152
Ii. Erdkundliches Lesebuch.
schließen konnte, daß sie mit den freien Wasserflächen im Norden nicht in
Zusammenhang stand. Mehrfach schlugen die Seen über das Schiff; doch
die Glatteisbildungen wurden geringer. Die Niederschläge hatten nach-
gelassen, und es mar sichtiger geworden. Wir loteten am Vormittag 690 m,
also wieder etwas mehr als am Tage zuvor. Da wir weiter westlich
standen, als bei der letzten Lotung, schlössen wir hieraus, daß der Rand des
Landsockels nicht rein ow. streicht, sondern auch südlicheren Richtungen folgt.
Bei diesem Kurs blieb es am 20. Februar bis 12 Uhr mittags; wir trieben
durch den heftigen Wind. Die Schrattsegel1 wurdeu gesetzt, um das Schiff
zu stützeu, was uns wieder mit einem wahren Eisregen überschüttete, so daß
man Schutz suchen mußte; au Deck war Schueebrei und Glatteis — kurz
alles denkbar ungemütlich. Man wärmte sich so gut es ging. Ich trug
jetzt dicke Jägerwolle, einen Marinesweater darüber und dann noch eine
dicke wollene Weste und Rock. Erst gegen Abend wurde es flauer, so daß
wir direkt gegen So. halten konnten.
Am 21. Februar wurde ich in der Frühe mit der Nachricht geweckt:
Wirhaben das Land! Sogleich auf Deck hinauf, sah ich zusammenhängende,
einförmige weiße Konturen und an einer Stelle im No. dunklere Flächen,
die sich bei der Annäherung aber auch als Eis erwiesen. Es war un-
zweifelhaft, daß das Eis alles auf Land lag, denn man sah auf seiner Ober-
fläche dunkle Spalten zu bestimmten Systemen geordnet. Überall endete
dieses Inlandeis mit einem Steilrand von 40—50m Hohe im Meer;
die Flächen dahinter mochten bis zu 300 in aufsteigen, gingen aber bald
in flachere Neigungen über, so daß man ihr Ende nicht absah. Eisfreies
Land war im ganzen Umkreis nirgends zu sehen, und unter einer riesigen
Jnlandeisdecke war alles begraben. Um 4 Uhr morgens loteten wir und
erhielten vom Boden grünen Schlick, also ein Kontinentalsediment. Van-
Höffen fischte Plankton und fand es verändert, nämlich vorzugsweise Peri-
dineen.^ Um uns herum lagen vor dem Rande des Inlandeises viele
Eisberge, doch alle in großer Ruhe; sie zeigten meistens keine Wasserkehlen
in den höheren Teilen, hatten also ihre ursprüngliche Lage noch beibehalten.
Nach der Lotung bogen wir ab zu w. Kurs, uachdem wir noch vorher eine
Robbe geschlagen, die auf einer der Schollen schlief, die zwischen den Eis-
1 Der Vordermast des Gauß war mit 5 Raasegeln, d. h. viereckigen Segeln
an den horizontalen Raaen, aufgetakelt, der mittlere oder Großmast ebmso wie der
Hintere oder Besanmast mit je 2 Schrattsegeln, d. h. unten breiten und oben
schmalen oder geradewegs dreieckigen Segeln, wie sie auch von Vordermast zum
Klüverbaum reichten, dem nach vorn aus dem Bug vorspringenden Stangenbaum. —
* Zu den Infusorien gehörig.
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
TM Hauptwörter (100): [T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T2: [Schiff Stadt Tag Nacht Sturm Feind Ufer Meer Land Feuer], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe]]
170
es seine Wasser durch die Felsen in das Salzachtal sendet, wo bei Golling
ein mächtiger Quell dem Gebirge entspringt. Es hat jedoch kein Experiment
diese Sage zu bekräftigen vermocht; vielmehr widersprechen zahlreiche Tat-
sachen der Volksmeinung, und der Abfluß des Sees erfolgt ausschließlich
durch die Königsseer Ache.
Bewirkt die Anordnuug der einzelnen Gebirgsglieder namhafte Ver-
schiedenheiten der einzelnen Teile der deutschen Kalkalpen, so erhalten die-
selben ein außerordentlich homogenes Aussehen durch die klimatischen
Verhältnisse, welche ihnen allen gemeinsam sind. Die Temperatur ist
begreiflicherweise großer Mannigfaltigkeit unterworfen; die tiefen und breiten,
meist unter 600 m herabgehenden Talsohlen genießen Jahresmittel von
über 7 0 (Berchtesgaden), während in den engeren Tälern sich der Einfluß
der Lage sehr geltend macht. Die wö. sich erstreckenden erscheinen ver-
hältnismäßig wann, weil ihr Nordgehänge einer langen Besonnung teil-
haftig wird; die sn. streichenden hingegen, welche nur auf kurze Dauer die
Sonne genießen, sind abnorm kalt (Bad Kreuth, 845 iu, 4,69°; Hohen-
Peißenberg auf dem Alpenvorlande, 994 m, hingegen 5,89 °). Diese
Temperaturverschiedenheiten in der Horizontalen treten aber gegen die-
jenigen in der Vertikalen durchaus zurück. In entschiedener Weise nehmen
die Temperaturen nach oben ab, und in 2000 m Höhe dürften Jahresmittel
von 0 0 vorkommen (Wendelsteinhaus, 1730 m, 1,76 °), aber da im Som-
mer die Temperaturabnahme mit der Höhe rascher erfolgt als im Winter,
so genießen die nicht allzu hoheu Teile des Gebirges verhältnismäßig milde
Winter. Diese ungemein verwickelte Temperaturverteilung im Gebirge
ist namentlich für dessen Fauna bedeutungsvoll. Sie ermöglicht, daß das
bewegliche Wild mit Leichtigkeit die ihm zusagende Temperaturzone auf-
suchen kann, indem es bald auf der Höhe, bald unten im Tale lebt. Daher
können sich hier Tierformeu erhalten, welchen die Temperaturschwankungen
ebener Länder die Lebensbedingungen entziehen. Es bergen die Alpen einen
Rest der alten, im übrigen nunmehr fast ganz aus Europa verdrängten
Antilopenfauna, die Gemse, welche, auf deutschem Gebiete vor übermäßigen
Nachstellungen geschützt, sich in einer Zahl von 20 000 Individuen er-
halten hat.
Ahnlich wie mit der Temperatur der deutschen Kalkalpen verhält es
sich mit ihren Niederschlägen. Auch diese sind ungemein wechselvoll ver-
teilt. Die Hauptmasse derselben erhält der Fuß des Gebirges und die von
hier aus eindringenden Täler; denn das schräg zur Richtung der feuchten
Nordwestwinde gestellte Gebirge veranlaßt die aus dieser Richtung kom-
menden Winde aufzusteigen und sich der mitgeführten Feuchtigkeit zu er-
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T93: [Alpen See Schweiz Rhein Berg Bodensee Fuß Italien Schweizer Paß], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland]]
TM Hauptwörter (200): [T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T90: [Alpen See Schweiz Inn Rhein Bodensee Gotthard Paß Rhone Italien], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee]]
Extrahierte Ortsnamen: Golling Berchtesgaden Hohen-
Peißenberg Wendelsteinhaus Europa
172
welcher während des Sommers nicht abtaut und gelegentlich zur Bildung
von kleinen Gletschern Veranlassung gibt.
Die Berchtesgadener Alpen bergen in manchen ihrer Kare solche mäch-
tige, bleibende Schneehäufungen, welche tief unter der Schneegrenze ge-
legen sind. Fast bleibend ist das Schneefeld zwischen dem großen und
kleinen Watzmann (1900 111), eine stetige Schneefläche findet sich ün Hinter-
gründe des Kares von Scharitzkehl (1300 m), am Fuße des Watzmannes
unweit des Königssees stellt die Eiskapelle sogar in nur 820 m Höhe eine
bleibende, durch Lawinenstürze immer neu genährte Schneefläche dar.
Der Blaueis im Berchtesgadener Lande und der Hochalp-Ferner ans der^
Südseite der Mädele-Gabel im Algäu endlich sind echte Gletscher, welche
von solchen unterhalb der Schneegrenze sich aufspeichernden Firnmassen
gespeist werden. Das erstere liegt in einer tiefen Schlucht, welche gegen
Sonnenstrahlen dnrch hochaufragende Felswände fast völlig geschützt ist.
Sein von mächtigen Endmoränen umrahmtes Ende reicht bis 19'00 m herab.
Nur ein einziger Gletscher der deutschen Alpen, der Plattach-Ferner, ent-
springt einem über der Schneegrenze gelegenen Firnfelde. Es lagert auf
einer Hochfläche des Wettersteingebirges und ziert den Südfnß der Zugspitze.
10. Joseph Partsch.^
Die Grafschaft Glatz.
An der Grenze dreier Meeresgebiete liegt die Grafschaft Glatz; nach
drei Ländern sendet sie ihre Gewässer, vormals auch die von ihnen nieder-
getragenen Holzlasten ihrer weiten Waldungen auseinander. Und doch
ist sie eine unverkennbar geschlossene geographische Einheit, die aus dem
vielgestaltigen Sudetenbergland scharf sich heraushebt. Darüber entschied
trotz der engen Verwachsung mit dem Altvatergebirge und dem Walden-
burger Bergland der Einbruch des zentralen Senkungsfeldes, das lange
Zeit noch vollständiger als heute die Gewässer seines hohen Bergrahmens
an sich zog und zu nördlichem Abfluß nach Schlesien vereinte. Im S.
von Mittelwalde bei Bobischau bildet nur eine flache Geröllebeue von 534 in
Höhe die Wasserscheide zwischen Neiße und Erlitz, Oder und Elbe, und
die nähere Untersuchung ließ keinen Zweifel, daß in tertiärer und alt-
diluvialer Zeit die Grenze des Neißegebietes südlicher auf dem Liesdorfer
Walde (897 m) gelegen habe. Nicht nur das Quellgebiet der Stilleu
1 I. Partsch, Schlesien. Eine Landeskunde für das deutsche Volk auf wissen-
schaftlicher Grundlage. Ii. Teil: Landschaften und Siedelungen. 2. Heft, Mittelschlesien.
Breslau 1907. Ferdinand Hirt.
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T93: [Alpen See Schweiz Rhein Berg Bodensee Fuß Italien Schweizer Paß], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter]]
TM Hauptwörter (200): [T90: [Alpen See Schweiz Inn Rhein Bodensee Gotthard Paß Rhone Italien], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen]]
Extrahierte Personennamen: Joseph_Partsch Ferdinand_Hirt Ferdinand
180
Ii. Erdkundliches Lesebuch.
Fremdenstrom ihre Flur berührt. Dieser das Gebirge suchende Verkehr
mildert ein wenig den bedeutenden Abstand, der in den wirtschaftlichen Ver-
Hältnissen die Bewohner der Berge von den weit günstiger gestellten Sie-
delungen des Senkungsfeldes trennt.
Nur ein Zug des Naturbildes verbindet beide Naturgebiete zu gleichem
Verhängnis: die verheerende Kraft der gewöhnlich unscheinbaren, aber
nach kräftigen Güssen furchtbar anschwellenden Gewässer. Wie der Fort-
schritt der Besiedelung nach aufwärts sie bisweilen über die Höhengrenze
natürlicher Lebensfähigkeit hinausgeführt hat, so sind nach einer Zeit, die
hochwasserfreie, sichere Lagen für ihre Wohnplätze wählen konnte, spätere
Geschlechter in notgedrungener Verwegenheit an die Bäche selbst herab-
gestiegen und haben oft erst durch deren Einschränkung sich selbst die Grund-
läge einer Heimstatt zu schaffen sich erkühnt. Aber schon die ursprüngliche
Dorfanlage der mittelalterlichen deutschen Kolonisation hat ihre Häuser-
zeilen derartig an den Dorfbächen aufgereiht, daß die Berührungsflächen
des Hochwassers mit den Siedelungen um Vielfaches größer wurden, als
es bei einer fester geschlossenen, rundlichen Dorsanlage hätte geschehen
können. Diese starke Bebauung der Talsohlen beschränkt auch eins der
Abwehrmittel, die Anlage von Staubecken zur Aufspeicherung des Hoch-
wassers und planvoller Verwertung dieser Wasservorräte im Dienste der
Industrie, noch bestimmter, als es die Natur allein tut, auf den Berg-
rahmen der Grafschaft; selbst in ihm sind die dafür geeigneten Örtlichkeiten
spärlich genug.
Auch diese Aufgaben der Gegenwart lassen den Unterschied der wirt-
schaftlichen Kraft des Gebirges und des tiefer liegenden mittleren
Kernes der Grafschaft deutlich erkennen. Er wird großenteils gebildet
durch Senkungsfelder. Ihr Vorteil gegenüber dem Bergrahmen ruht nicht
allein in der geringeren Meereshöhe, der milderen Temperatur, den
mäßigeren Niederschlägen, sondern mit dem bedeutenden Alter dieser klima-
tischen Vorrechte steht auch eine günstigere Bodenbeschaffenheit in ursäch-
licher Verbindung. Die abtragende Wirkung der Atmosphäre hat auf den
Höhen des Bergkranzes die einst auch hier in weiter Ausdehnung entwickelte
Kreideformation bald vollständig beseitigt, bald wenigstens so weit, daß
ihre tonreicheren oberen Lagen verschwunden und hauptsächlich die Bänke
des Quadersandsteins erhalten geblieben sind; dagegen hat die in tiefere
Lage herabgesunkene Mitte der Grafschaft eine viel geringere Abfpülung
erfahren; die dem Pflanzenleben reichere Nährstoffe bietende oberste
(senone) Abteilung der Kreideformation, die sogenannten Schichten von
Kieslingswalde, sind nicht nur bei diesem Dorfe, sondern auch sonst in
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht]]
TM Hauptwörter (200): [T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee]]
Länderkundliche Darstellungen. 11. Gtto Krümmel.
181
ansehnlicher Verbreitung erhalten geblieben. Sie bilden ebenso wie die
mergelichen Glieder der älteren Plänerbildungen einen vortrefflichen Acker-
boden. Und jenseits der Nordgrenze des am Roten Berge endenden Neiße-
Grabens hat auch das Diluvium zu der Bodenbildung des Innern der
Grafschaft seinen Beitrag geliefert. Die Ziegeleien vor der Westseite von
Glatz schließen einen mit Geschieben nördlichen und zum Teil wirklich
nordischen Ursprungs gespickten Lehm auf, den eine in die Grafschaft ein-
gedrungene Zunge der Vereisung Norddeutschlands hier als Grundmoräne
hinterlassen hat.
Die Mitte der Grafschaft ist ein kräftiges Bauernland und ein Gebiet
mäßig großer Rittergüter. Fast in jedem Orte paaren sich Dominium und
Rustikale und wetteifern (die Herren meist mit etwas überlegenem Erfolge)
in der Pflege des fruchtbaren Bodens. Wenn aber die Dichte der Be-
völkerung hier den Durchschnitt Schlesiens und insbesondere auch den
Mittelschlesiens erheblich übersteigt, so trifft davon ein Anteil auf die In-
dustriebetriebe, die der Wasserkräfte der Talsohlen sich bemächtigt und dem
Leben der Dörfer eine höhere Mannigfaltigkeit gegeben haben. Der Wald
ist eingeschränkt auf 15 % der Fläche; der Feldbau nimmt zwei Drittel
des Landes ein, und sein Kreislauf ist es, der bald mit wogenden Ähren-
feldern, bald mit starrenden Stoppeln dem Landschaftsbilde Farbe und
Charakter gibt. Der dichteste Kranz von Siedelungen, ein anmutiger
Wechsel von Dörfern und Städtchen, geleitet die Neiße. Nicht umsonst
vereinen sich am oberen Ende ihres nördlich gerichteten Talweges die
lockenden Dorfnamen Schönau, Schönfeld, Schöntal in beinahe aufdring-
_ lichem Wettbewerb. Die senonen Tone von Kieslingswalde bilden hier
bereits um Mittelwalde den Untergrund des sorgsam entholzten Landes
in wohltuendem Gegensatz zu den steilen, steinigen Gneishöhen der west-
lichen und östlichen Nachbarschaft. Nur die bedeutende Höhenlage schränkt
hier die Wahl der Feldfrucht und die Ernteerträge noch ein.
11. Otto Krümmels
Die Nordsee.
Die Nordsee ist durch die flache Doggerbank in zwei Teile geschieden: Bodenrelief,
der nördliche von 40 m Tiefe erst rasch, dann allmählich zu 80 und 100 m
1 Die deutschen Meere im Rahmen der internationalen Meeresforschung. Öffent-
licher Vortrag, gehalten im Institut für Meereskunde am 5. und 6. März 1903 von
Dr. Otto Krümmel. Veröffentlichungen des Instituts für Meereskunde und des
Geographischen Instituts an der Universität Berlin. Heft 6. Berlin 1904. E.s.mittler
und Sohn. (S. 7 ff.)
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung]]
TM Hauptwörter (200): [T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf]]
Extrahierte Personennamen: Gtto_Krümmel Glatz Schönau Otto Otto_Krümmel Otto
Extrahierte Ortsnamen: Norddeutschlands Schlesiens Schönfeld Nordsee Berlin Berlin
182 It. Erdkundliches Lesebuch.
Tiefe abfallend und schließlich gegen die über 1000 m tiefe Färber
Rinne in steilerer Böschung abgesetzt. Als eine mäßige Anschwellung
liegt hier die Große Fischerbank mit Tiefen zwischen 60 und 70 m
in der Mitte der Fläche. Nach der britischen Seite hin ist eine über 80 in
tiefe, südlich bis fast auf die Höhe von Newcastle vordringende Mulde ge-
legen, die unsre Fischer den Fladengrund, englischen Cemeterv oder
den Friedhof nennen.
Die Doggerbank, so groß wie Schleswig-Holstein, von gestreckt
ovalem Umriß innerhalb der 40 in - Linie, ist in ihrem breitesten Süd-
westteile nur 15 m tief. Südwärts ihr unmittelbar vorgelagert ist die
Silberkule, eine Furche von 60 bis 70 m Tiefe, wohin sich, wenn im
Herbst das Wasser auf der Bank abkühlt, die Scholle und Seezunge zurück-
zieht und dann mit Grundnetzen in Massen herausgeholt wird.
Überhaupt ist der Boden der südlichen Nordsee merkwürdig durch
sein wechselvolles Relief. Im ganzen sind die Tiefen nirgends größer als
45 m, auf sehr weiten Strecken sogar nicht über 35 m, so daß die meisten
unserer Kirchen, hierher versetzt, mit ihren Turmspitzen aus dem Wasser
herausragen würden und, wie die Erfahrung gezeigt hat, gesunkene See-
schiffe mit den Stangen ihrer Masten über den Wellen bleiben und damit
den Schiffbrüchigen eine letzte Zuflucht gewähren. Stellenweise haben
wir ausgedehnte ganz ebene Flächen, wie das Gebiet „der breiten
Vierzehn", wo auf einem Areal von 3500 qkm die Tiefen zwischen 23
und 24 m liegen. Das merkwürdigste aber sind die namentlich im Süd-
westteile auftretenden, ganz schmalen, aber langgestreckten und stasfel-
förmig angeordneten Bänke. Die Seekarten zeigen sie uns alle fast nach
demselben Muster gebaut: im Norden sind sie nach Nnw., dann nach N.,
im Süden vor der Themsemündung nach No. gerichtet, ebenso an der
flandrischen Küste. Ihre Länge beträgt 15 bis 20 km, ihre Breite meist
nur 2000 m, bei den landnäheren wird sie größer. Denkt man sich die
Nordsee trocken gelegt, so würden sie als lange Hügelkämme von 20 bis
30 m Höhe ziemlich steil aus dem umgebenden flachen Boden hervorragen.
Die südlichsten Bildungen der Art liegen im Kanal von Dover; sie sind
kürzer als die andern, bestehen auch aus Sand, haben aber, wie die Vor-
arbeiten für das bekannte Tunnelprojekt ergaben, einen Kern von an-
stehendem Gestein der Portlandformation.
Die Entstehung dieser eigentümlichen Bänke ist nicht ganz leicht ver-
ständlich. Englische Geologen haben geäußert, daß sie von den Gezeiten-
strömen aufgeschüttet wären. In der Tat ist die Richtung der Gezeiten-
ströme genau die der Kämme. So finden wir auch ganz analog in Fluß-
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße]]
TM Hauptwörter (200): [T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast]]
Extrahierte Personennamen: Fischer
Extrahierte Ortsnamen: Schleswig-Holstein Nordsee Dover
49
landes der Erde. Sie wurden von der deutschen Südpolarexpedition unter
Erich v. Drygalski mit dem Schiffe Gauß entdeckt (1902).
Koralleninseln können fast nur in tropischen Meeren entstehen;
denn die Korallentierchen bauen ihre Riffe auf seichtem Felsboden, und
zwar bauen sie, falls er in langsamer Senkung begriffen ist, steil in die
Höhe; denn nur so vermögen sie sich in der ihnen unentbehrlichen Ober-
flächenschicht des Meeres zu behaupten; nach Verschwinden der letzten Land-
spitze sind sie als Atolle gleichsam Gedenksteine früher dagewesenen
Landes; aus blinden, d.h. unsichtbaren Riffen wurden sie durch Aufschütten
von Korallenbrocken und Korallensand vermittelst der Brandung überseeisch.
Koralleninseln sind natürlich immer schmal, weil sie aufgetauchte Stücke
langgezogener Küstenriffe darstellen, und niemals viel höher sind, als die
Brandung reicht. Ein großer Teil der Inselwelt des Großen Ozeans, z. B.
die Paumotu-, die Marshall-Jnseln und die überwiegende Mehrzahl der
Karolinen, sind Koralleneilande, ebenso die Bahama- und Bermuda-Jnseln,
im Indischen Ozean die Amiranten, Tschagos-Jnseln, Lakkadiven und
Malediven.
Vulkaninseln gibt es dagegen in allen Zonen; sie pflegen
größer und ihrer Entstehung gemäß mehr rundlich zu sein als Korallen-
inseln, kommen aber ganz wie diese ebensowohl küstennah (Stromboli,
Santorin) als küstenfern vor, z. B. einsam im Indischen Weltmeer mitten
zwischen dem südlichsten Afrika und dem südlichsten Australien Neu-
Amsterdam und St. Paul. Sehr zahlreich sind vulkanische Inseln im
Großen Ozean und an seinen Rändern.
§ 12.
Bodenerhebungen.
Morphologie ist die Lehre von der Gestaltung, d. h. den Erhebungs- J. Formen
formen, dem Relief oder der Plastik der Erdoberfläche. Nur selten ist
Oberfläche der Landmassen unter den Meeresspiegel eingetieft. Solche Sen-
ken oder Depressionen (bis zu —400 ni) kommen nur da vor, wo es in-
folge zu großer Trockenheit entweder an Wasser gebricht, sie in Binnenseen zu
verwandeln (Sahara, Tarimbecken), oder wo doch nicht Wasser genug zufließt,
um den in ihrer Tiefe vorhandenen Binnensee zur Meeresspiegelhöhe aufzu-
fülleu (Kaspisches Meer, Totes Meer); die Senke an der niederländischen
Küste ist nur durch eine künstliche Rückdämmung der Nordsee entstanden. Die 2. Er-
überseeischen Bodenmassen scheiden sich in Ties- und Hochlande, Einzel- Übungen,
berge und Gebirge, und diese a) ihrer Form nach in Massengebirge,
Kammgebirge, Gruppengebirge, b) ihrer Entstehung nach in Fal-
Lampe, Erdkunde. Heft 4. a
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt]]
TM Hauptwörter (100): [T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland]]
TM Hauptwörter (200): [T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T184: [Insel Amerika Portugiese Afrika Spanier Kolumbus Küste Entdeckung Jahr Indien], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima]]
Extrahierte Personennamen: Erich_v J.
Extrahierte Ortsnamen: Bahama- Indischen_Ozean Tschagos-Jnseln Santorin Afrika Sahara Massengebirge Kammgebirge
50
I. Abriß der Allgememen Crdkunde,
tungsgebirge, Horstgebirge und vulkanische Gebirge. Ihre Erhebung
ist im Vergleich zur Größe der Erde immer nur unbeträchtlich; selbst der
höchste aller Berge, der Mount Everest, dürfte auf einem Globus von 1 in
Durchmesser nur 2/3 mm hoch dargestellt werden.
Ii. Wände- Unablässig verändert sich der Umfang, mehr noch das Relief des
^Boden- Landes, während die fast dreifach größere, meerbedeckte Außenseite des Erd-
formen, balls eben durch das Meer vor zerstörenden Eingriffen von außen her
besser geschützt wird. Hauptursachen jener steten Umgestaltung sind:
1._^tranb= 1. Verschiebung der Strandlinie, sei es im positiven oder im
Verschiebung, ncga^t,cn Sinne. Bei jedem Absinken von Land und bei Überflutung
der eingebrochenen Stelle durch das Meer muß eine Erniedrigung des
gesamten Meeresspiegels, also eine negative Strandlinienverschiebnng
an anderen Küsten, eintreten; eine positive, wenn auch von gering-
sügiger Größe vollzieht sich a) ganz allgemein und unablässig infolge
von langsamen: Aufhöhen des Meeresbodens seitens der über den Meeres-
boden sich fort und fort breitenden Sedimente, d) örtlich dadurch, daß
die Massenanziehung des Wassers durch das Küstenland stärker wird,
z. B. bei Emporfaltung eines Gebirges im Binnenland. Diese Massen-
anziehnng bewirkt überhaupt, daß der Meeresspiegel nicht mit der
idealen Oberfläche des Rotations-Ellipsoids zusammenfällt, sondern zu
einer gegen das Land hin ausgerichteten, schrägen Ebene etwas über
die rechtwinklige Lage znm Erdradius emporgezogen ist. Allerdings
ist die Dichtigkeit der Erde nicht gleichmäßig, und zwar vielsach unter
Gebirgen geringer als unter Ebenen, unter dem Festland als unter dem
Meere; denn von den höheren Teilen der Erde tragen die Gewässer an-
dauernd Massen zu den tieseren herab. Dieser Umstand wirkt abschwächend
aus die Massenanziehung ein, der das Meer seitens der Festländer ausgesetzt
ist (S. 15). — Weil die Höhe der Jnnenwärme einer Landmasse von dem
Wärmegrad abhängt, der dicht unter der Bodenobersläche dauernd herrscht
und der mittleren Lufttemperatur der Örtlichkeit entspricht (S. 15,16), so
muß sich eine Landmasse durch äußere Abkühlung, z. B. infolge von Be-
deckung mit Gletschereis, zusammenziehen, durch äußere Erwärmung,
z. B. nach dem Abschmelzen großer Jnlandeisdecken, ausdehnen; das ver-
ursacht bei Küstenländern ebenfalls säkulare Strandlinienverschiebung, so
daß z. B. in Skandinavien, einem zur Eiszeit grönländisch übergletschert
gewesenen Gebiet, „alte Strandlinien" der Eiszeit in noch deutlichen
Streifen hoch über dem gegenwärtigen Meeresspiegel erkennbar sind.
2. Zerstörung Z. Steter Angriff a) der Atmosphärilien bewirkt Verwitterung,
^sph^irmeu"'entweder trockene oder nasse; jene tritt in Ländern mit trockenem Klima
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne]]
52
I Abriß der Allgemeinen Erdkunde.
3. Aufbau
durch Wind
und Wasser.
4. Vulkaui-
mns.
reichen, viel zerschnittenen, reich gegliederten Oberland um den Oberlauf
der Ströme und dem einförmigen, flachen, ungegliederten Unterland am
Unterlauf klar herausgearbeitet wird: Der Reifezustaud der Gegend ist
erreicht. Schließlich hat die Abspülung die wesentlichsten Schroffheiten der
Formen im Oberland ganz beseitigt und das Unterland so aufgehöht, daß
der Gegeusatz verwischt ist: Das Gebiet ist im Greisenalter; eine ein-
heitliche Rumpffläche ist geschaffen worden. Ruft nene Gebirgsbildung
später neue Unebenheiten hervor, dann beginnt das Spiel von neuem, bis
ein zweiter „geographischer Kreislauf" vollzogen, eine zweite Rumpffläche
geschaffen ist.
3. Aufbauende Tätigkeit des Windes erzeugt Dünen, am Meer bei
Flachstrand wie in Wüsten, und häuft Löß an, z.b. in der oberrheinischen
Tiesebene, im n. China; aber auch Fluß- wie Meerwasser baut auf:
Alluvium, Marschboden, z.b. an der Elbmüudung, in Holland.
4. Vulkanische Ausbrüche, Eruptionen, erzeugen Explosions-
trichter, z. B. die Eifelmaare, oder in größerem Maßstab ganze
^enkn ngsfelder,
den Hirschberger Kessel vor dem Riesengebirge.
Gebirgs-
bildung.
a) Arten.
Oder sie lassen durch Ausstoßuug großer Lavamassen weite Decken vul-
kanischen Gesteins entstehen, so um den Columbia- und deu Schlangen-
sluß in N.-Amerika, oder mehr oder minder glocken- und domförmige
Einzelberge, z.b. Vogelsbcrg, Siebengebirge, Landskrone, die teils ein-
maligem Ausbruch ihr Dasein verdanken („monogen" — einmal entstanden)
oder häufigeren Eruptionen („polygen" — vielfach entstanden); dazu ge-
hören auch Schichtvulkane wie der Vesuv, d.h. Berge, dereu Mantel
aus Auswürflingen und aus Aschenmassen aufgebaut ist, die riugs um die
Auswurfsstelle sich in ständig wachsenden Wällen aufhäuften, nicht allein aus
feuerflüssig ausgestoßenem Gestein. — Von Vulkauen kennt man mindestens
325 tätige, darunter einige erst vor kurzem entstandene, und noch mehr er-
loschene. Sie durchbohren mit ihren lavagefüllten Schloten siebartig das Ge-
stein der Erdrinde und sind meist unfern dem Meere reihenartig geordnet; die
großartigste Vulkanreihe zieht vom O. des Bengalischen Meerbusens um das
ganze Pazifische Weltmeer herum. Nur der Australkontinent ermangelt der
tätigen Vulkane. Eruptionen früherer Erdalter ergaben die Porphyr-,
Basalt-, Phonolith- und Trachytberge, dereu Masse als feuerflüssige Lava
aus dem Erdiunern quoll, ohue daß es aus lauter Lava zu bestehen braucht;
sie besitzen zwar keine Krater, die basaltischen jedoch gewöhnlich Kegelform
wie die Vulkane der Gegenwart.
5. Gebirgsbildung. Sie kann auf drei Weisen vor sich gehen:
1. Einsturz von Felsmassen, welche die in höherer Lage bleibenden Teile
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter]]
TM Hauptwörter (200): [T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle]]
5t
c) Umfor- Sobald ein Kammgebirge sich zu erheben beginnt, setzt auch schon
mungen. Umformung durch Atmosphärilien und fließende Gewässer ein; je
kräftiger sie wirkt, desto mannigfaltiger wird die Modellierung der eintönigen
Falten. Flüsse, die ein Gebirge in seiner gegenwärtigen Höhe nie hätten
durchnagen können, vermochten das doch (S. 51), weil sie die Arbeit begannen,
als das Gebirge erst in der Entstehung begriffen war. Während rinnende
Gewässer nur auf der Linie ihrer Rinnsale den Boden erodieren, ist die
Verwitterung mit dem Abtragen der gesamten der Luft ausgesetzten Ober-
fläche ohne Unterlaß beschäftigt: Denudation oder Abdeckung; vgl.
1—4 der Figur auf S. 53. Durch solche Abdeckung gelangen allmählich tiefere
Schichten zum Vorschein (durch Abdecken der Felsschicht a die nächst tiefere
bei 2 und 3, durch Abdecken von d bei 4 sogar die noch tiefere), und zwar
am meisten entlang dem Gebirgskamm, welcher der Verwitterung als ältester
und höchster Teil des Gebirges ani meisten ausgesetzt gewesen ist. Häufig
besteht deshalb der Kamm jetzt aus kristallinischem Urgestein, welches mit
(schon etwas schiefrigem) Gneis und Glimmerschiefer aufwärts in immer
deutlicher geschichtete Gesteinsmassen übergeht, die dann gewöhnlich die
Gehänge des Gebirges decken und nach der Altersreihe der Formationen
so aufeinander folgen, daß regelmäßig die älteren unter den jüngeren zu
lagern pflegen (außer bei Überkippungen wie in uuserer Figur bei 1).
Nie sindet sich dieser ungeheure Schichtenbau aller Formationen voll-
ständig vor; denn von jeher wechselte auf Erdeu die Grenze von Land
und Meer, und nur die Stellen konnten sich mit den Absätzen aus dem
Meer einer bestimmten Formation bedecken, die zu deren Ausbildungszeit
unterseeisch waren. Die Denudation kann anderseits eine Formation örtlich
ganz vernichten oder doch nur Trümmerreste von ihr da übrig lassen,
wo sie vorher die ganze Bodenoberfläche bildete, z. B. Jura und Trias
im Südwestdeutschen Becken, das Schichtgestein im Bereich der über-
wiegend archäischen Zentralalpen. Faltungsgebirge können in die Ruinen-
gestalt sogenannter R u m p f g e b i r g e übergehen, indem die Denudation
ihre Kämme mit Ausnahme etwa derjenigen aus besonders hartem Gestein
bis gegen den Gebirgssockel hin abträgt, so daß man zuletzt die alten
Kammfaltungen des Gebirges nur noch in den faltenartigen Biegungen
der Gesteinsschichten der Hinterbliebenen platienförmigen Gebirgsmaße
zu erkennen vermag: Rheinisches Schiesergebirge, Harz, die Gebirge Skandi-
naviens. Rumpfgebirge gehöreu also ihrer Form nach zu den Massen-
gebirgen. Der Entstehung nach gehören sie mit der Rumpffläche (S. 51)
zusammen.
6. Gletscher, 6. Dn6 Eis. Die Höhe der Schneegrenze richtet sich nur im all-
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]