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attischen Gemeinden gekommen. Die Stadt führte ihren Namen von der Göttin Pallas Athene, die man als die Geberin des wohlthätigen Oelbanms ansah. Anfangs wurde Attika von Königen regiert; der letzte derselben, Kodrns, starb den Tod fürs Vaterland. Darnach legte man die Regierung in die Hand eines lebenslänglichen Archouten (Vorstehers), der später durch 9 alljährlich erwählte ersetzt wurde. Zwischen den großen Grundbesitzern, den kleinen Landbauern und den Gewerbtreibeudeu brachen heftige Kämpfe aus, die der Archont Drakon vergeblich durch strenge Gesetze zu unterdrücken suchte. Da beauftragte das Volk den Archonten Solon mit einer neuen Gesetzgebung (594).
t b. Solon War wegen seiner Weisheit*), Tugend und Tapferkeit in Athen hoch geehrt. Den Auftrag, eine neue Verfassung zu geben, führte er in folgender Weise aus: 1) Zunächst wurden die Schulden der Armen um 27% ermäßigt, der Zinsfuß ward herabgesetzt, die Schuldhaft aufgehoben, das verpfändete Grundeigentum und das vielen Bürgern entzogene Bürgerrecht zurückgegeben. — 2) Alle freien Bürger teilte er nach dem Grundbesitz in 4 Klassen: die erste hatte die Kriegsschiffe zu stellen: die zweite bildete die Reiterei des Heeres; die dritte lieferte die Schwerbewaffneten und die vierte die Leichtbewaffneten. Die gewöhnlichen Staatsausgaben wurden durch die Bergwerke, Zölle, Strafgelder und durch die Kopfsteuer der Eingewanderten gedeckt. — 3) Die Regierung legte er in die Hand der neun Archonten und des Rates der Vierhundert; die höchste Gewalt aber bekam die Volksversammlung, die aus den gesammten über 20 Jahre alten Bürgern bestand. Sie wählte die Archonten aus der ersten, den Rat aus den drei ersten Klaffen; sie ernannte auch die Richter und alle übrigen Beamten; sie beschloß alle Gesetze und entschied über Krieg und Frieden. — Die Archonten, welche ihr Amt gut verwaltet hatten, bildeten das höchste Gericht, welches von dem Hügel des Kriegsgottes Ares, wo es seine Sitzungen hielt, den Namen Areopag empfing; dasselbe hatte auch die Erziehung der Jugend und die Sitten der Erwachsenen zu überwachen. In den gewöhnlichen Rechtssachen sprachen Bürger das Urteil. — 4) Jeder Vater war verpflichtet, seine Kinder irgend eine Kunst lernen zu lassen; wer es unterließ, konnte im Alter keine Unterstützung von ihnen fordern. Vom 7. Jahre an wurden die Knaben öffentlich erzogen und namentlich in Leibesübungen (Gymnastik), in der Musik, Dicht- und Redekunst unterwiesen. — c. Durch diese Gesetze wurde die aristokratische Verfassung Athens in eine gemäßigt demokratische umgewandelt. Nachdem Solon sich hatte versprechen lassen, daß man 10 Jahre lang nichts daran ändern wolle, unternahm er eine Reise nach Oberägypten und Asien und kam dabei auch zu dem reichen Könige Krösus von Lydien. Dieser zeigte ihm seine Schätze und fragte ihn dann, wen er für den glücklichsten Menschen
*) Die 7 Weiseu Griechenlands und ihre Denksprüche; 1. Solon: Nimmer zu sehr! 2. Periander: Jegliches vorbedacht! 3. Thales: Bürgschaft bringt dir Leid! 4. Kleobülus: Maß zu halten ist gut! 5. Pittakus: Wohl erwäge die Zeit! 6. Bias: Mehrere machen es schlimm! 7. Chilon: Kenne dich selbst! — Pythagoras von Samos, der Erfinder des pythagoräischen Lehrsatzes, nannte sich einen Weisheitsfreund (Philosophen); er unterwies seine Schüler in der Algebra, Geometrie und Musik. — Tenophänes lehrte um 536 v. Chr. den Glauben an einen Gott.
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dorischen Familien, der übrige Boden aber unter die 30 000 untertänigen Bauern und Handwerker verlost. Ein Bodenlos durfte weder verkauft nock-geteilt werden, sondern vererbte ungeschmälert in der Familie. 2) Der Handel und Verkehr mit den Fremden wurde möglichst beschränkt; aller Aufwand, namentlich der Gebrauch des Goldes und Silbers, war untersagt und nur eisernes Geld gestattet. 3) Die schwächlichen Kinder wurden im Gebirge ausgesetzt, die gesunden strenge erzogen und abgehärtet. Vom 7. Jahre an lebten die Knaben in öffentlichen Gebäuden; sie trieben körperliche Uebungen, sangen vaterländische Lieder, lernten kurz und schlagend sprechen, Schmerz, Hunger und Durst, Hitze und Kälte ertragen, das Alter-ehren und den Gesetzen streng gehorchen. Am Feste der Diana wurden sie öffentlich gegeißelt: einzelne sanken tot am Altare nieder, ohne daß ein Laut der Klage über ihre Lippen kam. — Vom 20. Jahre an speisten alle Männer an gemeinschaftlichen Tafeln; das Essen war nahrhaft, aber einfach, das Hauptgericht die schwarze Suppe. Der spartanische Bürger turnte, übte die Waffen und ging auf die Jagd, er besuchte die Volksversammlung und zog in den Krieg; die Arbeit war des freien Mannes unwürdig. Die Stadt durfte keine Mauern haben, denn die Bürger selber sollten ihre Mauer sein. — Die Mädchen nahmen an den öffentlichen körperlichen Uebungen teil; die Jungfrauen erschienen öffentlich mit unverhülltem Antlitz, die Frauen dagegen gingen verschleiert und galten den Männern gegenüber als völlig untergeordnet. 4) Regierung und zugleich höchstes Gericht war der Rat der Alten, der aus 28 wenigstens 60 Jahre alten Mitgliedern bestand und von der Volksversammlung gewählt wurde. Letztere, zu der alle freien Bürger vom 3osten Jahre an gehörten, hatte jedes Gesetz zu genehmigen und über Krieg und Frieden zu beschließen. Die Könige führten den Vorsitz im Rat der Alten, sie waren Oberpriester und Heerführer im Kriege. Große Macht befaßen die Ephoren, d. i. die Vorsteher- der Bürgerschaft; sie führten die Aufsicht über die Befolgung der Gesetze und die Sitten und hatten das Recht, selbst die Könige und Beamten vor Gericht zu ziehen, ja in dringenden Fällen sie ihres Amtes zu entsetzen. — c. Die Strenge der Gesetze veranlaßte einen Aufruhr, in dem Lykurg ein Auge einbüßte; aber er siegte über feine Gegner durch Edelmut und Festigkeit. Nachdem er sich hatte schwören lassen, daß man bis zu seiner Rückkehr nichts an den Gesetzen ändern wolle, verließ er Sparta, um nicht zurückzukommen. 400 Jahre ist der kleine Staat unter seinen Gesetzen stark und blühend gewesen. Vor allen Griechen zeichneten sich die Spartaner durch Einfachheit und Mäßigkeit, durch kurze, treffende („lakonische") Rede, durch Tapferkeit und Vaterlandsliebe aus. Im roten Kleide, mit geschmücktem Helm und unter dem Klange der Lieder gingen sie in die Schlacht wie zu einem Feste. Eine Mutter überreichte dem Sohne den Schild mit den Worten: „Entweder mit oder auf diesem"; denn der Sieg in der Schlacht und der Tod fürs Vaterland war die größte Ehre des spartanischen Bürgers.
§. 25. Solo«, a. In der kleinen Landschaft Attika wohnte der leb- 600 Hafteste und kunstsinnigste Stamm der Griechen, die Ionier. Sie trieben Land-und Bergbau, Gewerbe, Handel und Schiffahrt; Kunst und Wissenschaft erlangten hier die höchste Blüte. Die früheren Bewohner lebten unter ihnen als Sklaven (V5 aller Einwohner). Durch Thefeus war Athen an die Spitze aller
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allen Dorfgenossen die Benutzung des Brachlandes als Weideland zu ermöglichen.
Noch immer stand die Viehzucht in erster Linie, aber sie war gegen früher bedeutend vervollkommnet. Man hielt zur Veredlung des Viehstammes gute Zuchttiere; Gänse- und Bienenzucht wurde fleißig betrieben. Infolge der Ergiebigkeit der Ernten nutzte man außer den eigentlichen Scheunen im Hose noch offene Schuppen, Mieten, Feimen erbauen.
Bedeutende Förderung erfuhr die Landwirtschaft durch R a r l den Großen, der nicht nur der größte Grundbesitzer, sondern auch der eifrigste Landwirt in seinem ganzen weiten Reiche war. Die Dreifelderwirtschaft wurde im ganzen Reiche durchgeführt. Auf seinen Höfen legte Karl Musterwirtschaften an, die für die Bewirtschaftung des Bodens vorbildlich wurden. Sowohl für seine eignen Güter, wie auch für diejenigen seiner Vasallen und der .Kirche gab er genaue Vorschriften über den Wein-, Obst- und Gartenbau, über Bienen- und Geflügelzucht, sowie über die besonderen Pflichten der Amtleute. Sie wurden angewiesen, während der Feldarbeiten, beim Säen, Pflügen, Ernten, Heuschneiden und der Weinernte ordentlich Aufsicht zu üben, damit die Arbeiten wohl ausgeführt würden. Es wurde genau angegeben, wieviel Hühner und Gänse auf einem Hofe gehalten werden
sollten, welche Bäume, Gemüse und Blumen in den Gärten zu hegen
seien, welche Felderzeugnisse die Amtleute in die königlichen Frauengemächer zu liefern hatten (Flachs, Wolle, Weberdisteln usw.), damit sie dort verarbeitet würden (Karls des Großen Gemahlin und Töchter spannen und webten selbst), was mit dem Wein geschehen müsse, damit er gut gerate. Über die für das Vieh zu erbauenden Ställe, über die Mast der Schweine, der Ochsen, der Schafe, über das Halten von Fasanen, Pfauen, Rebhühnern, über die Pferdezucht wurden genaue Regeln erteilt. Das Waldland sollte im rechten Maße gerodet, d. h. urbar gemacht werden; doch durfte dabei der Wald nicht zu sehr gelichtet werden. Von dem gerodeten Walde wurde ein Teil an ge-
eignete Leute zur Bebauung überlassen.
3. Die Fortentwicklung der Landwirtschaft im Mittelalter.
Einen so fördernden Einfluß, wie Karl der Große auf die Landwirtschaft ausübte, konnten die deutschen Könige der folgenden Jahrhunderte nicht mehr ausüben. Dagegen waren einzelne der größeren Landesherren auf die Kultur der ihnen unterstehenden Reichsteile bedacht. Aufmunternd und vorbildlich gingen die vom Landesherrn berufenen Mönche mit ans Werk, die sich mit der Christianisierung zugleich um die Germanisierung große Verdienste erwarben.
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Extrahierte Personennamen: Karl_Musterwirtschaften Karl Karls Karl_der_Große Karl
wurde ein Kapital von 14 200 Mill. Mark aufgewendet; d. H. 1 km kostet rund 270 000 Mark. Trotzdem verzinst sich dieses Anlagekapital infolge des riesenhaften Verkehrs sehr gut. (5,9o/0.) Die deutschen Bahnen verfügen über 21000 Lokomotiven, 42 000 Personen- und 430 000 Gepäck- und Güterwagen. Die Zahl der beförderten Personen beträgt jährlich 950 Mill., das Gewicht der Güter 400 Mill. t. Die Gesamteinnahmen belaufen sich jährlich auf 2 Milliarden Mark, die Ausgaben auf 1,3 Milliarden.
Die wichtigsten Eisenbahnknotenpunkte sind: Berlin, München, Frankfurt a. M., Köln, Hannover, Hamburg, Leipzig, Posen, Straß-bürg, Stuttgart und Nürnberg. Alle größeren und wichtigeren Städte Deutschlands sind durch Schnellzugslinien verbunden. Aber auch die bedeutendsten europäischen Hauptlinien nehmen ihren Weg durch Deutschland: 1. der Norderpreß Petersburg—berlin—ostende—london durchfährt 2811 km in 52 Stunden; 2. der Ostende-Nürnberg-Wien-Budapest-Erpreß hat für 1618 km 30v4 Stunden Fahrzeit; 3. der Ostende-Nürnberg-Karlsbad-Erpretz braucht zu 1013 km 19v* Stunden; 4. der Orienterpretz Paris—stratzburg—münchen—budapest—konstantinopel hat für 3137 km 63v2 Stunden Fahrzeit; 5. der Nord - Süd - Erpreß Berlin—leipzig—münchen—verona durchfährt 1108 km in 193/* Stunden.
4. Der Post-, Telegraphen- und Telephonverkehr.
Die deutsche Reichspost erhielt durch den Generalpostmeister Dr. Stephan (f 1897) eine mustergültige Organisation, durch welche ein riesiger Aufschwung des Postverkehrs herbeigeführt wurde. Während noch in den dreißiger Jahren z. B. ein Brief von Frankfurt a. M. nach Danzig 15 Silbergroschen Porto kostete, wurde 1867 das Einheitsporto von 1 Groschen für den einfachen Brief innerhalb Deutschlands eingeführt. Nach den zum Weltpostverein gehörenden Staaten waren früher für Briefe aus Deutschland 65 verschiedene Portosätze in Geltung. Jetzt wird auf die größten Entfernungen hin ein Brief bis zu 20 g Gewicht für 20 Pfennig, eine Postkarte für 10 Pfennig befördert. Für den Verkehr zwischen Deutschland und Österreich-Ungarn gelten sogar die Portosätze des Inlandes.
Unter den europäischen Staaten hat nur England einen größeren Postverkehr als Deutschland. Von 250 000 Postämtern, die es im Gebiete des Weltpostvereins gibt, kommen 37000 auf Deutschland. Am Weltbriefverkehr ist die deutsche Post mit 14o/0 beteiligt. (England 16%, Nordamerika 33o/o.) Die Zahl der Briefe stieg in den letzten 10 Jahren von 2000 Mill. auf 4000 Mill., die Postanweisungen von 5700 auf 10 200 Mill. Mark. Auf einen Einwohner der großen Industriell
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Extrahierte Personennamen: Stephan_(
Extrahierte Ortsnamen: Berlin Frankfurt_a._M. Hannover Hamburg Leipzig Posen Stuttgart Nürnberg Deutschlands Deutschland Norderpreß_Petersburg—berlin—ostende—london Ostende-Nürnberg-Wien-Budapest-Erpreß Ostende-Nürnberg-Karlsbad-Erpretz Nord Frankfurt Danzig Deutschlands Deutschland Deutschland England Deutschland Deutschland England Nordamerika
dem vor dem Herrenhause stehenben hölzernen Esel. So verloren die Leibeigenen oft das Gefühl menschlicher Würbe, und ihr Elenb zeigte sich selbst in ihren Gesichtszügen und in ihrer ganzen Haltung. Unter dem Drucke der Zwangsarbeit wuchs die Iugenb in Stumpfsinn und sittlicher Verkommenheit auf. Von einem Schulunterricht war kaum die Rebe. Nur in einigen Wintermonaten saßen die Rinber in der engen Schulstube, in der ihnen gewöhnlich ein invaliber Hanbwerker Anweisung im Lesen und Auswenbiglernen des Katechismus gab. Die ftinber auch schreiben zu lehren, hatten manche Gutsherren gerabezu verboten, bamit „die Leibeigenen nicht zu klug würden".
Es kann nicht nmnbernehtnen, daß mancher Leibeigene, der noch nicht gänzlich zum Tier herabgetoürbigt war, sich durch die Flucht einer solch erbärmlichen Lage zu entziehen suchte. Würbe er ergriffen, so stauben ihm harte Strafen bevor, hatte er sich aber eine Reihe von Jahren außerhalb des Gutes aufgehalten, so konnte er seine Freiheit behaupten.
In einzelnen Lanbschaften staub den Leibeigenen auch das Los-kaufrecht zu. Gegen Zahlung einer Summe von 20—50 Talern konnten sie die Freiheit erkaufen. Die armen Schelme, die kein Vermögen erwerben konnten und boch gern frei sein wollten, halfen sich durch Anleihen und mußten dann oft ihrem Gläubiger roieber durch jahrelange Dienste die Schulb abverbienen.
9. Die Befreiung des Bauernstandes.
Weitblickenbe und ebelbenkenbe Fürsten erkannten, daß die Grunb-lage des Staates die Lanbwirtschaft sei, die aber roieberum den Wohlstanb des Laubes nur förbern könne, wenn sie von einem glücklichen und zufriebenen Bauernstanbe betrieben werbe. In dieser Erkenntnis erließ König Friedrich Wilhelm I. auf seinen Domänen armen aber fleißigen Bauern die Abgaben, ja er unterstützte sie durch Darlehen und Geschenke. Auf den Staatsgütern hob er die Leibeigenschaft zum Teil auf und befahl den Abeligen, daß sie den Bauern nicht so viele Dienste und Abgaben zumuten sollten. In der Woche bürsten nur vier Frontage sein; die Prügelstrafe und das Auskaufen (Sauern-legen) waren verboten. Damit das Volk verstänbnisvoller für seine Arbeit sein würde, brang der König auf besseren Schulunterricht. Er führte die allgemeine Schulpflicht ein und verlangte, daß jebes Rinb vom 5. bis zum 12. Jahre im Winter alle Tage, im Sommer zwei bis brei Tage der Woche in die Schule ging.
Dem Beispiele seines Vaters folgte Friedrich der Große. Er untersagte ebenfalls das Prügeln der Leibeigenen, das mit sechs Jahren Festung bestraft werben sollte; er verbot aufs strengste, die Bauern
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Wilhelm_I. Friedrich_der_Große Friedrich
4. Abschnitt.
Deutschlands Bodengestaltung.
1. Die Mannigfaltigkeit der Bodenformen.
Deutschlands Bodengestalt zeigt eine selten vorkommende Mannigfaltigkeit. Der Süden weist meist Hochgebirgsland und Hochebene auf; in der Mitte breitet sich das Mittelgebirge aus und den Norden nimmt das Tiefland ein. Von der Zugspitze (2960 m) am Südrande steigen wir hinab zu den tiefsten Stellen unseres Bodens an der Nvrd-und Ostsee.
Von den Alpen liegt nur ein Streifen der nördlichen Actlfalpen auf deutschem Boden. Sie stehen wie eine Grenzmauer vom Rhein bis zur Salzach. Nach Norden hin fallen sie allmählich zu der 500m hohen Schwäbisch-Bayrischen Hochebene ab. Für die Gebirgszüge des mitteldeutschen Berglandes bildet das Fichtelgebirge gleichsam den Knotenpunkt. Von ihm ziehen strahlenförmig aus: nach S.-O. der Böhmerund Bayrische Wald, nach S.-W. der Fränkisch-Schwäbische Iura, nach N.-W. der Franken- und Thüringer Wald, an die sich das Weserbergland reiht, nach N.-O. das Elster-, Lausitzergebirge und die Sudeten.
Die rheinischen Gebirgszüge ziehen von Süden nach Norden, vom Tale des Rheins durchbrochen: der Schwarzwald und der Odenwald am rechten, die Vogesen und die Hardt am linken Rheinufer. Beide parallel ziehende Gebirgsrücken umschließen die fruchtbare Oberrheinische Tiefebene. Die Niederrheinischen Schiefergebirge bestehen aus dem Taunus, dem Westerwald und dem Siebengebirge am rechten, dem Hunsrück, der Eifel und der hohen Venn am linken Rheinufer.
Die Norddeutsche Tiefebene wird durch die Elbe in zwei Gebiete geschieden. Das westliche Tiefland zeigt in Westfalen fruchtbaren Ackerboden, im Nordwesten ausgedehnte Moorstrecken, im Osten unfruchtbares Geest- und Heideland (Lüneburger Heide), an den Küsten aber fettes Marschland. Das östliche Tiefland zeigt meist sandiges Heideland mit dürftigen Kiefernwaldungen. Die Einförmigkeit des Tieflandes wird hier durch zwei Höhenzüge durchbrochen. Der nördliche Höhenzug, die Norddeutsche Seenplatte, ist reich an Seen. Der südliche Höhenzug besteht aus den metall- und kohlenreichen Tarnotvitzer Höhen, den Trebnitzer Höhen und dem Fläming.
Besonderen Reiz bringt das Mittelgebirge in die Mannigfaltigkeit der deutschen Landschaft. In den Alpen herrscht eine Richtung und ein Bauplan vor, in den deutschen Mittelgebirgen aber sind alle Hofmann, Die deutsche Kultur. 2 17
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standen von Strecke zu Strecke römische Festungen, Kastelle genannt. Das berühmteste Kastell ist das aus der Saalburg bei Homburg vor der Höhe, das Kaiser Wilhelm wieder aufbauen läßt.
Nach dem Untergange des Römerreiches wurden die bestehenden Verkehrswege meist von den Völkern, durch deren Land sie führten, zerstört. Man vernichtete die Werke der Römer, um feindliche Annäherungen zu erschweren. Erst Karl der Große ließ die alten Kunst-straßen wieder ausbessern und neue anlegen. Nach ihm hörte aber jede Sorge um den Zustand der Wege auf. Die immer mächtiger werdenden Ritter saßen zu Pferd, und wie die leibeignen Bauern durch die bodenlosen Wege kamen, darum kümmerte sich niemand anders, als sie selbst. Dabei war die öffentliche Sicherheit durch Räuber und Stegreifritter sehr gefährdet. Der Adel zehntete von seinen Raub-nestern herab überall die durchziehenden Kaufleute, die ohne bewaffneten Schutz nicht reisen konnten und stets auf ihrer Hut sein mußten. Zolle und Wegabgaben waren kaum erschwinglich. Trotz der größten Schwierigkeiten wurde während der ersten Blütezeit des Handels ein weitverzweigtes Straßennetz geschaffen, das von der unverwüstlichen Kraft des deutschen Bürgertums beredtes Zeugnis ablegt.
Im Westen bildete das breite Rheintat die natürliche Verbindungsstraße zwischen dem deutschen Süden und Norden. Hier entwickelten sich auch die bedeutendsten Handelsstädte, deren Gründung sich häufig bis auf die Römerzeit zurückführen läßt. (Basel, Straßburg, Worms, Mainz, Köln, Trier, Aachen.) — Weiter im Osten bewegte sich der Haupthandelszug der italienischen Waren auf der alten noch von den Römern erbauten Straße von Venedig über Botzen, Innsbruck und Füßen nach Augsburg, Kempten und Ulm. Von hier zog die Straße über Nürnberg nach dem Norden in der Richtung nach Erfurt, Braun--schweig und Magdeburg, Lübeck, Hamburg und Bremen. — Den Verkehr mit Konstantinopel vermittelte die Donaustraße, die über Wien und Regensburg einerseits nach Augsburg, anderseits nach Nürnberg führte. — Wichtige Verbindungsstraßen liefen von der Rheinstraße nach Osten aus: Von Frankfurt führte ein bedeutender Handelsweg durch das Maintal bis Nürnberg, ein anderer ging von Frankfurt durch die Wetterau über Gießen, Marburg und Kassel in das Wesertal; ein dritter von Frankfurt über Fulda, Eisenach, Gotha, Erfurt nach Leipzig und weiter nach dem Elbetal. — Wie Frankfurt a. M. der Ausgangspunkt des west-östlichen Verkehrs im Süden Deutschlands wurde, so bildete Magdeburg den Knotenpunkt für den Handel vom deutschen Westen und Süden nach dem Norden und Osten. Magdeburg war der Mittelpunkt der Straßen, die von Köln und der unteren Weser ausgingen und nach dem Osten, namentlich nach Breslau, nach Lübeck, Posen, Danzig und Königsberg hinzogen.
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fernungen viel zu langsam erfolgen sönnen. Die Ausnutzung der Dampfkraft hat sowohl beim Landverkehr wie beim Wasserverkehr eine völlige Umgestaltung herbeigeführt. Die Macht des Dampfes hat die entferntesten Gebiete einander genähert, die Gegensätze von billig und teuer im Preise der Waren ausgeglichen und die Frachtsätze für die Güterbeförderung wesentlich billiger gemacht. Die ersten Eisenbahnen legten in einer Stunde kaum 30 km zurück. Heute durchfahren die Vlitzzüge in einer Stunde eine Strecke von 86 km, eine (Entfernung, die man früher mit Hilfe der Eilpost kaum in 4 Tagen zurücklegen konnte. Die ersten Dampfschiffe brauchten zur Fahrt von Liverpool nach Newyork 26 Tage, heute legen die Schnelldampfer diese Strecke in 5—6 Tagen zurück. Dabei baut man die Schiffe immer größer. Vor 50 Jahren galten Schiffe mit einem Raumgehalt von 700—800 t als besonders groß; die heutigen Riesendampfer haben eine zehn- bis zwanzigfache Ladefähigkeit (16 000 t), und ihre Schnelligkeit ist so gesteigert worden, daß sie in einer Stunde 40—45 km zurückzulegen imstande sind.
Je größer man die Seeschiffe baute, desto mehr verringerten sich die Frachtkosten. Rostete früher ein Doppelzentner (100 kg) Getreide von Indien nach Hamburg 25 Mark Fracht, so befördert man heute dasselbe Quantum für 1,5 Mark. Von Nordamerika oder von Argentinien nach Hamburg beträgt der Frachtsatz nur 50 Pfennig. Diese billigen Frachtsätze der Seeschiffahrt ermöglichen die Zufuhr ausländischer Produkte zu einem billigen Preise. Aber auch die Verfrachtung auf den Binnenwasserstraßen ist weit billiger als die Eisenbahnfracht und die Beförderung auf der Landstraße. Während die Fracht für 100 km weit auf der Landstraße 3—4 Mark beträgt, kostet die Beförderung auf der Eisenbahn 55 Pfennig, auf den Binnenwasserstraßen 40—50 Pfennig, auf dem Ozean aber nur 2 Pfennig. Die Flußschiffahrt eignet sich deshalb besonders zur Beförderung von billigen Massenprodukten, wie für Steine, Sand, Ziegel, Holz, Torf, Steinkohle, also besonders für Waren, bei denen es auf eine möglichst rasche Lieferzeit nicht ankommt.
Eine ganz erstaunliche Vervollkommnung hat neben dem Güterverkehr auch der Nachrichtenverkehr erfahren. Während sich noch vor einem halben Jahrhundert die Beförderung einer Nachricht zwischen den entferntesten Orten innerhalb unseres Vaterlandes auf ungefähr 2 Mark belief, kann man heute dieselbe Nachricht schon für 5 Pfennig befördern. Dazu bietet unsere heutige Post die größte Sicherheit und eine erstaunliche Schnelligkeit. Nachrichten brauchten früher ebensoviel Tage als heute Stunden, um an den Ort ihrer Bestimmung zu gelangen; dabei hatte der Absender noch nicht die Gewähr, ob die Nachricht überhaupt am Ziel ankam. Riesenhafte Fortschritte hat der
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Extrahierte Ortsnamen: Liverpool Newyork Indien Hamburg Nordamerika Argentinien Hamburg
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in Niederdeutschland, wo die Bauernschaft sich nicht an der Empörung beteiligt hatte. Wie sich die wirtschaftliche und rechtliche Lage der Bauern nach dem Kriege gestaltete, schildert uns ein Schriftsteller jener Zeit mit folgenden Worten: „Diese Leute haben nimmer Ruh, früh und spat hangen sie der Arbeit an. Ihren Herren müssen sie oft durch das Jahr dienen, das Feld bauen, säen, die Frucht abschneiden und in die Scheuer fahren, Holz hauen und Gräben machen. Da ist nichts, das das arme Volk nicht tun mutz und ohne Verlust nicht aufschieben darf. Dies mühselig Volk der Bauern, Köhler, Hirten ist ein arbeitsam Volk, das jedermanns Fußhader ist und mit Fronden, Scharwerken, Zinsen, Gülten, Steuern und Zöllen hart beschweret und überladen."
7. Der Dreißigjährige Krieg und seine Folgen für den Bauernstand.
In der langen Friedenszeit des 16. Jahrhunderts hatte sich die Landwirtschaft von den Wunden, die der Bauernkrieg ihr geschlagen, langsam wieder erholt. Nach den Nachrichten aus jener Zeit war Deutschland ein blühendes, wohlangebautes Land. Da traf es der große Krieg mit seinen Verwüstungen, die dergestalt auf das ganze Volk, besonders aber auf das Bauemvolk, einwirkten, daß es sich ganze Menschenalter hindurch nicht davon erholen konnte.
Mit seinem Feuergewehr bewaffnet ging der Bauer aufs Feld, um seine Saaten, seine Weiden und sein Vieh gegen räuberische Streif-banden zu schützen. Nachbar vereinigte sich mit Nachbar, Dorf verbündete sich mit Dorf, um die räuberischen Rotten von den Höfen, zu jagen. Gegen größere feindliche Scharen waren die Bauern völlig machtlos. Ohne Widerrede mußten sie Obdach und Nahrung gewähren, Keller und Kisten öffnen. Weib und Kind, Knechte und Vieh, alles ward verloren und verdorben, und in einsamer, halbverbrannter Hütte unter wüsteliegenden Feldern stand der Bauer allein da, mit Not nur sein Leben fristend. Es war fein Wunder, daß manche den Tod vorzogen, andere in die Wälder flohen oder sich dem Heuschreckenschwarm des Krieges anschlossen und zur Muskete griffen. Am Ende lagerten sich Hunger und Seuchen als letzte Werkzeuge elendster Vernichtung über die ausgesogene, gemarterte und gepeinigte Landbevölkerung.
Den furchtbaren Menschenverlusten entsprach die Verödung des Landes. Nach einem Berichte aus jener Zeit wurden im Reiche 1976 Schlösser, 1629 Städte und 18 310 Dörfer in Schutt und Asche verwandelt. Über weiten Ackerflächen wucherte wildes Gestrüpp, wilde Tiere, die man seit Menschengedenken nicht mehr gesehen, zeigten sich, von Osten her hereinströmend, in Massen in den verlassenen Einöden.
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Extrahierte Ortsnamen: Niederdeutschland Deutschland