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Da ist die Kote, die wird aus alter Gewohnheit erst abge-
sucht. Aber nur deswegen, denn im Mai, da mag Goldhals keine
trockene Wursthaut und harte Käserinde. Halt, da ist ja schon
jemand! Goldhals macht von der Pritsche aus einen langen Hals.
Ach so, Sie sind es! Ein kleines graues Geschöpf sitzt dort und
knabbert an einem Brotrest, den es in den Pfötchen hält. Schon
hat der Marder es am Nacken. Einmal noch quietscht der Bilch
und zuckt mit der buschigen Rute, dann läßt er alle viere hangen.
Ein bißchen wenig daran, denkt Goldhals, als er den armen
Siebenschläfer verspeist; im Oktober sind sie fetter. Drei Viertel
davon läßt er auf dem Tische liegen, dann verschwindet er in dem
Pflanzgarten. Dort ist nichts, nicht einmal eine Maus, nur eine
Kröte, die ihn mit entzündeten Augen boshaft ansieht. Goldhals
schüttelt sich vor Ekel und huscht weiter, den Holzweg entlang,
den Hang herab, an dem Born vorbei, in dessen Becken die
Unken läuten, in den Schälwald hinein und hinaus, bis an den
Bach. Dort gibt es immer etwas: junge Wasseramseln oder Berg-
bachstelzen, einmal sogar sechs junge Eisvögel auf einmal, fett
wie Schnecken; ein andermal erwischte er eine zweipfündige
Forelle, die nach einem Maikäfer aufging, auch fette Reitmäuse
lebten dort, und wintertags gab es dort Schlehen und Hagebutten.
Heute gab es gar nichts als Unannehmlichkeiten. Der Waldkauz
wurde unverschämt. Er hatte seine drei quappenfetten flüggen
Jungen in der Eiche sitzen und stieß in einemfort knappend und
fauchend nach ihm, bis er geärgert in den Wald zurückkehrte.
Gibt es unten nichts, gibt es oben vielleicht etwas, dachte
Goldhals und huschte an einer Eiche empor. Dort saßen drei
Eichkatzenkobel. Im ersten war nichts, im zweiten dasselbe und
im dritten ebenso viel. Wenn es so bleibt, dachte Goldhals,
dann kann ich Maikäfer fangen, und wütend holzte er von ei-
ner Eiche zur andern. Halt, da riecht’s ja nach Specht! Hinein
mit der Nase in das Loch. Autsch, da hat er eins darauf. Mutter
Spechten versteht keinen Spaß. Als er sich verdutzt die Nase
reibt, saust sie an ihm vorbei. Hops! Jawohl, das ging da-
neben. Aber die Jungen! Ach ja, der Specht ist auch nicht
so dumm, er macht das Loch nicht so groß, daß ein Marder
hinein kann.
„Wenn nicht, dann nicht,“ faucht er und holzt weiter.
Sitzt da nicht ein Taubennest? Ja, da sitzt ein Taubennest!
Taubeneier schmecken fein, junge Tauben noch viel feiner; natür-
lich nur, wenn man sie hat. Das ist diesmal nicht der Fall.
Klapp, klapp, da geht die Taube ab. „Na, dann ein andermal!“
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser]]
578
mit dem Verspeisen seiner Pflanzung so lange warten, bis sie faul
geworden ist. Das kann aber oft lange dauern, und darum befeuch-
tet er das untere Ende mit einer scharfen Flüssigkeit, welche die
Verwesung beschleunigt. Von den verfaulten Enden beißt er große
Stricke ab und ist wohl gar der Meinung, das schmecke ebenso gut
wie das leckerste Butterbrot. Bei seiner nächtlichen Pflanzarbeit er-
wischt er hier und da auch die welk herabhangenden Blätter von
neu gesetzten Kohl-, Runkel- oder Blumenpflanzen, und indem er
diese in seine Röhre herabzerrt, zieht er vielleicht auch die Pflanze
rnit rrm, so daß sie den Kopf irr der Erde hat und vor Schrecken
das Wachsen vergißt. Wenn die Mutter am andern Morgen diese
Arbeit des Regenwurms besieht, so macht sie wohl ein verwundert
Gesicht dazu und meint wohl gar, das sei nicht mit rechten Dingen
zugegangen, oder irgendeirrer habe ihr zur Nachzeit einen lockern
Streich gespielt.
Der Regenwurm ist für seine Arbeit in der Erde aufs beste
ausgerüstet. Den Kopf gebraucht er als Bohrer. An jeder Seite
des Körpers aber hat er zwei Reihen Hakenborsten. Diese Borsten
sind die „Steigeisen", mit denen der Wurm sich an den Wänden
seines senkrechten Ganges festhält, um nicht wieder in die Tiefe zu
fallen, und mit deren Hilfe er in den Röhren so munter auf- und
niedersteigt, als sei er ein gelernter Schornsteinfegermeister. Auch
beim Kriechen auf der Erde leisten sie ihm gute Dienste. Wenn
man den Wurm mit dem Finger leicht von hinten nach vorn streicht,
so kann man die Borsten fühlen.
Der Regenwurm liebt den Regen, und diese Vorliebe hat ihm
auch seinen Namen eingebracht. Er ist ein nächtliches Tier, und
wenn die Menschen zu Bette gehen, fängt er erst an aufzustehen.
Dann bewegt er sich mit einer Munterkeit und Schnelligkeit über
den feuchten Boden, die man ihm gar nicht zugetraut hätte. Und
doch hat ihm unser Herrgott weder Augen noch Ohren mit auf den
Lebensweg gegeben, und Werkzeuge zum Schmecken und Riechen
hat man auch noch nicht an ihm auffinden können. Dennoch ist
unser Regenwurm nicht so kurz weggekommen, wie es den Anschein
hat. Betritt man nachts einen Garten, in dem viel Regenwürmer
sind, mit einer Laterne, so ziehen sich die nächtlichen Spaziergänger
mit einer Schnelligkeit zurück, daß man förmlich ein leises Sausen
vernimmt. Also kann er doch nicht völlig blind sein. Ohren hat
der Regenwurm auch nicht. Sein Gefühl ist aber dafür so fein,
daß er jede leise Erschütterung des Erdbodens merkt und sich eiligst
in seine Röhre zurückzieht. Der Regenwurm muß auch Geschmack
und Geruch haben, denn er hat gewisse Lieblingsspeisen und weiß
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539
bewältigt. Bratsch . . . ! Er schlug auf die huschenden Mäuse ein.
Doch seine Kräfte erlahmten. Immer neue der schnellfüßigen Nager
hüpften und huschten über den Weg, duckten sich in Furchen und
Löchern, schnitten und grapsten und kümmerten sich nicht um ihre
Genossen, die bereits ans dem Felde der Ehre lagen und noch im
Tode ihre schneeweißen Zähnchen bewundern ließen. Für zehn er-
schlagene rückten fünfzig frische Kräfte ins Treffen.
Da gab der Kornhändler das aussichtslose Rennen auf, wischte
sich den Schweiß von der Stirn, warf den Knüppel ins Korn und
ging seines Weges. Traurig sah er in das ersterbende Licht des
friedlichen Abends. Er hätte weinen können vor lauter Entsetzen.
254. Stchttlätzg. Von William Marshall.
Gestern sind die Starmätze im Garten meines Nachbars ein-
gezogen. Die Sonne schien mit schwacher Kraft auf den
Wipfel der alten Platane nebenan, und auf einmal schlug ein
lieber schnalzender Frühlingston von dorther an mein Ohr.
Gleich rief ich meinem Jüngsten, dem Franz, zu: „Franz, drü-
den in Nachbars Garten sind die Stare eingezogen!“ Da kam
er gesprungen, sang dazu: „Juchheirassassassa, und die Stare,
die sind da!“ und gesellte sich zu mir, um vom Fenster meines
Arbeitszimmers aus Beobachtungen anzustellen.
Es sind ihrer zwei drüben im Garten. Gewiß das näm-
liche Pärchen, das im vorigen Jahre hier seine Jungen groß-
zog, und wir wollen uns freuen, daß die Tierchen den langen,
bangen Winter überstanden haben und sich wieder in unserer
Nachbarschaft einfinden. Der eine der beiden Vögel, das Männ-
chen jedenfalls, sitzt oben auf der äußersten Spitze des höchsten
Zweiges der Platane, der Morgensonne zugewendet, und sein
Hals- und Brustgefieder schimmert in ihren Strahlen. Den
Kopf trägt er hochgestreckt, die spitzen Federchen seiner Kehle
heben und senken sich, den Oberkörper wendet er jetzt rechts,
dann links und schlägt sich mit den Flügeln die Seiten. Auch
die Schwanzfedern spreizen sich auseinander und falten sich
wieder zusammen. Und welche Fülle von Tönen! — In wun-
derlicher Folge und von teilweise ganz unbestimmbarer Klang-
farbe reihen sie sich aneinander. Schnurrende, klatschende,
schnalzende Laute, dazwischen der Lockruf einer Henne, das
„Dschülp“ eines Spatzen und der kurze, kläffende Sopranton
588
Feld kommend, von weitem schon deinen hohen, rundlichen Wip-
fel mir entgegenwinken sähe. Mögest du mir bis an mein Ende
in schönen Sommertagen deine duftenden Blüten auf den Pfad
streuen !
Habt ihr daheim noch einen alten Baum am Hause stehen,
dann grüßt ihn von mir und haltet ihn in Ehren. Mache dir eine
Ruhebank an seinem Stamm — mit ein paar schlichten Brettern
ist es ja getan — und dort laß dich nieder an stillen warmen
Sommerabenden, wenn die Feierglockenklänge weither über das
fruchtschwere Feld schwimmen. — — Dort möchte ich wohl an
deiner Seite sitzen.
271. Wenn die Natur straft.
Von Raoul Francs.
(As gibt in Österreich, kaum einige Bahnstunden von den Stätten
des Weltverkehrs uitd größten Luxus entfernt, ein ganzes Land,
dessen Menschen dahinleben wie vor vielen Jahrhunderten, dessen
Städte gestorben sind und dessen Natur anmutet wie ein schauerlich
schöttes Heldengedicht von der Armut und den Schrecken der Welt.
Das ist der Karst.
Ursprünglich war das ein Name für eüt Gebirge; dann aber
gesellte sich wie ein Kainszeichen der Nebenbegriff der Verwüstung
und Verarmung dazu, und heute nennt man die öden und unfrucht-
baren Teile von vielen großen Ländern allgemein so und spricht
auf der ganzen Welt von „Verkarstung", wenn eüt Landstrich sein
lebend Kleid verliert und bis zum Felsgerippe zerstört wird.
Mitten in dem blühenden Garten Europas stellt der Karst den
einzigen toten, wüsten Fleck dar. Er brennt ihm am Leibe wie
eine Wunde, die die Kultur verschuldet hat. Denn von selbst hätte
sich der Karst nie gebildet. Unter natürlichen Verhältnissen verwan-
delt sich der bleiche Kalk [einer Berge durch die auslösende Macht
des Regens in eine seine siegelrote fruchtbare Erde, die sich rasch
mit Pflanzen besiedelt. Vorzeiten waren auch hier schwere und
üppige Wälder aus der roten Erde: immergrüne Eichen und Lor-
beer aus den südlichen Abdachungen gegen die blaue Adria, hoch-
stämmiger schwarzer Nadelwald aus den Bergrücken, die gegen die
Schneelasten des Alpenhinterlandes blicken. Diese Bäume sind noch
zu sehen: als Pfahlrost in Venedig, als jahrtausendalter schwarzer
durch das Wasser eisenhart gewordener Block, versenkt in den
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Extrahierte Personennamen: Raoul_Francs
Extrahierte Ortsnamen: Karst Europas Adria Venedig
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schieden von hellgrau bis dunkelbraun und schwarz. Durch diese
dunkle Grundfarbe aber leuchtet es mit rotem Schimmer, als ob
das höllische Gift durch die Haut hindurchglühe.
Die Kreuzotter zieht dieses Oberkleid im Sommer alle 4 bis 5
Wochen aus und bekommt dafür ein neues. Nun ist ein solcher
Kleiderwechsel, in der Schlangensprache Häutung genannt, für die
Kreuzotter nicht eine so annehmliche und bequeme Sache, als
wenn meine jungen Freunde am Sonntagmorgen ihre Werkeltags-
kleider in den Schrank hängen und dafür in den hübschen Feier-
tagsrock schlüpfen, den ihnen die fürsorgliche Mutter vielleicht
schon auf den Stuhl vorm Bett fertig hingelegt hat. Für die
Schlangen ist die Sache nicht selten ein lebensgefährliches Ding,
auf das sie sich durch mehrtägiges Hungern und Fasten vor-
bereiten. Die überflüssige Haut löst sich an der Nasenspitze und
wird durch Reiben zwischen Gestein und Wurzelgewirr über den
Kopf und den Leib hinweggestülpt. Die Kreuzotter zieht sich
somit in eigentlichster Bedeutung des Wortes selbst das Fell über
die Ohren.
Wenn die Dämmerung sich auf Wald und Heide senkt und
die Tiere ihre Schlafstätten aufsuchen, beginnt die Kreuzotter ihre
Jagd. Am liebsten frißt sie Mäuse. Selbst in Gefangenschaft,
wo sie sonst nichts fressen will, beginnen ihre Blicke vor wilder
Mordgier zu funkeln, sobald sie eine Maus erschaut. Das Ver-
schlingen der Beute ist ein widerwärtiger Anblick. Die Schlange
faßt das getötete Tier an der Kopfspitze und läßt dann eine
reichliche Menge Speichel aus dem Rachen fließen. Das Ver-
schlucken eines einzigen Tierchens dauert mitunter tagelang. Der
Hals, der kaum fingerdick ist, vermag sich so weit zu dehnen,
daß selbst Tiere von der doppelten Dicke der Schlange hindurch-
gehen. Wenn die Schlange gesättigt ist, liegt sie träge in irgend-
einer dunklen Höhle und pflegt der Verdauung. Durch die Ver-
tilgung vieler Mäuse bringt die Kreuzotter allerdings einigen
Nutzen, aber ihr gefährliches Gift macht sie zu einem sehr schäd-
lichen Tiere.
Der Giftstoff, eine gelbliche, wasserhelle Flüssigkeit, wird
in zwei hinter den Augen liegenden Drüsen bereitet. Von dort
führt je ein Röhrchen zu dem Giftzahn. Die beiden Giftzähne
sind dünn und hohl, dabei spitz wie Glassplitter. Sie richten
sich beim Offnen des Maules von selbst auf und ziehen sich,
wenn die Otter das Maul wieder schließt, in eine fleischige Scheide
zurück. Das ausströmende Gift wirkt auf kleine Tiere unbedingt
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser]]
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590
eine Art Landwirtschaft. Auf den Trümmerfeldern senken sich zahl-
reiche, oft tiefe rundliche Löcher ein. Sie muten wie kleine Krater an
und stehen manchmal in großer Anzahl nebeneinander. Die wenigen
Büche und Flüsse des Landes verschwinden gewöhnlich in solchen
Felsentrichtern. Man nennt diese Karsttrichter Dolinen, und sie sind
der „Reichtum" des Landes. In ihnen schwemmt der Regen die
rote Verwitterungserde zusammen, und wenn Wind und Regen
nicht hilfsbereit sind, so tut es der Bauer selbst und trägt Erde
säckeweis auf dem Rücken aus kleinen Spalten in seine Dolmen.
Hier ist vielleicht das einzige Land, wo man „Erddiebstähle" verübt.
Auf diesen runden Feldern, die oft nicht umfangreicher sind als ein
großes Zimmer, bestellt der Bewohner dieses Landes, der Tschitsche,
seine Landwirtschaft und dünkt sich reich, wenn er zwanzig Dolmen
sein eigen nennt, die freilich manchmal so zerstreut auseinander lie-
gen, daß er sie nur mit eines ganzen Tages Wanderung besuchen
kann.
Dieser eisenreiche rote Ton der Dolmen ist auch nicht unfrucht-
bar; namentlich Wein trügt er in reichster Fülle, was denn oft genug
einen lieblichen Gegensatz gibt, wenn man, über Schutthalden klim-
mend, aus einmal in eine Oase tritt zwischen ein Dutzend Oliven-
oder Maulbeerbäume, umrankt von Wein, vielleicht mit einen: aus
Steinen zusammengetragenen Hüttchen darin, dessen Pergola mit
dichtem Grün umsponnen ist. Das aber sind die reichsten Gegenden.
Denn sonst ist das Land tot und arm. Mit ein paar armseligen
Schafen und Ziegen leben die Bewohner zusammen in harter Ar-
beit zwischen sengender Sonnenhitze und eisigen Stürmen. Ein-
förmig vergeht ihr Leben, und sie sind so traurig und schweigsam
wie ihr Ländchen.
Aber eine steile Flüche, übersät mit spitzen glatten Blöcken,
stieg ich hinan, um den Ausweg aus dieser Öde zu gewinnen.
Schon den Tag zuvor waren prächtige Hausenwolken über der
langen Kette der Hochberge gestanden, die im Norden den Karst
an die eigentlichen Alpen anschließen, und des Abends war die
Sonne in so viel Glut und Brand zu Rüste gegangen, daß auch
die weniger Erfahrenen auf ein sich vorbereitendes Außergewöhn-
liches zu schließen wagten. Und nun war auch schon die „borino“
gekommen, die ersten Stöße jenes Fallwindes, den man an den
österreichischen Küsten Bora nennt, wenn er sich bis zur Sturmes-
stürke steigert.
Hier zwischen den hochgeschichteten Steinmauern war noch
nicht viel zu merken. Aber da öffnet sich zwischen dem Felsicht
ein Ausblick aufs Meer. Dunkelblau, fast schwarz, dort wieder
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau]]
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610
Immerhin ist der Hauptgrund, warum in so vielen Gegenden
der Pilzgenuß gemieden wird, in der teilweisen Schwierigkeit zu
suchen, die ungenießbaren von den genießbaren unterscheiden zu
können.
2. Woran man die Pilze erkennt.
Zu allen Zeiten sind zahlreiche Unglücksfälle durch den Genuß
wildwachsender Schwämme hervorgerufen wurden, und es ist ganz
richtig, daß man Leib und Leben aufs Spiel setzt, wenn inan ohne
Erfahrung einsammelt. Vor zwei Hauptfehlern kann man nicht
genug warnen: Man soll vor allen Dingen nicht auf einmal alle
genießbaren Pilze sammeln, sondern bescheide sich mit den leicht
erkennbaren und gewöhne sich ein für allemal ab, an alberne Volks-
mittel zu glauben, nach denen man mit Leichtigkeit die giftigen von
den eßbaren unterscheiden könne.
Die angeblichen Erkennungszeichen giftiger Pilze: die lebhafte
Farbe und die klebrige Oberfläche, der weiße oder farbige Milch-
saft mancher Arten, die blaue Färbung beim Zerschneiden, das Bräu-
nen eines in kochende Pilze getauchten silbernen Löffels, das
Schwärzen einer mitgekochten Zwiebel, das Gelbwerden von Salz,
haben sich als trügerisch erwiesen. Das sicherste Schutzmittel ist
immer, die Merkmale der wenig verschiedenen giftigen Schwämme
kennen zu lernen; denn es gibt giftige Pilze, bei denen ein hinzu-
gebrachter silberner Löffel sich nicht färbt. Dazu gehört z. B. der
Fliegenpilz. Nun nehme man ältere und einige Tage liegen ge-
bliebene Champignons zum Kochen, füge jetzt wieder einen reinen
silbernen Löffel bei und — der Löffel läuft diesmal an. Man
würde also die Champignons als giftig wegschütten und die Flie-
genpilze zur Mahlzeit wählen. Aber welches Unheil würde man
damit anrichten!
Verdächtig oder ungenießbar sind im allgemeinen alle Pilze
von ekelhaftem, fauligem Geruch und scharfem, zusammenziehendem
Geschmack. Aber der Knollenblätterschwamm z. B. hat keineswegs
einen unangenehmen Geruch und einen milden, nußkernähnlichen
Geschmack und ist doch der giftigste der deutschen Hutpilze.
Auch die Farbe ist trügerisch. Es gibt eßbare und giftige
Pilze von allen Farben, und Pilze, die beim Zerbrechen ihre
weiße Farbe in Blau verändern, sind nur teilweise zu verwerfen.
Daß die eßbaren vorzugsweise an freigelegenen Stellen, die
schädlichen an dunkeln Plätzen, im feuchten, dichten Gehölze auftre-
ten, ist ebenfalls nicht stichhaltig. Mit einem Worte, die allgemei-
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wirft man weg, ebenso zähe und harte Stiele; auch sind alle wurm-
stichigen Stellen herauszuschneiden. Wo es möglich ist, entfernt man
die Oberhaut und schabt die Stiele ab. Das Futter ist nur zu
beseitigen, wenn es alt oder mit Pilzmaden durchsetzt ist. Sollten
die geputzten Pilze nicht sogleich zubereitet werden, so bestreut mau
sie mit Salz und stellt sie verdeckt an einen kühlen und lustigen
Ort; jedoch sollte eine derartige Aufbewahrung nicht länger als
24 Stunden dauern.
Man wäscht die Pilze flüchtig in lauwarmem Wasser, um sie vom
Waldgeruch zu befreien; dann schneidet man sie der Länge nach durch,
um sie noch auf etwa vorhandene Maden zu untersuchen. Die Pilze
darf man nicht lange im Wasser belassen, weil sonst die wichtigen Nähr-
salze entfernt würden; nur die Spihmorchel muß vor dem Kochen mit
siedendem Wasser abgebrüht werden. Es wird dadurch die giftige, in
Wasser lösliche Helvellasäure entfernt, die mit der Brühe fortzugießen
ist. Pilze vor der Zubereitung erst abzukochen ist unsinnig, da sie dann
allen Nährwert verlieren. Das Kocher: geschieht ohne Ausnahme in
ihrem eigenen Saft. Zum Kochen oder Braten der Pilze ist kräf-
tiges Feuer nötig, dafür aber um so kürzere Zeit; langes Kochen
macht die Pilze zäh und unverdaulich. Es empfiehlt sich, um die
Pilze mürbe zu machen, eine Messerspitze doppelkohlensaures Natron
zuzusetzen. Um Stein-, Birken- und Maipilze sowie Champignons
weiß zu erhalten, wasche n:an sie nach dem Putzen in schwachem
Essigwasser ab und lasse sie dann abtropfen.
4. Wie man sich bei Vergiftungen hilft.
Das Pilzgift erzeugt schwere Störungen im Magendarmkanal,
oder es wirkt auf Gehirn und Herz oder als Blutgift.
Im allgemeinen reicht man bei Vergiftungen noch vor der
Ankunft des Arztes niöglichst viel kaltes Wasser oder süße, kalte
Milch zun: Trinken, um das Gift zu verdünnen und seine Wirkung
abzuschwächen; man erwirke Brechreiz durch Kitzeln des Schlun-
des mit einer Feder oder dadurch, daß man einen Finger in den
Hals steckt. Um den Darm zu entleeren, gebe man starke Ab-
führmittel oder noch besser Klistiere. Nach Entleerung des Magens
gebe man zweimal nacheinander einen Eßlöffel pulverisierte Holz-
kohle mit Bauinöl und lasse vorsichtshalber auf Salmiakgeist riechen.
Dazwischen reicht man dem Erkrankten starken Kaffee, der ja am
ehesten zur Hand ist; ferner läßt man Eis schlucken, was von
günstigen Erfolgen begleitet sein wird. Schließlich mache man
feuchte, heiße Umschläge aus Leinen, die, auf den Leib gelegt, mit
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht]]
TM Hauptwörter (200): [T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T46: [Körper Blut Wasser Luft Haut Magen Herz Speise Muskel Mund], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf]]
599
Hber es gab eben keine andere Wahl, den tödlichen Umstrickungen
des Unkrautes zu entkommen, als eben in die l)öhe zu schießen.
5o ist also auch dieser wunderbau des Uoggenhalmes nur aus
der Not hervorgegangen. Not entwickelt immer und überall Uraft,
auch bei dem schwachen pslanzengeschlechte.
275. Zwischen den Halmen.
von Julius Sturm.
^7>er Bauer steht vor seinem Held
^ Und zieht die Stirne kraus in galten:
„jcfy hab' den Acker wohl bestellt,
Auf reine Aussaat streng gehalten;
Nun seh' mir eins das Unkraut an:
Das hat der böse Hemd getan!"
2. Da kommt sein Unabe hoch beglückt,
Uut bunten Blumen reich beladen;
Im Heide hat er sie gepflückt,
Kornblumen sind es, Mohn und Raden;
(£r jauchzt: „Siefy, Vater, nur die Fracht,
Die hat der liebe Gott gemacht!"
276. Die Obstbäume mit ihren Feinden und
Freunden. Vvn Stephan Reinke.
£T\a stehen sie alle zusammen, die treuen, arbeitsfrvhen Diener der
^ Menschen: der zarte, purpurgekleidete Pfirsich; der bescheidene,
flechtbärtige Pflaumenbaum; der in weiße Seide gekleidete, glatt-
polierte Kirschbaum; dann der hochwipflige Birnbaum und der be-
häbige, breitschattige Apfelbaum, von dein Uhland sagt: „Und fragst
du nach der Schuldigkeit, da schüttelt er den Wipfel." Aber so sind
sie alle: Und fragst du nach der Schuldigkeit, dann schütteln sie die
Wipfel! Sie haben ihren Herrn verwöhnt mit ihrer stillen, selbst-
losen und arbeitsamen Bescheidenheit, der Mensch nimmt und dankt
nicht einmal. Es mag kaum eine Pflanzenart sein, die von dein
Menschen so ausgenutzt und so wenig einer Pflege gewürdigt wird
wie der Obstbaum.
Und bescheiden wie ihr Tun ist ihr Kleid und ihr Sinn. Die
Arbeit prunkt und prahlt nicht. Nur einmal im Jahr, da werden
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel]]
TM Hauptwörter (100): [T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
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wodurch nebenbei auch eine Menge Apfelblütenstecher vernichtet wird,
wenn man das Abkratzen schon im Januar besorgt. Dann streicht
man den Baum mit Kalk an, dem man etwas Ruß zugesetzt hat.
Auch darf man die wurmstichigen Früchte nicht unter dem Baume
liegen lassen. Wenn man Blutläuse am Baume findet, muß man
schnell bei der Hand sein. Der Baum wird mit einer scharfen
Bürste gebürstet, die man in eine Abkochung von Soda und Alaun
oder in eine Mischung von 1 Liter Wasser, 32 Gramm Schmierseife
und 60 Gramm Fuselöl getaucht hat. Noch einfacher ist heiße Sei-
fenlauge, der man Petroleum zugesetzt hat.
Alle diese Mittel aber müssen rechtzeitig angewandt werden.
Darum hat ein kluger Mann seine Obstbäume stets im Auge und
ist schnell bei der Hand, wenn's not tut. Die Obstbänme sind ihm
dankbar dafür und lohnen es ihm durch gesunde Früchte und reich-
liche Ernte.
277. Wegwarte.
0on Isolde Gur;.
ilttt nackten Füßchen am Wegesrand,
Die Augen still ins Weite gewandt,
Saht ihr bei Ginster und Heide
Das Mädchen im blauen Kleide?
2. „Das Gluck kommt nicht in mein armes Haus,
Drum steck ich mich hier an den Weg heraus;
Vnd kommt es ;u Pferde, ;u Fuße,
Ich tret' ihm entgegen mit Gruße."
3. Cs stehen der Wanderer mancherlei
Zn Pferd, ;u Fuß, ;n Wagen vorbei.
— „Habt ihr das Gluck nicht gesehen?"
Die lassen ste lachend stehen.
4. Der Weg wird stille, der Weg wird leer.
— „So kommt denn heute das Gluck nicht mehr?"
Die Sonne geht rötlich nieder,
Ihr starren im Wind die Glieder.
5. Der Regen klatscht ihr ins Angesicht,
Sie steht noch immer, ste merkt es nicht:
— „Vielleicht ist es schon gekommen.
Hat die andere Straße genommen."
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff]]
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