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Das Klima dieser Hochebene ist rauh wegen der hohen Lage und weil die
kalten Nordwinde ungehindert darüber streichen können, die warmen Südwinde
aber durch die Alpenmauer abgehalten werden. Auf heiße Sommer folgen
kalte Winter. Die Oberdeutsche Hochebene ist die regenreichste Gegend des
Deutscheu Reiches, jedoch wegen ihrer geringen Fruchtbarkeit schwach bevölkert.
Hauptprodukte sind Kalk, Torf, Vieh und (namentlich in der Gegend
zwischen Regensburg und Straubing) auch Getreide; Wein wird, außer am
Bodensee, hier nicht gebaut.
Die Oberdeutsche Hochebene setzt sich südwestlich vom Bodensee in der
Schweizer Hochebene zwischen den Alpen und dem Französischen Jura,
und nördlich von der Donau als Hochebene der Oberpfalz fort. Letztere
wird im W. von dem Deutschen Jura, im 0. von dem Böhmerwald und
im N. von dem Fichtelgebirge begrenzt und von der Nab durchflössen. Sie
hat ebenfalls kaltes Klima und steinigen, wenig fruchtbaren Boden (mit
Heiden und kümmerlichen Nadelwäldern), gehört deshalb zu den am schwächsten
bevölkerten Landschaften Bayerns. Doch giebt es auch fruchtbare Gebiete;
in einem solchen liegt Amberg, der Hauptort der Oberpsalz. In den
Wäldern au der böhmischen Grenze findet schwunghafter Glashüttenbetrieb
statt, und reiche Erzlager haben Bergbau und Hütteubetrieb hervorgerufen
3. Der Deutsche Iura (Jura ^ Wald) zieht sich in der Richtung von
Sw.—No. von der Donau bis nahezu ans Fichtelgebirge und den Main
hin und ist 60 Meilen lang. Er ist ein höhlenreiches Kalkgebirge, welches
auf seinem Rücken wasserarm und rauh, an seinen Abhängen waldreich
und in feinen Thälern wasserreich, warm und fruchtbar ist. Die Höhlen zeigen
zahlreiche und wunderbar gestaltete Tropfsteinbilduugen; manche enthalten
auch Knochen vorfündflutlicher Tiere; am besuchtesten sind die Müggendorfs.
Der Wassermangel, welcher auf deu Höhen durch die Zerklüftung der Steine
hervorgerufen wird, ist so groß, daß die Leute genötigt sind, das Wasser oft
stundenweit aus den Thälern herbeizuholen. Gegenwärtig wird es deshalb
nach manchen Orten durch Pumpwerke und Röhrenleitungen gebracht. Einen
grellen Gegensatz zu deu rauhen und nur wenig bewohnten Höhen bilden die
lieblichen Thäler mit Wäldern, Wiesen und freundlichen Dörfern. Durch
das Thal der Wörnitz wird der Jura in einen südwestlichen und einen
nordöstlichen Teil geschieden. Jener heißt der Schwäbische und dieser der
Fränkische Jura. — Der Schwäbische Jura, auch Rauhe und
Schwäbische Alb genannt, gehört zu den einförmigsten Landstrichen
Deutschlands. Ihm sind im Nw. die beiden Bergkegel Hohenstaufen
(Stauf ^ Erhebung, Felsberg) und H ohenzo llern vorgelagert. Auf dem
Hohenstaufen sind die dürftigen Überreste der Stammbnrg des Kaisergeschlechts
der Hohenstaufen anzutreffen, und auf dem Hohenzollern erweckt die neu herge-
stellte Burg Hohenzollern, der Stammsitz des preußischen Königshauses und
jetzigen deutschen Kaisergeschlechtes Interesse und bildet einen Schmuck der Land-
schaff. Der Fränkische Jura enthält in einem Teile, der „Fränkischen
Schweiz" (d. i. die Gegend von Baireuth, Bamberg und Erlangen), schöne Fels-
bildungen und prächtige Tropfsteinhöhlen, welche das Wanderziel zahlreicher
Reisenden bilden. Sehr wichtig und weltberühmt ist der bei Solnhofen
vorkommende lithographische Schiefer.
4. Der ööhmerwald bildet einen etwa 30 Meilen langen Grenzwall
zwischen Bayern und Böhmen und zieht sich in südöstlicher Richtung vom
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter]]
TM Hauptwörter (200): [T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß], T70: [Stadt Donau München Stuttgart Neckar Nürnberg Ulm Schloß Augsburg Regensburg], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil]]
— 16 —
19. Das Hessische öergland liegt nördlich vom Vogelsberg und der Rhön
und östlich vom Westerwald. Es ist das Flußgebiet der Fulda, zum größeren
Teile rauh und wenig fruchtbar, aber sehr fruchtbar im Fnldathale,
weshalb hier auch die größten Städte (Kassel und Fulda) liegen.
20. Das Wesergebirge oder Weserlieryland liegt westlich vom Harze zu
beiden Seiten der Weser, welche durch die Vereinigung der Werra und
Fulda gebildet wird. Wo die Weser aus dem Berglande in das Tiefland
tritt, bilden 2 Berge einen Paß, der die „Westfälische Pforte" heißt.
Sie bildet den Haupteingang aus dem nördlichen Tieflande in das südliche
Bergland. — Zwischen Weser und Leine liegt der Deister, der Tuntel
und der Solling.
21. Der Teutoburger Wald liegt nordwestlich vom Wesergebirge. Aus
ihm entspringt die Ems. Dieses Gebirge hat schöne Buchenwälder, und die
Bewohner beschäftigen sich namentlich mit Flachsbau, welcher die Grund-
läge der berühmten Bielefelder Leinwandfabrikation geworden ist. Auf der
Grotenbnrg (d. i. großer Berg) bei Detmold steht das Hermanns-
denkmal, ein turmartiger Bau mit dem 13 in hohen Standbilde Armins.
Die Inschrift auf dem Schwerte lautet: „Deutsche Einigkeit meine Stärke,
meine Stärke Deutschlands Macht."
./Avxft i'sj , .
B. Die Deutsche oder Germanische Tiefebene.
Die Deutsche Tiefebene ist eine Fortsetzung der großen Osteuropäischen
Tiefebene und wird auch Germanische Tiefebene genannt. Sie er-
streckt sich von der Memel bis zum Rhein und von den deutschen Mittel-
gebirgeu bis zur Ost- und Nordsee. An 3 Stellen greift sie in die südlichen
Gebirgsgebiete ein: durch die Leipziger, Westfälische und Rheinische (Kölner)
Tieflandsbucht. Die Westfälische oder Münsterbucht liegt zwischen
dem Sauerland und dem Teutoburger Walde; sie besitzt im W. saudige
Heiden und beträchtliche Moore und wird von der Ems und Lippe durch-
flössen. Die Rheinische Tieflandsbucht, zwischen dem Hohen Venn und dem
Sauerlaude ausgebreitet, liegt hauptsächlich auf dem linken Rheinufer und
dringt bis zum Siebengebirge vor. — Aus der Richtung der Flüsse (Rhein,
Weser, Elbe, Oder, Weichsel)--ist zu ersehen, daß sich die Deutsche Tiefebene
nach N. zu abdacht. Die Deutsche Tiefebene war in früherer Zeit vom
Meere bedeckt, welches bis in die Mitte von Deutschland reichte. Ans dieser
Zeit stammen die großen Mengen von Sand, Kies und Lehm und die be-
deutenden Salzlager (z. B. zu Staßsurt und Juowrazlaw), sowie die Ver-
steinerungeu zahlreicher vorweltlicher Muscheltiere in den Rheinischen Schiefer-
gebirgen. Nach Rücktritt des Meeres infolge der Hebung des bisherigen
Meeresbodens wurde das Tiefland mehrmals Jahrhunderte lang von Gletschern
überzogen, welche die „Findlinge" zurückließen. Findlinge sind größere
U. \Lodei* kleinere Steinblöcke aus Granit oder Gneis, die aus Skandinavien und
Finnland stammen. — Durch die Elbe wird das Deutsche Tiefland in eine
östliche und westliche Hälfte geschieden, welche als Ostsee- und Nordsee-
tiefland bezeichnet werden können. Diese beiden Teile zeigen namentlich
folgende Unterschiede: a) Die Nordseetiefebene ist nahezu eine wagerechte
Fläche, und nur die Lüneburger Heide und einige unbedeutende Berge machen
eine Ausnahme. Die Ostseetiefebene hat 2 bedeutende Höhenrücken, von
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe]]
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15 —
c) Das Sauerland (b. h. Südland von Westfalen) liegt nördlich vom
Westerwald zwischen Sieg und Ruhr. Es zeichnet sich durch Reichtum an
Wald und Eisenerzen aus, weshalb hier schon seit uralten Zeiten B e r g b a u
auf Eisen getrieben wird. „In unserem Jahrhundert hat man auch an-
gefangen, die reichen Kohlenlager der Gegend auszubeuten, so daß dieser
Landstrich das industriellste Gebiet von ganz Deutschland ge-
worden ist. Bergwerk drängt sich an Bergwerk, Schmelzhütte an Schmelz-
Hütte, überall steigen die Rauchwolken ans den hohen Schornsteinen, ertönt
der Schall des gewaltigen, durch Tampfkraft getriebenen Hammers, und ein
dichtes Netz von Eisenbahnen durchzieht die Gegend nach allen Richtungen.
Die Krone aller Werke ist das Kruppsche Gußstahlwerk in Essen." — Im
0. dieses Gebiets liegt der Ederkops, auf welchem Lahn, Sieg und Eder
entspringen; letztere fließt der Weser zu.
ä) Die Haar (= Hart, Wald), auch Haar st rang genannt, ist ein öder
und kahler Kamm zwischen Ruhr und Lippe. Sie steht im 0. durch
das Eggegebirge mit dem Weserberglande in Verbindung. Im nördlichen
Teile der Haar sind viele Kohlen. Die Stadt D o r t m u u d ist der H a u p t-
sitz des Kohlenbergbaues.
Westlich vom Rhein liegen vom Niederrheinischen Schiefergebirge
Hunsrück, Eifel und Hohe Venn.
a) Der Hunsrück, d. h. hohe Rücken, ist eine wellige, wenig fruchtbare
Hochebene zwischen Nahe und Mosel und Rhein, dem Taunus gegen-
über. Im Moselthale wird besonders Weinbau getrieben. Die Hoch-
flächen sind rauh, und es wird auf denselben namentlich Flachsbau ge-
trieben. Wichtig ist das Vorkommen von'achatlagern. Der Hauptsitz der
Achatschleiserei ist Oberstein. Früher wurden die Achate und andere
Halbedelsteine aus den Felsen der Umgebung gebrochen; jetzt werden sie größer
und billiger aus Südamerika bezogen. Die höchste Erhebung des Hunsrück
Jc ist der/Erbeskopf (800 m.) «Wwhwa-
b) Die Eifel ist das wellige Hochland zwischen Mosel und Maas.
In uralten Zeiten gab es hier Vulkane. Davon zeugen noch Basalt, Lava
und gewisse Kessel, welche zum Teil mit Wasser ausgefüllt sind und Maare
heißen. Dazugehört auch der Laacher See, welcher niemals zufriert. Die
oft kreisrunden Kessel sind wahrscheinlich durch deu von vulkanischer Thätig-
keit bewirkten Zusammensturz der Erdriude über hohlen Räumen entstanden,
sind also nicht mit Wasser gefüllte Krater. — Die Hochflächen der Eifel ge-
hören zu den regenreichsten und unfruchtbarsten Gebieten Deutschlands. Nur
Hafer und Kartoffeln gedeihen spärlich. Am unwirtlichsten und rauhesteu ist
der südwestliche Teil, die sogenannte Schnee-Eisel („Schneifel"). Die höchste
Erhebung der Eifel ist die/Hohe Acht (760 m).
c) Das (die) Hohe Venn (d. i. Moor) ist eiue mit Torfmooren und
Sümpfen bedeckte Hochfläche ohne Baum und Strauch. Es gehört zu den
ödesten und am wenigsten bevölkerten Gegenden Deutschlands, hat im Sommer
viel Nebel und im Winter tiefen Schnee. Der Ackerbau (Hafer, Kartoffeln)
giebt bei dem rauhen Klima nur spärlichen Ertrag.
Mit dem Niederrheinischen Schiefergebirge hängen noch die nach Belgien
sich erstreckenden Ärdennen zusammen, die sich zu beiden Seiten der Maas
ausbreiten und am Nordrande durch Reichtum au Kohlen und Eiseuerzeu
auszeichnen.
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein]]
TM Hauptwörter (200): [T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T36: [Rhein Mosel Lahn Mainz Stadt Bingen Taunus Bonn Main Ufer], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral]]
— 18 —
fülle liegen und gegen das Eindringen der Meeresfluten durch Dünen oder
Deiche geschützt sind. Dünen sind Sanddämme, welche von den Meereswogen
und Winden gebildet werden. Man sucht sie durch Aupslanzung von Ge-
wachsen mit langen Wurzeln (Sandhafer, Sandhalm) zu befestigen, bepflanzt
sie auch mit Sträuchern und Bäumen, zum größten Teil sind sie kahl.
Deiche sind künstlich aufgeführte Erddämme, welche am Grunde oft 25 bis
30 m breit und meist 6 m hoch sind. Ihre Instandhaltung kostet viel Geld,
so daß der Marschbauer sagt: Ohne die Deichlast könnte ich mit einem
silbernen Pfluge ackern. Da die Marschen die fruchtbarsten Teile der Nord-
seeküste sind, so zeichnen sich ihre Bewohner durch Wohlhabenheit aus. Ein
Übelstand des Marschlandes ist der Mangel an gutem Quell- und Trink-
wasser, so daß man genötigt ist, das Regenwasser in Grubeu zu sammeln.
Die zwei wichtigsten Tiere der Marschen sind Pferd und Rind. Die Bauern-
Höfe des Marschlandes sind von fetten Äckern und Wiesen umgeben, auf deuen
„der Marseu Rind sich streckt".
d) Geest (d. i. unfruchtbar, trocken) ist meist unfruchtbarer Geröllbodeu,
liegt höher als die Marsch und hat seine eigenen Quellen, Bäche und Flüsse.
Der Gegensatz zwischen Marsch und Geest ist ein sehr auffälliger. Der reiche
Marschbauer spricht nur mit Verachtung von den armen Geestbaueru. Ein
alter Marschbauer wollte seinen wanderlustigen Sohn vom Reisen abhalten,
indem er sagte: „Sieh, Jung, hier is de Marsch und de ganze anner Welt
is Geest. Was wnlt du dummer Jung nun in der Welt macken?" -
Im Tieflande östlich von der Elbe ist namentlich noch der Spreewald
hervorzuheben. Er ist eine sumpfige Niederung, welche durch unzählige Arme
der Spree gebildet wird, die alles zwischen- und umliegende Land über-
schwemmen. Ein Teil des Spreewaldes ist noch jetzt Wald, ein anderer ist
in fruchtbares Wiesen-, Acker- und Gartenland umgewandelt. Die Bewohner
sind Wenden, welche eigentümliche Trachten und Sitten bewahrt haben. Ihre
Hauptbeschäftigung ist Fischfang und Gartenbau. Aller Verkehr erfolgt im
Sommer auf Kähnen und im Winter auf Schlitten und Schlittschuhen. „Auf
den Kähnen übt hier nicht nur der Fischer sein ergiebiges Handwerk, ans
ihnen fährt man auch das Vieh zur Weide und das Heu zur Scheune, auf
ihnen gleitet die Gemeinde am Sonntage zum Gotteshaufe, und auf ihnen
beschleicht mit unhörbarem Nuderschlag der Jäger das zahlreiche Wild/"
(Kraniche, Enten, Rehe.)
Iii. Bewässerung.
A. Die Meere.
Deutschland grenzt im N. an die Nord- und Ostsee, welche voneinander
durch die Halbinsel Schleswig-Jütland geschieden sind.
1. Die Nordsee, auch das Deutsche Meer genannt, bedeckt einen etwas
größeren Flächenraum als ganz Deutschland. Das Wasser ist bittersalzig^und
darum nicht als Trinkwasser zu benutzen. Es wird durch Ebbe und Flut,
sowie durch den Wind bewegt. Bei starkem Westwinde wird die Flut oft zur
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus]]
Extrahierte Ortsnamen: Gotteshaufe Deutschland Ostsee Nordsee Deutschland
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
82
Nur um seinem Arzte näher sein zu können, zugleich auch
weil dieser das Klima Englands für besonders zuträglich für die
eigenartige Krankheit des Kronprinzen bezeichnete, siedelte derselbe
mit seiner gesamten Familie am 13. Juni nach London über,
um hier und in den schottischen Hochlanden oder an den Küsten
von Wales den Sommer zu verbringen.
In den von dort nach Deutschland gelangenden Nachrichten
über den weiteren Verlauf des Leidens wechselten hoffnungsvolle
Versicherungen einer stetigen Besserung mit dunklen Gerüchten
unaufhaltsamer Verschlimmerung. Das allein stand fest, daß
bereits am 27. Juni Dr. Mackenzie zum drittenmale eine
Operation vorgenommen hatte, um, wie es hieß, den Rest der
Wucherung zu entfernen.
So gingen Wochen und Monate dahin. Leise kam der
Herbst gezogen; da hieß es, der Kronprinz werde von England
aufbrechen, um sich nach dem Süden, nach der Schweiz oder nach
Italien zu begeben. Eine Rückkehr nach Deutschland, die namentlich
der hochbetagte kaiserliche Vater so sehnlichst wünschte, um den ge-
liebten Sohn in der Nähe zu haben, oder ihn doch noch einmal begrüßen
zu können, erklärte Dr. Mackenzie für unthunlich. Am 1. September
erfolgte die Abreise des hohen Kranken von England und seine
Übersiedlung nach Toblach in Tirol. Erst am 7. September
dort eingetroffen, brach man jedoch bereits am 25. desselben Monats
wieder auf, um einen vor der Ungunst der Witterung mehr ge-
schützten Ort aufzusuchen, als welcher zunächst Baveno am Lago
Maggiore, dann aber Ende Oktober San Remo am Meerbusen
von Genua gewählt wurde.
Hier in San Remo, in der für die kronprinzliche Familie
gemieteten Villa Zirio, schlug der edle, gottvertrauende Dulder
nun ein Schmerzenslager auf, wie es trauriger, trostloser nicht
gedacht werden kann. Etwa 14 Tage nach seiner Ankunft in
San Remo wurde in einer gemeinschaftlichen Beratung der Ärzte
bereits die völlig hoffnungslose Natur des Leidens festgestellt,
und mehr und mehr stiegen im Volke Besorgnis und tief
empfundenes Mitleid. Deutschland ist mächtig, gewaltig in seiner
Kraft, wenn es wie ein gereizter Löwe auffährt, um Rache zu
nehmen für eine schwere Beleidigung; Deutschland ist aber auch
groß, reich in seiner Liebe für sein Kaiserhaus. Tausende von
Menschen umlagerten gleichsam das Palais des greisen kaiserlichen
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
TM Hauptwörter (100): [T32: [Tag Jahr Monat Mai Juli März Juni April Ende Oktober], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland]]
TM Hauptwörter (200): [T61: [Wilhelm Friedrich Prinz König Luise Jahr Königin Gemahlin Prinzessin Kaiser], T110: [Tag Jahr Stunde Nacht Monat Uhr Zeit Winter Sommer Juni], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa]]
Extrahierte Ortsnamen: Englands London Wales Deutschland England Schweiz Italien Deutschland England Genua Deutschland Deutschland
Hrsg.: Schreiber, B., Polack, Friedrich, Krämer, J. B., Rockstroh, J., Stier, K., ,
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Ländliche Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): Jungen
Iv. Nahrung und Notdurft des Leibes und Lebens.
115
des Erdkörpers beschäftigt, weist den Steinkohlen ein hohes Alter an.
Seit der Steinkohlenbildung aus vorweltlichen Pflanzen sind durch
Niederschlag aus Weltmeeren sowie durch Empordringen gewaltiger
Massen aus dem Erdinnern ungeheure Felsmassen über ihnen auf-
getürmt worden. So sind die großen Sandsteingebirge viel jüngere
Bildungen als das Steinkohlengebirge. Wenn alle nach den Stein-
kohlen gebildeten Gebirgsschichten sich überall gleichmäßig auf der
ganzen Erdoberfläche gebildet hätten, so würden wir keine Stein-
kohlen haben, denn dann würden sie viel zu tief liegen und für uns
unerreichbar sein. Gut, daß dem nicht so ist, daß die Steinkohlen
vielfach nur mit wenigen und geringen Schichten jüngerer Gebirge
überdeckt und dem Bergmann erreichbar sind!
Wo man Steinkohlen gefunden hat, sind sie von Schiefer-
ton, Kohlensandstein und meist auch Toneisenstein begleitet,
welche über und unter den Kohlenflötzen liegen und oftmals mit ihnen
abwechseln. Die Kohlenflötze und die sie begleitenden Gesteine bilden
das Stein kohlen gebirge. Auch das Rotliegende kann man dazu-
rechnen. Dies liegt stets zu oberst und besteht aus einem Gemenge ver-
schieden großer Gesteine, die vor Bildung des Steinkohlengebirges da
waren und fast immer durch Eisen rot gefärbt sind. Findet der
Bergmann eines dieser Glieder des Steinkohlengebirges, so kann er auf
das Vorhandensein der übrigen einen sicheren Schluß machen, und hat
man erst den Schieferton erbohrt, so kann man gewiß sein, daß man
bei noch tieferem Bohren auf Kohlen kommen werde. Eine andere
Frage bleibt dann noch, ob erbohrte Kohlenlager bauwürdig, d. h.
so dick oder mächtig sein werden, um genug Steinkohlen zu liefern.
Nicht überall auf der Erde haben sich Steinkohlen gebildet. Am
meisten finden sie sich in offenen Talbecken zwischen hohen Gebirgen.
Hier mußten die Pflanzen besonders gedeihen, aus denen dann die
Steinkohlenlager entstanden.
Es waren, wie die Abdrücke im Schieferton und Kohlensandstein
zeigen, Wälder von riesenhaften Farnen, Schachtelhalmen und
Bärlappen. Nichts von unsern Laub- und Nadelwäldern! Bei
einem heißen, gleichmäßigen Klima waren die Pflanzen, die wir jetzt
nur verkümmert kennen, haushoch und beinstark aufgeschossen.
Aber wie entstanden nun aus diesen Pflanzen die Steinkohlen?
Alles weist darauf hin, daß die zur Bildung der Steinkohlenlager
verwendeten Pflanzenmassen nicht etwa durch große Wasserfluten oder
Stürme auf einen Haufen zusammengeführt worden sind, sondern daß
es dabei sehr ruhig hergegangen ist. Die Pflanzen haben ohne Zweifel
da lebend gestanden, wo wir sie jetzt zu Steinkohle umgewandelt und
von Sandstein- und Schiefertonschichten begraben finden. Die große
Wärme der feuchten Luft begünstigte und beförderte den üppigen
Pflanzenwuchs, und die abgestorbenen Blätter bedeckten bald in dicken
Schichten den Boden. Uns unbekannte Veranlassungen schwemmten
alsdann Sand- und Tonmassen darüber und begruben zugleich mit
den toten auch die lebendigen Pflanzen. Wie nun diese unter einem
jedenfalls beträchtlichendruck in Kohle verwandelt wurden, darüber sind
8 *
TM Hauptwörter (100): [T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
Hrsg.: Schreiber, B., Polack, Friedrich, Krämer, J. B., Rockstroh, J., Stier, K., ,
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Ländliche Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): Jungen
Ix. Der Acker und seine Bearbeitung rc.
227
Gelegenheit versäumen, zur Humusförderung beizutragen. Auch das
Stückchen Moos gehört daher nicht auf den Weg, sondern auf den
Düngerhaufen." Franz bückte sich beschämt, hob das Moos auf und
warf es auf des Nachbars Düngerhaufen. „Dies ist die beste Spar-
büchse des Landmannes," betonte der Vater; „nächstens will ich dir
auch erklären, warum ich den Düngerhaufen eine Sparbüchse netrne."
Laugauer.
154. Die Bodenarten.
Der Boden, den der Landmann zu bebauen hat, ist in seinen
Hauptteilen durch eine allmähliche Verwitterung der Gesteine ent-
standen. So mannigfaltig diese nun in ihren Zusammensetzungen sind,
fo verschieden gestalten sich auch die aus denselben gebildeten Bodenarten.
Man unterscheidet deshalb in der Landwirtschaft T o n b o d e n,
Sandboden und Kalkboden, denen sich noch der Humus, als
das Produkt verwester Pflanzen und Tiere, zugesellt. Man würde sich
aber irren, wenn man annehmen wollte, es trete nun im Boden jede
dieser Bodenarten für sich abgegrenzt auf; nein, es sind im Gegenteil alle
mehr oder weniger miteinander vermischt, und es gestaltet sich dann je
nach dem Verhältnis dieser Mischung auch die Fruchtbarkeit des Bodens.
Der Tonboden besteht mindestens zur Hälfte aus Ton und zur
anderen Hälfte aus Sand, Kalk und Humus. Von den in ihm ent-
haltenen Eisenverbindnngen ist er grau, gelblich, rötlich oder bläulich
gefärbt und zeigt in getrocknetem Zustande beim Anhauchen den eigen-
tümlichen Tongernch. Im nassen Zustande ballt er sich leicht und klebt
an den Geräten; trocken bildet er bei der Bearbeitung harte Schollen.
Er wird in der Bauernsprache „schwerer Boden" genannt, im Gegensatz
zum „leichten" Sandboden. Wie der Ton überhaupt, so läßt auch der
Tonboden Wasser nicht oder nur in geringem Maße durch, und die
Wärme vermag nur langsam auf ihn einzuwirken; er ist daher ein so-
genannter „nasser" und „kalter" Boden. Verbessert kann er werden:
durch gehöriges Entwässern (Trainieren) und tiefes Bearbeiten wie
durch Düngen mit frischem Stallmist und Überführen mit leichter
Erde, Mauerschutt usw. So gibt er einen guten Boden für Dinkel,
Weizen, Hafer, Bohnen, Futtergewächse, namentlich Klee, für Obst-
und andere Laubbäume.
Hat der Boden weniger Ton, dafür aber mehr (50 bis 70o/o)
andere Bestandteile, so wird er Lehmboden genannt. Dieser ist
das beste Kulturland, namentlich wenn er einige Prozente Kalk ent-
hält, nicht zu trocken und nicht zu naß, nicht zu fest und nicht zu locker
und allen Pflanzen zuträglich ist. Er heißt auch „Gerstenboden",
weil er dieser Getreideart besonders gut zusagt.
Der Sandboden besteht zum größten Teil (über 80o/o) aus
Sand; wo an die Stelle des feinkörnigen Sandes ein grobes Geschiebe
tritt, wird er auch Kiesboden genannt. Sand und Kies sind völlig
unfruchtbar. Hat der Boden aber nur 60—70 o/o Sand nebst der
entsprechenden Menge Ton, Kalk und Humus, so ist er ein guter
15*
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch]]
TM Hauptwörter (200): [T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil]]
Hrsg.: Schreiber, B., Polack, Friedrich, Krämer, J. B., Rockstroh, J., Stier, K., ,
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Ländliche Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): Jungen
226
Ix. Der Acker und seine Bearbeitung rc.
Die Waldbäume dringen nun kräftiger in die Fugen des Gesteines
ein, ziehen aus den tieferen Schichten jene Stoffe herauf, die sie
zu ihrem Aufbaue brauchen, und sind dankbar dafür, indem sie mit
ihrem abfallendem Laube die Oberfläche des Bodens, düngen. Diese
verwesende und modernde Schicht, welche meist aus Pflanzenteilen be-
steht, nennt man 5) um ns, und dieser ist es, der den Boden fruchtbar
macht. In jedem Boden, in welchem eine Pflanze wachsen soll, must
dieser Humus vorhanden sein. Ein Gemenge von Humus und vielen
kleinen Teilen der verwitterten Gesteine nennen wir schlechtweg Erde.
Den meisten Humus findet man in den hohlen Bäumen; doch in diesem
reinen Humus allein kann keine Pflanze gedeihen, denn sie braucht
noch andere Stoffe zu ihrer Ernährung. Diese mineralischen Nähr-
stoffe sind: Kalium, Natronsalz, Kalkerde und Bitter-
erde, Eisen, Phosphorsäure, Schwefelsäure und Kie-
selsäure. Unter den humusreichen Erdarten ist für uns besonders
wichtig die Garten- und D a m m e r d e. Fast alle Pflanzen ge-
deihen in derselben recht gut, insbesondere aber die Gemüsepflanzen.
Leider ist sie nur selten in großen Mengen zu finden, zumeist nur iu
den Niederungen der Flüsse, wo das Wasser oft über die Ufer tritt, län-
gere Zeit stehen bleibt und die feinen Teile, die wir Schlamm nennen,
absetzt. Jetzt wirst du auch begreifen, warum die Überschwemmungen
des Nils ein so großer Segen für das Land Ägypten sind. Endlich haben
wir unsere Ackererde. Sie hat in den meisten Fällen nur wenig
Humus, und da wir bei der Ernte alles vom Felde wegnehmen, was
im Sommer gewachsen ist, und neuer Hunius sich nicht so schnell bildet,
wie wir es wünschen, so müssen wir nachhelfen. Diese Nachhilfe ge-
schieht durch die D ü n g u n g. Wir müssen alles, was Humus gibt,
sammeln und dein Felde zuführen."
Während dieses Gespräches waren Vater und Sohn aus dem
Walde herausgetreten auf eine Lichtung, wo auf kleinen Hügeln ganz
junge Tannen standen.
„Siehst du," sagte der Vater, „vor 6 Jahren war hier ein wüster
Platz. Der Förster hat die Erde auf kleine Haufen zusammenscharren
lassen und diese mit Tannen bepflanzt. Bald werden auch die Räume
zwischen den Hügeln grün sein, und in weiteren 10 Jahren wird schon
ein schöner Jungwald dastehen."
„Warum hat man nicht Humus herbeigeführt und ein Feld daraus
gemacht?" fragte Franz.
„Dagegen jinb zwei Gründe. Erstens würden viele Tausend
Fuhren Humuserde notwendig sein, was zuviel kosten würde, und
zweitens ist auch der Wald für den Haushalt der Natur nicht ent-
behrlich, denn der Wald hält die Feuchtigkeit au sich und gibt sie zu.r
geeigneten Zeit wieder ab. Feld und Wald müssen sich gegenseitig
ergänzen." Unter ähnlichen Gesprächen waren Vater und Sohn an
den Eingang des Dorfes gekommen. Franzens Finger hatten aufge-
hört zu schmerzen, und der Knabe warf den Moosverband achtlos weg.
„Du hast meine Worte nicht beherzigt," sagte der Vater ernst;
„wer ein guter Landwirt werden will, darf auch nicht die kleinste
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Hrsg.: Schreiber, B., Polack, Friedrich, Krämer, J. B., Rockstroh, J., Stier, K., ,
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Ländliche Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): Jungen
Xiii. Vaterland und Volkstum.
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gefallen lassen muß. — Die Trauben werden gleich an Ort und
Stelle in den Legeln zerquetscht. Das sind ovale Holzgefäße, die
mittels Riemen auf dem Rücken getragen werden. Zu Hause erfolgt
dann die vollständige Auspressung in der „Kelter", d. h. in der
Presse. Aus dem abfließenden trüben Most entsteht nach langer
Gärung der goldhelle Rheinwein (durch Zersetzung des Zuckers in
Alkohol und Kohlensäure).
Gegeu Abend kündigen Flintenschüsse auf der rechten, Glocken-
läuten auf der linken Rheinseite, — die Bräuche sind hüben und
drüben verschieden, — den Feierabend an. Die Weinberge werden
geschlossen, und die Winzer und Winzerinnen ziehen heim. Ihr Singen
und Jauchzen mischt sich mit dem Knallen der Flinten und dem
Läuten der Glocken. — „Am Rhein, am Rhein, da wachsen unsre
Reben, gesegnet sei der Rhein."
Im Angesichte des Rheingaues, zu I n g e l h e i m am l i u k e u
Rheinufer südöstlich vou Johatinisberg, erbaute Karl der Große
sich einen mächtigen Residenzpalast. Auch ihm nwchte es die herrliche
Landschaft angetan haben. In Ingelheim wurden viele Reichstage
abgehalten. Bon hier aus wurde auch der Zug gegen die Sachsen
und Sorben unternommen. — Karl der Große sorgte auch für Ein-
führung neuer Reben und hob den damals fast bedeutungslosen Wein-
bau auf eine hohe Stufe. Der mächtige Palast, in dem später hin
und wieder auch andere Kaiser residierten, wurde, nachdem er schon
im dreißigjährigen Krieg stark gelitten hatte, 1689 von den Scharen
Ludwigs Xiv. zerstört. Nach Joh. Meyers „Lesebuch der Erdkunde".
235. Der Thüringer Wald.
1. Lage und Beschaffenheit. Wie der Teutoburger Wald
als ein langer Arm in das Tiefland Norddeutschlands, so greift der
Thüringer Wald in gleicher Richtung und gleicher Weise in das nuttel-
deutsche Bergland aus. Er erstreckt sich vom Fichtelgebirge bis zum
Werraknie und bildet die Grenze zwischen Thüringen und Franken.
Am Süd-, genauer Südwestabhang sagt man: „Drinnen in Thüringen,"
am Nord- oder Nordostabhang: „Draußen in Franken". Mit seinem
breiten Fuß und seinen weiten Ausläufern füllt er fast das ganze
politische Thüringen. Das Bayern (Franken) angehörige Stück heißt
Frankenwald. Derselbe ist mehr hochflächenförmig, während der eigent-
liche Thüringer Wald ein stark ausgeprägtes Kammgebirge bildet. —
Kein anderes deutsches Gebirge ist geologisch so bunt zusammen-
gesetzt wie er, eine wahre Musterkarte von Erdbildungsformen. Über-
wiegend vertreten sind Granit, Schiefer, Rotliegendes und Zechstein.
Dazu kommen vielfach Porphyrberge, ein Beweis, daß das Gebirge
in altzeitlichen Perioden wiederholt von Glutmassen des Innern durch-
brochen wurde.
Der ganze Rücken hält sich fast ununterbrochen in der 700 m-
Schicht; nur an drei Stellen ragt er in die 800 m-Schicht hinein.
In der mittleren dieser drei Erhebungen liegt die höchste Spitze, der
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Extrahierte Personennamen: Karl_der_Große Karl Karl_der_Große Karl Ludwigs
Hrsg.: Schreiber, B., Polack, Friedrich, Krämer, J. B., Rockstroh, J., Stier, K., ,
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Ländliche Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): Jungen
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Xiii. Vaterland und Volkstum.
ebenso wohnen und leben wie vor zwei Jahrtausenden ihre Vorfahren.
Eine grenzenlose Ullwissenheit und der schwärzeste Aberglaube haben
hier eine Heimat. — Seit zwei Jahrtausenden wird diesen „Ein-
geborenen" das Moor jedoch streitig gemacht von einem klügeren und
regsameren Menschenschläge, den Moorkolonisten, die Schritt für
Schritt von der Geest aus in das Moor vordringen.
Aus den Mooren gewinnt man den Torf. Die obersten Schichten
liefern den leichten Stech tors (Pfeifentorf) von heller Farbe und
geringer Heizkraft; darunter liegt ein brauner und noch tiefer ein
schwarzer, schwerer Torf, der schon an Braunkohlen erinnert und eine
bedeutende Heizkraft besitzt. — In ganz Oldenburg und im größten
Teil Hannovers bildet der Torf das lvichtigste Heizmaterial, liicht
bloß für Ofen, sondern auch für die Lokomotiven.
Voll jeher waren die Moorbclvohner bemüht, sich das Moor als
Ackerland dienstbar zu machen. Als solches ist es nämlich in seinem
Naturzustände unbrauchbar. Es ist zu naß, zu kalt, zu lose und zu säure-
haltig, so daß keine Getreideart auf ihm gedeiht. Aus dreierlei Weise
nun versucht man, das Moor ertragfähig zu machen, durch das Moor-
brennen, durch die Fehn- imb durch die Moordammkultur.
1. Das Moorbrennen ist die ältere und mangelhaftere Kultur-
form. Mali hackt oder pflügt die oberste Schicht in Schollen auf und
zündet diese an. Das Schwelen derselben verursacht den lästigen
Höhenrauch oder Heerrauch, der sich fast über ganz Deutschland, ja
bis nach Österreich hinein verbreitet. Am meisten hat natürlich der
Moorbrenner selbst darunter zu leiden. In dickem Rauch stehend, ver-
richtet er seine Arbeit. Das geschwärzte Gesicht trieft von Schweiß;
die Augen sind gerötet; die Kleidung ist von Staub und Asche bedeckt.
Der Qualm ist so dicht, daß man die Sonne wie eine rote Scheibe
erblickt. In die Asche wird dann Buchweizen gesüet, der häufig reichen
Ertrag gibt, oft aber auch durch Nachtfröste empfindlich leidet. „De
Baukweite is en Slump-Koren, wenn hei aber insleit, en Plump-Koren."
2. Biel gründlicher wird das Moor umgestaltet bei der Fehn-
kultur. Zunächst wird vom Fluß aus ein Kanal durch das Moor
gezogen, entweder mit Schaufel und Spaten oder mittels der Torf-
bagger. Das sind durch Dampf getriebene Maschinen, die sich lang-
sam fortschreitend durch das Moor gleichsam hindurchsressen, die auf-
genommene Erde als gepreßten Torf wieder von sich geben und einen
breiten Kanal hinter sich zurücklassen. Letzterer hat eine doppelte
Wichtigkeit. Er dient zur Entwässerung des Landes und zugleich an
Stelle von Landstraßen, die im Moor außerordentlich schwierig anzu-
legen sind, als Verkehrsweg. An den Seiten dieses Kanals beginnt
man nun mit der Bodenkultur. Die oberen, leichteren Torfschichten
werden abgegraben imb zur Seite gelegt, die darunter liegenden Massen
aber zu Torf verbacken, bis man den sandigen Untergrund erreicht
hat. Den Torf fruchtet der „Fehntjer" längs des Kanals nach den
Küstenplätzen, verkauft ihn und bringt als Rückfracht Dünger, z. B.
Straßenkot, Marschschlick usw. mit heim. Nun kann das „Landmachen"
beginnen. Die aufgesparte obere Torfschicht wird ans den entblößten
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch]]
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Extrahierte Ortsnamen: Oldenburg Hannovers Deutschland Marschschlick