Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
\. Die Urbewohner Deutschlands.
(Nach: Dr. Friedr. Merkel, Deutschlands Ureinwohner. Rostock 1873, und Schuhmacher, Bor Jahrtausenden, Bremer Sonntagsblatt. Jahrg. 1863, Nr. 19.)
einer Zeit, während welcher Europa von einer tropischen Sonne erwärmt wurde, in welcher Deutschland Palmen und Lorbeerbäume hervorbrachte und ungestört von menschlichen Nachstellungen Löwen, Elefanten und Nashörner Deutschland bevölkerten, folgte das Hereinbrechen einer entsetzlichen Kälte, welcher ganze Tier- und Pflanzengattungen zum Opfer fielen. In dieser Eiszeit Europas war jedes Gebirge der Ausgangspunkt eines unendlichen Gletschermeeres; Gipfel, welche jetzt schon im Frühling ihre Schneebekrönung verlieren, begruben das ganze benachbarte Land in einer gewaltigen Eismasse. Solche Gletscher lassen sich z. B. selbst auf dem Schwarzwald nachweisen, und von den Alpen weiß man mit Sicherheit, daß damals fast alle Schweizer Seeen nicht existierten, sondern von gewaltigen Gletschern überzogen waren; so der Genfer, Züricher, selbst der Bodensee. Die von den Eismassen der skandinavischen Gletscher fortgeführten Jrrblöcke reichen in einer ungeheuren Bogenlinie von Magdeburg bis Moskau.
Als endlich, wozu auch der Golfstrom das Seine beitrug, das Eis zu fchmelzeu und die Gletscher zurückzuweichen begannen, da begegnen wir den ersten sicheren Spnren des Menschen. Ein unwirtliches Klima, dem heutigen des nördlichen Schweden etwa ähnlich, hatten die damaligen Bewohner unseres Deutschlands auszuhalten, mit furchtbaren, kräftigen Feinden hatten sie zu kämpfen. Einige große, ungeschlachte Tiere hatten die Eiszeit überdauert und waren von neuem aus südlicheren Gegenden hergekommen: das Mammut, jener Riese unter den Elefanten, das Flußpferd, welches heute nur noch in afrikanischen Flüssen lebt, und das sibirische Nashorn, von welchem man, ebenso wie vom Mammut, ein vollständiges Exemplar aus der damaligen Zeit in dem Eise Sibiriens eingefroren gefunden hat.
Außer diesen pflanzenfressenden, weniger gefährlichen Tieren bedrohten den Menschen Raubtiere, gegen welche die heutigen unschuldig erscheinen: Bär, Hyäne, Tiger; alle von gewaltigem Knochenbau, jetzt ausgestorbeu. Hirsche, Rehe, Stiere und kleinere Tiere, die ebenfalls vorhanden waren,
Richter, Bilder a. d. dtsch. Kulturgesch. I.- 1
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Extrahierte Personennamen: Merkel
Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Deutschlands Rostock Europa Deutschland Deutschland Europas Schwarzwald Magdeburg Moskau Schweden Deutschlands Sibiriens
1. Die alten Deutschen.
1. In der Zeit, als der Herr Jesus Christus auf Erden wandelte, sah es in unserem deutschen Vaterlande ganz anders aus als jetzt. Da gab es noch keine Eisenbahnen, keine Straßen, ja, nicht einmal Dörfer und Städte. Selbst fruchtbare Acker und ivohlgepflegte Wiesen, wie wir sie heute allemärts sehen, fand man nur selten. Den größten Teil Deutschlands bedeckten dichte, undurchdringliche Wälder. Dazwischen lagen meilenweite Sümpfe und Moräste, die durch die häufigen und anhaltenden Regengüsse und Überschwemmungen der vielen Flüsse entstanden waren.
Die ausgedehnten Wälder und Sümpfe machten natürlich das 5uima überaus feucht und kalt. Außerdem war es in den Wäldern ^ nicht geheuer; denn da hausten zahlreiche wilde Tiere, die bei uns jetzt nicht mehr oder doch seltener vorkommen: Bären und Wölfe, Auerochsen und Elentiere neben vielen Hirschen, Rehen und großen Wildschweinen, auf den riesigen Eichen, Ulmen und Tannen Adler, Falken und Uhus, und in den Gewässern und Sümpfen wilde Schwäne, Gänse und Fischreiher.
2. Die Leute, die dieses rauhe und unwirtliche Land bewohnten, waren unsere Vorfahren. Von ihren westlichen Nachbarn, den Kelten, und später auch von den Römern wurden sie Germanen genannt. Es waren große breitschultrige Gestalten. Als ein römischer Heerführer zum ersten Male Germanen sah, glaubte er Riesen vor sich zu haben, so erstaunt, ja, geradezu erschrocken war er über den „mächtigen Wuchs, das trotzige blaue Auge und das rötlich blonde Haar" bei allen Männern und Frauen. Dabei besaßen die alten Deutschen außerordentliche körperliche Kraft und Gewandtheit. Starke Männer vermochten mit Leichtigkeit bedeutende Felsblöcke weit fortzuschleudern und armstarke Bäume mit den Wurzeln aus der Erde zu reißen. Von dem Fürsten eines deutschen Volksstammes wird erzählt, daß er über vier Pferde hinwegspringen konnte, und jeder Germane hielt es für schimpflich, beim Besteigen eines Pferdes Steigbügel zu gebrauchen.
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tiefen, klebrig-dickmusigen Schlamme, daß im Herbste zuweilen geradezu
aller Verkehr in den Marschen aufhört. Muß man reisen, so ist man
zufrieden, wenn man zwei Stationen an einem Tage zurücklegt.
Obwohl ich die Marschen schon oft gesehen hatte, überraschte mich
doch auch hier wieder der Anblick dieser eigenthümlichen Bodengestal-
tung. Vor mir, zur Rechten und zur Linken, lagen unabsehbare Wiesen-
fluren, in der Rahe und Ferne mit Heerden weidender Rinder bedeckt;
selbst von den entlegensten Weiden schimmerten noch wie Wiesenblümchen
die bunten Rücken der Ochsen und Kühe. Wie die Rinder, so sind
auch die Wohnungen der Leute weit und breit verstreut. Sie liegen
auf künstlich errichteten Hügeln von 10 bis 15 Fuß Höhe, die „Wurten"
(anderwärts „Warfen", auch „Warten") genannt werden, und die den
Bewohnern und allen ihren Habseligkeiten als Zufluchtsorte bei großen
Ueberschwemmungen dienen. Auf solchen Wurten wohnen nicht nur
Friesen, sondern überhaupt alle Leute an der ganzen Küste von Schles-
wig und Holsteiii/bis nach Hamburg hin, an allen Ufern der untern
Elbe und Weser, der Jahde, der Ems und in einem großen Theile
der Niederlande. Wie Burgen ragen die Hügelwohnungen aus dem
Grasmeere hervor, und man sieht bis weit an die Grenze des Hori-
zonts noch viele solcher Burgen auftauchen.
Aus diese Wurten wird auch Alles mit hinauf gezogen, was die
Feuchtigkeit der Wiesengründe nicht verträgt, namentlich der Gemüse-
garten. Kohl und Rüben werden überall an den Abhängen dieser Hügel
gebaut. Im Sommer sind die Wurten 'alle von dem in der Blüthe
stehenden Senfsamen gelb gefärbt. Auch steht hier und da ein Baum
auf dem Gipfel des Hügels neben dem Hause. Sonst ist in der Marsch
selbst nirgends ein Busch oder Baum zu erblicken. Die Häuser sind
hier in einem ganz anderen Style gebaut, als auf der Geest: sie sind
nur einstöckig, lang, von Ziegeln, ohne vielen Holzaufwand, wie in
Holland, und über den niedrigen Thüren ist immer ein kleiner, schmaler
Dogen, der schneeweiß angekalkt ist, der einzige übertünchte Streifen
am ganzen Hause. Neben den Thüren findet man immer zwei eiserne
Ringe eingeschlagen, um Reitpferde daran anzubinden; denn bei der
argen Weglosigkeit der Marsch im Herbst und Winter reiten die Be-
wohner lieber zu einander, selbst die Weiber, die von ihren Männern
hinten aus das Kreuz des Pferdes genommen werden.
Einen eigenthümlichen Zug bilden in der Landschaft die Deiche,
die sich in langen Linien durch die Wiesen strecken. Man unterscheidet
sie in Binnen- und Haf- oder Seedeiche. Mit dem- letztern Namen
wird der äußere Deich, der gegen die See schützt und unmittelbar an
der Küste hinläuft, bezeichnet. Wenn das Land nach dem Meere zu
anwächst, und dann durch seine Eindeichung ein neuer „Hafdeich" ent-
steht, so wird der alte dadurch ein Binnendeich; denn man läßt diese
bestehen, weil ihre Wegschaffung sehr kostspielig sein würde, und weil
sie auch beim etwaigen Durchbruche des Hafdeiches doch noch schützen
können. — Weil die Deiche meistens erhaben und daher trockener find,
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Extrahierte Ortsnamen: Hamburg Niederlande Holland
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den Zwillingsbrüdern, dem Vorder- und Mittel-Rhein, seine
Vereinigung feiert. Von Chur ab fließt der Rhein schon als mächtiger
Gebirgsstrom in nördlicher Richtung durch ein breites, angebautes Thal
zum Bodensee, den er unterhalb Constanz verläßt, um dann in
vorherrschend westlicher Richtung bis Basel zu strömen. Auf dieser
Strecke durchbricht er in dem 60 Fuß hohen Fall bei Sch aff hau jen
die Kalkmassen des Jura, während reißende Alpengewässer, durch das
flachhügelige Hochland der nördlichen Schweiz herbeieilend, mit ihm sich
vereinigen.
2. Von Basel ab durchströmt der Rhein in nördlicher Richtung
die 36 Meilen lange und 6 Meilen breite oberrheinische Ebene,
links und rechts von steil aufsteigenden Gebirgen, den Vogesen aus fran-._
zösischer und dem Schwarz - und Odenwalde aus deutscher Leite, be-
gleitet. Ueber den mit Burgruinen bedeckten Bergabhängen breiten sich
Waldungen aus, die bis an den Fuß der Gebirgsrücken reichen. Hier
ziehen Heerstraßen durch die überaus belebten Kulturflächen des Elsasses,
der Pfalz, Badens an volkreichen Ortschaften vorüber, und viele, zum
großen Theil schiffbare Zuströme (Jll, Neckar) durchbrechen die umschlie-
ßenden Gebirgshöhen und führen ihre Waffer der Hauptader zu.
3. Bei dem Austritt des Stroms aus der oberrheinischen Ebene
bei Mainz wird die Natur des Rheinthals eine wesentlich andere.
Nur noch bis Bingen durchfließt er ein heiteres, mit rebenbekränzten
Hügeln umsäumtes Gelände, das paradiesische Rh ein g au; dann aber
treten von beiden Seiten Gebirgsmassen unmittelbar an den Spiegel
des Stroms, der dieselben in einem 40 Stunden langen Spalt zwischen
Bingen und Bonn gewaltsam durchbricht. Eine oft durch den Fels
gesprengte Heerstraße windet sich an seinem linken Ufer dahin, und dro-
hend schauen von den waldgekrönten Felshöhen die Ruinen mittelalter-
licher Raubburgen herab, deren adlige Herren einst die Fahrt auf den
freien Wogen des Stroms mit Zoll und Mauth belasteten. In diesem
Thalspalt ragt auch der 400 Fuß hohe Fels empor, auf welchem vor-
dem die Lorelei durch sinnbethörende Lieder die Schiffer in ihre todt-
bringenden Strudel verlockte, während jetzt die Böllerschüsse des Dampf-
bootes ein vielstimmiges Echo erwecken.
Unstreitig fanden die Wasser des Rheinftroms in frühern Perioden
ihren Abfluß in den beckenartig geformten Spalt der oberrheinischen
Ebene, die erst trocken gelegt wurde, als durch vulkanische Gewalten
die gleichartig geformten Massen der vorgelagerten Schiesergebirge des
Taunus und Hundsrück in zwei Hälften gesondert und der Felsriegel
gesprengt wurde, der dem Strom seinen Erguß zum Ocean versperrte.
Unterhalb Koblenz wandelt sich die Natur der Userseiten aber-
mals. Schon bei Andernach tritt eine Menge abgestumpfter Vulkan-
kegel hervor; die Ausfüllung der Schluchten durch Seebecken mit lava-
artigen Userumsäumungen, die in mächtigen Ablagerungen die Ebenen
von Neuwied und Andernach bedecken, auf dem rechten User das
Siebengebirge mit seinen sieben Basalt- und Trachitkegeln, alle diese
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Landwirte rief er nicht nur auf die königlichen Domänen als Aussetzer oder Pächter, sondern er ermunterte auch die Edelleute, diesem Beispiele zu folgen. Den Klöstern Schlesiens, die sehr große Ländereien befaßen, bestätigte er die neu gewählten Äbte nur gegen das Versprechen, auf ihren Gütern Weinstöcke, Maulbeerbäume und Kartoffeln pflanzen, Bieuengärten anlegen, die Schafzucht veredeln, magdeburgifche Verwalter und französische Seidenbauer kommen zu lassen.
Zur Zeit Friedrichs war der Kartoffelbau noch nicht allgemein eingeführt. Merkwürdig bleibt es nun, wie viel Mühe der König hatte, feine Unterthanen zum Anbau und zum Gebrauch dieses für uns jetzt unentbehrlichen Nahrungsmittels zu gewöhnen. Als im Jahre 1745 eine große Hungersnot herrschte, schenkte Friedrich einzelnen Ortschaften ganze Wagenladungen voll Kartoffeln, ließ die Leute über den Gebrauch der Frucht belehren und selbst von den Kanzeln herab den Anbau derselben empfehlen; aber alles war umsonst, die Bauern wollten nichts davon wissen. In einzelnen Ortschaften Schlesiens glaubte man, der Genuß derselben erzeuge das Friesel (Fieber), weshalb man sie Frieselbissen nannte. Fast mit Zwang wurde der Gebrauch der Kartoffel zunächst in Pommern verbreitet, und erst in den bösen Hungerjahren 1771 und 1772 kam auch in den übrigen Provinzen eine Brot-teuerung den Ermahnungen der Behörden zur Hilfe, so daß der König auf feiner Reise durch Niederschlesien die Freude hatte, überall Kartoffelfelder zu sehen. Er befahl auch feinen Beamten den Gebrauch der Kartoffel und ging selbst mit gutem Beispiele voran. Als er auf feiner schlesischen Reise in Brieg sich aufhielt, ließ er sich die dampfenden Kartoffeln auf den Balkon des Kommandantenhaufes bringen und aß sie vor den Augen des zuschauenden Volkes.
Große Striche fruchtbaren Landes wurden durch die Entwässerung des Oder- und Warthebruches gewonnen. Die Oder, welche sich nördlich von Frankfurt in zahlreiche Arme teilte, überschwemmte oft meilenweit die Niederungen und verwandelte sie in sumpfiges Bruchland. Die spärliche Bevölkerung desselben konnte sich nur notdürftig von Fischfang, Jagd und Viehzucht erhalten. Die Schutzarbeiten früherer Jahrhunderte waren ohne besondere Erfolge geblieben. Da nahm Friedrich nach Beendigung des 2. schlesischen Krieges das Werk der Entwässerung in die Hand. Er ließ das Hauptbett der Oder vertiefen, und dem Strome einen möglichst schnellen Abfluß zu schaffen. Zur Verhütung weiterer Überschwemmungen wurde der Fluß mit Deichen oder Dämmen eingefaßt und durch zahlreiche Gräben und Kanäle das Wasser aus den versumpften Gebieten in den Strom abgeleitet. Nach sieben Jahren war das Werk beendigt, mehr als 200 000 Morgen fruchtbares Land gewonnen und die ehedem weit ausgedehnte Wildnis in Kulturboden verwandelt, der, fortan gegen die verheerenden Gewässer geschützt und mehr und mehr mit blühenden Dörfern bebaut, sich zu einem der reichsten Ackerbauländer des
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Extrahierte Personennamen: Friedrichs Friedrichs Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich
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Warum? Weil es da am kältesten ist.
In den Thälern wird sogar Feldbau getrieben. Er ist aber ge-
ring und beschränkt sich zum größten Teile auf Hafer, Kartoffeln und
Flachs. Dafür giebt es zahlreiche Wiesen mit nahrhaften Futter-
kräutern. Sie finden sich namentlich in den Thalsohlen und an den
niederen Abhängen der Berge. Nach oben hin nehmen sie bald an
Güte und Ergiebigkeit ab und machen erst kleineren, dann ausgedehn-
teren Waldungen Platz. Aber auch diese verlieren mit der zunehmen-
den Höhe an Umfang. Die Bäume selbst wachsen nicht mehr so hoch
und werden immer kleiner und kleiner. Noch weiter aufwärts finden
sich dann vereinzelte Grasplätze, die, um ergiebiger zu werden, sogar
gedüngt werden müssen, und dürftiges, am Boden hinkriechendes Knie-
holz (der Lehrer zeigt es!). Auf den Bergspitzen.fehlt selbst dieses,
und nur Moose und Flechten bedecken das nackte Gestein. Der Gras-
wuchs auf den Kammwiesen ist ganz mager und lohnt nur aller zwei
Jahre die Mühe des Abmähens. — Hier habe ich ein Bild von
einem Teile des Riesengebirges, auf dem ihr das alles sehen könnt
(der Lehrer hängt das bekannte Lehmannsche Bild: Das Riesenge-
birge auf). —
Was siehst du hier in den Thälern? Felder.
Welcherlei Feldfrüchte werden vorzugsweise angebaut? Hafer, Kar-
toffeln und Flachs.
Welche nicht? Weizen und Korn.
Warum nicht? Weil es zu kalt ist, und diese gerade Wärme
brauchen.
Was siehst du neben den Feldern? Wiesen.
Was findet sich weiter bergaufwärts? Wald.
Wie wird dieser Wald mit der zunehmenden Höhe? Kleiner,
niedriger.
Was geschieht endlich? Er hört ganz auf.
Warum? Weil es zu kalt ist.
Was wächst dann nur noch? Knieholz, Gras.
Wie steht es damit auf den Bergspitzen? Beides fehlt.
Wie sind also die Bergspitzen? Nackt, kahl.
Womit sind sie nur bedeckt? Mit Moosen und Flechten.
Fasse nun zusammen, was du über die Pflanzenwelt des Riesen-
gebirges weißt! Das Riesengebirge hat in den Thalsohlen und an den
unteren Abhängen seiner Berge Felder und Wiesen, weiter aufwärts
erst Wald, dann mit Knieholz und Gras bewachsene Flächen, und
endlich Moose und Flechten.
Gieb mir noch einmal an, was sich in den Thälern des.riesen-
gebirges sindet! Felder und Wiesen.
Giebt es hier viel oder wenig Felder (sieh' auf das Bild!)? Wenige.
Wie steht es also mit dem Ackerbau? Dürftig.
Worauf verwenden die Bewohner mehr Sorgfalt? Auf den
Wiesenbau.
Zu welchem Zwecke thun sie das? Um Viehfutter zu gewinnen.
Womit beschäftigen sich somit wohl die meisten Bewohner? Mit
Viehzucht.
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Fuß. Ohne jeden Pfad führt sie durch ein Gewirr von Felsblöcken,
modernden Ästen, Stämmen und Stöcken, die mit weißen Flechten und
langem Moose überkleidet sind. Morsche Stämme, auf denen junge
Tannen- und Fichtensaat üppig wuchert, krachen dumpf unter dem
Tritte zusammen; umgestürzte Bäume, vom Winde gebrochen, bilden
allerwärts natürliche Verhaue, dichtes Gestrüpp von Himbeeren, Brom-
beeren und Heidelbeeren verstricken bei jedem Schritte den Fuß. Da-
neben überdecken weiche Mooshügel trügerisch den zerklüfteten Boden
oder sumpfige Strecken, in die man beim Betreten leicht einsinkt. Ist
man in solchen Wirrwarr einmal hineingeraten, so hat man Mühe
und Not, wieder herauszukommen. — Der König der Urwaldbäume
ist die Tanne. Sie erreicht oft die Höhe unseres Thomaskirchturmes/)
ihr Alter aber beläuft sich nicht selten auf 300—400 Jahre. Andere
Hauptbäume sind Fichten und Buchen.
Ein Seitenstück zu diesem Urwalde, aber nicht in der großen Welt
der Bäume, sondern in der kleinen Welt der Moose, bilden die Torf-
moore. Sie finden sich sowohl auf den breiten Rücken der einzelnen
Gebirgszüge, als auch in den Thalgründen längs der Flüsse. Moore
können sich nur da bilden, wo muldenartige Vertiesungen vorhanden
sind, wo der Boden ähnlich gestaltet ist wie eine Fleischermulde. In
diesen Vertiesungen wird nämlich das Regenwasser festgehalten. An
dem Rande solcher stehender Gewässer siedeln sich dann zahlreiche
Wassermoose, vor allem das Sumpf- oder Torfmoos, -an, und sie
wachsen von ihm aus nach der Mitte des Wasserspiegels. So entsteht
allmählich eine Moosdecke, welche im Lause der Zeit den Wasserspiegel
ganz verschließt, dabei aber auch immer mehr an Dicke zunimmt und
aus ihrer Oberfläche anderen Sumpfgewächsen einen geeigneten An-
siedlungsplatz gewährt. Indem nun aber dieses schwimmende Land,
die ursprüngliche Mooshaut, nicht bloß in die Breite, sondern auch in
die Dicke wächst, senkt es sich unter den Wasserspiegel, aber nur so
weit, daß die aus dem vermodernden Moose von neuem wachsenden
Pflanzenarten noch über den Wasserspiegel emporragen. Werden nun
diese neuen Ansiedler größer, so wird auch die schwimmende Moosdecke
wieder schwerer; wieder sinkt sie tiefer in das Wasser, verfault und
gewährt einer dritten Pflanzenansiedlung Platz. Indem nun auf diese
Weise das schwimmende Land sich immer mehr und mehr senkt und
nach jeder Senkung eine neue Pflanzenwelt auf der eben erst versun-
kenen zum Vorscheine kommt, wird allmählich die schwimmende Masse
so dick, daß sie den Grund ihres Wasserbeckens erreicht und somit das-
selbe von unten bis oben ausfüllt. Auf diese Weise sind die Moore
Jahrhunderte, ja Jahrtausende hindurch gewachsen und wachsen sie noch
gegenwärtig. Ihre Mächtigkeit ist sehr verschieden; oft beträgt sie nur
einen, oft mehrere Meter. Die durch die Verwesung des Sumpfmooses
mtstandene Masse heißt Torf („der Torf"). Er ist ein sehr wichtiges
Brennmaterial; er wird auch zur Herstellung von Torfpapier, Torf-
tapeten und weißen Lichten verwendet. — Der Anblick eines Moores
ist überaus öde; nirgends bietet sich dem Auge eine andere Farbe als
') Dieser ist 6t) in hoch.
Weigeldt, Geographie von Deusckland. 2
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lauter kräftige Gestalten, mehr Gesundheit als Schönheit im Gesicht,
mehr Kraft als Anmut im Gang, ernst, doch nicht kopfhängerisch da-
herschreitend, die Weiber im schwarzen Kopftuch oder das schwarze
Bändermützchen auf dem blonden Haar, die Männer in schwarzer
Schirmmütze, alte Bauern in weiter schwerer Sammethose — nirgends
zerlumptes Gesindel, kein einziger Bettler, wie es scheint, im ganzen
Lande.
Wie aber ernähren sich die Bewohner? _ Sie sind vorzugsweise
angewiesen auf die drei Hauptprodukte der Heide: Schafe, Buchweizen
und Honig. Die grobe, meist schwarzbraune Wolle der Heidschnucken
liefert ihnen den Stoff zu fast allen ihren Kleidungsstücken und das
überaus wohlschmeckende Fleisch gar manchen Braten. Der Buchweizen
liefert ihnen ihre Hauptnahrung. Er wird teils zu Mehl, teils zu
Grütze verarbeitet. Der Honig endlich ist ihnen eine sichere und reiche
Erwerbsquelle. Ganze Fuder bringt der „Imker" (Bienenvater) zu
Anfange des Herbstes nach Hamburg und Celle und kehrt mit gefülltem
Beutel in sein Heidedorf Zurück.
Die Zahl der Wohnorte ist im Innern der Lüneburger Heide
äußerst gering, am äußern Rande dagegen ziemlich bedeutend. Wie
in den Marschen verrät auch hier gewöhnlich ein Eichenbestand den
einsamen Hof oder die kleine Gehöftgruppe. So traulich liegen die
Wohnungen der Heidebauern oft im Laubschatten, daß Mansie mit ihren
frischroten Ziegeldächern nur weniger früh gewahr wird, als bis man
sich in ihrer nächsten Nähe befindet. Da aber nehmen sich die Back-
steinhäuser äußerst schmuck aus. Ist doch der deutsche Nordwesten in-
sonderheit die Heimstätte deutscher Reinlichkeit.
Eine auffällige Erscheinung in der Lüneburger Heide sind die ziem-
lich häusig vorkommenden Hünengräber und erratischen Blöcke.
Jene sind weithin sichtbare Hügel, welche die Grabstätten alter ger-
manischer Helden umschließen. Diese sind größere und kleinere Stein-
blöcke, welche auf Eisbergen (Gletschern) aus den skandinavischen Ge-
birgen nach Süden getragen worden sind und hier in unzählbarer
Menge die norddeutsche Tiesebene bedecken.
Zum Teil inmitten der Lüneburger Heide, hauptsächlich aber und
in gewaltiger Ausdehnung westlich von der unteren Weser (besonders
im Gebiete der Ems) breiten sich
die Moores aus. Noch erinnert ihr Name an das Meer, und
in der That bildet das Wasser, wenn eben auch nicht das Meerwasser,
einen Hauptbestandteil und den eigentlichen nährenden Schoß dieser
Erdform. Wo sich Moore bilden sollen, bedarf es in allen Fällen
muldenartiger Vertiefungen, in denen Wasser festgehalten wird.
An den Ufern solcher stehender Gewässer siedeln sich gern die gelblich
oder rötlich aussehenden Arten der Wassermoose, vor allem das
Sumpf- oder Torfmoos, an und wachsen von diesen aus nach der
Mitte des Wasserspiegels. Über dem von ihnen in Besitz genommenen
') Vergl. Masius, Naturstudien. Bd. Iv, 113—133; Guthe, die Lande Braun-
schweig und Hannover. S. 49 u. folgende; Zeitschrift für Schulgeographie. Bd. Iii,
26 35; „Daheim" 1868. No. 42; Ku^en, das deutsche Land ?c. 487—507.
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Extrahierte Ortsnamen: Hamburg Celle Lüneburger_Heide Lüneburger_Heide Lüneburger_Heide Hannover
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tiefere Neckarland und die fränkische Ebene mit mauerartig fortlaufen-
den Steilrändern 3—600 m gehobenes Kalk-Plateau. Dieses lehnt
sich (südlich von Rottweil) an den südlichen Fuß des granitischen
Schwarzwaldes an und zieht sich in anfangs nordöstlicher, später nörd-
licher Richtung bis zum Maine. Oben auf dem Plateau ist der Jura
einer der traurigeren Landstriche Deutschlands. Ein rauhes Klima, viel-
fach zerklüftetes Gestein, mit Kalkgrus bedeckt, eine dünne Ackerkrume
und wenige Ortschaften, das sind die charakteristischen Züge. _ Dazu
kommt noch infolge des raschen Eindringens der Niederschläge in den
Kalkstein des Gebirges ein sehr empfindlicher Wassermangel, der
erst seit neuester Zeit durch großartig angelegte Maschinenwerke, die
das Wasser aus der Tiefe emporsenden, teilweise beseitigt wurde.
Der Jurakalk giebt fast nirgends dem Ackerbau günstigen Boden.
Auch wo seine Flächen nicht mehr die Höhe von 700 m erreichen,
hindert doch der Wassermangel die Vegetation. Der Acker giebt
dürstigen Ertrag; Waldwuchs ist gering.
Einen angenehmen Gegensatz zu der Hochfläche bilden die zahl-
reichen Querthäler, welche den Jura durchsetzen. In ihnen ist der
Wasserreichtum von einer staunenswerten Fülle. Gebildet durch das
schnelle Eindringen der Niederschläge in den Kalkboden, treten an
vielen Orten zahlreiche Quellen, meist von gewaltiger Mächtigkeit
(nicht selten gleich in der Stärke von Mühlbächen) zu Tage. Anmutige
Ortschaften mit reizenden Obsthainen und Gärten nehmen die Thal-
sohlen ein, herrliche Buchenwaldungen bedecken die Abhänge, und alte
Ritterburgen krönen die steilen, fast unerreichbaren Höhen.
Die Fülle der unterirdischen Wassermassen hat zur Bildung über-
aus zahlreicher Höhlen Veranlassung gegeben, unter denen die bei
Tuttlingen, Müsingen, Urach und Sontheim und die bei Streitberg,
Müggendorf und Rabenstein zu besonderer Berühmtheit gelangten.
Mineralreichtum ist unbedeutend; außer etwas Eisenerz (be-
sonders am Nordabhange/) giebt der Jura keine Metalle. Da ihm
auch das Wasser fehlt, ist an Industrie kaum zu denken. Nur ein
Industriezweig ist wichtig und reicht weit über das Jura-Gebiet hinaus:
die Ausbeutung der plattensörmig brechenden Steine, unter denen die
feinkörnigen lichtgelblichen Solnhofener der Lithographie der ganzen
Welt dienen. — Die Bevölkerung des Jura ist eine ziemlich schwache;
ihre Dichte bewegt sich zwischen 40 und 50 pro qkm. Keine Stadt
erreicht eine Volkszahl von 10 000 Seelen. Die Ausnahmestellung
von Ingolstadt hat ihren Grund in der Befestigung und sehr starken
militärischen Besatzung der Stadt.
.. Durch das Nördlinger Ries, eine (zwischen Nördlingen und
Ottingen) an der Wörnitz eingelagerte, mit fruchtbaren (Tertiär-)
Schichten überlagerte Ebene (einst ein Binnensee!) zerfällt der deutsche
Jura in zwei Teile, den schwäbischen (südwestlichen) und den frän-
tischen (nordöstlichen) Jura.
Der schwäbische Jura lehnt sich an den östlichen Fuß des Schwarz-
..... Daher hier eine Reihe von Ansiedelungen mit blühender Industrie: Reutlingen,
Göppingen, Aalen, Gmünd und Eßlingen.
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und meist prachtvoll blaues Eisthor, das Gletscherthor genannt,
hervorbrechen. Solche Gletscherbäche sind die Anfänge der später
so majestätisch dahinrauschenden Alpenströme, und die Gletscher selbst
sind die unerschöpflichen Wasserbrunnen, aus denen jene gespeist werden.
Da nun die Gletscher ihre Gaben den ihnen entquellenden Strömen
gerade dann am reichlichsten spenden, wenn (im hohen Sommer) die
niederen Berge und Hügel ihren Tribut versagen, so erhalten sie ihnen
stete, gleichmäßigere Wasserfülle. So führen also die Gletscher in
Form von Eis die in der Region des ewigen Schnees sich allmählich
anhäufenden Schneemengen in Regionen, wo dieselben schmelzen können.
Sie spielen im Haushalte der Natur eine ähnliche Rolle wie die Ströme,
sie entwässern nämlich gewisse Gebiete.
Die Gletscher vermehren auch die Zugänglichkeit der Alpen;
manche der tiefen Schluchten würde unübersteiglich sein, wenn nicht
Schnee- und Eisbrücken einen Weg über sie bahnten.
Die meisten Gletscher der Alpen tragen auf ihrer Oberfläche Ge-
steinsschutt. Von den steilen Felsen, welche ein Gletscherbett begrenzen,
lösen sich häufig Stücke los, und diese Trümmer fallen auf den Glet-
scher hernieder. Hier bleiben sie liegen, und im Laufe der Zeit fam-
melt sich so am seitlichen Rande, des Gletschers ein langgedehnter
Schutthaufen. Diesen Schuttwall nennt man Seitenmoräne. Der
langsam sich vorwärts bewegende Gletscher nimmt jenen Schuttwall
nun mit sich und führt ihn thalabwärts. Da wo zwei mit solchen
Seitenmoränen sich wie zwei Flüsse vereinigen, da verschmelzen auch
die beiden sich zugewendeten Seitenmoränen zu einem einzigen Walle,
welcher die Mitte des vereinigten Gletschers einnimmt. Diesen Wall
nennt man dann Mittelmoräne. So führen in Gestalt der Seiten-
und Mittelmoränen manche Gletscher nicht unbeträchtliche Gesteinsmassen
mit sich und bekunden aus das deutlichste ihre transportierende
Thätigkeit.
Wie durch die Gletscher wird auch durch die Lawinen ein Teil
des lockeren Hochgebirgsschnees dem Thale zugeführt. Dies geschieht
namentlich im Frühjahre, wenn der erweichte Schnee an den steileren
Hängen nicht mehr haften kann. Der Schuß eines Jägers, der Pfiff
einer Lokomotive, ja das Jauchzen eines sangesfrohen Älplers genügt
dann, um so gewaltige Schneemassen in Bewegung zu setzen. Ohne
die Lawinenstürze würde manche hochgelegene Matte ohne Vegetation
bleiben. Wieder aber gehören die Lawinen zu den furchtbarsten aller
Naturerscheinungen. Indem sie Bäume und Felsblöcke mit sich fort-
reißen und Häuser und ganze Wälder und Dörfer verschütten und be-
graben, verursachen sie die Verwüstung und Zerstörung aller auf ihrem
Wege liegenden Gegenstände.
Unter den eigentümlichen Naturgebilden der Alpen sind noch die
zahlreichen
t Seen von besonderem Interesse und großer Wichtigkeit. Es sind
kleine im innern Hochgebirge und größere zu beiden Seiten
desselben.
Die kleineren Seen schmücken die höhern Alpengaue und werden
deshalb.hochgebirgsseen genannt. Sie erhalten, da die Gletscher
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