1900 -
Hannover [u.a.]
: Carl Meyer (Gustav Prior)
Autor: Wende, Gustav
Hrsg.: ,
Auflagennummer (WdK): 6
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Geschlecht (WdK): koedukativ
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11. Die Samoa - Inseln.
Name, Lage und Ausdehnung. Die Samoa-Jnseln waren
früher unter dem Namen Navigatoren- — Schiffer - Inseln bekannt.
Der berühmte Seefahrer Bongainville, welcher die Inselgruppe 1760
besuchte, hatte ihnen den Namen gegeben, weil sich in dieser Gruppe
die Kurse mehrerer früherer Seefahrer berührten. Den Namen Samoa
haben die Eingeborenen von dem eines mythischen Häuptlings entlehnt.
Die Inselgruppe erstreckt sich vom 170. bis 173.° westlicher Länge
und vom 12. bis 14. südlicher Breite und besteht aus vier größeren
und einigen kleineren Inseln. Die vier größeren liegen von Nord-
Westen nach Südosten ihrer Größe nach geordnet: Sawaii 1707 qkm,
Upolu 881 qkm, Tutuila 139 qkm und Tau (die größte Insel
der Mauuagruppe) 50,5 qkm groß. Der ganze Archipel ist noch nicht
so groß wie Mecklenburg-Strelitz. Die beiden größten Inseln Sawaii
und Upolu und die in der breiten Wasserstraße zwischen beiden liegenden
Felseninseln Apoliua und Manono sind deutsch, während Tutuila und
die Mannagruppe Nord-Amerika zugesprochen wurde.
Küsteuentwickelung und Häfen. Die Inseln sind fast alle
von Korallenriffen umgeben, aber die breiten Kanäle, welche die
größeren Inseln scheiden, sind frei von Riffen, Felsen und Untiefen.
Der größte und beste Hafen, Pago-Pago, liegt auf Tutuila, aber auch
die deutsche Insel Upolu hat drei Häfen, von denen als der bedeutendste
der Hafen von Apia an der Nordküste zu betrachten ist. Sawaii hat
wenig brauchbare Häfen.
Bodenform, Gebirge und Flüsse. Die Inseln erheben sich
fast senkrecht aus dem Meere und sind vulkanischen Ursprungs. Zahl-
reich find insbesondere auf Upolu die ausgebrannten Krater. Sawaii
ist von zwei parallelen Gebirgsketten durchzogen, welche sich in Gipfeln
bis zu 1300 m erheben. Der Boden besteht meist aus verwitterter
Lava, ist porös, schokoladenfarbig und selbst auf den steilsten Fels-
wänden ergiebig, und so gehören die Samoa-Jnseln zu den fruchtbarsten
und schönsten Inseln der Südsee. Die Küsten haben besonders srncht-
bare und gut bewässerte Ebenen; aber auch die Berge sind bis zum
Gipfel hinauf mit üppigen Wäldern bedeckt. Das Land zeigt eine
Bewässerung, wie sie wohl nirgends auf der Erde vorkommt. Eine
Menge von Bächen und Flüssen rauschen durch unterirdische Höhlen,
um dann an tieferen Stellen hervorzubrechen und in Wasserfällen den
Ebenen zuzueilen, die sie dann ruhigen Laufes an den Hütten der
Eingeborenen vorüber durchfließen.
Aber auch im Innern, auf den höheren Plateaus, wird der Boden
durch ein darüber ausgefpanntes Laubdach, über welches die regel-
mäßigen Regenschauer niederfließen, in steter Feuchtigkeit erhalten. Im
Innern von Upolu liegen zwei große, schöne Bergseen.
Das Klima ist milde. Die Nähe des Meeres schwächt überall
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187
B. Darbietung.
a. Erarbeiten des Neuen. , _
Welches Stück der Mark eignete sich am wenigsten zum Ackerland? Das Land dicht vor dem Markwalde. Was werden die Ansiedler daraus gemacht haben? Weide. Ob nun jeder Ansiedler ein Stück von der Weide zum Eigentum erhalten hat? <Es werden hier bejahende und verneinende Antworten erfolgen; es muß alsdann gezeigt werden, das; es unzweckmäßig gewesen wäre, die Weide zu teilen daß sie also als ein Ganzes zusammenblieb.) Wem geyorte nun aber die Weide? Allen Markgenossen. Sie trieben gemeinsam ihr Vieh dahin; sie war allen gemeinsam und hieß daher die Meinte oder Allmende. Gerade so machten sie es auch mit dem Walde. Warum wäre es unzweckmäßig gewesen, den Wald zu teilen? Er bot die Weide für die Schweine; auch wäre wohl Rank über das Wild entstanden. Wozu gehörte also auch der Wald? Welches Stück der Mark blieb nun noch übrig? Das Feld- oder Ackerland. Was sie _banüt wohl angefangen haben? Ob sie das auch gemeinsam pflügten, besäeten und abernteten. Nehmen wir einmal an, sie hätten es getan. Was wäre doch dann bei der Ernte nötig gewesen? Sie hätten alles in gleiche Teile teilen müssen. Nun war aber das gewachsene Getreide nicht überall gleich gut. Was wäre also bei der Teilung sehr leicht entstanden? Streit, Uneinigkeit. Gleiche Teile bei der Ernte setzten aber auch gleiche Arbeit beim Pflügen und Säen voraus. Nun war aber die eine Stelle des Bodens schwieriger zu bestellen als die andere; denkt nur au die Unebenheiten, Steine u. s. w. Wozu wäre es auch bei der Verteilung der Arbeit leicht gekommen? Zu Uneinigkeit. Wie kannst du nun meine vorhin gestellte Frage: ob sie auch gemeinsam pflügten, säten, ernteten, beantworten? Mit „nein!" Was blieb ihnen da also nur übrig? Sie mußten das Ackerland teilen. Aber, das Land hatte doch gewiß nicht überall den gleichen Wert; manches lag ungünstig, manchem war besonders fruchtbar, manches weniger. Wer sollte nun das gute, wer das weniger gute Land haben? Je nach den verschiedenen Meinungsäußerungen der Schüler muß nun in entsprechender Weise daraus hüt geleitet werden, vielleicht sogar durch Beispiele aus dem Leben der Schüler, daß eine Verteilung, über die sich niemand beklagen konnte, nur durch das Losen möglich war. (Nb. Diese Art der Verteilung hat sich inbezug auf Holz und Land ans der,Gemeinde-waldung, ferner bei Verteilung des Heues von Gemeindewieseu trt manchen Gemeinden bis auf den heutigen Tag erhalten; wo das der Fall ist, wird der Lehrer att dieser Stelle darauf in geeigneter Weise Rücksicht nehmen.) Wie verteilten also die Ansiedler das Ackerland unter sich. Lie verlosten es. Was war nötig, ehe das geschehen konnte ?_ ^te mußten das Ackerland in so viel Stücke teilen als Gehöfte da waren. Um nun möglichst zu verhüten, daß zu einem Gehöfte
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Schlammschichten, wie man sie an den Ufern von Seen findet. In dem Schlamme hat man schon Fischernetze gesunden. Wovon zeugen die? Vom Wasser. Was muß also in uralten Zeiten hier wohl gewesen sein? Ein großes Wasser, ein See. Er reichte vom Hainberge bis zur Rase und bedeckte den ganzen Talgrund. Daß dies der Fall war, beweist uns auch der Name der Leine. Die ältesten Bewohner dieser Gegend nannten die Leine lagina, lagne; lag oder log bedeutet See. Was muß sich demnach früher in unserer Gegend befunden haben? Ein See. Wo hat der See sein südliches Ufer gehabt? Bei Rosdorf. Im Uferschlamm bei Rosdorf und in den Kiesgruben des Leinetals hat man uralte Baumstämme gesunden, auch Hirschgeweihe. Wie mögen die dahin gekommen sein? Baumstämme und Hirschgeweihe sind jetzt versteinert. Ein solches versteinertes Hirschgeweih aus den Kieslagern des Leinetals will ich euch jetzt zeigen. (Bem. Die Schule besitzt eine kleine Sammlung kulturhistorischer Anschauungsgegenstände, der auch das Hirschgeweih entnommen ist. Eine solche Sammlung sollte jede Schule besitzen.)
b. Inhaltsangabe.
c. Zusammenfassen durch den Lehrer.
Ungeregelt trieb die Leine ihr Wasser in dieser Wildnis dahin. Vom Fuße des Hainberges bis zu den Hügeln an der Rase erstreckte sich ein weites Sumpfgebiet. In noch früherer Zeit bedeckte ein See diese Gegend, dem die Leine das Wasser zuführte. Die alte Namensform lagina oder logne gibt noch Kunde davon; denn lag oder log bedeutet See. Der Kiesgrund im Leinetale ist der Boden dieses Sees. Bei Rosdorf findet man unter der Ackerkrume schlammige Erdschichten; das sind die Reste des ehemaligen sumpfigen Seeusers. Trinkende Hirsche sind im Schlamme stecken geblieben und umgekommen. Fischer, die am User des Sees ihrer Hantierung nachgingen, verloren ihr Netz. Der User sch lamm hat Hirschgeweihe, Fischernetze und umgestürzte Bäume bis in unsere Zeit bewahrt. Die Silbe mar, wie wir sie in den Ortsnamen Geismar und Diemarden finden, bedeutet Sumpfwiesen oder Bruch, zeugt also auch von der sumpfigen Beschaffenheit des Bodens.
cl. Wiedergabe durch den Schüler.
Ii. Denken.
A. Zur Vertiefung und zum Vergleich.
Ihr habt im Geographieunterricht bereits andere Gegenden als die Göttinger kennen gelernt. Welche? Das Eichsfeld, die Gegend bei Einbeck, den Solling, das obere Wesertal, die Hildesheimer Gegend, die Lüneburger Heide u. a. Ob diese Gegenden früher wohl ähnlich ausgesehen haben wie die unsrige? Es erfolgt zustimmende Antwort. Wovon waren sie also auch bedeckt? Von
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Liegen Tiefebenen niedriger als der Meeresspiegel, so nennt man sie
Depressionen; befinden sich die Depressionen in der Nähe der Küste,
so muß man sie meistens durch Dämme, die Deiche genannt werden, gegen
die Fluten schützen.
Für die Fruchtbarkeit eines Landes sind die Bodenarten und die
Bewässerung von Wichtigkeit. Fels- und Steinboden sind für den
Ackerbau nicht zu benutzen, reiner Sandboden hat wenig Wert. Trügt ein
Landstrich hauptsächlich Heidesträucher, Moose und Flechten, so bildet er
eine Heide. Wo der Regen fehlt oder äußerst selten ist, haben wir Länder
mit sehr geringer Vegetation, die Wüsten. Ist der Regen ungleich über
das Jahr verteilt, so daß das Land während der Regenzeit grünt und
blüht, zur Zeit der Dürre aber der Wüste gleicht, so haben wir eine Steppe.
In der Wüste finden sich Stellen, wo der Boden durch Grundwasser
die nötige Feuchtigkeit erhält, so daß ihn der Mensch sich nutzbar machen
kann. Das sind die Oasen.
Durch größere Bodenfeuchtigkeit werden die Sümpfe und Moore
hervorgerufen. In den Sümpfen findet alljährlich eine vollständige Ver-
wesung der Pflanzendecke statt, während bei den Mooren ein größerer oder
geringerer Teil von ihr in der Form von brennbarem Torf erhalten bleibt.
In den eigentlichen Torfmooren ist die brennbare Schicht dick geworden
und liefert ein brauchbares Brennmaterial.
Findet sich in dem mit größerer Feuchtigkeit durchtränkten Boden an
festem Stellen Buschwerk, so haben wir ein Bruch.
Durch Trockenlegung kann man Sumpf- und Moorboden urbar
machen.
Das Meer lagert an der Seeküste und an den Usern der Flüsse,
soweit die Flut reicht, oft Schwemmland von großer Fruchtbarkeit ab. Da-
durch erhalten wir die Marschen. Das höher gelegene magere Sandland
bezeichnet man im Gegensatz zur fruchtbaren Marsch mit Geest (d. i. un-
fruchtbares Land.
§. 3. C. Die Lebewesen.
16) Die Organismen ober Lebewesen, d. h. die Tiere und Pflanzen,
verteilen sich über die ganze Erde, von den heißen Äquatorialgegenden
bis zu den ewig beeisten Polarregionen, von der Tiefe des Weltmeeres
bis zu dem Gletschereise der Hochgebirge. Natürlich ist die Fülle der
Arten verschieden, und man kann als Gesetz aufstellen, daß die Fülle
und die Pracht der Organismen von dem Äquator nach den Polen
einerseits und von der Tiefe nach der Höhe andererseits beständig
abnimmt. Einzelne Pflanzen, wie das Getreide und die Kartoffel,
und einzelne Tiere hat der Mensch überallhin verbreitet; man spricht
deswegen von Kulturpflanzen und Haustieren.
17) Die Menschen können sich aus allen Punkten der Erde erhalten;
ihre Anzahl schätzt man auf mehr als V/2 Milliarden (eine Milliarde
— Tausend Millionen). Sie werden in folgende Hauptrassen eingeteilt:
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di Roma), der Volturno das alte Campamen, das von seiner üppigen
Fruchtbarkeit heute noch „das glückliche" heißt (die Campägna snjaj
felice stsches). Hier liegt Neapel, die größte Stadt Italiens, an dem
gleichnamigen Meerbusen.
In diesen Ebenen finden sich vielfach Hügelland und kleine Berg-
gruppen, die z. T. vulkanischer Natur find. So erhebt sich in Cam-
panien der Vesuvs (gegen 1300 m), durch dessen Ausbruch 79 n. Chr.
Pompeji und Herkulanum verschüttet wurden. Auch die häufigen
Erdbeben, sowie die Hundsgrotte^) bezeugen die vulkanische Natur
des Landes.
Unmittelbar an der Küste liegen sumpfige Niederungen mit böser
Fieberluft (Malaria), in der einzelne Hirten ein elendes Dasein fristen: in
Toscana die Maremmen, die sich mit Unterbrechungen an der Küste
nach Süden hinziehen, in Latium die Pontinischen Sümpfe.
Der W.-Küste sind eine Reihe von Inseln vorgelagert: Corsita,
das politisch zu Frankreich gehört, und das italienische Sardinien
sind nur durch eine schmale Meeresstraße von einander geschieden.
Beide Inseln find mit rauhen Gebirgen bedeckt, die weite Waldungen
tragen. Weiter im S., durch die Straße von Messina vom Fest-
lande getrennt, liegt die dreieckige Insel Sicilien, die wegen ihrer
Fruchtbarkeit einstmals die „Kornkammer Roms" genannt wurde. Der
N.-Rand wird von Gebirgen eingenommen, die die Fortsetzung des
Apennin bilden. An der O.-Küste liegt der 3300 ra hohe Vulkan Ätna.
An den drei Ecken Siciliens liegen drei Inselgruppen: die
Liparischen Inseln (N.-O.) mit vielen Vulkanen, die Ägatischen
Inseln (W.) und die Maltagruppe (in einiger Entfernung von
der S.-O.-Ecke), die die Wasserstraße zwischen Sicilien und Afrika
beherrscht und sich im Besitz der Engländer befindet?)
Die Bevölkerung ist romanisch, aus einer Mischung der alten
Italiker mit eingewanderten Celten und Germanen (im Norden die
Langobarden, im S. die Normannen) entstanden. Beide Völker nahmen
0 Im Innern der Erde besinden sich feurig-flüssige Massen, die an ver-
schiedenen „Stellen die Oberflache durchbrochen haben und von Zeit zu Zeit sich
durch die Öffnungen über die Umlande ergießen. Das sind die Vulkane, zu denen
der Vesuv und der Ätna gehören. - Die Öffnung, durch welche die feurig-
flüssigen Massen herausquellen, nennt man Krater, die Massen selbst Lava. —
2) An verschiedenen Stellen der Erde entströmt dem Boden Kohlensäuregas, das
schwerer ist als die Luft und deshalb nicht in die Höhe steigt. Wird es von
Menschen oder Tieren in genügender Menge eingeatmet, so führt es den Tod herbei.
Solche Gase lagern in einer Grotte bei Neapel, hoch genug, um einen Hund, der
hineingerät, zu ersticken; diese Tiere werden deshalb dazu benutzt, um den Reisenden
die Wirkung des Gases vor Augen zu führen und so ist der Name Hunvsgrotte
entstanden. Im „Thäte des Todes" auf Java lagern die Gase so hoch, daß sie
die Höhe des Menschen überragen und diesem gefährlich werden. — 3) S. 68.
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Extrahierte Personennamen: Ätna
Extrahierte Ortsnamen: Neapel Italiens Pompeji Toscana Latium Pontinischen_Sümpfe Frankreich Messina Sicilien Sicilien Afrika Neapel
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Fuß auf der Oberfläche der Erde wandelte, wurden die Schätze bereits
versenkt, welche nun das Menschengeschlecht begierig aus dem Schoße der
Erde wühlt. In jener Urzeit bildeten Schuppenbäume, die ihrer schuppigen
Rinde den Namen verdanken, Farnkräuter und Schachtelhalme dichte
Wälder. Am meisten waren wohl die Schuppenbäume vertreten, die bis
40 m hoch wurden. Aber auch die Farnkräuter und Schachtelhalme, die
wir jetzt nur als niedrige, schwache Pflanzen kennen, waren in jener Zeit
wahre Riesen. In den über den Kohlen lagernden Schichten findet man oft
noch ihre Spuren in Form von aufrechtstehenden versteinerten Stämmen.
Während unser Schachtelhalm noch nicht die Höhe und kaum mehr als die Dicke
eines Weizenhalmes erreicht, hat man in dem Kohlensandsteine Stämme
von vorweltlichen Schachtelhalmen gefunden, die fast haushoch und manns-
dick gewesen sind. Zwischen den Stämmen der Bäume wuchsen aus
moosigem Grunde zahllose Pflanzen anderer Art. So erhob sich aus
sumpfigem Boden ein undurchdringlicher Wald. Aber noch ließ kein Vogel in
ihm sein fröhliches Lied erschallen, und kein Säugetier wandelte zwischen
den Stämmen dahin; denn diese Bewohner der Erde traten erst viele tau-
send Jahre später auf die Schaubühne des Lebens.
5. Aber wie bildeten sich nun aus diesen Pflanzen die Steinkohlen?
Den üppigen Wald, dessen Gedeihen durch feuchte Luft und große Wärme
gefördert wurde, ereilte ein merkwürdiges Schicksal. Die abgestorbenen
Blätter und Zweige bedeckten in dichten Schichten den Boden, alters-
schwache Baumstämme sanken zur Erde. Ganze Pflanzengeschlechter ver-
gingen, neue wuchsen empor. Pflanzenschicht häufte sich auf Pslanzen-
schicht. Dann traten plötzlich Ereignisse ein, die den Wald veruichteten.
Vielleicht brachen die Fluten des Ozeans über ihn herein und begruben
mit den toten auch die lebenden Pflanzen. Sand- und Toumassen wur-
den vom Wasser abgelagert und bildeten eine feste Decke über dem
früheren Walde. Nun wurden die verschütteten Pflanzen zusammen-
gepreßt und unter der Einwirkung des gewaltigen Druckes begann ihre
Verkohlung. Sauerstoff, Stickstoff und Wasserstoff wurden größtenteils
ausgeschieden, und der Kohlenstoff blieb zurück. Bei der Verkohlung hat
außer dem Druck wahrscheinlich die Hitze eine Hauptrolle gespielt.
Später traten dann wohl die Fluten zurück. Ein neuer, ebenso üppiger
Wald wuchs an der Stelle des alten empor. Auch er lieferte im Lause
der Jahrhunderte oder Jahrtausende ein gewaltiges Pslanzenpolster, das
der Vermoderung preisgegeben war; und wie sein Vorgänger, so wurde
auch er infolge gewaltiger Umwälzungen auf der Erdoberfläche verschüttet.
Eine neue Kohlenschicht konnte sich bilden. Dieser Vorgang mag sich noch
oft wiederholt haben, und so sind vielleicht die verschiedenen „Flöze" ent-
standen, die wir in den Kohlengebieten übereinander gelagert finden.
Nach E. A. Roßmäßler und A. W. Grube.
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sich kühne und malerische Stellungen, um den Dirnen zu gefallen,
die ihrerseits sich bemühen, ihre Füße in den ungeheuren Holzpan-
toffeln mit Anmut zu bewegen. Scherz- und Neckworte fliegen hin-
über und herüber. Die Erinnerung an die winterlichen Dudelmusiken,
die Tänze auf Hochzeiten und Kindelbieren wacht auf, und die in
Mühe und Arbeit stumm gewordenen Lippen werden wieder beredt.
6. Ist der Torf zu einem ebenmäßigen Brei zertreten, so wird
seine Oberfläche mit eisernen Kratzeisen sorgfältig geglättet. Dann
muß er eine Weile stehen zum Austrocknen. Soll noch mehr Torf ge-
stochen werden, so breitet man den auf einem anderen Fleck ans. So-
bald die Masse genug eingetrocknet ist, um eines Menschen Gewicht
zu tragen, werden in gleichmäßigen Abstünden lange Bindfäden kreuz
und quer stramm darübergezogen, je nach der Größe, die man den
Törfen geben will. Wieder steigt ein Mann in Holschen auf den Torf-
boden und tritt vorsichtig und sauber die Bindfäden in ihn hinein,
so daß schnurgerade, sich kreuzende Einschnitte entstehen. Genau in
diesen Einschnitten wird der Torf die Länge und die Quere bis auf
den Grund des Lagers zerschnitten und losgestochen, wobei er von
selbst in die länglich-viereckige Ziegelsteinform auseinanderfällt. Frauen
schichten ihn zum Trocknen. Sie stellen zwei Törfe auf die schmale
Kante und legen den dritten als Dach darüber, etwa wie spielende
Kinder aus den Steinen ihres Baukastens Tore bauen. In endlosen
Feldern stehen die Törfe so in der Einsamkeit des wilden Moors.
Kinderhände wenden wochenlang jeden einzelnen immer von neuem,
damit Wind und Sonne ihn von allen Seiten bestreichen. Fühlt er sich
endlich von innen und außen hart und trocken an, so wird der Torf
zu großen Haufen aufgeschichtet und bleibt, in Sonne und Wind noch
immer nachtrocknend, stehen bis zur Verschiffung im Herbst.
7. Am Johannistag schließt die Torfernte. Dann werden die
verbrauchten Anzüge weggeworfen. Neugekleidet von Kopf bis zu Fuß
gehen Herr und Knecht den vergnüglicheren Sommerarbeiten entgegen,
der fröhlichen Heuernte, dem Einheimsen der Kornfrucht, die im Moor
in seltener Üppigkeit gedeiht. Der Bauer reinigt seine mächtigen Hol-
schen, seine guten Freunde auf dem Moorboden, und die langen Wasser-
stiefel mit den Holzsohlen und Holzkappen, ob der Rademacher, der
Allerweltskünstler im Moor, sie noch kurieren kann, oder ob auf dem
Markt in Scharmbeck ein Paar neue erstanden werden müssen. Die
Burschen haben ihre munteren Augen wieder. Über die Stege der
Höfe laufen die Kinder zueinander zu fröhlichen Spielen am Kanal.
Die treuen Holschen werden zu prachtvollen Segelbooten, die Jan und
Wöbke, auf der Böschung sitzend, auf dem braungelben Wasser treiben
lassen, wie vorzeiten Vater und Mutter taten, während fern am Rand
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So stand es früher um das Rettungswesen. Niemand wird bestreiten
können, daß die heutige Zeit in diesem Stücke einen großen Fortschritt
gemacht hat. Wenn du überhaupt einmal solltest reden hören von der so-
genannten guten, alten Zeit, liebes Kind, schätze dieselbe in bezug aus Be-
tätigung der Menschenliebe nicht zu hoch und sehne sie nicht zurück. Richte
deinen Blick lieber vorwärts in die gute, neue Zeit, die noch immer Ge-
legenheit genug bietet, Edelmut und Heldensinn zu beweisen. Und wenn
dereinst das Vaterland dich ruft und schwere Dienste und Opfermut von
dir fordert, so denke an die Männer, welche du soeben kennen gelernt
hast, die sich nicht scheuten, ihr Leben für ihre Mitmenschen aufs Spiel
zu setzen. H. Rohwedder. (Aus dem deutschen Flottenlesebuche.)
231. Hünenbetten und Dingstätten in der Altmark.
1. Wer den Teil der Mark Brandenburg durchwandert, der die
Altmark genannt wird, stößt hier und da, manchmal in unmittel-
barer Nähe einer Ortschaft, manchmal in einsamer Heide oder
im Kiefernwalde auf einen Haufen mächtiger grauer Felsstücke, deren
Anordnung bezeugt, daß sie von Menschenhand zusammengestellt
worden sind. Einzelne Blöcke von Granit findet man überall im ganzen
norddeutschen Flachlande, und in großer Zahl ragen sie am Strande
der Ostsee aus dem flachen Wasser hervor, bei Seegang sich den Wellen
entgegenstellend, die sich hochaufspritzend an ihnen brechen. Es sind
die erratischen oder Findlingsblöcke, die in Urzeiten, so nimmt man
an, als die Erde noch ein ganz anderes Gesicht zeigte als heute, mit
Gletschern von den skandinavischen Gebirgen in unsere Ebenen her-
untergekommen sind. Aus solchen Blöcken zusammengefügt sind die
eben erwähnten Steinsetzungen, die in der Altmark und anderwärts
gefunden werden.
Es ist noch nicht lange her, seit die Wissenschaft angefangen hat,
sich mit diesen kunstlosen Steinbauten zu beschäftigen, und seit als
feststehend angenommen wird, daß sie alte Grabstätten sind. Solcher
Grabstätten aus zusammengestellten Steinen gibt es mehrere Arten.
Bei der einen Art sind die großen Steine, die das eigentliche Grab
bilden, von einem Erdhügel bedeckt, und diese Art nennt man Hünen-
gräber. Wer auf der Insel Rügen gewesen ist, die sehr reich ist an
Hünengräbern, weiß es, wie sie aussahen. Bei anderen steht die Stein-
setzung frei Tm, gewöhnlich auf einer künstlich geschaffenen geringen
Erhöhung des Bodens. Diese Art nennen wir Hünenbetten.
2. Beide Arten von Gräbern kommen häufig vor in unserem
ganzen norddeutschen Küstenlande, von Ostpreußen bis Holland, und
auf den Ostseeinseln. Sie erscheinen in ähnlichen Formen und unter
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Extrahierte Personennamen: H._Rohwedder
Extrahierte Ortsnamen: Altmark Brandenburg Holland
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nein, den ganzen Sonntag lang. Sogar die jungen, lebenslustigen
Burschen kommen nur zum Vorschein, um zu essen. Die halbwüchsigen
Jungen und Mädchen lausen nicht zum Spiel. Sie liegen und schlafen.
Die ganze Kolonie schläft. Stille um alle Gehöfte, nur die Fliegen
summen, die Kühe brüllen. Mit dem ersten Morgengrauen am Montag
beginnt die Arbeit von neuem und Tag für Tag, Woche für Woche,
bis Johannistag.
5. Wer einen der schwarzen, wie ein Ziegelstein geformten Torfe
in der Hand hält, ahnt nicht die Mühe, die seine Gewinnung kostet.
Denn dieser Torf liegt nicht an der Oberfläche wie der lockere Torf
der Geest. Häufig deckt ihn fußhohes Wasser. Auf einer Leiter muß
man zu ihm hinuntersteigen, bis zu den Hüften im schlammigen Tüm-
pel stehend, ihn losstechen, loshacken, ausgraben zwischen den wunder-
lich verschlungenen Wurzelballen vorzeitlicher Bäume. Wer unten steht,
schleudert die triefende, schwarze Masse auf den Uferrand des Torf-
lochs, ein anderer schaufelt sie in einen niedrigen vierrädrigen Karren,
ein dritter fährt den Karren dorthin, wo der Torf gebacken wird.
Die Karren laufen auf Holzschienen. Der weiche Moorboden würde
sonst ihr Gewicht nicht tragen. Der Zubereitungsort ist eine ganz
ebene Fläche von 50—100 Meter im Geviert, möglichst nahe dem
Torfstich. Dorthin laufen die Schienen, dort entleert der Führer den
Wagen, indem er ihn nach der Seite umkippt. Schon erwarten ihn
die Frauen in ihren dunklen Röcken, mit den hellen Schürzen, ans dem
Kopf die luftigen über ein Gestell gespannten Kopftücher, die sie bei
der Feldarbeit als Sonnenschutz tragen, an den Füßen die festen Holz-
schuhe, ohne die nicht Mann noch Weib im feuchten Moor anskommt.
Mit weitzinkigen Gabeln fassen sie die Torfmasse, zerren sie aus-
einander, breiten sie längs der Schienen zu einer ebenmäßigen, nicht
zu hohen Schicht aus. Das ist Frauenarbeit. Dann kommen Männer
heran, kräftige junge Männer mit ungewöhnlich großen Holzschuhen,
den „Holschen" angetan, steigen auf die ausgebreitete Torfmasse, und
indem sie darauf hin- und herspringen und stampfen, zertreten sie sie
zu einem dickflüssigen Brei, der sogleich über die ganze zum Torf-
machen bestimmte Fläche geharkt und gekratzt wird. Immer neuer
Torf wird ausgestochen, herbeigefahren, zertreten und über den ersten
gebreitet, bis der schwarze Schlamm den Boden über fußhoch bedeckt.
Dann beginnen alle, die torfstechenden Männer, die Weiber, die Kinder
in den mächtigen Holschen auf der weichen Masse wie auf einer Schlitt-
schuhbahn munter umherzulaufen und zu gleiten, um durch rüstiges
Treten und Schwingen sie noch einmal gründlich durchzukneten. Wie
ein lustiger Tanz nimmt sich dies aus und ist auch wohl des Torf-
stechens lustigster Teil. Die Burschen schlagen die Arme unter, geben
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verschiedenen Namen auch in anderen Ländern, in Dänemark, auf
den britischen Inseln, in Frankreich und Spanien und an der Nord-
küste von Afrika. Das Wort „Hüne" kommt seit dem 13. Jahr-
hundert in der Bedeutung von „Riese" vor, und noch heute sagen wir
von einem Menschen, der ungewöhnlich groß und stark ist, er sei ein
wahrer Hüne, und reden von einer H>ünengestalt. Im Glauben des
Volkes galten vorzeiten schon diese auffallenden Hügel und Stein-
bauten für Grabstätten, und zwar für solche der alten Riesen, die
ehemals auf der Erde gelebt und gehaust haben, nun aber lange schon
ausgestorben sind. Die Bezeichnung Hünengräber ist dem Volksmunde
entnommen, der auch von Hünenhügeln, Hünenkirchhöfen und Riesen-
betten spricht. Andere Namen sind Riesenkeller und Riesenstuben. Noch
heute findet man den Glauben im Volk, daß ein Riese unter den
großen Felsblöcken liege, oder daß diese Blöcke selbst der versteinerte
Riese seien. In der Nähe der Hünengräber Pflegt es, wie der Aber-
glaube des Volkes meint, nicht ganz geheuer zu sein, es geht dort gern
des Nachts etwas um. Es ist auch wohl ein Schatz dort vergraben,
der aber nur sehr schwer und unter Beobachtung gewisser Vorschriften
von Sonntagskindern zu heben ist. Da die Sache noch immer recht
gefährlich bleibt, unterläßt man es lieber.
3. Ich habe in diesem letzten Sommer mehrere Hünenbetten in
der Altmark gesehen und will nun beschreiben, wie eine solche Grab-
stätte aussieht. Das Ganze ist von rechteckiger oder ovaler Form,
die gebildet wird durch eine Einfassung von großen, aufrechtstehendeil
Steinen. Innerhalb dieser Einfassung, aber nicht in der Mitte, son-
dern an dem einen Ende, dem Rande, oder wenn das Ganze ein
Rechteck ist, der einen schmalen Seite genähert, liegt die Grabkammer.
Diese ist gebildet ans einer größeren oder geringeren Anzahl im Recht-
eck zusammengestellter großer Steine, welche auf der nach innen ge-
kehrten Seite durch rohe Bearbeitung mehr oder weniger eben ge-
macht sind. Sie heißen Tragsteine oder Träger. Auf ihnen liegt ein
Deckstein, oder es sind auch mehrere Decksteine vorhanden. Diese
pflegen auf der unteren Seite behauen zu sein, um das Abrutschen
zu verhindern. Die Tragsteine stehen in der Erde, aus der sie noch
drei 'bis vier Fuß oder höher emporragen. Der Deckstein ist manch-
mal von großem Umfang und bedeutendem Gewicht. In der Lüne-
burger Heide, in der Gegend von Fallingbostel, ist ein Hünenbett mit
einem Deckstein, dessen Gewicht auf 367 Zentner geschätzt wird. Der
große, auf den Trägern ruhende Deckstein erinnert an eine Tischplatte.
Denkt man sich hinzu, daß die Zwischenräume zwischen den großen
Steinblöcken mit Erde und kleinen Steinen ausgefüllt gewesen sind,
so erscheint das Ganze als eine geschlossene Kammer, in welcher der
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Extrahierte Ortsnamen: Dänemark Frankreich Spanien Afrika Lüne-
burger_Heide Fallingbostel