicht anders werden
kann, als es am frühen Morgen war, nicht nur mit
einem schwachen Menschen, sondern auch mit einer großen
volkreichen Stadt. Der damalige König des Landes setzte
sogleich ein namhaftes Geschenk auf jeden Menschen, der
noch lebendig gerettet werden könnte. Auch die Todten, die
man aus dem Schutte hervorgrub, wurden auf das Natb-
haus gebracht, damit sie von den Ihrigen zu einem ehr-
lichen Begräbnisse könnten abgeholt werden. Viele Hülfe
wurde geleistet. Obgleich Krieg zwischen England und
Holland war, so kamen doch von London ganze Schiffe
voll Hülfsmittel und große Geldsummen für die Unglück-
lichen; und das ist schön: denn der Krieg soll nie in's
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97
gaben, bedeckte er mit Waldung, leitete frische Quellen in
die Ebene, um Menschen upd Vieh zu erquicken, und machte
durch alles dieses die Gegend besuchter, fruchtbarer und
schöner. Der Kirche des Fleckens fehlte ein Thurm; aus
ergenen Mitteln bauete er ihn auf. Es fehlte an einem
Lersorgungshause für Alte und Unvermögende; er, ohne
Beisteuern zu sammeln, vollendete es, und versorgte die
Anstalt mit Einkünften. Noch jetzt wird sein Andenken von
Greisen und Kranken, die dort Verpflegung finden, gesegnet.
Als der edle, lebensmüde Greis in seinem neunzigsten
Jahre entschlief, borte man in Roß und in der ganzen
Gegend umher laute Klagen. Alles drängte sich hinzu, um
die Züge des Menschenfreundes noch einmal zu sehen; alle
wollten die erstarrten wvhlthätigenhände noch einmal küssen.
Natürlich schließt man aus einer so fürstlichen Wohl-
thätigkeit, daß sie von ungewöhnlichen Reichthümern
unterstützt worden sei; daß dieser Edle entweder zahlreiche
Landgüter besessen, oder ausgebreiteten Handel getrieben,
oder eigene ergiebige Bergwerke gebaut. Aber im Gegen-
theile, nach britischem Maaßstabe war er so wenig reich,
daß er nur eben wohlhabend genannt werden konnte; nur
der einzige Vortheil, daß er in ehelosem Stande und bis
zu so hohem Alter hinauf lebte, kam seinem edlen Eifer
zu Statten. Sein jährliches Einkommen betrug nach ent*
richteten Abgaben nur 3400 Thaler. Mit diesen so ein-
geschränkten Mitteln konnte sparsame Genügsamkeit, im
Bunde mit unermüdeter Menschenliebe, solche Wunder ver-
richten. Poge, der in seinen Schriften das Andenken die-,
ses Mannes verherrlicht, ruft aus: „Erröthe, o Größe f
Falscher Glanz stolzer Höfe, verschwinde!" Und wahrlich,
nicht bloß erröthen, vor Scham vergehen sollten Manche,
die weit mehr Beruf und mit viel größeren Mitteln
zum Wohlthun auch nicht ein einziges Denkmal von Milde
und Großmuth stiften; die, wenn sie in die Gruft hin-
absinken, weiter nichts hinterlassen, als Thränen von Un-
terdrückten und manchmal noch gar eine Schuldenlast, die
Flüche über ihr Andenken erweckt. —
Ein wahrer Menschenfreund betrachtet seine Güter
als Mittel, Andern wohlzuthun.
5
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60
Da habt Ihr wohl daran gethan; ich danke Euch." —
Das war nicht schön; aber wir sind auch noch nicht zu
Ende. Ehrlich wahrt am längsten, und Unrecht stürzt
seinen eigenen Herrn. Der ehrliche Finder, dem es we-
niger um die hundert Thaler, als um seine unbescholtene
Rechtschaffenheit zu thun war, versicherte, daß er das
Päcklein so gefunden habe, wie er es bringe. Am Ende
kamen sie aber noch vor den Richter. Beide bestanden
auch hier noch auf ihrer Behauptung: der eine, daß acht-
hundert Thaler seien eingenäht gewesen; der andere, daß
er von dem Gefundenen nichts genommen und das Päck-
chen nicht verletzt habe. Da war guter Rath theuer; aber
der kluge Richter, der die Ehrlichkeit des einen und die
schlechte Gesinnung des andern schon voraus zu kennen
schien, griff die Sache so an. Er ließ sich von beiden über
das, was sie aussagten, eine feste und feierliche Versiche-
rung geben und that hierauf folgenden Ausspruch: „Dem-
nach und wenn der eine von euch 800 Thaler verloren,
der andere aber nur ein Päckchen von 7oo Thaler gefun-
den hat, so kann auch das Geld des Letztem nicht das
nämliche sein, auf welches der Erstere das Recht hat. Du,
ehrlicher Finder, nimmst also das Geld, welches du gefun-
den hast, wieder zurück und behältst es in guter Verwah-
rung, bis der kommt, welcher nur 700 Thaler verloren;
und dir da weiß ich keinen andern Rath, als du geduldest
dich, bis derjenige sich meldet, der 8oo Thaler findet." So
sprach der Richter, und dabei blieb es.
öetruz und Lug und List
hat niemals Glück gebracht;
wer rechtlich lebt, der ist
auf wahres Wohl bedacht.
75. Dreierlei Freunde.
Traue keinem Freunde, wenn du nicht zuvor ihn ge-
prüft und bewährt gefunden hast! An den Tafeln des
Gastmahls gibt es ihrer mehr, als an den Thüren des
Kerkers.
Ein Mann hatte drei Freunde. Zwei von ihnen liebte
er sehr, weil sie immer freundlich und in Allem ihm ge-
fällig waren. Der dritte war ihm gleichgültiger, und er
achtete seiner nicht; denn er war bescheiden und von kur-
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62
Schlange, die ihn also anredete: „Guter Wanderer, er-
barme dich meiner in dieser drückenden Gefangenschaft. Ich
werde des Hungertodes sterben, wenn du den schweren
Stein nicht fortwälzest. Schon viele Tage habe ich durch
diese Ritzen gelauscht, ob Nicht irgend ein barmherziges
Wesen herzukäme und mich erlösete. Sei du der Bote
meiner Freiheit und der Retter meines Lebens; ich will
dir eben so treu lohnen, wie ihr Menschen die größten
Wohlthaten zu belohnen pfleget." Der gutherzige Bauer,
welcher die schmerzliche und trostlose Lage der Schlange
so lebendig fühlte, als wenn er selbst unter dem Felsen
eingekerkert wäre wurde durch die Bitten und das ge-
heimnißvolle Versprechen der goldig glänzenden Schlange
so sehr bewegt, daß er alle Furcht vor dem gefährlichen
Thiere verlor und den Stein sogleich von der Oeffnung
entfernte. Aber kaum war die Schlange in Freiheit ge-
setzt, da bäumte sie sich schrecklich empor und öffnete den
hungrigen Rachen, um den Bauer zu verschlingen. „Holla!"
rief der Bauer, indem er dem zischenden Ungeheuer nach
der Seite auswich; „ist das der Lohn für die größte
Wohlthat, welche dir erwiesen werden konnte?" „Aller-
dings," erwiderte die Schlange, „denn Undank ist der Welt
Lohn, und ich versprach dir, daß ich dir so lohnen würde,
wie die Welt es zu thun pflege." „Das ist freilich wol
wahr," entgegnete der Bauer; „auch ich habe oft Undank
für meine redlichsten Bemühungen eingeärntet; aber ich
habe doch noch niemals gehört, daß Jemand den Retter
seines Lebens zur Entgeltung getödtet habe." Solche
feine Unterscheidungen," antwortete die Schlange, „kann
ich nicht annehmen; Wohlthat ist Wohlthat, und der Welt
Dank ist Undank; ich habe lange genug Hunger gelitten.
Was hilft mir die Freiheit, wenn ich mich der süßesten
Speise enthalten soll, und nickt emmal meinen Hunger
stillen darf?" „All mein Vieh steht dir zu Gebote," fiel
rasch der Bauer ein; „gehe mit mir, und du kannst dir
nehmen, wozu du Lust hast."
In diesem Augenblicke sprang ein Fuchs herbei, welcher
die letzten Worte des Bauers gehört hatte. „Laß dich nicht
erweichen, edle Schlange," rief er hastig; ich sehe, ihr
habt Streit, und ich weiß im voraus, daß der Mensch
Unrecht hat." „Gewiß!" sagte die Schlange; „sei du un-
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