Autor: Behr, Friedrich, Schwarz, Eduard, Frohnmeyer, Immanuel
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
z. Das Bergland.
29
So verschieden und mannigfaltig ist die Gestalt solcher völlig vereinzelten
Felsenberge aus harten Gebirgsarten, im Ganzen und in ihren Teilen.
§ 23. Solche durch unterirdische Gewalten aus dem Innern der Erdrinde
emporgestiegene Berge gibt es, einzeln oder auch in Gruppen, in den verschiedensten
Gegenden der Erdoberfläche, in Ebenen, in Hügelländern, in Gebirgen, selbst den
höchsten Gebirgen der Erde. Und häufig bilden sie da Vulkane, d. h. sie haben
vom Gipfel einen Schlund hinab in die Tiefe, durch welchen aus dem unterirdischen
Herde von Zeit zu Zeit die geschmolzenen Gesteinsmassen der inneren Erdrinde in
glühendem Zustande durch furchtbare Krämpfe und unter Ungeheuern Flammen und
Rauchmassen heraufgeschleudert und ausgestoßen werden, was begreiflich ein schrecken-
erregendes Getöse verursacht. Hat sich dann eine hinreichende Menge des flüssigen
Gesteines — der „Lava" — ergossen, so hat der Vulkan wieder eine Zeit lang
Ruhe; aber welche Verheerung hat er angerichtet! Durch den Lavastrom, der oft
in entsetzlicher Breite und Höhe den Berg herabfließt, sind üppige Fluren, vielleicht
Sig. 13. Barren-Island als Beispiel eines Inselvulkans.
(Der Krater gehört zu den weitesten der Welt.)
wohlhabende Dörfer, in eine Steinmasse verwandelt, durch den dichten Aschenregen
ganze Landschaften bedeckt und zur Wüste geworden. Darum preisen sich die
Völker glücklich, die weit von einem solchen Verderben bringenden! Schlünde entfernt
sind und höchstens von Erdbeben heimgesucht werden. Und glücklicher Weise gibt
es in ganz Deutschland keinen feuerspeienden Berg, überhaupt in Mittel-Europa nicht.
Wir können sie erst in Italien und in Island finden.
8 24. Doch, wir kehren zu uusern friedlichen kleinen Bergen Deutschlands
zurück, die als Vorgebirge oder Schlußhügel eines größeren oder kleineren ^Gebirges
dastehen. Wenn solche nämlich aus einer Gesteinsmasse bestehen, die von einem
^chlammland der Urzeit abgesetzt und verhärtet ist, also neptuuisch sind, so haben
sie höchst selten schroffe Formen, und zwar nur dann, wenn das Gestein Dolomit
ist, der zum ^.eil so hart und fest ist, als die Plutonischen Massen und daher auch
anstatt sanft abzufallen, jäh und fchroff abbricht, Felswände oft wie Mauern und
Gipfel wie Zinnen oder Hörner bildet. Bestehen die Berge aber aus andern aus
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
TM Hauptwörter (100): [T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See]]
Extrahierte Ortsnamen: Hügelländern Deutschland Mittel-Europa Italien Island Deutschlands
Autor: Behr, Friedrich, Schwarz, Eduard, Frohnmeyer, Immanuel
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
i. Das Bergland.
39
kleinen der Berg- und Thalbildnng des nördlichen Schwarzwaldes so ähnlich, fast
ein Miniaturbild desselben ist. Würde etwa ein Schwarzwaldthal um das Doppelte
erweitert, seine Höhen um ein Drittel erniedrigt und deren steile Abfälle etwas der-
flacht, ohne jedoch ihre Hauptgestalt, die rundlichen Wölbungen, zu ändern: so wäre
ein Thal des niederen württembergischm Berglandes daraus geworden. Von zwei
sanftgewölbten Höhenzügen begleitet, an ihren sonnigen Abhängen mit Reben be-
Pflanzt, an den übrigen mit Obsthalden bedeckt, die Höhen mit Wald gekrönt, die
Thalgründe mit erlenumsäumten Bächen im saftigen Grün der Wiesen belebt, und
nun in den Weitungen mit einem Städtchen geschmückt, in den Seitenbuchten Dörfer
traulich versteckt und um alle Städte und Dörfer ein Kranz von Obstbäumen, —
dies sind die so freundlichen, milden und heimatlichen Thäler, wie sie der natur-
befreundete Schwabe vor allem liebt, wie er sie von einer wohnlichen Gegend un-
zertrennlich in der Seele hat.
Aus obiger Begleichung des niederen schwäbischen Berglandes und des
nördlichen Schwarzwaldcs erkennt man, wie ähnliches Gestein auch ähnliche Gestalten
der Landschaft bildet. Beide Landschaften bestehen aus Sandstein: der Schwarz-
Wald aus einem festeren und härteren, dem „bunten Sandstein," an dem daher die
Gewässer einen stärkeren Widerstand fanden, so daß sie das Gestein nicht so massenhaft
hinwegschwemmen und austiefen konnten, was steilere Abhänge, engere Thäler zur
Folge hatte; das Hügelland dagegen aus einer weicheren und mit mächtigen
Mergelfchichten wechselnden Sandsteinart, dem „Keuper", worin die Fluten leichter
arbeiteten, und weitere Thäler mit sanfteren Bergabhängen bildeten.
§ 36. Den Preis der freundlichen schwäbischen Gegenden wird immer das
Neckarthal behaupten, und zwar sowohl dasjenige von Cannstatt bis Eßlingen,
als das von Tübingen sieben Stunden weiter oben, und das von Heilbronn zehn
Stunden weiter unten. (Das großartigste Neckarthal haben wir außerhalb des
Schwabenlandes bei Heidelberg S. 32 kennen gelernt.)
Reizend ist das Neckarthal unweit Stuttgart von Cannstatt bis nach
Eßlingen hinauf (2 Stunden lang). Es ist auch eine besonders merkwürdige
Erdstelle, da hier das Hügelland des mittleren Schwabens sein westliches Ende er-
reicht und unterhalb Cannstatt eine neue Bodengestalt beginnt, die sanftgewellten
Gauplatten mit eng eingeschnittenen Wein-Thälern und kornreichen Fluren, zu denen
das Hügelland mit einer malerischen Terrasse abfällt. Dieses Gauland besteht
aus einer ungleich härteren und festeren Felsart als die Sandstein- und Mergelmasse
des Hügellandes, aus dem dichten „Muschelkalkstein", weshalb eben die Thäler
so enge, aber doch mit ihrem ebenen Wiesengrunde zwischen den steilen Rebenhalden
und dem vielgekrümmten Flusse, der durch die Thalsohle zieht, auch ungemein an-
sprechend sind. Ehe der Neckar einst in dieses feste Gestein einbrechen konnte, mußte
er seine Kräfte sammeln: er wühlte sich zuerst ein weites Bette aus am Schlüsse der
Hügelbildung, und dieses weite, vertiefte und ringsnmfchlosfene Thalbecken am Abfalle
der 200—250 m hohen sanften Hügelterraffeu vor dem Einbrüche in das Gauland,
mit dem üppigsten Pflanzenschmucke bedeckt, ist die mild anmutige Neckarlandschaft
von Cannstatt. Auf beiden Seiten ziehen zwei liebliche, mit Reben bedeckte und mit
Wald gekrönte Hügelreihen das Thal aufwärts; im Hintergrunde blicken, über dem
scheinbaren Thalschlusse bei Eßlingen, in bläulichem Dufte Berghöhen des Steil-
abfalles der schwäbischen Alb herüber; der große weite Thalgrund wird von dem
hier schon ansehnlichen Neckar durchströmt, am Fuße der schwellenden Hügelketten
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
TM Hauptwörter (200): [T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T70: [Stadt Donau München Stuttgart Neckar Nürnberg Ulm Schloß Augsburg Regensburg], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß]]
Autor: Behr, Friedrich, Schwarz, Eduard, Frohnmeyer, Immanuel
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
52
Einleitung. B. Die hauptsächlichsten Bodengestalten der Erdoberfläche.
zu den Füßen der erhabensten Alpengipfel, um so in der Nähe zu schauen, was wir auf
dem Rigi nur von ferne erblickten, das majestätisch schöne Berner Oberland.
5ig. 20. Line Galerie der Axenstraße.
Doch wir wollen lieber gleich den höchsten Gebirgsstock der ganzen Alpenkette,
den höchsten Berg Europas ersteigen, den
o) Montblanc.
§ 48. Um dahin zu gelangen, könnten wir von Grindelwald aus durch
das herrliche Lauterbrunnen-Thal und über einen hohen Paß in das Kanderthal
wandern, von diesem hinauf auf die Höhe und über den Gemmipaß hinab im Zick-
zack 500 m tief in die Schlucht des Leuker Bades, von da hinab nach Lenk ins
Rhonethal, und in diesem, wo bereits französische Zunge klingt und im Sommer oft
eine Hitze wie in Westindien herrscht samt der Plage der Stechmücken (Muskitos),
hinab bis Martigny, wo das Längenthal sich schließt, und die Rhone in einem Quer-
thale nordwestwärts zum Genfer See durchbricht. — Von Martigny aber geht es
südwärts, zunächst auf den durch das Hochthälchen von Trient getrennten, schroff
emporragenden- Col de Balme, wo man, bereits 2 200 m über dem Meere, schon
die prachtvollste Aussicht auf den Montblanc in aller seiner Herrlichkeit genießt:
rechts die Aiguilles rouges, links die Aiguille du Tour, d'argentiere, du Dru, mit
den dazwischen herabhängenden Gletschern, besonders dem Mer de Glace (Eismeer);
dann Dent du Geant, Aiguille du Midi, und zwischen drin die hochragende Berg-
kröne des Montblanc. In der Tiefe rechts sieht man das Chamonnythal
mit seinen 8 Dörfern, man kann selbst noch das Wasser des Arveflusses unterscheiden.
Hören wir nun einen Ersteiger des Montblanc! Er beginnt mit einer Beschreibung
des Alpenglühens, das er vom Col de Balme aus gesehen: Plötzlich wurde der
ungeheure Berg sozusagen vor meinen Augen verklärt. Zuerst breitete sich ein goldgelber
TM Hauptwörter (50): [T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T93: [Alpen See Schweiz Rhein Berg Bodensee Fuß Italien Schweizer Paß], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T90: [Alpen See Schweiz Inn Rhein Bodensee Gotthard Paß Rhone Italien], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf]]
Extrahierte Personennamen: Lenk Martigny
Extrahierte Ortsnamen: Europas Grindelwald Rhonethal Westindien Martigny
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Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
64 Einleitung. B. Die hauptsächlichsten Bodengestalten der Erdoberfläche.
Gesteins überwunden hat und zu den freundlichen Wohnungen der Menschen gelangt.—
Und auch ohne Wasserfälle ist sein Lauf über die jähe abschüssige Sohle der Felsen-
thäler hinab mehr einem immerwährenden Fallen und Stürzen gleich, als einem
Strömen. — Unterwegs erhält der Bach seitwärts Nahrung genug durch ähnliche
Wasser. Viele davon flattern oder stürzen, zuweilen vom Winde auf die Seite ge-
jagt, wie weißes Flockensilber hernieder. Außerdem rinut und leckt es noch überall
von den nackten Wänden herab. — Der Kampf des Waffers mit dem Gestein des
einsamen Kahrs, in wilder Majestät der Umgebung, ist ein erhabenes Schauspiel.
Oftmals findet der Bach auch so großen Widerstand, daß kleine, finstere und
tiese Bergseen entstehen; sowie er sie gefüllt hat, reist er eilig weiter.
§ 62. Alle Alpenwasser, die aus Urgestein kommen, haben eine blaß-
blaue, ins Grünliche fallende Farbe, wenn sie rein sind. Die aus Schnee her-
kommen, haben diese Farbe des Morgens; Nachmittags, wo die Sonne den Schnee
schneller auftaut und die Bäche stärker macht, daß sie eine Menge Geschiebe mit sich
führen, sind sie fchmutzig gelb. Aus den Gletschern kommen sie oft in trüber, auch
milchweißer Farbe hervor. — Die Bäche der Kalkgebirge haben meist eine smaragd-
grüne Farbe. Am grünsten sind wohl die Isar und die Traun; der Rhein hat
eine dunkelblaugrüne, die Mur eine schmutzig dunkelgrüne Farbe u. s. f.
Nach Uberwindung vielfacher Schwierigkeiten gelangt der Fluß hierauf an
Orte, wo er mehr Raum gewinnt, wo Wiesen sich an den rauhen Bergwald legen,
oder selbst der Ackerbau, noch auf sehr unebenem Boden, an seinen Ufern beginnt.
Mit dem Ackerbau stellt sich das Laubholz ein, das dieser Region eine so er-
quickliche Frische verleiht. Je weiter der Fluß herabkommt, desto mehr gewinnt das
Hauptthal an Form, desto mehr nimmt seine Rauheit ab, desto ebener wird seine
Sohle. Auch die Nebenbäche kommen nicht mehr mit solcher Gewalt daher, da sie
schon etwas weiter zurück entsprungen sind.
§ 63. Die Schnelligkeit des Laufes ist bei demselben Flusse, nach der
vielfach wechselnden Böschung des Bodens, sehr verschieden. Nachdem er stellenweise
ruhig und lautlos wie ein Fluß der Ebene dahin geflossen ist, wird er plötzlich
wieder reißend und lärmend, wenn er eine neue Thalstufe oder Einengung zurück-
zulegen hat. Die Schneeschmelze im Frühling führt ihm oft so große
Wasfermaffeu zu, daß er schreckliche Verheerungen anrichtet. Eben so furcht-
bar sind oft die langen Regentage um die Herbst- Tag- und Nachtgleiche. Es ist
unglaublich, wie viel Wasser dann zusammenrauscht, und wie hoch es steigt. Eine
Thalfläche von einer halben Meile Breite wird überschwemmt und bildet einen ge-
waltigen Strom, der alles verheerend mit sich fortreißt. Alle Wildbäche, die im
Sommer ganz austrocknen, stürzen wütend von den Bergen, großen Strömen gleich.
Gewaltige Steine, selbst Felsstücke, eine Menge Geschiebe werden auf die Wiesen
und die Äcker getrieben, und die Ernte für dieses oder das folgende Jahr ist dahin.
Der Schaden, der an Gebäuden, Mühlen, Wehren, Brücken angerichtet wird, ist wo-
möglich noch größer. Es ist eine Zeit der Gefahr, der Schrecken und der Trübsal.
— Manche Alpenflüsse erfordern daher auf lange Strecken feste kostspielige Dämme,
um die Ufer vor der Gewalt des reißenden Flusses und seiner mächtigen Schutt-
masseu zu schützen. Diese unglaublichen Massen des fortwährend mitgerissenen Stein-
schuttes setzen sie dann in den schönen Alpenseen ab, in denen sich die Flüsse gleich-
sam baden und austoben, um nun, nach Vollendung ihres Oberlaufes, im
Mittellaufe, ihren Gang durch die am Fuße der Alpen und weiterhin aus-
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland]]
TM Hauptwörter (200): [T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf]]
Autor: Behr, Friedrich, Schwarz, Eduard, Frohnmeyer, Immanuel
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Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
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Geschlecht (WdK): koedukativ
146
Ii. Das Deutsche Reich.
§ 143. 3. Der Franken-Jura
ist uns schon als Fortsetzung des Schwäbischen Jura (§ 123) bekannt. Gerade
wo dieser in jenen übergeht, liegt Nördlingen und das Ries an seinem nördlichen
Fuße, von wo ihn die Eisenbahn nach Donauwörth in dem Durchbruchsthale der
Wöruitz quer durchzieht.
In der That behält der Jura in Bayern denselben Charakter wie in Schwaben,
als rauhe, wasserarme, von Klüften und Höhlen durchzogene Höhenplatte mit nord-
west- oder westwärts gerichtetem malerischem Steilabfalle, denselben romantischen
Thälern, und vereinzelten Vorbergen; ferner mit der schwachen Absenkung gegen
Süd-Ost und der allmählichen Erniedrigung nach Norden. Nur ist der Jura iu
Bayern überhaupt niedriger als in Schwaben, alles trägt einen geringeren Maß-
stab. Dagegen hat er in Bayern bei gleicher Breite von 3—6 M. eine längere
Ausdehnung (30 M.) bis zu seinem Ende am Main. Er verändert seine östliche
Richtung (von der Altmühl an) in eine nördliche, hat auf seiner Hochfläche teilweise
mehr buckelartige Kuppen, in der nördlichsten Strecke sogar eine rückenförmige Bil-
duug, die gegen Osten so steil abfällt wie gegen Westen. Zweimal wird er von
Flüffen des jenseitigen Hügellandes in engen Thälern durchbrochen: zuerst in seiner
schmälsten Strecke (am Ries) von der Wörnitz, dann im langen, vielgekrümmten
Durchbruche der „Eichstädter Alb"*) von der Altmühl, wie der Schwäbische Jura
von der Donau. Dieser Durchbruch der Altmühl hat die Erbauung des Ludwigs-
kauals ermöglicht.
Beide genannte Flüsse, die von dem äußersten Westrande des Hügellandes
merkwürdiger Weise südostwärts der Donau zuströmen und somit den ganzen Jura
durchbrechen, haben sich vor ihrem Einbrüche in den Jura große Laudbuseu ausge-
arbeitet: die Wörnitz das fruchtbare, mit schönen, oft uralten Schlössern und Klöstern,
Städten und Dörfern überfäete Ries am Rande der Plutonischen Erhebungen, öst-
lich vom Nips (§ 124), die Altmühl mit einigen Bächen den Busen von Treuchtlingeu.
Von den Vorbergen sind die interessantesten der weithin sichtbare langgestreckte
Hesselberg bei Wassertrüdingen vor dem Ries 714 m, dessen Aussicht bis zum
Asberg tief in Schwaben, zum Fichtelgebirge und den Alpen reicht; die Gelbe Bürg
und die Wülzburg, die beiden Eckmarken vor dem Treuchtliuger Busen und die
Sulzbürg vor dem Busen von Beilngries, weiter nördlich der Diuberg und der
Moritzer Berg am Busen von Hersbruck östlich von Nürnberg einerseits, und Schloß
Hohenstein und Feste Rothenberg andrerseits, und noch nördlicher die Ehrenbürg vor
dem Ebermannstädter Busen (Wiesent-Fluß) des Muggendorser Gebirges.
Die höchste, wasserärmste, ödeste und rauheste Hochfläche des Frauken-Jura
(bis 560 m Höhe) ist dessen Mitte zwischen der Altmühl und den Quellen der Peg-
nitz, das N o r d ga u. Nur sein großer Westrandbusen um Hersbruck (den man schon
die „Nürnberger Schweiz" nennen wollte), und der Busen der Vils ain Ostrande
bei Amberg sind romantische und liebliche Landschaften. — Bei weitem der merk-
würdigste Teil aber ist das weltberühmte „Muggendorser Gebirge" (die
nördlichste Strecke des Ganzen) durch seine großartigen, mit Gebeinen von Tieren
der Vorwelt angefüllten Höhlen (besonders die Gailenreuther, Rosenmüllers-, Lud-
*) Der Fränkische Jura heißt zuerst im W. „Rauhe Wanne (Rauchwanne)", ganz schmal bis zur Wörnitz,
von da bis zum Einbrüche der Altmühl „Hahnenkamm", weiterhin bis zur Sulz und unteren Altmühl „Eich-
städter Alb". Dann in nördlicher Richtung das „Nordgaugebirge" und zuletzt das „Muggendorser Gebirge".
(In der Gegend von Nürnberg „Houbirg", hohes Gebirge.)
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland]]
TM Hauptwörter (200): [T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß], T70: [Stadt Donau München Stuttgart Neckar Nürnberg Ulm Schloß Augsburg Regensburg], T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil]]
Autor: Behr, Friedrich, Schwarz, Eduard, Frohnmeyer, Immanuel
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
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Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
Bohenzollern. 117
Stellen und ihre Befugnisse bald vermehrt bald vermindert werden, während im allge-
meinen sich die Erkenntnis Bahn bricht, daß zu viel regiert wird. Daher hat man in
Baden einen Anfang gemacht, der Ortsgemeinde wieder mehr Rechte einzuräumen. Aber
auch in jeder größeren Gemeinde bestehen für die Besorgung jener Angelegenheiten
viele Beamte: der Vorstand (Bürgermeister, Schultheiß, Vogt) und allerhand Kollegien,
durch die sie sich selbst regiert, während wichtigere Dinge dem Bezirksbeamten vorgelegt
werden müssen. So ist der Staat eine sehr verwickelte Maschine geworden, und bedarf
daher, zum Unterhalt seines großen „Beamtenstaats", seines Heeres ?c. gewaltiger
Summen, die durch Besteuerung des Einkommens aller Art, dann durch Zölle und
Auflagen?c. ausgebracht werden, und deren Last begreiflich zum größten Teile auf dem
ackerbauenden und gewerbetreibenden Volke liegt. So bedarf Baden jährlich 38 Mill. Mk.,
Württemberg 54 Mill., Bayern 229 Mill., Preußen 935 Mill. Mk., Österreich 760 Mill. st.
Ihre Hauptmacht aber setzen, seit der Eroberungsgeist Ludwigs Xiv. dazu den Anstoß
gab, die Staaten in große stehende Heere, deren Unterhalt ungeheure Summen ver-
schlingt und noch dazu deu kräftigsten Teil der Bevölkerung der Arbeit und dem Er-
werbe entzieht. Im deutschen Reich beträgt die Friedensstärke des Heeres 1 °/0
der Bevölkerung, also ca. 450000 Mann, für welche im Jahr 1882 eine Ausgabe von
342 Mill. M. nötig war. Dazu stellt Baden ca. 16000 Mann, Württemberg ca. 19000,
Bayern 5f000, Preußen 345000 Mann. In Ästerreich-Ung a rn beträgt die Stärke
des Heeres 285 Tausend Mann, die jährlich I^Mill. Gnlden kosten. Denn, trotz der
Gesandten, bleibt alles fortwährend zum Kriege gegeneinander gerüstet, wenn auch „auf
dem Friedenssuß" die Armeen nicht zur Hälfte präsent sind.
Durch diese ungeheuren Kosten, und durch die seit jener Zeit entstandenen Kriege sind
aber auch auf alle Staaten erschreckliche Schuldenlasten gekommen, und diese mußten
neuerer Zeit uoch durch den Bau vou Eisenbahnen vermehrt werden. So hat Baden eine
Staatsschuld von 340 Mill. Mk., Württemberg 424 Mill., Bayern 1340 Mill., und so
nach Verhältnis jeder Staat, Preußen ca. 2060 Mill. Mk. Österreich aber anmill. st. V'- !'J
Somit beruhen die Staaten samt und sonders aus sehr mißlichen und schwierigen
Grundlagen, und werden — unter dem Walten des Höchsten — nur durch die Dauer
des Friedens erhalten, wobei ihr Bestand um so eher gesichert ist, als im Volke sich
Genügsamkeit mit Strebsamkeit verbindet. Darum wird aber doch wer sich die Mühe
nimmt, sich zu uuterrichteu. nicht bloß über die Lasten und Nachteile der geltenden Staats-
einrichtnngen klagen, sondern auch dankbar sein für die große Sicherheit und Förderung,
welche durch sie dem Leben der einzelnen und Gemeinden geworden ist.
§ 114. Zwischen Württemberg und Baden (auf der oberschwäbischen Hoch-
ebene und innerhalb der Alb) liegt
Kofienzottern
oder der preußische Regierungsbezirk 2igmaringen,
der bis 1849 aus zwei selbständigen Fürstentümern, Hechingen und Sigmaringen, bestand.
Es ist ein schmaler und langer Streifen Landes, 14 M. lang, durchschnittlich
l3/* M. breit, von beinahe 21 Q.-M. (1140 qkm) Flächeninhalt, beginnend auf der ober-
schwäbischen Hochebene nördlich von Stockach und über die Hochfläche der Alb nord-
wärts, und von da fast westwärts gestreckt bis über den Neckar (bei Horb) auf den
Ostrand des Schwarzwalds, wo er am schmälsten ist.
Somit reicht dieses Land über alle die fünf Gebiete des Bodens von Würt-
temberg. Aus der Hochebene, wo es (zwischen Stockach und Saulgau) die größte
Breite hat, ist das Land, wie dort im Badischen, hügelig. An der Ablach, die den
Südrand des Schwäbischen Jura begleitet, steigt es auf die Bergplatte des Jura,
in welche aber sogleich das Douauthal eingeschnitten ist. In diesem sehr romantischen
^.hale liegt die vormalige Residenz des einen der beiden Hohenzollernschen Fürsten-
tümer Sigmaringen mit einem altertümlichen Schloß auf einer von der Donau
umflossenen Juraklippe, das herrliche Kunstsammlungen enthält (in der Nähe die
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land]]
TM Hauptwörter (100): [T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land]]
TM Hauptwörter (200): [T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind], T99: [Stadt Verwaltung Provinz Gemeinde Beamter Kreis König Spitze Land Angelegenheit]]
Autor: Behr, Friedrich, Schwarz, Eduard, Frohnmeyer, Immanuel
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Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
Württemberg. Der Schwäbische Jura.
127
Durchbrochen ist dieser Bergwall zwischen dem Neckarlande und dem eigent-
lichen Donaulande außer dem Durchbruche der Donau nur noch in drei Thälern,
die quer durch das ganze Kalkgebirge durchziehen, und in welchen je ein Flüßchen
nordwestwärts dem Neckar und ein zweites südöstlich der Donau zu fließt, beide
nur durch einen ganz niedern Rücken im Thale von einander geschieden. Es sind
dies: das Thal der Eyach (Ebingen) und Schmiech; das Killerthal oder das Thal
der Starzel (Hechingen) und das Lauchartthal; das Thal des Kochers (Aalen) und
der Brenz (Heidenheim).
Merkwürdig sind ferner die zahlreichen (über 70) Höhlen im zerklüfteten
Gesteine, einige sehr ausgedehnt, mit seltsamen Tropfsteingebilden, um einen Bach,
See oder Wasserfall her; oder mit Massen von Tierresten einer früheren Welt
(Bären, Hyänen k.) angefüllt; besonders die Karlshöhle bei Erpsingen, Nebelhöhle
bei Pfullingen, Olgahöhle bei Hönau, Friedrichshöhle bei Zwiefalten u. s. w. Auf
der Hochfläche sind ganze Strecken mit versteinerten Korallen übersäet. Nicht weniger
interessant sind die Plutonischen Erhebungen, die, wie am Anfange des schwäbi-
schen Jura (am Randen § 104), so auch in dessen Mitte um Urach, und an dessen
Ende am Ries erscheinen; die der Mitte sind die zahlreichsten, teils Spaltenaussüll-
ungen, teils wirkliche Hügel, sowohl am Nordwestrande (Jnsiberg bei Metzingen)
als auf der Hochfläche selbst (Sternberg 853 m), doch zeichnen sie sich nicht so auf-
fallend unter den benachbarten Bergen aus, wie die des Hegau.
Dagegen imponieren die Vorberge des Nordwestabfalles, meist mit den zer-
störten Stammburgen alter Grafen und Fürstenhäuser gekrönt (Lupfen, Lochen,
Schalksburg, Hohenzollern 860 m, Roßberg 873 m, Achalm 705 m, Hohenneuffeu
Sig. 47. Reutlingen mit der Achalm und der Albkette.
742 m, ^.eck 774 m, Hohenstaufen ^82 m, Rechberg und Stuifen, Braunenberg,
Nipf 667 m), alle ungefähr 200 - 300 m über ihrem Fußgestelle. Die Hochfläche
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Autor: Behr, Friedrich, Schwarz, Eduard, Frohnmeyer, Immanuel
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
Württemberg. Die Oberschwäbische Hochebene.
129
nach Bayern übergeht; daß sie, obgleich hochliegend, dennoch vorherrschend Flachland ist
(§ 115), daß die Donau an ihrem nordwestlichen Rande den Fuß'der Alb begleitet,
wo die Städte Riedlingen, Ehingen und Ulm, alle auf dem linken Donauufer liegen;
daß die fruchtreiche Hochebene eine Kornkammer der Schweiz ist (Rorfchach), bei
Ravensburg sogar Wein erzeugt, und daß an ihrem Südrande der für den Handel
Württembergs so wertvolle Bodensee mit der Hafenstadt Friedrichshafen liegt.
Ausfallend ist für den Niederschwaben diese Bodengestalt: die ausgedehnten
Flächen, auf der Ebene Waldungen (namentlich Nadelwald), die vielen Gewässer ohne
Thal, oft ohne Ufer und ohne Gebüsch, auf der Fläche still einherfließend, auch
weithin versumpft, die vielen Tors-, Schilf- und Rietplätze, und doch wieder so viel
Fruchtboden, die niedrigen Landrücken mit lauter Schuttboden, und in der südlichen
Hälfte die Menge kleiner Seen und Weiher und die unregelmäßigen Hügelzüge und
Einzelberge von allerlei Gestalt, worunter die 771 in hohe Waldburg und der 765 m
hohe Bussen. Auch trifft er nirgends seine wohlbekannten Gesteine von Nieder-
schwaben, sondern entweder Schuttland aus Rollsteinen von allerlei Urgebirge und
ihm unbekannten Gesteinen (die aus den Alpen stammen), oft auch große vereinzelte
Findlinge auf den Flächen zerstreut, oder einen ihm neuen, meist weicheren Sand-
stein, häufig mit Nagelfluh*) wechselnd, die aus den verschiedensten Gesteinen zusam-
mengekittet ist.
Von den Gewässern fließt die eine Hälfte nordwärts zur Donau, die süd-
liche Hälfte strebt aus den vielen kleinen Seen zum Bodensee, und kommt also in
den Rhein. Die Hochebene wird somit von der großen europäischen Wasserscheide
zwischen Rhein und Donau durchzogen. Die Wasserscheide liegt auf einem Bogen
über die Mitte hin, zieht über Höhen und Niederungen, und von ihr senkt sich das
Land nordwärts von 566 in Meereshöhe bis 460 m zur Donau bei Ulm, und süd-
wärts bis 394 m zum Bodensee, daher es nur im Süden Wein erzeugen kann.
§ 127. Das Hügelland der südlichen Hülste ist, namentlich im Gebiete der
Argen, ostwärts von dem stattlichen Ravensburg und um das hübsche Wangen ein
liebliches Land — das „Algäu" (d. h. Alpengan): viele einzelne Hügel mit Wald ge-
krönt, einzelne stattliche Höfe auf dem wohlbestellten Felde, selten ein ganzes
Dorf, aber das ganze Land mit kleinen freundlichen Heimaten übersäet, es ist ein
anmutiger Anblick. Und im äußersten Südosten (bei Jsny 760 m) erhebt sich das
Hügelland mit einem Male zum Gebirge, zu einem kleinen Stück der Voralpen, der
Adelegg, wo schon Sennerei und Alpenwirtschaft getrieben wird, und auf dessen
Höhe man ziemlich tief in die hohe Voralpenwelt, namentlich der bayrischen Alpen
hineinschaut, aus denen der erste deutsche Voralpenfluß, die Jller, hervorkommt.
Hier wetteifert der „schwarze Grat" im äußersten Südosten von Württemberg au
Höhe (1118 m) mit dem höchsten Punkte des Schwarzwaldes im äußersten Westen
(dem Katzenkopf 1151 m).
Im Südwesten gehört auf dem badischen Gebiete des Hegau noch vereinzelt
*) Nagelfluh nennt man dieses Gestein von der inneren Schweiz her, wo in den Voralpen ganze
Halden von diesem Gestein, nicht selten von 300 in und mehr Höhe, wie mit Nägeln beschlagene Felswände
aussehen. Kahle Felswände heißen dort Fluen. — Jenen Sandstein, der samt der Nagelfluh durch das ganze
Voralpenland, von Frankreich durch die Schweiz, Oberschwabeu und Bayern bis nach Österreich fortsetzt und
auch die hohen Voralpen zusammensetzt, nennt man Molasse; er enthält eine Menge Tier- und Pflanzenreste,
sowohl aus dem Meere, als aus Süßwasser und aus festem Lande, unter jenen namentlich in unermeßlicher An-
zahl Haifischzähne. — Während Nagelfluh und Molasse zum Tertiär-Gebirge gehören, ist das Schuttland ein
jüngeres Gebilde, die Moräne des Rheinthalgletschers, und zwar teils Grundmoräne (fein zerrieben, — Lehm)
teils Schuttmoräne (Kies).
Lesebuch der Erdkunde. 9
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T93: [Alpen See Schweiz Rhein Berg Bodensee Fuß Italien Schweizer Paß]]
TM Hauptwörter (200): [T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T70: [Stadt Donau München Stuttgart Neckar Nürnberg Ulm Schloß Augsburg Regensburg], T90: [Alpen See Schweiz Inn Rhein Bodensee Gotthard Paß Rhone Italien]]
Autor: Behr, Friedrich, Schwarz, Eduard, Frohnmeyer, Immanuel
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
Bannover.
197
entwässern. Seltner
sind Dörfer, in lan-
gen Reihen am Fuße
der Deiche hingebaut,
wie in Osterstade.
Die größereu Orte
finden sich in der
Regel auf dem Rande
der Geest. Sie sind
zum Teil älter als die
Marsch oder deren
Bedeichuug; allein
diese Lage ist auch die
gesundeste, sicherste u.
vorteilhafteste für
die Landwirtschaft
(Fig. 69). Hier läßt
sich G e e st - u u d
M a r s ch k u l t u r
vereinigen, denn
Ernte - und Feld-
arbeiten fallen in so
verschiedenem Boden
auf Verschiedeue Zei-
ten; die Witterung,
die dem einen schadet,
ist gerade die er-
wünschte für den an-
dern. Der zahlreiche
Viehftand, den die
fetten Grasungen der
Marsch ernähren, be-
fruchtet bext Sand-
boden der Geest,
welcher dagegen die
Streu liefern muß;
der beste Marsch-
bodeu wird nicht vom
Pfluge berührt, sonst
ist seine Üppigkeit für
immer dahiu. So
bildet sich ein natür-
lichcr Zusammen-
hang zwischen der
Marsch und der an-
stoßenden Geest.
8 194. Die Be-
wohner des nord-
deutschen Marschlandes
sind die Friesen, die
freilich diesen Namen
nur noch an der West-
küste von Schleswig
und zwischen Weser und
Zuider See besitzen.
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T3: [Hebel Last Brief Ende Gewicht Rolle Gleichgewicht Punkt Seite Fig]]
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Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
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Geschlecht (WdK): koedukativ
244
Ii. Das Deutsche Reich.
§ 233. Was die Heeresverfassung betrifft, so steht die gesamte Land-
und Seemacht unter dem Oberbefehle des Kaisers. Das Reichs Heer besteht aus
18 Armeekorps, von denen 14 hauptsächlich durch Preußen, 2 durch Bayern, je 1
dnrch Sachsen und Württemberg gestellt werden. Die Stärke desselben beträgt im Frieden
l°/o der Bevölkerung; im Jahr 1882 431000 Mann. — Die Kriegsmarine in
Kiel und Wilhelmshaven zählt 96 Fahrzeuge, worunter 7 Panzerfregatten, mit 587 Ge-
schützen. Die Anzahl der Festungen beträgt gegenwärtig 37. Die jährlichen Aus-
gabeu für das Reichsheer betrugen im Jahr 1882 3421/2 Mill. Mark nebst 28 Mill.
Extraordinarium, für die Marine 271|2 Mill. Mark. 1881—82 betrugen die Einnahmen
und Ausgaben des Reichs 593 Mill., die Schulden 353 Mill., denen aber bedeutende Fonds
(Reichsinvaliden-, Festungsbaufonds und Kriegsschatz) gegenüberstehen. Die deutschen
Farben sind: schwarz, weiß, rot; das Wappen: der einköpfige Adler mit dem pren-
ßischen Wappenschild aus der Brust.
§ 234. Die 45 Millionen Bewohner des deutschen Reiches sind, wie wir in
den einzelnen Staaten gefunden haben, nicht lauter Deutsche,*) denn es wohnen
über 31/2 Mill. Nichtdeutsche darin, nämlich fast 3 Mill. Slaven in den östlichen Pro-
vinzen von Preußen (S. 233) und im sächsischen Regierungsbezirk Bautzen (S. 185);
150 000 Litauer in Ostpreußen, 150 000 Dänen in Schleswig, 300 000 Franzosen
in Elsaß-Lothringen und 10000 Wallonen in Rheinpreußen. Dagegen gehören auch
16 Mill. in den Nachbarstaaten der deutschen Nation an: in Österreich 8 Mill.,
die Holländer und die Flamen zusammen 6,2 Mill., die deutscheu Schweizer über
2 Mill. Sodann leben ca. 2 Mill. Deutsche in Ungarn und 211000 Sachsen in
Siebenbürgen, ca. 200 000 in den russischen Ostseeprovinzen, sonst in Rußland und
in Polen wohl 4/ö Mill. ?c., zusammen über 19 Mill., also nebst den 42 Mill. im
Deutschen Reich ca. 62 Mill. Deutsche in Europa.
Weiter gibt es in Nordamerika wohl 6 Mill., und in den übrigen Weltteilen
auch ca. 1 Mill. Deutsche, die Gesamtzahl der Deutschen beträgt also rund 70 Mill.
Was die Verteilung der Bevölkerung (4:51ü Mill.) auf Stadt und Land betrifft,
so kommen auf die 2352 Städte (oder Orte mit mehr als 2000 E.) 183/4 Mill. oder
41°/0 der Gesamtbevölkerung, ans die 77687 Landgemeinden 26^ Mill. oder 59 V
Von deu Städten hat Berlin 1,1 Mill. E., 4 Städte (Hamburg, Breslau, München,
Dresden) haben 2—300000, 9 Städte (Leipzig, Köln, Königsberg, Frankfurt a. M, Han-
nover, Stuttgart, Bremen, Danzig, Straßburg) zwischen 100000 und 200000, 102 Mittel-
städte 20000 bis 100000, 641 Kleinstädte 5000 bis 20000 und 1950 Landstädte 2000
bis 5000 E.
Die Deutschen zerfallen in folgende Stämme: Schwaben an 3 Mill., Bayern
(mit Österreichern) 11 Mill., Franken (und Hessen) 8 Mill., Thüringer (mit Ober-
sachsen und Schlesiern) 6 Mill., Westfalen 3 Mill., Niedersachen 7 Mill., Friesen
(und Holländer) 1 Mill.
Doch ist es fast unmöglich, die Volksstämme nachzuzählen, da sich die Unter-
schiede verwischt und viele germanisierte Slaven sich völlig eingebürgert haben.
Übrigens haben die deutschen Stämme ihre alte Eifersucht noch nicht ganz
abgelegt. Auch die Mundart hält sie auseinander: der Süddeutsche versteht den
Norddeutschen nicht gut, denn — ist schon Schwäbisch und Pfälzisch, Bayrisch und
Fränkisch stark verschieden, so noch vielmehr Allemannisch und Plattdeutsch. Der
Charakter des Norddeutschen auf seiner gleichförmigen Ebene zeigt mehr Nüchtern-
*) Deutsch, thiudisk, enthält dasselbe Wort wie deuten, deutlich k., und heißt volkstümlich, von thiuda,
diot Volk. Das nicht zur Nation Gehörende heißt wälsch, wa.ha.lisk (von walah, wie in Walnuß, Wallach).
Übrigens nennen uns bei unserm Namen nur die' Grenznachbarn in Nord und Süd: der Skandinavier 1 ydsk
und der Italiener Tedesco; etwa auch die Amerikaner, wenn sie uns Dutchmen schelten; Franzosen und
Spaniern heißen wir Alemannen, Slaven und Ungarn Stumme (Njemez, Nemet).
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land]]
TM Hauptwörter (200): [T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T93: [Bayern Baden Hessen Württemberg Königreich Sachsen Franken Schwaben Land Rhein], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme]]
Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Kiel Wilhelmshaven Ostpreußen Schleswig Elsaß-Lothringen Rheinpreußen Ungarn Sachsen Siebenbürgen Rußland Polen Deutschen_Reich_ca. Europa Nordamerika Berlin Hamburg Breslau Dresden Leipzig Königsberg Frankfurt Stuttgart Bremen Danzig Schwaben Bayern Hessen Westfalen Niedersachen Walnuß Wallach Nord Ungarn