19
sandte er noch als Kurfürst über 20 000 Mann Hilfstruppen, rettete Köln
und eroberte Kaiserswerth und Bonn. Er konnte aber beim Friedenschluß
die Rückgabe des Elsaß und Straßbnrgs nicht erreichen. Auch in den
Türkenkriegen kämpften brandenburgische Truppen mit Auszeichnung, ja
nach einem Siege (bei Zcnta in Ungarn) bezeugte der Oberfeldherr Prinz Engen
von Savoyen, daß er nächst Gott der Tapferkeit der Brandenburger den
herrlichen Sieg verdanke. Besonders tapfer zeigten sich Friedrichs Truppen
im Spanischen Erbsolgekriege, der 1701—1714 fast alle Staaten
Europas unter die Waffen rief. Als nämlich der letzte Habsburgische König
in Spanien gestorben war, erhob sowohl der Kaiser Leopold I. als auch
Ludwig Xiv. Anspruch auf Spanien, so daß es zum Kriege kam. Den
Oberbefehl des kaiserlichen Heeres führte Prinz Eugen, der „edle Ritter".
Unter ihm kämpften die Brandenburger, vom Fürsten Leopold von Anhalt-
Dessau, dem „alten Dessauer", befehligt, mit großer Auszeichnung. Im
Frieden zu Utrecht (1713) erlangte Preußen die Anerkennung als König-
reich und den Besitz von Neuchâtel (Neuenburg) in der Schweiz und Ober-
geldern (an der Maas).
Die Königin Sophie Charlotte war die Tochter des Kurfürsten Ernst
August von Hannover. Infolge ihrer außerordentlichen Begabung und sorg-
fältigen Erziehung machte sie in den Wissenschaften, besonders in den
Sprachen, bewundernswerte Fortschritte. Ihr reger Trieb zur Weiterbildung
hat Sophie Charlotte zeitlebens zu einer großen Freundin der Künste und
Wissenschaften gemacht. Mit achtzehn Jahren kam sie als zweite Gemahlin
des Kurfürsten Friedrichs Iii. nach Berlin. An dem zerstreuenden Hofleben
fand die Kurfürstin wenig Gefallen. Umsomehr liebte sie es, sich in geist-
reichen Gesprächen mit Männern der Wissenschaft zu unterhalten oder in
ihrem Schloß Charlottenburg und Monbijou im Kreise gelehrter Männer
(Leibniz) und gebildeter Frauen geistige Anregung zu suchen und Gesang
und Musik zu pflegen. Bei diesen Zusammenkünften war aller Prunk in
der Kleidung und alles höfische Formenwesen verbannt. Die Bestrebungen
ihres Gemahls zur Hebung der Künste und Wissenschaften fanden bei ihr
lebhafte Unterstützung. Auf ihre Anregung stiftete der König die Akademie
der Wissenschaften und berief verschiedene Gelehrte an seinen Hof. Leider
starb sie bereits mit 37 Jahren.
Friedrich Wilhelm I. (1713—1740).
1. Seine sparsame Hofhaltung. Friedrich Wilhelm war in vieler
Beziehung • das gerade Gegenteil seines Vaters. Er haßte allen äußern
Prunk und hielt auf große Sparsamkeit; deshalb schränkte er den kost-
spieligen Hofhält seines Vaters außerordentlich ein. Viele unnötige Hof-
beamte wurden entlassen und die kostbaren Pferde, Wagen und Möbel ver-
kauft. Fast alles Silberzeug ließ der König einschmelzen und bezahlte von
den Ersparnissen und Einnahmen die Schulden des Landes. An Stelle des
bisher entfalteten Prunkes führte er für sich und seine Familie einen ein-
fachen bürgerlichen Haushalt ein.
TM Hauptwörter (50): [T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien]]
TM Hauptwörter (200): [T61: [Wilhelm Friedrich Prinz König Luise Jahr Königin Gemahlin Prinzessin Kaiser], T165: [Kunst Wissenschaft Handel Gewerbe Bildung Land Stadt Schule Zeit Volk], T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T44: [Preußen Polen Brandenburg Provinz Land Schlesien Sachsen Pommer Friedrich Schweden], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme]]
Extrahierte Personennamen: Friedrichs Friedrichs Leopold_I. Leopold_I. Ludwig_Xiv Ludwig Eugen Eugen Leopold_von_Anhalt-
Dessau Leopold Sophie_Charlotte Ernst August Sophie_Charlotte Friedrichs Leibniz Friedrich Wilhelm_I. Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Kaiserswerth Bonn Ungarn Spanischen_Erbsolgekriege Europas Spanien Spanien Utrecht Neuenburg Maas Hannover Friedrichs Berlin Charlottenburg
57
immer mannigfaltiger, und die Erzeugung von Bedarfsartikeln aller Art
wuchs ins ungeheure; die Einrichtung von Fabriken nahm erheblich zu
(Krupp, Borsig, Gruson, Loewe). Einen außerordentlichen Umschwung in
Gewerbe und Verkehr brachte die immer mehr zur Verwendung kommende
Elekrizität (Maschinenbetrieb, Beleuchtung, Verkehr). Die Vermehrung der
Kriegsflotte und der Ban des Kaiser-Wilhelm-Kanals brachte Tausenden von
Arbeitern lohnenden Verdienst und förderte Handel und Verkehr. Gegen
100000 Handelsschiffe liefen jährlich die deutschen Häfen an. Die günstige
Arbeitsgelegenheit und der größere Verdienst verursachten ein schnelles An-
wachsen der größeren Städte und Jndustrieorte, wodurch die Bautätigkeit in
ihnen einen gewaltigen Umfang annahm. Die Einwohnerzahl Berlins stieg von
775000 im Jahre 1870 auf V/2 Million im Jahre 1890 und die Deutsch-
lands von 40 Millionen aus über 50 Millionen.
c) Wirtschaftliche Gesetzgebung. Schon lange hatte sich im Handel
und Verkehr die Verschiedenheit der Münzen, Maße und Gewichte in den
deutschen Staaten recht unangenehm fühlbar gemacht. In Norddeutschland
rechnete und zahlte man nach Talern, Silbergroschen und Pfennigen, in Süd-
deutschland nach Gulden und Kreuzern. Noch größer war die Verschiedenheit
in Maß und Gewicht (Zoll, Fuß, Elle, Rute, Klafter; Lot, Pfund, Zentner).
Die Einigung Deutschlands schuf auch in bezug aus Münze, Maß und Gewicht
Einheit (Markwührung, Metermaß, Dezimalsystem).
d) Die soziale Gesetzgebung. (Die Arbeitersürsorge.) 1. Veranlassung.
Infolge des Aufschwungs der mannigfaltigen Gewerbe nahm die Arbeiter-
bevölkerung gewaltig zu. Durch die wachsende Verwendung von Maschinen
mehrten sich die Unglücksfälle im Gewerbebetriebe. Die Gesundheit des
Arbeiters litt nicht selten unter der mangelhaften Einrichtung der Arbeits-
stätten oder durch gesnndheitschädigende Berufe. Endlich riefen Arbeitslosig-
keit oder geringer Verdienst im Alter häufig Unzufriedenheit in den Kreisen
der Arbeiter hervor und steigerten das Verlangen nach Fürsorge für den
erkrankten oder notleidenden Arbeiter und seine Familie.
2. Ankündigung der Arbeiterfürsorge. Um diese Mißstände zu beseitigen,
verkündete im Jahre 1881 Fürst Bismarck in einer kaiserlichen Botschaft dem
Reichstage die Absicht Kaiser Wilhelms, die Lage der arbeitenden Bevölkerung
zu verbessern. Fürst Bismarck richtete an den Reichstag die Worte: „Geben
Sie dem Arbeiter, solange er gesund ist, Arbeit, wenn er krank ist, Pflege,
wenn er alt ist, Versorgung!" Bald darauf legte er den Entwurf eines
Gesetzes vor, welches die Versicherung der Arbeiter gegen Krankheit, Be-
triebsunfälle, Alter und Invalidität betraf. Hierdurch wurde die soziale
Gesetzgebung eingeleitet.
3. Kurzer Inhalt der Fürsorgegesetze. Zuerst erschien das Kranken-
versicherungsgesetz (1883; 1892 abgeändert). Nach diesem Gesetz erhält
der erkrankte Arbeiter freie ärztliche Behandlung, die notwendigen Heilmittel
und eine gewisse Summe als Krankengeld auf 13 Wochen. (Näheres s.
Rechenheft!). Durch das Unfallversicherungsgesetz (1884, 1900) wird
für solche Arbeiter gesorgt, die in ihrem Berufe verunglücken. Die Unfall-
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung]]
TM Hauptwörter (200): [T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau]]
32
Die französische Revolution (1789—1795).
Das bedeutsamste Ereignis am Ende des achtzehnten Jahrhunderts,
das eine allgemeine Umwälzung der staatlichen Verhältnisse zunächst in
Frankreich, später auch in den übrigen Staaten Europas zur Folge hatte
war die französische Revolution.
1. Vcrschicdencursachen lagen dieser Umwälzung Zu gründe. Ludwigxiv.
und Xv. (s. S. 16) vergeudeten durch kostspielige Bauten (Versailles), prunk-
volle Hofhaltung, glänzende Festlichkeiten und reiche Geschenke an Günstlinge
die Einnahmen des Staates. Infolge dieser Verschwendungssucht trat ein
derartiger Verfall der Sitten in den Hoskreisen und den oberen Ge-
sellschaftsklassen ein, daß sich auch bald im ganzen Volke eine Lockerung
der Sitten bemerkbar machte. Durch glaubenslose Schriftsteller damaliger
Zeit (Voltaire, Diderot, Rousseau) wurde der Verfall von Zucht und
Sitte noch beschleunigt. Die Eroberungskriege Ludwigs Xiv. hatten
die Schuldenlast des Landes beträchtlich vermehrt. Die ungerechte Be-
vorzugung der oberen Stände (Adel und Geistlichkeit) und die Be-
lastung des Bürgerstandes mit Steuern sowie die fast völlige Rechtlosigkeit des
leibeigenen Bauernstandes trugen zur Steigerung der Unzufriedenheit bei.
Dazu kam noch die traurige Verwaltung des Landes infolge der Käuflich-
keit der höheren Beamten- und der Offiziersstellen und endlich die Recht-
losigkeit der Untertanen gegenüber der Willkür des Hofes (Verhaftungs-
befehle, Bastille). Dies alles führte zu einer allgemeinen Unzufriedenheit,
die durch die stetig wachsende Schuldenlast (3000 Mill. Mark) aufs höchste
gesteigert wurde.
2. Berufung der Reichsstände. So übernahm Ludwig Xvi., der mit
Marie Antoinette, einer Tochter Maria Theresias, vermählt war, die Regierung.
Vergeblich suchte der gutmütige, aber schwache König die Schuldenlast zu ver-
mindern. Schließlich berief er die Reichsstände (Adel, Geistlichkeit und
Bürger), die seit langer Zeit nicht mehr befragt worden waren, zu gemein-
samer Beratung der Angelegenheit nach Versailles.
3. Bildung der Nationalversammlung; Ausbruch der Revolution.
Ein Zwiespalt unter den Ständen bewirkte die Bildung einer National-
versammlung, hauptsächlich aus Bürgern bestehend, zu dem Zwecke, dem
Lande eine Verfassung zu geben, wobei auch die Rechte des Volkes zum
Ausdruck kommen sollten. Gerüchte von einer beabsichtigten Auslösung der
Versammlung führten zur Erstürmung der Bastille, des Staatsgesängnisses,
und zur Befreiung der Gefangenen. Die Nationalversammlung hob den
Unterschied der Stände auf. „Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit" sollten
im ganzen Lande durchgeführt werden. Die königliche Familie wurde durch
einen Pöbclhaufcn nach Paris geführt und die Nationalversammlung dahin
verlegt. Die Versammlung beriet eine Verfassung, wonach die Rechte des
Königs bedeutend beschränkt, die geistlichen Güter zur Tilgung der Schulden-
last eingezogen und der Unterhalt der Geistlichen aus Staatsmitteln an-
geordnet wurde. Ein anderes Mittel zur Verminderung der Staatsschulden
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
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TM Hauptwörter (200): [T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König], T73: [König Paris Parlament Partei Frankreich Volk Regierung Nationalversammlung Republik Robespierre], T79: [Ludwig Xiv Frankreich König Ludwigs Xvi Napoleon Xviii Xv. Philipp], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat]]
Extrahierte Personennamen: Diderot Rousseau Ludwigs Ludwig_Xvi Ludwig Marie_Antoinette Maria_Theresias Maria Theresias
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Europas Ludwigxiv Versailles Versailles Paris
73
d) Der Bürgermeister leitet und beaufsichtigt die ganze Stadt-
verwaltung; er ist der Vorgesetzte aller städtischen Beamten und hat in der
Regel die Ortspolizei Zu verwalten.
3. Die Aufsicht über größere Stadgemcinden wird vom Regierungs-
präsidenten des Bezirks, in Berlin vorn Oberpräsidenten der Provinz Branden-
burg geführt.
Die Entwickelung Berlins.
1. Von der Begründung Berlins als Stadt bis zur Vereinigung
mit Kölln. Nur bei wenigen älteren Städten läßt sich die Zeit der Ent-
stehung mit Sicherheit nachweisen. Auch über den Ursprung Berlins, das im
Mittelalter aus den beiden Städten Berlin und Kölln bestand, sind sichere
Nachrichten nicht vorhanden. Nur so viel ist gewiß, daß die beiden Orte
zurzeit der Anhaltinischen Markgrafen Johanns I. und Ottos Iii. (1220—1267)
um 1240 Stadtrecht erhielten. Mit der Erhebung zur Stadt wurden dem
Orte verschiedene wichtige Rechte verliehen, so das Marktrecht (Abhalten von
Wochen- und Jahrmärkten), das Niederlagsrecht, wonach vorüberziehende
Kaufleute ihre Waren einige Tage zum Verkauf stellen mußten. Mit der
Verleihung dieser Vergünstigungen war gewöhnlich noch das Recht verbunden,
Abgaben und Zölle zu erheben. Auch eigene Gerichtsbarkeit, zunächst nur
für kleinere Vergehen, und vielfach auch die eigene Verwaltung ihrer An-
gelegenheiten wurde den Städten übertragen. Hierdurch waren die Be-
dingungen zu einer günstigen Entwickelung gegeben. Doch kam bei Berlin
und Kölln noch eine Reihe natürlicher günstiger Umstände hinzu, nämlich die
Lage an einem schiffbaren Flusse und an einem bequemen Übergange, wie
ihn mehrere kleine Inseln bei dem heutigen Mühlendamm boten. Deshalb
liefen hier die verschiedenen Verkehrsstraßen zwischen der mittleren Elbe und
der Oder und Ostsee zusammen, und es bildete sich hier der Bkittelpunkt des
städtischen Verkehrs und Handels (Molkenmarkt und Kölluischer Fischmarkt).
Während Alt-Kölln durch seine Lage aus einer sumpfigen Spreeinsel in seiner
Entwickelung ziemlich beschränkt war, entwickelte sich Alt-Berlin infolge der
günstigeren Bodenverhältnisse bedeutend schneller, so daß gegen Ende des
13. Jahrhunderts bereits die Anlage eines neuen Marktes mit einer zweiten
Pfarrkirche, der Marienkirche, notwendig wurde.
2. Von der Vereinigung Berlins mit Kölln bis zur Trennung durch den
Kurfürsten Friedrich Ii. (1442). Die unsicheren Zeiten des Mittelalters und
die Machtlosigkeit vieler Fürsten machten die Vereinigung benachbarter Städte
zu Städtebündnissen notwendig. So vereinigten sich auch die beiden Städte
Alt-Berlin und Alt-Kölln nnt Zustimmung des Landesherrn im Jahre 1308
zu einer Stadt (Berlin) mit gemeinschaftlicher Verwaltung, gemeinsamer
Gerichtsbarkeit und Tragung der städtischen Ausgaben. Der Zusammen-
schluß der beiden Städte war für die Entwickelung sehr günstig. Handel
und Gewerbe blühten auf, und durch die Tüchtigkeit seiner erfahrenen Rats-
herren und Bürgermeister ebenso wie durch den Fleiß und Opfersinn seiner
Bürger kam Berlin vor allen anderen Städten der Mark zu Wohlstand, Macht
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Extrahierte Personennamen: Johanns_I. Ottos Friedrich_Ii Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Berlin Berlins Berlins Berlins Berlin Ottos Berlin Ostsee Marienkirche Berlins Berlin Berlin
83
den unentbehrlichen Schutz und die nötige Unterstützung, und die Päpste ver-
liehen dem königlichen Amte die kirchliche Weihe und Bestätigung (Pipin der
Kleine, Karl der Große).
2. Abhängigkeit des Papsttums vom Kaisertum. Allmählich steigerte
sich der Einfluß der Kaisermacht gegenüber dem Papsttum. Neben dem Rechte
der Kaiser, die Bischöfe im Reiche zu ernennen und bischöfliche Versammlungen
zu leiten, erhielt Kaiser Otto I. durch eine Versammlung von Bischöfen aus-
drücklich das Recht zuerkannt, die Bischöfe und Äbte mit Ring und Stab,
den Abzeichen der geistlichen Würde, zu belehnen. Ferner übten die Kaiser
infolge des Schutzes, den sie dem. weltlichen Besitz der Päpste häufig zu teil
werden lassen mußten, die Oberherrschaft über die weltliche Macht der Päpste
aus. und jeder neugewählte Papst mußte für sein weltliches Gebiet dem
deutschen Kaiser den Eid der Treue schwören. Aber auch aus die geistliche
Macht des Papsttums erstreckte sich der Einfluß der Kaiser, indem sie zum
Heile der Kirche öfter den Streitigkeiten des römischen Volkes und Adels
bei den Papstwahlen entschieden entgegentraten und allein oder in Gemeinschaft
mit den Bischöfen kirchlich fromme Päpste wählten und einsetzten, aber un-
würdige auch absetzten (Heinrich Iii., 1039—1056).
3. Der Kampf um die Oberherrschaft. Nach dem Tode Heinrichs Iii.
trat in diesen Verhältnissen ein völliger Umschwung ein. Bei der Besetzung
der geistlichen Ämter hatten sich mancherlei Mißbräuche eingeschlichen, so daß
ernstgesinnte Männer weltlichen und geistlichen Standes wiederholt ans die
notwendige Besserung der kirchlichen Verhältnisse hinwiesen. Aber erst Papst
Gregor Vii. (1073—1085) bemühte sich ernstlich um Abstellung gewisser
Schäden. Zunächst suchte er die Ehelosigkeit der Geistlichen (Cölibat) durch-
zuführen, damit die Geistlichen sich ausschließlich dem Dienst der Kirche widmen
sollten. Alsdann verbot er die Verleihung geistlicher Ämter um Geld (Simonie,
nach dem Zauberer Simon benannt, Apostelgesch. 8, 18—24). Kirchliche Ämter
sollten von nun an nicht mehr von weltlichen Fürsten vergeben werden; nur
die Belehnung mit dem Zepter wegen des weltlichen Besitzes der Bischöfe sollte
den Königen verbleiben (Jnvestiturstreit). Auch die Papstwahlen wurden dem
Einflüsse der Kaiser entzogen und die Königreiche als Lehen der Kirche erklärt.
Hierüber entspann sich zwischen Gregor Vii. und Heinrich Iv. ein heftiger
Kampf, in dessen Verlauf der Kaiser in den Bann (Ausschließung aus der
kirchlichen Gemeinschaft) getan und die Fürsten und Untertanen ihres Eides
gegen den Kaiser entbunden wurden. Heinrich seinerseits ließ durch eine
Versammlung deutscher Bischöfe den Papst für abgesetzt erklären. Nach
kurzer Aussöhnung mit dem Papste (Kanossa 107 7) wurde der Kampf
weitergeführt, den selbst der Tod der beiden Gegner noch nicht zur Ent-
scheidung brachte.
4. Abhängigkeit des Kaisertums vom Papsttum. Der Nachfolger des
Kaisers, Heinrich V., verzichtete durch das Wormser Konkordat (Über-
einkunft 1122) auf das Recht der Investitur (Belehnung mit Ring und Stab),
so daß für einige Zeit wieder Ruhe einkehrte. Umso heftiger entbrannte aber
unter den Hohenstaufischen Kaisern der Kampf mit den Päpsten aufs neue,
6*
TM Hauptwörter (50): [T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste]]
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Extrahierte Personennamen: Karl_der_Große Karl Otto_I. Heinrich_Iii Heinrich Heinrichs Heinrichs Gregor_Vii Gregor Simon Gregor_Vii Gregor Heinrich_Iv Heinrich Heinrich Heinrich_V. Heinrich_V.
156
Deutschen Ritterordens wiederhergestellt. Für die Tabakindnstric und den
Schiffsbau ist Elbing von Bedeutung.
g) Die Provinz Ostpreußen (S. 151/2). Von der Bevölkerung sind4/5.
deutsch, im No. wohnen zahlreiche Litauer, wahrend den südl. Teil die
polnisch redenden Masuren innehaben. Wichtig sind hier außer Königsberg
mit Pillan noch Memel und Insterburg (Kreuzungspnnkt mehrerer
Bahnen).
C. Die Landschaften Mitteldeutschlands.
Mitteldeutschland steigt aus der Norddeutschen Tiefebene allmählich
durch ein breites Hügelland zum mitteldeutschen Gebirgswalle an. Es um-
faßt von W. nach O. 5 Gebiete.
1. Das Rheingebiet wird durch das Tal des Mains, Rheins und
der Nahe von der Oberrheinischen Tiefebene geschieden und vom Rheinischen
Schiefergebirge ausgefüllt. Das Schiefergebirge wird durch die Nebenflüsse
des Rheins in eine Reihe von Einzelgebirgen zerlegt. Zwischen Main und
Lahn breitet sich der Taunus aus (die übrigen s. Karte!). Als links-
rheinisches Glied erhebt sich inselartig aus seinen Nandtälern zunächst der
bewaldete Hunsrück (Achatschleifereien). An seinen Abhängen gedeihen die
berühmten Moselweine, während ans der rauhen Hochfläche nur Roggen und
Kartoffeln reifen. Nördlich davon dehnt sich die rauhe, baumlose Eifel mit
ihren Sümpfen, aber auch mit großen Lava-, Basalt-, Bimsstein- und Tuffstein-
lagern aus, die das Material zu Mühlsteinen und feuerfestem Mörtel liefern
(Laacher-See, Sauerbrunnen). Nach Nordwesten schließt sich eine weite
Moorfläche, das „Hohe Venn", an (Beerenobst, Torf). An seinem Nord-
rande aber haben Kohlenlager und Erzgruben eine lebhafte Industrie hervor-
gerufen (Aachen mit vielen Fabriken, Schwefelquellen). Die aus beiden
Seiten an den Rhein herantretenden Bergabhänge mit den ausgedehnten
Weingärten, den sich lang hinziehenden Ortschaften in den Tälern, den ver-
fallenden Burgen und stolzen Schlössern verleihen der Landschaft von
Mainz bis Bonn einen besonderen Reiz und machen sie zum Reiseziel vieler
Tausende jährlich. Auf dem breiten Strome herrscht reger Schiffsverkehr
(Ruhrort größter Binnenhafen Deutschlands). Am Taunus (die Höhe) mit
dem Niederwald (Denkmal) sind berühmt die Badeorte: Wiesbaden, Soden,
Homburg, Schlangenbad, Selters, Ems, ebenso die Weinorte:
Johannisberg, Rüdesheim, Hochheim (Rheingau). Die zum Versand
der Mineralwässer nötigen Millionen von Krügen sowie andere Tonwaren
werden im tonreichen Sw. des Westerwaldes (Kannebäckerland) her-
gestellt, während die Bewohner des nördlichen Westerwaldes in der Ge-
winnung und Bearbeitung der Eisenerze und in der Forstwirtschaft lohnende
Beschäftigung finden. Zum Westerwald gebürt das Siebengebirge mit
dem Drachenfels (Siegfried, Drachenblut). — Von Bonn ab treten die
Gebirge mehr und mehr vom Rhein zurück, erstrecken sich aber ans dem rechten
Ufer bis über die Ruhr hinaus. Die Fruchtbarkeit der Ebene (Kölner Tief-
landbucht) und der Reichtum des Sauer land es an Erzen und Kohlen
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland]]
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140
e) Städte. Unter den Städten Australiens haben sich besonders die
Hafenplätze des Südostens zu Mittelpunkten der Gewerbtätigkeit und des
Handels entwickelt. Sydney (beinahe ]/2 Mill. Einw.), wegen seiner un-
vergleichlich schönen Lage als die „Königin des Südens" gepriesen, zeigt fast
völlig europäische Einrichtungen und Anstalten, außerdem Zahlreiche Fabriken
aller Art (Leder, Tuch, Flcischkonserven). Mit Sydney wetteifert Mel-
bourne in bezug aus Industrie und Handel; beide Städte sind wichtige
Welthandelshäsen für den Schiffsverkehr zwischen Europa, Asien, Australien
und Amerika. An der Südküste entwickelt sich noch Adelaide zu einem
Hafenplatz von Bedeutung (Dauer der Fahrt von Bremerhaven 49 Tage).
Die an der Südostecke vorgelagerte Insel Tasmanien (so groß wie Bayern)
ist durch große Erträge in Weizen, Hopfen, Obst und Wolle ausgezeichnet;
sie gilt als das Obstland Australiens.
2. Die Inseln des inneren Gürtels sind gebirgig und meist vulkanischen
Natur, die des äußeren zum größten Teil niedrige Korallenbauten. Sie sind
alle wegen ihrer Lage in der heißen Zone und wegen der reichen Nieder-
schläge äußerst fruchtbar, aber auch wegen des dort herrschenden Fiebers den
Europäern recht gefährlich. Es gedeihen Sago-, Kokospalmen und Bananen.
Die größten Inseln sind Neu-Guinea, in deren Besitz sich Niederländer,
Engländer und Deutsche teilen, und das englische Neu-Seeland.
3. Deutsche Kolonien, a) Kaiser-Wilhelms-Land (V2 mal so groß wie
Preußen) umfaßt das nordöstliche Küstengebiet von Neu-Guinea und ist von
hohen Gebirgsketten durchzogen. Diese sind mit dichtem Urwald bewachsen
und erschweren das Vordringen in das Innere. In der westlichen Ebene
ist der Anbau von Tabak, Reis, Mais und Baumwolle mit gutem Erfolge
eingeführt. Zur Ausfuhr gelangen hauptsächlich Sago und Muskatnüsse
Die deutschen Ansiedluugen finden sich vorwiegend an der Astrolabe-Bai;
doch leiden diese stark unter dem verderblichen Fieber.
t>) Der Bismarck-Archipel und die Salomo-Inseln sind sehr gebirgig
und vulkanisch. Auf den größten von ihnen, Neu-Pommern (wie die Prov.
Sachsen) und Neu-Mecklenburg, die äußerst fruchtbar sind, wird Kopra (der
zerschnittene und getrocknete Kern der Kokosnuß), Tabak und Baumwolle
gewonnen und ausgeführt; auch der Kaffee-Anbau liefert reiche Erträge.
c) Die Karolinen und Marianen (so groß wie Anhalt) sind niedrige
Koralleninseln, zum Teil öde und unbewohnbar, deren Hauptwert darin besteht,
daß sie den Schiffen aus ihrer Fahrt in das Kiautschou-Gebiet sichere Anhalte-
punkte bieten. Auf den größten bestehen mehrere deutsche Handelsnieder-
lassungen.
ck) Die Marschall-Jnseln liefern ebenfalls Kopra, obgleich sie sonst
wegen der dünnen Erdschicht auf dem Korallenfels pflauzenarm sind. Auf
mühsam herbeigetragener Erde zieht man Gurken und andere Gemüse.
e) Die deutschen Samoa-Inseln sind vulkanischer Natur, äußerst frucht-
bar und haben ein den Europäern zusagendes Klima. Die Hanptcrzeugnisse
der Inseln bestehen in den Früchten der Kokospalme, des Brotfruchtbaumes
TM Hauptwörter (50): [T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
TM Hauptwörter (100): [T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T86: [Insel England Irland Schottland Kolonie Hafen Stadt Küste Hauptstadt Kamerun], T101: [Baumwolle Kaffee Tabak Getreide Reis Zucker Holz Ausfuhr Wein Zuckerrohr], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit]]
Extrahierte Ortsnamen: Sydney Sydney Europa Asien Australien Amerika Bremerhaven Tasmanien Australiens Neu-Guinea Sachsen Neu-Mecklenburg
143
Der lebhafte Gewerbebetrieb liefert kostbare Decken, Teppiche, Leder- und
Seidenwaren, Gold- und Silberschmuck sowie Waffen.
Die Sahara.
1. Lage und Oberfläche. Südlich der Küstenländer breitet sich quer
über den Erdteil die Sahara, die größte Wüste der Erde, aus. Der
östliche Teil heißt die Libysche Wüste. Hier ist die Oberfläche mit Dünen-
reihen und Bergzügen besetzt, zwischen denen Kiesflüchen und tiefliegende
Mulden mit tonigem Boden auftreten. Aus den letzteren bilden sich bei
genügender Feuchtigkeit Oasen, in denen Dattelpalmen, Obstbäume und
Getreide wachsen. Der Libyschen Wüste gegenüber stellt die Sand- oder
Dünenwüste (Sahel) die trostloseste Art der Wüste dar, nimmt aber nur
etwa den zehnten Teil der Sahara ein. Verhängnisvoll wird in der Wüste
häufig der heiße Samum (Glutwiud).
2. Die Bewohner sind im N. Araber (Beduinen), im westlichen Teil
der mittleren Sahara die räuberischen Tuariks und im östlichen negerähnliche
arabische Stämme, die unter Häuptlingen ein Nomadenleben führen und,
wo der Boden es ermöglicht, Ackerbau und Viehzucht treiben. Die wichtigste
Karawanenstraße führt von Tripolis über Mnrsuk nach Knka am
Tsad-See.
Nilländer.
1. Das Alpenland von Habcsch bildet den größten Teil des Kaiser-
reiches Abessinien. Es ist infolge der gewaltigen Sandsteinterrassen, die von
jähen, tief eingeschnittenen Spalten und Schluchten durchfurcht sind, höchst
merkwürdig. Durch den üppigen Pflanzenwuchs, die sonderbaren Pflanzen-
sormen und die mannigfache Tierwelt wird Habesch Zu einem der schönsten
Länder der Erde. Dem Alpenlande entströmt der Blaue Nil. Dieser ist
reich an erdigen Sinkstoffen, mit denen die Userlandschasten in Ägypten be-
fruchtet werden. Die Abessinier (Christen) beschäftigen sich hauptsächlich nüt
Ackerbau und Viehzucht.
2. Nubien ist vorzugsweise Steppenland oder Wüste und wird nur
an den Usern des Nils angebaut, der hier große Wasserfälle bildet. Das
Land, dessen Hauptstadt Chartum am Zusammenfluß des Weißen und
Blauen Nils liegt, steht unter der Macht Ägyptens und der Engländer.
3. Ägypten wird vom Unterlauf des Nils durchflossen, der in einem
weiten, sumpfigen Delta mit 2 Hauptarmen sich ins Mittelländische Meer
ergießt. Die breiten Uferlandschaften werden durch die alljährlichen Über-
schwemmungen des Nils derartig befruchtet, daß Getreide, Baumwolle und
Zuckerrohr reichlich gewonnen werden. Überhaupt gehört Ägypten infolge
seiner Fruchtbarkeit zu den gesegnetsten Ländern der Erde, da kaum ein
Monat ohne Ernte ist. a) Die Bewohner sind teils Nachkommen der alten
Ägypter, teils Beduinen und in den Küstensiädten Europäer. — Das
Land ist zwar der Türkei zinspflichtig und wird von einem erblichen
Vffekönig (Khedive) regiert, doch steht es völlig unter englischem Einfluß.
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TM Hauptwörter (100): [T47: [Wüste Meer Land Nil Hochland Fluß Gebirge Euphrat Tigris See], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee]]
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Die Bevölkerung besteht aus Hottentotten, Bantu-Negern
(Herero), Mischlingen und Weißen. Der Hafen Swakopmund ist mit
der Hauptstadt Windhuk, dem Sitze des Landeshauptmannes und der
deutschen Schutztruppe, durch eine Bahn verbunden. In der Nähe des Hafens
besitzen die Engländer die Walfisch-Bai.
Die wichtigsten Inseln.
1. Madagaskar ist die größte Insel im O. Afrikas. Sie stellt ein
Hochland mit gewaltigen vulkanischen Gebirgen dar, die mit dichtem Urwalde
bestanden sind. Das Klima verbietet Europäern wegen der starken Fieber-
gefahr den Aufenthalt an der Küste, iin Innern aber ist es erträglich. Die
Insel ist wenig fruchtbar. Sie gehört den Franzosen.
2. St. Helena im Atlantischen Ozean, wichtig als Station für See-
fahrer, gehört den Engländern (Napoleon I. starb hier 1821).
3. Madeira, unweit der Nordwestküste Afrikas, liefert einen feurigen
Wein und wird wegen seines milden Klimas vielfach von Brnstkranken als
Kurort aufgesucht (portugiesisch).
Deutschland.
A. Tie Landschaften Norddeutschlands.
Norddeutschland erstreckt sich vom Fuße des mitteldeutschen Gebirgs-
walles (Sudeten, Erzgebirge, Fichtelgebirge, Frankenwald, Thüringerwald,
Rhön, Spessart, Vogelsberg, Taunus, Hunsrück) bis zur Nord- und Ostsee.
Seinen größten Teil nimmt die Norddeutsche Tiefebene ein, deren viel-
fach sandige Oberfläche erkennen läßt, daß sie unter Einwirkung des Meeres
entstanden ist. Große Steine (Findlinge, erratische Blöcke) sind aller Wahr-
scheinlichkeit nach zur Eiszeit mit dem Gletschereis in die Ebene gekommen
(Granitschale vor dem Museum). Die Elbe trennt die Norddeutsche
Tiefebene in einen westlichen und östlichen Teil.
I. Das westdeutsche Tiefland,
zwischen Elbe und Rhein, dacht sich nach Nw. zur Nordsee ab. In dem
Tieflande wechseln hauptsächlich drei Bodenarten ab, die nach Zusammensetzung
und Fruchtbarkeit verschieden sind, nämlich der abgelagerte fette Boden der
Flußtäler, ferner der wenig ertragreiche sumpfige Moor- und sandige Geest-
boden der Heiden und der zähe, tonige Marschboden an der Nordseeküste.
1. Da, wo die Flüsse aus dem Berglande in die Ebene treten, lagern
sie das als Schlamm mitgesührte lose Erdreich des Oberlandes zu beiden
Seiten des Flusses ab. So sind fette Ufcrlandschasten entstanden, die sich
oft ziemlich weit den Fluß hinabzichen. Man nennt diejenigen mit schwerem
Boden im allgemeinen Börden.
a) Die Magdeburger Börde umfaßt die fetten Flußmarschen an der
Elbe von der Saale stromabwärts bis unterhalb Magdeburgs. Hier gedeihen
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura]]
TM Hauptwörter (200): [T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T86: [Insel England Irland Schottland Kolonie Hafen Stadt Küste Hauptstadt Kamerun], T184: [Insel Amerika Portugiese Afrika Spanier Kolumbus Küste Entdeckung Jahr Indien]]
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4. Der Wein. Der beste Wein wächst in Deutschland am Rheine
und an der Mosel; außerdem bringen Frankreich, Spanien, Italien, Ungarn
und Griechenland gute Weinsorten hervor. Der Wein ist ein Kind der
Sonne und gedeiht am besten auf dem Südabhcmge von Hügeln und Bergen,
da er hier von den Sonnenstrahlen senkrecht getroffen wird. Die lange
Rebe hält sich mittels Ranken fest. Die großen fünfteiligen Blätter bereiten
unter der Einwirkung des Sonnenlichts reichlich Stärkemehl. Umwandlung
in Zucker, Ausspeicherung in den Beeren. Zur Zeit der Weinlese werden
die Trauben gesammelt und gekeltert. Der ausgepreßte Most macht dann
infolge der Wirkung eines Hefepilzes (S. 491) eine Gärung durch, wobei
sich der Zucker iu Alkohol und Kohlensäure spaltet. Wein hat, mäßig ge-
nossen, eine anregende, Freude spendeude Wirkung, schädigt aber bei reich-
lichem Genuß die Gesundheit ebenso wie alle andern alkoholhaltigen Getränke.
Weinessig; Kognakbereitung aus Weintrestern. Feinde: Spaltpilze und
die Reblaus.
5. Der Tabak stammt aus Süd- und Mittelamerika, wird aber jetzt
in allen südlichen Ländern, in geringerem Maße auch in Deutschland ange-
baut (Kuba, Brasilien, Mexiko, Sumatra; Deutsch-Ostafrika; die Pfalz). Die
bis 1,3 ui hohe Tabakpstanze gehört zu den Nachtschattengewächsen (f. S. 194)
und hat eine rötliche, röhrenförmige, 5 zipflige Krone, 5 Staubgefäße und
1 Stempel. Die Blüten stehen an der Spitze des Stempels in einer Rispe
zusammen. Die großen zugespitzten Blätter enthalten als wirksamen Stoff
das Nikotin, ein scharfes Gift, und werden zu Rauch-, Schnupf- und Kau-
tabak verarbeitet. Der Tabak ist Kindern und kränklichen Personen
sehr schädlich, und auch gesuude erwachsene Menschen sollten im Tabak-
genuß mäßig sein.
Die Obstarten.
Einheimisches Obst: Apfel, Birne, Pflaume, Kirsche, Aprikose,
Pfirsiche; Beerenobst. Südfrüchte: Apfelsine, Mandelbaum, Dattel- und
Kokospalme, Banane, Ananas, Feige, Brotfruchtbaum.
1. Die Blüten. Unsere Obstarten und von den Südfrüchten der
Mandelbaum gehören zu den rosenblütigen Pflanzen. Der Blütenstiel ver-
breitert sich oben zu einem scheiben- oder becherartigen Blütenboden, der auf
dem Rande 5 Kelchblätter, 5 meist weiße Blütenblätter und ungefähr 20 Staub-
gefäße trägt. Ein blühender Obstbaum gewährt einen herrlichen Anblick,
und größere Obstanlagen locken zur Blütezeit Tausende von Besnchern an
(Baumblüte in Werder).
2. Die Früchte. Das Obst teilt man in Stein-, Kern- und Beeren-
obst ein. Beim Steinobst (Kirsche, Pflaume, Aprikose, Pfirsiche, Mandel)
ist nur der Fruchtknoten an der Fruchtbildung beteiligt (Haut, Fleisch, Stein-
hülle, Samenkern). Auch die Kokosnuß und Dattel sind ähnliche Früchte.
Bei ersterer ist der innere Teil des Samens milchig. Bei der Himbeere
und Brombeere vereinigen sich viele kleine Steinfrüchtchen zu einer Sammel-
frucht. Das Kernobst (Apfel und Birne) ist eine Scheinfrucht. die Haupt-
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Rheine Frankreich Spanien Italien Ungarn Griechenland Mittelamerika Deutschland Kuba Brasilien Mexiko Sumatra Deutsch-Ostafrika