— 8 —
Tür ein; die Glocke läutete; hinten im Backhause riß „Perle" an der Kette
und erhob ein wütendes Gebell.
Atemlos stand ich vor dem kleinen, hitzigen Gesellen, der nun freude-
winselnd an mir aufstrebte. Kräftig dufteten die frischen Roggenbrote,
welche reihenweise auf den Wandgestellen lagen, und nebenan in der offenen
Kammer stand die alte Mutter Wies am Backtroge, mit dem Ansäuern des
Teiges für den morgenden Tag beschäftigt. Im Backhause selbst drängte
sich eine Schar von Nachbarskindern, welche, mit irdenen Schüsseln in der
Hand, auf die Austeilung der Abendmilch warteten; denn auch eine Milch-
wirtschaft wurde hier mit vier oder fünf schweren Marschkühen betrieben.
,Fena noch nicht farbig?" fragte ich auf plattdeutsch, und die alte Frau
hielt im Kneten inne, und ihre noch immer schönen Augen blickten mit
großmütterlicher Zärtlichkeit auf mich
Nein, Lena und Vater Wies waren noch im Stall beim Melken.
Schnell war meine Handleuchte ausgeblasen und auf den Tisch gestellt;
dann ging's über den dunkeln Steinhof und in den alten, niedrigen Stall
hinein, durch den übrigens im Sommer der Weg zu einem seltsam stillen
Garten voll roter Zentifolien und kleiner, süßer Stachelbeeren führte.
2. Unter dem Boden des Stalles hing eine Laterne; aber es war kein
Licht, sondern nur eine Art leuchtenden Dunstes, den sie in einem engen
Kreise um sich her verbreitete. Und doch, für welch trauliche, kleine Welt
war sie der Mittelpunkt!
Aus dem Dunkel, wo die Kühe an ihren Raufen wiederkäuten, klang
es mir leibhaftig wie der alte Volksreim entgegen:
„Stripp, strapp, stroll, — is de Ammer nich bald voll?"
Ich rief ihn denn auch lustig in das Dunkel hinein, und: „Geduld
überwindet Schweinebraten!" kam sogleich von dort her die heitere Stimme
meiner Freundin Lena an mich zurück, und unter einer anderen Kuh heraus
scholl als Begleitung im Grundbaß das behagliche Lachen von Vater Johann
Wies. Lena regierte mich mit scherzenden Worten, ja, bloß mit ihren
klugen Augen sicher genug, und so warf ich mich geduldig neben der Tür
auf einen Haufen Heu, während seitwärts auf der Hühnerleiter der Hahn
mit seinen Hennen im Traume kakelte und von den Kühen her der Strich
des Melkens eintönig hervorklang, nur mitunter durch einen Zuruf unter-
brochen, wenn die Bläß oder die Schwarze etwa nicht ordnungsmäßig
standhielten.
Endlich, mit schwerem Eimer und heißem Gesicht, trat Lena in den
Leuchtkreis der Laterne und bot mir freundlich guten Abend. Sie war
von kleiner Statur; ihre Gesichtszüge — sie mochte in meiner Knabenzeit
etwas über dreißig Jahre zählen — ließen erkennen, daß sie einst un-
gewöhnlich wohlgebildet gewesen sein mußten Nur die schönen, braunen
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TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
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Extrahierte Personennamen: Lena Ammer Lena Johann
Wies Johann Lena Lena
14
merkte ich bald, einen ganzen Haufen erdachter Geschichten aufgebunden
und mir für den Grog, den ich ihm von meinem geringen Taschen-
gelde gekauft hatte, wie man zu sagen pflegt, „gehörig die Hucke voll-
gelogen".
Die Belehrung des guten, alten Witt hatte mich allmählich zaghaft
gemacht, und wenn auch nur leise, kam doch bereits der Gedanke: „Hast
du richtig gehandelt, diesen Beruf zu wählen?" Jetzt jedoch war es zu
spät. Ich gedachte der Worte des Vaters, daß ich meinen Willen haben,
aber auch allein alle Folgen tragen sollte, und war entschlossen, alles
hinzunehmen.
Nach Ablauf der mir bewilligten Frist begab ich mich an Bord meines
Schiffes. Um ihm einen neuen Kupferbeschlag zu geben, war es auf das
Land geholt. Es stand, überall mit Balken abgestützt, noch auf der „Helling"
genannten schiefen Ebene und sollte demnächst wieder ins Wasser gelassen
werden.
Iv.
Mein Empfang an Bord war keineswegs dazu angetan, meine Stim-
mung zu heben. Der Kapitän, ein sehr schweigsamer und grimmig drein-
blickender Mann, beachtete mich kaum. Der Obersteuermann, an den ich
gewiesen wurde, fragte nur nach meinem Namen, um mir dann zu sagen:
„Geh zum Bootsmann, er wird dir Arbeit geben!" Die Matrosen schauten
mich neugierig, aber keineswegs mit Wohlwollen an. Sie machten in
ihrem Plattdeutsch — das allein wurde an Bord gesprochen — über
mich Bemerkungen. Ich verstand sie kaum halb, da das Hamburger Platt
von dem meiner Heimat sehr verschieden ist, aber schmeichelhaft und er-
mutigend waren sie für mich nicht.
Unterdes war auch meine Seekiste an Bord gekommen. Sie wurde
zu andern vor den „Kojen", den Wohnräumen der Seeleute, aufgestellt. Ich
bekam keinen kleinen Schreck, als ich den Raum erblickte, in dem 18 Men-
schen, die Besatzung des Schiffes außer dem Kapitän und zwei Steuer-
leuten, für die Dauer der Reise, also fast ein Jahr lang leben sollten.
Er war nur fünfzehn Fuß lang und fünfundzwanzig Fuß breit und dabei
so niedrig, daß selbst ich, der ich noch nicht ganz ausgewachsen war, nicht
ganz aufrecht darin stehen konnte. Und doch enthielt er sechzehn Kojen,
vor denen noch die achtzehn Seekisten der Besatzung standen, und zwei
kleine Hängetische. Nur mit Vorsicht konnte man sich daher in dem Raume
bewegen. Da nur sechzehn Kojen vorhanden waren, mußten sich die vier
Jüngsten in zwei teilen, eine Aussicht, die mich keineswegs entzückte.
Doch ich hatte keine Zeit, weiter darüber nachzudenken. Denn kaum
hatte ich meine Seegrasmatratze nebst zwei wollenen Decken in meiner Koje
untergebracht, als auch schon der Bootsmann an der Kappe der Nieder-
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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28
Und an mein Bett kamst du mit leisen Zehen,
ein Schutz für mich — wie sorgenvoll du horchtest!
Längst schon dein Grab die Winde überwehen,
ein Gruß für mich — wie liebevoll du sorgtest!
Detlev v. Liliencr
25. Dar taubstumme Kind.
J. von dichter 'Zinderschar umgeben,
pausbäckig alle und gesund,
schien wolkenlos der Mutter Leben,
und alles stand auf sicherm Grund.
2. Nur eins von all den Glücksgewinnen,
ein Mädelchen im lust'gen Schwarm,
war taubstumm und von blöden binnen,
lag täglich fast dem Tod im Arm.
3. Verdreifacht hält der Liebe Posten
vor ihrem Stübchen seine Macht,
und keine Mühe, keine Zosten
erschüttern seine Heldenmacht.
4- Und weiter atmet, lebt die Zranke,
nun ist sie dreizehn Jahre schon,
doch immer bleibt dieselbe Schranke,
versagt ist ihr der Menschenton.
5. Der Mutter heißeste der Bitten,
der Münsche heißester ist nur,
bevor ihr Liebling ausgelitten,
eh' abgelaufen ihre Uhr:
6. daß sie ein einzig Mal nur sage,
ein einzig Mal das eine Mort
„Mutter!" — und wegfegt alle Zlage,
und alle Trübsal ist verdorrt.
7. Das Mädchen starb, mit reinem Kerzen
sank oben sie an Gottes Brust,
die Mutter blieb im Land der Schmerzen
und gab sich schwer in den Verlust.
8. Dann starb auch sie nach vielen Jahren,
nach plag' und Arbeit, wie's so geht,
wir alle müssen's ja erfahren,
wie scharf der Mind auf Erden weht.
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V
38
So rasch ich konnte, eilte ich hin. Ern Schutthaufen ragte, wo ich so
nranches Jahr gelebt hatte. Nun war alles kahl geworden. Auch meine
Birke war nicht von den gierigen Flammen verschont geblieben. Ein ver-
kohlter Stumpf war allein von ihr übriggeblieben. — Und weit weg auf
dem einsamen Kirchhofe ruhten Vater und Mutter in der kühlen Erde."
Der Vater schwieg, und die Kinder schmiegten sich an ihn. Und dann
nahm der Vater aus einer alten, unmodernen Ledertasche mit Perlenstickerei
ein Stück Papier, worauf ein trocknes Blatt geklebt war, und zeigte es
den Kindern im Schein des Feuers und sagte: „Seht, Kinder, das ist es."
Und die Kinder betrachteten es sinnend, und keins sprach ein Wort-------------
Und dann brachte die Mutter die Lampe.
Heinrich Scharrelmann (Aus Heimat und Kindheit).
30. Abschiedslird.
1. Morgen müssen wir verreisen,
und es muß geschieden sein.
Traurig ziehn wir unsre Straße.
Lebet wohl, gedenket mein!
2. Kommen wir zu jenem Berge,
schauen wir zurück ins Tal,
schaun uns um nach allen Seiten,
sehn die Stadt zum letzten Mal.
3. Wenn der Winter ist vorüber,
und der Frühling zieht ins Feld,
will ich werden wie ein Vöglein,
fliegen durch die ganze Welt.
4. Dahin fliegen will ich wieder,
wo's mir lieb und heimisch war.
Freunde, muß ich jetzt auch wandern,
kehr' ich heim doch übers Jahr.
H. Hoffmann von Fallersleben.
31. O Heb, solang’ du lieben kannst.
1. O lieb, solang’ du lieben kannst!
O lieb, solang’ du lieben magst!
Die Stunde kommt, die Stunde kommt,
wo du an Gräbern stehst und klagst.
2. Und sorge, daß dein Herze glüht
und Liebe hegt und Liebe trägt,
solang’ ihm noch ein ander Herz
in Liebe warm entgegenschlägt.
3. Und wer dir seine Brust erschließt,
o tu ihm, was du kannst, zuliebl
Und mach ihm jede Stunde froh,
und mach ihm keine Stunde trüb!
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Extrahierte Personennamen: Heinrich_Scharrelmann Heinrich H._Hoffmann_von_Fallersleben
7
10. Wenn du noch
1. Wenn du noch eine Heimat
hast,
so nimm den Ranzen und den Stecken
und wandre, wandre ohne Rast,
bis du erreicht den teuren Flecken.
2. Und strecken nur zwei Arme sich
in freud'ger Sehnsucht dir entgegen,
fließt eine Träne nur um dich,
spricht dir ein einz'ger Mund den
Segen, —
eine Heimat hast.
3. ob du ein Bettler, du bist reich,
ob krank dein Herz, dein Mut be-
klommen,
gesunden wirst du allsogleich,
hörst du das süße Wort: Willkommen!
4. Und ist verweht auch jede Spur,
zeigt nichts sich deinem Blick, dem
nassen,
als grün berast ein Hügel nur
von allem, was du einst verlassen, —
5. o, nirgends weint es sich so gut,
wie weit dich deine Füße tragen,
als da, wo still ein Herze ruht.
das einstens warm
11. Fremd in
In der Heimat war ich wieder,
alles hab’ ich mir besehn.
Als ein Fremder auf und nieder
mußt’ ich in den Straßen gehn.
für dich geschlagen.
Albert Träger.
der Heimat.
Nur im Friedhof fern alleine
hab’ ich manchen Freund erkannt,
und bei einem Leichensteine -
fühlt’ ich eine leise Hand.
Martin Greif.
12. Lena Wies.
I.
1. An deinem niedrigen Häuschen kann ich nicht so vorübergehen,
du liebreiche Freundin meiner Jugend! Roch stehen die steinernen Bänke
vor dem Hause, noch die gemalten Schwarzbrote, das Zeichen des Betriebes,
auf dem einen Fensterladen, und wenn man die Haustür mit den dicken,
grünen Glasscheiben aufstößt, so schellt die Glocke, und hinten im Backhause
läßt „Perle" seine Stimme erschallen. Wie manchen Herbst- und Winter-
abend bin ich nach diesem kleinen Hause gegangen! Gegangen? Rein, ge-
laufen, gerannt! Es gab damals in unserer Stadt noch keine Straßen-
beleuchtung, aber desto mehr Gespenster; „es spukte draußen"; im Schlosse
wurde nachts eine kleine, braune Frau gesehen. Und das alles wurde mit
jedem Abend bei mir lebendig, und meine kleine Handlaterne warf zweifel-
hafte Lichter auf die unbewohnte Plankenstrecke, die in jener Straße zu
passieren war. Hatte ich glücklich das Haus erreicht, so stürzte ich fast die
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46
und schilt. Kinder, die noch auf der Straße spielten, lachen und necken ihn.
Sie wissen nicht, wie unglücklich ein solcher Trinker ist. Ihr solltet ihn
nur einmal des Morgens früh sehen, bevor er zur Arbeit geht. Wie schwer
ist ihm dann der Kopf, wie zittrig sind die Hände! Er hat Mühe, seine
Kaffeetasse zu halten. Nichts ist ihm recht, er ist in der schlechtesten Laune.
Das alles kommt vom Trunk Und all dies Ungemach ist fort, sowie er
die Flasche an die Lippen setzt. Der Schnaps vertreibt seinen Ärger, das
Zittern der Hände und sein ganzes elendes Befinden. Aber — und
das ist das Entsetzliche — jeden Morgen ist seine Stimmung schlechter,
sind seine Nerven aufgeregter, ist sein Befinden elender. So wird er
täglich mehr zum Trunkenbold, bis Schnaps und Bier ihn so krank ge-
macht haben, daß er keinen Menschen mehr erkennt, überall Gespenster
sieht und im Fieber phantasiert. Glücklich, wenn er mit dem Tode davon-
kommt. Und gegen diese gräßliche Krankheit gibt es keine Hilfe? — Nur
eine: Nicht trinken! Aber das ist so schwer für den Trinker; denn sein
Wille ist schwach geworden, so daß er der Trinklust nicht widerstehen kann.
2. Und nun denkt noch an die arme Frau dieses Betrunkenen, denkt an
die Kinder! Mit Zittern und Schrecken erwarten sie die Zeit, wenn der
Vater nach Hause kommt. Der Schnaps in seinem Kopfe gibt ihm häß-
liche Worte ein, er schimpft und skandaliert und weiß nicht, was er sagt
und tut, aber er sagt und tut nichts Gutes. Die Frau weint, die Kinder
jammern, das Haus ist voll von Elend und Not
Wenn ich daran denke, kann ich nicht über einen Betrunkenen lachen
oder ihn necken oder ihm häßliche Worte nachrufen.
Da biegt er in die schmale Seitenstraße. Laß ihn ruhig gehen! Er
sieht nichts, er hört nichts, der Schnaps hat ihn dumm und stumpf geinacht. —
Wir aber blicken mit hellen Augen in das Getriebe der Straße. Sieh nur
diese Schaufenster! Was ist hier alles ausgestellt! Da sind Vogelbauer
und Kaffeegeschirr, Besen und Matten, Plätteisen und Gasherde, Puppen
und Zinnsoldaten, große und kleine Bälle, Schaukeln und Schürzen, Bett-
stellen und Waschtische und tausend andere Sachen. Rechts und links von
der Haustür sind Schaufenster, in der Etage sind nur Schaufenster, unten
im Keller sind Schaufenster, das ganze, große Haus scheint nur aus Spiegel-
scheiben zu bestehen Fortwährend gehen Menschen ein und aus. Alle
Räume strahlen in hellem Glanze. Überall glühen die kleinen, elektrischen
Birnen und beleuchten tausend Formen und Farben.
Allmählich ist's stiller auf der Straße geworden. Freilich, es ist längst
Zeit zum Abendessen. Auch wir wollen heimgehen und daheim erzählen,
was wir gesehen haben. Lustiges und Trauriges, bunt durcheinander, wie
es uns die Straße gezeigt hat. Und dann ist's Zeit, zu Bett zu gehen.
Heinrich Scharrelmann (Weg zur Kraft).
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Extrahierte Personennamen: Heinrich_Scharrelmann Heinrich
— 50
\1. Spar!
j(. Teuer ist die lvar',
2. £cmg ist auch das Jahr,
und das Geld ist rar:
5par!
groß der Tage 5char:
5par!
5. Spar für die Gefahr,
für die grauen Haar'
spar!
Friedrich Gült.
46. Als dem kleinen Maxel das Haus niederbrannte.
1. Ich erinnere mich noch gar gut an jene Nacht Ein dumpfer
Knall, als wenn die Tür des Schüttbodens zugeworfen worden wäre,
weckte mich auf. Und dann klopfte jemand ans Fenster und rief in die
Stube hinein, wer des kleinen Maxel Haus brennen sehen wolle, möge
aufstehen und schauen gehen.
Mein Vater sprang aus dem Bette, ich erhob ein Jammergeschrei
und dachte fürs nächste daran, meine Kaninchen zu retten. Wenn bei be-
sonderen Ereignissen wir andern über und über aus Rand und Band
gerieten, so war es allemal die blinde Jula, die uns beruhigte. So
sagte sie auch jetzt, daß ja nicht unser Haus in Feuer stehe, daß des
kleinen Maxel Haus eine halbe Stunde weit von uns weg wäre; daß
es auch nicht sicher sei, ob des kleinen Maxe! Haus brenne; daß ein Spaß-
vogel vorbeigegangen sein könne, der uns die Lüge zum Fenster hinein-
gerufen, und daß es sogar möglich sei, daß überhaupt gar niemand ge-
schrien hätte, sondern uns das nur so im Traum vorgekommen wäre
Dabei streifte sie mir das Höslein und die Schuhe an, und wir eilten vor
das Haus, um zu sehen.
„Auweh!" rief mein Vater, „'s ist schon alles hin!" Denn über den
Waldrücken herüber, der sich in einem weitgebogenen Sattel durch die
Gegend legt und das Ober- und Unterland voneinander scheidet, strebte
still und hell die Flamme auf. Man hörte kein Knistern und kein
Knattern; das schöne, neue Haus, das erst vor einigen Wochen fertig ge-
worden war, brannte wie Ol. Die Luft war feucht, die Sterne des
Himmels waren verdeckt; es murrte zuweilen ein Donner, aber das Ge-
witter verzog sich sacht.
Wir stiegen ins Engtal hinab und gingen am Fresenbach entlang,
wo wir das Feuer nicht mehr sehen konnten, sondern nur die Röte in
den Wolken. Mein Vater trug einen Wasserzuber bei sich, und ich riet,
daß er ihn gleich an der Fresen stillen solle. Mein Vater hörte gar nicht
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Gült Friedrich
— 52
Wänden, mit den hellen Fenstern und dem Zierat auf dem Dach herum —
schier vornehm war's anzuschauen. Ein fein Gütel ist worden auf der
Sauerwiese, und wie lang' wird's denn her sein, daß uns unser Pfarrer
bei der Christenlehr' den kleinen Maxel als ein Beispiel des Fleißes und
der Arbeitsamkeit hat aufgestellt? Nächsten Monat hat er heiraten wollen;
und daß er heraufgestiegen ist vom Bettelbuben bis zum braven Haus-
besitzer und Hausvater — Bub, da ruck dein Hütel! Und jetzt ist auf
einmal alles hin. Der ganze Fleiß und alle Arbeit die vielen Jahr' her
ist umsonst. Der Maxel steht wieder auf demselben Fleck wie einstmals."
3. Wir waren mittlerweile auf die Anhöhe gelangt, und vor uns loderte
die Wirtschaft des kleinen Maxel, und das Haus brach eben in seinen
Flammen zusammen. Mehrere Leute waren da mit Hacken und Wasser-
eimern; aber es war nichts anderes zu machen als dazustehen und zuzu-
schauen, wie die letzten Kohlenbrände in sich einstürzten. Das Feuer war
nicht wütend, es brüllte nicht, es krachte nicht, es fuhr nicht wild in der
Luft herum; das ganze Haus war eine Flamme, und die qualmte heiß
und weich zum Himmel empor, von wannen sie gekommen.
Eine kleine Strecke vom Brande war der Steinhaufen, auf dem der
Maxel die Steine der Sauerwiese zusammengetragen hatte. An ihm saß
er nun, der kleine, braune, blatternarbige Maxel, und sah auf die Glut
hin, deren Hitze auf ihn herströmte. Er war halb angekleidet, hatte einen
schwarzen Sonntagsmantel, das einzige, was er gerettet, über sich gehüllt.
Die Leute traten nicht zu ihm; mein Vater wollte ihm gern ein Wort
der Teilnahme und des Trostes sagen, aber er getraute sich auch nicht zu
ihm. Der Maxel lehnte so da, daß wir meinten, jetzt und jetzt müsse er
aufspringen und einen schrecklichen Fluch zum Himmel stoßen und sich dann
in die Flammen stürzen.
Und endlich, als das Feuer nur mehr auf dem Erdengrund herumleckte und
aus den Aschen die kahle Mauer des Herdes aufstarrte, erhob sich der Maxel.
Er schritt zur Glut hin, hob eine Kohle auf und zündete sich die Pfeife an.
4. Ich war damals noch klein und konnte nicht viel denken. Aber
an das erinnere ich mich: Als ich in der Morgendämmerung den kleinen
Maxel vor seiner Brandstätte stehen sah, und wie er den blauen Rauch
aus seiner Pfeife sog und von sich blies, da war mir-in meiner Brust
plötzlich heiß. Als ob ich es fühlte, wie mächtig der Mensch ist, um wie-
viel größer als sein Schicksal, und daß es für dieses keinen größeren
Schimpf gebe, als wenn man ihm in aller Seelenruhe Tabaksrauch in
die Larve bläst.
Und als die Pfeife brannte, setzte er sich wieder auf den Steinhaufen
und blickte in die Gegend hinaus. Was er gedacht hat, möchtet ihr wissen?
Ich auch.
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TM Hauptwörter (200): [T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T123: [Haar Mann Kopf Frau Hand Fuß Kleidung Mantel Hut Schuh]]
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leichten Schlag auf den Tisch, so daß es auf der eingedrückten Schale
feststand — ,^Za, das kann ein jeder von uns!" riefen die Herren. —
Seitdem hört man oft sagen, wenn eine glückliche Erfindung gemacht
wurde, zu der ein jeder sich klug genug dünkt: „Das Ei des Kolumbus!"
Fr. Förster.
57. Das Paar Pantoffel.
I.
1. Zu Bagdad lebte ein alter Kaufmann, namens Abu Kasem, der
überaus geizig war. Trotz seines Reichtums waren seine Kleider nur
Flicken und Lappen, sein Turban ein grobes Tuch, dessen Farbe man
nicht mehr unterscheiden konnte. Unter allen seinen Kleidungsstücken aber
erregten seine Pantoffel die größte Aufmerksamkeit. Ihre Sohlen waren
mit großen Nägeln beschlagen, und das Oberleder bestand aus vielen
Stücken. In den zehn Jahren, seitdem sie Pantoffel waren, hatten die
geschicktesten Schuhflicker von Bagdad alle ihre Kunst erschöpft, diese Stücke
zusammenzuhalten. Davon waren sie so schwer geworden, daß, wenn man
etwas recht Plumpes beschreiben wollte, man die Pantoffel des Kasem
nannte.
Als dieser Kaufmann einst auf dem großen Markte der Stadt spazieren
ging, machte man ihm den Vorschlag, einen ansehnlichen Vorrat von Kristall-
geräten zu kaufen. Er schloß den Kauf ab und sehr glücklich. Einige Tage
nachher erfuhr er, daß ein verunglückter Salbenhändler nur noch Rosen-
wasser zu verkaufen habe und sehr in Verlegenheit sei Er machte sich das
Unglück dieses armen Mannes zunutze, kaufte ihm sein Rosenwasser ftir die
Hälfte des Wertes ab und war über diesen Kauf sehr erfteut. Es ist die
Gewohnheit der morgenländischen Kailfleute, daß sie, wenn sie einen glück-
lichen Handel gemacht haben, ein Freudenfest geben. Dies tat aber unser
Geiziger nicht. Er hielt es für besser, einmal auch etwas an seinen Körper
zu wenden, und so ging er ins Bad, das er seit langer Zeit nicht mehr
besucht hatte, weil er sich vor der Ausgabe fürchtete, die dadurch nötig
wurde. Als er in das Badehaus kam, sagte einer seiner Bekannten, es
wäre doch endlich einmal Zeit, seine Pantoffel abzudanken und sich ein
Paar neue zu kaufen. „Darauf denke ich schon lange," antwortete Kasem;
„wenn ich sie aber recht betrachte, so sind sie doch so schlecht nicht, daß
sie nicht noch Dienste tun könnten." Damit begab er sich ins Bad.
2. Während er badete, kam auch der Kadi von Bagdad dorthin. Weil
aber Kasem eher fertig war als der Richter, ging er zuerst in das Zimmer,
wo man sich ankleidete. Er zog seine Kleider an und wollte nun wieder
in seine Pantoffel treten; aber ein anderes Paar stand da, wo die seinigen
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T123: [Haar Mann Kopf Frau Hand Fuß Kleidung Mantel Hut Schuh], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T48: [Christ Jerusalem Sultan Mekka Araber Land Jahr Stadt Mohammed Türke]]
61
gestanden hatten. Unser Geizhals glaubte gern, daß dies neue Paar wohl
ein Geschenk des Freundes sein könne, der ihn vorher erinnert hatte, sich
ein Paar neue zu kaufen Flugs zog er sie an und ging voll Freude
aus dem Bade.
Unglücklicherweise aber waren es die Pantoffel des Kadi. Als dieser
sich nun gebadet hatte und seine Pantoffel begehrte, fanden seine Sklaven
sie nicht, wohl aber ein schlechtes Paar andere, die man sogleich für Kaseins
Pantoffel erkannte. Eilig lief der Türhüter hinter ihm her und führte
ihn, als auf dem Diebstahle ertappt, zurück zum Kadi Dieser war über
die unverschämte Dreistigkeit des alten Geizhalses sehr ergrimmt, hörte
seine Verteidigung gar nicht einmal an, sondern ließ ihn sogleich ins Ge-
fängnis werfen. Um nicht wie ein Dieb mit öffentlicher Schande bestraft
zu werden, mußte er nach morgenländischer Art reichlich zahlen. Hundert
Paar Pantoffel hätte er für die Summe kaufen können, die er erlegen
mußte.
Ii.
1. Sobald er nach Hause gelangte, nahm er Rache an den Urhebern
seines Verlustes. Zornig warf er die Pantoffel in den Tigris, der unter
seinen Fenstern vorbeifloß, damit sie ihm nie mehr zu Gesichte kämen
Aber das Schicksal wollte es anders. Wenige Tage nachher zogen Fischer
ihr Netz auf und fanden es ungewöhnlich schwer. Sie glaubten schon,
einen Schatz an den Tag zu bringen. Statt dessen aber fanden sie die
Pantoffel Kasems, die noch dazu mit ihren Nägeln das Netz so zerrissen
hatten, daß sie lange daran flicken mußten. Voll Unwillen gegen Kasem
und seine Pantoffel warfen sie diese gerade in seine offenen Fenster.
Aber in eben diesem Zimmer standen unglücklicherweise alle die Kristall-
flaschen, voll von dem schönen Rosenwasser, das er gekauft hatte. Als
nun die schweren, mit Nägeln beschlagenen Pantoffel darauf geworfen
wurden, ward das Kristall zertrümmert, und das herrliche Rosenwasser
floß auf den Boden.
Man stelle sich Kasem vor, als er ins Zimmer trat und die Zer-
störung erblickte. „Verwünschte Pantoffel!" rief er aus, „ihr sollt mir
ferner keinen Schaden anrichten!" Sofort nahm er eine Schaufel und
lief mit ihnen in den Garten. Hastig grub er ein Loch, um seine Pan-
toffel darin zu vergraben. Als er aber damit beschäftigt war, sah einer
seiner Nachbarn, mit dem er seit langer Zeit in Feindschaft lebte, zum
Fenster hinaus und bemerkte das hastige Graben Kasems. Eilig lief er
zum Statthalter und meldete ihm insgeheim, daß Kasem in seinem Garten
einen großen Schatz gefunden habe. Mehr bedurfte es nicht, um die Geld-
gier des Statthalters zu reizen Es war umsonst, daß Kasem beteuerte,
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