16
Erster Abschnitt.
finden sich besonders auf den Inseln Salsette und Elephante im Meerbusen von Bombay, vorzüglich aber weiter östlich bei El-lora. Es sind Bauwerke, welche von der Macht der Priester zeugen, die tausende von Händen zu ihren Diensten zwangen, und mehr durch ihre Massenhastigkeit Staunen, als durch ihre Schönheit und Ebenmäßigkeit der Formen Bewunderung einflößen.
Überhaupt geben alle diese Denkmäler einer uralten hohen Kultur, die der Litteratur wie die der Baukunst, das Bild eines Volkes^ das, mit den edelsten Anlagen ausgestattet, zwar früh zu einer hohen Stufe der Bildung gelangte, dann aber auf derselben stehen blieb und eine Beute geistiger und sittlicher Erstarrung wurde.
§. 5. du ägtjpfec.
1. Land und Volk.
Das Land. Ägypten, von seinen Bewohnern Chemit d. H. Land der schwarzen Erde genannt, liegt im Nordosten Afrikas. Es ist ein heißes, regenloses, trockenes Land, das nur dem Nil seine Fruchtbarkeit und hohe Bedeutung verdankt. Dieser Strom, welcher weit aus dem Innern Afrikas dem mittelländischen Meere zufließt, entsteht durch die Vereinigung zweier Quellströme, von denen der westliche der weiße Nil, der östliche der blaue Nil genannt wird. Er fließt in einem bald engeren, bald weiteren Thale bis an die Südgrenze Ägyptens, wo er ein Granitgebirge durchbricht und in zehn Stromfällen (Katarakten) in ein tieferes Stromthal stürzt. Hier, bei der Stadt Assuan (Syene), beginnt er seinen Lauf durch Ägypten und durchströmt nun als mächtiger, schiffbarer Fluß in vorherrschend nördlicher Richtung einen einzigen, etwa 1000 km langen und 15—30 km breiten Thalgrund zwischen der libyschen und arabischen Bergkette, wovon ihn die erstere gegen den Flugsand der libyschen Wüste schützt, die letztere Granit, verschiedenfarbigen Sandstein und Kalk als Baumaterial lieferte. Das zwischen diese Bergketten eingeschlossene Land wird alljährlich von dem Nil überschwemmt und dadurch befruchtet. Im Juni, zur Zeit der Sommersonnenwende, beginnt das Wasser infolge tropischer Regengüsse im mittleren Afrika zu wachsen und überschwemmt im Juli, August und September ganz Ägypten, sodaß man mit Kähnen umherfährt und Städte und Dörfer wie Inseln aus dem Wasser heraussehen. Diese Überschwemmungen führen dem Lande fruchtbaren Boden zu. Sobald sich Ende September das Wasser verlaufen hat, wird der schwarze Schlammboden ohne weitere
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Extrahierte Personennamen: August
Extrahierte Ortsnamen: Bombay Afrikas Afrikas Ägyptens Assuan Syene Afrika
- 30 —
Länge ausgedehnter, bogenförmig die Tiefebene Oberitaliens um-
säumender Complex von Hochgebirgsgruppen; Scheidegebirge zwi-
schen Deutschland, Frankreich, Italien und Ungarn in Rücksicht
auf Wasser, Luft, Klima, Flora, Fauna, Völker und Sprache;
doch nicht absolut: zu den Seiten und mitten hindurch natürliche
und künstliche Commnnication. „Es vereint das Maximum der
Erhebungen mit dem Maximum der Passagen, es trennt und
verbindet zwei Welten und ist eine Welt für sich." Größte Man-
nichfaltigkeit auf kleinstem Raum in Natur *) und Menschenleben.
Das große Wasserreservoir des Rhein-, und Donau-, Po- und
Rhonegebietes. Unterschied der Längen- und Querthäler. Erzeug-
niß gewaltiger Naturkräfte: Durchbruch der platonischen Gesteine
der Mittelzone (die aus Granit, Gneis, Glimmerschiefer beste-
stende Axe des Gebirges mit den höchsten Erhebungen) durch die
auseinandergeschobenen Gesteine der Nebenzone (Kalk, Sand-
stein). Auch jetzt noch große Veränderungen durch den Kampf
der Naturkräfte (Gletscher, Lauinen, Berggewässer, Föhn), um
nach Jahrtausenden den steilen Wänden und zackigen Gipfeln
die sanften Contonren der deutschen Mittelgebirge zu geben (vgl.
die Zertrümmerung des granitnen Brockengebirges). Auch der
Mensch im Kampfe mit der Natur; ihr Eiufluß auf Körper
(kräftige Schönheit, daneben in Sumpfthälern Kretins), Lebens-
weise (von der Alm abhängige Romantik des nomadischen Hirten-
und Jägerlebens), geistige -Bildung**) (der kühne Aelpler trotz
scheinbarer Freiheit geistig gebunden), Kunst (Sinn für Musik
und Plastik) und Sprache. ***)
*) Das Innere der Berge in den West- und Centralalpen einförmig
und todt (doch heiße Quellen in allen Theilen), Bergbau nur in den Ost-
alpen erheblich.
**) Weiter Gesichtskreis im offnen Lande, beschränkt in den geschlossenen
Alpen (daher auch der Kantönligeist). Die von Tacitus gerühmte deutsche
Frömmigkeit erscheint dort eng verbunden mit sittlich-religiösem Ernst und
Forschungstrieb, hier als nicht reslectierende gläubige Hingebung; dort herrscht
Protestantismus vor, hier Katholicismus u. s. w.
***) Harte volltönende Dialecte der süddeutschen Gebirgsbewohner im
Gegensatz zu den weichen des Flachlandes (Platt); zwischen beiden die
oberdeutschen des Mittelgebirgs (die mitteldeutschen), aus denen die lnthersche
neuhochdeutsche Schriftsprache in glücklicher Mischung hervorgegangen. Diese
Schriftsprache, das wirksamste Mittel die einander feindlichen Stämme zu
nähren, jetzt die allgemeine Sprache der Gebildeten in Deutschland; ihre
Dialecte noch an der Aussprache erkennbar. Die Dialecte der Stämme theils
durch Mischung verderbt, theils nach der Grenze zurückgedrängt, daher ver-
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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Extrahierte Personennamen: Ernst
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Frankreich Italien Ungarn Rhein- Deutschland
Erster Abschnitt.
Vorbegriffe nebst Anfang des geographischen Zeichnens.
Karte der Heimat.
§♦ 1. Verschiedene Arten von Grund und Boden.
^er Unterricht beginne damit, daß man die Unterhaltung auf die
Verschiedenheit des Erdreichs leitet. Da findet sich denn bald im allge-
meinen, daß der Boden fruchtbar oder unfruchtbar, fett oder mager, schwer
oder leicht, schwarz oder hell, lehmig oder sandig, trocken oder naß u. s. w.
sein kann. Alle diese Beschaffenheiten lassen sich unter die 4 Titel bringen:
steinig, sandig, erdig, weich.
a) Fels - oder Steinboden ist da, wo die Oberfläche aus wirk-
lichem Fels oder doch aus Steingeröll, Geschieben und Blöcken besteht.
Er taugt also nicht zur Hervorbringung von Gewächsen, außer wo die
Spalten mit erdigem Grunde ausgefüllt oder das Steingeröll damit ver-
mischt ist.
1>) Sandboden ist entweder grober Kies oder leichterer Sand mtdf
wenn ihn der Wind hin und her wehen kann, Flugsand. Bewässert und
mit erdigem Grunde vermischt, ist er zur Vegetation tauglich; er heißt als-
dann in manchen Gegenden Geestland.
c) Erdiger Boden. So nennt man alle oberen Erddecken, die den
Pflanzenwuchs begünstigen und nicht sortdauernd naß sind. Die Bestand-
theile können verschieden sein, weshalb man von Lehm- und Mergelland,
Klai- und Kreideboden n. s. w. spricht. Die Fruchtbarkeit kommt eigentlich
aus der in ihm vorhandenen Damm erde (Moder, Humus), die aus der
Verwesung thierischer Stoffe und Pflanzen entsteht und deshalb durch Mist
oder Dung vermehrt wird. Da aber manche Pflanzen mehr, andere weniger
Dammerde zu ihrem Wachsthum bedürfen, so ist oft der zu fette oder zu
humusreiche Boden ebensowenig besonders ertragsfähig als der zu magere.
Enthält z. B. das Erdreich eines Ackers mehr als Vs Dammerde, so schießt
das Getreide wohl in üppige Halme, bringt aber wenig Körner. Sehr fetter
Boden mit dem üppigsten Gras- und Kornwuchs, in der Nähe niedriger
Fluß- und Meeresufer, heißt in manchen Ländern Marsch oder Masch.
Schacht, Lehrb. d. Geographie 8. Aufl. 2
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
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TM Hauptwörter (200): [T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee]]
172
Mittel-Euro pa.
Gest einsarten darstellt; nur in Nordwest-Italien fällt das krystallinische
Gebirg ohne jene Mittelstufen zum Dilnv ab. Man könnte deshalb glauben
und hat auch sonst geglaubt, die Hochalpen hätten längst in ihrer Herrlich-
keit vor der Bildung der Kalkfelsen dagestanden. Neuere Geologen be-
hanpten das Gegentheil, sie wissen tristige Gründe dafür anzuführen, daß
das krystallinische Gebirg, trotz feines höheren Alters, sich aus der Tiefe
erst später erhoben hätte, als das weit minder alte Juragestein. Die Ost-
alpen, meinen sie, seien erst nach der Kreidebildung in die Höhe gestiegen,
die Westalpen gar erst nach der Molassezeit.
§♦ 7. Der Jura.
In durchschnittlicher Entfernung von 10 Meilen streckt sich vor den
Schweizer Alpen von Sw. nach No. das Jnragebirg hin. Bei weitem
nicht zu vergleichen mit den Alpen weder an Höhe und Gestaltung, noch
an Naturschönheiten, nicht einmal manchfaltig durch Seitenarme mit Quer-
thälern, ist es dennoch in vieler Hinsicht merkwürdig. Auf einer Strecke
von 34 Meilen liegt es da, nur selten kettenförmig, meistentheils in langen
gewölbten Wällen oder Rücken, und zwar in derselben Richtung wie das
ganze Längengebirg selbst. Solcher Wälle sind nun mehrere, fast Parallel
neben einander, mit Längenthälern dazwischen. Von einem Luftballon aus
fchräger Höhe fchauend, müßte man glauben, die Erdoberfläche fei hier, eh
sie noch fest war, in Falten gepreßt worden. Es gibt aber natürliche Ein-
schnitte und Einsenkungen in den Wällen, wodurch Längenthäler mit ein-
ander verbunden sind nud den Gewässern der Ablauf ermöglicht ist. Die
breiteren dieser Einschnitte heißen Klüsen und Pässe, die engeren Com-
des. Nur an einzelnen Stellen zeigen sich die Buckel und Kuppen der
Wälle iu angenehmen Gipselformen z. B. bei Aaran, Ölten, Solothnrn,
und ganz im Südwesten, wo der Jura- überhaupt höher ist und mehr
Gruppen bildet, während im Norden, namentlich im hochwelligen Baselland,
statt der Gruppen auch Hochplatten vorkommen.
Suchen wir nun zuerst die Flüsse auf. Der Doubs, der in feiner
halben Lauge nordöstlich, dann vor dem Mont Terrible durch eine Klus
seitwärts biegend wieder zurück und zur Saone fließt; er trennt auf seinem
erstern Laufe die westlichen (französischen) Wälle von den östlichen höheren,
die der Schweiz angehören. Die Orb e, die bei Iverdon in den Neuen-
burger See läuft, entspringt in dem hohen Längenthale der Seen Ronsses
und Jonx. Der Seyon (vom Ehasseral), der das Val de Rüz bildet und
bei Neuschatel, und die Reuse (aus der Combe de Nervonx nahe dem
Chasseron), die das Val de Travers bildet und bei Boudry mündet. Die
S ch ü ß oder Süze durchfließt das Jmerthal und läuft in den Ausfluß des
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn]]
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Der Jura.
175
merkenswerth ist ferner, daß nach dem Bieler und Neuenburger See und nach dem
Waadtlande abwärts sich an den Jurakalk auch harter Kreidefels abgelagert hat^
ähnlich wie gegenüber an die jurassischen Kalkapen. Unter dem Molasseboden der da-
zwischen liegenden ebenem Schweiz wird also wahrscheinlich ein Zusammenhang der
beiderseitigen Kreidefelsbildung, und noch tiefer des jurassischen Kalks vorhanden sein.
Doch welch ein verschiedener Anblick des fast überall in seinen langhin gestreckten Rücken
und Wällen eintönig daliegenden Iura und der formenreicheren Kalkalpen, und noch
mehr des Alpeugebirgs überhaupt, das auch ohne die Pracht der Schneehäupter und
Gletscher durch die Manchfaltigkeit seiner Ketten- und Thalbildungen wie durch seine
Wasserfälle sich auszeichnet! Ein bloß ans Schichten bestehendes Gebirg kann nicht
wetteifern mit einem, worin eruptives und metamorphisches, kristallinisches und geschich-
tetes Gestein wechselt. Uebrigeus hat der Jura auch außer seinen höchst merkwürdigen
Petrefakten viel Sehenswertes, das grade ans der Natur seines Gesteins sich erklärt.
Es ist nämlich eine Eigenheit der Kalkgebirge, voll Spalten, innerer Klüfte und Höhlen
und deshalb arm an Bächen zu sein, weil die Feuchtigkeit in ihr Inneres durchsickert;
sie haben oft Quellen, die zeitweis fließen und dauu versiegen, oder auch sich Plötzlich
in unterirdische Höhlen verlieren, um an andern Orten wieder zu Tage zu kommen.
So der zeitweise Wasserfall an der Aiguille de Beaume uahe dem Paffe von St. Croix,
die Perte du Rhone unterhalb Genf, das volle Ausströmen eiues Qnellbaches der Birs
bei Pierre Pertuis u. a. m. Merkwürdig ist das doppelte Entstehen des Orbeflusfes;
denn er durchläuft erst den 1060 m. hoch gelegenen Jouxsee, verschwindet an dessen Ende
und kommt in beträchtlicher Tiefe und Entfernung nnten am Berge aus einer dunkeln
Felsgrotte wieder hervor*); und nicht minder anziehend das malerische Münsterthal,
wo die Birs in einer engen stundenlangen Spalte zwischen fast senkrechten hohen und
zackigen Bergwänden hinrauscht.
§♦ 8. Klimatisches und Landschaftliches.
a. Gegensätze in der Temperatur und Pflanzenwelt.—
In einem so weitschichtigen Gebiete, wie das der Alpen, kann das Klima
nicht gleichmüßig sein. Nord- und Südseite bilden schon von selbst einen
Gegensatz, und da die nördlichen Vorberge nicht so tief abfallen als die
südlichen, so wird der Gegensatz dadurch noch verstürkt. Ohne die entlegenen
Seealpen in Anschlag zu bringen, an deren Fuß man Oliven zieht und wo
*) Aehnliches zeigt die Adelsberger Höhle in den Julischen Kalkalpen; ein
starker Bach, der schon eine Mühle getrieben, stürzt sich hinein und verliert sich, nach-
dem er in einem Theile der weiten durch Tropssteinfiguren geschmückten Höhle Wasser-
fälle gebildet hat, in der Tiefe, bis er mehrere Stunden von Adelsberg entfernt zum
Vorschein kommt, um nochmals durch einen Sturz in verborgene Tiefe zu verschwinden,
und endlich bei Oberlaibach als schiffbares Wasser wieder zu erscheinen. Daß der
Zirknitz er See, 3 Stunden vou Adelsberg, in trocknen Sommern, wo die zahl-
reichen Zuflüsse aufhören, seine Wasser verliert, hat gleiche Ursache; das Wasser des
Sees sickert nämlich durch die Spalten und Risse des Kalkgesteins in verborgene Höhlen
hinab, und gibt weit davou entfernt im Laibacher Thale 2 Bächen den Ursprung. Es
gibt Jahre, wo mau im Zirknitzer See fischen, säen, heuen, ärnten und jagen kann.
TM Hauptwörter (50): [T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
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182
Mittel-Europa.
Weiße, die riesige Alpenwelt mit ihren zahllosen Gipfeln vom Finsteraarhorn bis zum
Montblanc, und so nahe scheinend, als könnte man in wenig Stunden zu ihnen
hinüber, himmelhoch emporstarrt. Die Mondeßsichel und den Morgenstern dicht über
ihnen erblassen, und die Sonne, die zuvor alle Spitzen und Kanteu mit flüssigem Gold?
umzieht, aufsteigen zu sehen, ist ein so überwältigender Anblick, daß er uns nnwillkür-
lich auf die Knie niederdrückt.
Eine Landschaft, wenn auch sonst manchfaltig und reizvoll, wird durch einen
Wasserspiegel noch verschönert. Die Alpeuländer sind nun wie mit Wasserfällen, so
mit Seen gesegnet.*) Man betrachte eine Alpenkarte, wie viele sind darauf verzeichnet,
und doch sicher nicht alle! Abgerechnet die größeren, die uns gleich ins Auge fallen
und die fast sämmtlich der Zone der Kalkalpen und der benachbarten Molasse ange-
hören, gibt es eine Menge kleinerer im Gebirge bis zu den Hochalpen hinauf, wie der
Ger los an der Neichespitz, der Acheitsee in Nordtirol, der dunkelgrüne Seealp-
see am Säutis, die Seen von Sils :c. am Ursprung des Inn, der von Toma als
eine der Borderrheinquellen, der Danbensee auf der Gemmi, der idyllische Klön-
thaler am Glärnisch u. s. w. Mau könnte leicht gegen 500 zusammen zählen, und
ehmals muß ihre Zahl noch größer gewesen sein. Denn manche sind allmählich durch
Schutt und Geschiebe ausgefüllt und zu Thäleru geworden; andre, die eine niedere
Randstelle überstiegen und in Wasserfällen sich ihres Ueberflusses entledigten, haben end-
lich diesen Ausgang erweitert und so ausgetieft, daß sie zuletzt ablaufen und sich gleich-
falls in Thäler, von einem Bach durchrauscht, verwandeln mußten. Man erkennt noch
deutlich an manchen Thalöffnungen, daß hier eine Sperrung war, die jetzt auseinander
gerissen erscheint; weshalb auch solche Hochthäler oben am Beginn breiter sind als am
Ende. So wird uach Jahrtausenden die Zahl der Seen, falls auch hie und da durch
Einstürze des Bodens neue entstehen sollten, weit geringer sein, als heutzutag; was
natürlich nicht bloß im Gebirge selbst, sondern anch in den Ländern, wohin die Alpen
ihre Ströme senden, gewisse Veränderungen zur Folge haben wird. Die Alpenflüsse
kommen aus Gletschergewölben oder aus Hochgebirgsseen, die mit Gletscherwasser ge-
speist werden. Auf ihrem Laufe aber durchfließen sie meistens noch einen oder mehrere
Seen, oft uoch weil von ihrem Ursprünge. All das Geschiebe, Kies, Geröll, und was
sie und ihre Nebenbäche in reißendem Laufe aus dem Gebirge mit sich geführt, setzen.
sie in den Seen ab. Dies hat nicht bloß die allmähliche Ausfüllung der
Seebecken, deren Tiefe freilich beträchtlich ist, zur Folge, es bewirkt auch eine Rei-
nig nng der Ströme, die den See verlassend klarer sind, als vor ihrem Eintritt;
wovon es viele Beispiele, doch kein herrlicheres gibt als die Renß, die von Andermatt
herab ihr felsiges, zerrissenes Bett in tausend Stürzen schäumend durchtobt und unten
trübe in den Vierwaldstädter See sich ergießt, bei Luzern aber mit wundervoller Klar-
heit da? Grün ihrer schönen Uferhöhen und das Blan des Himmels abspiegelt.
*) Nach K. Vogt sind alle Seen auf beiden Seiten der Alpen Werke der Gletscher,
und ist das Niveau derselben durch die Gletscherwälle bestimmt; Zürich, Lnzern, Genf
liegen auf Gletscherwällen.
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
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214
Mittel-Europa.
§♦ 7. Mittelrheinisches Gebiet
mit den Nebenflüssen Main und Mosel. Tiefebenen finden sich hier wenige;
selbst die am untern Main ist nur als kleine Fortsetzung der oberrheinischen
zu betrachten. Fast alles ist entweder sanfteres Hügelland, oder bergiges
im Durchschnitt 300 bis 500 m. hohes Plateau, mit mehr oder weniger
vorragenden Kuppen. Das Hügelland finden wir besonders im Maingebiete
und an der obern Mosel westwärts von den Vogesen. Am meisten gebirgig,
links über die mittlere Maas hinaus und rechts bis zur Eder und Diemel,
ist der große Landstrich, der inmitten vom Rheinstrom, quer von Westen
her von Mosel und Ahr, von Osten her von Lahn, Sieg und Ruhr durch-
schnitten, im Süden von Main, Rhein und Nahe, im Norden von der Lippe
begrenzt wird und seines vorherrschenden Gesteins wegen rheinisches Grau-
wacken- und Schiefergebirg heißt. — Sehr verschieden ist also das mittel-
rheinische vom oberrheinischen Gebiete, außer daß die weite Maingegend in
Annehmlichkeit und Fruchtbarkeit mit der am Neckar, so wie die Landschaft
von Wiesbaden bis über Rüdesheim hinaus mit der Westseite des Schwarz-
Walds um den Vorrang streiten kann. Der Strom selbst aber, der sich als
Oberrhein in flacher unschöner Umgebung hinwindet, erhält erst bei Mainz
und mehr noch bei Bingen an der Mündung der Nahe jene Herrlichkeit,
die ihn zum ersehnten Reiseziele aller Freunde der schönen Natur macht.
Der H n n s r ü ck
d. h. Hochrücken, bildet ein im Durchschnitt 450 m. hohes, häufig von Quarz unter-
brochenes Grauwackcnplatean zwischen Rhein, Nahe und Mosel, das namentlich im
Sw. höher gehobene dunkle Waldhöhen besitzt. Hier ragt im Hochwald der Wald-
erbeskops, Nw. von Birkenfeld, 820 m. (2526') über dem Nordseespiegel; in N£X
Richtung schließt sich daran der Rücken des Idar Waldes mit dem 735 m. hohen
Idarkops. Links der untern Nahe der lützel (kleine) und der große Soonwald
(wo der Schanzenkops), der südl. gegen Kreuznach und Bingen abfallt, während er
nördl. in hohe von Thälern durchschnittene Landrücken sich ausweitet, deren Klima
ziemlich kalt und der Pflanzenwelt wenig geneigt ist. Da hier der Rhein auf der
12 St. langen Strecke von Bingen bis Coblenz zw. dem westl. und östl. Flügel des
Schiefergebirgs sich seinen Weg bahnte, fällt das Hochland des Hnnsrücks in herrlichen
Bergen und Felsen hart ans Ufer ab. Diese Abhänge, wie die an der Nahe und
häufig an der wunderlich gekrümmten Mosel, bieten der Sonne so köstliche Schrägflächen
und fruchtbare Erdspalten dar, daß sie reich an stattlichen Fruchtbäumen und Wein-
gärten sind. Der ganz rauhe Hunsriick ist auf diese Weise an seinen scharfen Kanten
fast überall mit herrlichen und gesegneten Gegenden eingefaßt. Uebrigens zu merken,
daß alles Land umher zu beideu Seiten der Mosel, Saar, Nahe und Blies hochwellen-
förmig ist, woraus manche schöne Kuppe hervorragt, z. B. der Wehelberg nordöstl.
von St. Wendel. Im Südwesten des Hnnsrück das 12 M. lange und 4 M. breite
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland]]
TM Hauptwörter (200): [T36: [Rhein Mosel Lahn Mainz Stadt Bingen Taunus Bonn Main Ufer], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne]]
Extrahierte Personennamen: Maas Birkenfeld Wendel
Extrahierte Ortsnamen: Main Main Maingebiete Rheinstrom Main Rhein Wiesbaden Mainz Rhein Rhein Coblenz Saar Wehelberg
370
Veränderungen an der Erdoberfläche.
landsränder zunächst mürbe gemacht, dann zersetzt und zertrümmert. Denn in den
Fjorden, tiefen und steilen Schluchten an Festlands- und Jnselküsten (z. B. in
Schottland, Norwegen, Island, Neu-Seeland :c.), haben wir nichts anderes zu
erblicken, als die leeren Gehäuse ehemaliger Eisströme, die Gefäße, durch die sich die
Gletscher ergossen oder noch ergießen. In derselben Weise wirken alle Gletscher. —
Das während des Sommers in den Spalten- des Gesteins abwärts sickernde und darin
festgehaltene Wasser gefriert während des Winters und zersprengt wegen seines größeren
Volumeus die Gesteinsmasse, die nun in Trümmern verschiedenster Größe der Tiefe
zurollt. Wie bedeutend diese Absprenguugen sind, zeigen gleichfalls die Gletscher, die
ans ihrem Rücken ganze Massen von Steinschntt abwärts tragen und au
den Stellen, wo sie selbst abschmelzen, als Stirnmoränen aufhäufen. Das in
die Risse und Spalten des Gletschers hinein- und hinabfallende Gestein wird durch den
Druck der kolossalen Eismeuge bei deren Fortbewegung zerrieben und zermalmt, daher
das milchartige Aussehen der Gletscherwasser, deren fein zertheiltem Schlamm die Niede-
ruugen an den Flüssen ihre hohe Fruchtbarkeit verdanken (Ober^Rheiuthal). — Was
durch Verwitterung von den Gesteinen abgenagt wird, was der Regen abschwemmt,
wird gleichfalls durch zahllose Wasseradern gesammelt und den Tiefflächen der Erde ,
namentlich dem Meere zugeführt. Die Menge der Mineralstoffe, die unsere Gewässer
iu Lösung und mechanisch mit sich führen, ist eine erstaunlich große. Das bei Basel
jährlich vorbeifließeude Rheinwasser enthält au 7000 Mill. Pfund Festes, und was er
auf seinem weiteren Wege etwa davon absetzt, wird mehr als ersetzt ans den deutschen
Nebenflüssen, so daß er in 5000 Jahren der Nordsee eine Kubikmeile Land zuführt;
in 150900 Jahren müßte dadurch das ganze rheinische Stromgebiet 10 m. niedriger
werden, wenn nicht der Verlust hauptsächlich die höheren Gegenden treffen würde. Der
Mississippi führt jährlich 126,937209 Kubikmeter feste Stoffe dem Meere zu, und der
gelbe Strom iu Thina stündlich 68562 Kubikmeter, so daß er das gelbe Meer bei einer
Durchschniltstiefe von -10 m. in 24,000 Jahren vollständig ausfüllen muß. Der kohlen-
^anre Kalk, welchen die Pader (Nebeuflüßchen der Lippe) führt, repräsentirt pro Jahr
einen Würfel von fast 10 Quadratmeter Seitenfläche; die Weichsel enthält zur Zeit
des Eisganges in 109000 Theilen Wasser 5,82 Theile schwebende und 13,»2 Theile
gelöste Stoffe; die Isar kann bei München jährlich V6 m. Schlamm absetzen. Es ist
deshalb begreiflich, daß sich vor den Mündungen großer Flüsse, wenn Ebbe und Flut
nicht zu stark dagegen wirken, Land anhäuft; daher die Deltas des Ganges, Po u. s.w.
Schon dem Herodot erklärten ägyptische Priester, ihr blühendes Delta (jetzt 400 Q.-M.
groß) sei ein Geschenk des Nils, aus dessen Schlamm es erwachsen. Das Delta des
Mississippi hat eine Fläche von 750, das des Ganges von mehr als 800 Q.-M. Man
mag hieraus ermessen, wie sehr dadurch der Boden des Meeres in der Nähe der Fest-
länder aufwärts wachsen muß und wie treffend Otto Volger sagt: „In deu Wellen
der Ströme fließen Berge unsichtbar an uus vorüber." — Auch noch in anderer
Weise ändern die Flüsse das Aussehen der Erdoberfläche; nach dem Baerschen
Gesetz der Nferbildung üben infolge des Umschwungs der Erde von West nach
Ost und der ungleichen Notationsschnelle der verschiedenen Parallelen alle in der
Meridianrichtung strömenden Flüsse unserer Erdhälfte einen Druck auf ihr rechtes
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
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TM Hauptwörter (200): [T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T180: [Erde Punkt Sonne Kreis Linie Ort Horizont Richtung Aequator Zone]]
Verände rungen an der Erdoberfläche,
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förmig gestaltete Insel bildet eigentlich den östlichen Rand eines eingestürzten Erhebungs-
kraters, von dessen westlichem Rande nnr die beiden Inseln Aspronisi und Therasi"
stehen geblieben sind. Der Krater ist vom Meere ausgefüllt, aus welchem sich seit
längerer Zeit die 3 Inseln Paläo-Kaimeni (Hiera), Mikro-Kaimeni und als mittlere
und größte Nea-Kaimeni erhoben. Aspronisi wird im Alterthum nicht erwähnt, aber
die Bildung von Therasia fand nach Plinius 236 v. Chr. statt. Nach demselben Antor
und nach Strabo erhob sich 196 v. Chr. aus dem nur durchs Meer ausgefüllten
Krater die Insel Hiera, die sich durch wiederholte Ausbrüche vergrößerte. Im Jahre
46-n. Chr. entstand eine neue Insel, Thia, die entweder wieder versunken ist oder sich
mit Hiera verbunden hat. Mikro - Kaimeni entstand 1573 n. Chr.; auf ihrer Südseite
befindet sich ein ausgebrannter Krater. Nea-Kaimeni erhob sich am 23. Mai 1707
zwischen den beiden andern Inseln und erhielt durch eine Reihe heftiger Erdbeben und
znm Theil furchtbar prächtiger Feuerausbrüche, die bis 1711 dauerten, die jetzige
Gestalt. Schon seit Decennien hob sich der Meeresboden in der Umgegend von Santorin
langsam und deutete auf die Vorgänge hin, die am 30. Januar 1866 durch ein
dumpfes Getöse ans Nea-Kaimem eingeleitet wurden. Das Meer wurde kochend, ver-
breitete weiße Dämpfe mit Schwefelgeruch, war, wie 1707, ringsum roth gefärbt und
von bitterem Geschmack; Feuersäulen stiegen empor, ein Erdriß spaltete die ganze Insel,
die sich rasch zu senken begann (30 cm. in der Stunde). Dafür stiegen in den nächsten
Tagen 2 neue Inseln (Georgsinsel und Aphroessa) empor, beide mit thätigen Vulkanen,
von denen die erster? bald die Höhe von 53 m. erreichte. — Ein neues sich mehr und
mehr hebendes Felsenriff ist zwischen Kap Tainaron-Matapan und der Insel Kythera-
Cerigo entdeckt worden; die Klippe, 6 m. unter Wasser, wurde zuerst im Juli 1865
beobachtet und hebt sich seit dieser Zeit fortwährend. — Ein ähnlicher Vorgang ereignete
sich jüngst (im September 1871) im indischen Archipel. Der seit langer Zeit ruhende
Vulkan Bnrrang ans der Insel Tagulanda (15 Mln. nvrdöstl. von Celebes) hatte
nach vorhergegangenen Erdbeben unter dumpfrollenden, weithin auf den Nachbarinseln
hörbarem Getöse Plötzlich mehrere Krater geöffnet' das Meer war in die wildeste Auf-
regung gerathen und hatte eine 30 in. hohe Wasserwoge mit rasender Schnelligkeit
herangewälzt, auf ihrem Wege Menschen, Häuser und Thiere von der Oberfläche der
Insel wegfegend. Um den Berg herum bildeten sich tiefe Erdrisse, an andern Stellen
häuften sich ausgeworfene Lavamassen zu thurmhohen Hügeln; auch hier wurde während
des Kreißens des Erdinnern ein kleines Eiland ans dem Meere emporgehoben. — Den-
selben Ursprung haben wohl alle vulkanischen Inseln, wie auch die vulkanischen Gebiete
der Continente genommen. Die Zahl derselben ist nicht gering, und eine vielleicht
zehnfach größere Menge war ehemals vulkanisch, was theils an ausgefüllten Kratern,
theils am Auswurfsgestein in ihrer Umgebung zu erkennen. Denn wo sich Basalt
findet, und das ist an sehr vielen Stellen der Erde, da waren ebenfalls Krater vor-
Händen, aus denen dies Gestein in geschmolzenem Zustande hervorbrach und sich ost in
ungeheuren Massen ergoß. Die hohe Rhön, der Vogelsberg, die Eisel u. s. w. sind
in Deutschland, der Puy de Dome, der Puy de Chopine sind in Frankreich Zeugen
davon; an dem letzt genannten Basaltvnlkane hat man in der Höhe eine gewaltige
Granitmasse entdeckt, die offenbar bei der Bildung desselben mit aus der Tiefe empor-
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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TM Hauptwörter (200): [T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T184: [Insel Amerika Portugiese Afrika Spanier Kolumbus Küste Entdeckung Jahr Indien], T138: [Meer Insel Stadt Küste Halbinsel Kleinasien Griechenland Name Bosporus Land], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See]]
Extrahierte Personennamen: Therasia Strabo
Extrahierte Ortsnamen: Aspronisi Mikro-Kaimeni Nea-Kaimeni Santorin Georgsinsel Cerigo Vogelsberg Deutschland Frankreich
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Veränderungen an der Erdoberfläche.
gerissen worden. Im böhmischen Leitmeritzer Kreise liegt eine 16 Qm. große Basalt-
decke; in Nordmexiko neben der Sierra Madre soll sich der Basalt 200 Meilen weit
erstrecken, desgleichen östlich der ostindischen Ghats in Dekan erstaunlich verbreitet sein.
Diese Lava- und Basaltaufschüttungen, die durch sie aufgestiegenen Gebirge und Inseln
lassen die große Bedeutung des Vulkanismus für Veränderungen der Oberfläche der
Erde und des Meerbodens erkennen und ihn zugleich als ein Gegengewicht gegenüber
den nivellirenden Wirkungen des Wassers erscheinen. — Uebrigens muß wie das laug-
same Auslangen der Gips-, Salz- und Kalkmassen, so auch das plötzliche Auswerfen
der Vulkaue und das Erheben von Bergen und Inseln gewaltige Aushöhlungen im
Boden zur Folge haben und Einstürze veranlassen, die sich entweder, wenn die Ober-
fläche stehen bleibt, nur durch Erderschütterungen bemerkbar machen, oder wenn die
Oberfläche einbricht, nene Landseen bilden. Beispiele dazu gibt es genng. Als auf
Japan im Jahr 285 der hohe Vnlkan Fusi (er trägt eine Schneekrone) unter
gewaltiger Erderschütterung entstand, brachen ihm zur Seite 16 Qm. Land ein und
der See Mitsnnnmi bildete sich. Als der Papandayang ("die Schmiede) auf Java
im Jahre 1772 spie, sank ebenfalls meilenweit umher das Land mit 40 Dörfern in die
Tiefe. An mehreren Seen, z. B. in der Nähe der Kalkalpen, ist es nicht zu be-
zweifeln, daß sie über eingestürztem Boden entstanden sind, und die Entstehnugsursache
mancher Erdbeben mag wohl mit Recht in inuern Einstürzen gesucht werden.
3) Sehr bedeutend ist ferner der Antheil, welchen gewisse Wasserthiere und
Wasserpflanzen an der Umgestaltung der Erdoberfläche nehmen; sie wetteifern
darin mit den Geschieben und Saudmassen der Flüsse, ja überbieten sie noch. Wie
dies möglich sei, begreift sich zunächst aus der Beschaffenheit des Meeres, daö reich ist
an Kohlensäure und sonstigen Stoffen, die es aufgelöst enthält. Auf 100 Theile See-
waffer kommen 2^/z Procent Kochsalz, 1/a Procent Chlormagnesmm, nicht ganz V5
Proceut Bittersalz oder schwefelsaure Magnesia, 1/a Proeent Gips oder schwefelsaurer
Kalk, und etwas kohlensaure Kalk- und Kieselerde. Es scheint dies wenig, ist aber sehr
viel ini Verhältnis zu der ungeheuren Masse des Meeres, das übrigens noch mehr davon
enthalten würde, wenn nicht gerade die kleinen organischen Gebilde, die es erzeugt, jene
ihm unaufhörlich zugeführten Stoffe fortwährend verbrauchten. Meerpflanzeu bedürfen
viel Kohlensäure, deren Kohlenstoff sie behalten, indem sie den Sanerstoff wieder ent-
lassen; sie brauchen aber auch ausgelöste Kieselerde, die man als unzerstörbar in ihrer
Asche finden kann. Was die Seethierchen betrifft, so ist ihnen vorzüglich Gips nölhig,
der sich bei ihnen in Kalk — also schwefelsaurer in kohlensauren — verwandelt und in
ihren Geweben aufspeichert. — Wer über diesen Gegenstand etwas Vortreffliches lesen
will, nehme O. Volgers „Erde und Ewigkeit" zur Hand; die Kapitel über steinbildende
Thiere und Pflanzen sind eben so geistvoll als lehrreich. Hier können wir uns nur
kurz fassen, und erwähnen zuerst der Korallenpolypen. Es gibt deren einige
Arten. Die kleinsten, kaum von der Größe eines Nadelknopfs, jedoch in ungeheurer
Menge, sind unablässig thätig, den im Meere aufgelösten Gips sich anzueignen, um auf
Klippen unterm Wasser ihre Steingebilde aufzurichten und bis an die Oberfläche zu
erhöhen. Dies geschieht besonders in der Nähe von Küsten, wo das Meer keine be-
dentendere Tiefe hat, als höchstens 60 m. Es ist erstaunlich, wie ihre Bauten, wenn
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
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