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Bei dem Knaben die größte Begeisterung für den Kriegs- und Heldenruhm. Wenn Nachrichten von den Siegen seines Vaters eintrafen, sagte er oft mit Thränen in den Augen: „Ach, mein Vater wird noch die ganze Welt erobern und mir nichts zu thun übrig lassen!" Die homerischen Gesänge batte er so lieb gewonnen, daß er sie nachts unter sein Kopfkissen legte. Em Held wie Achilles zu werden, war sein höchster Wunsch. Deshalb suckte er sich auch schon als Knabe bei allen körperlichen Uebungen auszuzeicknen. Besonders zeigte er große Gewandtheit. Einst bändigte er ein schönes, aber sehr wildes Streitroß, welches jeden Reiter abwarf, mit großer Leichtigkeit. Alle Umstehenden erstaunten, sein Vater aber weinte vor Freude und sagte: „Mein Sohn, suche dir ein anderes Königreich, Macedonien ist zu klein für i>'td)!/y — Als ihn einst seine Freunde fragten: „Willst du denn nicht bei den öffentlichen Wettkämpfen der Griechen mit um den Preis laufen?" gab er die stolze Antwort: „O ja, wenn Könige mit mir um die Wette laufen."
2. In feinem zwanzigsten Jahre wurde Alexander König. Die unterjochten Völker wollten den jungen König nicht achten und standen gegen ihn auf. Die Athener nannten ihn einen Knaben, von dem nichts zu fürchten sei. Aber Alexander sprach: „Unter den Mauern Athens werde ich ihnen Schott zeigen, daß ich ein Mann bin." Es gelang ihm auch, die Empörungen rasch zu unterdrücken. Als dann auch die Thebauer sich wider ihn erhoben, zerstörte Alexander ihre Stadt und verschonte nur das Haus des Dichters Pindar. Geschreckt durch solche Strenge, gelobten die Griechen Gehorsam und ernannten Alexander aus einer allgemeinen Versammlung zu Korinth zum Oberfeldherrn gegen die Perser.
3. In Korinth traf Alexander auch den Diogenes, welcher den Grundsatz des Sokrates, möglichst wenig Bedürfnisse zu haben, in lächerlicher Weise übertrieb. Er trug einen zerrissenen Mantel, einen alten Ranzen und wohnte in einer Tonne. Sogar sein Trinkgeschirr warf er entzwei, als er einen Knaben aus der hohlen Hand Wasser trinken sah. Alexander unterredete sich lange mit ihm und sand seine Antworten sehr treffend. Zuletzt fragte er ihn: „Kann ich dir eine Gunst erweisen?" „O ja," versetzte Diogenes, „geh mir ein wenig aus der Sonne!" Des Königs Begleiter lachten über Diogenes. Alexander aber sagte: „Wenn ich nicht Alexander wäre, möchte ich wohl Diogenes sein!",
4. In seinem 23. Jahre unternahm Alexander den Feldzug zur Eroberung des Perserreichs, das damals von Darrus Kodomauuus heherrscht wurde. Mit 35000 Mann gieng Alexander über den Hellespont, besuchte auf dem Schlachtfelde von Troja die Grabmale der alten Helden, besonders das des Achilles; dann zog er mit seinem Heere an den kleinen Fluß Granrkus, hinter welchem die persischen Statthalter ein großes Heer ausgestellt hatten. Alexanders Feldherr Parmenio riech, den Abzug der Feinde abzuwarten. Aber Alexander sagte: „Der Hellespont würde sich ja schämen müssen, wenn wir uns vor diesem Flüßchen fürchteten!" Er sprang hinein, watete durch mit seinem Heere und besiegte die Perser (334).
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fein grenzenloser Uebermuth blieb doch. Als Sohn Jupiters forderte er sogar göttliche Verehrung.
„ H- 3m 2ahre 327 n. Chr. unternahm Alexander noch einen siegreichen Zug nach Indien. Als er aber auch am Hyphasis, dem östlichen Grenzflüsse des Pendfchab, noch nicht Halt machen wollte, empörte sich fein Heer. Da sprach Alexander: „Ich werde weiter ziehen, und es werden sich noch genug finden, die mich begleiten; wer nicht will, der kehre um und verkündige daheim, daß er seinen König verlassen hat!" Dann verschloß er sich drei Tage lang und ließ sich nicht sehen. Alles umsonst; er nutzte sich zum Rückzüge entschließen. Nachdem er heitere Spiele veranstaltet und an der Stelle der Umkehr zwölf turmhohe Altäre hatte erbauen lassen, kehrte er mit dem Landheere auf ödem, beschwerlichem Wege, von Hunger, Durst und Hitze geplagt, nach Babylon zurück. Der andere Theil war auf einer Flotte den Indus hinab und durch das indische Meer heim= gesegelt.
Aufs beharrlichste verfolgte nun Alexander feinen Plan, die Völker Asiens und Europas zu vereinigen und das ganze Reich auf die höchste Stuse der Bildung zu erheben. Er selbst vermählte sich mit der Tochter d's Darius und gab vielen seiner griechischen Feldherrn und Krieger Perserinnen zu Frauen. Mitten in seinen großen Plänen überfiel ihn eine heftige Krankheit. Die ungeheuren Anstrengungen, die Trauer über den Tod feines besten Freundes und besonders feine schwelgerischen Genüsse hatten seine Kraft gebrochen. Als die Feldherrn, welche trauernd an feinem Krankenlager standen, ihn fragten, wen er zu feinem Nachfolger bestimme, antwortete er: „Den Würdigsten." Dann starb er im Alter von 33 Jahren. Das unendliche Reich wurde nach Alexanders Tode in mehrere Reiche getheilt.
16. Romulus (754).
1. In dem schönen Italien lag vor uralter Zeit die Stadt Alba longa, in welcher einst zwei Brüder, Numitor und Amulius, regierten. Der herrschsüchtige Amulius verdrängte seinen sanften Bruder von der Regierung, tödtete dessen Sohn und machte Numitors Tochter, Rhea Silvia, zur Priesterin. Als solche durfte sie niemals heirathen. So vermeinte Amulius des Thrones für immer sicher zu sein. Als nun aber Rhea Silvia heimlich sich dem Gotte Mars vermählte und Zwillingssöhne bekam, erwachte des Königs Furcht aufs neue. Er ließ die Mutter lebendig begraben und befahl, die beiden Söhne, Romulus und Remus, in der Tiber zu ertränken. Die königlichen Diener legten die Kinder in einen Korb und fetzten denselben, da die Tiber das Land gerade überschwemmt hatte, nicht in den eigentlichen Fluß, sondern in das ausgetretene Wasser. Der Korb blieb an einem wilden Feigenbaum hängen, und als das Wasser wieder gefunken war, stand er auf dem Trockenen. Das Geschrei der Kinder lockte eine Wölfin herbei; diese trug sie in ihre Höhle und säugte sie. Hier fand sie der Hirt Faustülus, krackte sie
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Extrahierte Ortsnamen: Indien Asiens Europas Alexanders Italien
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3. In allen späteren Kriegen ließ nun Konstantin die Kreuzesfahne dem Heere vorantragen, und alle Soldaten giengen, wenn sie dies göttliche Zeichen erblickten, todesmuthig gegen den Feind und brachten ihn meist nach kurzem Kampfe zur Flucht.
Als Konstantin alleiniger Kaiser war, erklärte er das Christenthum für die allein wahre Religion, duldete jedoch auch das Heidenthum. Später, als er eingesehen hatte, daß eine Gleichstellung des Christenthums und des Heidenthums unmöglich sei, unterdrückte er das letztere. Um nun den Ruhm seines Namens auf die Nachwelt zu bringen, baute er im Osten seines Reiches, da wo eine Meerenge Europa von Asien trennt, das alte Byzanz zu einer neuen Hauptstadt aus mit prächtigen Palästen und Kirchen. Man nannte sie Konstantin opel, d. H. Konstantins Stadt.
4. In Gemeinschaft mit seiner Mutter Helena, die selber nach Jerusalem wallfahrtete, erbaute er mehrere Kirchen an den heiligen Orten des heiligen Landes. Trotzdem hatte Konstantin noch viel Roheit und Schlechtigkeit in seinem Wesen. So ließ er einst Kriegsgefangene in Trier den wilden Thieren vorwerfen; tödtete — ohne hinreichende Untersuchung — seinen trefflichen blühenden Sohn, sowie den 11jährigen Sohn eines Verwandten und ließ seine Gemahlin in ihrem Badegemache durch heißes Wasser ersticken. Kurz vor seinem Tode ließ er sich erst taufen.
32. Attila (451).
1. Um das Jahr 375 n. Chr. kam ein überaus wildes Volk, die Hunnen genannt, von den Steppen Mittelasiens nach Europa. Es waren Leute mit struppigen Haaren, von schmutziggelber Hautfarbe, mit schiefen Augen und krummen Beinen. Tag und Nacht saßen sie auf ihren Pferden, auf denen sie sogar aßen, tranken und schliefen. Sie lebten von Kräutern, Wurzeln und Beeren, oder von rohem Fleische, das sie unter ihrem Sattel ein wenig mürbe ritten. Ihre Kleider waren leinene Kittel oder zusammengenähte Thierfelle, die sie so lange auf dem Leibe behielten, bis sie in Lappen herunterfielen. Ihre liebsten Beschäftigungen waren Jagd und Krieg. Ohne Aecker und Felver, ohne Hof und Herd, ohne Gesetz und Recht schweiften sie mit ihren Wagen, auf welchen die Weiber und Kinder umherlagen, durch die Welt. Zogen sie in den Krieg, dann
überfielen sie den Feind mit gräßlichem Geschrei, stoben aber, sobald dieser sich hartnäckig wehrte, wieder auseinander, um mit der größten Schnelligkeit zum Angriff zurückzukehren und alles vor sich zu Boden zu werfen.
In der Ferne kämpften sie mit Wurfspeeren, deren Spitzen künstlich aus
scharfen Knochen gefertigt waren; in der Nähe bedienten sie sich der Schwerter, oder der Schlinge, die sie über den Feind warfen, um ihn mit sich fortzuschleppen.
2. Diese Horden überschritten die Wolga und stießen auf die
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Extrahierte Personennamen: Konstantin Konstantin Konstantin H._Konstantins Helena Konstantin Attila
Extrahierte Ortsnamen: Europa Byzanz Jerusalem Europa
2- Da kam Peter von Amiens, ein frommer Einfiedler, von emer Wallfahrt zurück und bat den Papst Urban Ii. um Hülfe für die bedrängten Pilger. Der Papst gab ihm den Auftrag, von Stadt zu Stadt, von Ort zu Ort zu ziehen und den Jammer der Christen in Palästina zu verkündigen. Barfuß, in bloßem Kopfe, nur mit einem groben Pilgerhemde bekleidet, das von einem Stricke zusammengehalten wurde, durchzog Peter binnen Jahresfrist, auf einem Esel reitend, Italien und Frankreich. Ueberall schilderte er mit glühenden Farben die Noth der Christen im Morgenlande und forderte alle zur Bekämpfung der Türken auf. _ Wohin er kam, erweckte er die größte Begeisterung. Er wurde wie ein Heiliger verehrt, und glücklich wurden die gepriesen, denen es vergönnt war, seine Kleidung zu berühren. Die Haare, welche man seinem grauen Esel ausriß, wurden als Heiligtümer aufbewahrt. Nun berief der Papst eine Kirchenversammlung nach Clermont, im südlichen Frankreich, der viele Bischöfe und Herren und eine zahllose Menge Volks beiwohnten. Hier forderte er mit Peter alle Anwesenden auf, die Waffen zu ergreifen, nach Asien zu ziehen und das heilige Grab den Ungläubigen zu entreißen. Bergebung aller fünden, ewigen Lohn im Himmel und unermeßliche Beute verhieß er allen Mitziehenden. Als er seine feurige Rede schloß, da wiederholte ein tausendstimmiger Ruf die Worte des Papstes: „Gott will es, Gott will es!" und alle knieten nieder, um den Segen des heiligen Vaters zu empfangen. Sogleich nahm dieser seinen Purpurmantel und schnitt daraus kleine Kreuze, die er den Vornehmsten der Versammlung anheftete, zum Zeichen, daß sie Streiter feien für das Kreuz Christi. Die übrigen, die an dem Zuge theilnehmen wollten, verschafften sich ähnliche Kreuze. Daher kam der Name Kreuzfahrer.
3. In größter Aufregung eilte ein jeder nach Haus, um sich zum heiligen Kampfe zu rüsten. Kein Stand, kein Alter, kein Geschlecht wollte zurückbleiben. Der Landmann eilte vom Pfluge weg, der Hirt von seiner Herde, Eltern verließen ihre Kinder, ja selbst Mönche und Nonnen entliefen ihren Zellen, um sich dem Zuge anzuschließen. Schon im Frühlinge 1096 zogen ungeordnete Scharen, denen die Rüstung der Fürsten zu lange dauerte, unter Leitung Peters von Amiens und des Ritters Walther ohne Habe, voraus. Auf ihrem Zuge hausten sie wie Feinde und Räuber. Die Reichthümer der Juden reizten ihre Habsucht, und sie riefen in roher Wuth: „Verflucht ist dies Volk, das den Heiland gekreuzigt hat! Darum Rache an den Juden für Christi Blut!" Und sie erschlugen die Juden in Deutschland, wo sie dieselben fanden. Die Mehrzahl dieses Gesindels wurde von den Ungarn erschlagen. Der Rest wurde in Kleinasien von den Türken fast ganz vernichtet.
4. Das eigentliche Kriegsheer sammelte sich erst im Herbste unter Gottfried von Bouillon, dem frommen und tapferen Herzoge vsn Lothringen. Dieser führte, begleitet von seinem Bruder Balduin, das wohlgerüstete Heer durch Deutschland und Ungarn nach Konstantinopel. Hier stießen auch die übrigen Grafen und Herzöge zu ihm, die
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Extrahierte Personennamen: Peter_von_Amiens Urban Peter Peter Peters_von_Amiens Gottfried_von_Bouillon Balduin
Extrahierte Ortsnamen: Palästina Italien Frankreich Clermont Frankreich Asien Christi Christi Deutschland Ungarn Kleinasien Lothringen Deutschland Ungarn Konstantinopel
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traurige; allenthalben brach Unordnung und Verwirrung aus. Es galt kein Gesetz mehr; das Faustrecht herrschte ungestört. Die Ritter hausten aus ihren Burgen wie Räuber und Mörder, plünderten wehrlose Kaufleute, stahlen das Vieh des Laudmauns, verwüsteten die Felder und brannten die Hütten nieder. Um diesem Elend ein Ende zu machen, traten die deutschen Fürsten zusammen und beschlossen, wieder einen Kaiser zu wählen. Ihre Wahl fiel auf den schwäbischen Grafen Rudolf von Habsburg (1273). Dieser war nicht reich an Land und Leuten, aber ein kluger, tapferer und redlicher Mann. Die Krönung geschah zu Aachen.^ Als die Fürsten dem neuen Kaiser huldigen wollten, fehlte zufällig das Reichs-scepter, auf welches der Eid geleistet zu werden pflegte. Um jede übele Vorbedeutung zu beseitigen, ergriff Rudolph rasch ein Krucifix und sprach: „Dieses Zeichen, durch welches die ganze Welt erlöset ist, wird wohl die Stelle des Scepters vertreten können." Darauf leisteten die Fürsten die Huldigung. Nur der mächtige Böhmenkönig Ottokar, der sich Hoffnung auf die Kaiserkrone gemacht hatte, wollte dem armen Grafen, wie er Rudolf fpottend nannte, nicht gehorchen. Da zog der Kaiser gegen ihn mit einem Reichsheere und besiegte ihn auf dem M a r ch f e l d e, wo Ottokar Schlacht und Leben verlor (1278). Rudolf ließ Ottykars unmündigem Sohne die böhmischen Länder, aber Oesterreich gab er seinen eigenen Söhnen und wurde dadurch der Gründer des Habsburgischen Herrscherhauses, das noch jetzt in Oesterreich regiert.
2. Nun suchte Rudolf auch im Reiche selbst Recht und Ordnung zurückzuführen. Er durchzog ganz Deutschland und verhängte strenge Strafen über die Friedensstörer. Eine Menge Raubschlösfer wurde zerstört, und die adeligen Räuber wurden gehängt; „denn," sagte Rudolf, „keinen Menfchen halte ich für adelig, der von Raub und unehrlicher Hantierung lebt." Den Zollaufsehern schrieb er: „Ich höre, daß ihr Reisende zu ungebührlichen Abgaben zwingt und unerträgliche Lasten ihnen auslegt; aber ich sage euch: Haltet eure Hände rein von ungerechtem Gut!" Ein Geschichtsschreiber der damaligen Zeit rühmt deswegen von ihm: „Er verbreitet Furcht und Schrecken über die ungerechten Großen und Freude unter dem Volke. Der Landmann nimmt wieder den Pflug zur Hand, der lange Zeit ungenützt im Winkel lag. Der Kaufmann durchzieht jetzt das Land mit größter Sicherheit, und die Räuber und Böse-wichter, die sonst'ungestört umherschwärmten, suchen sich in öden Gegenden zu verbergen."
3. Obwohl Rudolf den ersten Thron von Europa besaß, so machte ihn doch diese hohe Würde nicht stolz'und übermüthig. Auf den Feldzügen trug er wie seine Kriegsgesährten einen groben Mantel, und oft flickte er selbst sein graues Wamms im Angesichte des Heeres. Jedermann hatte freien Zutritt zu ihm. Als einmal feine Diener einen armen Mann zurückweisen wollten, rief er unwillig aus: „Warum weifet ihr ihn ab? Bin ich denn dazu Kaiser geworden, daß man mich vor den Menschen einschließt?" Einst meinten des Kaisers Freunde, er sei oft allzngütig;
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Extrahierte Ortsnamen: Aachen Oesterreich Oesterreich Deutschland Europa
gekommen durch Mcnd)erei, so wollte ich auch Hineingekommen fein) beut ich Mtte mich schier zu Tode gemartert mit Fasten, Beten, Wachen und Knien." Auch studierte er Tag und Nacht mit großem Eifer, besonders die Bibel, so daß sich die Mönche darüber aufhielten und zu ihm sagten: „Nicht mit Studieren, sondern mit Beueln dient man dem Kloster! Aber alles Beten, Fasten und Kasteien brachte seiner Seele keinen Frieden. Aus dieser düstern Gemüthsstimmung riß ihn der Oberausseher des Klosters Staupitz, der Luther lieb gewonnen hatte. Er belehrte ihn und sprach: „Der Mensch wird gerecht, ohne des Gesetzes Werke, allein durch den' Glauben." Luther dachte über die Worte nach und wurde m seinem Innern ruhig.
3. Im Äahre 1508 wurde Luther auf die Empfehlung dez oben genannten Staupitz v:n dem Kurfürsten von Sachsen als Lehrer an bvr neuerrichteten Universität zu Wittenberg und als Prediger an der Schloßkirche angestellt. Durch Luther wurde die Wittenberger Universität berühmt, denn seine kräftige und herzige Art zu lehren und zu predigen zog die Jünglinge von fern und nah dorthin.
Schon im Kloster hatte Luther das faule, gottlose Leben der Mönche kennen gelernt. Er glaubte aber, daß dies anderswo besser sei. Besonders stellte er sich das Leben der Geistlichen in Rom als ein heiliges vor, und den Papst dachte er sich als Muster aller Heiligkeit. Wie freute er sich deshalb, als ihn sein Orden im Jahre 1510 nach Rom schickte! Wie groß aber war seine Enttäuschung, als er dort ankam! Die Priester führten ein üppiges, sittenloses Leben, und die meisten waren so unwissend in göttlichen Dingen, daß sie die heil. Schrist kaum dem Namen nach kannten Jyr Gottesdienst bestand in einem gedankenlosen Hersagen vo.i auswendig gelernten Gebeten. Wahre Gottesfurcht und ernstes Streben nad) Wahrheit fand» er nirgenbs. Das that dem frommen Luther sehr wehe, und er kehrte mit tiefem Leid im Herzen nach Wittenberg zurück; aber gegen solches Treiben öffentlich aufzutreten, wagte er nod) nicht*. Gleich nach seiner Rückkehr nad) Wittenberg wurde er zum Doktor der Theologie (Gottesgelehrsamkeit) ernannt. Er suchte sid) nun dieser neuen Wurde durd) eifriges Forschen in dem Worte Gottes immer würdiger zu machen.
4. Um diese Zeit ließ der versd)wenderische Papst Leo X., angeblich ihn Geld zur Vollendung der prächtigen Peterskirche in Rom zu erhalten, einen Ablaß feil bieten, worin den Käufern von Ablaßz'tteln Vergebung der Sünbe?. für alle Laster und Verbrechen zugesichert wurde. Mönche reisten in allen Ländern umher und priesen mit beredter Zunge dem gläubigen Volke ihre Ware an. Keiner aber war unverschämter als d.r Dominikanermönch Johann Tetzel, der das Kursürftenthum Sachsen mit großem Gepränge burchzog. Kam er vor eine Stadt, so ließ ex lxneinsagen: „Die Gnade Gottes und des heiligen Vaters ist vor eurem Thore!" Dann wurden alle Glocken geläutet, der Bürgermeister, die
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^athsherrn, die Geistlichen und Schulfinber zogen ihm entgegen und führten ihn feierlich zur Kirche. Hier richtete er ein rothes Kreuz und des Papstes Wappen auf und stellte feine 5eiben Kasten baneben In dem einen Befanben sich Ablaßzettel für alle möglichen Sünben;' der anbere war für das Gelb Bestimmt. Dann Bestieg er die Kanzel und pries die große Gnabe und Kraft des Ablaffes. Er pflegte zu sagen: „So-Balb das Gelb in dem Kasten klingt, die Seele in den Himmel springt." Alles Volk strömte herbei und fauste, und Tetzel zog mit gefülltem Gelb' fasten bavon. So liefen auch Leute von Wittenberg hin und fausten sich Ablaß. Als Luther sie nachher zur Buße ermahnte, wiesen sie ihre Zettel vor und meinten, sie hätten nicht mehr nöthig, Buße zu thun. Darüber war Luther tief empört, und er sieng an, gegen den Ablaß zu prebigen. Als Tetzel das hörte, nannte er Luther einen Erzketzer. Da schlug Luther gegen den Ablaß am 31. Oktober 1517 95 Sätze an die Schloßfirche zu Wittenberg, daß sie jebermann lesen sonnte. Dieser Schritt Luthers erregte das größte Aussehen, und binnen vier Wochen waren die Sätze überall besannt.
6- Tetzel und feine Freunbe waren sehr zornig auf Luther. Der Papst ließ ihn aufforbern, binnen 60 Tagen in Rom zu erscheinen, um sich zu verantworten. Der Kurfürst Friedrich der Weise, Luthers Lanbesherr, fürchtete jeboch, daß es dem muthigen Mönche übel ergehen sönne und ersuchte beshalb den Papst, Luther in Deutschland verhören zu lassen. Da Befahl berfelbe, daß Luther in Augsburg vor dem Karbinal Kajetan erscheinen solle. Luther gehorchte. Der Karbinal forberte ihn zum Wiberruf auf, Luther aber verlangte, daß man ihm aus Gottes Wort seine Irrthümer beweisen solle. Zuletzt warv der Kardinal zornig und sprach: „Geh hin und komm mir nicht wieber unter die Augen, es sei benn, daß bu tviberrufen willst!" Luthers Freunbe befürchteten nun, daß der Karbinal ihn gefangen nehmen und nach Rom führen wolle; baruni verschafften sie ihm ein Pferb und ließen ihn heimlich um Mitternacht aus der Stadt. Luther fam glücklich in Wittenberg an. Darnach hatte Luther mit dem berühmten Professor Dr. Eck in Leipzig einen öffentlichen Streit. Hier sprach er offen aus, daß nicht der Papst, sonbern das Wort Gottes in Glaubensfachen unser höchster Richter fei. Der Papst that ihn alsbann in den Bann. Luther aber warf die päpstliche Bannbulle vor dem Elsterthore in Wittenberg am 10. December 1520 in Gegenwart vieler Doktoren und Stubenten in die Flammen. Durch diese sühne That sagte sich Luther gänzlich vom Papste los. Man zitterte für fein Leben, und viele hielten ihn für verloren. Luther aber fannte feine Furcht, und feine Anhänger vermehrten sich immer mehr.
Fast zu gleicher Zeit traten in der Schweiz Ulrich Zroingli und Johann Calvin gegen den Papst auf und würden die Stifter der reformierten Kirche.
6. Im folgenben Jahre (1521) hielt Kaiser Karl V. einen Reichs-
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Luther Ulrich_Zroingli Johann_Calvin Johann Karl_V. Karl_V.
Extrahierte Ortsnamen: Wittenberg Wittenberg Rom Luthers Deutschland Augsburg Karbinal_Kajetan Gottes Rom Wittenberg Leipzig Gottes Glaubensfachen Wittenberg
tag zu Worms, um das Wohl des deutschen Reiches zu berathen. Da sollte auch der Streit zwischen Luther und dem Papste entschieden werden. Luther ward vorgeladen, erhielt einen kaiserlichen Geleitsbrief und mackte sich mit freudigem Muthe auf den Weg. Seine Freunde warnten ihn vor der Wuth seiner Gegner und wollten ihn zurückhalten; aber Luther sprach: „Und wenn sie gleich ein Feuer anmachten, das zwischen Wittenberg und Worms bis an den Himmel reichte, so wollte ich doch hin." Von seinem geliebten Freunde Melanchthon nahm er mit den Worten Abschied: „Komm ich nicht wieder und morden sie mich, so beschwöre ich dich, lieber Bruder, laß nicht ab zu lehren. Du kannst es noch besser als ich, und darum ists auch nicht viel Schaden um mich." Seine Reise glich einem Triumphzuge. In allen Orten, durch die er kam, lief das Volt zusammen, um den berühmten Mönck zu sehen, der es gewagt hatte, gegen den allmächtigen Papst aufzutreten. Kurz vor Worms rietheu ihm seine Freunde wieder umzukehren. Er antwortete: „Und waren soviel Teufel in der Stadt als Ziegel auf den Dächern, so wollte ich doch hinein." Am 16. Avril 1521 zog Luther unter ungeheurem Auflaufe des Volkes in Worms ein, und schon am folgenden Tage ward er vor die Reichsversammlung geführt. Am Eingänge des Saales stand ein alter Ritter und berühmter Feldherr, Georg von Frundsberg. Der klopfte Luther auf die Schulter und sagte: „Mönchlein, Mönchlein, du gehst einen Gang, wie ich und mancher Oberst ihn auch in der heißesten Schlacht nicht gethan haben. Ist aber deine Sache gerecht, so fahre in Gottes Namen fort und fei getrost, Gott wird dich nicht verlassen." Luther trat ein. Da saßen der Kaiser und sein Bruder, König Ferdinand, die Kurfürsten, viele Herzöge, Grafen, Bischöfe und andere Herren. Auch ein Abgesandter des Papstes war zugegen, um Luther zu verhören. Man legte ihm seine Bücher vpr und forderte ihn auf, die darin enthaltene Lehre zu widerrufen. Luther bat sich einen Tag Bedenkzeit aus. Als er am folgenden Tage wieder vor der Versammlung erschien, ward er abermals aufgefordert zu widerrufen. Nuu setzte er in einer gründlichen Rede auseinander, daß er keine von seinen Schriften widerrufen könne. Der kaiserliche Kanzler aber fiel ihm in die Rede und verlangte eine einfache runde Antwort. Da sagte Luther: „Weil benn kaiserliche Majestät eine tunbe Antwort verlangt, so will ich eine geben, die webet' Hötnet noch Zähne haben soll: Es sei benn, daß ich aus Gottes Wort überwiesen werbe, daß ich geirrt habe, so kann und will ich nicht wiberrufen. Hier stehe ich, ich kann nicht anders. Gott helfe mir! Amen." Diese Worte machten aus alle Anwesenben einen tiefen Einbruck. Die Anhänger de- Papstes brangen in den Kaiser, dem Ketzer sein Wort nicht zu halten, sonbern ihn sogleick verbrennen zu lassen. Voll ebles Unwillens entgegnete der jugenbliche Kaiser: „Und wenn nirgenbs in der Welt Treue zu finben wate, so soll man sie bei dem deutschen Kaiset finden!" Obwohl et nun gegen Luthet die Acht aussptach, so bewilligte et ihm bock fteies Geleit auf 21 Tage. Der Kurfürst aber, besorgt um Luther, ließ ihn bei Nacht im Thüringer Walde
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Extrahierte Personennamen: Melanchthon Luther Georg_von_Frundsberg Ferdinand Luther
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lurch fünf Reiter gefangen nehmen und auf die feste Wartburq bei Eisenach bringen.
7. Hier lebte er, als Ritter verkleidet, etwa ein Jahr und übersetzte einen großen Theil der Bibel in die deutsche Sprache / wodurch er die Ausbreitung seiner Lehre bedeutend förderte. Unterdessen hatten seine Anhänger in Wittenberg, besonders der heftige Karlstadt, Unruhen angestiftet. Man hatte Kirchen gestürmt, die Heiligenbilder und allen Schmuck ut den Kirchen zerstört. Als Luther davon hörte, ließ er sich nicht langer aus der Wartburg halten. Trotz der Reichsacht erschien er in Wittenberg und predigte mehrere Tage hintereinander gegen die Bilderstürmer so kräftig, daß die Ordnung in kurzer Zeit wieder hergestellt war.
8. Die Reformation verbreitete sich von nun an sehr rasch, und balv bekannte sich fast ganz Norddeutfchland zu Luthers Lehre. Traurig aber war es, daß die neugewonnene christliche Freiheit noch vielfach und namentlich von den schwer gedrückten Bauern im südlichen und mittleren Deutschland mißverstanden würde. Sie empörten sick gegen ihre Guts-Herrn, zerstörten und verwüsteten das Land und führten die sogenannten Bauernkriege herbei (1521—1525), denen erst nach vielem Blutvergießen ein Ende gemacht werben konnte.
Besonbers gefährlich war ein Aufruhr der Wiedertäufer in Thüringen unter ihrem Anführer Thomas Münzer. Dieser rühmte sich einer besonderen Offenbarung Gottes und gieng darauf aus, eine völlige Gleichheit herzustellen. „In dem Reiche, das ich aufrichte/ sprach er, „bedarf es w'der Obrigkeit noch Fürsten. Der Unterschied zwischen iltnt und Reich hört auf." (är würde aber in Frankenhausen gefangeiu^ und hingerichtet. . •*
Acht Jahre nach dem Reichstage zu Worms hielt der Kaiser eine ' Reichsversammlung zu Spei er (1529), wo den Evangelischen geboten wurde, sich aller Reuerungen zu enthalten und keine neuen Anhänger aufzunehmen. Hiergegen protestierten sie, weshalb sie den Namen Protestanten erhielten. Um den Kirchenstreit friedlich beizulegen, berief dev Kaiser im folgenden Jahre (1530) einen Reichstag zu Augsburg. Die Protestanten überreichten zu ihrer Vertheidigung eine Schrift, in der Philipp Melanchthon die ganze lutherische Lehre zusammengefaßt hatte. Diese Schrift heißt die Augsburger Konfession (b. i. Bekenntnis. Weil nun der Kaiser den Lutherischen die letzte Frist zur Rückkehr in die katholische Kirche stellte und die Verbreitung der Reformation wieber bei harter Strafe verbot, schlossen die protestantischen Stänbe in (Schmal-salben ein Bünbniß zu gegenseitigem Beistanbe, wenn sie um ihres Glaubens willen angegriffen würden. Und wahrscheinlich wäre es jetzt schon zu einem blutigen Religionskriege gekommen, wäre der Kaiser nickt durch seine Kriege gegen die Türken und gegen Frankreich hinlänglich beschäftigt gewesen. Luther sollte jeboch den Jammer eines Religionskrieges nicht mehr erleben.
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Extrahierte Personennamen: Thomas_Münzer Philipp_Melanchthon Philipp
Extrahierte Ortsnamen: Eisenach Wittenberg Wittenberg Deutschland Frankenhausen Worms Frankreich
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10. Im Jahre 1525 hatte sich Luther mit Katharina von Bora verheiratet. Er führte mit ihr ein glückliches Familienleben. _ Nach der Arbeit erheiterte er gern sich und die Seinen durch Musik, die er sehr liebte. Auch liebte er es, beim fröhlichen Mahle mit seinen Freunden heitere Reden zu führen. Seine Mildthätigkeit gegen Bedürftige gieng oft so weit, daß er seinen letzten Thaler dahingab. Er arbeitete viel und angestrengt; dadurch wurde sein Körper nach und nach sehr schwach und kränklich. Trotzdem reiste er im Januar 1546 nach Eisleben, um dort einen Erbschaftsstreit zwischen den beiden Grafen von Mansfeld zu schlickten was ihm auck gelang. Aber dies Friedenswerk sollte sein letztes sein. Er wurde am 18.' Februar 1546 in derselben Stadt, wo er vor etwa 62 Jahren das Licht der Welt erblickt hatte, durch einen sausten Tod hmweg-genommen. Seine letzten Worten waren: „Vater, in deine Hände befehle ich meinen Geist, du haft mich erlöset, mein treuer Gott." Die Nachricht von seinem Tode verbreitete im ganzen Lande tiefe Trauer. Seine Leiche wurde mit einem zahlreichen Gefolge und großer Feierlichkeit nach Witten berg geführt und dort in der Schloßkirche begraben. Nach 14 Jahren fand auch fein Frennd Melanchthcn neben ihm seine Ruhestätte.
48. Gustav Wasa (1523—1560).
1. Im Jahre 1397 waren die drei Reiche Dänemark, Norwegen und Schweden zu einem einzigen Reiche verbunden, über welches die Könige von Dänemark regierten. Die Schweden suchten jedoch ihre Selbständigkeit zu behaupten, und an ihrer Spitze standen Reichsvorsteher mit fast unumschränkter Gewalt. Als aber Christian Ii., der wegen seiner Grausamkeit der Nero des Nordens genannt wurde, in Dänemark zur Regierung kam, wollte er die Schweden sich völlig unterwerfen, und so kam es zu langwierigen Kämpfen zwischen ihm und dem Reichsvorsteher. Während dieser Kämpfe wurden einst Friedensverhandlungen versucht, wobei die Schweden dem Könige mehrere Geiseln stellen mußten. Unter diesen befand sich Gustav Wasa, ein hoffnungsvoller junger Mann aus einer alten und verdienten Geschlechte. Christian Ii. ließ die Geiseln nach Dänemark bringen und hielt sie in Haft. Als aber Gustav Wasa vernahm, daß Christian von neuem große Kriegsrüstungen gegen die Schweden betriebe, entfloh er in Bauernkleidern und kam ans abgelegenen Wegen nach Flensburg, wo er sich als Viehtreiber einer kleinen Gesellschaft deutscher Viehhändler anschloß. Mit ihnen kam er nach Lübeck. Da diese mächtige Hansestadt von Christian vielfach beleidigt worden war, fand der Flüchtling hier Schutz und wurde nach sieben Monaten mit einem Kauffahrteischiffe glücklich uach Schweden übergesetzt. Hier versuchte Gustav, das Volk zur Vertheidigung aufzurufen, aber überall fand er nur Mutlosigkeit. Daher mußte er in Bauerntracht von einem Orte zum andern fliehen und die Nächte bald im Korn, bald in den Wäldern zubringen.
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Extrahierte Personennamen: Katharina_von_Bora Gustav_Wasa Gustav Christian_Ii Gustav_Wasa Gustav Christian_Ii Gustav_Wasa Gustav Christian Christian Gustav Gustav