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über die Rechte an einem eingetragenen Gebrauchsmuster. Auch die
Strafbestimmungen wegen unbefugter Benutzung e>ner patentierten Er-
findung entsprechen denen, die beim Gebrauchsmuster bereits angeführt
wurden.
Im Patentamte wird, wie für Gebrauchsmuster, so auch für Me
Patente eine für jedermann zur Einsicht zugängliche Rolle geführt, in der
alles Wesentliche, die Patente betreffende, sowie der Warne und Wohnort
ihrer jeweiligen Besitzer und ihrer etwa bestellten Vertreter eingetragen steht.
Das Patentamt veröffentlicht ferner durch ein amtliches Blatt den wesent-
lichen Teil der Beschreibungen und Zeichnungen aller Patente, soweit
man sie nicht im Jntereffe des Reichs für die Zwecke des Heeres oder
der Flotte geheim hält. Außerdem werden von ihm noch Patent-
schriften herausgegeben, die eine genaue Wiedergabe der Beschreibungen
und Zeichnungen jedes einzelnen Patents bieten. Sie sind vom
Patentamte zu beziehen und kosten einzeln 1 Ji und beim Bezüge
von zwanzig und mehr Stück 0 50 Jt. Sowohl im Patentamt in
Berlin, als auch in vielen anderen Städten in Deutschland kann inan
Einsicht in die Patentschriften nehmen und, da alle Elfindungen in
Fach-Klassen eingeteilt sind, sich unickwer über die in einem bestimmten
Fache in Deutschland bereits patentierten Erfindungen Auskunft ver-
schaffen. Das einfachste und verhältnismätzig sicherste, wobl auch
billigste Mittel, um sich zu vergewissern, ob eine gemachte vermeintliche
Erfindung im Sinne des Gesetzes auch tatsächlich neu ist, bleibt immer
ihre Anmeldung beim Patentamte. Handelt es sich dabei um Dinge,
die wohl auch unter den Gebrauchsmusterschutz gebracht werden könnten,
und will man sich, der geringeren Kosten oder anderer Gründe wegen,
mit einer Schutzdauer von nur 6 Jahren begnügen, dann kann man
eine zunächst zum Patent angemeldete Erfindung nach der Vorprüfung
immer noch zum Gebrauchsmustertchutz anmelden. Atari hat in dein
Falle nur nötig, die Bekanntmachung der Anmeldung einige Zeit aus-
setzen zu lassen, meldet inzwischen den Gegenstand als Gebrauchsmuster
an und zieht, nachdem seine Eintragung in die Rolle für Gebrauchs-
muster erfolgt ist, die Patentanmeldung zurück.
Rur eine verhältnismäßig geringe Anzahl der alljährlich
genommenen Patente erreicht durch Ablauf ein natürliches Ende. Dre
große Mehrzahl verfällt vorher wegen Nichtzahlung der Jahresgebühren.
Hieraus folgt, daß Patente den Erwartungen, die die Erfinder
daran knüpfen, nur selten zu entsprechen pflegen. Sie tollten aus
dieser unwiderleglichen Tatsache eine Lehre ziehen und ihre Erfindungen
sorgfältiger — auch nach ihrer wirtschaftlichen Verwertbarkeit hin —
prüfen, bevor sie ein Patent, zumal im Auslande, darauf nachsuchen.
Nur wenige wissen, wie schwierig und zeitraubend, oft auch kosttpieliq
es ist, Patente, selbst aus gute Erfindungen, die nicht für den eigenen Be-
trieb nutzbar gemacht werden können, in absehbarer Zeit anderweitig
so zur Geltung zu bringen, daß sie ihrem Eigentümer angemessene Er-
trägnisse liefern. Das schließt natürlich nicht aus, daß es auch sehr
gewinnbringende Patente gegeben hat und stets geben wird, sowie daß
das deutsche Patentgesetz auf die Entwicklung der deutschen Industrie
Scharf, Lesebuch. g
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T147: [Jahr Erfindung Buch Gutenberg Buchdruckerkunst Johann Mainz Zeit Buchstabe Jahrhundert], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T3: [Hebel Last Brief Ende Gewicht Rolle Gleichgewicht Punkt Seite Fig]]
Extrahierte Ortsnamen: Berlin Deutschland Deutschland
laberten Zeugen. Nachdem die Zeugen auf die Bedeutung des Eides'
hingewiesen waren, wurden sie einzeln und in Abwesenheit der später
abzuhörenden Zeugen zur Sache vernommen. Die Anwälte verlasen
die aus dem Protokoll über die letzte Verhandlung ersichtlichen Anträge
und verhandelten sodann zur Sache. Erkannt und verkündigt wurde
dann vom Gerichtshöfe: „Die Berufung des Beklagten aegen das am
... verkündete Urteil des Gewerbegerichts zu ... wird zurückgewiesen und
der Beklagte verurteilt, die Kosten der Berufuna zu tragen." Die Gründe
für dieses Urteil wurden vom Vorsitzenden in eingehender Weise klargestellt.
Hiermit war der Streit endgültig ausgetragen, nur halte Meister
Leopoldt erhebliche Kosten zu bezahlen: 15 Ji Gerichtskosten, 2.14
= 28 Jt Rechtsanwaltskosten, 4,80 Jt Schreibgebühren und Zu-
stellungskosten und 4,00 Ji> Zeugengebühren, in Summa allo 52,40 Ji,
während die gesamten Kosten des Streitfalles beim Gewerbegerlcht
nur 6 Mark betrugen. Wieviel Geld al>o hätte er sich erhalten
können, wenn er sich bei dem Gewerbegerichtsurteile beruhigt hätte!
Und wie finanziell vorteilhaft muß daher das Gewerbegericht gegen-
über dem ordentlichen Gerichte für den Handwerker und Kleingewerbe-
treibenden erscheinen! Aber das Gewerbegericht kann auch noch in
andern als in Rechtsstreitigkeiten seine segensreiche Tätigkeit entfalten.
Und dazu bot unser oben dargelegter Iv. Fall Veranlassung.
Als die Bauhandmerker — Arbeitgeber und Arbeitnehmer — zu
einer Einigung nicht kamen und die Rot schon hier und da Einkehr
hielt, wurde in beiden Parteien der Vorschlag gemacht, das Gewerbe-
gericht als Einigungsamt anzurufen. Es wurden je 3 Arbeitgeber
und Arbeitnehmer, die das 25. Lebensjahr vollendet hatten, sich
im Besitze der bürgerlichen Ehrenrechte befanden und nicht durch gericht-
liche Anordnung in der Verfügung über ihr Vermögen beschränkt
waren, als Vertreter zu den Verhandlungen beim Gewerbegericht be-
auftragt. Das letztere prüfte die Verhältnisse der vorgeschlagenen
Vertreter, begnügte sich mit ihrer Anzahl und entsprach dem Antrage
«ach Herbeiführung einer Einigung. Der Vorsitzende 4)r. Helling
hielt einen Termin zu gemeinsamer Verhandlung ab, gab jedem Teile
Gelegenheit, sich über das Vorbringen des andern Teiles, sowie über
die vorliegenden Aussagen der Auskunftspersonen zu äußern und brachte
es wirklich dahin, daß die vorher so hitzigen Köpfe schließlich herüber
und hinüber etwas nachgaben und in eine Beilegung des Streiks
einwilligten. Die Vereinbarung kam zustande, und ihr Inhalt
wurde durch eine von sämtlichen Mitgliedern des Einigungs-
amtes und von den Vertretern beider Teile unterzeichnete Bekannt-
machung veröffentlicht. Der gewerbliche Frieden war wieder hergestellt,
und des freuten sich die Glieder der davon betroffenen Familien; denn
Frieden ernährt, aber Unfrieden verzehrt.
63. Wie kommt der Handwerker zu seinem Gelde?
1. Wie der Handwerker zu seinem Gelde kommt? — Das ist
doch eigentlich eine recht müßige Frage! Er schreibt seine Rechnungeii
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund]]
TM Hauptwörter (200): [T62: [Gericht Recht Gesetz Richter Jahr Volksversammlung Senat Plebejer Beamter König], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T154: [Meister Handwerker Geselle Arbeit Lehrling Handwerk Arbeiter Jahr Kaufleute Stadt], T67: [Preußen Bund Staat König Regierung Deutschland Verfassung Frankfurt Reichstag Bundestag]]
136
hatten Termin vor dem Amtsrichter, und als ich meine Sache vor-
getragen habe und der Amtsrichter den Vogt fragt, was er zu erwidern
hatte, erklärt er, sich auf die Sache überhaupt nicht eintasten zu wollen;
denn meine Forderung sei verjährt! Ich traute meinen Ohren nicht;
denn ich hielt es nicht für möglich, daß ich auf solche Weise um meinen
redlich verdienten Lohn kommen sollte. Auch dem Amtsrichter schien
die Sache nicht nach dem Sinn zu sein; wenigstens hielt er meinem
Gegner vor, er müßte sich doch erinnern, ob und welche Arbeiten ich
bei ihm ausgeführt hätte, und es würde doch nicht anständig sein,
einen Handwerker auf solche Weise um seinen Verdienst zu bringen.
Vogt aber blieb dabei, er könne sich auf nichts einlassen; meine Klage
wurde abgewiesen; ich mußte die Gerichtskosten zahlen und hatte den
Ärger obendrein. Darum rate ich dir, schiebe solche Sachen nie auf
die lange Bank! Handwerkersorderungen verjähren in zwei Jahren;
wenn du also im Jahre 1902 eine Arbeit geliefert hast, dann hast du
mit Ablauf des Jahres 1904 kein Recht mehr, sie einzutreiben, und
das Gericht weist dich zurück."
Am Tage nach dieser Unterredung beantragte Meister Streich beim
Amtsgericht die mündliche Verhandlung seiner Sache und erhielt auch
bald eine Ladung. Pünktlich stellte er sich im Gerichtsgeväude ein
und wartete, bis ein Gerichtsdiener rief: „Streich gegen Vogt". Der
Meister trug seine Klage vor und war gespannt, was sein Gegner
darauf antworten würde. Dieser gab zu, daß Streich ihm den Schrank
geliefert hätte; doch wäre er mangelhast gearbeitet und der dafür ge-
forderte Preis um mindestens 10 Jt> zu hoch. Meister Streich wußte,
daß daran kein wahres Wort war, und wollte schon seinem Ärger laut
Luft machen; der Amtsrichter aber bedeutete ihm, bei Gericht müsse
alles in Ruhe und Ordnung hergehen; wenn Vogt bestritte, daß die
Arbeit gut und preiswert sei, dann müsse darüber Beweis erhoben
werden; ob er nicht einen Sachverständigen vorschlagen könne. Meister
Streich nannte den Obermeister der Schreinerinnung; Vogt erklärte
sich einverstanden, und der Amtsrichter machte den streitenden Par-
teien bekannt, daß sie sich nach acht Tagen vor Gericht wieder einzu-
finden hätten.
Am festgesetzten Tage erschien außer Streich und Vogt auch der
Obermeister vor dem Amtsrichter und gab sein Gutachten dahin ab:
der Schrank sei gut gearbeitet; allerdings habe er sich etwas gezogen,
und die Tür schließe nicht genau; aber dies sei wahrscheinlich darauf
zurückzuführen, daß er an einer feuchten Wand und aus unebenem
Fußboden stehe. Der geforderte Preis von 50 Ji sei angemessen.
Vogt suchte noch einige Einwendungen zu machen; aber der Amts-
richter verurteilte ihn, seinem Gläubiger die geforderte Summe zu
zahlen und die Prozeßkoüen zu tragen. Auch wurde das Urteil für
vorläufig vollstreckbar erklärt.
Streich hoffte nun, jetzt würde sich Vogt beeilen, seine Schuld ab-
zutragen; aber dieser ließ nichts von sich hören. Jnfolgedeffen er-
kundigte sich der Meister bei der Gerichtsschreiberei des Amtsgerichts,
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund]]
TM Hauptwörter (200): [T62: [Gericht Recht Gesetz Richter Jahr Volksversammlung Senat Plebejer Beamter König], T154: [Meister Handwerker Geselle Arbeit Lehrling Handwerk Arbeiter Jahr Kaufleute Stadt], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr]]
140
Weizenäcker trügen seit lange nicht mehr so gut; zweifelsohne märe
der Spatzenfraß immer daran schuld. Der Hausfreund ließ es dahin-
gestellt und fuhr fort: „Aber, Nachbar, habt Ihr denn schon einen
weißen Spatzen gesehen?"
„Nein," gab der Rückwärts zur Antwort, „die hier herumfliegen,
sind alle grau."
„Glaub's wohl," sagte darauf der Nachbar, „mit dem weißen
Spatzen hat es sein eigen Bewenden. Alle Jahre kommt nur einer
zur Welt, und weil er gar absonderlich ist, so beißen ihn die anderen,
und er muß sein Futter suchen am frühen Morgen und dann wieder
zu Neste gehen."
_ „Das wäre!" sagte Rückwärts, „den muß ich sehen, und gelingt's,
da fang' ick ihn auch."
Am nächsten Morgen in aller Frühe war der Bauer auf den
Beinen und ging um seinen Hof herum, auch ein Stücklein ins Feld
hinein, ob der weiße Spatz nicht bald vom Zieste käine. Aber der
wollte nicht kommen, und das verdroß den Bauer, jedoch noch mehr,
daß auch sein Gesinde nicht aus dem Neste wollte, und die Sonne stand
schon hoch. Dazu schrie das Vieh in den Ställen, und es war
niemand da, der ihm Futter gab.
Jndein sieht er einen Knecht auf den Hof kommen, der trägt
einen Sack auf der Schulter und will schnell zum Hoftore hinaus;
dem eilt er nach und nimnit ihm die Last ab; denn in die Mühle
sollte sie nicht, sondern ins Wirtshaus, wo der Knecht stark aus
der Kreide stand.
Nach dem weißen Spatzen sehend, schaut der Bauer in den Kuh-
stall hinein, wo eben die Milchmagd einer Nachbarin durchs Fenster
die Milch zürn Morgenkaffee reicht, und die Milch war nicht mit des
Herrn Maß gemessen. „Eine saubere Wirtschaft das!" denkt der
Bauer und weckt scheltend sein Weib und erklärt, das lange Schlafen
müsse ein Ende haben, oder er wolle nicht Rückwärts heißen. Und bei
sich selber denkt er: „Stehe ich früh auf wie heule, so muß auch das
Packvolk aus dem Hofe heraus, und dabei sehe ich am Ende doch
den weißen Spatzen, und will's das Glück, so fange ich ihn auch."
Wie aber der Bauer das etliche Wochen getrieben hatte, da sah
er nicht mehr nach dem weißen Spatzen, sondern dachte allein an seinen
Vorsatz, und aus dem Rückwärts wurde bald ein Vorwärts. Und
als der Nachbar wieder kam und ihn fragte: „Wie stehts, Gevatter,
habt Ihr den weißen Spatzen gesehen?" da lächelte der Bauer und
drückte dem Freund die Hand und sagte: „Gott lohn's Euch."
O. Glaubrecht.
66. Das Glück durch die Gelbwurst.
Der alte Tuchfabrikant Keller pflegte gern folgende Geschichte zu
erzählen:
Ich war erst kurze Zeit aus der Fremde zurück und hatte mein
eignes, kleines Geschäft angefangen. Da war die Leipziger Wollmesse.
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch]]
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143
anstatt daß es sich in dem Maße, als er bekannter wird, erweitert,
immer mehr und mehr zurück. Jene Gewerbetreibenden, die sich un-
redlicher Mittel bedienen, um einen außerordentlichen Gewinn zu machen,
oder die ehrliche Konkurrenz zu verdrängen, jene Bäcker, die das Brot
zu leicht machen oder dem Mehle wertlose Zusätze geben, jene Schuh-
macher, die schlechtes Leder nehmen, jene Bauern, die die Milch
fälschen, jene Fleischer, die billiges und ungesundes Vieh einkaufen usw.,
werden schnell ihre Kunden verlieren und der allgemeinen Verachtung
anheimfallen. Und weiter!
Es ist ein schönes Ding um natürliche Anlagen, Verstand und
Talent, und es kann nicht geleugnet werden, daß diese Güter nicht
ganz gleichmäßig verteilt sind, aber demgegenüber ist zweierlei fest-
zuhalten: 1., daß das, was wir als Verstand und Talent bewundern,
zum großen Teil nur die Frucht fleißigen und beharrlichen Strebens
rst, und 2., daß man mit geringen natürlichen Anlagen, wenn man
dabei strebsam ist, sehr wohl Erfolge erringen kann, während man es
auch mit den besten Anlagen, wenn sie nicht mit Fleiß gepaart sind,
selten oder nie weit bringen wird.
In manchem Zigeuner mag mehr natürliche Anlage zum Violin-
spiel stecken, als in dem berühmtesten Geigenvirtuosen. Jedoch durch
andauernden Fleiß sind diese zu bewunderten Künstlern geworden,
neben denen alle jene musikalisch so beanlagten Zigeuner als Stümper
erscheinen. Der große Astronom Kepler sagt von sich selbst: „Das
fleißige Denken über die Dinge veranlaßte anderes Denken, bis ich
zuletzt mit der ganzen Kraft meines Geistes über dem Gegenstände
brütete." Der englische Astronom Newton, einer der hervorragendsten
Geister aller Zeilen und Völker, antwortete auf die Frage, durch
welche Mittel er seine großartigen Erfindungen gemacht: „Durch
beständiges Nachdenken über sie." Watt und Stephenson brauchten
30, bzw. 15 Jahre, bis sie die erfundenen Maschinen so wett ver-
vollkommnet hatten, daß sie praktisch brauchbar waren. Gutenberg
arbeitete 23 Jahre an der Erfindung der Buchdruckerkunst, bis die
letztere vollkommen war.
Nur sehr wenige Entdeckungen und Erfindungen, die so
mächtig beitrugen, die Kultur zu fördern, sind bloßem Zufall zu ver-
danken. Beinahe allen ging langes, anstrengendes Arbeiten voraus.
Die Sieger in solchem Ringen sind nicht die Klügsten, sondern die
Fleißigsten. Daher beherzige das Wort des großen Amerikaners
Benjamin Franklin: „Der Fleiß ist der Vater des Glücks."
Fr. Kalle.
68. Der Dorffchmied.
1. Vom Lindenbaum still überdacht, ihm strotzt die Kraft in jedem Gliede;
steht halb versteckt des Dorfes Schmiede, die Muskeln, die die Arme weisen,
der Schmied ist noch ein wack'rer sind stark, als wären es Bänder
Mann, von Eisen.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T147: [Jahr Erfindung Buch Gutenberg Buchdruckerkunst Johann Mainz Zeit Buchstabe Jahrhundert], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf]]
Extrahierte Personennamen: Kepler Newton Gutenberg Benjamin_Franklin Kalle
144
2. Sein Haar ist dunkel, weich und
lang,
fast braun gefärbt die ernsten Züge,
die Stirne deckt der Arbeit Schweiß;
sein Aug' hat nie gekannt die Lüge.
So steht er da mit Selbstvertrauen
und darf der Welt ins Antlitz schauen.
3. Tagein, tagaus, von frühbisspät
ist die Geschäftigkeit hier rege,
und klangvoll mit gemess'nem Takt
hörst du des Hammers volle Schläge,
die hell und rein ans Ohr dir fingen,
als wie der Abendglocke Klingen.
4. Und ist des Dorfes Schule aus,
stehn an der osf'nen Tür die Knaben
und schauen in der Esse Glut —
ein frohes Spiel gibt's hier zu haben:
Sieh'! wie sie neckt ein toll' Verlangen,
die fliegenden Funken aufzufangen!
8. Hab' Dank!
5. Er geht zur Kirche Sonntags früh
und sitzt in seiner Buben Mitte,
hört andachtsvoll die Predigt an
und schickt zum Himmel seine Bitte;
im Chor hört er die Tochter singen,
da will ihm vor Freude das Herz
zerspringen.
6. Ihm ist bei ihrer Stimme Klang,
als hört er ihre Mutter wieder,
die, ach! das Leben früh verließ
und dort im Himmel nun singt Lieder;
da faßt sein Herz ein heilig' Sehnen,
aus seinen Augen brechen die Tränen.
7. Und so in Arbeit, Lust und Leid
geht er mit Gott durch dieses Leben;
was noch der Morgen formlos sah,
der Tag hat ihm Gestalt gegeben;
getrost kann er sein Werk beschließen,
des Abends Ruhe zu genießen.
du edler, bied'rer
Mann,
die Lehre hast du mir gegeben:
Ein jeder soll als wack'rer Schmied
gestalten so in seinem Leben
am Prüfungsofen ohne Schwanken
die glühenden Taten und Gedanken.
B- Hunold.
d) Der Meister als Hausvater.
69. Die Familie in der „Glocke" iwn Schiller.
Denn mit der Freude Feierklange
begrüßt sie das geliebte Kind
auf seines Lebens erstem Gange,
den es in Schlafes Arm beginnt;
ihm ruhen noch im Zeitenschoße
die schwarzen und die heitern Lose;
der Mutterliebe zarte Sorgen
bewachen seinen goldnen Morgen —
die Jahre fliehen pfeilgeschwind.
Vom Mädchen reißt sich stolz der
Knabe,
er stürmt ins Leben wild hinaus,
durchmißt die Welt am Wanderstabe,
fremd kehrt er heim ins Vaterhaus.
Und herrlich in der Jugend Prangen,
wie ein Gebild aus Himmelshöhn,
mit züchtigen, verschämten Wangen
sieht er die Jungfrau vor sich stehn.
Da faßt ein namenloses Sehnen
des Jünglings Herz, er irrt allein,
aus seinen Augen brechen Tränen,
er flieht der Brüder wilden Reih'n.
Errötend folgt er ihren Spuren
und ist von ihrem Gruß beglückt,
das Schönste sucht er auf den Fluren,
womit er seine Liebe schmückt.
O, zarte Sehnsucht, süßes Hoffen
Der ersten Liebe goldne Zeit!
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod]]
TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf]]
150
kommen?" fragte der Geselle. „Sie werden durch die Gemeinde-
mitglieder gewählt, denn bei allen Angelegenheiten handelt es sich
um das Wohl und Wehe der Gemeindeangehörigen; darum ist es
recht, daß diese auch selbst kenntnisreiche, erfahrene und vertrauens-
würdige Männer zu Gemeindevertretern wählen."
„In dem Kreisblatt lese ich oft, daß durch den Stadtrat Ver-
ordnungen erlassen werden; befolgen sie denn auch alle Bewohner?"
fragte der Lehrling. „Leider nicht," sagte der Meister, „es gibt
in jeder Gemeinde lässige, selbstsüchtige, auch böswillige Leute, die
den hohen Wert einer Gemeinschaft, wie die Gemeinde ist, nicht
erkennen und deshalb durch ihr Tun oder Lassen dem Gemeindewohl
oder dem einzelnen Bewohner Schaden bringen. Um dem zu wehren,
muß die Gemeinde auch mit der Gewalt ausgerüstet sein, ihre Bürger
zum Befolgen der Gesetze oder zum Dulden der Strafen zwingen zu
können. So kann z. B. die Gemeinde im Interesse ihrer Bewohner
nicht zugeben, daß jeder, und wäre es auf seinem eigenen Grundstücke,
Gebäude nach Gutdünken errichtet, die Straßen verengt oder ver-
krümmt, Luft und Licht verbaut, oder gesundheitsschädliche Miet-
wohnungen herrichtet. Sie erläßt Vorschriften über die Benutzung der
öffentlichen Straßen, Plätze und Brücken und über den Marktverkehr.
Um die öffentliche Gesundheit zu schützen und zu pflegen, bekümmert
sich die Gemeinde um das Begräbniswesen, die Düngerstätten, die
Flußläuse. Ebenso sucht sie Feuersgesahr und Wassersnot zu verhüten
oder aus ihnen zu helfen. Sie wacht darüber, daß alle Vor-
schriften richtig befolgt werden, und bestraft die, die nicht Folge
leisten." „Woher nimmt denn die Gemeinde das Geld, um ihre
Beamten bezahlen und ihre kostspieligen Anstalten unterhalten zu
können?" fragte der Geselle. „Es gibt Gemeinden, die Landgüter,
Wälder und Felder haben, die ihnen einen Ertrag abwerfen; andere
nehmen Zinsen von ausgeliehenen Kapitalien ein oder ziehen Gewinn
aus Bergwerken oder gewerblichen Unternehmungen, an denen sie be-
teiligt sind. In der Regel aber reichen diese Einkünfte nicht aus, die
Ausgaben zu decken. Deshalb erhebt die Gemeinde von den zahlungs-
fähigen Insassen ihrer Krankenhäuser Verpflegungskosten; sie fordert
Gebühren von denen, die ihre Markthallen und Schlachthäuser be-
nutzen, Schulgeld, Gas- und Wasserzins. Sind Straßenbahngesell-
schaften vorhanden, so bedingt sie sich von ihnen Abgaben für die
Benutzung der Straßen. Meistens reichen aber diese Einnahmen auch
noch nicht aus, so daß der Fehlbedarf durch Gemeindesteuern von
den einzelnen Mitgliedern ausgebracht werden muß. Außerdem wird
aber auch, wie das bei uns der Fall ist, die Ein- und Ausfuhr von
Branntwein, Bier usw. mit bestimmten Steuern (indirekten Steuern)
belegt, und seit dem 1. April 1892 erheben und verwenden die Ge-
meinden die Grund- und Gebäudesteuern, die bis dahin der Staat
einnahm." „Aber," warf der Geselle ein, „die Kosten für die Wasser-
leitung und das neue Schulhaus können doch aus diesen Steuern
nicht bestritten werden!" „Das ist wahr," sprach der Meister, „handelt
es sich um große Ausgaben für Zwecke, die auch späteren Ge-
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung]]
TM Hauptwörter (200): [T5: [Jahr Recht Person Gemeinde Staat Steuer Familie Kind Lebensjahr Vermögen], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T99: [Stadt Verwaltung Provinz Gemeinde Beamter Kreis König Spitze Land Angelegenheit], T154: [Meister Handwerker Geselle Arbeit Lehrling Handwerk Arbeiter Jahr Kaufleute Stadt]]
208
Verlängere ich den Halbmesser bis zum entgegengesetzten Ende, so treffe
ich den Punkt, in dem die Kraft angreift. Der Kraftarm ist also
gleich dem Durchmesser, demnach das Doppelte des Lastarms, die
Kraft aber die Hälfte der Last. Der Angriffspunkt der Kraft durch-
mißt aber dafür den doppelten Weg des Angriffspunktes der Last.
Die bewegliche Rolle bringt neben den Vorteilen der festen Rolle die
Erhöhung der Kraft auf das Doppelte, so daß der sie bedienende
Arbeiter für zwei Mann zu leisten vermag.
Die größten Kraftleistungen erzielt man, wenn bewegliche und
feste Rollen von verschiedener Größe von je zwei oder drei in einer
Ebene übereinander in zwei Scheren befestigt werden, die man zu
Kran in Hamburg.
einem Flaschenzuge vereinigt. Ein Seil legt sich um alle Rollen.
Als Kraft gebraucht man nur den Teil der Last, der durch die Anzahl
aller Rollen bezeichnet wird. Bei sechs Rollen kann man also mit
100 kg Kraft 600 kg Last heben. Die Schattenseite bildet jedoch
der sechsfache Weg der Kraft. Die Last steigt deshalb sehr langsam.
Der Raumersparnis und der besseren Handhabung wegen ordne! man
je drei Rollen von gleicher Größe so, daß sie mit ihren Flächen
gegeneinander gekehrt sind, also nebeneinander liegen; aber wegen
der schiefen Führung der Seile ist bei diesem Flaschenzuge die
Reibung und somit der Kraftverlust und die Abnutzung der Seile
beträchtlicher als bei dem vorher genannten. Eine größere Kraft-
ersparnis erzielt man durch den Differentialflaschenzug. In
der oberen Flasche befinden sich auf einer Achse zwei feste Rollen von
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T3: [Hebel Last Brief Ende Gewicht Rolle Gleichgewicht Punkt Seite Fig], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme]]
162
man die Summe der damaligen Abgaben nennen hört, so scheinen
sie allerdings gegen unsere Zeit sehr gering. Allein man bedenke,
daß damals das Geld einen viel höheren Wert hatte, wo man für
zwei Pfennig ein Huhn und für zehn Pfennig sechzig Eier kaufte.
Wer also damals zehn Pfennig Abgaben bezahlen mußte, bezahlte nach
Verhältnis ebensoviel, wie jetzt einer, der zwei bis drei Mark be-
zahlt; denn er bezahlte damals den Wert von 60 Eiern ebenso, wie
der andere jetzt. Hiernach scheint es, als ob die Ausgaben der Staaten
sowohl, als auch die Abgaben der Bürger früher geringer gewesen
wären als heutzutage. Allein dagegen ist einzuwenden, daß damals
die Lasten gänzlich auf den unteren Ständen ruhten, und daß der
Staat auch nicht das leistete, was er jetzt leistet. In jenen
Zeiten kannte man noch nicht die Schulen, die jetzt auch den Ärmsten
zugänglich sind und sie mit den Kenntnissen ausrüsten, die erforderlich
sind, um sich in der Welt empor zu arbeiten; damals gab es noch
keine Chausseen und Eisenbahnen, die jetzt das Land nach allen Seiten
durchkreuzen und der kleinsten Stadt Gelegenheit geben, am allgemeinen
Verkehr teilzunehmen; damals war sogar der Schutz des Eigentums
noch sehr gering und das Land unsicher durch Räuber. Damals
endlich hatte der Staat kein stehendes Heer, das den Bürger und
Bauer schützte, und bei vorkommendem Kriege wurde der Bauer von
Freund und Feind schonungslos geplündert, und dem Bürger blieb es
überlassen, selbst seine Habe zu schützen. Wer möchte wohl leugnen,
daß es jetzt besser, bedeutend bester ist.
Sonst war jede Stadt mit Mauern und Wällen umgeben, die
Tore wurden des Nachts fest geschlossen, am Tage streng bewacht,
kurz, jede Stadt war eine immer geschlossene Festung. Jetzt sind die
alten Mauern und Tore niedergerissen, die Wälle abgetragen und die
Gräben ausgefüllt, und wenn man durch das Land reist, stehen
überall die Städte offen, und ungehemmt bewegt sich der Verkehr.
Jetzt schützt die Macht des Gesetzes mehr, als damals Mauern und
Türme zu schützen vermochten. Wer möchte diese Fortschritte ver-
kennen, wer möchte sich noch über die notwendigen Abgaben beklagen,
durch die die besten Einrichtungen getroffen worden sind und er-
halten werden?
Doch auch noch einige Worte über den zweiten Punkt, daß
nämlich die Lasten des Staates nur auf den arbeitenden Klaffen
liegen sollen. Vordem waren einige Stände ganz steuerfrei. Jetzt
sind die Lasten auf alle gleichmäßig verteilt, und es gibt im ganzen
Staate nicht einen, der nicht dazu beitrüge, den Bettler ausgenommen.
Wir wollen keine weitläufige Auseinandersetzung von Grundsteuer,
Klassensteuer usw. geben, wir erwähnen nur die indirekten Abgaben.
Die Eingangszölle, Schlacht- und Mahlsteuer und dgl. bezahlt nicht
der Kaufmann und der Gewerbetreibende, sondern er legt sie nur aus
und erhält sie von den Verzehrenden wieder, indem er sie auf den
Preis der Ware schlägt. Ähnlich verhält es sich im Grunde ge-
nommen mit allen Steuern, denn je höher diese sind, desto teurer
muß auch die Arbeit bezahlt werden. Zu den Verzehrenden gehört
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T154: [Meister Handwerker Geselle Arbeit Lehrling Handwerk Arbeiter Jahr Kaufleute Stadt]]
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2. Die Dampfheizung ist für größere Räume am zweckmäßigsten,
weil sie eine gleichmäßige Temperatur erzeugt und nicht mit Rauch
oder schädlichen Dämpfen verbunden ist. Besonders ist sie auch für
Fabriken angezeigt, die durch die Beschaffenheit der Arbeit feucht
sind.
3. Das Tageslicht darf weder mangelhaft noch zu grell sein.
Die Scheiben müssen so angebracht werden, daß sie die Sonnen-
strahlen nicht zu sehr vereinigen und dadurch die Wärme in den
Räumen nicht unnötig erhöhen. Die Lage der Fenster nach Norden
ist überall vorzuziehen, wo ohnehin große Hitze durch die Arbeit ent-
wickelt wird. Die jetzt vielfach eingeführte Einrichtung, wonach die
Arbeitsräume mit einem schiefen, nach Norden gelegenen Glasdache
(Schattendache) versehen werden, hat sich überall, besonders in
Spinnereien, Webereien und Färbereien, bewährt.
4. Zur künstlichen Beleuchtung eignen sich Gasglühlicht und
elektrisches Licht am besten.
5. Stets werde die größte Reinlichkeit beobachtet.
6. Ein Ausscheuern des Bodens und ein Tünchen der Wände
muß wiederholt im Jahre geschehen.
7. Badeeinrichtungen (Dampfbäder, Wannenbäder, Brausen und
Duschen) sollten in größeren Anlagen niemals fehlen, da Rein-
haltung des Körpers eine Hauptbedingung zur Erhaltung der Ge-
sundheit ist.
8. Die Aborte müssen allen Anforderungen der Gegenwart ent-
sprechen und in hinreichender Anzahl und Trennung vorhanden sein,
wenn beide Geschlechter in Fabriken beschäftigt sind.
9. Tag- und Nachtarbeit ist unzulässig. Nur der Wechsel von
Arbeit und Ruhe kann die Gesundheit erhalten. Arbeiter, die während
des Tages arbeiten, dürfen nie zu Nachtarbeiten herangezogen werden.
Ein Überarbeiten ist nicht nur für den Arbeiter schädlich, sondern auch
für den Fabrikanten nicht gewinnbringend. Bei mäßiger Arbeit wird
mehr geleistet, als bei Überanstrengung der Arbeiter.
10. Art und Dauer der Arbeit. Akkordarbeiten heben die sittliche
Kraft und das Interesse des Arbeiters für seinen Beruf; sie gewöhnen
an Fleiß und Pünktlichkeit und sind nur dann nicht zulässig, wenn es
sich um die Herstellung explosiver Stoffe handelt, weil hier durch über-
eiltes Reiben und Stoßen am leichtesten Entzündungen herbeigeführt
werden. Einen Normalarbeitstag seitens des Staates vorzuschreiben,
wird stets auf große, schwer zu überwindende Schwierigkeiten stoßen,
weil die Industrie viel zu sehr von den Zeitereignissen und vielen
Zufälligkeiten abhängt, so daß zu einer Zeit die Bestellungen sich häufen
und zur anderen die Nachfragen gering sind. Demgemäß wird auch
bald mehr, bald weniger fertiggestellt; folglich werden auch die Arbeits-
zeiten verschieden sein. Die Folgen einer vernünftigen Herabsetzung
der Arbeitszeit sind größere Leistungen und ein besserer Verdienst.
Nach Paulick.
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke]]
TM Hauptwörter (200): [T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T75: [Strom Elektrizität Ende Eisen Magnet Elektricität Körper Draht Funke Leiter], T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art]]