Ferdinand Cortes. 37
Die Aufnahme der winzigen Schar, welche allein brig geblieben, gestaltete sich mit gutem Rechte hchst ehrenvoll; ihr Fhrer erhielt in sein neues Wappen einen Erdglobus gesetzt mit der Inschrift: Primus circumdedisti me."
Und so verhielt es sich: die Erde war umsegelt, der Nachweis gefhrt, da sie einen frei im Weltraum schwebenden Krper bildet.
(?. Ferdinand Cortes.
Sophus Rge, Geschichte des Zeitalters der Entdeckungen.
(Berlin, Baumgrtels Histor. Verlag.)
fl. Seine Perlnlichkeit.
Cortes war von hoher, krftiger Gestalt; der Ausdruck seines bleichen Ge-sichtes war gewhnlich ernst; er trug einen dnnen, schwarzen Bart, den er in spteren Jahren, als er ergraute, zu frben liebte. Er war ein vorzglicher Reiter und in jeder Kampfesart, zu Fu und zu Ro, sehr gewandt; als junger Mann soll er manchen Degenkampf bestanden haben. Bei einer solchen Ge-legenheit war er im Gesicht verwundet worden und trug davon am Kinn eine Narbe, die der Bart nicht ganz verdeckte. Karten- und Wrfelspiel liebte er auch noch im Lager, aber er blieb dabei stets, auch wenn er verlor, guter Laune. Seine uere Erscheinung, seine Haltung, sein Gang, sein Benehmen verrieten den Mann von hohem Stande. Er kleidete sich einfach und trug als einzigen Schmuck immer dieselbe zierliche Goldkette mit dem Bilde der Mutter Gottes. Auf der Universitt hatte er sich den Grad eines Bakkalaureus der Rechte erworbenx) und durch diese seine wissenschaftliche Bildung berragte er alle seine Kriegsgenossen und smtliche Konquistadoren, die sich in der Neuen Welt als Heerfhrer einen Namen erwarben. Mit gelehrten Leuten verstand er Lateinisch zu reden. Er schrieb flieend und gewandt und pflegte seine Briefe mit lateinischen Zitaten zu schmcken. Seine ausfhrlichen Briefe an den König Karl2), in denen er eine klare-Darstellung seiner Kriegstaten gegeben hat, ge-hren zu den wertvollsten Urkunden der Geschichte der spanischen Eroberungen; sie fesseln durch die Schlichtheit und Natrlichkeit, die den Stempel der Wahrheit an sich trgt. Sie zeigen uns den ganzen Mann, klar, entschieden in seinem
x) Cortes hatte zwei Jahre in Salamanca studiert. Diejenigen Studenten, die durch eine Prfung die Wrde eines Bakkalaureus erworben hatten, trugen an ihrer Kleidung eigene Abzeichen (runde Kappen) und durften gewisse Vorlesungen halten, ohne jedoch aufzuhren selbst die Kollegien der Professoren zu besuchen. Je nach dem Grade ihrer weiteren Ausbildung schieden sie sich wieder in mehrere Klassen.
2) Den deutschen Kaiser Karl V.
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Extrahierte Personennamen: Ferdinand_Cortes Ferdinand Ferdinand_Cortes Ferdinand Karl_V.
96 Die Verfeinerung des Lebens in Italien zur Zeit der Renaissance.
damals in Italien. Alles strebt einer Normalbildung zu, selbst mit den auf-fallendsten, sichtbarsten Tuschungen. Vor allem werden falsche Haartouren, auch aus weier und gelber Seide, in Masse getragen, verboten und wieder getragen, bis etwa ein Buprediger die weltlichen Gemter rhrt: dann erhebt sich auf einem ffentlichen Platze ein zierlicher Scheiterhaufen, auf welchem neben Lauten, Spielgerten, Masken, Zaubergrteln, Liederbchern und andern Stand auch die Haartouren zu liegen kommen: die reinigende Flamme nimmt alles mit in die Lfte. Die Jdealfarbe aber, die man in den eigenen wie in den ausgesetzten Haaren zu erreichen strebte, war blond. Und da die Sonne im Rufe stand das Haar blond machen zu knnen, so gab es Damen, welche bei gutem Wetter den ganzen Tag nicht aus der Sonne gingen; sonst gebrauchte man auch Frbemittel und Mixturen fr den Haarwuchs. Dazu kommt aber noch ein Arsenal von Schnheitswassern, Teigpflastern und Schminken fr jeden einzelnen Teil des Gesichtes, selbst fr Augenlider und Zhne, wovon unsere Zeit keinen Begriff mehr hat. Kein Hohn der Dichter, kein Zorn der B-Prediger, keine Warnung vor frhem Verderben der Haut konnte die Weiber abwendig machen ihrem Antlitz eine andere Farbe und sogar eine teilweis andere Gestalt zu geben. Dieser Mibrauch war ein allgemeiner; auch die Landmdchen hielten dabei nach Krften mit.
Das Parfmieren ging ebenfalls der alles Ma hinaus und erstreckte sich auf die ganze Umgebung des Menschen. Bei Festlichkeiten wurden sogar Maultiere mit Salben und Wohlgerchen behandelt.
Das ganze uere Dasein war in Italien zur Zeit der Renaissance verfeinert und verschnert wie sonst bei keinem Volke der Welt. Schon eine Menge jener kleinen und groen Dinge, die zusammen die moderne Be-quemlichkeit, den Komfort, ausmachen, waren in Italien erweislich zuerst vorhanden. Auf den wohlgepflasterten Straen italienischer. Städte wurde das Fahren allgemeiner, während man sonst berall ging oder ritt oder doch nicht zum Vergngen fuhr. Die Wagen waren da und dort mit den reichsten seidenen, bunten und golddurchwirkten Decken ausgestattet. In den Zimmern sah man weiche, elastische Betten, kstliche Bodenteppiche und Toilettengerte. Die Menge und Zierlichkeit des Weizeuges wird von den gleichzeitigen Schriftstellern fters ganz besonders hervorgehoben. Manches gehrt schon zugleich in das Gebiet der Kunst; man wird mit Bewunderung inne, wie sie von allen Seiten her den Luxus adelt, wie sie nicht blo das mchtige Bsett und die leichtere Eta-gere mit herrlichen Gefen, die Mauern mit der beweglichen Pracht der Tep-piche, den Nachtisch mit endlosem plastischen Konfekt schmckt sondern vorzglich die Schreinerarbeit auf wunderbare Weise vllig in ihren Bereich zieht. Das ganze Abendland versucht sich in den spteren Zeiten des Mittelalters, sobald die Mittel reichen, auf hnlichen Wegen, allein es ist dabei teils in kindlicher.
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Philipp Ii. und das spanische Reich.
217
ununterbrochen krnkelnd, zumal von der Gicht bis zur Bewegungslosigkeit geplagt. Sein Gesicht war regelmig, mit hoher, schner Stirn, Hellem Teint, wohlproportionierter Nase, groen blauen Augen; nur der Mund groß und nach erblicher habsburgischer Weise durch eine dicke herabhngende Unterlippe entstellt; das Haar hellblond, ein Erbteil seiner deutschen Ahnen. Langsamkeit, abwehrende Verschlossenheit, steife Wrde drckten seine hohe Meinung von seiner kniglichen Stellung
aus. Nur zwei sanftere Zge milderten dieses starre Bild.-seine Liebe zur Kunst und seine Neigung zu den Frauen,
der er trotz seiner Frmmig-fett bis in sein Alter nachging.
Seine Minister behielt er so lange wie irgend mg-lich bei, nicht aus Anhng-lichkeit oder Dankbarkeit, die er nicht kannte, sondern um seine Unfehlbarkeit zu be-wahren und zu bekrftigen.
Er lie ihnen deshalb so-gar schlimme Verschuldungen ungestraft hingehen. Nur wenn er sich selbst gekrnkt glaubte, wenn er meinte, da einer seiner Dienerseinen Ab-sichten entgegenarbeite, dann war dessen vlliger Sturz un-widerruflich beschlossen. Von dem Lcheln des Knigs bis zu seinem Messer liegt noch Phi-ipp n. v Spanien.
nicht zweier Finger Breite," sagte man damals in Spanien. Die Hochadligen demtigte er und schlo sie von der Teilnahme an den Staatsgeschften mg-lichst aus. Diese wurden mit groer Umstndlichkeit betrieben, in den zahl-reichen Ratskollegien vorbereitet, von dem Könige hin und her erwogen, erst spt, oft zu spt erledigt. Jede Einzelheit, ja geographische und historische Notizen prfte der König. Die Rnder aller Staatsschriften sind mit seinen groen, groben, unleserlichen Schriftzgen bedeckt. Darber ging eine unendliche Zeit verloren. Allein das war Philipp gerade recht. Ich und die Zeit" war der Wahl-spruch des bedchtigen Herrschers. Aber einmal gefat, blieb sein Entschlu
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Extrahierte Personennamen: Philipp_Ii Philipp Philipp Philipp
Die Leidenszeit Deutschlands nach zeitgenssischen Berichten.
283
12. Die heidenszeif Deutfchlcinds nach zeitgenhifchen Berichten. ')
A.
Aus den Gesichten Philanders von Sittewald, Sechstes Gesichte: Solbatenleben.
Philander von Sittewald ist in die Hnde einer Bande von Marodeuren gefallen, die bereits eine Anzahl Gefangener gemacht Haben. Zwei Stunden vor Tagesanbruch verlassen die Ruber ihren Schlupfwinkel, eine verlassene Kirche. Phil ander darf reiten, die andern Gefangenen mssen zu Fu gehen und sind auf dem Wege argen Mihandlungen ausgesetzt. Spter erweist Philander den Marodeuren einen groen Dienst, indem er ihnen einen mit griechischen Buchstaben geschriebenen, in franzsischer Sprache abgefaten Brief entziffert, der sie vor einem feindlichen berfall warnt. Die Banditen schenken ihm daher die Freiheit unter der Bedingung, da er sich nicht ohne ihre Erlaubnis aus ihrer Gesellschaft entferne. Von den andern Gefangenen werden nun Lse-gelber erpret; aber nur wenige verstehen sich freiwillig dazu; die brigen werben auf entsetzliche Weise gefoltert; das wirb folgenbermaen geschilbert:
Weil nun keiner was versprechen wolle, da solle man Jammer gesehen haben, wie grausame Marter einem vnnd dem andern angethan worden.
Dem eenen wurden beede Hnd auff den Rcken gebunden vnnd mit einer durchlcherten Ahle ein Rohaar durch die Zunge gezogen, welches, so man es nur ein wenig an oder auff vnnd ab gezogen, dem elenden Menschen solche Marter verursachet, da er offt den todt geschryen, aber vmb jeden Schr>y vier Streich mit der Karbatsche auff die Waden halten muste; ich glaube, der Kerls htte sich selber entleibet, wo er seiner Hnde gebrauchen knnen, nur de Schmitzens zu entkommen. Eim andern wurde ein Seyl mit vielen Knpffeu vmb die Stirn gebunden, vnnd mit einem Knebel hin den zu, ober dem Nacken, zusammen getrhet, da ihm das helle Blut zu der Stirne, zu Mund vnnd Nase, auch zu den Augen auflosse vnnd der arme Mansch als ein Besessener ausahe. Ich erjchracfe dieser schrcklichen Plagen vnnd vnbarmhertzigen Tyranney, bte den Bttrwtz2), da er doch an Gott vnnd an sein Gewissen bencfen wolte vnnd der armen vnschuldigen Leuthe etwas mit der Marter schonen. Aber er sprach zu mir in Zorn, wann du viel Mitleiden haben will, so bleibstu min Freund nicht lang; der ist de Teuffels, der Mitleyden hat.
Unter den zeitgenssischen Berichten nehmen die in dichterisches Gewanb ge-kleibeten Darstellungen von Meschenich und Grimmelshausen die erste Stelle ein. Hans Michael Moscherosch (geb. 1601 in Willstdt bei Straburg, gest. 1669 in Worms) schilderte die unglcklichen Zustnde Deutschlands in dem Werke Wunderliche und warhasftige Gesichte Philanbers von Sittewalb"; Hans Jacob Christoffel von Gr im-mel.shausen (geb. um 1625 in Gelnhausen in Hessen, gest. 1676 in Renchen in Baden) gab in dem Roman Der abentheuerliche Simplicius Simplicissimus" lebens-volle Bilber von den Schrecknissen des groen Krieges.
2) Der Verfasser nennt die Namen des Anfhrers der Bande nur verstmmelt, da er ihn wahrscheinlich als Bekannten nicht blostellen wollte.
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404
Kulturzustnde im Zeitalter der unumschrnkten Frstengewalt.
alle Kreise, von den niedrigsten bis zu den hchsten. Und zu all den Lastern gesellte sich ein neues, verderbliches: der mit rasender Schnelligkeit sich aus-dehnende Gebrauch von Branntwein. Gerade die Armut und schlechte Er-nhrung des Volkes während des Dreiigjhrigen Krieges und noch lange nach diesem haben das Branntweintrinken mit Naturnotwendigkeit gefrdert. Die um das Jahr 1680 gemachte Entdeckung der Bereitung dieses alkoholischen' Getrnkes aus der Kartoffel hat seine Billigkeit und zugleich seine verderblichen Folgen fr die Gesundheit gesteigert.
C.
Die unglckliche Zeit des Dreiigjhrigen Krieges und der auf ihn folgen-den Jahrzehnte brachte auch in der Rechtsprechung eine beklagenswerte Ver-
dung des Gerechtigkeitssinnes hervor. Der Zusammenhang zwischen dem Volksempfinden und den auf das alte, fremde, rmische Recht sich sttzenden studierten Richtern ging gnz-lich verloren. Die letzten Reste derrechtsprechungdurch Volks-und Schffenrichter erhielten nunmehr den Todessto zu-gunsten des geheimen Ver-sahrens und der Berufs-juristen. Die Strafen, die nach der Carolina", der Peinlichen Halsgerichtsordnung Kaiser Karls V., verhngt wurden, waren furchtbar streng und die Das Spielhaus. Hinrichtungen und Verstm-
Mellingen wurden in breitester ffentlichkeit vollzogen, eine treffliche Schule der Grausamkeit und Blutgier. Bei schweren Verbrechen gengte der Tod durch Kpfen, Hngen oder Ersufen nicht, sondern der Hinzurichtende wurde aufs schndlichste gemartert. Er wurde zersgt, gevierteilt, von vier Pferden zerrissen, verbrannt, gepfhlt, lebendig begraben, eingemauert oder auch gerdert, d. h. sein Krper wurde an verschiedenen Stellen mit einem schweren Rade zerstoen und dann auf dieses geflochten: eine Qual, unter der der Unglckliche noch mehrere Tage leben konnte. Und wenn es nicht ans Leben ging, so schnitt man dem Verurteilten die Haut in Riemen vom Leibe, zwickte ihn mit glhen-den Zangen und rieb die Wunden mit Salz und Pfeffer ein. Abschlagen der Hand, Ausreien der Zunge waren hufige Strafen. Bei kleineren Vergehen
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30
Kleidung und Tracht der alten Germanen.
Weihtum umreitend, von den hier befestigten Tierhuten kleine Stcke herab-zuschieen oder zu reien, die, von Reiter und Ro verschluckt, beide fr das kommende Jahr vor Sturz und Siechtum sicherten. Erkrankte Glieder der Rosse und anderer Tiere wurden, in Wachs oder Ton nachgebildet, vor dem Heiligtum als Gelbde nach der Genesung dargebracht; diese Sitten leben heute noch fort in den Leonhardi-Fahrten und Ritten (am 6. November) der sddeutschen Bauern. In der Auffassung des Volkes ist St. Leonhard an die Stelle des Rossegottes Freyr getreten.
In den der Wintersonnenwende vorhergehenden nchtlichen Strmen jagt Wotan im Walde die Holzweiblein, d. h. er bricht die Stmme der Bume; heute noch fhrt er als wilder Jger" das Muotisheer, das wilde Gejaid oder wtende Heer. Dann aber kehrten, wie schon bemerkt, mit dem zu-nehmenden Lichte auch die Götter wieder zurck in die Gaue. Die Reihe von Festen, die um diese Zeit gefeiert wurden, erffnete ein der Freya geweihtes frhliches Opfer. Besondere Ausgelassenheit war an diesen Tagen verstattet, den ersten des wieder zunehmenden Lichtes.
Man sieht, das Leben der alten Germanen war nicht so freudlos, auch nicht so roh und blutig und nur auf Kampf gestellt, wie die fast nur aus den Rmerkriegen herstammenden Berichte anzunehmen verleiten. Viel Sinniges, Zartes, Fein- und Tiefempfundenes lebte in jenen Menschen; es ist Geist, Gemt, Moral, Naturgefhl, unsere noch heute lebende Eigenart in ihnen, sie stehen uns bei genauer Betrachtung nicht fremder und ferner gegenber als etwa unsere Volksgenossen aus dem 13. Jahrhundert.
8. Kleidung und rcichf der alten Germanen.
Ed. Heyck, Deutsche Geschichte.
Bielefeld, Velhagen und Klasing.
Vorweg fllt die weitgehende Abhrtung auf, die die alten Germanen an sich zu den pflegen. Glaubwrdige rmische Schriftsteller *) berichten, da die Kinder selbst bei groer Klte nackt umherliefen. Die Erwachsenen trugen als eigentliches Kleidungsstck eine Art Mantelumhang oder Wams, germanisch Hemd benannt, um die Schultern; es wurde durch eine Fibel, die mehr oder minder kostbare Spangen- oder Sicherheitsnadel, zur Not aber auch durch einen
So Tacitus und der Geograph Pomponius Mela (f etwa 50 n. Chr.), der die erste Beschreibung der Alten Welt verfate. Das wertvolle Werk bercksichtigt neben dem rein Geographischen auch die Sittengeschichte der einzelnen Völker.
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Eine Frankenstadt in der Merowingerzeit.
141
bentzt wurde, Brandsttten und wst- Pltze, an den Straenecken kleine Holz-kapellen mit einem Heiligtum, Und unter Ruinen und Notbauten wieder das Gerst einer groen steinernen Kirche, welche dem Stadtheiligen gebaut wurde, auf hoher Stelle ein Palast, den sich der germanische König errichten lie, nach heimischer Sitte mit vielen Nebengebuden sr Gesolge, Dienerschaft, Reistge und Rosfe, oder ein burghnliches Turmhaus des Grafen mit Hosraum und weiter Halle.
In den engen Straen der Frankenstadt wandelte neue und alte Welt m buntem Gemisch durcheinander. Eine reisige Schar mit Helm und Panzer zog daher auf starken Kriegsrossen; oder der Jagdzug eines Knigssohns, die Knaben den Kcher auf der Schulter, den Speer in der Hand, die Hunde am Leitseil, die Falken der dem Fausthandschuh. Vornehme Frankenfrauen, in der Snfte getragen oder zu Rosse sitzend, teilten das Gewhl, und wieder ein stattlicher Geistlicher in weier Dalmatica') mit Purpurstreif, nach rmischem Brauch mit einem Gesolge von Diakonen^), Sngern und Trhtern, handfesten Mnnern, welche nicht nur das Gotteshaus sondern auch ihren geistlichen Hirten zu schtzen hatten. Daneben Marktleute vom Lande. Hier die hohe Gestalt des hellugigen Germanen mit blondem Kraushaar, im braunen Lodenwams, das kurze Schwert an der Seite, die Axt in der Hand; neben ihm sein Weib im weien Linnenhemd, der welches die Armilausa geschlagen war, ein rmelloser berwurf, an den Seiten offen, nur der der Schulter geschlossen; auch die Frau von mchtigen Gliedern und einer Hand, die im Streite geballt sicher Beulen schlug. Vor ihnen gestikulierte der gebrunte Einwohner von Armorika3), kenntlich an der Stirnbinde, die er trug wie das Stadtvolk in Rom um sich als geborener Rmer zu zeigen, der Handwerker mit seinem Schurzfell, Mlaven von jeder Hautfarbe. Mitrauisch sphte in das Gedrnge der christliche Syrer, der damals in den Handelsstdten des Abendlandes begnstigter Rivale des Juden war, und der Jude selbst, Geldmann der Stadt und Vertrauter des Knigs, der aus seinem Klepper einherritt, begleitet von einem Zuge dienender Leute. der die Karren und Lastwagen ragte der hohe Hals eines Kamels, das um 600 auch im Frankenreich als Lasttrger bentzt wurde, ja noch unter Karl dem Groen beim Bau des Knigschlosses von Aachen Steine zutrug. Auf dem Flusse fhrten die Frachtschiffe die Waren der Hafenstadt und die Ackerfrucht von entfernteren Gtern der Kirche nach der Stadt.
') Ein aus Dalmatien stammendes langes weies Oberkleid mit rmeln.
2) Unter Diakonen verstand man eine den Bischfen untergeordnete Klasse von Gemeindebeamten, welche die Ordnung beim Gottesdienst aufrecht zu erhalten, bei der Austeilung des Abendmahls Hilfe zu leisten und andere Obliegenheiten zu erfllen hatten.
*) Die nordwestliche Kste Galliens, die heutigen Landschaften Normandie und Bretagne.
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Extrahierte Personennamen: Kraushaar Karl Karl
Extrahierte Ortsnamen: Frankenstadt Rom Aachen Dalmatien Galliens Bretagne
Ludwig der Fromme.
197
Nahmen sind nun Bogen hineingespannt, die entweder rund oder Hufeisen-frmig sind. Hier sind die sogenannten Stalaktitengewlbe angewendet um groe Deckenflchen fr das Auge zu beseitigen. Der Erfinder dieser wunder-baren Gebilde mu etwas von der Meisterschaft besessen haben, mit der die Natur die Kristalle bildet. Den Schmuck der Wnde bilden Ornamente und Arabesken, die in dieser Formen- und Farbenpracht in der ganzen Welt nicht mehr vorhanden sind. Da aber auch die arabischen Knstler wuten, da das Geheimnis der Wirkung in den Gegenstzen beruhe, so lieen sie die Sulen meistens kahl und erreichten dadurch noch den andern Zweck die Schlankheit der Schfte fr das Auge zu erhhen. der der Alhambra, nur durch einen Park davon getrennt, liegt Generalife, das Sommerschlo der granadischen Herrscher; aber von seiner einstigen Herrlichkeit ist fast nichts mehr erhalten.
20. Ludwig der Fromme.
Hans Prutz, Staatengeschichte des Abendlandes im Mittelalter.
(Berlin, Baumgrtels Histor. Verlag.)
Als Ludwig den vterlichen Thron bestieg, stand er im 37. Lebensjahre, in der Flle seiner Kraft. Nach frnkischer Sitte frhzeitig in allen krperlichen Fertigkeiten geschult, war Ludwig ein tchtiger Reiter, ein Meister in der Handhabung von Bogen und Lanze, ein leidenschaftlicher Jger. Bei mittlerer Statur war er von breiter Brust, starker Schulter und kraftvollen Armen; Hnde und Beine waren lang gestreckt, die Augen groß und hell, Die Nase lang und gerade, die Stimme mnnlich. Gewhnlich zeigte er sich in der einfachen frnkischen Tracht; nur an festlichen Tagen legte er die kaiserlichen Prunkgewnder an. Dennoch hatte sein Auftreten zu jeber Zeit etwas Wrdevolles und Achtunggebietendes: meist lagerte feierlicher Ernst auf seinen Mienen und selbst ausgelassene Heiterkeit seiner Umgebung gewannen ihm kaum ein Lcheln ab. Die Kirche und ihre Vorschriften bildeten den Mittelpunkt und die Norm seines Daseins. Jeden Morgen eilte er zunchst zur Andacht: mit der Stirn bis zum Fuboden geneigt, oft in Trnen zerflieend verharrte er lngere Zeit im Gebet. Keine Mahlzeit begann er ohne den Armen davon gespendet zu haben; stets fanden Arme und Kranke Aufnahme in seinen Villen und Pfalzen. In inbrnstiger Andacht beging er die hohen Feste und während der Fasten lebte er ausschlielich kirchlichen bungen. Ludwig wre ohne Zweifel ein vortrefflicher Mnch geworden; in der Tat dachte er auch mehrfach daran sich in die Stille eines Klosters zurckzuziehen. Daher kannte er auch kein hheres geistiges Interesse als die Beschftigung mit kirchlichen Fragen und theologischen Dingen; gar manchen Geistlichen mag er an Kenntnis der
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Extrahierte Personennamen: Ludwig Ludwig Hans_Prutz Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Ernst Ludwig
454
Vom Konstanzer Konzil.
Da ward besendet Meister Hans Hus von Bhmen, der Ketzer. Und ward mit heiliger gttlicher Lehr aus der heiligen Geschrift berwunden, da seine Artikel, die er gepredigt und gelehrt hatte, eine falsche Ketzerei waren. Und sie gaben ein Urteil der ihn, also: er wr' ein Ketzer, der gestraft sollt' werden um seine Bosheit. Und empfahlen ihn den weltlichen Gerichten und baten unfern Herrn, den König, da er es vollstrecke. Und da sprach der König zu Herzog Ludwig: So ich der bin, der das weltlich Schwert innehat, lieber Oheim Herzog Ludwig, unser und des heiligen rmischen Reichs Kurfürst und unser Erztruchfe, so nehmet ihn und tuet ihm als einem Ketzer, an unser Statt." So ruft Herzog Ludwig den Vogt von Konstanz, der von Reichs wegen Vogt war, das war Hans Hagen, der auch zugegen war, und sprach: Vogt, nun nimm den von unser beider Urteil wegen und verbrenn ihn als einen Ketzer!"
Der hie die Ratsknechte und den Henker, da sie ihn herausfhrten zum Verbrennen, ihm aber sein Gewand, Grtel, Sckel, Messer-, Hosen noch Schuh nit nehmen noch abziehen sollten. Das geschah auch. Und er hatte doch zwei gute schwarze Rcke an, von gutem Tuch, und einen Grtel, der war schn beschlagen, und zwei Messer in einer Scheide und einen ledernen Sckel, da mochte wohl etwas drinnen sein. Und hatte eine weie Insul auf seinem Haupte, daran waren zwei Teufel gemalt und mitten dazwischen war geschrieben: Heresiarcha", das ist so viel als ein Erzbischof aller Ketzer.
Und fhrten ihn die von Konstanz aus mit mehr als tausend gewappneten Mannen: und die Fürsten und Herren auch gewappnet. Und fhrten ihn Herzog Ludwigs Diener zwei, einer zu der rechten Seiten, der ander zu der linken. Und gingen vor und hinter ihm des Rats Knechte und fhrten ihn zum Geltinger Tor hinaus.
Und von dem groen starken Gedrng, das da war, mute man ihn führen um den Brhl, und wurden der Gewappneten mehr denn dreitausend, ohne die Ungewappneten und ohne die Frauen. Und mute man die Leute auf der Brcke am Geltinger Tor zurckhalten, damit je eine Schar hinberkam, und frchtete man, die Brcke knnte brechen.
Und fhrte man ihn auf das kleine Auenfeld. Und während er hinaus-gefhrt ward, betete er nit anders denn: Jesu Christe, Ali dei vi vi, miserere mei!" Und da er kam zu dem Auenfeld und sah das Holz und Stroh, da fiel er dreimal auf sein Knie und sprach mit lauter Stimme: Jesu Christe, fili dei vivi, qui passus es pro nobis, miserere mei!" Danach fragt man ihn, ob er beichten wollt'. Da fprach der Hus: Es ist nit not, ich bin kein Todsnder nit".
Danach, da wollt' er haben angefangen predigen in deutsch, das wollt' Herzog Ludwig nit und hie ihn verbrennen. Da nahm ihn der Henker und
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TM Hauptwörter (200): [T26: [Kaiser Luther Papst König Wort Gott Tag Sache Fürst Schrift], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T169: [Hand Kreuz König Krone Schwert Zeichen Haupt Gold Mantel Kaiser], T123: [Haar Mann Kopf Frau Hand Fuß Kleidung Mantel Hut Schuh]]
Extrahierte Personennamen: Hans_Hus_von_Bhmen Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig_den_Vogt_von_Konstanz Ludwig Hans_Hagen Hagen Ludwigs Ludwigs Jesu_Christe Jesu_Christe Ludwig Ludwig
Vom Konstanzer Konzil.
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band ihn mitsamt Kleid und allem an ein aufrecht Brett und stellt' ihm einen Schemel unter seine F' und legt Holz und Stroh um ihn und schttet ein wenig Pech darein und zndet es an.
Da hielt er sich mit Schreien sehr bel und war bald verbrannt.
C. Belehnung des Burggrafen Friedrich mit Brandenburg.
Danach an dem Sonntag, so man sagt Quasimodo geniti, d. i. am achten Tag in Dfiern1), da empfing der hochwrdig Fürst, Burggraf Friedrich von Nrnberg, vor dem Imbi in der achten Stund sein Kurfrstentum, die Markgrafschaft Brandenburg. Da war gemacht an dem obern Markt zu Konstanz ein ebener Platz, da wohl dreiig Mann mochten stehen; der Platz war verdeckt mit einem groen, schnen, gldenen Tuch, und daneben zu beiden Seiten auch bedeckt mit gldnen Tchern und gegen die Mauer auch ein glden Tuch. Und wenn jemand hinauf sah, so whnt er, es brenne von Gold.
Und an demselben Morgen frh, so der Tag anhebt, da ritten alle Posauner um in der Stadt und mit ihnen ritten alle Diener des Burggrafen und sonst viel Volks mit ihnen, das ihm dienen wollt'. Und hatte jeder einen Stecken in seiner Hand, der eine Ellen lang war. Und voran an dem Stecken war ein rotes Fhnlein, das war hinten spitzig und vorne an dem Stecken wohl eine Hand breit. Und fhrten zwei Ritter auf zwei Rossen, der eine ein Banner an einem Spie mit dem Wappen der Markgrafschaft Brandenburg, der andere der Burggrafen Schild von Nrnberg. Das Reiten tten sie dreimal durch die Stadt. Und bei dem dritten Reiten, das war vor der neunten Stund', da sammelten sich alle Fürsten und Herren, welche ihm dienen wollten, vor seiner Herberg, die war bei der kleinen Metzg, in dem hohen Haus Heinrich Tettikofers. Und deren jeglichem gab man ein rotes Fhnlein in die Hand. Und ritten also mit ihm das kleine Glein hinaus und durch die Mordergassen und Neue Gassen und St. Pauls Gassen bis an den oberen Markt. Und fhrte man die zwei Banner an Spieen vor ihm. Und war des reitenden Volks so viel, da ein Teil halten mut an der Ringgassen und bis zu St. Pauls Brunnen. Und waren alle Huser, die dahin sehen mochten, gesteckt voller Leut.
Und als der Burggraf an den Markt kam mit den Bannern und mit den Leuten, die vor ihm, neben ihm und hinter ihm zogen, da war auf dem weiten Platz an dem Haus gegen die Mauer ein schner Sessel gemacht, mit einem gldnen Tuch verdeckt.
Und als erster ging auf den Platz Herzog Ludwig von Bayern und war bekleidet mit einem Rock wie ein Letzger2) und hatte eine Pelzkappe um die
x) Am 18. April 1417.
2) d. h. ein Geistlicher, der im Hochamte die Lektion aus einer Epistel singt.
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau]]
TM Hauptwörter (200): [T18: [Mark Brandenburg Land Albrecht Friedrich Kaiser Jahr Markgraf Haus Markgrafe], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T112: [Schwert Ritter Schild Waffe Lanze Pferd Speer Hand Helm Pfeil], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung]]
Extrahierte Personennamen: C. Friedrich Friedrich Quasimodo Friedrich_von_Nrnberg Friedrich Heinrich_Tettikofers Heinrich Pauls Ludwig_von_Bayern Ludwig